Reisebericht über Südwest-England Gemeindereise vom 29. Juni bis 10. Juli 2017

 

Drei Wochen nach der Reise blicke ich zurück auf ein fröhliches Ereignis, nämlich die englische Lebenswelt ein wenig kennen zu lernen. Da verblassen die kleinen Pannen, die es auf jeder Reise von mir gibt. Von fröhlicher Natur war unsere Guide Damaris. Ihr Name ist ein griechischer Mädchenname und bedeutet „Geliebte“. Nach der Apostelgeschichte war sie eine Mitarbeiterin des Paulus und begleitete ihn auf den Reisen.

Damaris war nicht nur unsere „Geliebte“. Sie hatte auf der Reise auch viel Humor gezeigt. Vielleicht ist dieser typisch englisch oder keltisch. Die Menschen im Südwesten Englands sind mehr oder weniger Kelten. Sie sprechen „Cornish“, ein neu-keltische Sprache, die im 19. Jahrhundert wiederbelebt wurde. Sie ist verwandt mit der bretonischen und walisischen Sprache. Die Kelten lieben nicht nur den Humor, sondern auch alles Ornamentale und Verspielte. Sie dekorieren jede leere Wand mit Bildern und Reliefs. Im Sommer schmücken sie intensiv Häuser und Straßen mit Blumen. Überall sieht man hängende Petunien in allen Farben. Schöne Gärten werden zu bunten Blumen-Teppichen gemacht. Die Welt der Kelten war schon zu Zeiten der Römer verziert wie die der Mauren in Andalusien. Das Klima Cornwalls, vom Golfstrom begünstigt, hilft zum heiteren Leben.

Anfang Juli blühten die Montbretien in einer Fülle, staudenartig hoch, wie ich diese wundervolle Rispenblume mit ihren rot-gold-orangen Farben des Hochsommers bei uns nicht kenne. In meinem Garten wächst dieses Zwiebelgewächs nur halb so hoch.

Zurück zu der Mentalität der Cornish-Leute. In köstlicher Weise kurios deutsch zu reden, war Damaris Spezialität. Damit löste sie immer wieder Heiterkeit aus. Das „Der-Die-Das -Deutsch“ führte natürlich zum Nachhilfeunterricht, den sich einige nicht verkneifen konnten. Es war also ständig was los im Bus.

Es wurde viel gesungen. Ich hatte das alte Reise-Liederheft mit unbekanntem Liedgut erneuert. Es wurden im Bus lustige Geschichten vorgelesen, auch die Sagen der Ritter von der Tafelrunde des Königs Artus. Denn Cornwall und die angrenzenden „shires“ (Grafschaften) sind sein Reich gewesen. Das Land hängt nicht nur voller Blumen, auch die Mythen, Geister- und Heldensagen gehören zur Stimmung und zur Mentalität dieses freundlichen, fröhlichen Volkes. Es spukt überall. Man muss es nur wissen. Das alles verkörpert sich in Damaris, die alle lieb hatten.

Sie selbst sah uns als Schulkinder an, die nicht aufmerksam genug waren. Was man alles hätte besser machen können, bekam ich immer wieder zu hören. Aber wie am Anfang gesagt, solche „Hilfestellungen“ sind von der Heiterkeit von Damaris und den wundervollen blumigen Bilder der cornischen Landschaft überhört worden. Neben der Heiterkeit und den Impressionen von Meer, der bis zu 100 Meter hoch ragenden, zerklüfteten Steilküste und dem Schäfchen-Wolken-Himmel, der sich weit spannte, gab es auch etwas fürs Innerliche, also fürs Herz. Jeden Morgen feierten für Andacht im Bus. Das Thema auf dieser Reise waren Geschichten und Worte Jesu, die von der „Barmherzigkeit“ erzählten.

1 -   „Seid barmherzig, wie euer himmlischer Vater barmherzig ist Wir konnten, begünstigt durch das sommerliche Wetter und von trockenen Ostwinden, einen Open Air Gottesdienst feiern. Auf einem grünen Platz an der Steilküste des Atlantik mit dem Blick über das blaue Meerlagerte wir. Wie immer wurde unser weißes Altartuch auf das Grün gelegt, dazu Feldblumen, die vom Wegesrand gepflückt worden waren und Brot und Wein dazu gebracht.

Das und vieles mehr schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Solche Beziehungen unter den Teilnehmern aufzubauen, gehört für mich als Reiseleiter zu den Zielen solcher Gemeindereisen. Damaris trug mit ihren Geschichten eine Menge dazu bei. Sie wagte aber auch ein paar Sprüche über uns. „Die Deutschen wollen alles perfekt haben“ oder „Die Deutschen wissen alles besser. Zum Beispiel wissen sie schon jetzt, wer der englische Thronfolger sein wird. Wir Engländer wissen es noch nicht. Denn das ist ein Geheimnis zwischen der Queen und dem Kronprinzen Charles.“ - „Zuhören könnt ihr Deutschen auch nicht gut!“ Peng! Das saß. Denn tatsächlich erwartete sie mehr Aufmerksamkeit. Trotzdem blieb die Grundstimmung dieser liebenswerten, quirligen Dame heiter. Sie war für ihr Alter enorm flott. Die große Wanderung durchs Dartmoor strengte sie überhaupt nicht an, während Jüngere schon stöhnten, weil die Sonne zu heiß schien. Und wenn sie meinte, ein Lacher sollte schlechte Stimmung vertreiben und aufmuntern, erzählte sie von den Möpsen ihrer Tochter oder etwas vom schweren Deutsch, von „Der, Die, Das Möpse“. Sie forderte von uns kein hohes Bildungwissen. Sie gebrauchte keine Fachausdrücke, wenn es um die Architektur der Kathedrale ging. Sie vermied Begriffe wie Triforium oder Vierung. Von den Figuren in den Portalen erzählte sie manche Story, aber nichts von Architraven oder Archivolten. Das tat den meisten von uns gut. In den Kirchen erzählte sie lieber über Leute oder Katzen- und Mäusefiguren. Einmal erzählte sie die Geschichte von einem Dieb, der ertappt wurde und am Ohr zum Richter gezogen wurde. Diese Geschichte war als Reliefbild auf einem geschmückten Kapitel einer Säule dargestellt. Wichtig war ihr auch von Jane Austen zu erzählen, der englischen Schriftstellerin, die vor 200 Jahren gelebt hat, und dem Minsterpräsident Heath, der mit seinem Freund, Kanzler Helmut Schmidt, gerne Klavier spielte. Auf Jane Austen komme ich noch zu sprechen.

Die Engländer leben in und mit ihrer Geschichte. Sie leben in ihrer Tradition. Das Sakrale und Erhabene der Kathedralen weicht dem Menschlichen. Tradition ist ein Teil des Lebens. Es geht vielleicht auch deshalb etwas langsamer zu. An einer roten Ampel steht man spürbar länger als in Deutschland, wie auch ruhig in der Schlange stehen, gehört zum Lebensstil. Ein deutscher Busfahrer hat Schwierigkeiten durch die engen Straßen Cornwalls zu kommen. Es geht dort nur ganz langsam voran. Unser junger 24 jähriger Busfahrer namens Dan aus Wales verstand sein Handwerk und steuerte den langen Bus geschickt an dem entgegenkommenden Verkehr vorbei. Das war manchmal eine Zentimetersache. Man muss schon Engländer sein, um nicht im Verkehr stecken zu bleiben. Die Hotels sind dort teurer als in den Hafenstädten. Billigreisen, das heißt, Billig-Hotels in Southampton beziehen und dann jeden Tag Stundenlang nach Cornwall hin und her fahren!

Was für attraktive und schön gelegene Hotels hatten wir auf dieser Reise bewohnen können! Meist war der Speiseraum exklusiv für uns! Nur in Newquay erlebten wir eine zweite große Gruppe aus Deutschland und der Lärmpegel im Speise-Saal war gleich entsprechend hoch. Sonst waren wir immer für uns. Doch bis wir die Atlantikküste in Cornwall im Seebad Newquay erreichten, waren wir, von vielen Erlebnissen erfüllt, drei Tage unterwegs.

Reiseverlauf

Unsere Reise begann in aller Frühe am Donnerstag, den 29. Juni. Um 5.30 Uhr trafen wir uns beim Checkin auf dem Flughafen Fuhlsbüttel. Wir wollten an diesem ersten Tag nicht nur anreisen, sondern zwei außergewöhnliche Bauwerke in England besuchen und uns dafür auch Zeit nehmen. Am Vormittag war es der Windsor Palace, eine riesige Burganlage, die in1000 Jahren ständig erweitert worden war. Sie ist ohne Unterbrechung der Herrschersitz aller englischen Königshäuser. Heute residiert dort Queen Elisabeth II. Schlange stehen vor dem Einlass in den Palast ist für uns Deutsche eine nervige Warterei. Aber wir schafften es in einer dreiviertel Stunde eine ca. 200 m lange Warte-Schlange zu bewältigen. Mit einem Audioguide, der für viele von uns schwierig zu bedienen war, hatten wir zur individuellen Besichtigung zwei Stunden Zeit. So konnte jeder in seinem Tempo durch die weitläufige Anlage spazieren gehen. Bemerkenswert waren wohl für die meisten die bildreich ausgestatteten Wohnräume aus der Zeit der Königin Elisabeth I. und Heinrich VIII. (16. Jahrhundert). Da sich die Menschenmassen wegen der Größe des Schlosses verliefen, war das Erlebnis von Windsor-Castle, jedenfalls für mich, eindrucksvoller als das Geschiebe durch den Palast von Versailles auf der Gemeindereise zwei Jahre zuvor. Als ein zweites Monument wollten wir den 4.500 Jahre alten Megalith-Steinkreis von Avebury umrunden. Er liegt in einer hügeligen Landschaft westlich von dem Ort Marlborough. Die Bedeutung dieser Giganten und warum sie wie Stelen oder Obelisken aufgerichtet sind, ist immer noch nicht geklärt. Es gibt viele Theorien.

Sie markieren auf alle Fälle heilige Orte der Begegnung der Menschen mit Gott. Vor 4500 Jahren wurde zur gleichen Zeit in Ägypten die Cheops-Pyramide gebaut. Sie ist nicht nur Grab des Pharao, sondern auch ein Zeichen für die in alle Ewigkeit dauernde Zusammengehörigkeit des Volkes. Der weite Himmel unter dem Sternenzelt schützt vor dem Chaos. Die Megalith-Kultur könnte dieselbe Bedeutung haben. Auch in Stonehenge geht man um den Steinkreis unter einem weiten Himmel. In Avebury geht man von Megalithstein zu Megalithstein in einem Kreis, der fast 500 Meter Durchmesser hat. Hier kann man noch jeden Stein anfassen und sich vor ihm fotografieren lassen. Wir hatten an diesem ersten Tag der Reise einen windigen, wolkenreichen Nachmittag. Das kleine Dorf bietet natürlich Cafés und Pubs. Wir hatten genügend Zeit, um Steine und Getränke zu genießen. 

In Bristol, unserem Reiseziel, fanden wir den „verlorenen Sohn“ - einem Mitglied unserer Gruppe - im Hotel. Man hatte ihn an der Passkontrolle auf dem Flughafen nicht ins Land gelassen, da etwas mit seinem Reisepass nicht stimmte. Doch über die deutsche Botschaft bekam er einen Ersatzpass und fuhr dann direkt nach Bristol. So endete für uns ein langer Tag.

Bristol ist eine Hafen- und Handelsstadt, die im zweiten Weltkrieg durch die deutsche Luftwaffe stark zerstört worden war. Alt und Neu nebeneinander machte auf mich keinen gelungenen Eindruck. Als wir am Nachmittag durch die Innenstadt zur Kathedrale wanderten, hatte sich der Himmel eingetrübt. Ein paar Regentropfen fielen. Morgens hatte noch die Sonne geschienen, als wir aus unserem Hotelfenster auf eine sich herrlich präsentierende gotische Kirche schauten. Sie war nicht im Krieg zerstört worden. In ihr begann die Suche nach dem „Grünen Mann“, von dem die wenigsten von uns schon mal was gehört hatten. Es ist das Gesicht einen Mannes mit offenem Mund, aus dem Zweige sprießen, die sich dann um seinen Kopf ranken. Man findet dieses Gesicht auf Schlusssteinen im Gewölbe oder auf Kapitellen oder an den Verzierungen des Chorgestühls nicht nur in Südengland, auch Bamberger Dom und zwar auf einer Konsole, auf der der Bamberger Reiter steht.

Meisterin des Findens des „grünen Mannes“ war Constanze Edye, die von diesem Phänomen auch etwas zu erzählen wusste. Der „Grüne Mann“ ist ein Lebenssymbol aus der keltischen Kultur, die in Südengland ihre Spuren im christlichen Bildwerk hat. Solche kulturhistorisch und religionsgeschichtlichen Details und Zusammenhänge wird ein Billig-Reisender wohl kaum vor Augen geführt bekommen! Auf den Billig-Reisen gibt es dafür gar keine Zeit. Wo es auf Reisen um mehr geht als „Ich-bin-Dagewesen“, also um das Abhaken der „Top-Ten-Sehenswürdigkeiten“, vertieft sich das bloß oberflächlich Gesehene zu einer Gesamtschau. Was hat nun der Grüne Mann der Kelten mit Christus zu tun?

Ich habe vor, in meiner Predigt am 20. August in der Matthias Claudius Kirche in der Predigtreihe über „Liebe“ darauf eine Antwort zu geben im Zusammenhang mit dem Lied. „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus“. Es geht um die Frage, wie viel Natur bestimmt eigentlich unser auf Jesus zurück gehender Glaube? Ist nicht Natur im christlichen Bekenntnis nur negativ Sinnbild der Vergänglichkeit und Symbol der Sünde? Doch kehren wir nach Bristol zurück. Am Vormittag hielten wir uns dort nicht lange auf, sondern fuhren nach Bath. Dort sind heiße Heilquellen, die schon die Römer nutzten. Die Reste des römischen Bades sind noch erhalten. Aber auch heute gelten diese Heilquellen als sehr wirksam und haben einen großen Ruf. Wir sahen sie nur von außen. Dort hörten wir der der Straßenmusik zu. Die Sonne schien und alles sah sehr schön aus.

Auf dem Platz der Bäder steht auch die Kathedrale. Ihre Westfassade ist mit zwei Himmelsleitern dekoriert, die rechts und links vom Portal als Reliefs hinauf bis zum Ansatz der kleinen Türme als Reliefs zu sehen sind. Links vom Portal steigen Engel die Sprossen hinauf. Rechts steigen sie herab.

Die Kirche ist im 16. Jhd. spätgotisch erbaut worden. Das Schiff innen ist hoch und hell mit wunderschönen Fenstern.

Einige von uns besuchten die Bäder. Die anderen machten mit Damaris bei schönem Wetter einen Stadtrundgang. Zum Mittagessen konnte jeder sich ein gemütliches Plätzchen in der Stadt suchen, ganz individuell. Die Mittagspause war jeden Tag für eine gute Stunde zur individuellen Gestaltung eingeplant.

In einem Park mitten in der Stadt machten einige Siesta. Dort wurde von den Gärtnern gerade ein aufgeschlagenes, monumentales Buch aus Blumen arrangiert. Dieser Blumengruß sollte erinnern an die Schriftstellerin Jane Austen, die längere Zeit in Bath zur Kur gelebt hatte. Vor 200 Jahren, also am 18 Juli 1817 ist ihr Todestag.

Sie war Pastorentochter. Sie hatte noch eine Schwester. Für die Eltern war es eine nicht so einfache Sache, die jungen Mädchen unter die Haube zu bringen. Allein stehende Frauen hatten es in der englischen Gesellschaft schwer. Eine Berufsausbildung wurde den Mädchen nicht erlaubt. Die Pastorentöchter allerdings waren gut ausgebildet, konnten selbstverständlich lesen und schreiben. So war es eigentlich nicht so schwierig, gute Partien für die Töchter zu finden. Doch Jane verweigerte diesen vorgefertigten Lebensweg. Bloß „unter die Haube“ gebracht zu werden, lehnte sie ab. Sie wurde Schriftstellerin und schrieb über die verkrustete patriarchalische Gesellschaft Romane. Mit ihren Büchern bewegte sie schon damals die Gemüter. So galt sie sehr schnell als eine emanzipierte Frau, die für die Frau mehr Freiheiten in der Gesellschaft einforderte. Ihre Bücher sind in unserer Zeit verfilmt worden. So ist Jane Austen auch in der jüngeren Generation eine bekannte Größe, die die englische Frauenbewegung ausgelöst hat. Sie starb an einer Lungen-Krankheit mit nur 41 Jahren und wurde in der Kathedrale von Winchester bei Southampton begraben.

Wir fuhren von Bath nach Bristol zurück, um die Innenstadt und vor allem die Kathedrale zu besichtigen. Sie ist eine dreischiffige Hallenkirche. Das heißt, die Seitenschiffe sind im Gewölbe genauso hoch wie das Mittelschiff. Dadurch wirkt sie breit und hoch. Sie ist erst im 19. Jhd. fertiggestellt worden. Ursprünglich war sie eine Klosterkirche. Doch wurde sie im Zuge der Säkularisierung der englischen Klöster vor ihrer Fertigstellung im Jahre 1539 teilweise wieder abgerissen. Das geschah auf Anordnung des Königs Heinrich VIII. Mitten in diesen Zerstörungswahn kam aber der königliche Befehl, die Klosterkirche zur Kathedrale umzugestalten, also zu einem Bischofssitz der anglikanischen Hochkirche zu machen. So wurde der Hochchor neu gestaltet und eine gewaltige Kathedra (Sitz) wie ein Tabernakel aus Holz hineingestellt. Doch blieb das Langschiff unvollendet, der wie gesagt neugotisch gebaut wurde. Im Jahre 1888 war eine 700jährige Baugeschichte an ihr Ende gekommen. Im Hochchor feierten wir eine Komplet (Abendandacht), den Lobgesang des Simeon, nunc demittis genannt. Auf Deutsch: „Nun lässet du deinen Diener in Frieden fahren.“ Ja, müde waren wir nach den ersten beiden Intensiv-Tagen! Der hochliturgische Gesang ging leider über das wache Verstehen hinaus, zumal wir an diesem Tag drei Kathedralen besichtigt hatten. Eine Stunde Pause im Hotel hätte nach der Besichtigung von Bath vielen gut getan. Zeit dafür wäre gewesen. Am dritten Tag der Reise ging es zur vierten Kathedrale. Doch niemand sagte: „Schon wieder eine Kirche!“. Vielleicht war es die Unterbrechung, bei dem schönen Wetter auf dem Wochenmarkt in Wells zu bummeln, den wir als erstes besuchten. Wir hatten Pause für kleine Einkäufe, bevor wir in das Wunderwerk englischer Gotik hinein gingen. Die frühe englische Gotik besticht mit ihren harmonischen Proportionen. Allerdings fiel ein scheren-oder schlangenartiger Bauteil vor der Vierung auf. Er dient der Statik, da der Vierungsturm mit seinem Gewicht zu sehr auf die Pfeiler drückte. Nicht jeder mag diesen, meiner Meinung nach geschickt das Langschiff abschließenden Bauteil. Allerdings ist vom Querschiff aus der Blick in die Vierung verbaut.

Der eleganteste Bau ist der Kapitelsaal, ein eigenständiger Rundbau, der neben dem Kirchenschiff steht. Der weite Saal wird von einer Mittelsäule getragen, die palmettenartig die Wölbung schmückt. Die Wände des Rund verlieren durch weite, lichtdurchflutete Fenster ihre Schwere. So wirkt dieser runde Bau vollendet wie ein himmlischer Palast, wie man sich im Mittelalter die Gralsburg vorstellte, die auf die Erde herab schwebt. Der keltische Glaube an die Schönheit der Formen in filigraner Leichtigkeit vermischt sich mit der Vision vom himmlischen Jerusalem. Wir haben in diesem Rund das Gotteslob angestimmt, das ganz anders klang als das Psalmodieren im Hochchor der Kathedrale von Bristol am Abend zuvor. Auch das filigrane Maßgitterwerk des geschlossenen Kreuzgangs zeigte die Heiterkeit des Südens von England mit seinem keltischen Lebensgefühl, das alles leicht und schön machen will. Zu alle dem schien draußen sommerlich wärmend die Sonne aus einem klaren tiefen Blau. Wir wanderten an der Nordseite der Kathedrale zu einer mittelalterlichen Mönchsstraße. Die mit vielen Schornsteinen bestückten Reihenhäuser nennt man Vikars-Häuser. Nach der Enteignung durch Heinrich VIII. von 1539 wurde das Kloster von Wells Bischofskirche. Nur Kirchen, in denen der Bischofsstuhl steht, tragen den Titel Kathedrale.

Nach dieser intensiven Besichtigung, die jetzt aber im wachen klaren Zustand und am Morgen genossen werden konnte, hatte jeder Zeit, das hübsche Städtchen jeder für sich zu sehen, über dem weiße Wölkchen durch das Blau des Himmels zogen. Irgendwo machte dann jeder Mittagspause.

Am Nachmittag ging es weiter nach Westen durch die Grafschaften (Shires), in denen immer noch Mitglieder des Hochadels, besonders des Königshauses der Windsor, in den Schlössern leben. Überall spürt man den Hauch der Adelsgeschichte Englands.

Wir fuhren durch die Grafschaften Avon, Somerset und Devon nach Cornwall zur Atlantikküste. Wir hatten für die lange Fahrt für Kurzweil gesorgt. Wir haben ja unsere Liederhefte. Da stehen nicht nur geistliche Gesänge, sondern auch Volksweise drin. Viele von uns kannten noch nicht das Studentenlied: „Und keiner soll sagen, wer da trinkt, der sei schlecht; denn für alle, die da trinken, wächst der Weinstock erst recht. Und der eine trinkt Champagner, den der Himmel ihm beschert; und der andre all die kleinen Kümmelchen, die es gibt auf der Erd.“

Die ganze Gegend spukt von Mythen des keltischen Sagenkreises um König Arthurs Tafelrunden. Das Schwert Excalibur war hier irgendwo versteckt. Lancelot traf hier auf den „roten Ritter“ aus der Tafelrunde und das Schloss Camelot von „King Arthur.

Aus diesem Sagenkreis las Christine Weber eine Stunde lang spannende, gruselige Erzählungen vor, während wir durch die berühmten Moore wie zum Beispiel durch den nördlichen Teil des Dartmoors fuhren. Danach war Zwischenstopp im berühmten Jamaica Inn im Bodmin-Moor. Dieser Ort war im 18. Jhd. und 19. Jhd. Unterschlupf für die Räuber. Dort lagerten sie die Schmuggel-Ware zum Weiterverkauf, die sie von den irregeleiteten und dann gestrandeten Schiffen gestohlen hatten. Um dieses Gasthaus rankt sich so mancher Thriller. Einer der berühmtesten Romane von Daphne du Maurier spielt hier und trägt den Titel „Jamaica Inn.“ Diese englische Schriftstellerin lebte in Cornwall (geb. 1907 – gest. 1989). Ihre Bücher wie Rebecca und Die Vögel sind von Alfred Hitchcock verfilmt worden.

Hier also stiegen wir ab. Das Anwesen ist eine Mischung aus Hotel, Restaurant, Pub, Supermarkt und Museum. Besonders interessant ist dort aus dem Leben der Daphne du Mauriers dargestellt. Alle diese Räume sind wie eine Räuberhöhle eingerichteten und haben Räuberhöhlen-Atmosphäre. Man kann sie auch schmecken, indem man ein, zwei oder drei Jamaica Inn Ale trinkt. Das taten wir und rundeten so den Nachmittag.

Je näher wir der „Cornish Coast“ kamen, je bleierner schien die Sonne am grauer werdenden Himmel. Tiefliegende Schlangen-Wolken huschten bald darüber. Als wir in unserem Hotel ankamen, erstarben die bisher noch deutlichen Konturen der Klippen über dem Meer in eine Nebellandschaft, in der das Mystisch-Mythische von Cornwall für den Reisenden wie die im Nebel erscheinende Gralsburg aufleuchtete, um gleich wieder zu verschwinden.

Nach dem Essen im vollen Speisesaal gingen viele von uns ein paar Schritte zu den Klippen der Steilküste und blickten in den Nebel und hörten das Plätschern der Wellen. Es war Ebbe. Es schrien die Möwen, die die Felsen umkreisten. Sie kamen ohne Scheu uns nahe und näher. Da schnappte auch eine sich ein Fisch-Brötchen aus der Hand von Dorothea. Die Silber-Möwen setzten sich neben uns auf die Lehne der Bank um etwas zu fressen zu bekommen. Es war ein Bild des abendlichen Friedens mit der Natur. Doch dachten wir auch an die Bilder aus dem Films „Die Vögel“. Daphne du Maurier hat nicht eine erdachte Welt in ihrem Roman beschrieben.

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Der Himmel war wie auf einer Ansichtskarte klar und blau. Wir fuhren auf einer schmalen Straße an der Küste nach Norden. Wir wollten direkt an der Steilküste unseren Open Air Gottesdienst feiern mit Brot und Wein und klassischer Musik. Wir lagerten uns im Grün und blickten in die zerklüfteten Klippen und auf den offenen Ozean. Wir hörten den Eingangschor aus der h-moll Messe von J.S. Bach, sangen selber unsere Lob-und -Danklieder und hörten Gedanken zum offenen Himmel, wie ihn Jesus als Bild der Liebe Gottes beschrieben hat. Danach feierten wie bei der Speisung der Fünftausend das Abendmahl. Es war bei diesem Anblick über der Steilküste so, „als habe der Himmel die Erde still geküsst:“ (Eichendorff). Nach einer Pause fuhren wir weiter auf „Pilchers“ Straßen zum Hafenstädtchen Padstow. Im Hafen machten wir Mittagspause. Wir erlebten wie die Flut kam und die Boote in Bewegung gerieten. Wir sahen zu, wie die Segel gehisst wurden. Dann glitten die Boote gemächlich hinaus auf den Padstow-Fjord, der tief ins Land sich gebohrt hat.

Wir fuhren weiter nach Norden mit den Ausblicken auf die zerklüftete Küste. In Tintagel, einem Badeort am Atlantik, war eine Wanderung zu einer mittelalterlichen Burg angesagt. Von dieser Ruine wird in der Sage erzählt, hier sei König Artus geboren. Wir schafften die Tour aber nicht. Es war heiß geworden am Nachmittag. Außerdem war wohl der Weg durch die Klippen auch zu gefährlich. So beließen wir es beim Aus-Blick von einer Anhöhe auf die Meeres-Buchten und Fels-Zungen, und genossen die Natur mir den bunten Blumenwiesen. Auf der Rückfahrt verschleierte sich die Sonne und See-Nebel zog auf. Bei unserem Hotel auf der Klippe war all das Bunt und die Wärme des Sonntags verschwunden. Ein einheitliches Grau von Himmel und Erde waberte über dem Land. Trotzdem zog es viele nach dem Abendessen hinaus zu den Klippen. Wieder stiegen einige hinab zum Strand, den die Ebbe frei gegeben hatte oder wanderten die Pfade oben am Klippenrand entlang in Richtung Newquay.

Dieser vierte Tag war sehr gemütlich verlaufen und einige unter uns brauchten die Bewegung und die laue Brise, die auch heute nicht vom Meer kam.

Am nächsten Morgen war immer noch Himmel, Erde, Luft und Meer in grauen Schleiern verpackt. Das Meer kam wieder und wir sahen zu, wie schnell das Wasser über die Sandstrände lief. Wir fuhren an diesem Tag an der Atlantik-Küste nach Süden zu einem Fischer- und Badeort mit Namen St. Ives. Es liegt igelförmig auf fünf Landzungen in einem Rund. Als wir mit einem Shuttle-Bus von der Höhe zu einem der Häfen herab gefahren waren, lag das Städtchen noch im Morgenschlaf. Es war aber schon 9.30 Uhr. Nur das Geschrei der Möwen belebte den Ort. St. Ives hat eine Künstlerkolonie und eine Dependence von der Tate Galery aus London. Das berühmte Licht von St. Ives wurde leider durch die tief liegenden Wolken getrübt. Doch als wir unsere Spaziergänge individuell hinauf und hinunter über die Landzungen hinter uns hatten und wieder den Shuttle-Bus bestiegen, brach die Sonne aus den hoch steigenden Wolken. Man sollte St. Ives nicht am Morgen besichtigen!

Wie ein wundervoller Kontrast war das von der Sonne erleuchtete Blumenmeer rund um das Minack-Theater am Mittag. Dieses Freiluft-Theater ist wie ein altgriechisches Theater im Halbrund in die Felsküste gehauen worden. Das geschah vor ca. 90 Jahren durch die Initiative einer Frau, deren Haus und Garten am Rande der Felsabhanges stand. Das Ensemble aus zu Sitzen behauenen Felsen, aus Blumen und Buchten ist so attraktiv, dass man auch ohne Aufführung von Shakespeares Sturm gut zwei Stunden die vielen Schönheiten in diesem Natur-Theater genießen konnten. Es zeigte sich hier noch deutlicher, dass ohne Hetze diese Reise zum Natur-Erlebnis wurde. Wir hatten Zeit, da wir auf den Besuch von Land`s End - ein Anziehungspunkt für den Massen-Touristen -verzichteten. Stattdessen wollten wir in aller Gemächlichkeit St. Michael`s Mount besuchen, das ebenfalls an der Südküste von Cornwall liegt. Wir mussten zu der aufragenden Insel mit Motor-Booten gefahren werden. Bei Ebbe kann man auf einem gepflasterten Weg auch zu Fuß dahin laufen. So war es für alle Geh-Müden aber besser, zumal dann der Aufstieg zum ehemaligen Kloster steil und mühevoll ist. Doch ist es ein Ereignis da oben anzukommen und mit den Ausblicken aufs Meer und die Küste belohnt zu werden. Nun waren aus dem Nebelgrau des Morgens süße weiße Schäfchenwolken geworden, die am blauen Himmel dahin zogen. Die Sonne wärmte und lud ein von Bank zu Bank zu schlendern.

Auch das Michaels-Kloster war durch die Säkularisierung Heinrichs VIII. 1539 in Privatbesitz übergegangen. Die Klosterkirche ist aber Sakral-Gebäude geblieben und durchaus sehenswert. Viele Gebäude der Klosterzeit sind umgebaut worden. Es geht hier auf der Berg-Insel nicht so sehr um Kulturschätze, sondern um ein Natur-Erlebnis mit immer neuen Ausblicken auf Meer und Küstenlinie. Es wäre schade gewesen, an dieser Felsen-Insel einfach nur vorbei zu fahren, zumal die Sonne uns das Erlebnis der Bootsfahrt, des Aufstiegs und der Ausblicke von oben verschönerte. Außerdem waren wir zur rechten Zeit an diesem pituresken Ort. Denn bei Ebbe ist dieser Insel-Berg durch einen Weg mit dem Festland verbunden und die Bootsfahrt nicht mehr möglich. Wer nur auf Billig-Tour die Top-Ten abhaken will, wird von Cornwall das Wesentliche, nämlich seine Atmosphäre, verpassen. Die Menschen leben gemächlicher in dieser südenglischen Weltalls wir auf dem Kontinent.

Wie sehr wir in diese andere Welt eingetaucht waren, zeigte sich am Abend. Denn trotz des intensiven Tages am äußersten Meer und der ebenso intensiven Sonne gingen wieder viele nach dem Essen in den Klippen der Steilküste spazieren. Dieses Hotel, das vor allem für Familien und Surfer eingerichtet ist, fand in unserer Reisegruppe der älteren Generation sehr viel Zustimmung. Allein der Blick vom Hotel auf´s Meer und die Weite der Landschaft begeisterte. So nahmen wir nach drei Nächten doch etwas wehmütig Abschied.

Weiter nach Westen geht es von Newquay aus nicht. Also fuhren wir wieder nach Osten, blieben aber noch in Cornwall. Auf schmalen Landstraßen mit herrlichen Ausblicken auf die Meeres-Buchten der Kanalküste fuhr uns unser junger Busfahrer mit viel Übersicht langsam durch die kurvenreichen Straßen. Damaris hatte die schönste Route durch das südliche Cornwall gewählt. Wir fuhren auf der Höhe der Hügel zu den romantischen Städtchen am Kanal. Immer war der Meersblick gegeben. Schließlich endete diese pitureske Fahrt in Heligans Garden, einem Nutz- und Naturpark. Damaris führte uns durch dieses Sträucher- und Blumenmeer Dann wanderten wir hinab in ein verwunschenes Tal mit tropischen Bäumen und Pflanzen. Das milde Klima, das der Golfstrom diesem Landstrich beschert, hat ein südländisches Biotop geschaffen. Die Sonne schien und wärmte auch an diesem sechsten Tag. Wir konnten im Gartenrestaurant von Heligans Garden unter hohen Bäumen unsere Mittagspause machen.

Am Nachmittag verließen wir Cornwall. Auf dem Weg nach Plymouth wies uns Damaris auf das Schild Devon hin. Plymouth liegt schon in dieser Gratschaft. Der Hafen und die Innenstadt wurden von der deutschen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg zerstört und ähnlich schnell nach dem Krieg wie Bristol wieder ganz neu aufgebaut. Nur die Ruine einer Kirche blieb als Mahnmal gegen den Krieg im Zentrum stehen. Damaris zeigte uns ihre Heimatstadt, die am Ende eines Fjords liegt, der von hohen Klippen umgeben ist. Schön gelegen ist diese Hafenstadt. Für England ist Plymouth eins der Tore zur Welt, hinaus nach Amerika. Von hier aus starteten die Abenteurer wie Francis Drake und eroberten für das englische Königreich viele Länder des Globus. In Plymouth soll Francis Drake beobachtet haben, wie die spanische Armada 1588 zur Eroberung Englands auf Plymouth zugesegelt sein soll. Bekanntlich wurde durch den Sieg der englischen Flotte über die bis dahin unbesiegbar erscheinende Seemacht Spanien, England zur Weltmacht Nummer eins und verdrängte Spanien an die zweite Stelle.

Von Plymouth aus segelte die berühmte Mayflower 1620 mit den Pilgrimfathers nach Nordamerika. Noch heute ist Plymouth das Zentrum der Royal Navy. Die modernen Marine-Schiffe liegen in Devonport auf der anderen Seite des Fjords. Die Geschichte dieser Stadt, die zwar nur 250.000 Einwohner hat, macht sie zu einer Weltstadt von Bedeutung. Wir durften dies alles auf einem Spaziergang nacherleben, den wir auf einer breiten Promenade oberhalb des Ärmelkanals machten. Dabei konnten wir aufs Meer schauen und mit Francis Drake die Armada kommen sehen! Es war ein wundervoller Sonnentag am Meer und ein geschichtsträchtiger dazu. Die Besichtigung von Plymouth stand nicht im Programm. Damaris wollte uns aber gerne ihre Heimatstadt zeigen und wir hatten genügend Zeit dazu. So konnten wir viel tiefer in die englische Geschichte eintauchen.

Danach fuhren wir auf der Autobahn noch eine Stunde bis zur nächsten berühmten Stadt Südenglands, Exeter. In einem Parkgelände lag ein ehemaliges herrschaftliches Landhaus, das heute als Hotel dient. Hier waren wir mit ein paar Einzelreisenden allein und wurden in dem herrschaftlichen Speisesaal an fünf runden Tischen mit je acht Personen bedient. Nach dem Dinner und einem Spaziergang durch das anliegende Villenviertel, saßen wir draußen im Garten. Wir erlebten in diesem Anwesen drei warme lauschige Abende.

Am siebenten Tag war mal wieder Kultur zu besichtigen. Voran bestaunten wir die Westfassade der Kathedrale von Exeter. In drei Registern über einander sind Engel- und Königs-Skulpturen aufgereiht. Die beiden unteren Reihen werden durch die drei gotischen Portale unterbrochen. Das dritte Register ist wie ein Fries durchgehend über den Portalen. Darüber wird die Fassade durch eine Balustrade in zwei Hälften gegliedert. In der Mitte der oberen Hälfte ist ein großes, fast überdimensionales gotisches Fenster im Maßgitterwerk keltisch filigran gestaltet. Für mich ist dieser Prospekt einer Kirchenfassade voller Harmonie und der schönster aller Eingangsfassaden, die wir auf unserer Reise zu sehen bekamen. Auch das Innere des Langhauses im englisch-gotischen Stil ist in seinen Abmessungen von wärmender Harmonie. Im Vergleich zu den französischen Kathedralen strahlen die englischen Kirchen, und nun besonders die Kathedrale von Exeter, mehr Menschliches als Erhabenes aus. Alle Kathedralen, auch die, die wir noch an den nächsten Tagen zu sehen bekamen, betonen nicht das Himmlisch-Jenseitige, sondern das Erdhaft-Menschliche mit Geschichten, deren Wirken heute noch in England verstanden wird. Auch verstand es Damaris dies zu betonen und erzählte Geschichten von Menschen und Tieren in diesen lebendigen Gotteshäusern, in denen die Vergangenheit nicht tot ist oder unbedeutend. Die Engländer leben mit ihrer Geschichte, besonders mit der ihrer Königshäuser. Man spürt die Kontinuität der Zeit und ihren langen Atem, der Geduld gibt. Die Brüche der Geschichte hier in England sind irgendwie überbrückt worden. Es ist schön zu wissen, dass Vergangenheit nicht tot ist. Mit ihren Wurzeln lebt es sich in der Gegenwart leichter.

Geht man nun durch die Stadt, stößt man bei aller modernen Innenstadt-Atmosphäre auf die über 1500jährige Geschichte. Sie beginnt draußen unter dem Grün neben der Kathedrale, unter dem das römische Castrum schlummert. Archäologen haben es einmal ausgegraben und dann wieder zugedeckt. Die römischen Eroberer hatten hier einst ihre Herrschafts-Zentren über England gehabt. Immer noch ist die heutige Altstadt von der römischen Mauer umgeben, die die Normannen verstärkt haben, als sie unter Wilhelm dem Eroberer 1066 hierher kamen. Dieser normannische König, der sich zum König von England machte, baute an der römischen Mauer seine Burg, von der noch Reste erhalten sind. Exeter lebt von der See und den Männern, die die halbe Welt für das Insel-Königreich eroberten. Auch hier stoßen wir auf das Wirken von Francis Drake und das der Königin Elisabeth I. Bis Exeter reicht ein Fjord vom Ärmel-Kanal. An der geschützt liegenden Westseite dieser langgestreckten Bucht reihen sich die Bäder an einander. Wir fuhren am Nachmittag bis nach Torquay und erlebten ein paar Stunden in südländischer Wärme. Auch das Wasser im Ärmelkanal war hier warm, so dass einige von uns im auflaufenden Wasser badeten. Es war wieder ein Sommertag, wie man sich ihn für die See nur wünschen kann. Der Tag acht galt dem Dartmoor, jene weite Einöde mit bis zu 600 Meter hohen Kuppen, auf denen Fels-Klippen thronen. Hier war wandern angesagt! Das war nicht jedermanns Sache. So gab es für die Geh-Müden ein schönes Plätzchen zum Kaffee trinken. Das Dartmoor darf man nicht mit einem deutschen Moor vergleichen. Es ist eher eine Heidelandschaft. Wir erlebten sie leider noch ohne da Violette der Heideblüte oder wie im Frühjahr mit dem Gelb der Ginsterblüte. Das Dartmoor ist waldlos und bietet daher weite Ausblicke. Im November, wenn der Nebel aufsteigt, ist diese Einöde nicht ungefährlich für den Wanderer, denn es gibt durchaus auch moorige Wasserlöcher. So umgibt das Dartmoor auch das Gespensterhafte. Hier spielen viele der englischen Spukgeschichten, in denen es nur so wimmelt von „witches“ und schwarzen Hunden. Am Vormittag war erst einmal ein Durchfahren dieses riesigen Areals auf den schmalen Straßen. Für unseren Busfahrer war das ein ständiges Jonglieren. Doch nach einer Stunde im Schleichtempo erreichten wir in einer offenen Hügellandschaft den ersten Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung zu einem der Felsentor. Da hinauf mussten wir allerdings steigen! Das war noch sehr angenehm zumal es noch nicht heiß war. Nach der Mittagspause in einem Dörfchen mit einer schönen Kirche, in der „grüne Männer“ in den Schlusssteinen im Gewölbe zu sehen waren, war es heiß geworden. Jeder suchte ein bisschen Kühle unter einem der hohen Bäume, die um das Gasthaus standen. Dann fuhren wir weiter. Die Klimaanlage im Bus funktionierte nicht. Die Einen froren, die Anderen saßen im Wind der Klimaanlage und die Dritten schwitzten. So ist das, wenn man in Reich der Hexen ist und dort wandern will! Das wollten aber bei weitem nicht alle. Und so drehten einige bald wieder um, denn die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel. Der Wanderweg zog sich stetig hinauf auf 600 Meter Seehöh, wo wieder ein Felsentor zu erklettern war. Das war schon eine Leistung. Immerhin hat die Hälfte der Gruppe das Ziel erreicht. Damaris als geübte Wanderin meinte hinterher, die Strecke würde man in einer Stunde hin und zurück schaffen können. Wir aber brauchten insgesamt zwei Stunden dafür. Doch wer oben im Felsentor gestanden hat, der hatte ein wundervolles Dartmoor-Erlebnis gehabt.

Erholen konnten wir uns abends Im schönen Gartenhotel in Exeter. Leider fehlte es hier und da im Haus an Sauberkeit. Doch auf unseren entsprechenden Hinweis gab man sich sehr viel Mühe, die Mängel abzustellen. Wir wurden weiterhin sehr freundlich bedient und fühlten uns in diesem Haus sehr wohl.

Von Exeter ging es am nächsten Tag weiter ostwärts an der Südküste entlang bis zum Hafenstädtchen Lyme Regis. Wir gingen die Promenade dieses pituresken Urlaubsortes entlang. Einige von uns wollten im Meer schwimmen. Doch war das schwierig. Denn es war die tiefste Ebbe. Einige suchten Versteinerungen. In den Abhängen der Steilküste hat man die best erhaltendsten Ammoniten gefunden. Die kleine Stadt (3.500 Einwohner) schmückt sich mit dem Zeichen eines Ammoniten. Die Straßenlampen tragen diesen Schmuck in ihrem Leuchtkörper. Aber viele andere Fossilien aus der Zeit des Jura wurden hier gefunden. So ist Lyme Regis zum Naturerbe der UNESCO geworden.

Nach der Mittagspause mussten wir im Verkehrstrubel unseren Bus besteigen. Doch nur wir Deutschen waren bei dieser verbotenen Tat aufgeregt. Die Engländer ertrugen den von uns verursachten Stau mit Gelassenheit. Es wurde nirgends gehupt. Am Nachmittag erreichten wir das Herrenhaus Kingston Lacy, das wir besichtigten. Berühmt ist die Gemäldesammlung mit Bildern holländischer (Rubens und van Dyck)und spanischer (Velasquez) Meister. Die Schlossräume sind so voller Bilder und Gegenstände aus dem 18. Jhd. dass unser Auge davon erschlagen wurde. Eine Führung war gar nicht möglich. Aber es gab in jedem ZimmerAnschauungsmaterial. Verwirrend war auch die Genealogie der Familie Bankes. Um 1800 hat einer sich auf eine Abenteuerreise nach Assuan begeben und auf der Nil-Insel Philäe einen Obelisken aus der Ptolemäischen Zeit um 150 v. Chr. erworben und nach England transportieren lassen. Dieser steht nun im Schlossgarten, der auch einen Spaziergang wert war. Das Sommerwetter machte auch mit, und die Gemütlichkeit des Tages ohne weitere Programmpunkte taten das Ihre dazu. Die wunderschönen englischen Parkanlagen mit exotischen Bäumen, auch hier in Kingston Lacy beeindruckten uns außerordentlich. Das vierte Hotel unserer Reise war Macdonald Botley Park in Southampton, in dem wir auch drei Nächte blieben, war für unsere Ansprüche gerade richtig, bis auf das erste Abend-Buffet, das sehr lieblos und unzureichend aufgebaut worden war!! Das änderte sich an den anderen Abenden.

Auf dem Weg zur Kathedrale von Winchester trafen wir auf eine Parade alter Soldaten. Sie zogen in Reih` und Glied durch die lange Einkaufsstraße von einem Spielmannszug musikalisch begleitet. Die alten Männer schwitzten unter der Last ihrer Uniformen sichtbar. In der Kathedrale war es kühl. Trotz ihres 170 Meter langen Laienschiffs wirkt diese Kirche als Krönungskirche der mittelalterlichen Könige sehr „menschlich“. Hier liegen auch weltliche Persönlichkeiten begraben, wie Jane Austen gest. 1817, die in England geliebte Schriftstellerin, und der Schneidermeister Izaac Walton, gest. 1683. Er hat ein Werk geschrieben mit dem Titel „Der vollkommene Angler“.

Offensichtlich sieht der Engländer seine Geschichte nicht nur als Königs- und Priestergeschichte. Die Helden sind auch die kleine Leute, die Robin Hoods und Francis Drakes und können - für uns erstaunlich - auch in einer Kathedrale beerdigt werden. Vielleicht verstehen wir so besser, warum die Demokratie in England in den Köpfen des Menschen geboren wurde. Es scheint kein Widerspruch zu sein, dass die Menschenrechte allen gehören und trotzdem die Earls und Lords und natürlich die Queen höchst geachtet sind. England hat viele Kleinkriege und Gemetzel in seiner Geschichte gehabt z. B. der Krieg zwischen den Lancaster und den York, aber eine Revolution wie die französische, die zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt hat, kennt man auf der Insel nicht. Dass es so einigermaßen „gut“ geht im Königreich, liegt nicht nur an der ausgleichenden Art der Queen, sondern an einem Potential von „Menschlichkeit“, die auch soziale Ungerechtigkeit ertragen kann. Michael Kohlhaas ist nicht mit Robin Hood zu vergleichen! Das enorme Auseinanderklaffen von Arm und Reich, wie sie auf der Insel für uns sichtbar war, wäre in den Gesellschaften Mitteleuropas nicht hinnehmbar. Trotzdem sind in Südengland die vielen Landadelssitze Teil der modernen Gesellschaft. Und wer möchte nicht gerne für seine Verdienste zum „Sir“ geadelt werden!

Aus demselben Beweg-Grund „Menschenrechte für alle“ ist auch in England zuerst die Suffragetten-Bewegung entstanden und hat danach auf den Kontinent ausgestrahlt. Am nächsten Tag haben wir eins der vier Originale der „Magna Charta“ von 1215 in der Kathedrale von Salisbury sehen können, nicht in einem Panzerschrank, sondern in einem Zelt im Chor der Kirche, für jedermann zugänglich. In diesem Vertrag zwischen König und Adel sehen wir heute den Beginn einer sich kontinuierlich sich entwickelnden Demokratiebewegung. Warum schreibe ich dies hier? Weil in der Kathedrale von Winchester ein Schneider und eine kleine Schriftstellerin auf Gedenk-Tafeln verehrt werden! Warum werden die Romane von Jane Austen heute noch gelesen und auf der Leinwand im Kino gezeigt?

Ein andere Geschichte und Epoche, die in Winchester dargestellt wird, ist die lange Kette der Könige, angefangen mit König Artus, dem Urahn aus keltischen Zeiten. Man sieht den Stammbaum an der Nordwand der Großen Halle von Winchester Castle. An der Südwand hängt die runde Tischplatte der Tafelrunde mit den Namen der Ritter um König Arthur. Diese ist kein Original aus Artus Zeit, sondern aus dem 14. Jahrhundert. Englische Geschichte ist aber kontinuierlich. So gehen die Schulklassen in diese Halle

Einen anderen geschichtsträchtigen Ort an der Südküste im National-Park „New Forest“ sahen wir am Nachmittag. Dort stehen die Ruinen eines der größten Klöster Englands Beaulieu Abbey noch sehr eindrucksvoll. Die Säkularisierung, oder anders gesagt, die Enteignung aller Klöster Englands durch den König Heinrich VIII. Im Jahre 1539 hat sehr viel Bilderstürmerei mit sich gebracht. So sind viele Kunstschätze zerstört worden.

Es war aber auch ein Machtkampf des Königs gegen die Kirche, nicht nur gegen den Papst in Rom, auch gegen die mächtige Geistlichkeit im eigenen Lande. In einer Art Blitzaktion per Dekret machte sich die Krone durch das Schaffen der anglikanischen Kirche zum Herrn der Kirche.

Dieser Cäsaropapismus (Vorbild war Byzanz) führte in England aber nicht zur Gleichschaltung aller religiösen Bewegungen. Ganz im Gegenteil! England wurde das Land der vielen evangelischen Gemeinschaften, die den Weg nach Europa fanden. Wurde eine Frei-Kirche von der anglikanischen Hochkirche unterdrückt, wanderte viele Christen vor allem nach Holland, wo es im 17. Jhd. Religionsfreiheit gab, oder in die Neue Welt nach Amerika, wie es 1620 die „pilgrimfathers“ (Puritaner) auf ihrer Mayflower taten.

Aus dem Kloster Beaulieu und seinen Besitztümern entwickelte sich ein Herrensitz. Die Adelsfamilie, die das Kloster vom König kaufte, verpflichtete sich im Dienst der Krone zu stehen. Das Schloss ist in neugotischen Stil umgebaut worden. Es wirkt sehr romantisch. Vielleicht deshalb gilt es als das Ghost-Schloss Englands. Wir haben, weil wir viel zu laut durch die im viktorianischen Stil geschmückten Räume gingen, kein gruseliges Gespenst gesehen. Dafür hingen an den Wänden viele Gemälde von den Familienangehörigen, gemalt von großen Künstlern Europas. Besonders zum Spaziergehen lädt der englische Park ein. Man kann aber auch wegen des Oldtimer- Museums mit einer Hochbahn oder einem Oldtimer-Bus durch den weitläufigen Park fahren. Die Rückfahrt durch den Nationalpark auf kleineren Straßen wurde zu einem Romantischen Augenschmaus. Die Eindrücke dieses Tages, besonders die vielen Bilder im Schloss hatten uns aber müde gemacht. Im Resort angekommen, hatten wir Zeit im dortigen Parkgelände uns auszuruhen. Und immer war das Wetter uns wohl gesonnen mit viel Sonne, Wärme und dem lauen Ostwind. Es sollte nun umschlagen. Das wäre für Stonehenge am letzten Tag in Südengland sehr schade gewesen.

Doch auch am zweiten Sonntag auf unserer Reise, schien die Sonne noch klarer. Der Himmel leuchtete mit einem noch kräftigeren Blau und als weiße Schifflein fuhren die Wolken darüber hin. Mitten drin stand der Kreis der Riesen und wir umrundeten ihn in etwa einer Stunde. Wir hörten mit dem Audioguide die verschiedenen Theorien über diese Steine. Was erlebte ich auf diesem Steinkreis-Hügel? Ganz persönlich sah ich ganz natürlich, wie sich Himmel und Erde begegneten.

Und ichempfand: Dies ist ein heiliger Ort! Hier kann man sich die Geschichte vom Erzvater Jakob vorstellen, der im Traum die Himmelsleiter sah. Am nächsten Tag richtete er den Stein auf als Zeichen der Gegenwart und Treue Gottes. -Wir hatten übrigens die Himmelsleiter in Wells an der Fassade der Kathedrale gesehen. Alle mystischen Opferkult-Theorien über Stonehenge halte ich für Spekulation.

Was aber treibt den naturwissenschaftlich und nüchtern geprägten Touristen an diesen Ort? Er kommt aus allen Himmelsrichtungen dieser Erde hierher. Wir waren relativ früh in Stonehenge gewesen. Als wir nach einer Stunde langsamem Umgehens des 200 Meter entfernten Steinkreises zum Ausgangspunkt zurück kamen, sahen wir eine lange Prozession von tausenden vom Menschen, die auf diesen Ort der Steine zuwanderten und um diesen Hügel herumgingen. Versammeln sich so einmal an einem heiligen Ort alle Völker und stiften ein Zeichen des Friedens?

Gleichzeitig richteten in diesen Tagen ein Mob von Chaoten im Schanzenviertel von Hamburg ein gewolltes Inferno an. Welcher Geist wird einmal den Menschen in die friedliche Zukunft bringen? Wird es der von Stonhenge sein, wo sich Himmel und Erde zärtlich berühren?

Ohne diese Hoffnung könnten wir die so zerbrechliche Erde nicht retten. Es liegt an uns und nicht an irgendwelchen Mächten, die wir so gern Schicksal nennen. Was würde passieren, wenn die Herrschaften des G20 Gipfels in Zelten um Stonehenge ohne Pressewirbel tagten? Ob der Geist des Friedens, den ich in Stonehenge gespürt habe, Herz und Verstand der Entscheidungsträger erreichen würde? In Stonehenge flogen keine Steine, sondern gehen still die Menschen, denen man offensichtlich einen längeren Fußmarsch zumutet, um zu dem Steinkreis zu kommen. Sie verwandeln sich im Gehen in eine individuelle Nachdenklichkeit: „Wer bin ich eigentlich angesichts dieses gewaltigen Steinkreises?“

Ein anderes Erlebnis war für uns der Weg zur Kathedrale von Salisbury. Vom Busparkplatz gingen wir an einem rauschenden Fluss. Überall hingen die Blumenampeln. Enten und andere Wasservögel tummelten sich im fließenden Wasser. In der Ferne erhob sich der Turm der Kirche mit gotischem Helm. Wir gingen gemächlich, um rechts und links all die pituresken Bilder zu sehen. Plötzlich gab es Gedrängel. Eine deutsche Reisegruppe überholte uns sehr ungeduldig. Da gab es einen Wortwechsel, warum wir so trödeln würden, andere hätten es eilig. Frage zurück: „Warum?“ -“Wir haben in unserem Plan nur eine Stunde Zeit und die Kirchenführerin warte schon. Außerdem müssen wir noch einzeln Eintritt bezahlen. Das sei im Reisepreis nicht drin.“ Ich dachte nur: „So ist das mit den Billigreisen.“ Wir hatten Damaris und wie sie uns die Kathedrale zeigte, war wunderbar. Wir haben aber nicht nur Infos über Architektur und Bauzeit gehört, sondern Geschichten über Menschen, die in dieser Kathedrale gewirkt haben. Wir haben ein Orgelkonzert von Christiane Säiläa gehört und in einer Seitenkapelle einen Kurzgottesdienst gefeiert. Es war schließlich Sonntag. Die Zeit muss sein. Die Kathedrale von Salisbury ist die englischste unter allen Großbritanniens. Schon ihre Fassadengestaltung zeigt dies mit der Gleichschaltung von horizontalen und vertikalen Linien. Der Skulpturen-Reichtum der Skulpturen. Sie ähnelt denen der französischen Kathedralen von Amiens oder Reims. Innen ist die gotische Höhe bemerkenswert. Das überfließende Taufbecken mit den Spiegelungen des Wassers zeigt die Spiegelung von Himmel und Erde. Besondere Themen sind die Urkunde von der „Magna Charta“, die Stille in einer Seitenkapelle, in der des Bombenkriegs von 1940/41 gedacht wird, der außergewöhnlich harmonische Kreuzgang mit seinem Maßgitterwerk. Wir brauchten viel Zeit, das Gesamtkonzept dieser Kathedrale auf uns wirken zu lassen.

Es war nun schon 15 Uhr. Auf dem Programm stand noch die Besichtigung eines Herrenhauses in der Nähe von Salisbury. Auch dieses Schloss war einmal Kloster gewesen. Wilton House heißt dieser Herrensitz. Auch diese Adelsfamilie sammelte Gemälde aus dem 17. bis 19. Jhd. Wir besuchten in drei Tagen nach einander drei Schlösser mit drei Gemäldegalerien. Da haben wir so manches Bild am falschen Ort im Kopf. So lasse ich die Zuordnung. Gemerkt habe ich mir nur ein kleines Porträt Rembrandts von seiner Mutter.

Was aber von Wilton House in Erinnerung bleibt, ist der außergewöhnlich schöne englische Landschaftspark dieses Schloss. Hohe Zedern mit ausladenden Kronen stehen isoliert in der weiten Fläche. Ein Abendspaziergang lohnte sich auf den weiten Wegen dieses englischen Parkgeländes. Mit den Wegen durch dieses Grün ging die Reise durch Süd-West-England zu Ende.

Am Abend nach dem Essen bedankten wir uns bei unserem Busfahrer Dan und unserer Guide Damaris in der schönen Zeremonie der Übergabe des Trinkgeldes.

Der 12. Tag der Reise war geprägt von den Gedanken an die Flug-Rückreise nach Hause. Doch zuvor machten wir einen Spaziergang in London. Start war am Buckingham Palace. Wir schlenderten durch den St. James Park zum Big Ben und zur Westminster Abbey. Dieser Park ist der königliche Garten im Zentrum der Stadt.

An der Kathedrale holte uns der Bus wieder ab.

Leider waren weitere Besichtigungen nicht möglich, da an diesem Tag in der City von London kein Durchkommen war. Auch die Schleichwege, die der Busfahrer kannte, waren dicht. Einige von uns hatten schon am Vorabend auf mich eingeredet, doch rechtzeitig in Heathrow zu sein, um unser Flugzeug zu bekommen, so dass ich mich als Reiseleiter entschloss, vorzeitig die Stadtrundfahrt abzubrechen. So waren wir frühzeitig in Terminal 5 und hatten Zeit zu warten. Wir landeten dann pünktlich in Fuhlsbüttel.

Nun sage ich Dank, dass ich alle 38 Mitreisenden wieder heil nach Hause bringen konnte.

Reisen ist halt aufregend, weshalb mancher darauf verzichtet. Reisen aber erweitert den Horizont und reißt manches Vorurteil wie eine Mauer nieder.

Unsere Englandreise war dafür ein besonders eindrucksvolles Erlebnis!  

 

Diesen Reisebericht habe ich im August 2017 geschrieben.  

Hartmut Nielbock Seth den 16. 8. 2017