Blog Reiseberichte

Gedanken zu einer Studienreise nach Italien im Mai/Juni 2013

Gedanken, Reisebericht und Rückblick auf eine Gemeindereise, Kulturreise nach Venetien, Emilia Romagna und Umbrien

Vorbemerkung

Seit 28 Jahren mache ich Gemeindereisen zum besseren Verstehen unserer christlich - europäischen Kultur.

Ich möchte einen Bogen spannen zwischen dem Damals und dem Jetzt, dem Fremden und dem Vertrauten.

Reisen heißt deshalb für mich , Flügel des Geistes zu bekommen, mit denen wir die Weite der Welt erleben können.

Natürlich sind Reisen in andere Länder auch ein ästhetischer Genuss und vermitteln uns eine Ergänzung unseres Wissens.

Aber mit dem Spannungsbogen von Damals und Heute vertiefen wir Erkenntnisse, weil wir sie spürbar erleben. So können wir sie uns bewahren und vor der Zerstörungen schützen.

Die uns bewegende Geschichte lebt nicht von 1Dingen, sondern von Menschen, die aus der Vergangenheit auf uns zukommen. Dafür bietet eine Italienreise durch das Quatrocento viel Anschauungsmaterial.

Die Vordenker der Renaissance

Der Titel der Reise trägt die Aufschrift „Auf den Spuren der Maler der Renaissance im Quatrocento“. Aber wir reisten auch auf den Spuren großer italienischer Denker. Als ersten nenne ich Franz von Assisi, als zweiten Giotto di Bondone, der Franziskus in den Vordergrund seiner Bilder und damit in den Mittelpunkt der Weltgeschichte stellte. In der historischen Reihenfolge sehen wir als dritten Dante Alighieri und als Vierten den Vater des Humanismus Francesco Petrarca. Dantes Mausoleum sahen wir in Ravenna und Petrarcas Alterssitz in Arqua in den Eugenischen Hügeln.

Diese vier Großen begleiteten uns als die Wegbereiter der Renaissance. Sie rückten den Menschen in den Mittelpunkt der Geschichte.

Der Hl. Franziskus ist eine Lichtgestalt am Anfang des 13. Jahrhunderts. Er lebte von 1182 – 1226 in Umbrien. Die Betonung von Umbrien ist mir wichtig, denn der unruhig suchenden Geist dieses Menschen ist mit den weiten Tälern und mit den sanft aufsteigenden Bergen verbunden. Sie bilden nicht nur eine Theater-Kulisse, die Franziskus sehr liebte, sondern sind auch den Urquell für seinen Freiheitsdrang. In dieser Landschaft versteht man, warum er nicht ein sauertöpfischer Sozialrevolutionär oder weltabgewandter Asket geworden ist, sondern ein Spielmann Gottes, wie er sich selbst bezeichnete. Franziskus liebte diese Erde und nannte sie Schwester „Mutter-Erde“ und alles Leben auf ihr war für ihn geschwisterlich. Gott wirkt weltlich und leibhaftig und irdisch direkt. Er verstand, was es heißt: „Gott wurde Mensch“. Er holte den menschlichen Gott auf die Erde herab. In der Armut wollte er die Freiheit und Würde des Menschen zeigen. So redete er von Jesus als dem armen Gottessohn und dachte nicht über die Dogmatik einer höheren Welt nach. Das überließ er den Theologen. Darin ist er Nachfolger Jesu, der Wegbereiter der Moderne.

Er hat sein Leben nicht durch eine jenseitige Offenbarung oder göttliche Berufung radikal verändert. Er erkannte zunächst die Heuchelei im Verhalten der menschlichen Gesellschaft. Er schockierte sie mit seiner Zuneigung zu den Armen und Aussätzigen.

In der Armut sah er den Ansatz zu einem klaren und eindeutigen Leben. Durch diesen Weg in der Armut hat er dann auch Gott gefunden. Das allerdings wurde ausgelöst durch das Hören des Evangeliums von armen Jesus.

Die Heilige Armut wurde für ihn zum Weg der Befreiung von den materiellen Lasten und Sorgen der Welt. So überwand er das Kleben an irdischen Gütern.

Am Ende seines Lebens hatte er am Berge La Verna eine himmlische Christusvision, die ihm dort in tiefster Versenkung widerfuhr. Danach trug er die Wundmale des gekreuzigten Jesus in seinen Händen. Er zeigte diese Stigmata nur seinen treuesten Freuden, mit denen er auf dem Berge war. Er war kein religiöser Guru. Er rief nicht: „Schaut auf mich! Ich bin der auserwählte Gottes und was ich sage, ist die Wahrheit!“

Franziskus blieb bis in sein Sterben der Poverello, der kleine arme Bruder, der in sich aber ein freier Mensch und fröhlicher Spielmann Gottes war. Nach seinem Tode hat die Kirche ihn vereinnahmt, ihn heilig gesprochen und in den Himmel versetzt und ihm auf Erden eine riesige Grabeskirche erbaut.

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Franziskus malte Giotto, der von 1267 – 1337 gelebt hat, die Geschichte des Hl. Franz an die Wände der Kirchen in Assisi und in Florenz. Er entwickelte dabei eine neue Maltechnik, die wir „al Fresco“ nennen. Mit dem frisch auf die Wandfläche aufgetragenen Putz verbanden sich die darauf gemalten Farben, die tief in die Feuchte eindrangen. Deshalb ist bis heute ihre Leuchtkraft erhalten geblieben. Noch in anderer Hinsicht revolutionierte Giotto die Malkunst. Er stellte den Menschen in den Mittelpunkt des Bildes. Er gab ihm einen bewegten, menschlichen Ausdruck. Er malte nicht mehr Heilige, sondern normale Menschen. Außerdem veränderte er das flächige, also zwei dimensionale Bild zu einem drei dimensionalen, so dass die Figuren plastisch wirken und das gemalte Bild Tiefe bekommt. In der Renaissancezeit, also dem Quatrocento, wird dieser räumliche Bildaufbau durch eine besondere Maltechnik der Perspektive geschaffen.

Der Dichter und Denker Dante war der große Zeitgenosse von Giotto.

Er lebte von 1265 – 1321 auch um die Jahrhundertwende von 1300. Die Welt war für ihn eine große Theaterbühne, die er in seiner Comedia darstellte. Diese Komödie spielt in der Tiefe der Hölle als dem Ort des aufsteigende Gelächters über den irren Menschen. Auch bei Dante steht der Mensch im Mittelpunkt des Denkens, auch wenn er ihn als Zerrbild der Schöpfung mitten in die Hölle steckt.

Die Enttäuschungen in seinem Leben als eines Vertriebenen hatten ihn bitter werden lassen. Doch sein geliebtes Heimatland Italien verehrt ihn noch heute glühend und feiert ihn als einen Volkshelden. Zu Weiterem über Dante Ich verweise auf meinen Vortrag über Religion und Laizismus, in dem ich Dante und Petrarca ausführlicher beschrieben habe.

Der Humanist Francesco Petrarca ist  der vierte der großen Denker, den ich als Vorreiter der Renaissance hervorhebe.

Er lebt eine Generation später als Dante von 1304 – 1374 und hat ihn in seiner Jugend vielleicht noch gekannt, zumindest von ihm gehört. Er entwickelte sich zum ersten Humanisten. Er ist ein heller Geist in dem wohl dunkelsten Jahrhundert des Mittelalters. Die Bejahung des Lebens angesichts dieser düsteren Zeit ist bewerkenswert. Wir schauen auf den hundertjährigen Krieg in Frankreich, den Zerfall des deutschen Kaiserreiches und die Zerstückelung Italiens, sowie das grauenhafte Sterben in der Zeit der großen Pest, die 1348 über Europa hereinbrach.

Die Dennoch-Haltung von Petrarca zeigt die positive Kraft dieses Weltmannes. Deshalb haben wir sein wundervolles Landhaus in den Eugenischen Hügeln bei Padua sehen wollen, um einen Hauch seines Wesens zu erhaschen. In diesem Hause kommt er uns mit seiner geliebten Laura entgegen. Auf jeden Fall sahen wir mythologischen Bilder von beiden. Es sind Fresken, die die Wände der Zimmer bedecken, auf denen er in Verwandlungen seiner geliebten Laura begegnet.

Zur Reisegruppe

Natürlich hatten wir in „Bella Italien!“ in der zweiten Hälfte Mai mit sonnigem Wetter gerechnet. Doch es kam anders. Es erfüllte sich die Hoffnung auf eine gute italienische Küche. Diese haben wir als einen Gaumenschmaus genießen können. Dazu mundeten die erlesenen Rot- und Weißweine Umbriens, die von den Rebstöcken Montefalcos herkommen. Diese Weine gehören für mich zu den Highlights der Genüsse Umbriens.

Vergessen will ich aber nicht den Espresso, den Walter in seinem Bus zelebrierte. Er gehörte unterwegs einfach hinzu.

Wir waren vierzig ausgesprochen nette und unterhaltsame Leute im fortgeschrittenen Alter, die meisten davon aus der Kirchengemeinde Wohldorf-Ohlstedt. Viele hatten sich intensiv auf die Geschichte, die Kunst der Kultur Italiens vorbereitet. Der Erfolg war wie in der Schule: Wer dies nicht getan hatte, der stöhnte unter der zunehmenden geistigen und körperlichen Last der Reise.

Um dem vorzubeugen, hatte ich in den vergangenen Wintermonaten fünf Themenabenden in der Kunst- und Kulturbetrachtung durchgeführt.

Da wir nun aber auch keine akademische Studiengruppe sein wollten, sollte die fröhliche Gemeinschaft nicht zu kurz kommen. Dazu halfen auf der Reise vier Geburtstagskinder, die abends für Feierstimmung und uns zu einem Glas Wein oder Sekt einluden. Auch der gemeinsame Gesang im Bus - ich hatte ein neues Liederheft zusammengebastelt gehört zum Wohlbefinden der Gemeinschaft dazu. Drittens sollte auch das gute Essen gemeinschaftsstiftend sein. Besonders ein „Picknick im Freien“ fördert das Miteinander. Auf dieser Reise wurde es zu einem „Picknick im Regen“. Das Gefühl in der Masse zu reisen verschwand , weil die meisten sich kannten oder sich schnell kennenlernten. Wie groß unsere Gruppe allerdings wirklich war, sah man in den engen Gassen der mittelalterlichen Städte, wenn wir im Gänsemarsch gingen. Eine endlose Schlange waren wir.

Das Gruppengefühl wurde auch gestärkt durch eine gemietete mobile Sprechanlage. Zum Beispiel konnte ein Stadtführer in das mobile Mikrofon zur Gruppe sprechen, auch wenn diese sich im Gänsemarsch von ca. 30 m Länge bewegte. Der Letzte hörte noch genauso gut wie der Erste. Allerdings hatte jeder auch die Freiheit, das Gerät auszuschalten. Ansonsten steckte man das Hörknöpfchen ins Ohr und schaltete sein kleines Empfangsgerät ein. Dann konnte man deutlich den Ausführungen des Erzählers folgen. Somit nahmen alle gleichzeitig am Thema teil. Außerdem waren im Gedrängel einer Stadt die hinten Gehenden mit der Spitze des Zuges verbunden. So ging auf dieser Reise erstmalig niemand verloren.

Natürlich gab es mit der Höranlage Startschwierigkeiten. Wer z. B. über Nacht vergessen hatte, das Hörgerät auszuschalten, wunderte sich am nächsten Tag, dass er nichts hörte. Die Batterien waren leer. Für Nachschub hatte die italienische Elektrofirma, die uns diese mobile Sendeanstalt vermietet hatte, gesorgt.

Besonders bei Betrachtungen und Erklärungen von Bildern in Museen und Kirchen ist solche Höranlage sinnvoll. Der Guide muss nicht mehr schreien, ja, der Zuhören versteht noch einen Flüsterton.

Wichtig ist bei soviel Gemeinsamkeit, dass nach der Gruppenführung Zeit genug war zum persönlichen Erkunden und Betrachten.

Der Reiseverlauf

das ungewöhnliche Wetter, das Essen und der Wein.

Ehe wir uns versahen. waren wir am 22. Mai 2013 um 13.00 Uhr in Italien. Um 11.00 Uhr flogen wir in Hamburg ab, um 12.40 landete wir in Mailand.

36 Teilnehmer unserer Gruppe hüpften so von Norddeutschland nach Norditalien mit einem Direktflug der Lufthansa. Ein Ehepaar flog von Düsseldorf aus nach Mailand, mit dem wir uns in der Flughafenhalle trafen. Ein weiteres Ehepaar reiste erst ein paar Tage später an, das uns in Assisi fröhlich begrüßte, als wir abends von einer Ausfahrt zum Hotel zurück kamen..

Bei 7°, Regen und stürmischem Wind und peitschendem Regen bestiegen wir den kleinen Flieger. Als wir die Alpen überquerten, riss die Wolkendecke auf und wir sahen das mit Wassermassen überquellenden Flusstal des Ticino. Es glänzte silbern unter uns. Staunend hörte man die Frage: „Wie heißt wohl dieser reißende Strom da unten?“ Wer kennt schon den Ticino, an dem wir in einem Landhaus unsere letzte Nacht verbringen und ein opulentes Abschiedsessen genießen sollten, Getränke satt. Dieses Abschiedsessen war ein Geschenk und galt als Geste unserer Agentur ECC in Frankfurt für die kleinen Stolpersteine auf der Reise, die allerdings die meisten gar nicht besonders betroffen gemacht hatten.

Wir landeten auf dem Flughafen Malpensa, das 40 km nordwestlich von Mailand liegt. Strahlender Sonnenschein und eine Mittagstemperatur von 22° umfing uns.

Noch vor 13.00 Uhr wurden wir von unserem italienischen Busfahrer begrüßt, der auf den deutschem Namen „Walter“ hörte. Eh wir uns versahen, waren unsere Koffer im Bauch des Busses verstaut und wir auf unseren Plätzen. Ein langer italienischer sonniger Nachmittag lag vor uns.

Die Reiseroute auf der Autobahn verlief zunächst an Mailand vorbei durch die weite flache Landschaft der Poebene. Auf der linken Seite erschienen bald die Berge der Südalpen, gekrönt mit üppigen weißen Wolkenbergen. Es ging an Bergamo vorbei und dem Südufer des Gardasees. Dann bogen wir nach Süden zum Po ab nach Mantua, unserem ersten Reiseziel, eine wunderschön gelegene Stadt“ mit mittelalterlicher Schlossanlage, die vom Wasser des Po und seinen Zuflüssen umgeben ist. Leider sahen wir die Freskenmalerei von Andrea Mantegna und die erste illusionistisch gemalte Kuppel im Palazzo Ducale wegen Renovierungsarbeiten nicht!

Der Anreisetag endete in Padua in einem alten Stadthotel gegenüber vom San Antonio, der wegen seiner orientalischen Kuppeln so berühmten Kirche in der eleganten Universitäts- und Kaufmannsstadt.

Ein neuer, warmer und bald auch sonniger Tag begleitete uns auf dem Spaziergang durch die Altstadt Paduas zur Arenakapelle mit den Fresken Giottos. Auch zur Mittagspause in Abano schien die Sonne.

Sie begleitete uns zu den Eugenischen Hügel bei Monselice und hinauf nach Arqua Petrarca, wo wir das Landhaus des berühmten Humanisten Francesco Petrarca sahen. Im Garten der Casa Petrarca genossen wir sie immer noch. Damit nicht genug! Auf der Terrasse einer Taverna neben der Casa funkelte der Wein in unseren Gläsern. Die Genießer des schönen Lebens kamen hier auf ihre Kosten. Man muss es erlebt haben, dieses Haus am Hang der Eugenischen Hügel!

Die Reise verlief dann durch die Weite der Poebene. Auf der Fahrt zur Adria überquerten wir die breiten Ströme, zunächst den Adige, auf deutsch die Etsch, und kurz danach den majestätisch dahin fließenden Po. An der Adriaküste wehte gegen Abend ein kalter Ostwind, so dass wir das ehemalige Kloster Pomposa mit seinem gewaltigen, freistehenden Glockenturm frierend und leider nur von außen bestaunten.

Etwas ernüchternd war für mich das Hotel in Ravenna, das man nimmermehr als Vier-Sterne-Hotel verkaufen darf! Doch war für mich Ravenna ein wichtiges Ziel der Reise. Hier hatte Dante seinen Alterssitz und hier ist er gestorben. Hier vollendete er seine „Comedia“ und hier hat man ihm ein Mausoleum gebaut!

Natürlich ist Ravenna berühmt wegen seiner römischen und byzantinischen Mosaiken aus dem 5. und 6. Jahrhundert, die wir am nächsten Tag sahen. Mittags kam dann die Kälte massiv nach Italien und auch die ersten Regentropfen. Auf dem Fußwege zur byzantinischen Kirche San Appolinare in Classe kroch der eisige Wind durch unsere sommerliche Kleidung hindurch.

Am Nachmittag fuhren wir durch die Pinienwälder an der Adriaküste nach Süden, besichtigen die großartige Basilika San Appolinare in Classe mit dem byzantinischen Mosaik in der Apsis. Dann ging es weiter nach Rimini. Von hier aus bogen wir von der Adriastraße ab und fuhren nach Südwesten in die Berge des Apennin bis nach Urbino. Ein wunderschön gelegenes kleines Hotel im Grünen mit Blick auf den bewaldeten Bergkranz entschädigte uns für die norddeutsche Kälte. Am Abend riss die Wolkendecke auf und der Himmel bot uns einen herrlichen Sonnenuntergang. Hier feierten wir die ersten beiden Geburtstagskinder, da wir den Esssaal für uns hatten.

Urbino ist eine mittelalterliche Perle der Frührenaissance, verbunden mit den Namen Herzog Frederico Montefeltro und seinem Hofmaler Piero della Francesca. Dessen Bilder sahen wir im Schloss des Herzogs. Sie bestechen durch die durch die fantastische Tiefenwirkung. Francesca ist die perspektivische Malkunst volllendet gelungen.

Am Morgen schien in Urbino noch die Sonne. Die Kälte hatten wir durch wärmere Kleidung draußen gelassen.

Der Innenhof des Palazzo zählt wegen seiner Größe und der Harmonie der Bögen des Arkadenrundgangs zu den schönsten der frühen Renaissance. Hier genossen wir die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages. Draußen blies schon der Wind und brachte den Regen mit. Nach einem Stadtrundgang nass geworden, kamen die meisten im warmen Bus an.

Am Morgen hatte ich mich durch den blauen Himmel, über den allerdings schon Wolkenfetzen dahin zogen, verleiten lassen, das Vorhaben wahr zu machen, mittags in den Bergen Picknick im Freien zu machen. Picknick im Freien ist eigentlich eine Tautologie! Eine auserwählte Schar unter Leitung unseres Busfahrers kaufte morgens entsprechende Esssachen für das Picknick ein. Ein großes Lob gilt denen dafür!

Auf der Fahrt in die hohen Berge des Apennin entwickelte sich der kalte Regen zum Wolkenbruch. Doch Walter wusste gegen dieses Wetter Rat. Er telefonierte mit Landgasthäusern, die auf der landschaftlich beeindruckenden Strecke nach Gubbio lagen. Und er fand eines, das einen zugigen Anbau hatte, in dem wir Picknick zwar nicht im Freien, aber sehr rustikal und in fröhlicher Stimmung im vor dem Regen geschützten und später auch gewärmten Raum genießen konnten. Der Rotwein des Hauses tat auch das Seine! Gegen die hin und her schlagenden Zeltwände prasselte derweil der Regen. So fröhlich habe ich selten, außer in Nordspanien, ein Picknick mit einer Reisegruppe erlebt, und das lag nicht nur am Rotwein des Hauses, der reichlich floss.

In Gubbio angekommen regnete es immer noch kräftig. Eigentlich waren alle schläfrig und nicht mehr allzu lustig, eine mittelalterliche Stadt zu besichtigen, aber es gab kein Pardon.

Elena, unser Führerin durch Umbrien, wartete bereits unter ihrem Regenschirm. Diese herrlich gelegene Stadt musste erobert werden und Elena war unerbittlich trotz nasser Füße! - bis wir auch die Kathedrale hoch am Hang gelegen erreicht hatten. Denn dort sollten wir die berühmte Geschichte von Franziskus und dem Wolf sehen und über unser Ohrknöpfchen von ihr hören.

Auf der Weiterfahrt riss die Wolkendecke auf. Wir fuhren auf einer sich durchs Gebirge schlängelnden Höhenstraße nach Süden in Richtung Perugia und Assisi, als sich uns ein Naturschauspiel besonderer Art auftat. Die hohen Berge des Apennin leuchteten schneebedeckt. Ein weißer Zauber lag auf den Spitzen des alpinen Apennin, durch die dunkle Wolken zogen. Das war auf der Fahrt von Gubbio nach Assisi! Diesen Zauber erlebten wir Ende Mai, weiß und wunderlich.

Dann begrüßte uns das am Hang des gewaltigen Subasio liegende Assisi, die berühmte Stadt des Hl. Franziskus, nach der er seinen Beinamen trägt. Der Subasio ist ein fast 1500m hoher isoliert liegender Bergklotz, der düster, fast unnahbar aus dem umbrischen Tal hervorragt.

Das La Terrazza-Hotel liegt außerhalb der Stadt hoch am Hang über dem umbrischen Tal im Grünen. Hier sollten wir sieben Nächte Station machen. Doch statt eines Sprunges in das Schwimmbad galt unser schneller Sprung aus dem Bus in die Hotelhalle, denn es regnete in Strömen.

In Umbrien

So begannen die schönen Tage in Umbrien. Antonello, der Hausherr, den wir schon von unserer Vorreise gut kannten, gab sich viel Mühe, uns zufrieden zu stellen, eine Sisyphusaufgabe, wie sich herausstellte.

Die meisten haben wahrscheinlich am ersten Abend bemerkt, dass es ein Vier-Gänge- Menu wie in einem gehobenen Vier-Sterne-Hotel gab mit ausgesprochen netter Bedienung. Wie es auch anders sein kann, das erlebten wir dann später in Florenz, wo das Hotel mit Vier Sternen ausgezeichnet war, aber dem nicht entsprach, weder das Menu noch das das Ambiente. Der Essraum war viel zu eng bestuhlt. Manch einer hat sich nach Antonellos großen Esssaal zurück gesehnt, in dem die Gruppe jeden Abend lange nach dem Essen im Gespräch zusammen saß. Bei Antonello wiederholte sich kein Menu! Einmal gab es sogar Fisch, der in Italien sehr teuer geworden ist. An die schön dekorierten Nachtische denke ich gerne zurück. Eine persönliche Küche war es bei Antonello!

Über das italienische Essen sei gesagt, es gibt nicht nur Pasta, sondern vielfältige Arrangements der Menus, besonders das köstliche Antipasta. Das alles haben wir probiert. Zum Beispiel war das mittägliche Essen, das aus einer Käse- oder Schickenplatte mit einem Glas Wein nicht ein notwendiges Übel oder nur ein Zeitverlust, sondern ein Innehalten, Ausruhen und Genießen. Es gab jedenfalls genug Zeit dazu am Tage. Gehetzt wurde niemand. Das Timing eines Tages war geruhsam.

Von zwei exquisiten, vom Wirt sehr persönlich zubereitete Mittagsessen möchte ich noch erzählen, für die Elena gesorgt hatte. Als umbrischer Guide kennt sie sich aus. So hatte sie das eine Essen in einem etruskischen Keller in Orvieto bestellt, das liebevoll mit vielen Details hergerichtet und ausgeschmückt worden war. Das andere Essen genossen wir auf der Isola Maggiore im Trasimensichen See. In einer Trattoria direkt am Seeufer wurde der vom Wirt selbst frisch gefangene Edel- Fisch aus dem Lago serviert. Der war knusprig gebraten und mit vielen Zutaten versehen. Es gab Fisch satt und dazu umbrischen Wein, bis der Magen streikte.

Im Rosen-Garten der Trattoria mit dem Blick auf den See waren die Tische für uns vierzig Leute exklusiv gedeckt worden. Doch am späten Vormittag kam ein Unwetter auf, das mit Starkregen, Sturm. Blitz und Donner über den See zog. So mussten wir notgedrungen drinnen sitzen, ohne in die Weite des bewegten Sees und den Kranz der umbrischen Berge sehen zu können.

Das Wetter in Umbrien spielte mit uns, was es wollte. Die Wettervorhersage hatte angekündigt, dass es im Laufe der Woche sonnig und warm werden sollte. Also verschoben wir den Ausflug an den Lago Trasimeno ans Ende der Woche. Doch damit hatten wir kein Glück, sondern brachten nur den vorgesehenen Reiseplan durcheinander.

Nach dem schon beschriebenen Mittagessen tat sich der Himmel wieder auf und die Sonne wärmte uns. Kurzfristig entschieden wir, am anderen Seeufer auf einem befestigten Platz unseren Open Air Gottesdienst zu feiern. Diesen hatten wir von Tag zu Tag vor uns her geschoben. Nun aber wurde er ein gemeinschaftliches Erlebnis, zu dem jeder, ohne Ansehen seines Glaubens, eingeladen war.

Über unser Knöpfchen im Ohr hörten wir den Eingangschor aus der Pfingstkantate von J. S, Bach, BWV 34. Unsere Augen schweiften über die Weite des Himmels. Wir genossen das Blau über uns und die Wolkenberge des abziehende Unwetters in der Ferne. Wir schauten über den großen See und den Bergkranz am Horizont. Was lag näher, als über die Weite des Geistes Gottes und seine Liebe zu predigen!.

Auch die Feier des Abendmahls war ein Gemeinschaft stiftendenes Ereignis unter dem grenzenlosen Himmel Gottes.

Am späten Nachmittag fuhren wir zurück nach Assisi. Die Stadt lag fast unnatürlich weiß glänzend im Abendsonnenschein. Der Subasio über ihr war in eine schwarze abziehende Gewitterwolke eingehüllt, in der zwei Regenbögen gleichzeitíg leuchteten. Wer hat dieses Schauspiel schon jemals gesehen! Doch noch bevor wir das kleine Hotel erreichten, zog von Westen ein neues Unwetter heran. Es regnete wieder die ganze Nacht. Vom Baden im Schwimmbad, von dem ich vor der Reise so geschwärmt hatte und von Relaxen im Garten, war überhaupt keine Rede. Trotzdem war es ein glücklicher Tag gewesen! Gott sei gedankt!

Wie gesagt, das Wetter warf unseren Reiseplan in Umbrien durcheinander.

Nun aber will ich die Tage beschreiben, wie sie tatsächlich der Reihe nach von uns erlebt worden sind.

Am ersten Tag in Umbrien fuhren wir nach Perugia, der Hauptstadt Umbriens.

Die Altstadt liegt auf dem Berge, ist aber mit Rolltreppen, Aufzügen oder mit einem Elektrozug bequem zu erreichen. Ein von mir ausersehene Ziel im Zentrum Perugias waren die Fresken von Perugino, die wir in einem Zimmer der Börse sahen. Dort hat der Maler eine Synthese von antiken stoischen Lebenssymbolen mit denen der christlichen Dogmatik gemalt. Es ist zwar nur ein Nebeneinander zum Beispiel von Sybillen und Propheten, von der Heiligen Familie und den drei Grazien und den hellenistischen und den christlichen Tugenden geworden, aber Perugino wollte eine Harmonie zwischen Heidentum und Christentum herstellen.

Das bürgerliche Rathaus, Palazzo dei Priori genannt, und der Dom des Klerus konkurrierten im Mittelalter miteinander. Zum Beispiel: „Wer hat den höchsten Turm?“ Als der Klerus feststellte, dass der Palazzo dei Priori flächenmäßig größer war als die Kirche, baute er ein gewaltiges Querschiff an den Dom heran.

 

Im Rathaus bestaunten wir den mittelalterlichen Rats- und Bürgersaal, die Sala dei Notari. Leider war der weit gewölbte Saal mit himmelblauen Sitzen bestuhlt.

Auf dem weiten Marktplatz zwischen Dom und Palazzo steht raumgreifend ein römischer Brunnen. Diese „Fontana Maggiore“ ist der älteste und größte Brunnen auf einem Marktplatz einer mittelalterlichen Stadt Italiens. Um den Brunnenrand läuft ein Reliefband mit Darstellungen des Jahreszyklus und den jahreszeitlichen Arbeiten. Der Brunnen und die Reliefs sind von den Brüdern Pisano im Jahre 1254 geschaffen worden.

Nach der ausführlichen Besichtigung dieses römischen Brunnens gingen wir hinunter zum etruskische Stadttor aus dem 5. Jhd. v. Chr., das uns in seinem Größe sehr beeindruckte. Dann mussten wir wieder zu Fuß hinauf, um das Innere des Doms zu besichtigen. Drinnen erklärte uns Elena die Architektur der Kirche und eine Darstellung der Kreuzesabnahme Jesu im maniristischen Stil. Der langgestreckte, überdehnte Körper des toten Christus zeigte schon Anklänge an die Bilder von El Greco. Dieses Gemälde wurde von allen lange betrachtet!

Und wie war das Wetter in Perugia? Der Wind pfiff am Vormittag um die Häuserecken und die dunklen Wolken zogen schnell und wild über die hoch gelegene Altstadt. Doch am Nachmittag beruhigte sich das Wetter, es schien die Sonne und es wurde etwas wärmer.

Weswegen fährt man nach Perugia? Die Antwort ist klar: Zum Einen: Perugia ist eine Stadt der Etrusker mit vielen Sehenswürdigkeiten einer vorrömischen Kultur aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, besonders wichtig ist ein Stadttor aus dieser Zeit. Zum Anderen wegen des mittelalterlichen Stadtbildes und zum Dritten wegen der Fresken von Perugino, die als sein Hauptwerk gelten. Die Komposition der drei großflächigen Bilder an den Wänden und im Gewölbe des Zimmers zeigen den Versuch einer Synthese von Hellenismus und Christentum.

Für manchen von uns aber war das gewaltige etruskische Stadttor noch bedeutungsvoller, hatte doch kaum einer gewusst, welche großen Baumeister die Etrusker gewesen waren! Die Römer hatten die Baukunst von ihnen gelernt und dann übernommen.

Unser Busfahrer Walter, den wir alle lieb gewonnen hatten – nicht nur wegen seiner lautstarken, herzlichen Begrüßungen und Umarmungen, sondern auch wegen seines selbst gemachten Espressos und seines immer nachgefüllten Wasser- und Bierreservoirs – dieser nette Busfahrer suchte zu unserer Freude immer die schönsten Straßen aus, auf denen er uns ganz gemütlich und langsam kutschierte. Wir hatten ja viel Zeit in Umbrien!

Am zweiten Tag in Umbrien fuhren wir nach Montefalco, nach Spello und zum Portuncula, zunächst aber in Richtung Osten nach Montefalco. Dieses mittelalterliche Renaissancestädtchen liegt auf einem Hügel inmitten des weiten umbrischen Tales. Von weiten sieht die thronende Stadt wie ein weiß leuchtendes Sahnehäubchen aus.

Elena ließ Walter auf dem Wege nach Montefalco den Bus anhalten und zeigte uns einen kleinen umzäunten Garten. „Hier ist einer der Ort, an dem Franziskus den Vögeln gepredigt haben soll“, sagte sie.

Dann fuhren wir den Hügel hinauf durch Olivenhaine und Weinfelder, an dessen Hängen der schmackhafte Montefalco-Wein wächst.

Als wir durch das hohe im stauffischen Stil gebaute Stadttor in das Städtchen hinein gegangen waren, schien die Sonne. Allerdings pfiff vormittags auf dem Berg von Montefalco ein unangenehm schneidender Wind.

Das Highlight dieser Stadt ist ein Freskenzyklus von Benozzo Gozzoli, den wir in der ehemaligen Franziskuskirche uns ausführlich von Elena erklären ließen. Die acht Bildtafeln erzählen in leuchtenden Farben Geschichten aus dem Leben von Franz von Assisi. Die Maler der Früh-Renaissance wendeten gekonnt die Kunst der Perspektive an.

Von den Aussichtsbalkonen der Stadt aus schaut man in die Weite des Tales, in Norden auf den dunklen Subasio, im Osten auf die Vorberge des Hohen Apennin, dessen 2000er alpinen Spitzen Schnee bedeckt herüber leuchteten. Im Süden und Westen wird das Tal mit seinen Blumenwiesen und Kornfeldern von niedrigen Bergketten umkränzt.

In diesem Tal konnte man sich Franziskus, den Spielmann Gottes, wandernd, singend und lebensfroh vorstellen. Selbst gewählte Armut kann

-es glaubt zwar kaum einer – ganz schön befreiend wirken.

Am Nachmittag fuhren wir durch das Sonnen beschienene Tal nach Spello, einer mittelalterlichen Stadt, die am Osthang des Subasio liegt. Von einem Aussichtsbalkon der Stadt konnte man im Westen Assisi sehen, das am Hang des bewaldeten Berges in der Sonne leuchtete. Von diesem höchsten Aussichtspunkt der Stadt Spellos schlenderten wir hinab durch die mit Blumenkübel geschmückten Gassen. In einem lauschigen Gartencafe machten wir Pause. Wir saßen unter Schatten spendenden Bäumen, denn die Sonne schien stechend.

Danach schwelgten wir in der Farbenpracht der Fresko-Bilder von Pinturricchio in der Kirche Santa Maria Maggiore, über die ich im letzten Teil dieses Berichte noch detailliert schreiben werde.

Der Tag klang aus in Santa Maria degli Angeli, einem entscheidenden Ort für den Lebensweg von Franz von Assisi. In der dortigen Barockkirche steht das aus Stein gebaute Kirchlein, namens Portiuncula. Hier hatte sich der wandernde junge Franz oft aufgehalten. Hier hatte er das Evangelium vom armen Jesus gehört, der auch auf Wanderschaft war. (Matth. 10) Portiuncula war später der Treffpunkt seiner Freunde. Doch als sie dort ein Kloster bauen wollten, verweigerte Franz dies ihnen, weil jeglicher Besitz seiner Idee von Armut widersprach.

Zur Portiuncula ließ er sich kurz vor seinem Tode tragen und nackend auf die Erde legen, um seine Heilige Armut zu demonstrieren. Er rief laut: „Willkommen, Bruder Tod!“ und seinen Begleitern befahl er den Sonnengesang zu singen.

Danach diktierte er die Strophe von der Preisung des Bruder Tod.

Als alles, wie er es gewollt hatte, geschehen war, ließ er sich bereitwillig wieder anziehen und seinen schwachen Körper betten.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 1226 starb er am Portiuncula.

Er wurde zurück getragen zu Klara und den Klarissen in ihr Kloster San Damiano, wo er die letzten Monate seines Lebens gepflegt worden war.

Als wir abends unser Hotel erreichten, fing es wieder bis tief in die Nacht hinein an zu regnen.

Am 7. Tag der Reise verzogen sich die Wolken aus dem Tal und verhüllten nur den Subasio. Es war der Tag von Assisi. Er gehörte ganz dem Heiligen Franziskus und seinem berühmten Sonnengesang, den er als schon vom Tode gezeichnet am Kirchlein San Damiano gedichtet hat, wenn er dort sehr geschwächt in der wärmenden Sonne Umbriens saß. Dort sitzt er heute wieder als Bronzefigur. Schwester Sonne schien auch uns an unserem 7. Tag der Reise und wärmte uns, als wir auf dem weiten Brunnenplatz der Altstadt von Assisi an einer römischen Säule Siesta machten.

Am frühen Morgen ging es erstmal In einer etwas gehetzten Fahrt in Großtaxis hoch auf den Subasio in fast 600 m zu einem Eremitenkloster namens Carceri. Franziskus zog sich oft hierhin zum Gebet und in die Stille zurück.

Diese Grotte war schon im 12. Jhd. als Gebetsraum von den Benediktinern ausgestatten worden und später Franziskus geschenkt worden. Über dieser Grotte wurde um 1400 ein Klosters gebaut, das heute von Franziskanermönchen bewohnt ist.

Als wir nach der lauten rasanten Taxifahrt plötzlich die Stille des Waldes um uns wahrnahmen, spürten wir etwas von der Erhabenheit der morgendlichen Stille. Dies ist ein Ort des Verweilens und Gebetes, an dem man nachempfinden kann, was Franz hier suchte und auch fand.

 

Unterhalb von Assisi eingebettet im Grün liegt das Kloster San Damiano, wohin uns die Taxis mit Eile hin bugsierten. Auch hier waren wir allein, soweit 40 Leute das Gefühl des Alleinseins haben können. Trotzdem erlebten wir die Stille des Klosterhofes. Hier stand zur Jugendzeit von Franz ein verfallenes Kirchlein. In einem Traum empfing er die Weisung, es wieder aufzubauen.

An diesem Ort begann der außergewöhnliche Lebensweg des Franziskus als Poverello. Als er für den Wiederaufbau der zerfallenen Kirche in der Stadt Assisi Spenden sammelte und dabei singend durch die Straßen zog, schüttelten die Leute die Köpfe und sagten: „Il Pazzo!“ Der Verrückte! Als er später berühmt geworden war für seine Lebensführung und Friedensmissionen in den zerstrittenen Städten Mittelitaliens z. B. in Arezzo, hieß er „Il Santo!“ Er hat San Damiano wieder aufgebaut und übergab es später seiner Gefährten Klara, die dort mit den Schwestern des von ihr gegründeten Klarissenorden im Geist von Franz lebte.

 

Am Nachmittag gingen wir durch die Altstadt von Assisi. Für eine mittelalterliche Stadt ist Assisi hell und sonnendurchflutet. Durch vier hohe Tore -eins davon ist noch aus der römischen Zeit – wird sie in unterschiedliche Bezirke gegliedert. Die heutige Straße liegt einige Meter über dem römischen cardo maximus. Im Zentrum steht das mit korinthischen Säulen geschmückte Portal eines römischen Tempels, der in eine Kirche umgewandelt wurde. Links von der Kirche sieht man die mittelalterliche Fassade des Palazzo di Priori gekrönt von einem hohen Turm, Ausdruck für den Reichtum und die Macht des Bürgertums..

Nach Osten führt der cardo zur Santa Chiara, der Grabeskirche der Santa Klara. Geht man die steile Straße den Hang hinauf, findet man sich auf einem zweiten weiten Platz wieder, der nach Osten von der breiten romanischen Fassade des Domes San Rufino begrenzt ist. Allein um seine romanische Fassade

aus dem 12. Jhd zu sehen, lohnt sich der Aufstieg.

Im Inneren der barockisierten Kirche steht das Taufbecken, in dem Franziskus und Klara getauft wurde. In diesem romanischen oktogonalen Taufstein wurde ca. 20 Jahre später auch der Staufferkaiser Friedrich II. getauft.

Nach Osten führt die Straße wieder abwärts zur Grabeskirche des Heiligen Franziskus. Dieser weitläufige Klosterkomplex um die frühgotische Kirche ruht auf einer gewaltigen Stützmauer. Innen sind die Decken und Wände überreich mit Fresken geschmückt.

An den Wänden der Oberkirche hat Giotto mit seinen Schülern die Legendengeschichte des Heiligen Franziskus in Al Fresco wundervoll erzählerisch ausgemalt.

Elena hat uns dieses epische Gemälde leise über die Höranlage erklärt, da in der Kirche lautes Reden unerwünscht ist. Danach hatte jeder von uns Zeit genug, sich die einzelnen Bildergeschichten genauer anzuschauen. Genauso machten wir es in der Unterkirche. Dort hob Elena aus der Fülle der Bilder ein wunderschönes Fresko von Cimabue, dem Lehrer von Giotto, hervor. Es zeigt eine thronende Madonna voller Harmonie von schöngesichtigen Engeln umgeben. Rechts am Rande hat Cimabue ein Portrait von Franziskus gemalt.

Wunderschön sind die Fresken der Passion Jesu, im linken Querhaus der Unterkirche, gemalt von Pietro Lorenzetti, einem Freund von Giotto. Der Betrachter schwelgt in den kräftigen Farben. Bedenkt man, dass sie in 700 Jahren nur vom Ruß gereinigt wurden, ist ihre Leuchtkraft bestaunenswert!

In der Krypta der Unterkirche liegen die Gebeine des Heiligen Franz. Hierhin pilgern die Touristen. Zuhause können sie sagen: „Ich war beim Heiligen Franziskus gewesen!“

Am 8. Tag der Reise zogen morgens wieder schwere Regenwolken übers Tal. Wir fuhren nach Orvieto durch das romantische, tief eingegrabene Tibertal. Schwere Regenfälle hatten vor kurzem den Fluss über die Ufer treten lassen und eine katastrophale Überschwemmung verursacht. Als reißender Strom hatten die Wasser Wälder und Häuser zerstört.

Wir fuhren zur mittelalterlichen Altstadt von Orvieto in Kehren hinauf. Oben angekommen riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam heraus.
Doch auf dem Berg pfiff auf unserem Weg zum Dom ein kalter Wind um die Häuser.

An der linken Ecke des Domportals war es besonders schlimm. Dort erklärte uns Elena über die Höranlage Reliefbilder über die biblische Erzählung von der Erschaffung Adams und Evas. Sie sind die als Reliefbilder aus einer Fläche am linken Fassadenpfeiler heraus gemeißelt worden.

Eine Szene war besonders interessant. Elena nannte sie die erste Operation der Weltgeschichte. Es ist die Erschaffung Evas aus der Seite Adams.
Man sieht, wie Gottvater aus der Seite des eingeschläferten Adam die Eva hervorholt. Wir aber bibberten mit der nackten Eva im kalten Wind. Die mit Mosaikenbildern geschmückte Fassade ist ein außergewöhnlich filigranes, schönes Kunstwerk der Gotik und stellt das Marienleben dar. Über den Portalen in der Mitte sieht man eine Marienkrönung durch Christus.

Im Inneren des Doms fallen die schwarz-weiß gestreiften Wände und Pfeiler auf, ein maurisches Stilelement, das den Raum schmückt.

In der linken Seitenkapelle des Chores wird die Geschichte vom Wunder von Bolsena erzählt. In dieser Legende heißt es, dass bei der Wandlung der Hostie durch den Priester Tropfen von Blut auf das Corporale gefallen seien.

Das rot gefärbte Tuch wurde dem in Orvieto weilenden Papst gezeigt. Papst Urban IV. erkannte diese Begebenheit als echtes Wunder an und proklamierte es zum jährlich zu feiernden Fronleichnamsfest. Dies geschah im Jahr 1263 .

Wir aber waren vor allem in den Dom gekommen, um den gewaltigen Freskenzyklus „von den Letzten Dingen“ zu betrachten,

den Luca Signorelli um das Jahr 1500 an die Wände der rechten Seitenkapelle gemalt hatte.

Das Drama vom Jüngsten Gericht hat er in fünf breitflächigen Bildern gemalt. Alle dargestellten Personen befinden sich in dramatischer Bewegung. Die Ruhe und Harmonie von Mensch und Natur, wie wir sie auf den Bildern von Perugino gesehen hatten, spielt bei Signorelli keine Rolle mehr. Beide Maler, Signorelli (1450 -1523) und Perugino (1448 - 1523) sind Zeitgenossen! Sie kannten sich persönlich sehr gut. Signorelli ist der erste Maler der Hochrenaissance und beschließt somit das Quattrocento. Seine monumentalen Bilder im Dom von Orvieto, die zu den bedeutendsten der Renaissance zählen, sind die Vorlage für Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle in Rom geworden.

Orvieto ist eine etruskische Stadt. Die in den Tuffstein gehauenen unterirdischen Gänge und Höhlen aus der Zeit um 400 v.Chr. lassen ein wenig das Leben dieses geheimnisvollen Volkes erahnen, das aus dem Dunkel der Geschichte mit seiner hohen Kultur nach Mittelitalien kam und später in der Welt der Römer aufging. Wie schon gesagt, haben wir in unterirdischen Gängen diese etruskische Welt gesehen. In einem nicht öffentlichen kleinen Lokal darüber wurden wir mit italienischen Spezialitäten zum Mittag bedient.

Der Nachmittag gehörte der mittelalterlichen Stadt Todi, die ebenfalls auf der Spitze eines hohen Berges liegt. Diese thronende Stadt war von durchziehenden Heeren niemals belagert worden. So steht sie heute noch in ihrem mittelalterlichen Gewand da wie eine Festung. Das Flair dieser Stadt wirkte düster, vielleicht lag es daran, dass wir wegen des windigen kalten Wetters einen „Herbsttag“ in Italien erlebten.

Todi wäre geeignet als Kulisse für einen Film wie „Der Name der Rose“. Wir spürten etwas von dem, was man das dunkle Mittelalter nennt. Doch war Todi eine freie Bürgerstadt mit großem Reichtum. Das sieht man an den Zinnen besetzten Fassaden der imposanten Paläste der reichen Bürger um den Marktplatz herum. An den Schmalseiten der langgestreckten Piazza del Popolo stehen sich der Dom und der Palazzo di Priori mit ihren gleich hohen Türmen gegenüber. Dieser Marktplatz besticht durch seine mittelalterliche Erhabenheit und Geschlossenheit.

Wir hatten gedacht, ähnlich wie in Spello, auf diesem Platz eine gemütliche Kaffeepause machen zu können. Doch nichts lud uns bei diesem wolkenverhangenen windigen Wetter ein, hier zu verweilen. Trotz der grandiosen Kulisse dieses Marktplatz-Ensembles gingen wir wieder hinab vor die Stadtmauer. Wir wanderten durch die hohen, schmalen Gassen, die nicht so Blumen geschmückt waren wie in Spello. Wir gingen zur Kirche Santa Maria della Consolazione, einer im Renaissancestil erbauten Rundkirche. Der Bau steht frei auf einer grünen Wiese und strahlt kunstvolle Harmonie aus. Dieser Rundbau ist Ausdruck der Vollendung. Er baut sich auf einer quadratischen Grundfläche auf. Die hohe zentrale Kuppel überwölbt den Raum. Sie ruht auf vier gewaltige Eckpfeilern. Die Wirkung des Rundbaues wird erreicht durch vier gleich tiefe Apsiden. Solche vertieften Rundungen nennt man auch „Konchen“.

Leider hatten wir für Todi, das eine wirklich prachtvolle Stadt auf dem Berge ist, zu wenig Zeit genommen. So machten wir uns nach nur zweistündiger Besichtung auf den Weg zurück in unser geliebtes Assisi, in der viele von uns noch einmal bummeln wollten. Viele stiegen vor der San Francescokirche aus. Doch nach kurzer Zeit kam erneut ein großer Regen. Es prasselte ohne Unterlass auf das so schön gestaltete Hotelgelände, von dem wir wegen des kalten Wetters kaum etwas von dem schönen Garten genießen konnten. So blieben wir an diesem Abend beim Essen sitzen, genossen den guten Montefalco-Wein bei nicht enden wollende Gesprächen an den großen Tischen unseres Hotelrestaurants. Draußen pladderte es.

Und was wird morgen mit unserem Ausflug an den Trasimenischen See werden? Die Regenwolken waren am Morgen abgezogen. Verheißungsvoll schien die Sonne über dem weiten umbrischen Tal. Wir entschieden uns, alles für den Open Air Gottesdienst mitzunehmen. In der Hotelküche bekam ich ein duftend frisches Weißbrot für das Abendmahl. Dann fuhr uns Walter mit Sonne im Herzen und Optimismus zum größten binnenländischen See Italiens. Doch schon auf der Fahrt zogen die ersten Wolken zerfetzt über den Himmel. Bald darauf türmten sich am Horizont düstere und zerklüftete Wolkenberge. Sie zogen in großer Geschwindigkeit heran. Als wir in dem kleinen Schiff saßen, dass uns zur Insel brachte, zog eine dunkelgraue, undurchdringliche Regenwand heran. Glücklicherweise fanden wir, wie schon beschreiben, Zuflucht in der Kirche der Isola Maggiore.

Doch möchte ich noch einmal wiederholen, dass sich am Nachmittag der Himmel auftat, die Sonne wärmend schien und wir einen schönen Gottesdienst unter dem freien Himmel feiern konnten. Dabei sahen wir über die Weite des Sees hinauf in den geöffneten Himmel, Symbol für die grenzenlose Liebe, die aus dem Geiste Gottes fließt.

Im Übrigen war dieses Ereignis das letzte, das wir mit Elena erlebten.

Bei Perugia verabschiedeten wir uns von Elena und dankten ihr für alles, was sie uns gegeben hatte. Sie hatte uns sechs Tage lang ihr schönes Umbrien gezeigt. Ihre liebenswerte und noble Art, mit uns zu kommunizieren, hat uns allen gut getan.

 

Am 10. Tag unserer Reise ging es anders als an den Vortagen, an denen wir vor 9 Uhr nie abfuhren, schon etwas früher los.

Für Arrezzo wollten wir ohne Elena genügend Zeit haben. Der Vormittag war Wolken verhangen und Arezzo hätte uns recht gräulich begrüßt, wenn nicht eine ganz liebe humorvolle Stadtführerin namens Deborah ihre Stadt hell gemacht hätte. So brach auf dem Weg vom Bus in die stattliche Altstadt die Sonne heraus. Bis zu unsere Abfahrt nachmittags um 16.30 Uhr wagte sich kein Schauer mehr in die Stadt. Wir sahen sie weit am Horizont vorbei ziehen.

Mit Deborah gab es viel zu lachen, besonders wenn sie von ihrem Stadtteil in höchsten Tönen schwärmte. So wurde diese Stadtbesichtigung sehr kurzweilig, zumal auch alles klappte, besonders die Besichtigung des Freskenzyklus der Legende vom Heiligen Kreuz in der Kirche San Francesco. Diese Bildergeschichten von Piero della Francesca (1420 -1492) bestechen durch die Farbigkeit und die Eleganz der Gestalten und in der perspektivischen Wirkung. Der feierliche Ausdruck in der Haltung der Personen soll den Adel und die Würde des Menschen hervorkehren. Für die meisten von uns war die Legende vom Kreuz, die beim Tod von Adam anfängt und beim byzantinischen Kaiser Heraklios 625 n. Chr. aufhört, unbekannt und allzu volkstümlich, aber durchaus spannend erzählt. Dieser Freskenzyklus gilt wegen der hervorragenden perspektivischen Malkunst als ein Meisterwerk des Quatrocento. Doch wer fährt schon nach Arezzo!

Man muss nicht dem touristischen Trend erliegen und meinen, nur in Florenz sei der Himmel der Renaissancekunst. Die Malkunst von Piero della Francesca hatten wir bereits in Palazzo Ducale in Urbino bewundert.

Im Dom von Arezzo zeigte uns Deborah ein lebensgroßes Fresco der Maria Magdalena, das auf einer Seitenwand lebensgroß von Piero della Francesca gemalt ist. Wie alle Frauengestalten von Francesco zeigt auch diese Maria Magdalena die Hoheit und den Adel des Menschen. Donatello hat zur gleichen Zeit in Florenz die Skulptur einer Maria Magdalena aus Holz geschnitzt, die die menschliche Not und innere Zerrissenheit ausdrückt. Was für ein Gegensatz! Im Dom von Arrezzo sahen wir sie als den ersten Menschen, der im Osterlicht steht.

Piero della Francesco ist einer der größten Renaissancemaler. Er ist aber wenig bekannt, weil er nicht in Florenz und Rom war.

Arezzo bleibt mit seinem Namen verbunden.

Diese elegante Universitätsstadt bietet noch mehr als nur die Bilder von Piero della Francesca. Die Altstadt liegt an einem Hügel geschmiegt. Vom Domplatz blickt man in die Weite des Tibertales. Schon die mittelalterliche Stadt ist weitläufig angelegt mit breiten Boulevards und stattlichen Bürgerhäuser. Die Baukunst von Vasari, dem berühmten Sohn der Stadt, findet man in vielen Fassaden der Häuser und Arkadengänge. Besonders eindrucksvoll sind die Arkaden auf der Piazza del Popolo, die er in der zweiten Hälfte des 16. Jhds. im Renaissance-Stil zum Schmuck des Marktplatzes gebaut hat. Sein Elternhaus ist schon früh in ein Museum verwandelt worden. So ist es über die Jahrhunderte gepflegt worden.

Solch eine herrliche Stadt aus dem Mittelalter und der Renaissancezeit ist in Europa nicht häufig zu finden! Besonders wenn man sich klar macht, dass ihre Wurzeln in die Zeit der Etrusker zurück reichen, unter denen sie ihre erste Blütezeit hatte! Sinnbild für die etruskische Zeit ist die Chimäre, eine Bronzeguss von 400 v. Chr. von höchstem künstlerischen Wert. Das Original sahen wir zwei Tage später im archäologischen Museum in Florenz. Danach war sie römisch bzw. ging in der römischen Kultur auf. Arrezzo war auch in dern dunklen Jahrhunderten nach dem Untergang Roms eine bewohnte Stadt, bevor sie sich im 12. Jhd. Wieder zu einer blühenden Bürgerstadt entwickelte. Immerhin haben wir uns für Arezzo einen dreiviertel Tag Zeit genommen. Die meisten Touristen fahren vorbei oder machen eine Stippvisite.

Auf der Rückfahrt nach Assisi fuhr uns Walter auf einer für einen großen Bus abenteuerlich schmalen Hangstraße mit dem Blick auf das Tibertal. Auf halber Strecke zeigte er uns eine Einsiedelei, in der der Hl.Franziskus auf seiner Wanderung zum Berg La Verna Station gemacht hatte. Hier wird sein Gebetsraum gezeigt. Wunderschön und sehr abgeschieden liegt die heutige Klosteranlage hoch am Hang an einem in Kaskaden den Hang hinunter stürzenden Bach.

Oberhalb der mittelalterlichen Stadt Cortona, der Geburtsstadt von Lucca Signorelli, steht eine Kirche, von der man in die Weite Umbriens und gleichzeitig in die Toskana schauen kann, durch die hier der Tiber fließt.

Die Wolken zogen immer noch zerfetzt über die Bergkämme, doch nicht mehr so tief und regenschwer wie an den Vortagen.

So sollten wir in Florenz am zweiten Besichtigungstag einen wunderschönen Sommertag bekommen.

Beim festlichen Abendessen und dem vollmundigen Montefalco-Wein nahmen wir Abschied von unserem Herbergswirt Antonello, der für uns mit viel Phantasie gesorgt hatte. Eine gemütliche umbrische Woche war zu Ende gegangen.

 

Die Rückfahrt

Am 11. Tag fuhren wir ins Herz der Toskana, nach Florenz.

Um 10 Uhr pünktlich kamen wir dort am San Marco Museum an, wo wir uns mit der deutschen Stadtführerin Brigitte trafen. Sie sollte von mir ausgewählte Kunstwerke zeigen und erklären, an der der Massentourist vorbei gelenkt wird.

Erstmal auf der Reise mussten wir für den Eintritt ins ehemalige Kloster San Marco unsere Ausweise vorlegen, eine umständliche und unsinnige Prozedur. Im Inneren in den ehemaligen Schlafräumen der Mönche sieht man die lichtvollen, zarten Freskenbilder von Fra Angelico (1387 -1455).

Die Bilder von der „Ankündigung der Geburt“ gehören zu seinen anmutigsten Bildern.

Alle von ihm gemalten Personen zeigen etwas engelhaft Himmlisches. Deshalb wurde dieser malende Dominikanermönch auch „Angelico“ genannt. Die von im gemalten Personen zeigen auch die Schönheit des irdischen Menschen in seiner Würde und Anmut, ein Kennzeichen des Renaissance-Geistes.

Das Gold des Hintergrund des Bildes als Ausdruck für die himmlischen Sphären und die nur angedeutete Perspektive zeigen, dass Fra Angelico sich vom mittelalterlichen Denken noch nicht ganz gelöst hat.

Aus der Fülle der Kunstwerke in Florenz haben wir zwei Werke von Donatello (1387 – 1466) ausgewählt, zum einen eine aus Holz geschnitzte Skulptur des Propheten Habakuk und zum anderen die oben schon beschriebene Maria Magdalena. Beide stehen im Dommuseum.

Aus der großen Zeit von Cosimo di Medici stammt das gewaltige Fresko von Benozzo Gozzoli (1420 -1498), der die Wände der Kapelle des Medicipalastes ausgemalt hat. Das Spiel der Farben lässt die Bildergeschichten vom „Zug der Heiligen Drei Könige“ zu einer Augenweide werden. Gozzoli verknüpfte die biblische Geschichte von den Waisen aus dem Morgenland mit dem Zug des Kaisers von Byzanz zum Konzil von Florenz im Jahre 1439. Der Patriarch der orthodoxen Kirche stellt den alten König dar und der byzantinischen Kaiser den mittleren. Der junge König reitet in aller Pracht mit dem Blick zum Betrachter gewendet in der Gestalt des etwa damals 17jährigen Lorenzo di Medici.

Michelangelo (1475 – 1564) gaben wir die Ehre, als wir intensiv sein Alterswerk im Dommuseum betrachteten, „ eine unvollendete Pieta“. An all seinen und auch den weiteren Werken, die im Bargello- Museum ausgestellt sind, gingen wir allerdings vorbei!

Dafür sollten zwei Florentiner Meister in den Vordergrund gestellt werden, die nicht so bekannt sind wie Raffael. Leonardo, Botticelli, Verrocchio, der große Lehrer von Raffael in Florenz. Das waren Massaccio und Ghirlandaio.

Sie malten wie Signorelli, Perugino, Pinturrichio oder Piero della Francesca Freskenzyklen.

Massaccios (1401 - 1428) großes Fresken-Werk, zu dem wir in die Braccacci- Kapelle der Kirche Santa Maria del Carmine gingen, erzählt in großen Bildern die Petrusgeschichte. Diese Gemälde gehören für mich zu den ausdrucksstärksten expressivsten der Kunstgeschichte schlechthin. Das Gesicht des Petrus zeigt einen Menschen, der zwischen Glaube und Unglaube hin und her gerissen ist in der großen und großartigen Darstellung der Erzählung der Tempelsteuer, die im Matthäusevangelium Kapitel 17 nachzulesen ist. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Geschichte vom Zinsgroschen, die im 22. Kapitel des Matthäusevangeliums steht. In der ersten Geschichte geht es, etwas platt gesagt, um die Kirchensteuer.

In der zweiten Erzählung geht es um die Staatssteuer. („Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist!“).

Massaccios Fresko „Die Trinität“, das er in der Kirche Santa Maria Novella gemalt hat, zeigt eine illusionistische Tiefenwirkung, als wäre hier der Eingang in eine Seitenkapelle. Die Perspektive ist von Massaccio vollendet dargestellt.

In dieser Kirche trägt eine der Chor-Kapellen den Namen der großbürgerlichen florentinischen Familie der Tourabuoni. Diese hatte den Hofmaler der Medici Domenico Ghirlandaio (1449 – 1494) beauftragt, dort, in ihrer Kapelle, einen Marienzyklus und die Geschichte von Johannes dem Täufer zu malen. Die Familienangehörige sollten porträthaft als Zuschauer ins Bild gestellt werden. Ghirandaio war ein begabter Portraitmaler. Auf diese Weise wissen wir, wie im Goldenen Zeitalter der Renaissance die Menschen wirklich aussahen und wie sie gekleidet waren.

In der Kirche Santa Trinita malte Ghirlandaio die Franziskuslegende. Dieses Fresko war von der Familie Sassetti an Ghirlandaio in Auftrag gegeben worden. Die Mitglieder dieser Familie sieht man auf den Freskenbildern der sog. Sassetti-Kapelle in ihrer schönsten Tracht.

Abendlicher Höhepunkt und Abschied von Florenz zugleich war die Fahrt hinauf zur Piazzale Michelangelo und zur Kirche San Miniato.

Auf dieser Fahrt konnte uns Walter seine ganze Fahrkunst vorführen. Das genossen wir, wie auch den herrlichen Ausblick auf die Stadt Florenz.

Die Stadt präsentierte sich malerisch in der untergehenden Sonne.

Wir hörten von Deutschland, dass unwetterartige Regenfälle die Wasserpegel der Flüsse bedrohlich ansteigen ließen.

Es wurde eine nach 11 Jahren erneute Wasserkatastrophe besonders an der Elbe und ihren Nebenflüssen voraus gesagt. Zwei Tage später flogen wir abends über das Elbetal und sahen vom Flieger aus die über die Ufer getretenen Flussläufe. Doch brachten wir die italienische Sonne mit. Auch in Deutschland hatte der Regen und die Kälte aufgehört.

Unsere letzten beiden Tage gehörten Oberitalien, genauer gesagt Parma, Vigevano und Mailand.

In Parma wurden wir vormittags noch einmal nass, als wir unter Leitung eines alten Professors, der das profunde Wissen eines Humanisten hatte, in die Altstadt von Parma gingen. Parma ist eine elegante Stadt aus der Renaissancezeit, mit einem frühmittelalterlichen Kern. Um den Domplatz herum stehen der Dom, der Dompalast und das Baptisterium. Diese Gebäude sind im 11. Jhd. gebaut worden und mittelalterlich erhalten geblieben.

Das Johanneskloster, italienisch San Giovanni, ist ein Renaissancebau. Unser Professor erläuterte uns den Geist, der diese Stadt in der Renaissancezeit zu einer der liberalsten Italiens gemacht hat .

Hier widerstand man den Strömungen des rückwärts gewandten und ausgrenzenden Denkens des Trienter Konzils im 16. Jhd. Das erläuterte unsere Gelehrte am Beispiel der Ausstattung des Bibliotheksaales im Klostergeviert. Dieser Saal läßt einen weiten Geist spüren.

Drei großen Persönlichkeiten, die für die Geschichte Italiens wichtig sind, haben der Stadt Parma zum Ruhm verholfen:

1.     der Maler Correggio (1498 - 1534) , der die Kuppel des Domes ausgemalt hat.

2. der Komponist Verdi, dessen zweihundertsten Geburtstag in diesem Jahr die Kulturwelt feiert und

3. der Volksheld Italiens Gharibaldi. Sein Denkmal steht auf dem großen Platz der Stadt.

Diese wunderschöne Stadt hätte einen längeren Besuch als einen halben Tag verdient.

Am späten Nachmittag fuhren wir von Parma durch die Poebene nordwestwärts nach Vigevano. Die Altstadt ist ein wundervolles Ensemble aus der Renaissancezeit. Sie liegt westlich von Mailand am Ticino, der nach den Regenfällendes Frühjahres zu einem reißender Strom angewachsen war.

Die Piazza Ducale ist umrahmt vom Herzogspalast und einer sehr schönen Borockkirche. Er machte großen Eindruck auf uns. Der quadratische von Arkaden umsäumte Platz hat fast die Größe des Markusplatzes in Venedig, aber wirkt wesentlich geschlossener. Er ist eine Oase der Ruhe und Begegnung. Seine Atmosphäre lädt ein zum Verweilen und zu einem Getränk in einem Terrassencafe´. Also blieben wir dort bis zum Abend. Erst dann fuhren wir ins Hotel, das außerhalb der Stadt im Grün des Ticinos liegt.

Wir wurden sehr sehr freundlich begrüßt.

In dem Restaurant dieses Hotels feierten wir mit unserem Busfahrer Walter Abschied. Es gab ein Festessen, von dem ich oben schon berichtet habe.

Bei einigen guten Worten des Dankes und des Abschiedes von Italien erhoben wir unsere Gläser, die gefüllt waren mit einem edlen Wein Italiens. Dann verabschiedeten wir uns zur letzten Nachtruhe unserer Reise.

Der letzte Tag galt Mailand. Leider war uns die Betrachtung des Abendmahlsbildes von Leonardo da Vinci verwehrt worden. Nur eine kleine Gruppe bekam Eintrittskarten auf verschlungenen Pfaden. Alle anderen mussten sich begnügen mit einem Stadtrundgang, bei dem die Besichtigung des Doms, des Castello di Sforza, die uralte Kirche des Bischofs Ambrosius, der Opera Scala und der Pinacotheca di Brera auf dem Programm standen.

Am späten Nachmittag brachte uns Walter zum Flughafen nach Malpensa. Wir hatten genügend Zeit. So klappte der Rückweg und der Rückflug ohne Probleme. Um 21.30 Uhr landeten wir schon nach anderthalbstündiger Flugzeit in Hamurg-Fuhlsbüttel. Dort gab es ein herzliches und liebevolles Abschiednehmen bis zum Wiedersehen auf dem Sommerfest in Nielbocks Garten in Seth am 14. August 2013.

Diese Gruppe hatte sich gefunden! Das ist ein bleibendes Reiseerlebnis.

Nach dem gelungenen Abendfest am 14. August in unserem Garten in Seth mache ich hinter diesem Satz ein zweites Ausrufungszeichen.!!

Schlussgedanken zu den Malern des Goldenen Zeitalters

Wir hatten uns als Gruppe intensiv in Winterabenden mit den Malern dieser Zeit beschäftigt, die Geschichten an die Wände und Decken von Kirchen und Rathäusern Al Fresko gemalt haben.

Einer der wichtigen Wegbereiter der perspektivischen Maltechnik arbeitete in Mantua und Padua, Andrea Mantegna, der von 1431 – 1506 nur in Oberitalien gelebt und gewirkt hat.

Leider begann für uns - wohl mehr für mich - die Reise mit einer Enttäuschung. Denn entgegen aller Absprachen mit den Agenturen durften wir das wichtigste Werk von Mantegna im Schloss der Grafen von Gonzaga in Mantua nicht sehen. Dieser Freskenzyklus im Palazzo Ducale erzählt die dramatische Geschichte einer aufsteigenden Familie im 15. Jhd. Das Neue und Außergewöhnliche an der Malerei von Mantegna ist die Darstellung der Menschen in ihren alltäglichen Welt.

Mantegna erzählt nicht einfach wie bisher im Mittelalter Geschichten aus der Bibel oder von Heiligen, sondern malt die Menschen der Gegenwart mit ihren ganz irdischen Gefühlen. Leider konnte ich dies der Gruppe nicht zeigen. Denn dieser Freskenzyklus ist eine geistige Revolution gegenüber dem Mittelalter und der byzantinischen Welt des Ostens.!

Ohne Absprache mit mir, bekamen wir eine endlos lange Führung durch das ausgedehnte Palastareal. Dadurch verschob sich unsere Ankunft in Padua und wir bezogen viel zu spät unser Hotel.

Als Ersatz sahen wir auf meinen Wunsch hin am nächsten Tag in Padua ein monumentales Fresco von Andrea Mantegna, das aber im 2. Weltkrieg durch einen Luftangriff sehr zerstört wurde. Doch sind noch viele Gesichter und Gesten der Menschen zu erkennen, z. B. wie aus einem Fenster einige Leute neugierig den toten Körper des Christopherus angaffen. Die Durchblicke in die Straßen einer Stadt sind perspektivisch perfekt gestaltet. Der Mensch steht mit seiner subjektiven Blick auf die Dinge im Mittelpunkt des Geschehens. Das wollten die Maler der Renaissance darstellen.

Andrea Mantegna ist neben Piero della Francesca und Paollo Uccello einer der ersten Maler, der die Perspektive nach wissenschaftlichen Gesetzen vollendet darzustellen vermochte. Ihm gelang auch die perspektivische Verkrümmung, was man auch illusionistische Mallkunst nennt. Berühmt geworden ist sein Bild vom toten Christus, den er von den Füßen zum Kopf in Verkürzung gemalt hat. Dieses Bild hängt in der Pinacoteca di Brera in Mailand, das wir am Ende unserer Reise in Mailand noch sehen konnten.

Piero della Francesca, der in Urbino beim Herzog Frederico Montefeltro angestellt war, malte nicht nur die Perspektive vollendet, sondern berechnete sie nach mathematischen Gesetzen. Sein Buch über die Perspektive ist heute noch eine Grundwerk in den Kunstschulen.

Von Piero della Francesca sahen wir im Palazzo Ducale in Urbino „Die Anbetung des Kindes durch den Herzog von Montefeltro“.

Sein bedeutendstes Werk „Die Legende vom Heiligen Kreuz“ sahen wir in Arrezzo im Chorraum der San Francesco-Kirche in zehn Erzählbildern. Neben der Farbigkeit der Bilder beeindruckt die Hoheit der Gestalten, etwa der Königin von Saba oder die Königin-Mutter Helena. Die Mutter von Kaiser Konstantin hat nach der Legende das Kreuz Christi in Jerusalem aufgefunden. Genauere Erläuterungen zu diesem fantastischen Werk von Piero della Fransceca muss ich mir hier ersparen.

Hervorheben möchte ich noch die beiden Maler Umbriens, der uns in Perugia und in Spello mit zwei ihrer Hauptwerke begegnet sind.

Perugino und Piturricchio.

In Perugia, der Hauptstadt Umbriens, erklärte uns Elena den berühmten Freskenzyklus von Perugino, dem wohl bekanntesten umbrischen Maler.

Dieser Zyklus schmückt die Wände und die Decke eines der Zimmer der mittelalterlichen Börse von Perugia. Dargestellt ist die Synthese von christlichen und antiken Motiven, so zum Beispiel sieht man nebeneinander die Sybillen und Propheten.

Perugino hat in einem dieser Fresken sein Selbstportrait hinterlassen. Seine Bilder strahlen Anmut, Schönheit und Gelassenheit der Menschen aus, die in einer liebliche, helle, harmonische Landschaft bewegt dargestellt sind.

Sie malen noch nicht die dunkle Seite des Lebens, das gespaltene Ich. Der Mensch ist nur edel und gut. So erlebt der Betrachter die Bilder von Perugino.

Sein umbrischer Freund und Schüler wurde mit Spitznamen Pinturricchio gerufen. Das heißt auf deutsch „der kleine Maler“. Perugino nahm ihn mit nach Rom als Gehilfen, als er selbst vom Papst den Auftrag erhielt, eines der Fresken auf dem Sockel der Sixtinischen Kapelle auszumalen.

Dieses Fresko machte ihn berühmt. Es ist streng symmetrisch aufgebaut und hat eine enorme Tiefenwirkung der Perspektive.

Im Mittelpunkt des Bildes steht Christus, der die Schlüssel des Himmels an den knienden Petrus übergibt.

In Rom entwickelt Pinturricchio sein Talent und geht dort eigene Wege, während Perugino Rom bald verließ. Der kleine Maler avancierte dort zum Hofmaler der Päpste, besonders von Alexander VI. Pinturricchio malte noch mit leuchtenden und hellen Farben und mit einem feinen Pinsel. Seine Bilder wirken wir Miniaturmalerei.

In Spello in der dortigen Kirche Santa Maria Maggiore kann man eine solche Miniaturmalerei in einer Seitenkapelle studieren. Punturricchio hat die drei Seiten der Kapelle al Fresco mit biblischen Erzählungen farbprächtig ausgemalt.

Die linke Wand zeigt eine wunderschöne Begegnung des Engel Gabriels mit Maria. Der Engel kündigt die Geburt an. Maria nimmt die Botschaft in einer hoheitsvollen und edlen Haltung an. Beide bewegen sich in einem offenen Raum im Vordergrund des Bildes.

 

Doch wird der Blick des Betrachters hinaus geleitet. Durch einen Bogen hindurch sieht man, wie im Hintergrund sich Leute an einem Brunnen vor einem Gasthaus versammeln, das in einer lieblichen Landschaft steht. An einer Wand des Raumes im Vordergrund hängt ein Bild. Darauf hat Pinturricchio sich portraitiert.

Die beiden anderen Bilder in der Kapelle erzählen vom Zug der Heiligen Drei Könige und der Anbetung des Kindes. Dieses Fresko bedeckt die mittlere Wand und rechts sieht man die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel. Die symmetrische Ausgewogenheit dieses dritten Bildes erinnert an die Malweise von Perugino. Dieses Fresko strahlt höfische Eleganz aus. Die Fresken in Spello hat Pinturricchio nach seiner Romzeit um 1500 gemalt,  als die sog. Früh- Renaissance in die Hochrenaissance überging. Diese neue Zeit wurde bestimmt von Raffael, Michelanglo und Leonardo.

Die Erfahrung der dunklen Seite des Lebens durch den Ketzertod von Savanarola, die Grausamkeit an der Zivilbevölkerung durch die französischen Truppen, die nach Italien eingedrungen waren und in Oberitalien hausten, veränderten die Gemüter des Renaissancemenschen.

Das Goldene Zeitalter des Il Magnifico war vorbei. Die dunklen Töne kamen ins Bild der Maler, auch wenn der Mensch in seinem Hoheit weiterhin betont wird. Die Angst gewinnt wieder die Oberhand über den noch mit einem Fuß im Mittelalter stehenden Menschen. So werden wieder die Schrecken des Jüngsten Gerichtes und die Höllenqualen von den Kanzeln verkündet und in den Menschen geschürt. Der helle Geist des Renaissancemenschen hat keine Abwehrmechanismen gegen die Angst, die seine Seelentiefe erschüttert.

In dem für Italiener dunklen Deutschland aber steht ein vom Strafgericht Gottes geplagter Mönch auf und predigt Befreiung von den Höllenängsten. Der Mönch Martin Luther setzt mutig der Angstmacherei ein Ende. Mit dem Ruf von der bedingungslosen Liebe Gottes ließ er die geknechteten Seelen aufatmen. Die Botschaft von der Freiheit eines Christenmenschen ging wie ein brausender Wind durch Europa. Sie erfasste aber Italien und Spanien nicht. Der kultivierte Süden Europas fiel in die Unfreiheit eines dogmatischen Geistes zurück, gesteuert durch die Kirche der Gegenreformation, die in der Inquisition gipfelte.

Und eins fällt auf: Der helle Geist des aufgeklärten Menschen wurde von der der Mitte des 16. Jhds nicht mehr durch die Malern Italiens dargestellt. Jetzt übernahmen die Komponisten Italiens diese helle Seite der Kultur und gaben dem übrigen Europa neue Impulse. Maler wie Perugino und Pinturricchio hat es in Italien nie wieder gegeben.

Die Welt ist nicht heil, so wie es sich der Renaissancemensch gedacht hatte.

Spätestens der Sacco di Roma im Jahre 1527 durch die Sodateska von Kaiser Karl V., das zum Synonym für alle Massaker in der Welt geworden ist, hat den Geist der Humanität ins Wanken gebracht. Italien versank in Ohmacht und wurde zum Spielball der europäischen Mächte, wovor sich Dante und Petrarca in ihrer Weitsicht gefürchtet hatten.

Wir aber schauten auf unserer Reise auf ein Goldenes Zeitalter der Menschheit, das die Italiener liebevoll Quatrocento nennen.

Es war gut und segensreich, dass wir in diese helle Zeit Italiens eingetaucht waren.

Segensreich war es aber auch, dass wir den wandernden Franziskus entdeckten, der uns begleitete als der Spielmann Gottes, der in der Armut die Demut, die Hoheit und die Freiheit des Menschen und seiner Fähigkeit zur Menschlichkeit entdeckt hatte

Diesen Reisebericht habe ich im Juli/August 2013 in Seth i. Holst. geschrieben

Ich grüße alle und wünsche eine kurzweilige Lektüre H. Nielbock Seth 23. 8. 13 

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!