Namibia 12 Tage Paradiesische Natur- und Tierwelten

Gemeindereise nach Namibia vom 23.05. – 03./06.06.

Liebe Reiseteilnehmerinnen, liebe Reiseteilnehmer!

Wir blicken auf eine 12-tägige interessante, erlebnisreiche und harmonische Reise nach Namibia zurück. Die nachfolgenden Tagesberichte belegen das.

Ging es bisher bei den Studienreisen mit mir um Kultur oder historische Stätten, anfangs um biblische Stätten, um Anfänge des christlichen Glaubens oder auch um andere Religionen, so erlebten wir dieses Mal hauptsächlich Natur; so war auch Thema aller Andachten die Schöpfung, von der Gott sprach: "Siehe, es war sehr gut." Wir Menschen sind Teil der Schöpfung, zugleich aber ist es Aufgabe von uns Menschen, mit dazu beizutragen, diese
Schöpfung Gottes wie einen großen Garten zu pflegen, zu schützen und zu bewahren, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder noch sagen können: "Siehe, es war sehr gut."

Diese Reise war vor allem auch so beeindruckend und nachhaltig, weil wir mit Uli Helm einen auf so vielen Gebieten qualifizierten Reiseführer und Busfahrer hatten. Deshalb gilt ihm an dieser Stelle noch einmal mein herzlicher Dank.

Ich hoffe, wir alle werden diese Tage in Namibia in sehr guter Erinnerung behalten. Mir ist auch noch ein Anliegen, mich bei Euch allen zu bedanken, dass das Klima in der Gruppe so freundlich und harmonisch war.

 

Nacht und Tag 1

Es ist mal wieder so weit: Schelds reisen, diesmal mit einer kleinen Gruppe, diesmal nach Namibia.

Wir sind früh am Flughafen, nur Herr Höser ist schon da. Allmählich trudeln alle ein. Sicherheitscheck - Andachtsraum suchen - Reisesegen. Nochmal Sicherheitscheck - warten - boarden - die Enge macht besorgt: Wie sollen wir das 10 Stunden aushalten? Nicht vergessen: Uhr umstellen, Namibia ist eine Stunde hinter uns. Die Nacht ist ungemütlich. Glücklich, wer einen freien Platz neben sich hat, um die Beine etwas weiter ausstrecken zu können. Der Rücken hat Pech.

Irgendwie geht die Nacht rum. Uli Helm, unser Guide und Fahrer für die nächsten Tage, holt uns am Flughafen Windhoek ab - ruhig wie vor drei Jahren, als wir ihn bei der Vorreise kennen lernten. Auf dem Weg zum Hotel erzählt er schon einiges über Windhoek. Wir betrachten die Landschaft, sofern die müden Augen es erlauben.

Windhoek hat 300 000 Einwohner. 27% der Bevölkerung sind arbeitslos, es gibt keine Unterstützung. Ein neuer Präsidentenpalast wird gebaut, er kostet viel Geld, das anderswo dringend gebraucht würde. Uli beschreibt verschiedene Stadtviertel, die wir durchfahren, u. a. Klein-Windhoek und Olympia, wo es viele Sportvereine gibt.

Im Country Club Hotel haben wir eine gute Stunde Zeit zum Frischmachen. Frau Misskampf fragt: "Wer darf denn jetzt zuerst schlafen?" Darauf Frau Gepp: "Das ist doch kein Stundenhotel, oder?" Nach
dem Frühstück erholt man sich für ein paar Minuten am Pool und bewundert - keine menschlichen Körper, sondern Koys!

In einer kurzen Stadtrundfahrt zeigt Uli das Wichtigste in Windhoek: Straßenmeisterei, deutsche höhere Privatschule (teuer, führt zum Abitur, hauptsächlich Farmerkinder vom Land im Internat, wird
auch von Deutschland unterstützt, Lehrer kommen mit Dreijahresverträgen), Ausspannplatz (hier wurden zur Kolonialzeit die Ochsen ausgespannt und mit Futter versorgt)

  • Sechsmannhaus und Zehnmannhaus (hier wohnten zur Kolonialzeit unverheiratete Beamte)
  • Typisch für die Häuser: Veranda rundum, damit Schatten auf die Wände fällt.
  • Christuskirche (1910 vollendet, Glocken stammen aus Deutschland)
  • Reiterdenkmal (am 27. 1. 1912 zu Kaisers Geburtstag eingeweiht)
  • Tintenpalast (1913 eingeweiht, noch heute Parlamentsgebäude)
  • Turnhalle (wurde bekannt durch die "Turnhallenkonferenzen" zur Vorbereitung der Unabhängigkeit. Seit 1920 war "Deutsch-Südwest" Mandatsgebiet von Südafrika, verwaltet bis zur Unabhängigkeit 1990)
  • Bahnhof (1902 wurde die Linie Swakopmund - Windhoek eingeweiht)

 

Schließlich geht es weiter nach Rehoboth durch abwechslungsreiche hügelige Landschaft. Erste Paviane zeigen sich. Allmählich wird die Gegend flacher und die Businsassen werden immer schläfriger. Nur Uli legt sich noch nicht schlafen, obwohl er das angekündigt hat. Aber da es kaum noch einer hört, ist auch der Protest schwach.

Uli erzählt unverdrossen weiter: Haupteinnahmequellen des Landes sind Minen: Diamanten, Guano, Flussspat, Uran, (die Namib ist voll Uran), Salz...

Zweitgrößte Einnahmequelle: Tourismus (schafft viele Arbeitsplätze), dritte Quelle: Fischexport.

Wir kommen nach Rehoboth im Basterland. Baster sind Mischlinge zwischen Hottentotten und Europäern. Sie waren hauptsächlich Wagenbauer und sind heute noch hauptsächlich im Baugewerbe tätig. Ihre Muttersprache ist Africaans. Sie sind hellhäutig und mehrheitlich christlich.

Links der Straße hinter Rehoboth beginnt ein Wald von Kameldornakazien. Darin sind Webervogelnester, die uns in den nächsten Tagen noch häufig begegnen werden. Wir überqueren den Wendekreis des Steinbocks, 23,5° südlich des Äquators.

Zwischen Rehoboth und Mariental zerschneidet die Straße wie ein langes gerades Band die Landschaft. In der Ferne die roten Hügel der Kalahari, die Vegetation nimmt ab. Alle werden immer müder, Uli hoffentlich nicht.

Freundlicher Empfang in der Kalahari Anib Lodge mit Lychee-Saft. Um 16 Uhr 30 Abfahrt zur Natur-Erkundung im offenen Geländewagen. Zwischen Kameldornakazien und Büschen laufen und springen Steinböcke, Springböcke, Antilopen, Kudus, Oryxe und Strauße. An einigen verlassenen Straußeneiern erklären die freundlichen Fahrer das Fortpflanzungsverhalten der Strauße. Alle staunen über die Stabilität der hinterlassenen Schalen.

Wir erleben einen beeindruckenden Sonnenuntergang bei Bier, Wein, Limo oder Gin. Und es wäre ein geradezu erhebendes Erlebnis gewesen, wäre nicht eine laut schwätzende, doppelt so große Gruppe dazu gekommen. Welch ein Glück, dass sie nicht noch die Nationalhymne singen wollten (die französische, wohlbemerkt!)

Nach einem üppigen Viergangmenu geht es früh ins Bett - der Tag war lang und erlebnisreich und der Abend mit der wunderschönen Fahrt durch die Natur hat die ungemütliche Nacht davor bereits vergessen lassen. Was für ein angefüllter, verheißungsvoller Tag!

Doris Scheld

Samstag 25. Mai

Tag 2: Region Maltahöhe bis Sossusvlei

Nach einem gemütlichen reichen Frühstück brechen wir gegen 8:30 auf. Das Personal verabschiedet uns mit südafrikanischen Gesängen!

Uli berichtet uns, dass man die Leute ethnisch den Nama´s zurechnen kann. Sie sind von Osten über das Kalahari-Hochbecken und von Süden über den Oranjefluss eingewandert.

Gegen 9 Uhr sind wir wieder auf der B1, eine der wenigen asphaltierten Straßen, die es in Namibia gibt. Die Trasse verläuft von Süden (Südafrika), über Windhuk bis zum Norden (Angola).

Bei Mariental sehen wir Erdaufschüttungen; man hat sie angelegt, um nach starken Regenfällen Überflutungen besser zu beherrschen. Es regnet - wenn überhaupt - nur in der Sommerzeit (hier Januar bis März). Durch einen hier angelegten Stausee ist im begrenzten Umfang Mais und Luzerne-Anbau zur Versorgung von Milchkühen möglich.

 

Um 9 Uhr 30 halten wir zum Tankstopp; Diesel kostet in Euro umgerechnet 1,14; Benzin 1,10; also im Gegensatz zu Deutschland ist Diesel teurer als Benzin! Weiter fällt auf, dass viel Personal im Tankstellen- und Service-Bereich vorhanden ist.

Auf der Weiterfahrt, wir sind von der B1 auf die C19 in Richtung Maltahöhe gewechselt, überqueren wir den „Fischfluss“, er führt, obwohl es in diesem Jahr nicht geregnet hat, noch Wasser.

Um 11 Uhr erreichen wir unser erstes Tagesziel Maltahöhe. Der Ort wurde um 1900 von Henning von Burgsdorf gegründet. Seine Frau stammte aus Malta, daher der Name.

 

Wir besuchen den vor dem Ort liegenden Friedhof (interessant auf Afrikaans: Begraafplaas). Es ist der Ortsfriedhof auf dem noch 40 deutsche Soldaten ihre würdige Ruhestätte haben, die im Kampf währen des Nama-Aufstandes 1904 bis 1907 gefallen sind.

In der Ruhe des Friedhofes, im Schatten eines Baumes halten wir unsere Morgenandacht, Thema: Frieden

Im Ort besuchen wir das Oahara Kulturzentrum. Es ist im ehemaligen Busbahnhof der Eisenbahngesellschaft untergebracht. Hier werden handwerklich hergestellte afrikanische Kunstwerke und Souvenirs angeboten.

Übrigens heute ist Afrikatag 2013; er wurde 1891 von Papst Leo XIII. zur Bekämpfung der Sklaverei eingeführt und um auch heute noch die Menschen durch Projekte und Programme vor den modernen Formen der Sklaverei
zu bewahren.

Um 12 Uhr fahren wir weiter. Der Ort liegt auf der ca. 1600 m hohen Schwarzrandebene, von der wir weiter auf der C19 nun in die fast 1000 m tiefer liegende Namib-Wüste runterfahren.

Wir erkennen die stark verwitterten Abrisskanten der oberen Schwarzrandschicht und sehen die durch Windverwehung schräg gewordenen Flächen der Hochebene am Horizont.

Warzenschweine kreuzen die Piste und rechts gibt es neugierige Erdmännchen.

 

Weiter haben wir rechts die Tsarisberge und links die Nubiberge im Blick. Durch einen Baumgürtel erkennt man den Tauchabfluss, welcher in der großen Lehmbodensenke von Sossusvlei versickert. Weiter auf der C19 ist der rechts bis auf 2000 m aufragende Gebirgsstock des Naukluftgebirges.

 

Die Bäume bilden bis zu 50m tiefe Wurzeln um an dasGrundwasser zu kommen. Hier waren bis etwa 1995 landwirtschaftliche Betriebe - überwiegend Schafzucht - angesiedelt.

Gegen 14:20 erreichen wir über die C27 die Sossusvlei Lodge.

Mit feuchten Tüchern erfrischen wir Hals und Hände, es ist halt wie immer
„gut warm“! Das war prima - als Begrüßung gibt es ein kühles Getränk: Apfelsaft mit einer Traube im Glas, toll!

 

Die im Programm vorgesehene Naturrundfahrt im offenen Geländewagen wird wegen der bereits belegten Wagen auf den nächsten Tag verlegt.
So haben wir genügend Freizeit die wunderschöne, interessante Lodge zu erkunden, den Wasserturm zu besteigen und uns auf das bereits um 18 Uhr 30 angesetzte Abendessen zu konzentrieren.

Das hat seinen guten Grund: Heute ist das Champions-League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München in London. So können wir früh genug das Abendessen beenden.

In erstklassischer Fernsehqualität wird das Spiel übertragen. Ergebnis bzw. Kommentar:

Dieses 2:1 über den BVB, der den Bayern eine Halbzeit lang riesige Probleme bereitet hatte, schien im Nachgang mehr Therapie und Befreiung gewesen zu sein als Party und Ausgelassenheit.

Oder:

Spannend, hochklassig, emotional - das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Dortmund löste alles ein, was es versprochen hatte. Für erschöpfte Münchner wurde der Sieg zur Befreiung vom Endspielfluch - und für die Bundesliga zur spektakulären PR in eigener Sache.

Gerhard Roth

 

Sonntag 26.5.

Tag 4: Sossusvlei, Sesriem Canyons und Naturrundfahrt im Gebiet der Sossusvlei Lodge

Wir fahren zu den höchsten und schönsten Dünen der Welt, die eine riesige Lehmbodensenke umgeben, das Sossusvlei. Auf der Rückfahrt machen wir Station am Sesriem Canyon. Und am späteren Nachmittag unternehmen wir eine Naturrundfahrt im Gebiet der Sossusvlei Lodge mit einem stimmungsvollen Aufenthalt an Granithügeln, kleinem Imbiss und schönem Sonnenuntergang.

Um der Wüstenhitze nicht so stark ausgesetzt zu sein, heißt es heute: 5.15 Uhr aufstehen, 6.00 Uhr frühstücken und 6.35 Uhr abfahren. Doch vor der Ausfahrt der Lodge hat sich schon eine kleine Autoschlange gebildet. Nicht nur wir wollen die kühleren Temperaturen am Vormittag nutzen. Nach ein paar Minuten geht’s los. Wir haben über 60 km Fahrt bis zum Sossusvlei vor uns. Bevor wir in den Namib-Naukluft-Nationalpark einfahren, halten wir nochmals – und erleben gegen 6.45 Uhr einen schönen Sonnenaufgang über der Namib.

Die Namib ist eine der ältesten Wüsten der Welt. Aber nicht nur das. Hier gibt es auch die höchsten Dünen der Erde – sie erreichen über 300 Meter Höhe. Dazu zeigt sich eine Farbenvielfalt und Farbenintensität, die wohl ihresgleichen sucht. Das Farbenspiel und die Kontraste ändern sich zudem im Tagesverlauf. Das Farbenspektrum reicht von grau über beige und braun bis hin zu rot. Dazu ein blauer Himmel und nur ein wenig Vegetation in verschiedenen Grüntönen

Während der Fahrt erzählt unser Guide Uli einiges Wissenswertes über die Namib-Wüste: So zum Beispiel, dass es eigentlich zwei Wüsten gibt: Die versteinerte Wüste, die ca. 30 – 40 Millionen Jahre alt ist und die Sandwüste, die mit zwei bis fünf Millionen Jahre bedeutend jünger ist. Die Namib erstreckt sich über rund 2.000 km von Nord nach Süd und liegt in den Ländern Angola, Namibia und Südafrika. Ein wichtiger Faktor für die Entstehung und das Bestehen der Namib ist, dass sie – wie Namibia insgesamt – in einem Hochdrucksystem mit wenig Niederschlag liegt. Allerdings reicht der Niederschlag, um selbst in dieser Wüstenlandschaft eine spärliche Vegetation gedeihen zu lassen: Insbesondere Flechten, Gräser und Kameldornbäume. Kameldornbäume wachsen häufig entlang der Wasseradern, die die Namib durchziehen.

Unterwegs machen wir einen kurzen Fotohalt. Nicht nur Dünen bilden schöne Motive, sondern auch so genannte Hexenoder Feenkreise. Das sind kreisförmige Gebilde, die in ihrem Inneren keine Vegetation enthalten. Dieses Naturphänomen gibt es in der ganzen Namib. Der Grund ihrer Entstehung ist noch nicht ganz geklärt. Auch bietet sich ein schöner Blick in das weite Tal in Richtung Sossusvlei. Und die frühen Morgenstunden nutzen Parkbesucher, um mit zwei Heißluftballons über der Wüste aufzusteigen. Weiter geht es an der Düne 45 vorbei – der Name soll daher stammen, dass sie 45 km vom Parkeingang liegt – bis zum Busparkplatz. Die letzten ca. fünf Kilometer legen wir in allradgetriebenen Geländewagen zurück. Dabei passieren wir auch die höchste Düne im Namib-Naukluft-Park, Big Daddy.

 

Etwa in der Mitte des Namib-Naukluft-Parks liegt das Sossusvlei. Diese riesige Lehmsenke -auch Vlei genannt - wird von hohen, roten Dünen umrahmt. Die Senke bildet das Ende des Tsauchab-Flusses. Der Tsauchab führt normalerweise kein Wasser. Nur nach starken Regenfällen kann es vorkommen, dass das Wasser das Vlei erreicht. Dieses Phänomen war für den Namen prägend, denn Sossus heißt auf Nama „blinder Fluss“. Die Dünen im
Sossusvlei-Gebiet sollen dadurch entstanden sein, dass der Oranje-Fluss vor einigen Millionen Jahren Sand in den
Atlantik trug. Mit der Brandung soll er dann weiter nördlich wieder angeschwemmt worden sein. Der nordwestliche
Wind beförderte die Dünen allmählich ins Landesinnere.

Wer genug Kondition hat, kann von der Senke auf eine nahe Düne wandern. Die meisten von uns wollen hinauf. Das frühe Aufstehen kommt uns nun zugute. Die Temperaturen für einen Aufstieg sind noch erträglich. Nach einigen Minuten findet jeder seinen Gehrhythmus. In einer lang gezogenen Reihe steigen wir immer am Dünengrad entlang zum höchsten Punkt auf. Tritt man mal etwas in die Dünenflanke, rutscht der Fuß schon ab. Am höchsten Punkt der Düne erwartet uns eine herrliche
Rundsicht. Rotschimmernde Dünen, dazwischen Täler, prägen das Panorama. Unter uns breitet sich die Lehmsenke aus. Der Abstieg ist weniger anstrengend. Je nachdem, ob man schnellen Schrittes oder doch etwas vorsichtiger bergab geht, kommen alle ohne Probleme nacheinander wieder zur Senke zurück. Nach einer Rast unter einem Kameldornbaum, in dessen Ästen wir zwei Fleckenuhus sehen, fahren wir mit den Geländewagen zum Bus zurück. An der Düne 45 halten wir für unsere
Andacht. Nach einem Gruppenfoto geht die Fahrt weiter zum Sesriem Canyon. Unterwegs haben wir Glück und sehen zwei Ludwig-Trappen, ein seltener Anblick.

 

Gegen 12.00 Uhr kommen wir am Sesriem Canyon an. Es ist heiß! Die ersten Siedler benötigten sechs aneinander geknotete Ochsenriemen, um Wasser aus der Schlucht des Tsauchab-Flusses zu holen. Daraus entwickelte sich der Afrikaans-Name Sesriem. Der Tsauchab-Fluss hat einen etwa 30 Meter tiefen und ca. einen Kilometer langen Canyon in das bis zu 18 Millionen Jahre alte Gestein gegraben. Der Canyon
soll im Zuge einer kontinentalen Erhebung vor ca. zwei bis vier Millionen Jahre entstanden sein. Die meisten von uns gehen ein Stück in den Canyon hinab.

Hier bekommt man schon einen guten Eindruck vom Canyon. Nach einer guten halben Stunde fahren wir zurück zur Sossusvlei Lodge. Für den späteren Nachmittag steht noch eine Rundfahrt mit Geländewagen im Gebiet der Sossusvlei Lodge auf dem Programm.

Gegen 16.00 Uhr starten wir in zwei offenen Geländewagen zur Naturrundfahrt im Gebiet der Lodge. Wir sehen Antilopen, vor allem Springböcke, in größerer Zahl. Diese kommen nachts sogar bis in die Lodge. Nachdem wir bereits einige Zeit unterwegs sind, steuern wir Granitfelsen an. Dort hat sich eine Kolonie Klippschliefer angesiedelt. Diese sehr entfernt mit den Elefanten verwandten Tiere – sie ähneln ein wenig den Murmeltieren – laufen sehr schnell über die Felsen und sind blitzschnell wieder in Felsspalten verschwunden. Weiter geht die Fahrt zu einigen Felsmalereien (vier bis sechstausend Jahre alt) und zu einem Rastplatz, den
Buschmänner einst genutzt haben.

Bevor wir zur Lodge zurückfahren, halten wir vor einem Granithügel. Hier bieten die beiden Guides verschiedene Getränke und Knabbereien, inklusive getrocknetem Antilopenfleisch, an. Wir genießen den Blick in die Ebene und erleben wieder einen schönen Sonnenuntergang. Im letzten Tageslicht fahren wir zur Sossusvlei Lodge zurück.

Ralf Höser

 

Montag 27.5.

Tag 5: von Sossusvlei nach Swakopmund

Mitfühlende Lodge-Angestellte wollten uns eine längere Nachtruhe gönnen, doch als routinierte Reisende waren wir pünktlich am Frühstückstisch und zur frühen Abfahrt bereit – bei 11 °C. Als Protokollantin des Tages hatte ich das Privileg, den ganzen Tag ganz vorne im Bus sitzen zu dürfen, sodass ich den vollen Aus- und Rundblick genießen konnte.

Wir fuhren über Solitaire, eine Kleinsiedlung auf einer Farm am Rande des Namib-Naukluft-Parks. Aufgrund seiner Lage an zwei touristisch bedeutsamen Strecken ist sie mit der einzigen Tankstelle und dem einzigen Lebensmittelladen weit und breit heute ein wichtiger Rast- und Versorgungspunkt in diesem dünn besiedelten Wüstengebiet. Zur Kolonialzeit spielte der Ort mit einer Poststation, einem Tante Emma-Laden und einem Viehmarkt für die umliegenden Farmen eine zentrale Rolle. Hier züchtete man früher Woll- und später Karakulschafe, in den 1980er Jahren wurden die Farmen aufgegeben. Inzwischen ist das Land im Besitz der Solitaire Country Lodge.

Die Reise ging weiter durch das Naukluft-Gebirge im Namib-Naukluft Park, der mit einer Gesamtfläche von rund 50.000 Quadratkilometern Namibias größtes Naturschutzgebiet ist. Dieses umfasst einen rund 100 bis 150 Kilometer breiten Gürtel entlang der namibischen
Küstenwüste. Hier wurden während der Kolonialzeit viele Kämpfe um die Wasserressourcen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den deutschen Truppen geführt. Der Park wurde 1907 gegründet und im Laufe der Jahre kontinuierlich vergrößert.

 

Das Naukluft Gebirge mit seinen schroffen Felsmassiven und tief eingeschnittenen Flusstälern erhebt sich rund 1000 Meter über die Umgebung. Hier findet man einige der mit über 1 Milliarde Jahre ältesten Gesteinsformationen der Welt. Das Gebirge aus porösem Dolomitgestein ist von tiefen Cañons geprägt. In den Naukluftbergen regnet es wesentlich
mehr als in der Wüste, wodurch selbst in der Trockenzeit eine üppige Vegetation bewahrt wird.

In den bergigen Hängen des Naukluft lebt das Hartmann-Bergzebra, in den Schluchten finden sich in großen Anzahlen Kudus. An Raubtieren kommen neben Schakalen auch kleinere Katzen (z.B. Ginsterkatze), aber auch Leoparden und Geparden vor. Entlang der Strecke sahen wir Elefanten und Giraffen am Wegrand und im Laufe der Fahrt überquerte ein Strauß die Straße und brachte den Bus zum halten (Vorfahrtsrecht). Während der Fahrt brachten uns neben den faszinierenden Tierbeobachtungen die zahllosen Farbnuancen der Erde, die Gesteinsformationen und die Wüstenflora immer wieder zum Staunen. Interessanterweise waren auch Spuren von längst aufgegebenen Öl-Bohrungen in der Wüste auszumachen.

Wir überquerten den Gaub-Pass, dessen Hochebenen aufgrund seiner weiten Geröllfluren an eine Mondlandschaft erinnern. Hier gibt es Uran-Vorkommen, von den zahlreichen Minen sind allerdings nur noch fünf in Betrieb, die restlichen wurden bereits wieder aufgegeben. Der Reiseführer wies uns auf eine uns bis dahin unbekannte Pflanze hin, die Welwitschia. Sie gilt als ein sogenanntes "lebendes Fossil" und wird ca. 1000 Jahre alt. Mit ihrem tiefen und weit verzeigten Wurzelwerk kann sie auf einer sehr großen Fläche die geringe Feuchtigkeit aus dem Boden aufnehmen und ist somit gut an die extrem trockenen Bedingungen angepasst. Oberirdisch besteht sie aus nur 2 Blättern, die das ganze Leben wachsen und im Laufe der Jahre an den Spitzen verwittern.

 

Nach dem Gaub-Pass überquerten wir den Kuiseb-Pass. In der Nähe des Passes im Kuiseb- Canyon haben sich Henno Martin und Hermann Korn, zwei deutsche Geologen nach Ausbruch des 2. Weltkrieges versteckt, da sie befürchteten, auch als Wissenschaftler als feindliche Ausländer verhaftet und interniert zu werden. Sie führten während dieser Zeit ein primitives Jägerdasein. Der Kampf ums Überleben wurde von H. Martin in seinem Buch „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ geschildert.

Nach dem Kuiseb-Pass gelangten wir kurz vor Walvis Bay wieder in eine sandartige Wüstenlandschaft. Hier wird der Namib-Naukluft Park von der Atlantikküste begrenzt

(namibischen Küstenwüste). Die unwirtliche Küste ist sehr gefährlich, was ein im Vorbeifahren entdecktes Wrack eindrücklich veranschaulichte.

Walvis Bay (deutsch auch „Walfischbucht“), eine Stadtgemeinde am Atlantik, ist der bedeutendste Seehafen Namibias. Nach einem kurzen Stopp bei einer deutschen Bäckerei mit leckerem Gebäck ging es weiter nach Swakopmund.

Die Stadt hat rund 45.000 Einwohner und liegt direkt am Atlantik nahe der Mündung des Flusses Swakop. Hier herrscht ein angenehm mildes Küstenklima, auch wenn der Küstensaum als Folge des aus der Antarktis kommenden kalten Benguelastroms vormittags meist nebelverhangen ist und die Wassertemperatur kaum über 20 °C steigt. Auch uns empfing Swakopmund am Nachmittag mit Kühle und dem typischen Nebel. Historische Bedeutung erlangte die Stadt unter der deutschen Kolonialverwaltung als Teil der Kolonie Deutsch-Südwestafrika und als wichtigster Hafen für Einwanderer aus Deutschland. Swakopmund gilt bis heute als „deutscheste” Stadt Namibias, was sich in der für uns ansprechenden Architektur und den nach wie vor überwiegend deutschen Straßennamen widerspiegelt. Aufgrund der
günstigen klimatischen Verhältnisse ist heute der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Nach dem Einchecken im Beach-Hotel Swakopmund spazierten wir durch die Stadt, natürlich auch, um in den Souvenirläden zu bummeln. Hier war es kein Problem, sich auf Deutsch zu verständigen. Anschließend erholten wir uns in einem Café. Das Hotel servierte uns ein ausgezeichnetes Abendessen und nach dem Genuss eines herrlichen Bieres war der ereignisreiche Reisetag zu Ende.

Emilie Mißkampf

Dienstag 28.5.

Tag 6: Aufteilung in drei Gruppen

Tour nach Walvis Bay

Wider Erwarten scheint heute Morgen die Sonne, nachdem wir gestern im Nebel angekommen sind. Heute sind wir geteilt. Dieter, Maria und Waltraut entschließen sich zur Wüstentour und Christine will nachmittags zusätzlich zur Bootstour noch einen Rundflug machen.

Der Rest macht sich mit Ulli und dem Bus auf von Swakopmund nach Walvis Bay (Walfischbucht). Es ist eine Fischereistadt, die über keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten verfügt. Außer einer evangelischen Kirche, die 1879 errichtet wurde. Sie wurde in Hamburg vorgefertigt und hier wieder aufgebaut. Sie wird heute vom Lions-Club verwaltet.

Nach ca. halbstündiger Fahrt über die Salzstraße erreichen wir den Hafen. Im Ticketshop werden wir mit dem Schild „Its wintertime ist glühweintime“ daran erinnert das es hier Winter ist. Wir begeben uns direkt zu unserem Boot der „Silversand“. Außer uns sind nur wenige andere Passagiere an Bord. So bleibt die Gruppe überschaubar. Wir werden von Mike, einem stämmigen Namibier, empfangen der uns abwechselnd in englisch, afrikaans und deutsch Erklärungen gibt. Da es recht frisch ist, werden wir mit Decken, Kaffee und Sherry versorgt. Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung nehmen wir Fahrt auf. Doch plötzlich bekommen wir noch einen zusätzlichen Passagier.

 

Es ist „Sacki“ ein Robbenmännchen. Die Tiere erreichen ein Gewicht von 100-300 kg und haben normalerweise einen Harem von 14-25 Weibchen. „Sacki“ scheint aber die Besuche auf Touristenschiffen zu bevorzugen. Für die Gegenleistung von ein paar Fischen dürfen wir ihn sogar streicheln. Aber nach einigen Minuten macht er sich wieder von Bord und Mike lockt mit weiteren Fischen die Seevögel an. Mit einer Geschwindigkeit von 7 Knoten gleiten wir fast lautlos in den Nebel hinein. Als ein rostiges Fischereischiff auftaucht, wirkt die Situation gespenstisch.

Doch Mike bringt uns wieder in die Realität zurück. Er erklärt uns wie die Austernzucht funktioniert. Zum Start der Zucht wird mit ca. 72.000 Tieren angefangen. Sie werden jeden Monat sortiert und am Schluss nach 7-9 Monaten bleiben ca. 300 Stück übrig. Dabei werden die Schalen auch jeden Monat abgeschrubbt. Das dient dazu die Parasiten zu entfernen, die sich auf den Schalen ansammeln. Durch das regelmäßige öffnen und schließen der Auster zur Nahrungsaufnahme würden sie sich am Fleisch festsetzen und den Geschmack verderben.

Der Nebel legt sich und bald können wir die Austernbänke erkennen. Wenig später kommt die Robbeninsel in Sicht. Es sind Tausende von Tieren. In Namibia gibt es ca. 1,8 Millionen Tiere. Der Bestand hat sich in den letzten 12 Jahren sichtlich erhöht. Wir gleiten mit dem Boot langsam an der Insel vorbei und sehen dabei doch noch einige Delphine. Die sind aber für die Kamera zu schnell. Mittlerweile haben sich Pelikane zu uns gesellt und die Robbe besucht uns auch noch mal.

 

Doch nicht nur die Robbe und die Pelikane werden mit Nahrung versorgt, sondern auch wir werden zum Essen gebeten. Es gibt frische Austern auf verschiedene Art zubereitet und diverse andere Kleinigkeiten. Dazu wird Sekt gereicht und die Stimmung ist dementsprechend gut.
Die Sammler unter uns bekommen einige gesäuberte Austernschalen zur Erinnerung. Frohgelaunt und gestärkt gehen wir an Land.

Da das vorgesehene Treffen mit dem evangelischen Pfarrer nicht zustande kommt haben wir den Nachmittag zur freien Verfügung.
Emilie und ich machen zunächst einen Bummel am Strand und können die vielen Flamingos, Kormorane und Reiher beobachten. Danach treffen wir uns mit Maria, die etwas später von der Wüstentour zurückkehrt, um in Swakopmund die Halskette zu kaufen, die ihr so am Herzen liegt. Wie fast alle anderen machen wir noch einen ausgiebigen Stadtbummel und haben noch ein paar Souvenirs erstanden. Aber wie schon erwähnt ist es Wintertime und gegen 17 Uhr wird es kühl. Wir machen uns auf ins Hotel, um uns mittels der zur Heizung umfunktionierten Klimaanlage aufzuwärmen.
Gut „angewärmt“ treffen wir uns um 18:45 an der Rezeption, um zum Abendessen zu gehen. Das findet außerhalb des Hotels statt. Da es windstill ist, ist es angenehmer als erwartet. Wir folgen Uli in die Innenstadt zu „Kücki`s Pub“. Der erste Eindruck erinnert an eine Mischung aus englischem Pub und bayrischem Hofbräuhaus. Wir folgen Uli in die zweite Etage. Dort treffen wir auf einen in rotes Licht getauchten Saal. Ein riesiger Tisch ist rundum mit Plüschsesseln umstellt. Außerdem sind an den Wänden Regale mit unzähligen Weinflaschen zu sehen. Hier finden offensichtlich Weinproben statt.

Heute gibt es Essen a la carte. Die meisten wählen Fisch. Der ist ausgezeichnet. Nach dem ausgiebigen Essen und dem Erzählen von den heutigen Eindrücken machen wir uns gegen 21:15 wieder auf den Heimweg. Auch heute war ein erlebnisreicher Tag und Morgen folgt ein weiterer mit vielen neuen Eindrücken.

Gabriele Scholles

 

Flug über die Dünenlandschaft des Namib Naukluft-Parks

Als wir am 27.5. in Swakopmund ankamen, war es neblig und nur 18 Grad warm. Ich machte mir Gedanken, wie wohl der Flug am nächsten Tag sein würde. Aber der Wettergott war uns gnädig gestimmt. Schon nach dem Aufstehen schien die Sonne und die Sicht war klar.

Nachdem ich vom Bootsausflug ins Hotel zurückgekehrt war, ging es mit dem Taxi zum Flughafen außerhalb von Swakopmund.

Dort musste ich etwa 30 Minuten auf die anderen Gäste warten. Dann wurden wir (5 Personen) zu einer Cessna geführt und der 2¼-stündige Flug begann.

 

Zuerst überflogen wir den Kuiseb-Trockenfluss, der die natürliche Grenze zur Dünenformation bildet. Dann ging es weiter nach Tsondabvlei, kurz danach kamen die wundervollen Dünen des Sossusvlei in Sicht. Die Farben und Schatten dieser riesigen Berge aus Sand, verändern sich von Stunde zu Stunde. Sossusvlei ist eine große Lehmkuhle, die von den höchsten Wanderdünen der Welt (bis zu 325 m) umschlossen wird.

 

Wir überflogen das alte Diamantcamp und entdeckten an der Küste das Wrack der „Eduard Bohlen“, das 1909 gestrandet ist. Weiter im Norden sahen wir die „Lange Wand“, eine Düne die ca. 200 m hoch ist.

Als wir uns Sandwich Harbour näherten, musste der Pilot auf 1000 m steigen. Sandwich Harbour ist eine große Salzwasserlagune und eines der größten Vogelschutzgebiete des südlichen Afrika. Viele verschiedene Vogelarten haben hier ein Zuhause gefunden.

Der Flug führte uns über die Salzminen zu Namibias großem Hafen, Walvis Bay. Als nächstes sahen wir die Guanoinsel, eine kleine Holzplattform auf der tausende Vögel ihren Mist hinterlassen haben und der zu Dünger verarbeitet wird. Wir näherten uns unserem Ausgangspunkt und landeten sicher auf der Erde.

Für mich war es ein sehr schönes Erlebnis, den Trockenfluss Kuiseb und das Sossusvlei von oben zu erleben.

Christine Bertuleit

 

Wüstentour

Gegend um Swakopmund

Um 8. 00 Uhr holte Andrew uns mit seinem Geländewagen am Hotel ab, denn es war eine Exkursion in die umliegende Wüste geplant. Das Wetter war kühl und es war sehr neblig und ungemütlich feucht. Wir fuhren ein paar Kilometer aus dem nebeligen Swakopmund Richtung Westen und trafen dort Tommy, der mit 5 anderen Touristen schon im Sonnenschein auf uns wartete. Nach der Begrüßung wurde erst einmal soviel Luft aus den Reifen gelassen, bis sie weich genug waren, um genügend auf dem weichen Sand zu haften. Dann ging es los in die Wüste, die hier aus lauter Sanddünen bestand. Tommy wusste genau, wo er halten musste, um uns Interessantes zu zeigen. Er erklärte uns, dass dieser Teil der Wüste, bis etwa 30 km landeinwärts, abhängig sei vom Nebel, der jede Nacht Feuchtigkeit vom Meer herbrächte. Pflanzen und Tiere dieser Region seien darauf eingestellt. Schon einige Meter vom Wagen, deutete er auf ein kleines Loch im Sand von etwa 5 mm Durchmesser. 25 cm tiefer säße eine Sandspinne, die nachtaktiv sei. In der Dämmerung würde sie in einem Umkreis von etwa 30 cm auf dem Sand ein Netz ausspinnen, in dem dann darüber laufende Insekten kleben blieben. Die verspeist sie dann. Am Ende der Nacht verspeist sie auch das ganze Netz, um daraus wieder Energie zu schöpfen und keine Proteine zu vergeuden. Sie verkriecht sich dann wieder im Sand, um dort bei 10 bis 15 Grad niedrigerer Temperatur den heißen Sonnenstrahlen zu entgehen. Den Gang ins Loch hat sie gegenüber dem Sand mit Spinnennetz stabilisiert und Tommy grub einen etwa 5cm langen Schlauch davon aus.

Aus einem halb mit Sand gefüllten Marmeladenglas holte Tommy dann einen schwarzen Käfer, ähnlich unserem Mistkäfer. Diese Käferart kann nicht mehr fliegen, denn ihre Flügel sind zusammengewachsen zu einem einheitlichen Panzer, der zusätzlich mit Wachs überzogen ist. Nachts stellt der Käfer sich kopfüber auf seine Vorderbeine und lässt den Nebel an sich vorüber ziehen. Dieser kondensiert auf seinem Körper und die Wassertropfen laufen den Rücken hinunter bis in seinen Mund. So ist er für den nächsten Tag mit Wasser versorgt.

In der Zwischenzeit hatte Andrew eine andere Spur entdeckt.

Tommy buddelte kurz im Sand herum und hielt dann einen kleinen, fast durchsichtigen Gecko in der Hand. Wir mussten uns so um ihn herumstellen, dass der Gecko immer im Schatten war, denn er kann Sonne nicht ertragen und ist deshalb auch nachtaktiv. Da dieser Gecko in der Sandwüste lebt, muss er nicht an steilen Wänden hochklettern und hat deswegen nicht die mit Haaren besetzten Fußsohlen. Er gehört zu den Faltengeckos und hat schwimmhautähnliche Häute zwischen den Zehen. Diese gestatten es ihm, leicht eine Höhle in den Sand zu graben, um dort in der Kühle den Tag zu verbringen. Sein Leben ist auch abhängig vom Nebel in Swakopmund, der nachts vom Meer herkommt und den Sand durch seine Feuchtigkeit festigt,
denn nur dann rutscht kein loser Sand nach. Das ist auch wichtig für die Augen des Gecko. Er hat keine Augenlider und muss die Augen mit seiner langen Zunge befeuchten und reinigen und das ist auch besser möglich wenn der Sand durch die Feuchtigkeit zusammen gehalten wird. Als Tommy den Gecko wieder auf den Boden setzte, hatte er vorher ein Areal mit Wasser gut durchnässt und mit dem Finger ein Loch in den Sand gebohrt in das sich der Gecko schnell einbuddelte und verschwand.

In der Zwischenzeit hatte Andrew ein Chamäleon entdeckt. Es war etwa 20 cm lang und obwohl es fauchte und biss, nahm Tommy es auf die Hand und mit einem Apparat kontrollierte er, ob das Tier schon mit einem Identifikationschip versehen war. Viele Tiere werden markiert, um festzustellen, welche Wanderungen sie unternehmen, vor allem nachts.

An einem anderen größeren Tier – sie können bis zu 35 cm lang werden und bis zu 1 kg schwer – zeigte Tommy uns, wie das Tier seine Hautfarbe verändern kann. Er setzte das Tier auf den Sand und die sonnenbeschienene Seite färbte sich dunkel, während die Schattenseite hell wurde. Dann hielt er den vorher erwähnten dicken schwarzen Käfer in 20 cm Entfernung auf seiner Hand und das Chamäleon schoss seine lange Zunge raus und schnappte sich den Käfer, der erst auf mehrmaliges Nachschieben in seinem Maul Platz hatte. Die Zunge solch eines Tieres ist so lang, wie sein ganzer Körper. Während des Fressens verbraucht das Chamäleon Energie und deshalb wird es heller, auch um sich der Farbe des Sandes anzugleichen. Da Chamäleons sehr gut sehen können, versuchte Tommy, es mit Hilfe von in Abständen hingeworfenen Mehlwürmern, dazu zu bewegen, zu einem kleinen Busch zu kriechen, was auch gelang. Das Tier kann seine Augen um 180 Grad drehen und auch Flugzeuge erkennen, während deren Überfliegen es sich nicht bewegt, da es sie wohl für Raubvögel hält.

Bei dem etwa 50 cm hohen Busch, der bis zur Hälfte von weißem Sand überdeckt war, entdeckte Tommy zwei schwarze „Sandkörner“, griff zu und hielt eine sandfarbene 10 cm lange Sandviper in der Hand. Sie versteckt sich im Sand und nur die oben auf dem Kopf befindlichen schwarzen Augen sind dann sichtbar. Als Tommy sie wieder auf den Boden setzte, bohrte sie sich rückwärts wieder in den Sand ein. Wenn sie sich dort bewegen würde, würde sie zur Beute für das Chamäleon. Ein Chamäleon braucht nicht unbedingt Schatten, aber bei einem Busch hat es die Wahl.

Wir fuhren weiter über farbige Dünen, je nach Mineralgehalt. Die unterschiedlich rotfarbenen enthalten Eisenoxid (Fe2O3), das je nach Temperatur bei seinem Entstehen in unterschiedlicher Modifikation und Farbe auftreten kann. Bei einer etwas dunkleren Düne hielten wir an und Tommy holte aus dem Auto ein bügeleisenartiges Gerät, das er mit einer Plastiktüte umwickelt hatte. Er fuhr damit über den Sand aus dem dann kleinste Teilchen hochsprangen und ein schwarzes Fell auf dem Gerät bildeten. Das Gerät entpuppte sich als ein Magnet, das ferromagnetische Eisenpartikel aus dem Sand anzog. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Magneteisenstein (Fe3 O4), dem beständigsten Oxid des Eisens, von dem Uli uns ganze Bergkuppen gezeigt hatte. Aus naturerhaltenden Maßnahmen wird aber kein Eisen industriell abgebaut.

Wir hatten neben einem Pfennigbaum (Crassula ovata Dickblattgewächs) gehalten. Tommy zeigte uns mehrere angeknabberte Blätter. Sie dienen unterschiedlichen Tieren als Wasserspender. Eine Spinne mit dickem weißem Bauch und dunklem Kopf kam angekrabbelt. Da sie sich von uns gestört fühlte, wühlte sie sich kopfüber so weit in den Sand, dass nur noch ihr heller Bauch draußen blieb und sie fast nicht mehr zu erkennen war.

Andrew hatte wieder etwas entdeckt. Tommy buddelte kurz im Sand und hielt dann eine Schaufelmauleidechse in der Hand, ein etwa 12 cm langes sandfarbenes Tier, das er herumreichte und dann als Mutprobe einigen Touristen als Ohrring anhängte, wo man dann die kleinen Zähnchen abgebildet sah, danach durfte sie sich wieder in den Sand eingraben.

Er fing noch mehrere Chamäleons, die er auf Chips überprüfte. Ein größeres Tier nahm er mit nach Hause, um es zu kennzeichnen und am Abend wieder an seinen Platz, den er mit einem Stock markierte, zurückzubringen.

Dann ging es nicht über Stock und Stein, denn die gab es nicht, aber über Düne und Düne Richtung Swakopmund. Zuweilen blieben wir im lockeren hohen Sand stecken, aber dank der Künste unserer Fahrer kamen wir schnell wieder frei.

Während der Fahrt sahen wir auf anderen Dünen Gruppen von Sandgleitern, die auf skiähnlichen Brettern die Dünen runtersausten.

Die Fahrt kreuz und quer durch die Dünen, zeigte mir endlich die Wüste so, wie ich sie mir in meiner Kindheit vorgestellt und bis zu diesem Tag nie gefunden hatte.

Ich werde diesen Vormittag als ein wunderbares Erlebnis in Erinnerung behalten.

Waltraud Scheld-Fehren

 

Mittwoch 29.5.

Tag 7: von Swakopmund zur White-Lady-Lodge

Die heutige Tour führt von Swakopmund auf der C 34 Richtung Henties Bay, dann auf der C 35 über Uis, einem ehemaligen Zinnmine-Dorf zur Brandberg White Lady Lodge.

Nach dem Frühstück im Beach Hotel und Koffer-Verladen ging es um 8.00 Uhr los. Swakopmund, ein kleines deutsch geprägtes Küstenstädtchen, liegt am Rande der ältesten Wüste der Erde und dem Atlantischen Ozean. Gut erhaltene Jugendstilbauten aus der deutschen Kolonialzeit prägen das Stadtbild. Gründung war im Jahre 1892, heute ca. 45.000 Einwohner.

Über die Sam Nujoma Avenue ging es stadtauswärts, vorbei an zwei interessanten Gebäuden:

Das OMEG-Haus, einst Lagerhaus der Otavi-Minen- und Eisenbahngesellschaft ist heute Unterkunft für Wissenschaftler.

In dem 1901 im wilhelminischen Stil erbauten, jetzt restaurierten Otavi Bahnhof befindet sich heute eine Bibliothek.

Weiter aus Swakopmund hinaus steht auf der rechten Seite das "Martin-Luther"-Lokomobil (Dampfmaschine) in einem Museum.

Der deutsche Offizier Edmund Troost importierte 1896 über Walvis Bay die ca. 40 t schwere dampfbetriebene Zugmaschine. Aus eigener Tasche finanzierte er das Projekt, wollte von Schienen und Ochsengespannen unabhängig sein. Für die Strecke von Walvis Bay nach Swakopmund brauchte er drei Monate.

Das Fahrzeug verbrauchte Unmengen von Wasser und blieb ständig im Sand stecken. Entnervt gab er nach mehreren Versuchen auf. Der Spitzname kam zustande, als Luthers angeblicher Ausspruch "Hier stehe ich - ich kann nicht anders" zitiert wurde.

Etwas außerhalb von Swakopmund wurden im SPAR-Laden Einkäufe für die Mittagspause erledigt.

Entlang der Küste Absperrungen am Strand. Hier nistet am Boden in den Kiesebenen zwischen den Dünen die seltene und sehr stark gefährdete Damara-Seeschwalbe, die pro Jahr nur ein Junges ausbrütet.

Des Weiteren kamen wir vorbei an:

  •  Wlotzkasbaken, einer kleinen Ansiedlung, benannt nach Paul Wlotzka, einem preußischen Kutscher, der Mitglied eines Erkundungstrupps war. Aus damaligen Zelten und Baracken sind heute dauerhafte Häuser aus Holz und Zement geworden. Außerhalb der Ferienzeit wirkt der Ort wie eine Geisterstadt.
  • Meerwasserentsalzungsanlage/Pumpstation: (von Franzosen gegründet). Ansaugrohr geht 1 km ins Meer, Entsalzungsprozess, Rest fließt durch gesonderte Pumpen zur Stromerzeugung. 
  • Zeila-Wrack: Der ausrangierte Fischtrawler hatte sich im Schlepptau mit einem anderen Trawler auf dem Weg nach Indien befunden, als das Schleppseil riss. Vom starken Benguela-Strom getrieben, lief die Zeila auf Grund. 
  • Henties Bay: Ferienort, berühmt für Fischreichtum. Hunderte von Anglern in der Saison (Kabeljau, Steinbrasse, Barben). Kurzer Stopp.

Von Henties Bay weiter auf der C 35 ca. 116 km Richtung Uis durch Omaruro-Fluss.

Zu sehen das Spitzkopp-Massiv(1728 m), das "Matterhorn" Namibias. Die Granitformationen zwischen den beiden Spitzkopp-Gipfeln (kleine + große) sind teilweise skurril verwittert.

Uis, ein ausgestorbenes Städtchen; stillgelegte Zinnmine, 1924 gegründet, einst Lebensnerv des Ortes. Als Weltmarktpreis des Rohstoffs 1992 fiel, musste die Mine geschlossen werden.

Dann ging es über Nebenpisten zum weithin sichtbaren Brandberg und zur White-Lady-Lodge.

Aus dem Bergmassiv mit ca. 30 km Durchmesser ragt der 2573 m hohe Königstein, Namibias höchster Gipfel empor. Die Brandberg-Region ist bekannt für eine mehrere tausend Jahre alte San-Felszeichnung, die White Lady. Die Malerei befindet sich unter einem wettergeschützten Felsüberhang, dem Maack's Shelter, benannt nach dem deutschen Landvermesser Reinhard Maack, der sie 1918 bei der Besteigung des Königsteins entdeckte. 1955 wurde sie von dem französischen Priester und Prähistoriker Henri Breuil (1877-1961) begeistert als weiße Dame beschrieben, da er einen Vergleich mit griechischen Darstellungen auf Kreta zog. Heute sind von der Weißen Dame nur noch vage Überreste erhalten, weshalb sie durch Gitter geschützt wurde.

Bei der White Lady Lodge angekommen, wurden wir mit einem kühlen Getränk empfangen und von zwei Erdmännchen begrüßt.

Nach dem Abendessen gab es von den Angestellten noch Tänze und Gesang (u. a. die namibische Nationalhymne).

Höhepunkt des Abends war der wunderbare Sternenhimmel, den uns Uli mit seinem Laser-Strahl näher brachte. Zu sehen war u. a. das Kreuz des Südens, die Milchstraße, Skorpion. Ein einmaliges Erlebnis.

Nicht zu vergessen die hervorragenden Informationen von Uli sowie seine busfahrerischen Leistungen, ganz speziell:

  • mal "Hoppala" - besonders auf den Pisten und
  • 5 mal "Weg da" - wenn seinem Bus irgendetwas im Weg stand

Gisela Welzel

 

Donnerstag 30.5.

Tag 8: von der White Lady Lodge zur Vingerklip Lodge

Und die Chronisten des 8. Tages, 30. Mai 2013, stellen bei der Abfahrt von der Brandberg White Lady Lodge eine den Schreibern bisher bei Karl Schelds Reisen nicht bekannte Begebenheit fest: die Abfahrtszeit ist nicht wie üblich "just in time", sondern: 7 Minuten vor der Zeit war der Gruppe Pünktlichkeit.

Der Blick geht nochmals zurück auf die mächtige Gruppe der Brandberge, die Suche nach wilden Beestern beginnt wie jeden Tag, doch statt der erwarteten Elefanten, die noch kurz zuvor in der White Lady Lodge gesichtet sein sollten, bleiben nur zwei Erdmännchen mehr oder weniger beachtet zurück. Wir konnten zwar an diesem Tage noch mehrmals Elefanten erblicken, allerdings nur auf den Straßenverkehrsschildern, die auf erhöhte Aufmerksamkeit wegen der Gefahr spazieren gehender Elefanten hinweisen wollten. Auf Elefanten wurde auch hingewiesen, durch Kreise von kopfgroßen weißen Steinen, die kreisförmig um Telegrafenmasten ausgelegt waren, um Elefanten zu hindern, sich daran zu scheuern.

Die Fahrt nach Twyfelfontein (Zweifelhafte Quelle) vorbei an Ständen der Herero, die ihre Puppen, Schnitzereien aus Balsaholz und Mineralien verkaufen wollen.

Die Hererofrauen tragen in der Wüste großenteils ihre von den Missionsfrauen und aus der Kolonialzeit übernommenen Trachten. Dazu gehören auch Hüte, die spitz auslaufen und Hörner der Rinder symbolisieren. Die hingegen in den Städten häufig als Bügelfrauen lebenden Herero tragen heutige Mode.

In der Pflanzenwelt wird sichtbar, dass in dieser Gegend mehr Wasser als anderswo vorhanden ist; wir sehen Balsamgewächse, und auch größere Bäume mit Blättern, die vor allem zur Familie der Akazien gehören, wie zum Beispiel Anabäume und Kameldorn. Das was wir als Kakteen ansehen sind Wolfsmilchgewächse, vor allem Euphorbia ferox. Kakteen sind nicht heimisch in Namibia. Das Holz wird für Palisaden und Häuserbau benutzt und ist in Altöl getränkt, damit es gegen Termiten resistent wird. Die aus Holzästen entstandenen Zwillen wurden zum Kampf und zum Vogelschießen verwendet. (Kennen wir das nicht auch von unserer Kindheit?).

Wir erfahren, dass die Raupen der Mopanemotte das Laub der Mopanebäume fressen, diese aber wieder neue Blätter hervorbringen, und dass die Raupen geröstet als kulinarische Köstlichkeit anzusehen sind, und dass sie ein guter Proteingeber sind.

Wir sind im Damaraland (Damara = das schwarze Volk). Damara sind mit den Buschmännern das Urvolk von Namibia, verteilt über das ganze Land. Sie wurden von nomadisierenden Herero und Namano versklavt. Im Zuge des Odendaalplans wurden die weißen Farmer 1964 enteignet, um in diesem Gebiet ein Homeland der Damara einzurichten (Damaraland).

Teilweise vergammelten die Häuser der ehemaligen Besitzer, weil die Damara an böse Geister glauben, teilweise wurden sie bewohnt, teilweise dienten sie als Ställe. Die Damara arbeiteten sowohl in Städten oder auf den Farmen und züchteten Ziegen und Esel. Der Ursprung der Damara ist noch unbekannt, sie stammen jedenfalls nicht von den Bantu ab, da diese einen anderen Körperbau aufweisen. Jetzt vermischen sie sich mit den Nama und Herero.

 

Den Aba Huab Fluss überquerend erreichen wir Twyfelfontein, ca. 80 km westlich von Khorixas gelegen. Diese Zweifelquelle versorgt das Gebiet und die Tiere das ganze Jahr über mit Wasser. Wasser sickert durch den roten Sandstein des Gebirges bis zur undurchlässigen Lehmschicht, die das Wasser aus dem Gebirge austreten lässt. Der immergrüne Weißstammbaum fällt auf, da er aussieht, als sei sein Stamm mit weißer Farbe angestrichen.

Doch nicht die Landschaft und die Vegetation sind der Anlass zur Fahrt nach Twyfelfontein, sondern mehr als 2500 mit harten Steinen eingeritzte Felsfiguren, die Buschmänner vor ca. 5000 Jahren schufen. Wir sehen Szenen aus dem Alltagsleben der Buschmänner, vor allem aber Tierdarstellungen der gesamten bekannten Tierwelt (Pinguine eingeschlossen) unter anderem auch Kuriositäten wie ein Löwenmann, halb Tier halb Mensch und einen Strauß mit 4 Hälsen. Es gibt auch abstrakte Gravuren, von denen bis heute nicht bekannt ist, was die Buschmänner damit ausdrücken wollten. Das Tal wurde 1952 zum Naturdenkmal erklärt und gehört seit 2007 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

 

Beeindruckt fahren wir weiter zum Verbrannten Berg und den Orgelpfeifen. Die oberste Schicht des Tafelberges besteht aus erodiertem Lava- und Basaltgestein. Vor ca. 130 Mill. Jahren schob ein Vulkan das farbige, schwarze, rote und lila Gestein an die Erdoberfläche. Bis zu 1200°heiße Lava floss durch das Tonschiefergestein in einen See und veränderte das Gestein so, wie wir es heute sehen: durch unterschiedliche Mineralien wie Mangan und Eisen total verkohlt und farbig.

Wir fuhren weiter zu den so genannten Orgelpfeifen: 2-5 m hohe Basaltsäulen, die nach der Eruption vom Fluss freigelegt wurden. Beide zuvor genannten Phänomene können wir als wunderschöne Naturschauspiele bewundern. Von hier fuhren wir in das „lebende Museum“ der Damara.

Damara haben hier ein traditionelles Dorf aufgebaut, um Besucher mit ihrer Kultur bekannt zu machen. Mit den Buschmännern gelten sie als Ureinwohner Namibias und hatten eine Jäger- und Sammlerkultur. Später züchteten sie Ziegen, Rinder und Schafe. Während der Zeit der Kolonisation verloren sie fast vollständig ihre Kultur, die sie versuchen, in diesem Museum wieder zu rekonstruieren. Außerdem gibt das Museum einigen von ihnen ein geregeltes Einkommen.

Terence begrüßte uns in Englisch und führte uns in dem Dorf herum. Er erzählte, dass die Damara in lockeren Gruppen zusammengelebt hatten und wie sie Streitigkeiten nicht durch Kämpfe sondern durch Verhandlungen mit dafür vorgeschriebenen Ritualen beendet hätten. Dann führte er uns zu einer Gruppe von Männern, die uns ein Brettspiel zeigten, das auch Streitereien beenden sollte. Die Spieldauer konnte sehr lang sein und der Verlierer verlor dann zum Beispiel sein Dorf oder seine Familie, je nachdem, um was es Streit gegeben hatte.

Dann gab es die Hütte der Heilerin. Sie holte aus Körben unterschiedliche Pflanzenteile und erklärte in ihrer Klicksprache, was sie in der Hand hielt und gegen welche Krankheit das Mittel benutzt wurde.

Sie hatte Blätter des Stinkbusches (Boscia foetida ein Kaperngewächs), dessen Blüten nach Fäkalien stinken. Ein Tee dieser Blätter hilft gegen Bauchschmerzen und Blähungen. Aus den Beeren kann man einen Saft machen, der ähnlich hilft, aber auch nicht mehr stinkt, genau wie der Teeaufguss.

Dann zeigte sie uns Blätter von Maerua angustifolia Schinz, auch ein Kaperngewächs, dessen Aufguss gegen Ohrenschmerzen hilft.

Ein Teil einer Pflanze, Chicken Feet genannt (Geigeria ornativa Asteraceae), deren gelbe asternähnliche Blüten giftig sind, wird geröstet und die Asche auf offene Wunden gestreut.

Ein Aufguss der Wurzel der Schattenpflanze (Kleinia longifolia Kaperngewächs) einem sukkulenten Strauch, heilt Syphilis und der Blättertee hilft bei Blasen- und Nierenbeschwerden.

Der getrocknete Dung vom Klippschliefer regelt Menstruationsstörungen und darf nicht während der Schwangerschaft benutzt werden.

Ein Umschlag mit gekochtem Elefantendung hilft bei Knieproblemen und Arthritis.

Das rote Pulver des Ockersteins dient als Sonnenschutz und als Gesichtsschmuck bei Frauen. Wenn Männer sich damit einreiben, zeigen sie, dass sie schwul sind.

Als besonders wichtiger Baum wurde wieder der Mopani Baum (Acacia colophospermum) genannt. Mit seinen Blättern wird ein Tee gegen Durchfall gemacht, kleinere Zweige nimmt man als Zahnbürsten, größere geschälte dienen zum Anbinden der Pfeilspitzen an den Pfeilschaft. Das kostbarste aber ist der Stamm zum Hausbau, denn er ist termitenresistent.

 

Zum Drillen auf Feuerholz werden auch geeignete Zweige genommen.

Von der essbaren Raupe der Mopanemotte( Imbrasia belina) war schon oben die Rede:

Aus den Kokons der wilden Seidenmotte (Gonometa rufobrunnea), die auch auf dem Baum lebt, bereiten sie Seidenstoffe.
In einer anderen Hütte konnten wir einem Schmied zusehen, der aus glühendem Eisen Messerklingen herstellte.
In einer anderen Hütte saßen Frauen und stellten Halsketten her aus Samen und Straußeneierplättchen.
Zum Abschluss tanzten die wenig bekleideten Frauen einen ihrer traditionellen Tänze für uns. In kleinen Läden mit selbst gefertigten unterschiedlichen Andenken für Touristen konnten wir dann noch etwas zur Unterstützung des Projektes beitragen.

Nach dem beeindruckenden Erlebnis mit Menschen reisen wir erneut zu einem Naturphänomen, dieses Mal aus der Eiszeit, in den „ Versteinerten Wald“. Er besteht aus ungefähr 50 Baumstämme, die durch die Eisschmelze und Überflutung hier vor ca. 280 Mill. Jahren abgelagert wurden. Die sich oben drauf legende Sedimentschicht schloss das ganze Konglomerat luftdicht ab, so dass das Holz versteinerte. Durch Druck drang Kieselsäure ein und zersetzte langsam die organischen Bestanteile. Durch Verwerfungen und Erosion reißt das Gestein, ist aber dennoch als Baumstamm gut zu erkennen.

 

Der sehr reichlich mit verschiedensten Eindrücken gefüllte Tag geht seinem Abend entgegen .Doch aufmerksame Leserinnen und Leser bemerken; Hier fehlt doch etwas Spezifisches dieser Karl Scheldschen Reise: Die Andacht, sie wird heute zur Abendandacht, zur Meditation am Fronleichnamstag. Der Rückgriff auf Mose zeigt, sowohl er als auch unsere Gruppe sind in der Wüste unterwegs, und wir stoßen auf Wunder / Phänomene der Natur, die wir (häufig) nicht erklären können. Der Auftrag für Mose, das Volk aus der Wüste zu bringen, ist ein Großauftrag, der alle fordert. Er macht aber auch deutlich, dass Gott zu seiner Verheißung steht. „Lobe den Herren, alle die ihn ehren“ und ein Irischer Segen „…leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens“ beschließen die Andacht und die Fahrt zur Übernachtung in die Vingerklip Lodge geht weiter.

Wir verlassen das Damaraland und kommen in privates Land - in die Vingerklip, dem eigenwillig geformten Felsen, der einem Finger ähnelnd 35 Meter hoch in den Himmel zeigt. (Wie lange er wohl so noch stehen kann?)

Die Anfahrt zur Vingerklip Lodge in der Abendvordämmerung entwickelt sich zu einem Augenschmaus: der Blick auf die Tafelberge der Ugap-Terrassen ist grandios, für mich sahen die steil ansteigenden Terrassen aus wie jeweils eine riesige Stadtmauer, die die dahinter liegende Stadt mit ihren Schlössen schützt. (Jaisalmer in Indien kam mir in Erinnerung.)

Ein langer, erlebnisreicher Tag ging zu Ende, und wir konnten sowohl die herrschaftliche Unterkunft als auch das wohlschmeckend Abendessen genießen.


Siegfried Scheld

 

Freitag 31.5.

Tag 9: von der Vingerklip Lodge zum Etosha-Nationalpark

½ 7, ½ 8, ½ 9: Mit diesen Zeitangaben des Vorabends für den nächsten Tag ging ich ins Bett und tatsächlich, um 6 Uhr 30 klingelt mein Wecker. Gott sei´s gedankt, dass ich einen Quarzwecker habe, denn in der Nacht war kein Strom da. Wahrscheinlich waren die Generatoren nachts abgestellt. Hier, in der Vingerklip Lodge, weit ab von Stromleitungen, muss man selbst den Strom erzeugen.

Um 7 Uhr 30 gehe ich zum Frühstück hinüber ins Hauptgebäude. Auf dem kurzen Weg dorthin streifen noch einmal meine Blicke über das bergige Land. Unsere Anlage ist liebevoll bepflanzt mit landeseigenen Gewächsen auf felsigem Boden.

Auf unsere Gruppe ist Verlass: Pünktlich um 8 Uhr 30 setzt sich der Bus in Bewegung mit dem Tagesziel: Etosha-Nationalpark. Es wird eine lange Strecke werden. Wir verlassen das Gebiet mit den Fingerclips, zu deren Entstehung uns Uli noch eine Aufklärung gibt: Zunächst war dieses Gebiet eine riesige Hochebene, durchzogen von einem mächtigen Fluss, der beim einsetzenden Monsunregen anschwoll und das Gesteinskonglomerat nach und nach abschwemmte. In der Folge senkte sich das Land immer tiefer, bis auf einige Klippen, die wie Finger senkrecht in die Höhe ragen.

Wir haben nun eine Strecke von etwa 20 km zu bewältigen auf einer Trasse, die nicht asphaltiert ist, will sagen: Wenn wir einem Auto begegnen, wirbelt es soviel Staub auf, dass wir sekundenlang nur noch ahnen können wo wir hinfahren. Zum Glück ist kein starker Verkehr, im Schnitt alle 20 Minuten ein Auto (ich habe mal die Zeit gestoppt). Ganz zu schweigen davon, wenn wir hinter einem Auto her fahren müssen, dass wir es nicht überholen können, weil wir wegen des Staubes kein entgegenkommendes Fahrzeug sehen würden. Uli sagt dazu: „Geh weg“ und gestikulierend schiebt er den Staub weg.

 

Mich fasziniert die Vegetation im kargen, felsigen Boden, die trotz mangels an Wasser und intensiver Sonneneinwirkung gedeiht. Uli berichtet dazu, dass in den Bergen viele Quellen und Wasserspeicher zu finden sind. Dies erklärt das Wachstum und das Grünen der Natur.

Immer wieder begegnen wir Termitenhügeln, die vereinzelt bis fünf Meter Höhe erreichen können. Oft stehen sie unter Bäumen, was zur Klimatisierung der durch seine Vielzahl von Gängen erbauten Hügel beiträgt. Man geht davon aus, dass die Höhe des Baues die gleichen Ausmaße auch unterirdisch einnehmen. Zwei Röhrengänge erreichen dabei das Grundwasser. Die Ameisenbauern sind nachtaktiv. Sie verkleben Lehm und Holzteilchen mit ihrem Speichel als Bindemittel zu einem stabilen Bauwerk, das von innen nach außen gebaut wird. Die Spitze des Baues neigt sich immer nach Norden. Man kennt deren Bedeutung noch nicht. Die Termiten sind etwa zwei Zentimeter groß. An dem eingeschleppten Holz, das auch von den Tieren gefressen wird, wachsen zur Regenzeit Pilze. Sie wachsen am Bodenansatz aus dem Bau heraus, sodass sie auch den Menschen als Nahrungsquelle dienen.

Der Termitenstaat ist ähnlich dem von Bienen aufgebaut. Die große Königin legt Millionen von Eiern, während die Armee den Hügelbau bewacht. Die jungen Termiten tragen Flügel. Nach 48 Stunden verlieren sie diese, sodass der Boden übersät ist davon. Nun sind die Ameisen geschlechtsreif und bauen einen neuen Hügel. Natürliche Feinde sind Ameisenbär, Erdferkel, Löffelhunde, selbst Störche zur Regenzeit.

Nach kurzer Zeit auf der asphaltierten Straße machen wir in dem 6000 Einwohner großen Örtchen Outjo eine P.P. Die Ortschaft macht einen ansprechenden, gepflegten Eindruck. Blumen und bunt blühende Sträucher und Bäume (Bougainvilla) verstärken den Eindruck.

Auf der Weiterfahrt fallen mir „verdorrte“ Bäume auf. Ich bedaure die Auswirkung des Klimawandels. Aber Uli belehrt uns, dass auch diese Bäume zur Regenzeit wieder austreiben. Ich vergaß, dass wir im namibischen Winter sind. Es gibt aber auch noch grün belaubte Bäume, die uns Schatten spenden können. Für unsere Andacht suchen wir uns einen solchen Schatten spendenden Baum, aber bitte ohne “Knödel“ und Fliegen.

 

Schließlich nähern wir uns dem Etosha-Nationalpark, sodass uns Uli einige Informationen vermittelt: 1907 wurde der Tierpark gegründet. Er reichte mit seinen 100.000 qkm bis an die Küste. In den 70er Jahren wurde er bis auf 22.000 qkm reduziert und hat damit etwa die Größe der Schweiz. 2007 wurde er noch einmal gründlich überholt. Die Etosha-Salzpfanne, gelegen mitten im Nationalpark, nimmt ein Viertel des Parkgeländes ein. Diese Fläche ist ein ehemaliger, jetzt ausgetrockneter Salzsee. Hier findet keine Vegetation statt. Die Tiere im Nationalpark werden in regelmäßigen Abständen gezählt. Überzählige Tiere werden an Zoos und ähnlichem versteigert.

Um 14 Uhr 30 erreichen wir unsere Unterkunft „Okaukuejo Rastlager“. Unsere Gruppe wartet im Bus, während Uli die Formalitäten zur Aufnahme erledigt. Dann setzen wir die Fahrt weiter fort zu einem Wasserloch, weil Uli als Kenner der Lage damit rechnet, dort am ehesten Tiere anzutreffen. Unsere Erwartung wurde nicht enttäuscht; Zebras, Impalas, Warzenschweine, Oryx-Antilopen ließen sich auf der weiten, mit Kalksteingeröll übersäten Ebene erblicken. Später ließen sich auch noch in der Strauchsavanne Gnus, Springböcke und Elefanten sehen. An einer weiteren Wasserstelle zeigt uns Uli Riesentrappen. Es sind die größten Vögel, die noch flugfähig sind. Unterwegs, wir dürfen nicht aussteigen, sehen wir: Große Herden von bis zu hundert Zebras, die die Straße queren. Hier haben die Tiere Vorfahrt.

Wir fahren eine gewisse Strecke, wo Uli Oryx-Antilopen vermutet. Leider konnten wir keine antreffen. Als wir frische Losung von Elefanten sehen aber kein Tier, das für die Hinterlassenschaft verantwortlich gewesen wäre, bleibt Uli nur noch die lapidare Erklärung: „Heute ist wohl keiner zu Hause.“

Inzwischen senkt sich langsam die Sonne. Um 18 Uhr etwa geht sie unter, um am nächsten Morgen gegen 6 Uhr aufzugehen. Die Schatten werden länger und so wird aus einem Strauch in der Entfernung schon einmal ein Gnu. Aber bevor wir zu unserer Unterkunft kommen, können wir noch real ein Paar Giraffen sehen, die sich in mannshohem Gestrüpp aufhalten. Man erkennt das männliche Tier an den beiden Hörnchen zwischen den Ohren und das weibliche Tier an den Haarbüscheln auf den Ohren. Je älter die Giraffen werden, umso dunkler ist ihre Färbung. Den Elefanten, der unmittelbar rechts von der Piste gut getarnt im grau verstaubten Gestrüpp stand, hätten wir fast übersehen. Er wedelte mit den Ohren, um sich dadurch abzukühlen. Elefanten brauchen täglich 180 kg Nahrung, wovon sie nur 40 % verwerten. Der Rest wird wieder ausgeschieden. Elefanten haben eine Lebenserwartung von etwa 65 Jahren. Man kann männliche und weibliche Elefanten dadurch unterscheiden, dass der Bulle eine runde und die Kuh eine flache Stirn hat. Übrigens sind die Bullen Einzelgänger, während die Kühe mit der ganzen Sippschaft umherziehen. In einer Herde lassen sich die Jungtiere besser schützen.

Alle wilden Tiere, die wir beobachten konnten, zeigten auf keine Weise Scheu vor uns und unseren Fahrzeugen. Sie wissen, dass von uns keine Gefahr ausgeht.

Mit diesen Erlebnissen haben wir wieder die Lodge erreicht. Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Es bleibt noch Zeit, um die Unterkunft zu beziehen. Dann treffen wir uns auf der Terrasse zum Abendessen und erleben während dessen einen herrlichen Sonnenuntergang. Etwas verwundert sind wir allerdings über die drei Schakale, die auf der Terrasse zwischen den Tischen flanieren.

 

Nach dem Essen zieht es uns dann doch ans „Wasserloch“. Die Lodge ist mit einer brusthohen Steinmauer abgegrenzt, sodass wir Schaulustigen in etwa 30 Meter Entfernung Tiere beobachten können. Da es ja nach Sonnenuntergang recht schnell dunkel wird, wird die Wasserstelle von Lichtstrahlen beleuchtet. Das umliegende baumlose Gebiet versinkt im Dunkel. Gerade erreicht ein Nashorn mit seinem Jungen die Tränke. Zwei weitere folgen in gewissem Abstand. In aller Vorsicht wagen sich sieben Zebras aus dem uns gegenüberliegenden Baumbestand heraus. Ihnen folgen zwei Giraffen, die sich ebenso vorsichtig ans Wasser wagen. Sie müssen sehr weit ihre Vorderläufe grätschen um mit dem Kopf ans Wasser zu kommen. Von der rechten Waldgrenze nähert sich ein riesiger Elefant. Er ist zunächst nur schemenhaft und zwar durch seine Bewegungen zu erkennen. Gemächlichen Schrittes nähert er sich lautlos der Wasserstelle. Obwohl der mächtige Koloss die Nashörner nicht wirklich attackiert hat, fliehen zwei von ihnen panik-artig mit lautem Schnauben die Örtlichkeit. Die Situation beherrschend setzt er seine Schritte bis an den Wasserrand fort und füllt sich Rüssel für Rüssel mit Wasser, um es schließlich zu trinken.

Inzwischen nähert sich aus dem gegenüberliegenden Waldrand ein zweiter Elefant. Der eben noch trinkende Koloss rennt eilig auf ihn zu. Will er ihn vertreiben? Die Zebraherde fühlt sich aufgeschreckt und stiebt in wildem Getöse auseinander und bringt sich im dunklen Wald in Sicherheit. Dadurch geraten auch die Giraffen in Erregung, die ihrerseits die Flucht ergreifen. Nun sind nur noch die beiden Kontrahenten auf der Bildfläche. Es kommt aber zu keiner ernsthaften Rangelei. Der kleinere Elefant verlässt freiwillig das Terrain. Der große Bulle nimmt noch einige Rüssel Wasser, da er nun schon die Wasserstelle für sich alleine hat, dann verschwindet auch er wieder, so lautlos wie er gekommen ist, im Dunkel. Diese Beobachtung hat sich innerhalb einer Stunde abgespielt.

Ich will mich eben in meinem Zimmer daran begeben, das Erlebte schriftlich festzuhalten, als das Licht in unserer Häuserzeile ausfällt. Ich taste mich ans Fenster, wo etwas Licht von außen einfällt, sodass ich gerade noch den Wecker für morgen einstellen kann. Plötzlich höre ich Stimmen von Hannelore Förster, die mit Ralf Höser und einem farbigen Angestellten im Schlepptau versuchen die Notlage zu beheben. Nach langem Palaver haben wir dann doch noch die Möglichkeit bei Licht die Zähne zu putzen. – Es ist 22 Uhr 30 und ich bin müde geworden.

Gute Nacht! Maria Gepp

Samstag 1.6.

Tag 10: Etosha-Nationalpark

Ost-West: 300 km Nord-Süd: 110 km; halb so groß wie die Schweiz; 1907 von Gouverneur Friedrich von Lindequist zum Wildreservat erklärt; seit 1958 mit Status eines Nationalparks

Relativ früh (7:45 h) verlassen wir das Camp Okaukuejo in Richtung Halali - über Nebrowni/Gemsbokvlakte/Olifantsbad/Aus…
Gefragt, ob er die „Big five“ für uns heute schon vorbestellt habe, antwortet Uli: „Schon, aber die melden sich ja nicht per SMS.“ Alles ist noch etwas schläfrig, auch die Landschaft, - nur Uli hellwach.
Von den Perlhühnern hält er nicht allzu viel. „Weg da!“ verscheucht er sie. Präzise, wie gewohnt, kommen seine Angaben. Dem geübten Auge entgeht nichts.

  • 10 h: ein kapitaler Kudu-Bulle! -„hat ein Horn verbumfiedelt.“
  • 14 h: am Horizont eine Elefantenherde, die als Kolonne ganz langsam dahinzieht. Ein schönes Bild, das Grau der Elefanten vor dem grünen Baumstreifen unter dem hellblauen Himmel… 

  

Für eine Weile passiert nichts Spektakuläres, außer dass wir ab und zu in einer Splitt-Staubwolke verschwinden, verursacht durch überholende „Raser“.
An der 1. Wasserstelle: „Niente!“ – „Wo bleiben die Katzen?“ Uli ist unzufrieden.
Wir sitzen ja im Käfig! – und können nur staunend beobachten. Je mehr Tiere sich um uns herum zeigen, desto stiller wird´s im Bus, - und es beginnt ein Drängeln der Fotografen um die jeweils besten Fensterplätze.
Noch wird jedes Straußen-Pärchen eingefangen, das gemächlich neben uns her durch die Grassteppe stolziert, - und die ersten Rudel der Springböcke, die grazil an uns vorbei huschen. (Ungefähr 20.000 gibt es davon im Park). Wir bewundern ihre elegante schwarz-weiß-beige Designer-Kleidung! Wappentier von Namibia ist die Oryxantilope (mit einem Bestand von ca. 800), leicht erkennbar mit ihren „Spießen“ auf dem Kopf. Dazwischen die zierlichen Steinböckchen mit ihren großen Augen, - die als einzige Antilopen ihre Losung verscharren, damit der Feind ihnen nicht folgen kann.
Während der Toilettenpause nahe Homob ein Intermezzo von 3 Erdmännchen, die, auf – und abtauchend, an ihren Clownerien selbst Spaß zu haben scheinen..
Weiter geht´s, immer begleitet von Antilopenherden, - unter ihnen auch Schwarznasenimpalas, (die vom Aussterben bedroht sind, weil sie sich vermischen), ab und zu ein Gnu, das mitmarschiert, oder 2-3 Schakale oder eine einsame Tüpfelhyäne, die vorbeihuschen… (Letztere fantastisch getarnt!)

Immer noch vergeblich hält Uli nach Geparden Ausschau. Man finde sie eher auf offenem Farmgelände als im Park, sagt er. Sie haben zu viel Konkurrenz. Die anderen Raubtiere nehmen ihnen die Beute weg.

Da, plötzlich, 13 h: weit in der Ferne, entdecken wir endlich ein Löwen Pärchen (?) -. richtig zu erkennen nur mit Fernglas. Ab und zu bewegen die beiden die Ohren… Es wird ganz still im Bus. Werden sie für uns ihre Siesta unterbrechen? Nein. Schließlich brauchen sie ja 20 Std. Schlaf täglich und sind nur 4 Std. aktiv. (60 % ihres Wasserbedarfs holen sie sich aus Blättern; in großen Rudeln greifen sie auch Elefanten an; noch knapp 300 Löwen leben im Park.) Unwahrscheinlich vermehrt haben sich dagegen in letzter Zeit die Oryx, Zebras und Giraffen. Das permanente Wasser-Angebot der künstlich angelegten Wasserstellen führt zu einem höheren Tierbestand, dieser wiederum zu großflächigen Überweidungen, die man durch Antibabypille und gezielten Abschuss unter Kontrolle zu halten versucht. Wasser entscheidet über Leben und Tod.

Das wird besonders deutlich, wenn wir jetzt am Rand der Etosha-Pfanne stehen, die 1/5 des Parks einnimmt, (120 km lang/65 km breit, mit z.T. 240 m dicker Salzschicht, die während der Kolonialzeit abgebaut wurde.) – Hier hat einst der Kunene-Fluss seinen Lauf verändert, der von ihm gespeiste See trocknete aus, und es entstand diese „tote“ öde Salzwüste: der „Platz des trockenen Wassers“ – (mit Fata-Morgana-Effekt). Nur in Regenzeiten gibt es hier Wasser, das zu Brackwasser wird. In der Pfannen-Rand-Vegetation, einer Steppe mit vereinzelten Bäumen, brüten z.B. Paradieskraniche und Rosenflamingos: ein bezauberndes Farbenspiel aus Himmelblau-Glitzerweiß-Rosa und Grün!

 

Auf Regen können sich die Tiere im Etosha-Park nicht verlassen. Stattdessen vertrauen sie auf die saisonalen und ganzjährigen Wasserstellen. Das sind die regelmäßigen Zielpunkte ihrer Wanderungen. Hier gibt´s „Action“! Interessant wird´s bei den Giraffen (Bestand: über 2000). Während sie im Allgemeinen ganz ruhig, fast majestätisch über die Kurzgrassteppe schreiten und dabei ihre zeitlos schöne braun-beige Netz-Mode präsentieren, - oder plötzlich hinter Sträucher und Bäumen auftauchen und uns „von oben herab“, aber nur neugierig beäugen und unseren Bus schnell als ungefährlich einordnen, werden ihnen an der Wasserstelle ganz besondere Fähigkeiten abverlangt. Hier müssen sie sich zum Trinken „herablassen“, d.h. die Vorderbeine weit spreizen und den Kopf absenken. Dabei entstehen große (Blut)druckunterschiede im Kopf. „Der arterielle Druck gleicht sich dann dem in den Füßen an. Ansammlungen von Flüssigkeiten um das Gehirn könnten lebensgefährlich sein. Um solche Ansammlungen zu vermeiden hat die Giraffe ein Netzwerk gehirnnaher elastischer Blutgefäße, die bei Druckanstieg Blut aufnehmen können und so zur Entlastung führen. Ein Stau in den Venen wird so vermieden. Außerdem haben die großen Halsvenen, die Jugularvenen, Klappen, die bei anderen Säugern nicht vorkommen, um einen Rückfluss bei gesenktem Kopf zu verhindern.“ (zit. N. Wikipedia) Welch ein Wunderwerk der Natur!

 

Weniger kompliziert scheint es bei den (6000) Steppenzebras zuzugehen. Entweder sie spazieren im kleinen Familienverband. – Dabei kommen ihre hübsch gestylten Mähnen besonders zur Geltung. Häufig aber (sie sind spontan und quirlig) versammeln sie sich zu runden „Knäueln“ von ca. 50 und scheinen (wie Fußballer) die nächste „Kampfstrategie“ zu besprechen (oder?). – Jedenfalls sieht es lustig aus, wie sie uns dabei ihre Ringelsockenpos entgegenstrecken! Dann wieder können sie plötzlich (in der Ferne, auf dem Hügel) in einer 100er-Formation im Wahnsinnstempo hin und her stürmen - - - ein Morgen Manöver oder eine Droh-Attacke gegen wen auch immer?

Am ausgeglichensten wirken die Elefanten, „die sanften Riesen“. Verhaltensnote 15 P.! Wo immer wir sie heute beobachten konnten, (im Park leben 2000)

  • ob in der offenen Grassteppe,
  • in dichter Akazienstrauch-Vegetation,
  • im gemischten Waldland,
  • unter Schirmakazien,
  • zwischen Mopanebäumen (deren Blätter für sie eine Delikatesse sind),
  • oder zwischen den Noringa-Bäumen auf dem Dolomit-Hügel von Halali,

überall war keinerlei Aggressivität zu spüren!

 

Manchmal „stand“ ein einzelner Elefantenbulle „dumm rum in der Landschaft“ (O-Ton von Uli) (Ausgewachsen bringen sie 5 bis sogar 6,5 Tonnen auf die Waage; aber im Allgemeinen stoppen sie ihr Gewicht, sagt Uli) Meistens aber rücken sie im Familienverband an, Babys und Teenager sind immer dabei. Sie marschieren im ruhigen Trott, ohne dass die Erde vibriert. Ganz leise. Ich habe sie auch nicht trompeten hören!

Und wie die Mütter und Tanten den Nachwuchs in ihre Mitte nehmen, in enger Tuchfühlung sie schützend, ohne sie zu „schubsen“, - nur manchmal mit dem Rüssel ihre Richtung korrigierend. Welch sensible Dickhäuter!

Vorbildlich verhalten sie sich auch an den Wasserstellen: Durstig wie alle anderen Tiere nähern sie sich nach langem Marsch der ersehnten Oase, - aber es wird nicht gedrängelt! Man wartet geduldig, bis die Tiere, die noch trinken, von der Wasserstelle befriedigt abziehen. Erst dann übernimmt die Leitkuh die Führung in die erste Reihe. Eine andere überwacht die Gruppe der Nachrückenden und sorgt dafür, dass keiner „gehetzt“ wird. Den Babys und Teenagern wird, wenn nötig, geholfen. Welch eine Disziplin!

(Nur Warzenschweine und Spitzmaulnashörner schafften an den Wasserstellen Unruhe durch ihre Aggressivität!) Man vergleiche das mit den Menschen und unserem Verhalten bei Empfängen z.B. oder auf Kreuzfahrtschiffen, wenn das Buffet eröffnet wird! – Schämen müssen wir uns. Vor Okaukuejo, plötzlich, geht es nicht mehr weiter: eine Straßenblockade. Vor uns am Straßenrand steht ein Elefant – und – rührt – sich – nicht. Beäugt uns ganz ruhig. (Welches Bild er sich wohl von uns macht?) Mit seinem 40.000-Muskel Rüssel könnte er uns doch ganz leicht vom Wege wischen! Aber nein. Er macht uns klar, dass er hier Vorfahrt hat, und überquert elefanten-ruhig die Straße.

Dieses Bild werde ich so schnell nicht vergessen. Um 18 h erreichten wir wieder unser Camp. Spätabends: ein letzter Gang zu unserer beleuchteten Wasserstelle. Die Tiere haben sie bereits verlassen. Nur die Bäume spiegeln sich im Wasser. Absolute Stille!

Zeit für ein Resümee:
Ganz bewusst stand heute unsere letzte Andacht unter dem Thema Schöpfung, - und Namibia wird im Nachhinein zur Schöpfungsreise gemäß Psalm 8 und 1. Mose, 1.

Wir sind überwältigt
von der Schönheit des Universums (in glitzernden Sternennächten) von der (oft sengenden) Energie des Sonnenlichts in Namib-Wüste und Etosha- Pfanne von der Erhabenheit der Berge (der Tsaris-, Naukluft- und Rantberge) von den harten Lebensbedingungen, denen Pflanzen und Tiere in den Wüsten und Steppen ausgesetzt sind.

Und diese Schöpfung ist dem Menschen als Sachwalter anvertraut worden von Gott, - sie zu bewahren, dass auch wir sagen können: „Und siehe, es ist gut.“

Wird uns das gelingen?

Hannelore Förster

Sonntag 2.6.

Tag 11:

Heute ist der 02.06. und damit für uns letzte Tag in Namibia!

Leider, denn einiges hätte man gern noch gesehen oder dafür etwas mehr Zeit gehabt (Nicht als Kritik gedacht.). Ein letzter Gang zum Wasserloch erbrachte kein freudiges Ereignis.

Unser guter Uli muss also noch einmal anspannen. Der für 8.30 Uhr geplante Start hat sich etwas verzögert, denn zunächst sollte nach dem Einladen der Koffer noch ein Gruppenfoto mit Uli und seinem Bus gemacht werden, und Uli muss erst noch die Schlüssel abgeben und sich sein dafür gezahltes Pfand auszahlen lassen. Somit starten wir um 8.38 Uhr.

Er setzt seinen Lederhut ab, um das Mikro auf dem Kopf zu platzieren. Seine Frage bei der Abfahrt: Habt Ihr etwas vergessen? Er lenkt seinen Luxus-Reisebus auf die Teerstraße und gibt Gas.
Karl Scheld kündigt ein Ratespiel an: Wie viel Kilometer werden wir am Ende gefahren sein? Unsere Frage: Was gibt es als Preis? Sein Angebot ist ein Bier. Auf kostspieligere Preise lässt er sich nicht ein. Ein Zettel geht in den Umlauf. Dieter versucht bei Uli an Infos zu kommen, denn er sitzt vorn und muss heute den Bericht schreiben. Vergebens, Uli ist hartleibig. Es sind zunächst noch 17 km durch den Etosha-National-Park zu fahren. Dann sind es etwa 100 km bis Outjo.
Perlhühner kreuzen die Straße. Ein Überfahren lohnt nicht. Uli sagt, sie sind zäh wie Schuhleder. Uli ermahnt sich selbst, nicht zu schnell zu fahren. „Zwei Giraffen links“, tönt es aus den Lautsprechern. Es zeigt sich eine Oryx-Antilope – das Wappentier von Namibia. Wir sehen Zebras und Springböcke massenweise. Ein Springbock steht neben der Straße und denkt vielleicht an Selbstmord (?). Uli ist vorsichtig. Dicht links an der Straße sind Impalas.
Vorn stehen Autos am Straßenrand. Ist da was los? Uli fährt langsam heran und sieht eine Gepardin, die sich im Schleichgang vorwärts bewegt. Hinter ihr drei halbwüchsige Junge. Die Gepardin setzt zum Spurt an. Hat sie Erfolg? Uli wendet den Bus und fährt zurück. Aufregend! Wir suchen: Finden erst die Jungen, dann auch die Mutter unter einem Busch. Das war wohl nichts. Sie konnte im Gebüsch ihre möglichen 120 km/h nicht voll ausspielen. Nach den Löwen im Park haben wir nun endlich auch Geparden gesehen.

 

Uli erzählt, dass die Geparden einen schweren Stand haben. Sie werden von Löwen und Leoparden gejagt und gefressen.
Wir fahren zum letzten Wasserloch im Park. Kudus, Oryxs, Zebras und viele Perlhühner laben sich. Uli berichtet, dass man Perlhühner abends gut fangen kann. Sie übernachten auf Bäumen. Wenn man sie mit einer kreisenden Taschenlampe anleuchtet, drehen sie den Kopf so lange, bis er herunterfällt, dann folgt der Körper. Welch ein Jägerlatein.
Den Park verlassen wir um 9.38 Uhr und gehen auf der C 38 die 97 km nach Outjo an. Bis Outjo ist alles privates Land: Farmland und Lodges. Es ist Karstgebiet und liegt so um die 1100 m hoch.
Oben auf dem Berg liegt die Etosha-Safari-Lodge und auch das Camp. Uli erzählt von seiner Verwandtschaft, die in der Gegend gewohnt hat. Dann informiert er uns ausführlich über Geparden.
Um Otjiwarongo liegt das Gepardengebiet. Man rechnet so mit etwa 3.000 Stück auf dem Farmland. Geparden gelten weltweit als weitgehend ausgerottet. Früher wurden sie z.B. von den Römern und Griechen als Haustiere gehalten. Bei den zunächst noch wenigen lebenden Tieren gab es Inzucht und eine Vermehrungsunfähigkeit. Die Organisation „Chetah Conservation Fund“ - sie liegt in Richtung Waterberg - forscht die Geparden aus und kümmert sich auch um Waisenkinder. Es wurden u.a. Spermien ausgetauscht, um die Vermehrung zu sichern. Es werden Seminare mit Schulklassen und Farmern abgehalten, um den Konflikt zu entschärfen. Geparden jagen nun mal auch Schafe und Ziegen. In diesen Herden werden z.B. auch Esel gehalten. Geparden sind feige und haben vor Eseln Angst. In Lebendfallen werden Geparden gefangen und zur Forschung an die Organisation gegeben.

 

Problematisch ist auch die Verbuschung, die die Jagd der Geparden erschwert. Sie können nicht mit dem möglichen Tempo jagen. Die Verbuschung erfolgt, da durch die Überweidung das Gras zerstört wird. Heute wird viel gerodet, um die Weideflächen zu vermehren. Uli sprach auch über die Krankheit der Löwen, die eine Art HIV ist.

An der schnurgeraden Straße liegen Lodges und Gästefarmen mit z.T. sehr schön gestalteten Einfahrten. Wir fahren an Termitengärten vorbei. Uli informiert über die Art der Postzustellung. Farmer haben neben der Straße das trocken Gras gemäht und zu Ballen gepresst: Heu ohne trocknen zu müssen. Auf diesen Flächen sehen wir Warzenschweine mit Nachwuchs.
Vor Outjo liegen rechts die Fransfonteinberge – bis 1527 m hoch.

In Outjo sind wir um 10.35 Uhr. Tanken und Toilettengang sind angesagt. Dann geht es weiter Richtung Otjiwarongo – ca. 67 km. Rechts liegt der „Sophienhof“, also auch deutschen Ursprungs.
Wir überqueren den Huab-Fluss. Von ihm stammen die Kalkablagerungen als Berge. Der Fluss
mündet in den Atlantik, sofern er mal Wasser führt. Hinter den Bergen ist es ein anderes Gestein. Da liegt die stark verbuschte Akaziensavanne. Die Hakendornakazie verdrängt alle anderen Pflanzen. Rodungen sind erforderlich.
Rechts liegen die Paresis-Berge, die eine Höhe bis 1840 m haben. Dort leben in Höhlen Leoparden, die auch Menschen angreifen. Uli erzählt von seinem Onkel, der auf der Naribis-Farm gelebt hat und auch mal von einem Leoparden angefallen wurde.

Links liegt eine Verteilerstation für Strom. Strom ist in Namibia staatlich.
Kein Halt in Otjiwarongo. Wir fahren durch einen schönen Ort mit etwa 20.000 Einwohnern.
Hier wickeln die Farmer ihre Geschäfte ab. Der Name kommt aus der Herero Sprache und bedeutet „Das Land, in dem die fetten Rinder weiden“. Gegründet wurde der Ort 1906 wegen des Baues der Eisenbahnstrecken. Es wurde Erz und Vieh transportiert.
Milchviehhaltung war früher eine Stallhaltung. Es gab eine Molkerei. Es gab oder gibt einen Strauch, der die Milch bitter macht, wenn die Rinder die Blätter fressen.
Wir kommen nach dem Ort auf die B1.
Rechts liegen Granitkappen >>>Kuduklippen, Kudubüsche. Es gibt dort Leoparden und Geparden.
Es ist etwas dunstig, deshalb kann man den Waterberg nicht sehen. Er ist 1875 m hoch. Er ist durch Anhebung entstanden. Es gibt dort einen Naturschutzpark, in dem der Mensch nicht eingreift. Wasserlöcher gibt es nur oben auf dem Plateau. In dem Park gibt es eine Reihe seltener Tiere, wie Büffel und Rattenantilopen.
Rechts liegen die Okoroko-Berge, auch Popo-Berge genannt. Sie bestehen aus Sandstein, oben drauf Basalt. Unten befindet sich Flussgeröll. Hinter den Bergen hat man Dinosaurierspuren gefunden. Solche gibt es auch auf dem Waterberg.
Links liegen die Flachlandgebiete, die sich bis nach Botswana hinziehen. In diesen Gebieten wird Viehzucht betrieben.
Dann sprach Uli über die Diamantenfunde in Lüderitz, die Gründung der Stadt, die damaligen Handelsgewohnheiten, die Bildung der Sperrgebiete. Dann, wie sind die Steine dorthin gekommen und wie entstehen sie überhaupt. Wie werden Brillanten bewertet: 4 C (Klarheit, Schliff, Fassetten, Größe – natürlich in Englisch).

 Vor Okahandja wird es wieder hügeliger. Der Name bedeutet „Der große sandige Platz“ oder auch „Der heilige Platz“, denn hier sind große Vorfahren der Hereros beerdigt. Es handelt sich um solche aus den Fehden mit den Namas. Hier wurde auch der Friede zwischen beiden Gruppen geschlossen.
Wir machen eine Pause: Toilette, Kaffeetrinken, etwas zum Essen einkaufen. Der PKW-Verkehr wird stärker.
Es gibt hier etwas wie ein Eisenbahnkreuz: Nord-Süd und West-Ost. Wichtig für Erz- und Vieh-Transporte. Das Netz wurde teilweise staatlich, teilweise privat erstellt. Bis in die 60er Jahre fuhren Dampfloks.
Dann liegt hier das Amt für die Wasserversorgung für das ganze Land. Hinter den Bergen gibt es Stauseen.
Rechts oben gibt es eine heiße Quelle.
Vor Windhoek liegen die Eros-Berge. Das bedeutet „Giftige Apfelpflanze“.
Wir haben Windhoek erreicht. Fahren an einem Industriegebiet vorbei, dem Containerbahnhof.
Es folgt das Eros-Stadtviertel. Hier liegt auch ein regionaler Flugplatz. Links liegt das Kohlekraftwerk mit einem schiefen „Turm“, sprich Schornstein. Dann liegt da die Brauerei und der TÜV. Wir sehen den Kaiser-Wilhelm-Berg (der höchste) vor uns und neben uns das Gefängnis.

 


Uli parkt in der Innenstadt in der Mandume Ndemufayo Ave. Wir haben eine ¾ Stunde Zeit, um unsere Bedürfnisse – welcher Art auch immer - zu befriedigen. Es gibt einen Markt, ein Andenkengeschäft usw., Uli sagt, dass er etwas gegen die Holzschnitzer hat, denn sie verwenden auch Hartholz, das in Namibia rar ist. Da müssen dann alte Bäume her halten.Wir fahren pünktlich ab, fahren an einer ehemaligen katholischen Schule vorbei, wo Jungs und Mädchen noch getrennt unterrichtet werden. Links an einer Ecke liegt Ulis ehemalige Tankstelle, dann erreichen wir das Hotel Windhoek Country Club Resort, wo ein offizieller Abschluss erfolgen soll. Hier werden die Ehepaare Scheld noch einmal übernachten müssen.
Wir richten uns auf der Terrasse - mit der schönen Anlage daneben - ein. Als auch Uli und Hannelore eingetroffen sind, erhebt sich Karl Scheld zu seiner letzten Ansprache an die Gruppe. Für Uli hat er sehr lobende Worte: Fahrer und Reiseführer in einer Person. Es wurde kurz nachgefragt, wie Karl auf Uli gestoßen ist. Es gab offenbar keine Alternative, und so hat Karl gesagt, den will ich.

Uli hat uns seine Heimat präsentiert, ist sicher gefahren (obwohl er die meisten Schlaglöcher auf den Schotterstraßen mitgenommen hat), hat sich als Botaniker, Zoologe, Geologe, Volkswissenschaftler, Historiker usw. qualifiziert gezeigt. Gelobt wurde er auch dafür, dass er von sich und seiner Verwandtschaft etwas preisgegeben hat. So wurde alles sehr viel persönlicher. Uli erhielt als Dank einen Umschlag von der Gruppe. Was war wohl drin? (Dreimal raten) Auch Uli richtete Dankesworte an die Gruppe. Jemand richtete die Frage an ihn, ob er mal daran gedacht habe, nach Deutschland auszuwandern. Es ergab sich mal die Gelegenheit und es hätte auch alles gepasst, aber er hat sich dagegen entschieden.

Karl Scheld liest noch einen Reisesegen.
Für die Nachbesprechung am 20.09. beim Sterck auf dem Laurenziberg wurde auch Uli eingeladen.
Dann noch die Frage: Wer hat die gefahrenen Kilometer richtig geschätzt? Gefahren wurden zweitausendachthundertundeinpaarsiebzig. Dieter liegt mit 2800 am dichtesten dran. (Er denkt, wo bleibt denn das Bier?)
Um 17.45 Uhr heißt es, noch einmal in den Bus und Fahrt zum Flughafen. Die Ehepaare Scheld fahren mit. Es wird gefrotzelt: Damit wir sehen, ob ihr auch wirklich abfliegt.
Wir fahren am Gelände um den neuen Präsidentenpalast vorbei. Uli äußert sich nicht sehr positiv.
Angekommen. Es werden die Koffer ein letztes Mal ausgeladen. Die Kofferboys stehen bereit, ein letztes Mal Trinkgeld zahlen. Uli hilft beim Ausfüllen der Ausreisezettel und erklärt, wie und wo es weiter geht. Karl Scheld drängt die Gruppe zum Einchecken, denn man will zurück zum Hotel. Also nun heißt es endgültig „auf Wiedersehen und guten Flug“ für beide Seiten. Uli erhielt von allen noch mal ein Dankeschön und gute Wünsche.
Nach dem Einchecken dachte man wohl allgemein an einen größeren Aufenthaltsbereich, in dem in Ruhe noch alle Wasser- und Teeflaschen geleert werden könnten. In Norddeutschland sagt man Piependeckel. Gleich hinter der Ecke musste das Gepäck aufgegeben werden, und man musste durch die Schleuse – aber nicht mit gefüllten Flaschen. Also Flaschen leeren. Gerhard ruft „erster“.
Dann stand bei einigen noch die Rückerstattung der Steuer auf dem Programm. Bei manchen erhob die Frage: Was mache ich mit meinen restlichen Namibiadollar? In der Kneipe nebenan konnte man auch mit € bezahlen, wenn keine Dollar mehr da waren.
Nun hieß es warten bis zur Boardingtime um 19.55 Uhr. Es wurde über alles Mögliche gesprochen, um sich die Zeit zu vertreiben.
Das weitere lief alles planmäßig ab: Flugzeug besteigen, Start und die Landung um 7.30 Uhr europäischer Zeit nach einem ruhigen Flug. Christine verabschiedete sich in Richtung Berlin, Gabriele in Richtung Darmstadt und Ralf nach Oberursel.
Draußen war es frisch. Das Auto für die Gau-Algesheimer, Appenheimer und Ockenheimer kam nach einem Telefonat und 5-minütiger Wartezeit. Vom Fahrer erhielten wir die Infos, dass Bayern München auch den DFB-Pokal gewonnen hat, wie das Wetter in den letzten Tage war und in den kommenden sein wird, dass es überall Überschwemmungen gibt.
Der Schreiberling steigt in Gau-Algesheim als Zweiter aus.
Frage: Sind alle anderen alle gut angekommen?

Hans Dieter Ruthemann

 

Die Reiseteilnehmer

 

Christine Bertuleit; Hannelore Förster; Maria Gepp; Ralf Höser; Emilie Misskampf; Margarete und Gerhard Roth; Dieter Ruthemann; Doris und Karl Scheld; Siegfried Scheld und Waltraud Scheld-Fehren; Gabriele Scholles; Gisela und Michael Welzel