Meine Stadt ist ein Wunder - Bericht von der Studienreise nach Venedig, April 2017
„Meine Stadt ist ein Wunder…!“ - Wer ihre Augen blitzen sah, als sie diesen Satz sagte, der wusste dass Luigina die Stadt, in der sie geboren wurde, von ganzem Herzen liebt: Venedig!
Zusammen mit ihrer Mutter Gudrun, einer seit 40 Jahren mit einem Venezianer verheiratete Ostfriesin, führte sie uns kundig durch den Markusdom, den Dogenpalast, die bekanntesten Kirchen und Museen – aber auch zu einer Gondelwerft, zu der urigen Kneipe ihres Mannes, eines Fischers, und zu vielen weiteren versteckten Plätzen, Gärten und Hinterhöfen. Und mit jeder Brücke sprang mehr Begeisterung von ihr auf uns 23 Allgäuer, Unterfranken, Hessen und Pfälzer über. Venedigs reiche Geschichte - von den Pfahlbauanfängen während der Völkerwanderung über die Glanzzeiten als Seemacht des Mittelalters bis zur Kapitulation unter Napoleon - machten Luigina und Gudrun in immer neuen Anekdoten lebendig und anschaulich – bis hin zur Gegenwart und dem Widerstand der Venezianer gegen die Kreuzfahrtschiffe des Massentourismus.
Als Vertrauensfrau des Kirchenvorstands der evangelischen Kirchengemeinde erzählte uns Gudrun aber auch von der protestantischen Geschichte Venedigs. Als älteste lutherische Auslandsgemeinde geht diese zurück bis auf die Zeiten der Reformation. Martin Luther höchstpersönlich schrieb seinerzeit an die „Evangelischen in Venedig“ und versuchte, ihnen Mut zu machen. Und die Gemeinde überdauerte tatsächlich die Jahrhunderte, oft im Geheimen und unter Verfolgung, bis ihr im letzten Jahrhundert offiziell ihre „Schutzengelkirche“ als Versammlungs- und Gottesdienstort übergeben wurde. Heute erfreut sich die Gemeinde bester ökumenischer Verbundenheit, national und international, und Venedig zählt zu den herausgehobenen „Europäischen Städten der Reformation“!
Eine stressfreie direkte Zugverbindung München-Venedig tat ein Übriges, die Reise zu einem Bildungsgenuss zu machen, der jederzeit individuell und zu allen Jahreszeiten wiederholbar ist. Denn wie sagte Luigina: „Meine Stadt ist ein Wunder!“
Klaus Dotzer