Blog Reiseberichte

Mit Fritz-Tours und der Gemeinde in den südlichen Balkan

umfassende Kulturreise nach Albanien und Mazedonien im südlichen Balkan

Von Freitag, 14. September bis Montag, 24. September 2018 unterwegs.

14.09. Pünktlich um halb neun hebt unser Airbus A 319-132 von EUROWINGS ab. Zuvor hatte Ulf seine Karin zum Flughafen gebracht und sich selbst krank gemeldet. Unsere Reisegruppe ist somit mit 20 Personen recht übersichtlich. Neu dabei sind Ingeborg Rindermann und Rosemarie Ebenhöh. Ich habe einen Fensterplatz im Flugzeug und teile die Sitzreihe mit einem jungen Paar und Milara (3 Monate). Ob das gut gehen wird? Ich schiele schon mal nach dem Kotzbeutel. Der ist witziger Weise bedruckt mit dem Spruch: Brechen Sie auf zu neuen Ufern. Milara hält aber dicht und schläft durch bis wir Wien erreicht haben. Unser Weiterflug nach Tirana verspätet sich um eine Stunde. Unser Reiseleiter in Tirana, Herr Professor Dr. Dhimiter Doka erwartet uns am Flughafen und geleitet uns im Bus zum Tirana International Hotel. Wir stecken im Freitag-Stau, verlieren ein halbes Stündchen, besuchen aber noch das neben dem Hotel gelegene Nationalmuseum. Dieses wird im Schnelldurchgang absolviert. Auf dem großen Skanderbegplatz vor unserem Quartier ist ein ELBAR Bierfest im Gange. Hans Dieter und ich halten ein Dämmerschöppchen. Im Hotel wird zu Abend gegessen. Es gibt Salat – Piroggen – Schweinsbraten – Buttercremetorte. Und eine Runde Raki anlässlich Rotrauts Geburtstags. Auf dem Bierfest versammeln sich noch acht von unseren Leuten. Unser albanischer Tischnachbar ist mit Frau, Sohn und dessen Freundin von unserer Gesellschaft erfreut und spendiert uns allen eine Runde. Er lebt seit 30 Jahren in Deutschland und „schafft“ in Schwäbisch-Hall. Sein Sohn promoviert derzeit in Würzburg. Dessen Freundin ist eine Würzburgerin. Unser Rundengeber und seine Frau sind sichtbar stolz auf ihre „Kinder“. Und dieses war der erste Tag. Ein Tag voller Sonnenschein.

15.09. Um halb neun ist Start. Zu Fuß. Wie sie mir bekundet, ist es nicht so recht Ilses Zeit. Wir spazieren durch Tiranas Zentrum, das noch viel Italienischer Architektur zu bieten hat. Herr Doka zeigt uns die Nische mit den abgestellten, zuvor gestürzten Denkmälern der kommunistischen Ära. Hier gibt es interessante Straßenampeln. Nicht nur die Lampen, nein, das gesamte Gestell erleuchtet in den Farben Rot oder Grün. Um zehn Uhr sind wir Gast der Konrad-Adenauer-Stiftung. Wir werden zu frischem Wasser, Kaffee und Gebäck eingeladen und bekommen durch Professor Krasnici einen Vortrag zu hören, „Welche Perspektive hat das Land?“ Lebhafte Diskussion folgt. Sollte die Perspektive für Albanien gar wieder ein „starker Mann“ sein? Herzlicher Abschied von den sehr netten Mitarbeitern. Wir spazieren zu unserem Bus. Friedrich hat sich Tagessprüche aus Albanien vorgenommen. Die ersten beiden: „Albanien ist klein, aber die Albaner haben eine große Seele.“ Und „Das Haus eines Albaners gehört Gott und dem Gast“. Wir fahren in Richtung Norden, vorbei an ungezählten Möbelgeschäften rechts und links des Weges, nach Shkoder, der drittgrößten Stadt Albaniens, am Skutarisee gelegen. Die Pflastersteine beim Aufstieg zur Rozafa-Burg sind gefährlich glatt, aber wir sind alle standhaft. Der Ausblick von hier oben ist einfach toll. Mittagspause in Shkoder. Und Hans Dieter fragt sich zu Recht, weshalb es immer und überall mit Musik sein muss. Mit dieser Frage steht er nicht allein da. In Lezhe sollte das Grab Skanderbegs besichtigt werden. Weil es aber gerade restauriert wird, ist nichts zu sehen. Für den Rückweg wird ein anderer Weg gewählt, sodass es uns (Ilse und mir) nicht möglich war, die genaue Anzahl der Möbelgeschäfte zu zählen. Na ja, es mögen wohl an die Hundert gewesen sein. Per Bus zu unserem Abendessen im De Amsterdam. Im Freien, bei angenehmer Außentemperatur sitzend. Man serviert uns sehr reichlich Vorspeise, Hauptgericht, Obst. Wie gut, dass wir den Rückweg zu Fuß gehen. Zu neunt nehmen wir noch einen preiswerten Absacker in der Bar Da Capo, neben dem Hotel gelegen. Wieder ein Tag voller Sonne und fast 30 Grad warm

16.09. Abfahrt mit Koffern um halb neun. Unser Busfahrer heißt übrigens Arian und hat die Statur eines Suomi-Ringers. Das Koffereinladen geht ihm recht leicht von der Hand. Friedrich: „Der Wolf ändert seinen Pelz, aber nicht seinen Charakter“ und „Der Satte glaubt dem Hungrigen nicht“. Uns‘ Professore legt einen zusätzlichen Besichtigungsort ein, Durres. Diese Hafenstadt liegt nordwestlich von Tirana an der antiken Via Ignazia (die Fortsetzung der Via Apia) und war 1990 die erste offene Stelle für Albaner in die westliche Freiheit, hinüber nach Apulien. Eine Führung zum Römischen Theater und durch das Städtchen beschließt diesen Ausflug. Und dann fahren wir Richtung Süden nach Berat, einer der ältesten Städte des Landes. Auf dem Weg dahin erfahren wir, dass Prof. Doka 1994 an der Universität das Fach „Tourismus in Albanien“ ins Leben gerufen hat. Und dass Albanien reich an Heilpflanzen ist. Er betätigt sich als Vermittler für zwei Aufkäufer im Nordbayrischen. Im Burgviertel Berats schöner Ausblick auf die Stadtviertel Gorica und Mangalem, zu beiden Seiten des Osum-Flusses, die beide zum UNESCO-Welterbe zählen. Besuch des Onufri-Museums mit wertvollen Ikonen des gleichnamigen albanischen Malers. Unser freiwillig erkorenes Mittagessen fällt sehr reichlich aus. Der Brathähnchengang muss leider zurückgehen. In Fier verfällt eine riesige Kraftwerkanlage aus der Hoxha-Zeit. Das Partner-Hotel in Vlora strotzt nur so an Technik. Die Spotleuchte auf dem Nachttisch kriege ich nicht in Gang. Aber Klaus hat den „Dreh“ raus - und es ward Licht. Wer im Zimmer raucht, dem werden 50 Dollar für eine Spezialreinigung angedroht. Da lob ich mir die Preise in der Bar Da Capo, (offenbar eine Kette, weil gleiche Karte wie Gestern) die unseren Absacker wesentlich günstiger gestalten. Und wieder schien die Sonne ganztägig aus allen Knopflöchern.

17.09. Montag. Um 8,20 treffen wir uns zum Fußweg zum Unabhängigkeits-Museum. Hier gründete sich 1911 die erste unabhängige Regierung Albaniens. Ein relativ kleiner Bau und jedes Zimmerchen war ein eigenes Ministerium. Erinnert mich ein wenig an die Ereignisse der Münchener Räterepublik vom April 1919. Im Bus, auf der weiten Fahrt über den Llogara-Pass (1027 m), erzählt uns Professore Doka von seiner Teilnahme als einer von drei Wissenschaftlern an der Balkankonferenz 2014 in Berlin, bei der er am Konferenztisch direkt gegenüber von Frau Merkel saß, die sein Wissen und seine Deutschkenntnisse zu schätzen wusste. Erst einmal in bester Laune, gibt Herr Doka zwei Witze zum Besten. Ein Albaner, ein Aromune und ein Mazedonier eröffnen (in dieser Reihenfolge) nebeneinander drei Textilläden. Angebotseröffnung des Albaners: „Heute 50% Rabatt!“ Der Mazedonier offeriert daraufhin: “Sie bezahlen ein Teil, bekommen dafür zwei!“ Und der Aromune gibt nur bekannt: „Hier Haupteingang!“ Und zweitens: Ein Albaner betritt regelmäßig eine Bar und bestellt sechs Raki. Einen für sich und fünf für seine Freunde. Eines Tages bestellt er nur fünf Raki. Der besorgte Ober fragt, ob einer seiner Freunde gestorben sei. „Nein, die sind alle wohlauf. I c h trinke keinen Raki mehr!“ Südlich des Passes tut sich die Albanische Riviera auf. Der Pass war lange Zeit nicht passierbar, trennte diese Region von Albanien ab und so bekam Griechenland hier im Süden großen Einfluss. „Kaufte“ sich beispielsweise die alten Menschen durch Zahlung einer Rente („aus Mitteln der EU“) Es gibt zweisprachige Straßen- und Firmennamen. Wir fahren nach Butrint, eine Ruinenstadt, deren Ausgrabungen sich eingebettet in einem schattigen Wäldchen präsentieren. Alles UNESCO Welterbe. Asklepius-Heiligtum, Theater, byzantinische Taufkapelle, Basilika, Mauer mit Stadttoren. Helga Rensing berichtet, dass sie 2008 (von Korfu aus) schon mal hier war. Wir landen in Saranda im Hotel Oasis. Die Meisten von uns haben Zimmer mit Meeresblick. Ich ziehe die A…Karte und blicke den Hügel bergan, von Müll übersät. Direkt unter meinem Fenster die Küchenentlüftung, mit einem kräftigen Rotor. Wusste bislang nicht, dass Gestank so laut sein kann. Und dazu kommt der Ärger, dass meine Mütze weg ist. Barbara Jülfs bietet mir an, mir eine neue zu kaufen. Da schau her! Wir fahren ein Stück zum Abendessen. Genug Absacker danach. Habe prima geschlafen. Ach so: Wieder viel Sonne und Wärme heute.

18.09. Um neun geht es los. Friedrichs Tagessprüche: „Der Hastige überspringt seine Gelegenheiten“ und „Ein schwanzloser Hund, kann seine Freude nicht äußern!“ Am Ortsausgang passieren wir eine Bar, wo Arbeitsuchende darauf warten, eine Beschäftigung zu bekommen. Sie werden von den Arbeitgebern in der Regel gleich mitgenommen. Erster Halt am Kloster Mesopotham. Es wird gerade restauriert, sodass wir nicht rein können, aber der freundliche Vorarbeiter gibt uns ein paar Auskünfte. Weiterfahrt nach Gjirokastra Auf dem Weg dorthin Kaffeepause im Kalimera, super Kaffee, super Imbiss und Geldwechsel. Die Besichtigung von Enver Hoxhas Geburtshaus in Gjirokastra lassen wir aus. In diesem Ort wurde 1936 der Autor Ismail Kadare geboren. 1970 erschien sein Roman „Der General der toten Armee“, der ihn bekannt machte. Spielte eine dubiose Rolle nicht nur während der kommunistischen Ära, sondern bis zum heutigen Tag. Er lebt in Tirana und Paris. Hans Magnus Enzensberger schreibt über ihn: „Trotzdem, eines gefällt mir an diesem Albaner. Aber was? Ist es die Chuzpe, die er an den Tag legt? Seine umfassende Kenntnis der Weltliteratur? Die Gelehrsamkeit, mit der er ohne weiteres Leibniz und Franz Bopp zitiert? Seine Kunst? Oder seine boshaft Ironie, die bis zur Selbstverleugnung geht?“ Wie eine reiche Familie vor Jahrhunderten wohnte, wird uns im sogenannten Familien-Museum von einem Nachkommen einer solchen Familie gezeigt. Die Burgbesichtigung macht inzwischen Hans-Dieter individuell. Ein Großteil unserer Gruppe nimmt ein kleines Mittagsmahl auf dem Hauptplatz ein. Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame sei erwähnt, dass uns der freundliche Kellner eine sehr süße (türkische?) Nachspeise spendierte. Und Brigitte weiß nicht, wo sie damit hin soll… Fahrt ins Hotel, wo ich für 2 Stunden die Beine hochlege. Vor dem Abendessen fahren wir auf den Berg Lekures, wo Herr Doka uns einen Brandy aus Anlass des heutigen 16. Geburtstages seines Sohnes kredenzt. Wir finden uns spontan zu einem Geburtstagsständchen zusammen, das Herr Doka filmt und als WhatsApp an seinen Junior sendet. Prächtiger Panoramablick mit Sonnenuntergang. Es gibt dann zum Abendessen Salat, überbackene Miesmuscheln und Dorade. Ganz prächtig! Nur der Streit, den die Reiseleiterin einer anderen Reisegruppe wegen der Sitzplätze auf der Terrasse entfacht, ist blöd. So sitzen wir denn innen im Lokal. Absacker auf der Empore unseres Hotels. Beim Kofferpacken finde ich meine Mütze wieder. Ganztägig Sonne und viel Wärme.

19.09. Die geplante Route nach Korca, durch die Kelcyra-Schlucht und durch die Gebirgskette Mali i Lunxherise muss entfallen, weil unser Bus für die schmalen Straßen zu groß ist. Friedrichs Morgensprüche: „Den Wert eines Brunnens erkennt man erst, wenn er versiegt“ und „Für ein Dorf, das man sieht, braucht man keinen Wegweiser“. Eine lange Fahrt liegt vor uns. Vor Gjirokastra machen wir erneut Kaffeepause im Kalimera, das uns noch vom Vortag in guter Erinnerung war. Wir queren den Fluss Vjosa. Er gilt als „das letzte blaue Wunder Europas“. Der Streit geht darum, ob ein Staudamm gebaut werden soll, und damit einzigartige Biotope verloren gehen, oder ob nicht. (Eine Multimedia-Story von Holger Dambeck und Jonathan Miske zeigt mehr darüber.) Herr Doka erzählt von der Odyssee seiner Tochter, bevor sie den Studienplatz in Berlin bekam. Da fragt man sich schon, wie es überhaupt möglich ist für Jemanden aus Albanien, einen Studienplatz in Deutschland zu bekommen, der nicht aus einem solchen Elternhaus kommt. Schreckmoment: Unser Arian streift eine Bordsteinkante, es kracht fürchterlich aber der Bus hält die Spur. Durchatmen bei uns. Ein großes Erdölfeld am Wege, es wird ausgebeutet von einem Unternehmen aus Kanada, das in moderne Förderanlagen investiert hat. Weil diese Investitionen aber erst einmal steuerlich geltend gemacht wurden, hat der Staat Albanien bislang keine Einnahmen aus der Förderung erlösen können. Das geförderte Rohöl wird zudem in Italien verarbeitet. Weil es zum Thema passt: Das Auto hat in Albanien einen sehr hohen Stellenwert. Viele Tankstellen und Autowaschanlagen deuten darauf hin. Und die Bahn hat zugemacht. Wir erreichen zur Mittagszeit Elbasan. Hier sehen wir am Rande der Stadt die größte Industrie-Ruine Albaniens. Die Moschee, die uns Herr Doka zuletzt zeigen wollte, ist leider geschlossen. Und hier in Elbasan endet das Engagement unseres allseits sehr geschätzten Reiseleiters bei einem von ihm gespendeten Espresso. Friedrich erklärt Herrn Professor Doka zum Besten aller Reiseleiter in der Geschichte von mehr als 30 Jahren „Fritz-Tours.“ Das Geld im überreichten Briefumschlag „kommt nach Berlin“. Von nun aus geht es wieder in Richtung Süden bis nach Korca. Hier im Grand Hotel Palace empfängt uns unser Reiseleiter für Mazedonien, Herr Mano Starewski aus Skopje. Er führt uns gleich noch in einem Spazierrundgang um den Block und zeigt uns dabei das Zentrum und den alten Bazar. Und Manfred entlockt ihm schon gleich mal sein Votum für das anstehende Referendum zum Thema Nord-Mazedonien. Das Thema erregt Herrn Starewski heftig. Ist vom Temperament her sehr anders als Herr Doka. Ach ja: Er wird sich der Stimme enthalten. Wieder Sonne den ganzen Tag.

20.09. Donnerstag. Wir laufen zur Mirahori-Moschee und zur Orthodoxen Kirche, die beide von uns innen besichtigt werden. Und schauen ausgiebig in das Ikonenmuseum. Was für eine Vielfalt an Ikonen! Im Bus verkündet Friedrich „Die Schultern eines Albaners und die Schultern eines Berges sind nie gebeugt“. „Die Jungen haben die Kraft und die Alten haben die Weisheit.“ Kurz vor der Grenze zu Mazedonien essen wir auf Empfehlung Arians am südlichen Ufer des Ohridsee in einem Lokal namens Mjelma. Sehr gute und preiswerte Pasta und Vorspeisenteller. Die letzten Leke werden ausgegeben. Die Lokalität liegt derart idyllisch, dass eben gerade auch in großem Stil geheiratet wird. Und über allem dröhnt eine Drohne zwecks origineller Fotos. Alle möglichen Schwimmvögel bekommen Brotreste von uns. An der Grenze werden zwei Mal die Pässe eingesammelt und (wohl) gescannt. Ja und der weibliche Grenzposten in Mazedonien ist entzückt, ob unserer handarbeitenden Damen. Unser erster Halt in Mazedonien ist Sveti Naum. Schönes, altes Kloster. Durch meinen hannoverschen Nachbarn wurde mir der Ohrid - Quell See anempfohlen. Glücklicherweise machen dreizehn Leute mit und erleben eine einmalige Natur. Dieser Quell See wird von einem höher gelegenen See gespeist und sein Wasser wälzt den Ohrid – See in elf Jahren einmal um. Während der kommunistischen Zeit war das Gebiet hier eine militärische Sperrzone. Wir passieren eine Pfahlbauten Siedlung aus der Steinzeit. Hier finden auch Festivals statt unter dem Motto „Musik auf dem Wasser“. Wir erreichen dann bald das Mirage Hotel in Struga, ein auf den ersten Blick sehr pompöser Schuppen. Mit dem Bus zum Abendessen ins Lokal Aquarius. Und hier gab es ohne Zweifel die größte Essensportion auf dieser Reise. Eine Gemüse-Boullion – Salatgarnitur – Rinderbraten und Hacksteak – Buttercremetorte. Ich habe nicht beobachtet, dass Jemand von uns den Teller geleert hat. (Trotzdem blieb schönes Wetter – was ‘n sinnloser Spruch, der anderes behauptet.) Blöderweise stellte man uns das auf dem Tisch stehende Wasser in Rechnung, was zu Verärgerungen beitrug. Absacker im Hotel. Und wieder Sonne, auch jenseits der Grenze in Mazedonien.

21.09. Um 8,15 mit dem Bus nach Ohrid zum Hafen. „Die Wahrheit bleibt oben wie Öl über dem Wasser“ und „Geduld ist der Schlüssel zum Paradies“ verkündet Friedrich nach dem Fahrtantritt. Um 9 Uhr treten wir eine Rundfahrt mit dem Boot an. Vom Wasser gesehen liegt Ohrid sehr malerisch am nordöstlichen Ufer hin geschmiegt. Der Ort wird in der Sommersaison von vielen Touristen - insbesondere aus Holland – besucht. Bekannt sind seine Diskjockey-Festivals. Wir kommen dabei dem ehemaligen Palast Titos recht nahe. Wieder an Land besichtigen wir die Kirche der Sveti Sofia mit ihren gut erhaltenen Fresken aus dem 11. Jahrhundert. Anschließend die Kirche des Hl. Klemens. Die Wanderung dorthin ist recht schwierig, zumindest für mich und Lilly. Wir schippern daher zum Hafen zurück in Gesellschaft von zwei jungen Paaren aus Japan. In einem Restaurant am Hafen gibt es gute Fischsuppe, die uns RL Mano empfiehlt. Einkauf von Raki, leider nicht schwarz gebrannt. Mit 40 Volumenprozenten haut er mich auch nicht um. Vor der Rückfahrt nach Struga wird Karin vermisst. Friedrich findet sie telefonisch in unserem Hotel. Manos Enkel Deva wird heute zwei Jahre alt und das wird mit einem Raki, den uns sein Opa im Bus kredenzt, gefeiert. Einige von uns nehmen ein Bad im Ohrid-See. Sehr flaches Wasser und viele aggressive kleine Fische machen sich an unserer Haut zu schaffen. Wir versammeln uns um 18,30 am Bus, aber Arian muss telefonisch geweckt werden. Mano und Arian sprechen nicht dieselbe Sprache und so gab es – auf Englisch – ein Missverständnis. Wie schon mittags gibt es Fischsuppe, dann frischen Salat und eine gegrillte Forelle und Gemüse. Kalte Schnauze zum Dessert. Wir sitzen sehr romantisch am Platz der Sveti Sofia im gleichnamigen Restaurant. Ein Quartett unterhält uns mit Musik dabei. Absacker mit dem harten Kern im Hotel in Struga. Manfred zitiert Theodor Storm: Wenn man jung ist und modern, möchte man natürlich gern, alles neu und umgestalten, doch wer meckert dann: die Alten.

22.09. Heute geht es ab nach Skopje und kurz nach halb neun verkündet Friedrich im Bus diese zwei Sprüche: „Für die Ernte sollst du beten aber hacken und jäten sollst du lang.“ „Wer lange einer Krähe hinterherläuft, landet totsicher auf Aas.“ Wir fahren nach Bitola in die Ausgrabungsstätte Heraklea. Die Fahrt führt uns durch den Nationalpark Galicica, hier gibt es noch Bären, Wölfe und Luchse. Eine sehr fruchtbare Gegend. Viele Apfelplantagen. Prileb, die Stadt des Tabaks. Der wird von hier als Geschmackskomponente für den Virginia-Tabak viel nach Amerika exportiert. Aber auch viele Soldatengräber mit Toten aus Deutschland, Österreich, Ungarn. In den nahe gelegenen Bergen fanden Schlachten brutalsten Ausmaßes statt. In Bitola kam Kemal Atatürk zur Welt und hier erhielt er auch seine militärische Ausbildung. Es wird gemunkelt, dass er hier eine Geliebte, namens Helena hatte. Jedenfalls war er häufig hier. Und er blieb sein Leben lang ledig. Wir gehen zu Fuß durch eine sehr belebte Fußgängerzone in der das Leben nur so pulsiert. Na ja, es ist Wochenende und die Terrassen der Bars rechts und links des Wegs sind voll besetzt. Großer Obst- und Gemüsebazar und viele von uns erstehen Trauben und anderes Obst. Wir fahren durch die Weinbauregion Tikvesch, wo gerade Weinlese stattfindet. Trecker bringen die gelesenen Trauben direkt in eine moderne Weinkelterei namens Stobi, die wir aufsuchen. Riesige Behälter für Wein und wir erleben, wie die Trauben gepresst werden. (Helga Rensing: Der Besuch der Ausgrabungsstätte Stobi ist der Kelterei Stobi zum Opfer gefallen.) Aber es ist toll hier. Wir sitzen an edel gedeckten Tischen und verkosten 2 Rotweine, 1 Weißwein und 1 Rosé. Dazu werden uns erlesene Vorspeisen serviert. Auf der Weiterfahrt nach Skopje erfahren wir, dass ein Investor in diese Kelterei einen Betrag von 30 Millionen €uro gesteckt hat. Statt, wie schriftlich angekündigt im Hotel Centar werden wir im Hotel Sultan einquartiert. Ich habe einen guten Blick auf eine Moschee und kann den Muezzin vernehmen. Abendessen im Hotel: Einlaufsuppe, Salat, Beefbulette, Kuchen. Inklusiv alkoholfreier Getränke. Das Haus habe keine Lizenz für Alkoholausschank, wird uns beschieden. Aber wir finden am Ende der Straße noch einen schönen Gartenplatz für unseren Raki. Der war aber nicht die Ursache für meinen Sturz beim Heimweg auf einem Fußgängerüberweg, sondern ein Stolperstein. Neben Werner sind sofort viele helfende Hände da. Nix passiert. Wieder ganztägig Sonne.

23.09. Sonntag. Tägliche Handreichung Friedrichs: „Ein kleines Ding in Nachbars Hand, erscheint groß zu sein.“ Und „Ein Mann spricht ins Angesicht und nicht hinterrücks“ Dazu kommt von Rose Ebenhöh spontan der Einwand eine Frau auch! Das beifällige Lachen dazu im Bus klingt überwiegend weiblich. Wir fahren auf einen Berg zum Kloster St. Panteleimon. Es beherbergt sechs Mönche, einer von ihnen zieht mit einer interessanten Handarbeit das Interesse auf sich. Wir versammeln uns in dieser passenden Atmosphäre zu unserer Andacht, wie stets gegen Ende unserer Reisen. Erstaunen oder Verärgerung? Der Lärm einer Trennscheibe, hier in einem christlichen Kloster am Hl. Sonntag, löst nicht nur bei mir diese Gefühle aus. Vermutlich war ein Muslim am Werk. Man hat einen guten Ausblick auf Skopje. Die im Jahr 1963 durch ein Erdbeben zu 80% zerstörte Stadt, wurde danach von insgesamt 82 Staaten wieder aufgebaut. Ja, Tito war eben anders als Hoxha. Zurück in der äußerst ansehnlichen Innenstadt, besuchen wir zuerst das Archäologische Museum. Das ist eingebettet in groß gestalteten Gebäuden und Denkmälern. Es gibt u .a. eine 25 m hohe Reiterstatue, hinter der sich Alexander der Große verbirgt. Und einen Triumphbogen wie in Paris. Es wirkt alles ziemlich protzig. Nach Manos Auskunft ist es das Werk der Nationalisten, die mehr als zehn Jahre an der Macht waren. Und die sich vor etwa zwei Jahren im Parlament mit der Opposition prügelten. Sie wurden danach abgewählt. Ruhiger hingegen ist es auf dem alten Bazar. Alte Moschee und zwei Türkische Bäder, die jetzt als Ausstellungsraum dienen. Von hier ist es ein Katzensprung zu unserem Hotel. Ich nutze die Zeit zum Regenerieren und telefoniere mit daheim. Noch einen Espresso auf dem Bazar. Drei Roma-Kinder streifen vorbei und singen ganz wonniglich vor sich hin. Um sechs Uhr treffen wir uns zum Dank an Friedrich und Ingrid. Tenor der Laudatio von Manfred kommt aus dem Albanischen: jo jo, po po d.h. nein, nein, ja, ja. Kommt sehr gut an damit. Zum Abendessen fahren wir mit dem Bus und sitzen dabei überdacht im Freien im Old City House. Gefühlt und geschmeckt war das Essen hier wohl die Spitze dieser Reise. Friedrich bedankt sich bei uns mit einer Runde gelben Rakis. Eine Mehrheit geht den Rückweg zu Fuß und bleibt im Bazar zum Absacker hängen. Wir haben viel Spaß und alle unsere Smartphones werden von einem deutsch sprechenden Kellner mit Fotos dieser lustigen Runde versorgt. Rose entwickelt die Idee zu einer WhatsApp-Gruppe für Fritz Tours.

24.09. Ausgeschlafen und gut gefrühstückt starten wir zum Flughafen. Die letzten Friedrich-Sprüche: „Mit einem leeren Magen springt man nicht gut, mit einem vollen gar nicht“ „Ein Bart macht noch keinen Priester“. Übrigens sagt man zum Altweibersommer hier in Mazedonien - Roma Sommer. Deswegen, weil die Roma dabei an Heizung sparen. Via Wien erreichen wir am frühen Nachmittag Hannover. Hier, beim Ausstieg aus der Straßenbahn in Ricklingen, muss ich erstmals meinen Regenschirm benutzen, den ich seit Antritt der Reise in meinem Rucksack unbenutzt herumtrug.

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!