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APULIEN - Friedrich II. von Stauffen (1194 – 1250)

Kaiser des römischen Reiches

Vortrag von Pastor Hartmut Nielbock gehalten in Hamburg-Wohldorf-Ohlstedt

für eine Studienreise nach APULIEN


Friedrich wurde am 26. Dezember 1194 auf der Reise nach Palermo geboren Das geschah in Mittelitalien in dem Marken auf dem Marktplatz von Jesi in einem Reisezelt. Seine Mutter Constanze,  einzige Tochter des Normannen-Königs Roger II. und Thronerbin des  König-Reiches Sizilien, war verheiratet mit dem Stauffer-Kaiser Heinrich VI., der das Heilige Römische Reich deutscher Nation regierte, das auch seit Karl dem Großen Italien umfasste. Der Mittelpunkt des Herrschaftsgebietes Heinrich des VI. War nicht Deutschland sondern Süditalien und  Palermo. Das „Mare Nostrum“ der Römer war Dreh- und Angelpunkt von Handel und Wandel der Völker. Friedrichs Eltern starben beide jung. So wurde das Kind, das schon zum Throninhaber gewählt war,  in Palermo und anderswo hin und her gezerrt. Er befreite sich von den „Erziehungszwängen“ des Papstes und der Verwandten. Er  lebte zeitweise wie ein Straßenkind in den Gassen von Palermo. Als König von Sizilien widersetzte er sich schon als Fünfzehn-Jähriger  den Befehlen seines Ziehvaters Papst Innozenz III. Er widerstand auch als späterer Kaiser der Exkommunikation und dem Bann aus Rom. Er sah sich in seiner kaiserlichen Würde  als Stellvertreter Gottes auf Erden und kämpfte sein Leben lang gegen den Machtanspruch der Päpste, Stellvertreter Christi zu sein. Nach dem Tode Friedrichs II. kämpften sein Sohn Konrad IV. einen vergeblichen Kampf gegen Rom. Die Päpste holten die französischen Könige, die  mit einem großen Heer  nach Italien kamen. Die Entscheidungsschlacht gegen Konrad gewannen sie in den Abruzzen an der Grenze zum Kirchenstaat bei Tagliacozzo. Sie töteten auf grausamste Art  den König Konrad, den Sohn von Friedrich, und bemächtigten sich des Königreiches „Beider Sizilien“. Doch nach 30 Jahren wurden die verhassten Herren des Hauses der Anjou nach der sogenannten „Sizilianischen Vesper“ von 1282 verjagt. Viele im Süden Ialiens hofften nun, die alte Herrschaftsordnung Friedrich II. wieder herstellen zu können. Eine Tochter des Kaisers, die mit dem aragonesischen König in Spanien verheiratet war, sollte nun die  Herrschaft des normannisch-staufferschen Geschlechtes wieder herstellen.  Doch man holte sich die Laus in ihren Pelz. Das Königtum Sizilien wurde  von den Spaniern  so ausgebeutet, das es zum Armenhaus Europas wurde. Die Kornkammer  Sizilien war geplündert und große Waldbestände in Kampanien und Kalabrien waren abgeholzt. Nach den Stauffern verloren auch die Päpste ihre Macht. Si gerieten in die sog. babylonische Gefangenschaft in Avignon, also in den Machtbereich der französischen Könige. Damit endete die Zeit des Hohen Mittelalters. Es begann eine  chaotische -epoche in Europa, die wir das finstere Mittelalter nennen. Sie war geprägt vom Aberglauben, vom Hexenwahn und Judenhass und von der Kleinstaaterei. Im Jahr 1348 wurde in Prag die sog. „Goldene Bulle“ verabschiedet. Damit gab das Kaiserreich seinen Anspruch als Civitas Romana, Herr über Europa zu sein, auf. Nun begannen die Kriege zwischen  Guelfen und  Guebellinen und der hundertjährige Krieg in Frankreich.

Die Staaten Westeuropas vertrieben alle Juden aus ihren Ländern. Im Jahre 1348 halbierte eine furchtbare Pest-Epidemie die Bevölkerung Europas. Dazu kam eine Klima-Katastrophe, ein Kälteeinbruch. Das Bild der apokalyptischen Reiter entstand. Die Mitteleuropäer froren in ihren nicht heizbaren Häusern und Burgen. Ernteausfälle waren die Folge. Die Kältewelle dauerte 250 Jahre und mit ihr der Hunger und der Hungertod. Infektionen rafften die Menschen dahin. Symbol für diese Zeit ist der Gekreuzigte, gemalt von M. Grünewald im Isenheimer Altar.

Die Gegenwelt vom himmlischen Jerusalem wurde nun vorgestellt in den prachtvollen Kathedralen der Gotik.Zu dieser himmlische Welt konnte man sich im Glauben und einer Weltflucht erheben. Das Leben auf der Erde wurde zum Jammertal.  Christus am Kreuz wurde nun nicht mehr als der über den Tod Triumphierende  mit erhobenem Kopf dargestellt, sondern als der Gequälte mit gesenkten Kopf. Die Gotik mit ihrem Pessimismus  erreichte in Europa nicht den Süden Italiens Spaniens.  Dort dominierte noch lange der Geist eines optimistischen Weltbildes, das vom griechisch-orthodoxen Glauben am Christus geprägt war. Hier wurde Christus weiterhin als Pantokrator, d. h.  als der strahlende Sieger über die Mächte des bösen Jammertales geglaubt, gemalt in den Kuppeln der byzantinischen Kirchen oder dargestellt in leuchtenden Mosaiken, wie wir sie in Palermo sehen. Dort spielte der kleine Friedrich in den Gassen. 

Sehen wir nun auf seine Gestalt, auf seine Wirkungskraft und seinen Erfolg! Für mich trägt er zurecht den Titel „Stupor Mundi“ - Das Staunen der Welt. Friedrich II. wollte mit dem Papst  das Reich Gottes auf  Erden bauen. Seine Tragik war, dass dies die Päpste seiner Zeit als Alleinherrscher wollten. Trotzdem war der Kampf zwischen den Kaisern, ob Heinrich IV. oder Friedrich II. und den Päpsten Gregor VI. und Innozenz III. ein die Kultur des Hohen Mittelalters im 11. - 13. Jahrhunderts förderlicher Streit. Es war die Zeit der lichtvollen  Romanik, dargestellt im Dom zu Speyer im 11. Jahrhundert und der romanischen Kathedrale von Vezelay in Burgund im 13. Jahrhundert, die gebaut wurde  der Zeit von Franz von Assisi und Friedrich von Stauffen, die sich in Neapel wohl einmal getroffen haben. Beide sind im Dom von Assisi getauft worden. Franziskus im Jahr 1180 und Friedrich zu Weihnachten. Friedrich sah sich als Kaiser als christliche Weltenherrscher.  Als er im Jahr 1211 noch nicht als König von Deutschland gekrönt, zog er über die Alpen. In Konstanz am Bodensee wurde er wie ein Triumphator, ja wie ein Heiland  begrüßt. Er kam ohne Waffen, aber mit orientalischem Prunk, mit Elefanten, mit Tanzgruppen und mit Musik.  In Deutschland  hatte er die alten Konflikte zwischen den Stauffern und den Welfen zu lösen. Er war dabei ein Glückskind. Er konnte geschickt verhandeln.  Sein Gegenspieler, der König von Deutschland,  Otto IV. von Braunschweig starb und die Gegenpartei der Welfen gab auf. Auch der Papst Innozenz III. gab seinen Widerstand gegen die Krönung Friedrichs zum deutschen König auf. Nach vier Jahren hatte Friedrich noch jung an Jahren,  seine Macht in Deutschland hergestellt. Er wurde 1215 in Aachen zum König gekrönt und blieb noch weitere drei Jahre in Deutschland. Dann zog  er zur Kaiserkrönung nach Rom, die im Jahre 1220 vollzogen wurde.

Jetzt war Friedrich im Alter von 25 Jahren  Römischer Kaiser und König von Deutschland, Burgund und Sizilien.  

Was war das für eine großartige Idee von der „Civitas Dei“ auf Erden, die den jungen Friedrich bewegte, als er von Deutschland in sein Königreich Sizilien zog. Sizilien war ein Lehen des Papstes, das die Normannen für ihre Verdienste für den Erhalt des Papsttums verliehen bekommen hatten!

Die Civitas Dei  war für Friedrich die Völkergemeinschaft auf Erden, die nach dem Willen Gottes leben wollte. Es war ein optimistischer Glaube von einer friedlichen Welt, in der die vielen Sprachen und Religionen mit einander kommunizierten. Diese Welt wollte Friedrich  verwirklichen, am besten mit dem Papst zusammen. Friedrich sprach alle Sprachen seiner Zeit. Aufgewachsen war er mit dem Volkssprachen von Sizilien, griechisch und arabisch.  Zu seiner Zeit waren die größten Volksgruppen auf  Sizilien die Griechen und die Sarazenen. In den sieben Jahren in Deutschland lernte der jugendliche König fließend deutsch. Er konnte selbstverständlich auch latein französisch und katalanisch. Er galt als ein gebildeter,  philosophisch denkender Mensch. Er umgab sich mit dem großen Gelehrten, ob sie christlicher, arabischer, persischer, jüdische und keltischer Herkunft waren. Er liebte die Philosophie des arabischen Gelehrten Ibn Rushd (Averroes). Dieser wirkte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Als Kaiser und König der Civitas Dei fühlte er den Auftrag, ein Friedensreich zu schaffen. Friedrich hoffte mit dem Papst gemeinschaftlich die globale Welt regieren zu können. Doch der Papst sah im König von Sizilien und im Kaiser  nur seinen Steigbügelhalter, der ihm untertan wäre. Friedrich hat sich den Ansprüchen seine vier Päpste nie gebeugt und negierte alle ihre Verdammungsurteile gegen ihn. Er machte den Kreuzzug auch nicht im Auftrag der Päpste Er ging an seine Durchführung erst, als er sein Königreich  neu geordnet hatte. 

Als der junge Friedrich, der immer die  Menschlichkeit betonte, nach Palermo kam, fand er dort ein Chaos rivalisierender Clans vor. Für sein ganzes Hdrrschaftsgebiet schuf er eine allgemeines Gesetzbuch, das man die Restitutionen von Melfi nennt, eine Sgtadt im Norden seines Reiches. Friedrich brauchte wiederum sieben Jahre, um sein Regno, wie er Süditalien und Sizilien nannte, zu einem geordneten, sicheren und reichen Land zu machen. Dabei musste er ständig die päpstlichen Querschüsse abwehren. In Norditalien, das offiziell  zum deutschen Reich gehörte, gab es in seiner ganzen Regierungszeit Aufstände, die er von seinen Vasallen brutal niederschlagen ließ.

So sehr er eine menschenwürdige Gesellschaftspolitik aufbauen wollte,  um so unselig, unmenschlich behandelte er seinen erstgeborenen Sohn, den er zu seinem Stellvertreter in Deutschland erhoben hatte. Dieser hatte sich mit einem welfischen Herzog zusammen getan gegen ihn. Jahrelang hielt der Vater ihn eingekerkert ohne Erbarmen. Friedrich zeigte nach außen sein freundliches Gesicht, hatte aber auch genug menschliche Schwächen. So wurde er geliebt und gehasst.

Als er mit 55 Jahren starb, überkam seine Zeitgenossen das Staunen, wie sich ein Mensch  für die Idee der Civitas Dei auf Erden geradezu aufgerieben hatte. So nannte man ihn „Stupor mundi."

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!