1. Tag: Samstag, 14.09.2013

Endlich ist es soweit. An einem regnerischen Samstag waren wohl alle froh, dem deutschen Wetter in Richtung Süden entfliehen zu können. Ab 12.30h wurden wir an verschiedenen  Einstiegstellen abgeholt und nach Frankfurt zum Flughafen gefahren, wo auch Herr Löher und Frau Dr. Köhler zu unserer Gruppe gestoßen sind.

Nach dem problemlosen Einchecken konnten wir uns die Beine noch auf dem Flughafen vertreten. Allerdings wurde unser Gate nach dem Einchecken noch zweimal gewechselt, doch pünktlich zum Einstieg ins Flugzeug hatten sich alle Mitreisenden an Ort und Stelle eingefunden.

Nach dem kurzen Flug von knapp zwei Stunden landeten wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen in Olbia/ Sardinien. Nachdem alle ihr Gepäck vom Band geholt hatten, wurden wir von unserer örtlichen Reiseleiterin Francesca in Empfang genommen, die uns zu unserem Bus brachte, mit dem wir ca. 30 min. zu unserem Hotel nach Arzachena fuhren.

Leider war es dem Busfahrer nicht möglich, den Bus in die Hotelanlage zu fahren. Wir mussten also alle am Straßenrand unser Gepäck in Empfang nehmen und zur Rezeption bringen. Dort wurden die Zimmerschlüssel verteilt. Mit Hilfe des Hotelpersonals schleppten wir unser Gepäck in unsere Zimmer, die sich auf dem Gelände der Ferienanlage in kleinen Häuschen befanden. Kurz nachdem wir unsere Zimmer aufgesucht hatten, standen alle im Dunkeln. In einem der Zimmer gab es einen Kurzschluss, aufgrund dessen die komplette Anlage kurzzeitig ohne Strom war. Als wir uns alle wieder an der Rezeption eingefunden hatten, gab es vom Hotel einen Prosecco zur Begrüßung.

Anschließend ging es zum Abendessen, das aufgrund einer Hochzeitsfeier nicht im Restaurant, sondern ausnahmsweise im Weinkeller stattfand.

Gestärkt vom Abendessen, bei dem alle Getränke vom Hotel übernommen wurden, suchten wir unsere Zimmer auf und verbrachten unsere erste Nacht in Sardinien, die aufgrund der Hochzeitsfeier nicht immer ganz ruhig verlief.

2. Tag: Sonntag, 15.09.2013

Auch wenn uns das Hotel am Abend zuvor bei unserer Ankunft mit Stromausfall und ähnlichem Unbill begrüßt hatte, so entpuppte es sich bei Licht betrachtet als eine sehr schöne Anlage. Nach einem ordentlichen Frühstück starteten wir um 9:00 Uhr zu unserer Fahrt nach Palau im Norden der Insel. Von dort sollte uns die Fähre zur Insel La Maddalena bringen. Der Bus, der für den Sardinienaufenthalt ab heute unser Transportmittel sein würde, fand den Weg in die Hotelanlage, auch wenn ein anderer Fahrer am Abend zuvor das nicht geschafft hatte. Angeblich war der neue Bus  2m kürzer.

Viel zu früh für unsere Fähre kamen wir in Palau an, die Strecke zwischen Arzachena und Palau ist nur kurz, außerdem verspätete sich die für uns gebuchte Fähre. Wir nutzten die Zeit bis zur Ankunft der Fähre für den Besuch der kleinen Kirche des Ortes Palau.
Schließlich kam die Fähre um 10:15. Der Bus fuhr ohne uns hinauf, wir mussten zu Fuß an Bord gehen und nahmen an Deck Platz, um während der 20 minütigen Fahrt die Aussicht genießen zu können. Die mitgebrachten Jacken erwiesen sich als überflüssig, da kaum Wind ging. Während die Fähre sich der Insel näherte, hatte man in der Tat einen sehr schönen Blick auf den Hauptort der Insel. Francesca wies uns auf den Bären von Palau hin, eine Felsformation in Gestalt eines Bären und tatsächlich war er vom Schiff aus zu sehen, wenn auch in ziemlicher Ferne. Die Legende sagt, dass Odysseus' Schiff von diesem Bären angezogen wurde, so dass er Vorkehrungen treffen musste, um nicht an den Felsen zu zerschellen.
La Maddalena ist die größte Insel des gleichnamigen Archipels, das ca. 80 Inseln umfasst, einige davon sind allerdings lediglich kleine Felsen. Die beiden größten neben der Hauptinsel sind Caprera und San Stefano, die jedoch unbewohnt sind. Bis 2008 befand sich auf La Maddalena ein großer Nato-Marinestützpunkt. Zur Zeit ist nur noch die italienische Marine dort.


In La Maddalena Stadt stiegen wir wieder in unseren Bus und starteten zur Fahrt über die Panoramastraße der Insel. Wir sahen felsige Buchten und kleinere Sandstrände, vor allem aber bizarre, die Fantasie anregende Felsformationen aus Granit. Auf der Fahrt erzählte uns Francesca die Geschichte der Posidonia, einem Seegras und der in ihm lebenden Riesenmuscheln, welche die sogenannte Muschelseide erzeugen. Aus den goldfarbenen Fäden wurden schon im Altertum Stoffe und Kleidungsstücke hergestellt.
Die Fahrt endete wieder in La Maddalena Stadt, wo wir einen kleinen Rundgang über die Hauptgeschäftsstraße machten. Der Hauptplatz des Ortes ist die Piazza Garibaldi, wo der italienische Nationalheld auch in Bronze auf einer Bank sitzt. Er hat 27 Jahre auf der Nachbarinsel Caprera gelebt.
Gegen Mittag ging es mit der Fähre zurück nach Palau. Von dort fuhren wir mit dem Bus entlang der Küste nach Baia Sardinia, einem schön gelegenen Touristenort an der Küste, nur 5km vom mondänen Porto Cervo entfernt. Dort machten wir unsere Mittagspause. Baia Sardinia ist kein Wohnort, er dient ausschließlich dem Tourismus, im Winter lebt dort niemand. Nach dem Essen ging es weiter nach Porto Cervo, dem Hauptort der Costa Smeralda.
Der heute Costa Smeralda genannte Küstenstreifen im Nordosten der Insel wurde in den 1960iger Jahren von einem Konsortium unter Führung des Karim Aga Khan den einheimischen Schäfern für kleines Geld abgekauft. In der Folge entstand hier eine touristische Infrastruktur, in der sich im Sommer der italienische Jetset trifft, angereichert durch Promis aus aller Welt, auch Deutschland. Der Verdienst des Aga Khan bestand vor allem darin, dass er alles dafür tat, die touristischen Bauten in Einklang mit der Natur zu bringen. Es darf beispielsweise maximal nur drei Stockwerke hoch gebaut werden.


Diese Art der Bebauung kann man in Porto Cervo bestaunen. Die Gebäude sind in sanften Pastelltönen gestrichen und haben darüber hinaus einen eigenen Stil, der dem Ort sein unvergleichliches Flair verleiht.
Der Bus konnte nur ziemlich weit außerhalb des Ortes parken, wir hatten also einen relativ langen Fußweg vor uns. Als erstes besichtigten wir die Kirche des Ortes Stella Maris, deren Glockenturm einer sardischen Nuraghe nachempfunden ist. Der Portikus wird von riesigen, ebenfalls an die Nuraghenkultur erinnernden Granitblöcken getragen. Im Inneren befindet sich unter anderem ein Gemälde von El Greco, die „Mater Dolorosa“. 

Von der Kirche aus wanderten wir zurück zum Hauptplatz des Ortes, der Piazzetta und bewunderten die stilvollen Auslagen der Boutiquen, in denen man Schuhe für 1500€ oder Handtaschen für 2600€ zum Schnäppchenpreis kaufen konnte.
Danach machten wir uns auf den langen Fußweg zurück zum Bus. Die Fahrt zu unserem Hotel bei Arzachena dauerte nicht lange. 19:30 gab es Abendessen. Die Getränke, also Wein und Wasser, wurden auf den Tisch gestellt. Auch die Bitte nach zusätzlichem Wein wurde erfüllt. Wie sich herausstellte, spendierte uns das Hotel die Getränke, um sich damit für den etwas holprigen Empfang bei unserer Ankunft zu entschuldigen.

3. Tag: Montag, 16.09.2013

Nach einem guten und reichlichen Frühstück, das wir bei dem schönen Wetter gerne im Freien eingenommen hätten, heißt es heute Koffer verladen zum 1. Hotelwechsel.

Um 8.30 Uhr war Abfahrt. Unser Fahrer hatte den Bus  fast bis an die Rezeption gefahren, somit mussten wir die Koffer nicht zur Straße bringen.

Nächstes Ziel war das Hafenstädtchen Castelsardo mit seinen 6.000 Einwohnern. Gleich nach der Abfahrt kreuzte ein Wildschwein unsere Straße. Ein Zusammenstoß konnte gerade noch vermieden werden.

Zunächst fahren wir aber durch die sogenannte Gallura, was soviel wie Granitfelsen heißt. Auf diesem Grund gedeihen die Korkeichen besonders gut und Francesca erzählt uns alles Wissenswerte über den Kork und seine Verarbeitung.

Die Korkeichen werden erstmals nach 15 bis 20 Jahren geschält. Dazu wird ein senkrechter Schnitt am Stamm von ca. 60 cm angebracht und dann am Anfang und am Ende dieses Schnittes rings um den Stamm herum zwei weitere Schnitte angebracht und die Rinde abgeschält. Die abgeschälte Rinde wird in der Sonne getrocknet, dann durch Kochen geschmeidig gemacht, gepresst und wieder getrocknet und dann verarbeitet. Weitere Schälungen finden dann nach 12 bis 15 Jahren statt. 10% aller Flaschenkorken werden aus sardischem Korken hergestellt. Damit wird ein Umsatz von 2 bis 5 Millionen Euro erreicht. Natürlich wird der Kork auch zu Fußböden, Sohlen und Dämmplatten verarbeitet.

Kurz vor Castelsardo hält unser Bus am Elefantenfelsen. Hier hat die Natur aus einem  Trachytfelsen einen meterhohen Elefanten heraus gemeißelt. Aus der Entfernung ist der Elefantenkopf deutlich zu erkennen. Schon in der Jungsteinzeit muss man den Felsen gekannt haben, denn in seinem Körper sind Grabkammern angelegt. Natürlich ein willkommener Fotostopp.

Auf einem Parkplatz steigen wir um in einen Shuttle- Bus, der uns zur Altstadt auf den Berg bringt. Der Ort wurde 1102 von der genuesischen Familie Doria gegründet und trägt auf seiner Spitze das Castello di Doria. Wir steigen durch die engen, malerischen Gassen hoch zur Kathedrale Sant’ Antonio Abate aus dem 16. Jahrhundert. Wir haben einen sehr schönen Ausblick über den Golf von Asinara. In einer kleinen Gasse trinken wir in der Trattoria La Schizzula einen Espresso und erholen uns etwas von dem steilen Aufstieg.


Zurück mit dem Shuttle-Bus zum Parkplatz geht die Reise weiter in Richtung Porto Torres.

Francesca erzählte uns auf der Fahrt, was uns in Porto Torres erwartet. Es ist eine Industrie -und Hafenstadt, mit Raffinerien, Petrochemie und Kohlenkraftwerken. Von hier fahren zwei Fähren täglich nach Genua. Sonst hat die Stadt nicht viel zu bieten.

Nach der Mittagspause in der Pizzeria „Piazza Garibaldi“ machten wir uns zu Fuß auf, die Basilika San Gavino zu besichtigen. Schon im 11. Jahrhundert wurde der Grundstein für die größte pisanisch-romanische Kirche Sardiniens gelegt. Da wir  zu früh an der Basilika waren, die erst um 15.00 Uhr geöffnet wurde, hatten wir Zeit genug, das Bauwerk von außen zu besichtigen. Ungewöhnlich an der Kirche ist die doppelte Apsis. Eine im Osten und eine im Westen. Sie haben liturgische Gründe.

Bei Ausgrabungen in der Kirche fand man die Grundmauern einer frühchristlichen Kirche mit Westapsis.

Nach einer ausführlichen Besichtigung der Kirche und der Krypta mit den römischen Sarkophagen der Heiligen Gavinus, Protus und Januarius machten wir uns auf den Weg nach Alghero.

Im Bus beschreibt uns unsere Reiseleiterin den wirtschaftlichen Abstieg der Stadt Porto Torres in den letzten 15 Jahren. Nach großen Entlassungen in der Industrie gibt es hier 28 % Arbeitslose. Besonders schlimm sind die 40% arbeitslosen Jugendlichen in der Stadt und deren Folgen.

Am späten Nachmittag erreichen wir Alghero, eine um 1100 von der genuesischen Adelsfamilie Doria gegründete Stadt, die um 1350 vom König Peter IV. von Aragon zu einer katalanischen Stadt gemacht wurde. Die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben und durch Katalanen ersetzt. Deshalb spricht man hier noch einen katalanischen Dialekt, und die Straßenschilder in der Altstadt sind zweisprachig.

Alghero nennt man auch die Korallenstadt. Hier hat die Korallenindustrie eine lange Tradition.

Wir gehen durch das Tor des Meeres in die Altstadt. Durch die engen Gassen, vorbei an der Kathedrale di Santa Maria mit ihrem achteckigen Glockenturm, bummeln wir bis zur anderen Seite der Stadt. Hier steht der mächtige Turm Torre di Sulis, ein Teil der alten Stadtbefestigung. Ab hier führt die Meeres-Promenade entlang der alten Stadtmauer um die Stadt herum wieder zum Tor des Meeres.

Wir haben viel Zeit zum Verweilen, bis wir uns wieder an unserem Treffpunkt einfinden.

Nun geht die Fahrt direkt zum 4-Sterne Hotel Corte Rosada. Unsere Zimmer, (jeweils 8 Stück) sind in einem separaten Haus. Sehr schön und ruhig. Vor dem Abendessen macht wohl jeder für sich einen Rundgang durch die tolle und gepflegte Anlage direkt am Meer. 

Mit dem Abendessen und dem Dessert, beides in reichlicher Büffet-Anrichtung, endet der Tag für uns.

4. Tag: Dienstag, 17.09.2013

In der Nacht hat es wohl etwas geregnet. Ein kräftiger Mistral begegnet uns auf dem feuchten Weg durch den Pinienwald zum Haupthaus Hotel Corte Rosada, Alghero.

Ab 8 Uhr reichhaltiges Frühstücksbuffet. Pünktlich wie frohgemut fahren wir zum ersten Tagesziel: Einkaufen im Supermarkt in Sassari.

Francesca doziert wie immer munter engagiert um Formulierungen einiges bei der Weiterfahrt.

Die Tiefebene der Nurra wurde vor mehr als 100 Jahren gerodet und bewässert. Es entstand fruchtbares Ackerland mit Wein- und Gemüseanbau sowie Viehzucht. Die Hauptolivenölproduktion der Insel kommt von da. Francesca schwärmt vom Vermentino, der auch in der Gallura angebaut wird: Fruchtig mit ausgewogener Säure. Für uns ein genügend guter Begleiter zum reichhaltigen Abendessen.

Sassari ist die zweitgrößte sardische Stadt mit der ersten Universität 1617, Calgari folgt 1621. 130000 Einwohner, ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, eine geschichtsträchtige Stadt mit Prachtbauten im Zentrum. Die Cavalcata Sarda am vorletzten Sonntag im Mai ist das größte Fest des Jahres, einzigartig! Von der ganzen Insel kommen geschmückte Ochsenkarren und Pferde zu Umzug und Reiterspielen.

Die Amtssprache in Sardinien ist die Lingua Sarde, kommt aus dem Sumerischen.

Bald kommen wir zur pisanischen Abteikirche Santissima Trinita di Saccargia, einsam in der Talniederung, Kirche eines zerstörten Klosters bei Ploaghe. Der Glockenturm mit 8 mal 8 Meter Breite ist 41 Meter hoch und von weitem zu sehen. Horizontale Mauerstreifen aus weißlichem Kalksandstein und schwarzem Basalt imponieren.

Schlicht ist das Innere mit flacher Holzbalkendecke. Auffallend die großen Fresken, wohl byzantinisch beeinflusst, in der Mittelapsis aus dem 13. Jahrhundert einzigartig auf Sardinien. Über der Mitte des Freskos thront ein segnender Christus, darunter Maria mit den Aposteln. Der Bilderzyklus unten zeigt Szenen aus dem Leben Jesus. In der Vorhalle auf den Kapitellen diverse Motive, phantasievolle Fabelwesen. Berühmt ist das Kapitell, das auf den Namen des Ortes deutet, übersetzt: Heiligste Dreifaltigkeit zur gefleckten Kuh. Nach der Legende kniete sich an der Stelle der Kirche eine Kuh zum Gebet nieder.

Weitere Legenden sind bei Google abrufbar.


Weiterfahrt zur Nekropole Sant‘ Andria Priu durch Vulkangebiet, vulkanische Aktivitäten vor Millionen Jahren, zu den „Domus de Janas“, den Felsengräbern. 4000 Jahre alt, südlich von Sassari. Die einst 20 Gräber liegen in einer ca. 10 Meter hohen Trachytwand. 15 Anlagen sind noch erhalten von etwa 3.Jt.v. Chr. Attraktion ist die „Tomba del Capo“, ca. 250 qm, das größte Felsengrab Sardiniens mit halbrundem Vorraum und anschließendem Hauptraum, dazu 6 Kammern und Nebenkammern, insgesamt 14 Kammern.

In frühchristlicher Zeit wurde die Anlage als Kirche benutzt, darauf deuten wunderschöne byzantinische Wandmalereien aus dem 3. bis 9. Jahrhundert mit diversen Themen des Christentums z. B. Herodes. Dazu jüngere Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert.

Ein Lichtschacht wurde 3 Meter nach oben bis zum Außenniveau geschlagen. Neben dem Schacht oben ein Campanile. In der Nähe ein vierbeiniger Torso, wohl eine aus dem Felsen gehauene Stierplastik (sardischer Stierkult?), beim Umbau in christliche Kirchen eventuell bewusst zerstört.

Markant noch in den Domus de Janas Schwellen und Ringe zur Feuerstellenumrandung sowie eingetiefte Schalen. Rechteckige Grabtröge stammen aus frühgeschichtlicher Zeit.

Die zentralen Kammern haben Nischen sowie Scheintüren.

In der „Tomba al Camera“ ist die Decke wie ein Giebeldach, von 2 Pfeilern gestützt.

Die Nekropole überwältigt mit einer riesigen Dimension, erscheint labyrinthisch ausgebaut, eine wahre „Totenstadt“, wird der Ozieri-Kultur zugeordnet, nachfolgend an die Nuraghenzeit.

Nun unterhalb der Höhlen das ersehnte Picknick: Engagiertes, fröhliches Entsorgen von üppig eingekauften regionalen Produkten. Rot- und Weißwein optimieren markant die Vergnüglichkeit.

Schließlich Weiterfahrt in ein anderes Hochtal zwischen Sassari und Macomer. Wir sehen vom Bus aus wilde Steineichen, Brombeerhecken, wilde Pistazien- und Olivenbäume, selten Bauernhöfe mit umliegendem Ackerland, überwucherte Basaltbrocken, kräftige Tafelberge und alte Vulkanberge. Ein nahezu verlassenes Gebiet.

Das Hochland war einst Zentrum sardischer Hochkultur, heute reich an bronzezeitlichen Relikten, megalithischen Nuraghen und Nekropole.

Unser Ziel ist die imposante, wohl eine der größten Wehranlagen Sardiniens, die Nuraghe Santu Antine. Der Hauptturm war einst 25 Meter hoch mit einem 10 mal 10 Meter Basisdurchmesser, drei Stockwerke mit drei wuchtigen Bastionen und runden Wehrtürmen.

Rund um die Nuraghe Rundhütten eines Dorfes. 14 davon sind bis heute genügend freigelegt. Der Komplex beeindruckt im Inneren mit gewaltigen Dimensionen. Bewundernswert, wie die groß gehauenen, riesigen Basaltsteine präzise hoch aufgeschichtet wurden. Über 3000 Jahre beständig!

Dunkle Wehrgänge mit schneckenförmigen Steiltreppen lassen sich m. E. begehen, im Hof auch ein tiefer Brunnen als Wasserbehältnis bei Belagerungen.

Geheimnisvoll bleiben wohl die verbliebenen Reste der Urzeit. Woher kamen die Nuragher? Wer bewirkte den Untergang der frühen sardischen Hochkultur? Archäologenprobleme!

Die sardischen Schäfer der Neuzeit bauten ihre Hütten ähnlich den Bronzezeitbehausungen: Schutzhütten aus großen Steinplatten, Pinnettas für Schafe und Ziegen.

Auf der Heimfahrt wird’s zunächst ruhig im Bus. Verspäteter Mittagsschlaf inklusive restlicher Weinabbau. Die geruhsame Fahrweise von Alessio bietet das an. Nach Erwachen singt uns Francesca mit samtiger Stimme zwei Lieder: No Potho Reposare und Manneddu Meo, Lieder von Liebe und Sehnsucht.

Angenehm reichlich Freizeit vor dem Abendessen nach Ankunft im Hotel. Meine Frau und ich gehen zum Strand und bewundern die Hotelanlage. 19:45 pünktlich Abendbuffet, jeder findet etwas nach seinem Bedarf. Wir schauen nach einem kurzen Abendspaziergang durch den Pinienwald noch in die Bar: Übliche Atmosphäre wie am Vorabend, einige Gäste zeigen ihre Square-Dance Fähigkeiten.

Ein bemerkenswerter, gelungener, informativer Tag in weltfreudiger Stimmung.

Zufriedenes Einschlafen hat eine ungeduldige Schnake auf der Suche nach meiner Frau nichtig verzögert.

5. Tag: Mittwoch, 18.09.2013


Pünktlich um 8.30h setzt Alessio unseren Bus in Bewegung. Wir haben wieder ein “Geburtstagskind” an Bord (diesmal Frau Dr. Köhler). Mit einem kleinen “Happy Birthday” feiern wir dies. Francesca singt einige Takte auf italienisch.

Südlich von Alghero geht es auf die Panoramastraße nach Bosa. Wir sehen die bizarre felsige Küste, das Meer ist leicht aufgewühlt, es ist dunstig und leider schlechtes Fotowetter. Francesca erzählt vom Wildreichtum dieser hügeligen Gegend, prompt sehen wir auch mehrere Wildschweine am Straßenrand. Francesca will oben am Himmel zwei Lammgeier gesehen haben, von denen es hier einige Paare gibt.

Nach rd. einer Stunde erblicken wir auf einer Anhöhe die Burg der Familie Malespina. An der alten Brücke beginnen wir unseren Stadtrundgang. Es ist immer noch ein wenig regnerisch, so dass uns die Häuser grau vorkommen. Wir blicken in alte Gassen und kleine Läden, in denen zum Teil Direktvermarktung von Gemüse und Obst betrieben wird.

Das Wetter ist  freundlicher geworden. Vorbei an Fischern, die ihre Angeln ordnen, besteigen wir ein kleines Boot, mit dem wir eine Fahrt auf dem Temo-Fluss machen. Dieser kleine Fluss ist auf einer Strecke von rd. 5 km schiffbar. Wir können in Ruhe das Panorama von Stadt und Burg betrachten, aber auch Reiher und Enten im Schilf. Am oberen Ende des Flusses hat jemand Angelleinen ausgelegt.

Der Bootsmann hat inzwischen einige Flaschen ausgepackt. Er füllt uns die Gläser mit dem selbst gekelterten und für diese Gegend typischen Malvasia-Wein. Zu diesem Dessert-Wein passt das Mandelgebäck (amaretti) ausgezeichnet, von dem wir 3 verschiedene Sorten gereicht bekommen.

Am Ende der Bootsfahrt kommt die Sonne heraus, so dass wir gern noch geblieben wären. Aber Francesca hat uns ein sardisches “ajo” zugerufen, was bedeutet, dass es wieder losgeht.


Wir verlassen die Küste, fahren an Macomer vorbei in Richtung Osten zur Nuraghe Losa, die wir von außen besichtigen. Auch so können wir einen guten Eindruck bekommen, was dies vor rd. 3000 Jahren für ein großer Komplex gewesen sein muss.

Nicht weit hiervon, nahe der Schnellstraße, kehren wir bei “Da Gianny” ein. Francesca hat uns dies Lokal empfohlen. Es ist aber bereits gut besucht und mit uns hat der Wirt alle Hände voll zu tun, was sich auf die Wartezeit auswirkt. So haben wir Gelegenheit, immer wieder einmal zum Fernseher zu schauen, in dem gerade von der Bergung der Costa Concordia berichtet wird.


Anschließend besichtigen wir das Brunnenheiligtum von Santa Cristina. Dieser Brunnen wurde vor mehr als 3000 Jahren gebaut. Sein Wasser soll heilende Kräfte gehabt haben. Francesca gibt hierzu allerlei Erläuterungen und Deutungen.

 

Nach einem kleinen Rundgang auf dem weitläufigen Gelände besteigen wir wieder den Bus. Es ist inzwischen recht warm geworden, so dass wir die Klimaanlage zu schätzen wissen.

 

Wir sind wieder auf der Schnellstraße S131 in Richtung Cagliari. Francesca rechnet mit rd. 3 Stunden Fahrt. Während wir durch die Landschaft fahren, verkürzt uns Francesca die Zeit, indem sie uns die vorbeiziehende Gegend erklärt sowie über Land und Leute und ihr Leben berichtet.

Wir sind froh, als endlich Cagliari in Sicht kommt. Auf dem Weg zum weiter östlich gelegenen Hotel kommen wir an Lagunen vorbei, in denen wir zu unserer großen Überraschung zahlreiche Flamingos sehen, die nach Krebsen stochern.

Unser Hotel Sighienthu liegt direkt am Mittelmeer mit Swimmingpool und eigenem Strand. Wir nehmen einen kleinen Umtrunk zu Ehren des Geburtstagskindes. Danach genießen wir bei noch sommerlichen Temperaturen das Buffet auf der Freiterrasse.

6. Tag: Donnerstag, 19.09. 2013

Bei herrlichem Sommerwetter konnten wir auf der großen Terrasse des Hotels mit Blick aufs Meer ausgiebig frühstücken. Dann ging es mit unserem Bus nach Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens. Die Stadt ist durch die Eingemeindung vieler umliegender Ortschaften, die dadurch zu ihren Stadtteilen wurden, enorm gewachsen und fasst heute ca. 400 000 Ein-wohner. Auf der Fahrt in Richtung Stadt kamen wir an der Montargius-Saline vorbei; einem flachen Salzsee, der stets von rosafarbigen Flamingos bevölkert wird. Auf der anderen Seite der Küstenstraße erstreckte sich der  Lido von Cagliari mit seinen weiten Sandstränden und dem türkisblauen Meer. Schließlich fuhren wir durch die Stadt mit ihren vielen imposanten Gebäuden aus früherer Zeit bis hinauf in die Altstadt.

Die Altstadt von Cagliari mit der Burg liegt auf einem Berg. Sie wurde im 11. Jhdt. durch die Pisaner gegründet. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt bis hin zum Meer.   

Hier oben befindet sich auch die „Cattedrale di Santa Maria – Regina Sardorum“. Ihr Bau wurde im 13. Jhdt. begonnen. Da er sich über einen längeren Zeitraum hinzog, vereint die Kirche die verschiedensten Baustile: pisanische, romanische, gotische und barocke Elemente. Der Innenraum der Kirche ist reich geschmückt und schön hell. Auch die Krypta mit ihren zwei Kapellen haben wir besucht


Anschließend liefen wir weiter: am Provinzpalast vorbei, der heutigen Stadtverwaltung, und staunten über den „Elefantenturm“, der früher auch als Gefängnis diente.

Weiter ging es zu Fuß zum Nationalmuseum von Sardinien: dem Archäologischen Museum von Cagliari. Schon im Innenhof, besonders aber natürlich  in den Räumen des Museums treffen wir auf eine Fülle von römischen Funden und kunstvollen Gegenständen aus phönizischer, karthagenischer und sardischer Vorgeschichte – bis zurück ins 2. – 3. Jahrtausend vor Christus.

Auch das Modell einer Nuraghe in vollendeter Rekonstruktion fehlte nicht. Man könnte sagen: „Die ganze Insel ist ein offenes Museum“.

Beeindruckend war auch die Stele von Nuoro aus dem 9. Jhdt. v.Chr. mit der sumerischen Inschrift. Diese Stele wurde erst im 20. Jahrhundert gefunden und entziffert.


Nach einem abschließenden Spaziergang durch die Altstadt legten wir erst einmal eine Mittagspause an der Piazza Yenne ein. Dann ging es zu Fuß weiter zur Kirche „Sanct‘ Anna“, die aber leider ebenso wie die folgenden Kirchen „Santa Restituta“ und „Santo Efisio“ geschlossen war. Über den Heiligen Efisio hörten wir die Legende: Er war ein ehemaliger römischer Söldner, der zum christlichen Glauben übertrat und dann den verfolgten Christen half. Daher wurde er gefangen genommen, gefoltert und schließlich in Nuoro enthauptet. Seitdem veranstalten die Sarden eine 4-tägige Prozession von Cagliari nach Nuoro. Sie wurde zu einem beliebten Volksfest und zählt heute noch zum Kulturerbe.

Die Häufung der Kirchen auf relativ engem Raum kommt daher, dass sich früher die reiche  Oberschicht vor dem weitgehend armen Volk schützen musste und um eine Berührung zu vermeiden, ihre eigenen Kirchen baute. 

Weiter liefen wir in den neuen Teil der Stadt bis zum heutigen Rathaus. Wo früher eine Festung war, wurde hier 1899 ein großer Palast gebaut, der dann bis heute als Rathaus diente. Dieser Palast ist innen sehr schön mit Gemälden ausgeschmückt. Nach der fremden Unterdrückung sollte hier das neu aufkommende freie Lebensgefühl zum Ausdruck kommen. Leider konnten wir den Palast nicht besichtigen; auch er war geschlossen.

Weiter ging es dann wieder mit unserem Bus durch die Stadt. Vorbei am Justizpalast, dem „Palast der Kriminellen“, wie unser Busfahrer Alessio schmunzelnd bemerkte. Die große Wallfahrtskirche „Santa Maria di Bonaria“ zu besichtigen, war uns leider auch verwehrt. Da in 3 Tagen der Papst hier erwartet wird, war nicht nur diese Kirche, sondern der ganze Bezirk drumherum gesperrt.

Nur von Ferne konnten wir die wuchtige Barockfassade mit der breit geschwungenen Außentreppe bewundern. Die Madonna, der diese Kirche gewidmet ist, war Schutzheilige der Seefahrer. Daher ist die Kirche in der Nähe des Hafens gelegen und vom Meer aus gut zu sehen.

7. Tag: Freitag, 20.9.2013

Von unserem Hotel nahe Cagliari, wo wir die zweite Nacht verbrachten, starteten wir gegen 9:00 Uhr in Richtung Pula. In dessen Nähe liegt die antike Stadt Nora, unser erstes Besichti­gungsziel an diesem Tag. Vorher jedoch ging es mit dem Bus entlang einer Panoramastraße an der Südostküste und die hat diesen Namen wirklich verdient. Die Straße führt in zahlreichen Windun­gen entlang der Küste, an der sich felsige Steilküste und sanft abfallende Buchten mit Sandsträn­den abwechseln. Touristische Infrastruktur war so gut wie keine zu entdecken. Wir sahen einen Trümmerhaufen, der nach Aussage von Francesca bis vor kurzem noch ein Hotel war. Es wurde von den Bulldozern der Behörden niedergewalzt, weil es angeblich ohne Genehmigung erbaut worden war.

Um ca. 10:30 erreichten wir die antike Stadt Nora am Capo di Pula. Nachdem Francesca die Tickets besorgt hatte, konnte die Besichtigung starten. Wir begannen unseren Rundgang am soge­nannten Tanittempel, der möglicherweise der punischen Fruchtbarkeitsgöttin Tanit gewidmet war. Bei den Ausgrabungen fand man ein Abbild dieser Göttin. Der Tempel ist mit Steinen einer Nuraghe gebaut und daher wohl phönizisch-punischen Ursprungs. Das gilt auch für das am Hang des Tanithügels sich anschließende Wohnviertel. Die Bauweise ist der nuraghischen ähnlich, aller­dings sind die Bauten nicht rund sondern eckig. An dieser Stelle sei an die Stele von Nora erin­nert, die wir im archäologischen Museum von Cagliari bewundern konnten. Sie wurde vor ca. 200 Jahren in Nora gefunden, allerdings weiß man heute den genauen Fundort nicht mehr. Sie wird auf ungefähr 900 v. Chr. datiert und ist das einzige schriftliche Zeugnis dieser Zeit. Die Inschrift gibt bis heute Rätsel auf, wird aber den Phöniziern zugerechnet. Fast alle Wissenschaftler sind sich darin einig, dass hier der Name Sardinien zum ersten Mal auftaucht.
Gegenüber dem punischen Wohnviertel findet man ein Peristyl, dessen Mosaikboden und die So­ckel der Säulen gut erhalten sind. Als Peristyl wird ein von Säulenhallen umgebener Innenhof be­zeichnet. Dieses Peristyl ist römischen Ursprungs.

Zahlreich sind die Thermen in Nora, von denen uns Francesca einige zeigte. Außerdem erklärte sie an Hand der Ruinen die verschiedenen Funktionsräume der Therme, die auch ein Licht auf den Badevorgang bei den Römern werfen. Der erste Raum, den ein Badender betrat, war das Caldari­um, wo sich die Heißbäder befanden. Um sich etwas abzukühlen, kam  er in das Tepida­rium, dass nur noch mild beheizt wurde, um dann schlussendlich im Frigidarium in kaltem Wasser zu baden.


Auf unserem Rundgang bogen wir  nach links in Richtung Meer ab und gingen über eine gut erhaltene Straße, unter der noch die römische Kanalisation zu erkennen war. Rechts befanden sich die Ruinen ehemaliger Lä­den. Die Straße endet beim Tempel des Äskulap, dem griechischen Gott der Heilkunst. Die Über­reste römischer Bauwerke unterscheiden sich deutlich von denen der Punier oder Phönizier, sie verwendeten vor allem schon etwas ähnliches wie Mörtel und natürlich gebrannte Ziegel, die im Mauerwerk deutlich hervortreten.


Auf dem Weg zum Äskulap-Tempel sieht man ein gut erhaltenes Beispiel einer römischen Villa mit vier rekonstruierten Säulen, die ein kleines Atrium umgeben. Um dieses Atrium herum gruppieren sich die verschiedenen Wohnräume.
Unser Rückweg führte uns in das kleine Amphitheater, dass auch heute noch genutzt wird, was lei­der zur Aufstellung hässlicher, weißer Plastikbänke geführt hat. Dieses Theater war keine Arena, sondern ein Ort, in dem sicherlich nur Theateraufführungen stattfanden. Unser letzter Blick galt ei­nem runden, etwa 12m hohen Turm aus spanischer Zeit (16. Jhdt.), einem Sarazenenturm. Diese Türme wurden zur Abwehr von Piratenüberfällen errichtet und finden sich auch an anderen Stellen der Insel.


Nun ging es zurück nach Pula, wo wir unsere Mittagspause machten. Gegen 14:00 Uhr versam­melten wir uns alle auf dem zentralen Platz des Ortes, um gemeinsam zum Parkplatz unseres Busses zurück zu gehen. Wir bestiegen wieder unseren Bus und fuhren weiter zur Insel Sant’Antioco. Diese Insel ist durch eine Brücke mit der Hauptinsel Sardinien verbunden. Auf der Insel fuhren wir am Ufer entlang gleich weiter zur antiken Stadt Sulci, zu der auch das Tophet gehört, eine rituelle Begräbnisstätte für Kinder aus phönizischer Zeit. Dieses Tophet besichtigten wir. Die Asche der Kinder wurde in Tontöpfen ver­wahrt, häufig fand man auch Überreste von Lämmern oder Kälbern in den Urnen. Die Urnen, die wir im Tophet sahen, sind Nachbildungen, was jedoch der Atmosphäre der Stätte nicht schadete.


Zunächst dachte man, dass die Kinder Opfer für die Götter Tanit und Baal gewesen seien, heute ist man allerdings der Ansicht, dass es sich um einen Friedhof für Kinder handelt, die eines natürli­chen Todes gestorben sind. Die große Zahl (bis zu 6000) der gefundenen Urnen lässt sich damit erklären, dass der Friedhof über mehrere Jahrhunderte genutzt wurde. Auch wenn es sich nicht um Opfer gehandelt hat, so doch um rituelle Beisetzungen, die die Götter (Tanit und Baal)  freundlich stimmen sollten, um ähnliches Unglück für die Zukunft abzuwenden. Bei den Ausgrabungen fand man auch Spielzeuge für Kinder und unter anderem einen Schnuller, herge­stellt aus Holz und Kautschuk. 

Nach der Besichtigung fuhr der Bus zurück in den Ort Sant‘Antioco und wir machten Halt an einer 'Enoteca', weil es dort den für diese Gegend typischen roten Wein der Rebsorte Carignano gab. Wir probierten zwei Sorten, einen teuren und einen etwas preiswerteren, es wurden dann aber nur Flaschen vom preiswerteren gekauft. Interessant war noch die Tatsache, dass es in dieser Wein­handlung Weintankstellen gab, wo man seinen Kanister oder seine Flasche mit Weiß- oder Rot­wein befüllen lassen konnte.

Für die Rückfahrt zum Hotel benötigten wir zwei Stunden, auch wenn der Rückweg nicht wieder über die kurvenreiche Panoramastraße führte. So waren wir erst kurz vor 19:00 Uhr im Hotel, wo es an diesem Abend ein sehr gutes Essen vom Buffet gab.

8. Tag: Samstag, 21.09.2013

Nach reichhaltigem Frühstück im Hotel Marina di Capitana bei Cagliari fahren wir um 8.30 Uhr ab.

Francesca wünscht uns einen guten Morgen. Zuerst wird der Supermarkt angesteuert, dort kaufen Frau Schiele und Francesca fürs mittägliche Picknick ein. Sie bringen die Nachricht mit, dass Cagliari einer Festung gleicht: Der Papst kommt zu Besuch. Heute fahren wir nach Norden in Richtung Barumini, um die Nuraghen-Festung Su Nuraxi, Weltkulturerbe seit 1997, zu besichtigen.

Noch einmal geht es die Küstenstraße entlang, und wir haben wunderschöne Ausblicke.

In Barumini besuchen wir zuerst die "Casa Zapata", ein früherer Landsitz spanischer Adliger (1541), schön in einer Parkanlage gelegen; mit Granatapfelbaum. Heute beherbergt die Casa Zapata das Nuraghen-Museum. Dort werden die auf dem Grundstück entdeckte Nuraghe und andere Fundstücke anschaulich dargeboten, z.B. durch einen Glasboden.

Wir fahren weiter zur Nuraghen-Festung Su Nuraxi, der größten Anlage in Sardinien. Francesca führt uns durch die Siedlung mit Wohnhütten, Versammlungshütte, Brunnen und Türmen, der höchste ca.14 m.

Die Türme dienten der Verteidigung. Das Baumaterial besteht vorwiegend aus Basalt, aber auch Kalkstein, Granit und Sandstein und wurde ohne Mörtel aufgeschichtet.

Die Nuraghen wurden genutzt vom 16. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr. (Bronzezeit, Eisenzeit). Der große Turm wird bestiegen und die schöne Aussicht ins Land genossen. Der Abstieg war etwas kompliziert.

Wir fahren weiter zum Naturschutzgebiet Giara, 4500 ha, ca. 600 m hoch.

Dort leben z.Zt. ca.450 Wildpferde. Es wachsen Stein-, Kork- und Sommereichen, 17 Orchideenarten, Mastix- und Erdbeerbäume. Die kleine Stadt Tuili liegt uns zu Füßen, wunderschöne Ausblicke.


Wir wandern in der Höhe und finden einen Picknickplatz bei einer kleinen Kirche. Wir laben uns an Schinken, Käse, Oliven, Salami, Wein, Brot und Trauben. Im Schatten der Bäume ruhen 2 Wildpferde - alles hat hervorragend geschmeckt. Für die sandfarbige Katze war auch noch etwas übrig.

 

Der Spaziergang zum See Pauli Maiori entfällt aus zeitlichen Gründen. Wir fahren wieder hinunter nach Tuili und weiter in Richtung Fonni. Gelbe Reisfelder begleiten uns auf unserer Fahrt. Francesca sagt, es ist bereits die zweite Ernte. Sie nennt uns die verschiedenen Reissorten. Kurze Rast an der Tankstelle Boreano, dann geht es weiter nach Nuoro ins Trachtenmuseum. Dort erfahren wir einiges über das Brauchtum, z.B. das Maskentreiben, Karneval v. 16. Januar bis 16. Februar und bestaunen die schönen, sehr wertvollen Trachten.

 

Auf dem Weg nach Orosei befinden sich Schafe auf der Straße. Ein Autofahrer verscheucht sie. Am Jetrinofluss, einer fruchtbaren Gegend, wachsen Zitrusfrüchte. Der Fluss führt im Sommer wenig Wasser. In dieser Gegend spielt der Roman "Schilfrohr im Wind" der Literatur-Nobelpreisträgerin Grazia Deledda, 1926. Orosei, unser Tagesendziel ist erreicht.

 

Wir treffen uns um 19.30 Uhr zum Begrüßungstrunk, anschließend Abendessen à la Carte.

Danach setzen wir uns noch etwas zusammen, um das Nachtreffen im November zu besprechen..

Der schöne, erlebnisreiche Tag geht zu Ende.

9. Tag: Sonntag, 22.09.2013

Nach dem Wecken um 6.50h durften wir einen wunderbaren Duft nach frischen Backwaren sowie den Anblick der schönen Hotelanlage mit Pool im Hellen genießen. Nach dem leckeren Frühstücksbüffet wurden um 8.30h die Koffer verladen.

Unser erster Stopp am letzten Tag unseres Aufenthalts war im Hirtendorf Fonni, dem höchstgelegenen Bergdorf Sardiniens (1.000 m) mit ca. 4000 Einwohnern.  Auf der Fahrt dorthin erklärte Francesca, dass wir uns im dem Gebiet Barbagia befanden, wo sich die Kultur (Sprache und Trachten) am besten erhalten hat. Die Trachten in diesem Gebiet zeichnen sich durch besonders leuchtende Farben aus, was im dort befindlichen Niederwald sehr wichtig war. Nur so konnten Jäger Menschen problemlos von Tieren unterscheiden. Eine Tracht würde heute, wenn man sie anfertigen lassen würde, ca. € 20.000,00 kosten, da sehr viel Handarbeit darin steckt. Die Trachten werden allerdings von Generation zu Generation weitervererbt.

In Fonni angekommen, besichtigten wir die Wallfahrtskirche Madonna dei Martiri mit dem historischen Madonnenbild. Anschließend hatten wir Gelegenheit, bei einem Bummel durch das Dorf die schönen Wandmalereien, die sogenannten Murales, zu besichtigen.

Kurz vor 11.00h fuhren wir dann eine kurze Strecke nach Orgosolo, wo sich aufgrund der vielen Eroberer Sardiniens eine Banditenkultur bildete und über die sowohl kriminologische Studien durchgeführt als auch ein Buch geschrieben wurde.

Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts errang die Gemeinde einen Sieg gegen den Kontinent. Auf dem zwischen Fonni und Orgosolo gelegenen Weideplatz Pratobello sollte ein Natostützpunkt errichtet werden. Durch Blockaden und Besetzung der Straßen und Weiden konnte die Bevölkerung den Rückzug der Truppen erreichen.

In dieser Zeit entstanden die ersten Murales, die den Protest zum Ausdruck bringen sollten. Seit dieser Zeit werden aktuelle Ereignisse auf den Häuserwänden festgehalten.

Bei einem Bummel durch die Hauptstraße erklärte uns Francesca einige dieser Bilder. Außerdem zeigte sie uns das Haus, in dem Seide produziert und verarbeitet wird.

Nach diesen Eindrücken fuhr uns der Bus zu unserem traditionellen Hirtenessen. Zwischen Bäumen konnten wir auf Steinen Platz nehmen, bekamen ein Holzbrettchen und einen Becher von den Hirten überreicht. Nachdem wir alle mit Wein und Wasser versorgt waren, wurden uns nach und nach Käse, Salsiccia, Brot, Lamm mit Kartoffeln und Spanferkel auf den Brettchen serviert. Den süßen Abschluss bildeten ein Pfirsich sowie ein Mandelgebäck. Abgerundet wurde das urige Mahl mit einem Grappa. Während des Essens besuchten uns immer wieder Schweine in der Hoffnung, von unseren Leckereien etwas abzubekommen.

Nach diesem tollen Erlebnis ging es mit dem Bus weiter in Richtung Flughafen. Allerdings hatten unsere Reiseleiterin Francesca und unser Busfahrer noch eine Überraschung für uns auf Lager. Auf einer Anhöhe stoppte der Bus nochmals, und wir versammelten uns zu einem von den beiden spendierten Umtrunk mit Mirto, einem traditionellen süßen Kräuterlikör.


Beschwingt machten wir uns nun endgültig auf in Richtung Flughafen. Unterwegs sang Francesca noch italienische Schlager und verkürzte so die Fahrt an den Flughafen. Kurz vor dem Flughafen bedankte sich Brigitte Schiele bei Francesca und Alessio und teilte uns mit, dass wir auf unserer Reise etwa 1.500 km zurückgelegt hatten.

Das Einchecken lief problemlos. Nach 18.00h waren alle gespannt auf die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl, so dass die Zeit bis zum Einstieg ins Flugzeug zügig verging. Gegen halb zehn landeten wir in Frankfurt, verabschiedeten uns von Herrn Löher und Frau Dr. Köhler und gingen dann zu unserem bereitstehenden Bus, der uns wieder in unsere Heimat brachte.

Im Namen der Reisegruppe möchte ich mich bei Brigitte Schiele für die gute Organisation und Durchführung dieser wunderschönen Sardinienreise bedanken.