Reisebericht einer Gruppenreise/Studienreise in die Türkei

1. Tag: Mittwoch, 26.03.2014

Ab 5.30h wurden wir an diversen Einstiegstellen von dem Bus abgeholt, der uns nach Frankfurt zum Flughafen brachte. Dort trafen  wir dann noch unsere Mitreisenden Manfred Löher sowie Frau Langen von der ECC. Nach dem Einchecken hatten wir noch kurz Zeit zur freien Verfügung, die die meisten noch für eine kleine Stärkung nutzten.  Nach einem kurzen Flug von Frankfurt nach München hatten wir nur kurz Zeit zu einer kleinen Erfrischung, um dann in unser Flugzeug nach Izmir zu steigen. Die Flüge verliefen planmäßig und ohne Zwischenfälle.

Nach unserer Ankunft in Izmir hatten wir sofort Gelegenheit, Geld umzutauschen. Nachdem wir alle unsere Gepäckstücke in Empfang genommen hatten, lernten wir unseren Reiseführer Selcuk kennen, der uns durch unsere komplette Reise begleiten sollte. Auf der Fahrt zu unserem Hotel nach Kusadasi konnten wir schon die ersten Eindrücke von der Landschaft der Westtürkei sammeln. Selcuk erklärte während der Fahrt einiges Wissenswerte über Land und Leute. Nach Ankunft im Hotel bezogen wir zunächst unsere Zimmer und hatten dann vor dem Abendessen noch ein wenig Zeit, um das Hotel sowie die Umgebung des Hotels kennenzulernen.

Die Hotelanlage war sehr großzügig angelegt. Bedingt durch das iranische Frühlingsfest waren jedoch viele Familien aus dem Iran angereist. Dadurch wirkte die gesamte Anlage jedoch laut und ungemütlich.

Nach dem Abendessen haben einige den ersten Tag noch gemütlich in der Hotelbar ausklingen lassen, bevor sich alle relativ frühzeitig in ihre Zimmer zurückgezogen haben.

2. Tag: Donnerstag, 27.03.2014

Die erste Nacht verbrachten wir im Hotel Surmeli Efes in Kuşadasi. Das Hotel war groß, laut und nicht in allerbestem Zustand. In meinem Zimmer war der Wasserhahn des Waschbeckens nicht fest, man hatte ihn in der Hand, sobald man den Hebel betätigte. In dem neuen Zimmer, dass man mir anwies, regnete es aus der Klimaanlage, so dass ich wieder zurück in das alte Zimmer zog, denn ein weiteres neues Zimmer stand nicht zur Verfügung, das Hotel war ausgebucht.

Aufgrund des hohen Belegungsgrades des Hotels gestaltete sich auch das Frühstück etwas chaotisch, irgendwas war gerade immer alle. Wahrscheinlich hätte das Hotel einen besseren Eindruck hinterlassen, wenn es weniger stark belegt gewesen wäre.

Um 9:00 Uhr starteten wir zu unserem ersten Besichtigungspunkt an diesem Tag, der hellenistischen Stadt Priene. Während der Fahrt erzählte uns Selçuk vom Volk der Lyder, das hier im Westen Kleinasiens gelebt hatte. Uns allen bekannt ist der Ausdruck „Reich wie Krösus“. Krösus war König der Lyder, welche als erste Münzgeld verwendeten.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir Priene. Die Stadt liegt am Südhang der gebirgigen Halbinsel Mykale. Die heute zu besichtigende, ausgegrabene Stadt stammt aus dem 4. Jhdt. v.Ch. und ist nicht die Erstgründung. Von dieser Erstgründung (vermutlich durch ionische Stämme) gibt es kein archäologisches Zeugnis, man weiß also nicht genau, wo sie sich befand.

Vom Parkplatz aus stiegen wir hinauf zum Tempel der Athene. Fünf der ehemals zahlreichen Säulen hat man wieder errichtet, mengenweise Trümmerstücke von Säulen bedecken das Areal des Tempels. Die Säulen sind durch ionische Kapitelle und die typischen Kanneluren (Rillen)  verziert. Es war in der Antike nicht möglich, die Säulen in einem Stück zu fertigen, sie setzen sich vielmehr aus einzelnen Blöcken zusammen, die mittels Kupferstiften verbunden wurden. Die Löcher für die Stifte sind an den Trümmerstücken zu sehen. Um die Festigkeit zu erhöhen, goss man über Kanäle im Stein zusätzlich Blei in die Löcher.

Alexander der Große unterstützte den Bau des Tempels der Athene in der Stadt, dies wird durch eine Inschrift am Tempel bezeugt.

Auf dem Weg zum Theater kamen wir an einer byzantinischen Bischofskirche vorbei. Sie stammt aus der Zeit des römischen Kaisers Justinian.  Selçuk berichtete, dass nach der Zeit der Christenverfolgung häufig auch Theater in Freiluftkirchen umgewandelt wurden, als Gegenreaktion auf die Tatsache, dass in den Theatern und Arenen Christen zu Tode kamen. Hier wurde die Kirche in unmittelbarer Nähe des Theaters errichtet. 

Das Theater ist relativ gut erhalten. Unmittelbar an der Orchestra befinden sich mehrere steinerne Ehrensessel. Sie zeigen, dass zu Beginn die Aufführungen wohl in der Orchestra stattfanden. Erst später entstand das Bühnenhaus, und die Aufführungen wurden auf die Bühne verlagert.

 

Das Bouleuterion, an dem wir dann vorbei kamen, diente der Versammlung des Rates. Es hat hier eine rechteckige Form, häufig ist es allerdings ähnlich strukturiert wie ein Theater (z.B. Milet).

Wir setzten die Fahrt fort zu unserem nächsten Besichtigungspunkt Didyma. Hier machten wir Mittagspause in einem Lokal mit direktem Blick auf die Ruinen der Tempelanlage. Es gab gegrillte Dorade.

 

Dieser Tempel ist eine Anlage riesigen Ausmaßes: die Säulen waren über 20 Meter hoch, die Abmessungen des Tempels betrugen ca. 110 x 50 m. Es war in antiker Zeit nicht möglich, eine komplette Überdachung zu bauen, nur ein Teil konnte überdacht werden. Der Tempel wurde nie ganz fertig gestellt, was man an noch vorhandenen unvollendeten Säulen erkennen kann. Es handelt sich um einen Dipteros, also einen Tempel mit Doppelsäulenreihen. Der Tempel war mit Milet über die etwa 16km lange 'heilige Straße' verbunden, die vor allem für Prozessionen gedacht war.

Der Gott Apollon wurde hier verehrt, der Ort galt als Orakel, das zeitweise Delphi Konkurrenz machte. Zur Zeit des römischen Kaisers Justinian wurde die Anlage in eine christliche Kirche umgewandelt, von der allerdings kaum archäologische Zeugnisse vorhanden sind.

Nach der Besichtigung dieses sehr eindrucksvollen Tempels brachen wir auf in Richtung Milet, das nur etwa 20 km entfernt liegt.

Milet war in der Antike eine der mächtigsten und prächtigsten Stadtstaaten im östlichen Mittelmeer.  Die Stadt hatte zwei Häfen, die allerdings schon in antiker Zeit zu verlanden begannen. Heute liegt der größte Teil der Stadt in einer morastigen Ebene, und wenn es geregnet hat, sind viele Teile der Ausgrabung nicht mehr zugänglich. Auch wir sahen noch das Wasser in den Ruinen stehen, konnten aber dank eines Führers zu Pferd die meisten wichtigen Gebäude der Stadt ungefährdet erreichen.

Viele Berühmtheiten aus antiker Zeit stammen aus Milet. Der bekannteste ist wohl der Naturforscher und Mathematiker Thales von Milet, denn fast jeder hat in der Schule vom Thales-kreis gehört. Aspasia, die zweite Frau des Perikles von Athen, stammt ebenfalls aus Milet.

Das am besten erhaltene Gebäude ist das Theater, das einmal ca. 25.000 Zuschauer beherbergen konnte. Es ist in hellenistischer Zeit entstanden, wurde aber von den Römern später umgebaut und u.a. mit einem Bühnenhaus ausgestattet. Die Ehrenloge in der Mitte war mit einem Sonnensegel versehen. Im 3. Jhdt. n. Chr.  wandelten sich die Aufführungen in den Theatern, es wurden keine Tragödien oder Komödien mehr aufgeführt, sondern Tierhatzen, Gladiatorenkämpfe oder auch Spiele, in denen Christen die Opfer waren. Vom Theater aus kann man erkennen, wo der sogenannte Löwenhafen einmal war. Er wird so genannt, weil die Hafeneinfahrt von zwei sitzenden steinernen Löwen bewacht wurde. Man konnte den Hafen auch mit einer Kette versperren, um beispielsweise die Stadt gegen Piratenüberfälle zu schützen.

Vorbei an der südlichen Agora, einem der größten Märkte der damaligen Zeit - hier stand auch das heute im Berliner Pergamon-Museum zu besichtigende Markttor - führte unser Weg zur Faustina-Therme, von der noch relativ viel erhalten ist. Faustina, die diese Therme gestiftet haben soll, war die Frau des römischen Kaisers Marcus Aurelius. In der Ruine sind die für eine römische Therme typischen Räumlichkeiten wie Caldarium, Frigedarium oder Tipedarium noch gut zu erkennen.

Nach der Besichtigung von Milet ging unsere Fahrt zurück zum Hotel Surmeli in Kusadasi, wo wir gegen 18:00 Uhr eintrafen. Tatsächlich war der Wasserhahn in meinem Zimmer repariert.

3. Tag: Freitag, 28.03.2014

Am dritten Tag unserer Reise steht die Fahrt durch das Mäandertal nach Ephesus und Selçuk auf dem Programm. Von Kusadasi aus startend, der antiken „scala nova“ also dem „neuen Hafen“ der Stadt Ephesus, begeben wir uns auf einen Ausflug, der „den Höhepunkt der Reise“ darstellen soll, zumindest nach den Worten unseres Fremdenführers. Bevor wir zu den Ausgrabungen aufbrechen, machen wir noch Halt auf dem Nachtigallenhügel, Wohn- und Sterbehaus Mariens. Im Bus liest Frau Schiele aus den Losungen, und wir bereiten uns auf den Besuch vor mit dem gemeinsamen Singen des Liedes „Lobe den Herren“. Der Ort wurde dank den Visionen der deutschen Nonne Anna Katharina Emmerick (1774-1824) aus Westfalen entdeckt. Aufgrund von Clemens Brentanos Wiedergabe dieser Visionen in seinem Buch Das Leben der hl. Jungfrau Maria wurden auf einem Hügel in der Nähe von Ephesus die Ausgrabungen vorgenommen, die zur Entdeckung des sogenannten Haus Mariens führten. Drei Päpste besuchten diesen Ort: Paul VI im Jahr 1967, Johannes Paul II im Jahr 1979 und zuletzt Benedikt XVI im Jahr 2006.

In Ephesus angekommen, machen wir uns auf einen dreistündigen Spaziergang durch die Stadtruinen. Der Fremdenführer erzählt, es sei eine Großstadt mit mindestens 100.000 und vielleicht sogar 200.000 Einwohnern gewesen. Die Zahl ergäbe sich aus den Zuschauerplätzen im Stadion und im Theater multipliziert mit drei (!). In der Antike lag sie direkt am Meer; durch Sedimentation sowie klimatische und seismische Veränderungen verschob sich die Küstenlinie im Laufe der Zeit nach Westen, so dass sich die Reste der Stadt heute mehrere Kilometer landeinwärts befinden. Wir laufen und staunen.

Heute stellt Ephesus eine der touristischen Hauptattraktionen der Türkei mit mehreren Hunderttausenden Besuchern jährlich dar. Dieser Tatsache Rechnung tragend, versuchte man im Sinne einer Restaurierung nach modernen Gesichtspunkten auch, in der Präsentation der antiken Ruinen neue Wege zu beschreiten. Dies trifft insbesondere auf den Wiederaufbau der sogenannten Celsus-Bibliothek aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. zu. Es handelt sich nicht nur um ein Bibliotheksgebäude, sondern gleichzeitig um das Grab des Stifters Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus.

Zu den öffentlichen Gebäuden, die im Stadtgebiet freigelegt wurden, gehören am sogenannten „Staatsmarkt“ unter anderem das Bouleuterion, der Versammlungsraum des Stadtrates, und das Prytaneion, die Amtsräume der führenden Repräsentanten der Stadt. Neben privaten Wohnbauten (von denen wir die Hanghäuser besichtigen) wurden die antiken Straßenzüge, wie etwa die Kuretenstraße, von weiteren öffentlichen Bauten gesäumt. Dazu zählen monumentale Brunnenanlagen (Nymphaeum Traiani) ebenso wie Tempel, beispielsweise der vor den Scholastikia-Thermen liegende kleine Hadrianstempel.

Zeugnis für die Badekultur der Epheser sind die großen Bad-Gymnasium-Komplexe, darunter das Vediusgymnasium, das Theater-, das Ost- und das Hafengymnasium sowie das Variusbad.

Im großen Theater von Ephesus soll der Apostel Paulus die in der Apostelgeschichte geschilderte Szene mit den Devotionalienhändlern des Artemistempels erlebt haben.

Von den Tempeln für den Kaiserkult, namentlich jene für Domitian und Hadrian, sind heute nur noch geringe Reste erhalten.

Weitere Etappen des Tages sind die Johannisbasilika, der Artemistempel (oder vielmehr dessen Reste) und das Städtchen Şirince.

Die Johanneskirche (griechisch Ἅγίος Ἰωάννης Θεολόγος Hagios Ioannēs Theologos bzw. Ἅγίος Θεολόγος Hagios Theologos) der kleinasiatischen Stadt Ephesus war einer der größten Sakralbauten des Byzantinischen Reichs. Sie war eine dem Apostel Johannes geweihte frühchristliche Basilika und wurde von Kaiser Justinian gestiftet. Ihre Reste befinden sich am Hang eines Hügels, in der Nähe des Zentrums von Selçuk, direkt unterhalb der byzantinisch-seldschukischen Festung.

Der Tempel der Artemis in Ephesus oder kurz das Artemision von Ephesus war der olympischen Gottheit Artemis gewidmet (Göttin der Jagd, des Waldes und Hüterin der Frauen und Kinder). Er gehörte als größter Tempelbau zu den „Sieben Weltwundern“ der Antike.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir in südlicher Richtung zum ursprünglich griechischen Dorf Sirince. Unterwegs erfuhren wir Interessantes über die Olivenkultur. In der Türkei gibt es ca. 200 Millionen Olivenbäume, die bis in einer Höhe von ca. 1500m wachsen. Bis zur ersten Ernte benötigt ein Baum 6 bis 7 Jahre, kann aber bei guter Pflege und Verjüngung mehrere hundert Jahre alt werden. Ab 100 Jahren tragen sie jedoch keine Früchte mehr. Das sehr harte Holz wird in der Möbelindustrie verwendet. Ein Baum liefert ungefähr 50 kg Früchte pro Jahr, wobei die grünen Oliven unreif und die schwarzen reif geerntet werden. In der Verarbeitung unterscheidet man Press- und Speiseoliven. Drei Wochen nach der Ernte sollten die Früchte zu Speiseöl verarbeitet sein, sonst steigt der Säuregehalt.

Alle Olivenbäume sind in privater Hand im Gegensatz zu den Wäldern, die staatliches Eigentum sind.

Unsere Fahrt ging auf einer schmalen und sehr kurvenreichen Landstraße aufwärts, vorbei an gut gepflegten Olivenhainen.

Bald wurden sie jedoch von gut gepflegten kleinen Weingärten abgelöst. Der traditionsreiche Weinbau im Lande ging mit dem Weggang der Griechen ab 1924 verloren und damit auch die Kenntnisse um diese Kultur. Erst in letzter Zeit wird der Weinanbau im Lande wieder verstärkt betrieben. In malerischer gebirgiger Landschaft erreichen wir einen Parkplatz, der zu unserer Überraschung mit 16 Bussen belegt ist! Auf einem Spaziergang, rechts und links der Straße Verkaufsstände, einladende gemütliche Gaststätten mit reichlich Angeboten an Taschen, Tüchern, Wein, Honig, Gewürzen usw. Jeder fand etwas Interessantes beim Spaziergang durch das sich nun langsam von Touristen leerende Dorf.

Zu Şirince erzählt uns unser Fremdenführer, dass dort bis 1924 vor allem christliche Griechen lebten. Damals war die Stadt wesentlich größer und ein wichtiger Handelsort für die umliegenden Klöster. Nach dem Griechisch-Türkischen Krieg 1919-1922 kam es zu einer großen Umsiedlungsaktion. Die Griechen wurden aus Şirince vertrieben und Türken, die aus der Gegend von Thessaloniki und Kavala vertrieben worden waren, zogen ein. (Die meisten von uns genießen den guten Wein oder den frischgepressten Granatapfelsaft.)

Am Abend sitzen wir in gemütlicher Runde und werden im Hotel „zum Ententanz aufgefordert“ (B. Schiele).

4. Tag: Samstag, 29.03.2014

Nach einem guten Frühstück beginnt unser Ausflug um 9 Uhr bei Sonnenschein in nördliche Richtung nach Bergama.

Frau Schiele liest uns die Losung des Tages vor, und wir singen gemeinsam das Lied „Aus meines Herzens Grunde“.

Über Selcuk erreichen wir bald die drittgrößte Stadt Izmir, die früher Smyrna hieß. Durch ihre günstige Lage an der Ägäis-Küste konnte sie ihre bedeutende Stellung über drei Jahrtausende bewahren. Sie gehört heute mit ca. 3 Millionen Einwohnern zu den modernsten Metropolen der Türkei. Auf gut ausgebauten Straßen fahren wir an einem riesigen Häusermeer mit Minaretten und sehr vielen Neubauten vorüber. Izmir ist Provinzhauptstadt, hat ein großes Industriezentrum, verfügt über einen Natoflotten-Stützpunkt, es sind Möbelindustrie und auch die Firmen Bosch und Siemens angesiedelt. Reklamefähnchen und Wahlplakate für die Kommunalwahl sind unübersehbar.

Heute erhielten wir unseren ersten Türkisch-Sprachkurs. Im Rahmen der vielfältigen Reformen von Mustafa Kemal Atatürk wurden 1928 die arabischen Schriftzeichen von der lateinischen Schrift abgelöst, es wird heute als Neu-Türkisch bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Sprachen gibt es im Türkischen keine Artikel, keine Vorsilben, kein Geschlecht. Diese Formen werden durch Endungen am Wortstamm gebildet. Des Weiteren stehen Verben, das Prädikat, immer am Ende des Satzes. Nun wissen wir Bescheid, weshalb viele Wörter so viele Silben haben und uns oft unaussprechlich erscheinen.

Unterwegs sehen wir auch hin und wieder Windkraftanlagen und erfahren, dass dieser Zweig der Energiewirtschaft weiter ausgebaut wird.

Bald erreichen wir Bergama, eine recht große und moderne Stadt und besichtigen die Ausgrabungsstätte des Asklepions in der Unterstadt am Fuße des Berges mit dem Zeus-Altar.

Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus wurde das Gesundheitszentrum errichtet. Die Gesetzestafel am großen Eingangstor teilte mit „Im Namen der Götter ist es verboten, den Tod zum Heiligen Ort zu bringen.“. Es war ein Ort, um Kranke mittels uns heute noch bekannter und seit langem bewährter Methoden zu therapieren. Wir sahen Brunnen und Wasseranlagen, die dazu beitrugen, die vielfältige Heilkraft des Wassers zur Mobilisierung der inneren Kräfte zu nutzen. Bereits damals wurden Körper und Seele behandelt, was wir heute ganzheitlich nennen.

Zum Eingang führt der ca. 100m lange Heilige Weg, der mit Säulen gesäumt ist. Das Gelände ist von drei Seiten von ehemaligen Galerien mit vielen Säulen und einem „zu gut“ restaurierten Theater für 3500 Personen begrenzt. Es gab auch eine Bibliothek. Ein gut restaurierter Tunnelgang führte uns in einen großen überwölbten Bau, in dem bei gleichmäßiger Temperatur und Ruhe Schlaf- und Schocktherapien verabreicht wurden.

Man kann sich gut vorstellen, dass sich die Patienten bei den günstigen klimatischen Bedingungen, Wasseranwendungen, Spaziergängen, Massagen, Sonnenbädern sowie Konzert- und Theatervorstellungen gut erholten.

Es war ein Ort, Kranke zu heilen. Schwerkranke wurden ausgewiesen, es wurde keine Geburtshilfe geleistet. „Es wurde nicht erlaubt, an heiligen Orten zu sterben.“ Nach dieser interessanten Besichtigung hatten wir eine Mittagspause verdient. Ausgeruht, gestärkt und bereit für neue Erlebnisse fuhren wir durch die Unterstadt in Richtung Akropolis und waren überrascht, die Oberstadt, den Tempelbezirk auf dem Gipfel, mit einer modernen Seilbahn zu erreichen.

Der deutsche Ingenieur Carl Humann entdeckte 1875 bei Vorbereitungen zum Bau der Bahnlinie Teile eines gewölbten Frieses und eine Schrifttafel. Untersuchungen im Berliner Museum bestätigten, dass es Teile vom Zeus-Altar waren. Der Direktor des Berliner Museums erwirkte bei der Osmanischen Regierung die Genehmigung für die erste Ausgrabung, die unter Leitung von Alexander Conze von 1878 – 1886 dauerte. Carl Humann war lebenslang beeindruckt und erfüllt vom Erlebnis, Pergamon entdeckt zu haben, dass er drei Pinien an diesem Ort pflanzte; daneben befindet sich sein Grab, in dem seit 1970 seine Gebeine die ewige Ruhe fanden. Bergama spielte bereits seit dem 7. Jahrhundert vor Christus wegen seiner exponierten Lage eine Rolle: unter Herrschaft der Lydier, später im Krieg gegen Persien unter Alexander dem Großen, den Römern, in der byzantinischen Zeit, unter den Osmanen bis zur türkischen Periode.

Diese viele Jahrhunderte zurückreichende Besiedlung und wechselvolle Geschichte hinterlässt eine unglaublich reiche Baukunst, wobei die Ausgrabungen noch lange nicht abgeschlossen sind. Die meisten Ausgrabungen vor dem 1. Weltkrieg, danach und nach dem 2. Weltkrieg wurden von deutschen Teams geleitet. Die wunderbaren Friese und Plastiken des 37m x 35m großen Altars sind im weltberühmten Pergamon-Museum in Berlin zu bewundern. Die Ausfuhr der Teile wurde seinerzeit auf Regierungsebene vertraglich vereinbart.

Der Aufstieg im steilsten Theater der Antike erfordert schon Überwindung, Mut und Kondition von uns, aber alle schaffen es und werden oben mit einem überwältigenden Rundblick belohnt. Vorbei am Fundament des Zeus-Altars, des Athena-Tempels mit den dorischen Säulen unten und ionischen Säulen oben geschmückt. Hinter der nördlichen Halle neben dem Tempel befand sich die berühmte pergamenische Bibliothek. Mit seinerzeit 40.000 Werken stand sie mit der Bibliothek in Alexandria in Konkurrenz.

Zahlreiche andere monumentale Anlagen bedecken den Berg und die Hügel (große Terrasse, Trajan-Tempel, Dionysos-Tempel, Fundamente von Villen hoher Würdenträger und so weiter). Die Wasserversorgung der Stadt erfolgte aus Speichern bzw. Sammelzisternen.

Ca. 700 nach Christus bedrohten die Araber die Stadt, und ab dieser Zeit wurde um die obere Stadt eine Stadtmauer errichtet, Teile davon sind noch erhalten.

Die Bau- und Handwerksleute haben in der Unterstadt gewohnt. Dort befindet sich auch die „Rote Halle“, eine einst dem Apostel Johannes geweihte Basilika. Im 5. Jahrhundert wurde sie in eine Kirche, später in eine Moschee umgewandelt.

Die Zerstörung der Akropolis geschah wahrscheinlich im 17. Jahrhundert durch ein Erdbeben, und sie versank bis Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Mantel der Geschichte.

Am Ende unseres sehr interessanten Rundgangs gab es zur Entspannung frisch gepressten Granatapfelsaft, Tee, Kaffee … und natürlich ein reiches Souvenirangebot.

Der Besuch des Museums in Bergama war leider nicht möglich, da die Durchfahrtsstraßen in der Stadt wegen diverser Wahlveranstaltungen gesperrt waren. Daher fuhren wir direkt weiter nach Ayvalik zu unserem nächsten Hotel auf dieser Reise.

7. Tag: Sonntag, 30.03.2014

Nach einer Übernachtung im Halic Park Hotel in Ayvalik starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück gegen 8:20 h in Richtung Assos bei herrlichem Sonnenschein und einem recht kalten Ostwind. Die Fahrt zu unserem ersten Besichtigungspunkt wird ca. 1,5 Std. betragen. Am heutigen Sonntag finden in der gesamten Türkei Wahlen bzw. Kommunalwahlen (in allen Gemeinden, kleineren und größeren Städten), u. a. Bürgermeisterwahlen in den einzelnen, auch in den abgelegensten Provinzen statt. Aus diesem Anlass gibt uns Selcuk während der Fahrt nach Assos einen Ein- bzw. Überblick über die politische Situation in seinem Heimatland. Als äußeres Zeichen der stattfindenden Wahlen sind sehr viele Straßen, besonders lange Ausfallstraßen mit bunten Fähnchen und Wahlplakaten dekoriert, was z. T. nett anzusehen ist. Fr. Schiele liest uns zuvor die Losung des Tages, und anschließend singen wir gemeinsam das Lied „Die güldene Sonne“.

Nachdem wir das Thema „Wahlen“ abgehandelt haben, gibt uns der Reiseleiter einen Abriss der osmanisch-türkischen Geschichte; Die Seldschuken (1040–1194) waren eine türkische Fürstendynastie, die das Großreich der Großseldschuken begründete, das sich über Mittelasien, den Iran, Irak, Syrien, Anatolien und Teile der arabischen Halbinsel erstreckte.

Einige Seldschuken-Fürsten beherrschten das gesamte Großseldschukenreich, andere Teilgebiete wie Kerman und Syrien (bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts) oder Anatolien (Sultanat von Rum) bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts.

Die Seldschuken waren sunnitische Muslime und leiteten mit ihrem Sieg in der Schlacht von Manzikert im Jahr 1071 die türkische Landnahme in Anatolien ein. Die Seldschuken waren ein Zweig des im 8. Jahrhundert in Transoxanien eingewanderten türkischen Stammesverbands der Oghusen, jener Nomaden, die noch im 10. Jahrhundert größtenteils in der heutigen Kasachensteppe umherzogen. Namensgeber der Dynastie war Seldschuk (um 1000), Khan des oghusischen Stammes der Kinik. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts trat Seldschuk mit seinen Leuten zum Islam über. Er hatte fünf Söhne, Mîkâîl, Isrâîl, Mûsâ, Yûnus und Arslan. Bei den Auseinandersetzungen zwischen den türkischen Karachaniden und den persischen Samaniden spielten die Oghusen eine bedeutende Rolle, was zu politischen Spannungen unter den oghusischen Stämmen führte. Die zu Seldschuk gehörenden Nomaden und seine Krieger lösten sich aus dem Stammesverband der Oghusen und wanderten weiter. 1055 zog Tughrul in Bagdad ein und beendete die über hundertjährige Schutzherrschaft der Bujiden. Damit wurden die Seldschuken nach dem Sturz der Bujiden Schutzmacht über das Abbasiden-Kalifat in Bagdad. Unter Tughrul Beg unterwarfen die Seldschuken große Teile Persiens und 1055 den Irak. Tughrul Beg erhielt vom Kalifen in Bagdad den Titel eines Sultans verliehen.

Tughrul verlegte die Hauptstadt des seldschukischen Reiches nach Rey in der Nähe des heutigen Teheran. Die Gründung des Reiches der Großseldschuken und die türkische Dominanz in der islamischen Welt markierten einen Wendepunkt in der Geschichte der islamischen Zivilisation und der muslimischen Völker. Zu einem Zeitpunkt, als die Welt des Islam an inneren und äußeren Krisen litt, stellten die Seldschuken die politische Einheit der islamischen Welt wieder her. Die mühevolle Balance zwischen persisch-islamischen und türkisch-nomadischen Elementen konnte die unausweichlichen Konflikte nicht verhindern. Vor allem im Osten der iranischen Welt, und ganz besonders in Transoxanien, gab es nach dem Zusammenbruch der Samaniden und Ghaznawiden, zumindest anfänglich, eine deutliche Dezentralisation der Macht und einen Rückfall in Richtung feudaler Strukturen .Die Seldschuken herrschten über ein Reich ohne feste Grenzen, und so konnte es auch vorkommen, dass bestimmte Gebiete in bestimmten Zeiten an die einheimischen Stämme zurückgegeben oder -verkauft wurden. In der Regel durften in den Peripherien des Reiches die lokalen Fürsten und Prinzen als feudale Herren weiterherrschen. Sie waren dem seldschukischen Sultan aber tributpflichtig.

Nach einigen Ausführungen von Selcuk zum Thema Aleviten, die eine eigene Interpretation des Islam bzw. Korans verfolgen, erreichen wir den ersten Besichtigungspunkt des Tages.
Assos ist eine antike Stadt an der Südwestküste der Troas im Landkreis Ayvalik in der türkischen Provinz Canakkale; die Stadt heißt heute Behramkale. 

Der Siedlungsplatz, ein 234 m hoher Felsen aus dunklem Trachyt direkt am Meer, war schon in der Bronzezeit besiedelt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde Assos von Methymna auf der benachbarten Insel Lesbos aus gegründet. Die Stadt war Mitglied im Attisch-Delischen Seebund, spielte aber anscheinend in den griechisch-persischen Konflikten des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. keine Rolle. Erst im Satrapenaufstand ist sie von Bedeutung, hier verschanzte sich 366 v. Chr. der aufständige Satrap Ariobarzanes. Seit etwa 360 v. Chr. stand es unter Herrschaft des Eubulos und seines Nachfolgers Hermeias. In dieser Zeit lebte auch Aristoteles in Assos. 334–241 v. Chr. lag die Stadt im Herrschaftsgebiet Alexander des Großen und der nachfolgenden Seleukiden.

241–133 v. Chr. gehörte Assos zum Reich der Attaliden von Pergamon, bevor es Teil des römischen Reiches wurde. In byzantinischer Zeit war Assos Bischofssitz, dem das heutige Titularbistum Assos gewidmet ist, und gehörte zum Thema Ägäis. Noch 1306 konnten die Griechen die Festung Assos, die sich nur noch im Bereich der alten Akropolis befand, gegen die Osmanen verteidigen, kurz darauf ging die Siedlung jedoch in deren Besitz über. Heute findet man an dieser historischen Stätte eine Nachbildung der hellenistischen Akropolis.

Die Stadtmauer ist in ihrer Ausdehnung von 3 km mit Türmen und Toren in großen Teilen noch sehr gut erhalten. Sie entstand in vielen Bauphasen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in byzantinische Zeit. Daneben sind Reste einer wohl noch archaischen Stadtmauer sichtbar.

Der dorische Tempel der Athena an der höchsten Stelle des Stadtberges wurde um 530–520 v. Chr. errichtet. Einige der Säulen aus einheimischem Trachyt, die jedoch im Altertum mit weißem Marmorstuck überzogen waren, wurden im Rahmen der archäologischen Forschungen teilweise wieder aufgestellt. Der Athenatempel ist der einzige bekannte archaische Tempel dorischer Ordnung in Kleinasien.

Von hier hat man einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Insel Lesbos.

Im Stadtgebiet, an den Hängen zwischen Agora und Meer, sind heute noch die Agora mit auf zwei Seiten umgebenden Hallen, das Buleuterion, das Gymnasion, das Theater und eine römische Therme erhalten. Außerhalb der Stadtmauer liegt eine gut erhaltene Nekropole mit Grabbauten und Sarkophagen.

Am Rande des heutigen Dorfes steht eine Moschee aus der Zeit Murat I (1326–1389), damit eine der frühesten osmanischen Moscheen überhaupt. Sie wurde unter Verwendung zahlreicher antiker und byzantinischer Spolien gebaut.

Nach diesem interessanten, wenn auch etwas mühsamen Aufstieg fahren wir zum eigentlichen Besichtigungshöhepunkt des Tages nach Troja. Auf der Fahrt dorthin gibt es viele Schafherden links und rechts des Weges zu bestaunen. Auffällig ist der weitflächige Bohnenanbau in dieser Region. Richtung Troja gibt uns Selcuk eine kurze Einführung in die Ilias bzw. den Trojanischen Krieg. Die Ilias beruht auf frühgeschichtlichen Mythen und Erzählungen und wird Homer zugeschrieben. Die Ilias-Darstellung der Olympischen Götter dürfte erheblich zur Entwicklung einer nationalen griechischen Religion beigetragen haben und prägt bis in die Gegenwart die europäische Kunst- und Geisteswissenschaft.

Gegenstand ist der bereits zehn Jahre währende Trojanische Krieg zwischen Troja und der griechischen Allianz der Achaier. Zentrales Thema der Ilias ist der Zorn, der innerhalb ihres nur 51-tägigen Handlungsverlaufs immer weitere Kreise zieht und dabei Hereon wie Götter als unentrinnbares Schicksal ereilt. Mythischer Ausgangspunkt für den Trojanischen Krieg ist das Urteil des Paris und dessen Entführung von Agamemnons Schwägerin Helena. Beides wird in der Kypria beschrieben. Die Kenntnis darum wird in der Ilias vorausgesetzt und daher nur einmal kurz angedeutet. Von der List des Odysseus (Trojanisches Pferd)) und dem Ende des Trojanischen Krieges wird dann nicht in der Ilias, sondern unter anderem in der Iliu persis des sogenannten Epischen Zyklus erzählt. Die Ilias zählt zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur.

In der Antike war Troja einer der größten Umschlaghäfen in dieser Gegend und damit gleichzeitig eine enorme Einnahmequelle für die Bevölkerung. Die heutigen Überreste des historischen Trojas sind unterteilt in Phase I bis Phase X. Bis heute wurden mehr als zehn Siedlungsschichten entdeckt (Troja I bis Troja X), die wiederum in über 40 Feinschichten unterteilt werden. Dabei gehören – vereinfacht ausgedrückt – Troja I (2950–2550 v. Chr.) und II (2550–2200) der Frühen, Troja III bis V (2200–1700) der Mittleren, Troja VI bis VII a (1700–1200) der Späten Bronzezeit und Troja VII b (1200–1000) der Frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit, Troja X, ein byzantinischer Bischofssitz, reicht bis ins frühe Mittelalter.

Querschnitt durch den Hisarlık

Troja I hatte noch direkt am Meeresstrand gelegen. Die Zitadelle Troja II umfasste eine Fläche von ca. 9000 m² (vier Brandkatastrophen), von Troja IV an war die Fläche verdoppelt, Troja VI hatte sich nach Süden und Osten auf etwa 50.000 m² vergrößert (die „Unterstadt“ nicht mitgerechnet). Die vom Autor der Ilias beschriebene Festung könnte mit Troja VI identisch sein (nach anderer Ansicht mit VIIa), das um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. unterging. Dabei ist unsicher, ob eines der häufigen Erdbeben oder eine Eroberung die Ursache war.

Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten. Die Lage der Stadt Troja wird in der Dichtung Ilias von Homer klar beschrieben: Es werden die Dardanellen (im Werk: Hellespont) genannt, der höchste Berg ist der Ida. Es werden zudem zwei Flüsse beschrieben: der erste namens Skamander (heute Karamanderes), welcher dem Idagebirge entspringt, und als zweiter Simois. Beide vereinen sich bei Troja und fließen in den Hellespont .Der Ziehbrunnen vor dem Tempeleingang, welcher für rituelle Waschungen verwendet wurde, befindet sich heute noch in einem gut erhaltenen Zustand.

Während unserer Besichtigungstour auf den historischen Spuren von Heinrich Schliemann bläst ein sehr starker kühler Wind, der uns auffordert  Jacken und Schals zu benutzen. Die Reisegruppe benötigt nun eine Phase der Entspannung bzw. Erholung, um neue Kraft für die restliche Tour des Tages zu tanken. In der Nähe der „ Historischen Stadt Troja“ halten wir für ca. 1 Std. Rast und genießen die örtlichen Spezialitäten. Danach ist unser Besichtigungsprogramm für den heutigen Tag beendet, und wir begeben uns auf „eine längere Fahrt“ entlang der Südküste des Marmarameeres, vorbei an Seen und reizvollen Landschaften in Richtung unseres Hotels „Almira“ in Bursa. Gegen 18 Uhr erreichen wir nach einem erlebnisreichen Tag mit vielen interessanten Eindrücken bzw. Ein-/Ausblicken wohlbehalten unser Domizil. Nach kurzem „Check-In“ und einer kleinen Erholungsphase auf den Zimmern nehmen wir unser Abendessen ein und begeben uns bald danach zur wohlverdienten Nachtruhe. Viele interessante Sehenswürdigkeiten mit einer weittragenden historischen Bedeutung haben starke Eindrücke bei allen Teilnehmern hinterlassen.

6. Tag: Montag, 31. 03. 2014

Die Nacht verbrachten wir in dem sehr guten Hotel Almira in Bursa. Es war das bisher beste Hotel unserer Reise, es kam auch dem deutschen fünf Sterne Niveau sehr nahe.

Bevor wir zur Fahrt nach Istanbul starteten, stand noch die Besichtigung der großen Moschee sowie der grünen Moschee und des Mausoleums in Bursa an.

Bursa ist mit fast 2 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der Türkei. Die Stadt ist ein wichtiges Industriezentrum, u.a. für Automobil- und Textilindustrie. Bekannt ist Bursa auch für seine Seidenprodukte. Selçuk erzählte, dass die Seidenraupen einst aus China eingeschmuggelt wurden.

Im 14. Jhdt. war Bursa zeitweise die Hauptstadt des Osmanischen Reiches, später dann wichen die Osmanen nach Edirne aus. Sieben Osmanische Herrscher liegen in Bursa begraben.

Als erstes besichtigten wir die große Moschee 'Ulu Camii', die, wie  Selçuk sagte, diesen Namen nicht wegen ihrer Größe trägt, sondern aufgrund ihrer Form. So hat sie keine große Kuppel, sondern 20 kleinere, die von Pfeilern getragen werden. Der Baubeginn war das Jahr 1396 und nach nur 4 Jahren war sie fertiggestellt. Als herausragendes Werk osmanischer Steinmetzarbeit gilt die Gebetsnische mit ihren Stalak-titen. Eine weitere Besonderheit stellt der Brunnen dar, der unter anderem für ein angenehmes Klima in der Moschee sorgt.

Von der 'Großen Moschee' ging es zu Fuß weiter zum Seidenbazar Koza Han, der sich in einer ehemaligen Karawanserei befindet. Hier hatten wir etwas Zeit, um uns die schönen Seidentücher anzusehen oder auch das ein oder andere zu kaufen.

Der Bus brachte uns dann zur grünen Moschee. Der Name rührt von der grün erscheinenden Außenverkleidung her. Die Moschee wurde von 1412-1419 im Auftrag des Sultans Mehmed I errichtet, für den auch das Mausoleum neben der Moschee gebaut wurde.


Es handelt sich hier um eine Moschee mit 'Nebenräumen', die zeigen, dass Moscheen in früheren Zeiten auch dem Aufenthalt außerhalb von Gebetszeiten dienten. Es existiert eine Herrscherloge, in der der Sultan seine Gebete ungestört verrichten konnte. Die Moschee ist innen mit  kunstvollen, mehrfarbigen Fliesen geschmückt.


Im Mausoleum stehen die Sarkophage des Herrschers sowie die seiner Söhne und Töchter. Der des Herrschers steht in der Mitte. Es handelt sich um Scheinsarkophage, d.h. es befinden sich keine Gebeine im Inneren, da die Toten nach muslimischem Ritus entweder in einem einfachen Holzsarg oder eingewickelt in ein Leinentuch in der Erde beigesetzt wurden. Auf dem Sarkophag des Sultans sieht man als Herrschaftssymbol einen Turban.

Nach dem Besuch in einem sehr hübschen und vor allem bunten Geschäft sowie einer Teepause in einem Lokal mit herrlichem Blick auf die Stadt, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Istanbul fort. Bei Topcular fuhr der Bus auf eine Fähre, die dann mit uns das Marmarameer überquerte. An dieser Stelle ist es nicht sehr breit, die Fahrt dauerte etwa 20 Min.. Am gegenüberliegenden Ufer setzten wir die Fahrt dann mit dem  Bus in Richtung Istanbul fort.

Beim Blick aus dem Busfenster sahen wir im asiatischen Teil der Stadt die zahlreichen Wolkenkratzer, welche die Bauwut der letzten Jahre hervorgebracht hat, aber auch mit schönen Zierblumen bepflanzte Böschungen, die der Stadt ein freundliches Aussehen gaben. Schließlich ging es über die große Bosporusbrücke hinüber in den europäischen Teil der Stadt, wo wir dann alsbald im Stau standen. Wir fuhren weiter bis auf die westliche Seite des Goldenen Horns. Dort stiegen wir dann an geeigneter Stelle aus, liefen ein Stück und stiegen hinauf zur Moschee Rüstem Pascha.

Der Großwesir Rüstem Pascha, verheiratet mit einer Tochter von Suleiman dem Prächtigen, stiftete diese Moschee im Jahre 1561. Nach seinem Tod wurde sie nach Plänen des berühmten Architekten Mimar Sinan errichtetet.  Die Besonderheit dieser Moschee ist ihre Ausschmückung mit zahllosen Fliesen aus Iznik in ornamentalen oder Blumenmustern. Auch die Außenwand unter dem Portikus ist zum Teil damit verziert. Die Moschee besitzt nur ein Minarett.

Anschließend hatten wir noch etwas Zeit für den Gewürzbazar, auch ägyptischer Bazar genannt.

Dort war ein sehr reger Betrieb, was aber sicherlich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit am Nachmittag nicht weiter verwunderlich war. Der Bazar wirkt bunt und schon allein wegen der vielen Gerüche sehr orientalisch.

Vom Bazar aus gingen wir zurück zu unserem Bus, um die Fahrt zum nicht weit entfernten

Hotel Grand Yavuz anzutreten. Es war wirklich bewundernswert, mit welchem Geschick unser Fahrer den nicht gerade kleinen Bus durch die engen, häufig zugeparkten Straßen hinauf zum Hotel dirigierte.

Um 19:00 Uhr nahmen wir das Abendessen im Hotel ein.

7. Tag: Dienstag, 01. 04.2014

Nach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir um 9 Uhr mit unserem Bus unter der Führung unseres Reiseleiters Selcuk zum Herzen des Tourismus in Istanbul, dem Hippodrom, heute Sultan-Ahmet-Platz genannt.

Diese Anlage wurde im Jahre 203 erbaut, nachdem die Stadt in die Hände der Römer gefallen war. Das Hippodrom konnte erst 330 für die Feierlichkeiten zur Ausrufung Konstantinopels als zweite Hauptstadt des Römischen Reiches unter dem byzantinischen Kaiser Konstantin dem Großen fertiggestellt werden. Mit einer Länge von 400 m und einer Breite von 120 m war das Hippodrom nach dem Circus Maximus in Rom eine der größten Pferderennbahnen der antiken Welt. Es gab dort sportliche Wettkämpfe, Gladiatorenkämpfe und andere Aufführungen.

Auf diesem Platz steht der Ägyptische Obelisk. Er ist nicht nur das älteste Kunstwerk aus der Antike in ganz Istanbul. Er wird in das 15. Jh. v. Chr. datiert. Pharao Tutmosis III. ließ ihn als Gedenkstein für seinen Sieg in Mesopotamien anfertigen. Der byzantinische Kaiser Theodosius I. ließ ihn im Jahre 390 n. Chr. aus dem Amon-Tempel im Gebiet von Luxor in Ägypten hierher bringen und an seinem heutigen Platz aufstellen. Er hatte ein Gewicht von 300 Tonnen. Für den Transport wurde etwa 40 % seiner unteren Länge abgeschnitten. Heute besitzt er eine Länge von 20 m. Auf allen vier Seiten sind die Heldentaten des Tutmosis in ägyptischen Hieroglyphen beschrieben.

Das zweitälteste antike Kunstwerk am Hippodrom ist die Schlangensäule, die aus dem Jahre 479 v. Chr. stammt und im Jahre 326 von Konstantin dem Großen aus Griechenland aus dem Apollotempel in Delphi hierher gebracht wurde. Die Säule ist ein Symbol für den Sieg der griechischen Stadtstaaten über die Perser bei Palatea.

Die Gemauerte Säule ließ Kaiser Konstantin VII. zum Gedenken an seinen Großvater Basileus I .errichten. Diese stammt aus dem 10. Jh. und hat eine Höhe von 32 m. Ursprünglich war sie vollständig mit Kupfer- und Messingplatten verkleidet. Beim Einfall der Lateiner, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, nahm man die Metallplatten ab und verwendete das Material zur Münzprägung.

Das neueste und letzte Kunstwerk am Hippodrom  ist der Deutsche Brunnen, der aus dem Jahre 1898 stammt. Auf seiner zweiten Reise in den Osten beeindruckte den deutschen Kaiser Wilhelm die Gastfreundschaft in Istanbul derart, dass er bei der Rückkehr nach Deutschland den Plan für diesen Brunnen entwarf und anfertigen ließ. Der Brunnen kam mit der Eisenbahn in Istanbul an. Die mit Goldmosaiken verzierte Kuppel des Brunnenhauses zeigt die Monogramme des Kaisers und des Sultans.

Weiter ging es zur Blauen Moschee, die nach ihrem Stifter, dem Sultan Ahmet I., benannt wurde, der in den Jahren 1603 – 1617 regierte. Ahmet I., der bereits mit 14 Jahren den Thron bestieg, erlag mit 28 Jahren, wenige Wochen nach der Eröffnung seiner Stiftung, einer unheilbaren Krankheit. Er hatte den damals üblichen Prinzenmord gestoppt und die Prinzen unter Hausarrest gestellt. Hervorzuheben wäre noch der Beschwerdesack, den der Sultan einführte, in den jeder seine Beschwerden bzw. Anliegen in schriftlicher Form einwerfen konnte.

Die Sultan Ahmed-Moschee ist die größte und prunkvollste Moschee Istanbuls. Ein Schüler des berühmten Baumeisters Sinan übernahm den Bauauftrag. Eine Besonderheit der Moschee sind die sechs Minarette. Die Innendekoration ist von derartiger Schönheit, dass sie alle früheren osmanischen Moscheebauten in den Schatten stellten.

Die wunderschönen blauen und grünen Fayencen, mit denen die Wände verkleidet und die auch auf den Kuppeln angebracht sind, gaben der Moschee den Namen Blaue Moschee.

Anschließend besuchten wir die Hagia Sophia (Heilige Weisheit), Moschee mit vier Minaretten. Die Hagia Sophia ist das größte religiöse Bauwerk der Stadt aus der byzantinischen Zeit. Sie wurde im 6. Jahrhundert von Kaiser Justinian als Basilika erbaut. Sie war die Hauptkathedrale des byzantinischen Reichs. Später wurde sie in Brand gesteckt, dann wieder aufgebaut.

1459 wurde die Kirche in eine Moschee verwandelt. Die schönen wertvollen mit Blattgold verzierten Mosaiken mit biblischen Darstellungen wurden mit blauer Farbe übermalt und später teilweise wieder freigelegt. 1934 wurde die Moschee in ein Museum umgewandelt. Dort wurden dann die toten Prinzen beigesetzt.

Nach der Mittagspause besuchten wir die Yerebatan-Zisterne. Da während den Kriegen oder Belagerungen feindliche Soldaten die Kanäle, die das Wasser herbeiführten, zerstören oder vergiften konnten, baute man Zisternen, um das Wasser zu speichern. Die Yerebatan-Zisterne wurde im Jahre 532 erbaut und nahm das Wasser, das über den Valens-Aquädukt in die Stadt geleitet wurde, auf. Die Zisterne wurde bis ins 16. Jahrhundert verwendet.

Zur Zeit Justinians wurden Götter verboten. Deshalb wurde der Felsblock mit der Medusa-darstellung auf den Kopf gestellt bzw. von der Seite gezeigt.

Im 19. Jahrhundert wurde die Zisterne restauriert. Es wurden dort 336 Säulen aus verschiedenen römischen Bauwerken aufgestellt, die innerhalb der Zisterne wie ein Säulenwald wirken. Heute wird die Zisterne, die ein besonderes Ambiente bietet, gern noch für Events genutzt.


Wir fuhren mit dem Bus an der Brautkleiderallee vorbei zu unserem nächsten Programm-punkt:.  Die Chora-Kirche, die früher außerhalb der Stadtmauern lag, wurde erstmals im 6. Jahrhundert erbaut. Maria Dukaina ließ das heutige Gebäude im 11. Jahrhundert im typisch byzantinischen Stil errichten. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde auch diese schöne Kirche in eine Moschee verwandelt. Heute ist sie ein Museum.

Von den ursprünglichen Mosaiken kann man nur noch einige an den Bögen der Seiten-fenster und im Hauptraum sehen. Die Szenen stellen hauptsächlich Geschichten  aus dem Neuen Testament dar. Ziel bei der Anfertigung dieser Darstellungen war, dem Volk, das keine Bibel besaß und teilweise weder lesen noch schreiben konnte, die Bibel, Jesus und seine Familie näher zu bringen. Die Bilder sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet. Die Geschichte beginnt damit, dass Engel der Mutter Marias, Anna, die Geburt der späteren Gottesmutter verkünden. Weitere biblische Darstellungen waren zu sehen. Die schönsten Mosaiken zeigen den Weltenherrscher Jesus in der Kuppel. Zuletzt sieht man Jesus, wie er Adam und Eva aus der Hölle befreit.

Zum Abendessen fuhren wir mit dem Bus zu einem alten einheimischen Lokal. Wir genossen die leckeren Vorspeisen, Lamm-Kebab und Obstsalat mit Blick auf das Goldene Horn.

Wir waren die einzigen Gäste und freuten uns darüber, uns einmal ungestört unterhalten zu können.

Und wieder ging ein schöner Tag zu Ende, der nach unserem vorgesehenen Tagesplan um einige Programmpunkte erweitert wurde.

8. Tag: Mittwoch, 02.04.2014

Vor uns liegt ein langer Tag. Wir starten deshalb nach dem Frühstück pünktlich um 8.30. Frau Tasch hat heute Geburtstag, und so gilt unser Lied heute dem Geburtstagskind.

Auf der Fahrt zum Topkapi Palast werden wir von unserem Reiseleiter eingestimmt. Der Topkapi-Palast war der Sitz der osmanischen Herrscher. Das osmanische Reich dauerte von 1300-1922. Die osmanischen Herrscher sollen, im Gegensatz zu den europäischen Herrschern, sehr bescheiden gelebt haben, sie waren gut ausgebildet, konnten Lesen und Schreiben, waren geübt in Handwerkskünsten wie Tischlerei, Pantoffelmacher, einige wurden auch als Dichter bekannt.

Der „Große“ Palast wurde kurz nach der Eroberung Istanbuls durch die Osmanen 1453 auf einem hohen bewaldeten Vorgebirge am Ostrand der Stadt erbaut und wurde bis 1860 bewohnt, also gut 400 Jahre . In dieser langen Zeit wurde er immer wieder durch Erdbeben und große Brände  teilweise zerstört. Er umfasst eine Fläche von ca. 700 000 qm. Die Anlage bestand aus einer Reihe von einzelnen Gebäuden, die um verschiedene Höfe gruppiert waren, dazwischen gab es Parkanlagen, Brunnen, Blumenrabatte , besonders beliebt waren damals die Tulpen, weshalb man auch von der sog. Tulpenzeit spricht.  Einer der bedeutenden Herrscher war  der Sultan Suleiman der Prächtige,(1520-1566). Er förderte die Literatur und v.a. auch die Architektur. Er ließ im ganzen großen Reich Straßen bauen, Brücken,  Karawansereien,  Aquädukte, Bäder und Moscheen. Er ließ die Hauptstadt  Istanbul verschönern und erweitern und natürlich auch den Palast. Wichtigste Person für alle diese Unternehmungen war sein Hofbaumeister Sinan, ehemaliger Sklave und Janitschare.

Wir betreten den Palast durch eine Reihe von Toren.
Durch das 1. Tor gelangen wir in den  öffentlichsten Hof. An diesen grenzten die Kasernen, das Arsenal der Janitscharen, ein Krankenhaus und eine Bäckerei. Diese Gebäude sind heute weitgehend zerstört, erhalten geblieben ist aber die Irenenkirche. ( Irene-Eurini-Himmlischer Frieden )
Diese Kirche wurde erbaut von Konstantin d. Großen  als Basilika, stammt also aus der byzantinischen Zeit. Durch ein schweres Erdbeben wurde sie 732 stark zerstört und danach als  Kreuzkirche wieder aufgebaut. Sie ist die einzige Kirche aus vorosmanischer Zeit, die nicht in eine Moschee  umgewandelt wurde. Aber als Kirche wurde sie auch nicht mehr genutzt, sie war  Zeughaus. Vor ca. 40 Jahren erhielt sie eine gewisse Renaissance,  man erkannte, dass sie eine wunderbare Akustik hat.
Nun werden hier Konzerte abgehalten.

Wir betreten den 2. Hof durch „Das Tor der Begrüßung“  Welcher Art eine Begrüßung damals wohl gewesen ist?  Hier wurden die Köpfe der Hingerichteten zu Schau gestellt. Ausländer durften dieses Tor nicht durchschreiten. Über dem Tor geschrieben stand der Name des jeweiligen Herrschers und der seines Vaters, darunter die Worte: Sei siegreich. Wir jedenfalls gelangen ohne Schwierigkeiten in diesen Hof. Hier wurden Zeremonien abgehalten, Beamte bezahlt - immer 3 Monate im voraus - , Sultane ernannt und Kriege ausgerufen. Zur Rechten erstrecken sich die ehemaligen Küchengebäude. Heute beherbergen diese Räume die drittgrößte Porzellanausstellung der Welt. Vor uns links steht der Divan, der Versammlungsort der Minister- Wesire- Über dem Divan erhebt sich der Turm der Gerechtigkeit. In Notsituationen stiegen der Sultan oder ein Eunuch hinauf, um einen Blick auf die Stadt zu werfen. 4x pro Woche trafen sich die Wesire zu Beratungen im Divan und zwar vom Frühgebet bis zum Mittagsgebet. Die Versammlung wurde vom Großwesir geleitet, alle Beteiligten standen, alles wurde schriftlich dokumentiert,  der Sultan selbst konnte hinter einem mit Vorhang abgedichtetem Fenster an der Beratung teilnehmen.

Durch das sog. Kutschertor betreten wir den Harem. Der Eingang wurde bewacht von einem „schwarzen“ Eunuchen. Alle Eunuchen, die hier arbeiteten, waren versklavt  und christl. Ursprungs. Moslems durften nicht versklavt werden. Die Erziehung der Prinzen lag aber grundsätzlich in der Hand dieser versklavten Eunuchen. Im Harem selbst gab es klar definierte Positionen.  Zuunterst waren die Konkubinen,  sie waren noch in Ausbildung, noch nicht beim Sultan gewesen, über ihnen standen die sog. Bevorzugten Favoriten,  nach der Geburt eines Kindes wurden diese Frauen zu Hauptfrauen ernannt. Es fand aber niemals eine Hochzeit statt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die junge ukrainische Sklavin Roxelana  konnte eine lebenslange Liebe des Sultans  Suleiman d. Prächtigen gewinnen und bewahren. Sie gebar ihm 5 Söhne und 2 Töchter. Sie blieb die letzte Ehefrau eines Sultans. Erfüllt von all diesen Geschichten bemerken wir erst jetzt:  eine aus der Gruppe fehlt     Verschwunden im Harem ist Frau Brandes aus Hannover.

Zum Glück leben wir im 21. Jh. und der  Harem ist seit 1908 abgeschafft  Mit Hilfe der modernen Handy- Technik konnte sie unbeschadet zu uns zurückfinden.  Weiter geht es im Harem: Die oberste Gebieterin im Harem war die Mutter des Sultans. Starb die Mutter vor dem Sultan, hat eine der anderen Frauen des vorigen Sultans dieses Amt übernommen  und den Harem wie vorher weitergeführt. Kam ein neuer Sultan an die Macht, hat seine Mutter einen neuen Harem zusammengestellt, die Jungfrauen wurden behalten, die anderen Frauen entweder verheiratet oder entlassen. Die Räumlichkeiten hier sind wunderschön; Badebecken, Springbrunnen, herrliche Mosaike an Böden und Wänden. Neben dem Harem befinden sich die Räume der Prinzen, auch diese  Räume herrlich ausgestattet  mit eigenen Bädern und großem Komfort, trotzdem kein erstrebenswertes Leben., die Prinzen waren  stark abhängig vom Sultan, sie durften zwar viel, aber auf gar keinen Fall Kinder bekommen. Wie sie das bewerkstelligten,  bleibt eines der Geheimnisse dieser Zeit.  Wir verlassen diesen Teil des Palastes durch den  „goldenen Gang“. Hier standen die Mädchen Spalier, der Sultan ging vorüber, wenn ihm ein Mädchen gefiel, ließ er ein Taschentuch fallen. Dann hat sich das  Mädchen  vorbereitet, wenn es dem Sultan weiter gefiel, war die Karriere vorbestimmt.

Wir verlassen den Harem und finden uns schon im 3. Hof hinter dem  „Tor der Glückseligkeit“. auch „Tor der weißen Eunuchen“ genannt. Direkt dahinter lag der Audienzsaal. Hier war Schluss für alle Besucher, sogar für den  Großwesir. Alle dahinterliegenden Gebäude und Grünanlagen waren Privatgelände für den Sultan und  seine Familie. Hier gab es natürlich eine private Moschee, die privaten Gemächer des Sultans, die Schatzkammer, die Bibliothek. Zwischen Harem und diesem 3. Hof gab es auch noch eine Schule für bis zu 270 Kinder in 7 Klassen. Ihre Lehrer waren „weiße“ Eunuchen. Wer waren die Kinder, die hier gelehrt wurden?   In bestimmten zeitlichen Abständen wurden in den besiegten Dörfern christliche Kinder nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Beamte des Sultans brachten sie als Sklaven nach Istanbul, sie wurden zu Moslems umerzogen,  die Mädchen wanderten in den Harem, die Jungen erhielten eine gründliche schulische und militärische Ausbildung. Sie wurden regelmäßig beurteilt und geprüft  und später entsprechend ihrer Fähigkeiten in allen möglichen Positionen  eingesetzt, z.B. im Heer -Janitscharen genannt, das war eine sehr disziplinierte und gut bewaffnete Fußtruppe -, in der Kavallerie oder auch in der Verwaltung. Sie konnten in sehr hohe Ämter aufsteigen. Entscheidend waren das Vertrauen des Herrschers und hohe Intelligenz. Selbst der Hofbaumeister Sinan stammte aus einer christl. Familie, war ehemaliger Sklave und Janitschare.

Inzwischen ist es 11.00 Uhr. Zeit für die Mittagspause.  Wir besichtigen die Schatzkammer, sehen den Thron des Schahs Nadiv aus dem 18.Jh., den goldenen Thron von 1585, den Löffelmacher Diamant mit 86  Karat, den Topkapi  Dolch von 1741, die goldene Wiege, dann genießen wir die schönen und gepflegten Gärten, in der Iftar-Laube trinken wir Tee und erfreuen uns  an dem Blick auf den Bosporus.

 

Nach der Mittagspause wieder Unruhe in der Truppe. Brigitte Schiele wirkt verstört. Und dann kommt es! Unser Rückflug am 03.04. wurde von der Lufthansa  wegen Streik  annulliert.  Nun ja, irgendwie werden wir nach Hause kommen.

Die nächste Besichtigung ist angesagt: Das Archäologische Museum wurde in der osmanischen Epoche gegründet v. a. für die Ausgrabungsfunde aus Anatolien und Mesopotamien. Vor dem Museum imponieren große Herrscher-Sarkophage.

Das Prunkstück des Museums ist wohl der Sarkophag von Alexander d. Großen, ausgegraben 1877 in Sidon.  Alexander hat aber niemals in diesem Sarkophag gelegen. Sein eigentliches Grab wird in der Nähe von Bagdad vermutet. Der Sarkophag aus weißem Marmor  zeigt lebendige Reliefs mit Jagdszenen,  Kampfszenen. Wir bestaunen den Sarg der klagenden Frauen aus dem 4. Jh. v. Chr., ebenfalls entdeckt in Sidon, Statuen aus  Aphrodisias,  Ephesus und Milet. In der 3. Etage sehen wir den „Schliemann-Schatz“. Schliemann fand diesen Schmuck 1870 in Troja, und er glaubte, er habe den Schatz des Königs  Priamus von Troja gefunden. Spätere Nachforschungen ergaben, dass  diese Schmuckstücke  aus der Zeit von 2500-2200 v. Chr. stammen.  Sie können  uns heute noch gefallen. Aber  wir müssen weiter.

Durch die engen Straßen der Stadt  kommen wir zum Hafen. Wir starten mit einem privaten Schiff-Tuyrol 5- .Es wird uns 90 Min. durch den Bosporus fahren. Der Bosporus ist die ca. 30 km lange Verbindung zwischen Schwarzem Meer und  Marmara-Meer. Wir  starten vom Goldenen Horn, fahren bis zu engsten Stelle und dann wieder zurück.

Nun erleben wir Istanbul aus einer ganz anderen Perspektive:   vorbei an der Blauen Moschee, dem Galataturm, unter der Galatabrücke hindurch- übrigens  die längste Brücke Europas- vorbei an der Sultan-Moschee, den Wohnungen der Prinzen, Militärgymnasium,  Kadettenschule, Hotels, Wohnhäusern,  die Sonne scheint, wir erholen und entspannen uns. Viel zu Galataturm schnell ist die Fahrt zu Ende. Die Großstadt hat uns wieder.



Es ist etwa 17.00- Aus  allen Moscheen rufen die  Muezzin  zum Gebet.

Auch wir wollen zu einer Moschee, der ehemaligen  Sergius- und Bacchus-Kirche. Sie wird auch die   „kleine Hagia Sophia“ genannt, eine ehemalige  byzantinische Kirche mit  Kuppel, die im 6.Jh.n.Chr. erbaut wurde. Sie war Vorbild für die große Hagia Sophia, der Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. Diese kleine Kirche wurde 1504 in eine Moschee umgewandelt. Sie gilt als eines der wichtigsten frühbyzantinischen Werke Istanbuls. Als Kirche war sie den Heiligen Sergius und Bacchus geweiht. Nach der Legende fiel ein Sohn des Justinus in Ungnade und sollte getötet werden, da erschienen dem Vater nachts diese beiden Heiligen und baten ihn,  den Sohn zu verschonen.  Als dieser Sohn später Herrscher wurde, ließ er zu Ehren dieser Heiligen diese Kirche erbauen.

 

Inzwischen ist es schon fast 18.00

Nach kurzer Fahrt und Erfrischung im Hotel gibt es Abendessen in einem Fischlokal:  Aquarium. Es gibt die typischen warmen Vorspeisen, dann Dorade und zum Nachtisch Apfelsinen und Äpfel. Gut mundet hat dazu das türkische Bier: Efes.

Müde  landen wir irgendwann im Hotel. Ein langer ereignisreicher Tag liegt hinter uns.
Bange Frage: Wo werden wir morgen Abend sein?

9. Tag: Donnerstag, 03.04.2014

Um 9.00h starteten wir pünktlich mit dem Bus vom Hotel ins Zentrum der historischen Altstadt vorbei an der Laleli Moschee bis vor den Großen Bazar. Hier sind wir aus dem Bus ausgestiegen und auf dem Hauptweg durch den großen Bazar gelaufen, wo es viele interessante Geschäfte zu bestaunen gab.

Jedoch eilte die Zeit, da wir eine Teppichknüpferei besuchen wollten, in der wir den Prozess der traditionellen Teppichknüpferei gezeigt bekommen haben. In der Knüpferei angekommen, wurden wir in einen großen Verkaufsraum geführt und bekamen zunächst erst einmal Tee oder türkischen Mokka angeboten. Zum besseren Verständnis, wie viel Arbeit in einem handgeknüpften Teppich steckt, kam eine Teppichknüpferin mit einem vertikalen Knüpfstuhl in den Verkaufsraum und demonstrierte uns ihre Arbeit. Sie zeigte uns sowohl den einfachen als auch den doppelten bzw. symmetrischen Gördesknoten, der hauptsächlich in der Türkei benutzt wird und haltbarer ist als die einfachen Knoten, die in anderen Ländern bevorzugt werden. Des Weiteren zeigte sie uns, wie die verschiedenen Farbmuster anhand einer Vorlage geknüpft  und anschließend die Fäden mit einer Schere gekürzt werden. Danach wurde uns erklärt, dass ein kleiner Teppich nicht unbedingt wenig und einer großer Teppich nicht zwangsläufig viel kostet. Vielmehr kommt es auf die Knotendichte und das verwendete Material (z.B. Seide oder Wolle) an.

Nachdem wir den Herstellungsprozess der Teppiche demonstriert bekommen hatten, wurden uns verschiedenste Teppiche aus der Produktion des Hauses gezeigt. Es bestand nun die Möglichkeit, einen der Teppiche zu erwerben, sich in der Schmuckabteilung des Hauses umzusehen, oder zu einem kurzen Bummel durch den großen Bazar. Anschließend legten wir einen Fußmarsch durch die Stadt  zum Eingang des großen Bazars zurück, wo wir in den Bus einstiegen und in den Stadtteil Fatih  zur Kalenderhane-Moschee gefahren wurden.

Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine ehemalige Kirche, die in eine Moschee umgestaltet wurde. Das ursprünglich byzantinische Bauwerk wurde während der Kreuzzüge als römisch katholische Kirche genutzt. Nachdem Fatih Sultan Mehmed Istanbul erobert hat, wurde das verlassene Gebäude wohl den Derwischen des Kalender-Ordens als Ordensgebäude zur Verfügung gestellt und ist daher als Kalenderhane (Haus der Kalenderi) benannt. Erst im 18. Jh. nach Chr. wurde das Gebäude in eine Moschee umgestaltet. Das Gebäude war am Ende der Herrschaft der Osmanen sehr zerstört. Nach den Renovierungen in den Jahren 1966 bis 1972 wurde die Moschee wieder eröffnet.

Anschließend führte uns ein kurzer Spaziergang zu der Süleymaniye Moschee. Auf einem Platz vor der Moschee gab es Gelegenheit zu einer Mittagspause in einem der kleinen Restaurants mit Blick auf die Moschee.

Frisch gestärkt trafen wir uns dann wieder, um die Moschee von innen zu besichtigen. Sie wurde im Auftrag von Sultan Süleyman dem Prächtigen in einer sehr kurzen Bauzeit zwischen den Jahren 1550 und 1557 im maurischen Stil erbaut und ist ein wichtiges Werk des Architekten Sinan. Sinan selbst bezeichnete die Süleymaniye-Moschee als sein „Gesellenwerk“. In der Nacht erhellen über 2000 Öllampen aus Glas das Innere wie ein Sternenzelt. Die Wandnische Richtung Mekka ist mit erlesenen İznik-Fliesen geschmückt. Die Innendekoration ist, verglichen z.B. mit der Hagia Sophia, sparsam ausgeführt. In die Moschee ist eine Luftzirkulation eingebaut, die stets für einen angenehmen Luftzug sorgt. Die Glasfenster wurden von Ibrahim dem Säufer gestaltet, der ein organisches Material ohne Blei verwendet hat.

Nach der letzten Besichtigung unserer Reise machten wir uns auf den Weg zum Flughafen zum Lufthansa-Schalter, obwohl wir ja bereits wussten, dass aufgrund des Streiks der Lufthansa-Piloten unser Flug nach Frankfurt storniert war. Jedoch sollten wir, zumindest mit unserem Handgepäck, als komplette Gruppe vor dem Lufthansa-Schalter erscheinen, um dort zu erfahren, wie es weitergeht. Nachdem unser Reiseführer Selcuk mit Brigitte Schiele mit mehreren Lufthansa-Angestellten gesprochen hatten, war klar, dass wir ein Hotel in der Nähe des Flughafens beziehen würden und erst am nächsten Morgen mit der Turkish Airlines zurück nach Frankfurt fliegen würden.

Der Bus brachte uns innerhalb kürzester Zeit in das Hotel. Bis  zum Abendessen hatten wir Freizeit, die jeder individuell nutzte.

Nach einem reichhaltigen Buffet zogen sich alle frühzeitig in ihre Zimmer zurück, da wir am nächsten Morgen sehr früh in Richtung Flughafen starten wollten.

10. Tag: Freitag, 04.04.2014

Aus unserer 9-tägigen Reise war nun eine 10-tägige Reise geworden. Durch den Lufthansa-Pilotenstreik war eine zusätzliche Übernachtung notwendig geworden, die aber durch Unterbringung in dem ausgezeichneten Hotel der Green Park Kette sehr angenehm war. Auch das gestrige Abendessen in Form eines tollen Buffets trug dazu bei, dass die Stimmung in der Gruppe gut blieb.

Ein früher Weckruf um 04.00 Uhr, Frühstück um 04.30 Uhr, bei dem schon die komplette Auswahl an Speisen vorhanden war, problemloser Transfer durch zwei Kleinbusse, von der Lufthansa organisiert, ließen die Unannehmlichkeiten der Verlängerung minimal erscheinen.

Um 06.00 Uhr erfolgte das Einchecken am Schalter der Turkish Airlines, bei der uns Selcuk sehr behilflich war, pünktlicher Abflug um 08.15 Uhr.

Auch das Abholen in Frankfurt klappte gut, so dass wir alle wieder gut nach Hause kamen.

Hier soll ein ganz besonderer Dank an unseren türkischen Reiseleiter Selcuk, der mir vor Ort  sehr geholfen hat, sowie an ECC, die uns von Frankfurt aus super unterstützten, ausgesprochen werden.

Es war eine sehr schöne interessante Reise mit vielen tollen Eindrücken und Höhepunkten.

Ende gut, alles gut!!!!!