Was für ein Glück, die dritte Reise nach Sizilien innerhalb weniger Jahre begleiten zu dürfen! Eine bunte Zusammenstellung von Texten unserer Reiseteilnehmer habe ich den eigenen Berichten beigefügt und extra bezeichnet.
Wovon bin ich mehr begeistert? Ist es die faszinierende Insel mit der reizvollen Natur, sind es die Bauwerke, in denen die wechselvolle Geschichte wieder lebendig wird oder vielleicht Domenica, die uns in ihrer erfrischenden Art und mit den unglaublich fundierten Kenntnissen „ihre Insel“ wieder neu erleben lässt? Jedes Mal ist man von Orten begeistert, die einen bisher weniger berührt haben: In diesem Jahr ist es Noto, das ich noch nie so reizvoll gesehen habe mit dem Gang durch die Altstadt, dem Blick vom Kirchturm der Kirche auf die zu Stein gewordenen Glaubensaussagen der Nachbargebäude und die skurrilen Steinfiguren unter den Balkonen des Palastes. Im archäologischen Park in Syrakus am nächsten Morgen sind wir fast allein und können im Ohr des Dionysius ungestört einen Kanon erklingen lassen. So ein Glück hat man selten, denn normalerweise wird man durch die Gänge geschoben wie später in Piazza Armerina in der Villa Casale, < einer römischen Prunkvilla mit 48 Räumen auf 5000 qm, von denen 2500 qm mit Mosaiken auf den Böden bedeckt sind. Man hat schon den Eindruck, dass es sich um eine Kaiservilla gehandelt haben kann, wenn man die großzügige Anlage mit den geschmackvollen Innenhöfen und den ausgedehnten Badeeinrichtungen mit bestem Heizsystem betrachtet. Überwältigt ist man jedoch von der Qualität und Reichhaltigkeit der Bodenmosaiken, in denen Jagd- und Tiertransportszenen mit ornamentalen und figürlichen Schmuckelementen konkurrieren.--- Jetzt strömen Menschenmassen in diese Villa, die Gruppenleiter müssen sich miteinander absprechen, damit nicht ein allzu großes Gedränge auf den Laufstegen entsteht>
Ruhe haben wir dagegen in Riesi bei einem köstlichen Mahl. <Riesi hieß in arabischer Zeit „verlassener Ort“, heute bedeutet es „Brachland“. Die Gegend um Riesi ist gekennzeichnet durch die Schwefelgruben, in denen Kinder als Schuldsklaven im Abbau eingesetzt wurden. Als der Schwefel aus anderen Teilen der Erde günstiger erworben werden konnte, stellte man den Abbau ein, damit fiel aber auch diese erbärmliche Einnahmequelle der Bevölkerung fort. Viele Menschen schlossen sich der Maffia an, die Arbeitslosigkeit war und ist groß.
1961 wurde das Diakoniezentrum Servizio Cristiano gegründet als eine Einrichtung der protestantischen Waldenserbewegung, die sich das Ziel gesetzt hat, die Armut zu bekämpfen und Hilfe bei der Versorgung der Kinder und Alten zu leisten. Die Kraft dieser Bewegung und der Mut, sich in einem rein katholischen Land durchzusetzen verdienen allen Respekt.>
Ohne die Begeisterung und den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeit dieser Einrichtung könnte solch ein Unternehmen nicht erfolgreich geführt werden.
Wir fahren weiter nach Agrigent:
Endlich sehen wir von Ferne „La Signora Hera“, wie sich Domenica ausdrückt. In Wirklichkeit weiß man nicht, wem die Tempel in Wirklichkeit zugeordnet sind.
Wir sind erst am späten Nachmittag hier angekommen, und die Sonne färbt die Tempel deshalb in ein warmes, gelbliches Licht. Warum die Tempelanlage als Tal bezeichnet wird, verstehe ich nicht. Zwar liegt die Stadt gegenüber am Hang, aber der Tempelbezirk liegt für mich auch auf einer Anhöhe. Von hier aus sieht man das Mittelmeer. Domenica nannte diesen Teil des Meeres „afrikanisches Meer“. Wir schlendern von Osten nach Westen, der Abendsonne entgegen an blühendem Ginster und Feigenkakteen vorbei, die ganze „Via sacra“ entlang.
Sonntag, 30.03.2014
„Sonntag Lätare - Freuet Euch! Das ist zwar im Ursinn etwas anders gemeint, aber wir freuen uns auf den neuen Tag, dem wir entgegen fahren, auf neue Erlebnisse. Die Fahrt von Agrigent bis Selinunt geht an der Südküste der Insel entlang durch eine wunderbare Landschaft mit Weinstöcken (80% Rotwein), Orangen-, Oliven- und Mimosenbäumen, dahinter schimmert das Meer, und man glaubt die afrikanische Küste zu ahnen. Dazwischen liegt die Schicksalsinsel Lampedusa, die so viel Leid gesehen hat und immer noch sieht (52000 Flüchtlinge pro Jahr). Dominika berichtet davon, aber erzählt auch von ihrem Land, vom sizilianischen Familienleben, von Hochzeitsriten usw., so dass die recht lange Fahrt im Fluge vergeht.
Selinunt: Eine ehemals blühende Stadt ist um 400 v. Chr. von Karthagern zerstört worden, ein Erdbeben im Mittelalter hat ein Übriges getan, so dass wir jetzt durch das größte antike Ruinenfeld Europas wandern. Wir staunen über die umgestürzten Trommeln von Säulen mit einem Durchmesser von 2.5 m. Wie hat man vor 3000 Jahren diese Steinmassen bearbeitet und Säulen errichtet? Ein Tempel wurde 1956 wieder aufgebaut und gibt einen Eindruck von der Leistung und dem Schönheitssinn der Menschen vor 3000 Jahren. Das ganze Gelände ist überwuchert von einem Blumenteppich, der mir den Atem verschlagen hat - eine Symphonie in Blau, Gelb und Rot - zauberhaft!
Die Mittagspause in einem kleinen Strandrestaurant bei fast sommerlichen Temperaturen mit köstlichen Antipasti stärkt uns für die Weiterfahrt zu einem nächsten highlight: Segesta! Den Eindruck von dem einsam auf einem Hügel inmitten von gelben Margeriten liegenden Tempel werde ich bis ans Lebensende nicht vergessen. Er ist unvollendet, hat keine Cella, aber die dorischen Säulenreihen sind von einer Schönheit, die 1783 angeblich schon Goethe begeistert hat. Ein Bus bringt uns auf den nächsten Hügel zu einem griechischen Theater aus dem 3. Jh., das im Sommer noch regelmäßig bespielt wird. Für prominente Gäste gibt es sogar steinerne Lehnen an den steinernen Sitzen. Der Blick ins Land ist wunderschön, und den Blick auf den Gegenhügel mit « meinem » Tempel in der Spätnachmittagssonne würde ich gerne noch länger genießen. Aber der Bus wartet und bringt uns ins Nachtquartier nach Monreale. Ein unvergesslicher Lätare-Sonntag geht zu Ende. »
Montag, 31.03.2014
Nach dem Frühstück sind wir unterwegs nach Monreale, einer alten Klosterstadt oberhalb der "goldenen Muschel" gelegen - eines ehemaligen Zitronenhains am Berghang von Palermo. Bald stehen wir vor einem großen Dom, der von dem Normannenkönig Wilhelm II. im Jahre 1174 gebaut wurde. Das große Bronzetor des Domes an der Westseite ist geschlossen. Eigentlich stellte es den Weg vom Dunklen ins Helle dar - von der Abendseite zum Morgen - mit dem Blick auf den Pantokrator in der Apsis. Der segnende Christus hält in der Hand ein Evangelium, auf dem mit lateinischen Worten steht: "Ich bin das Licht der Welt... (Joh. 8,12). Neben ihm sind große Erzengel und Evangelisten dargestellt. Für die Ausstattung der Kirche hat Wilhelm II. die Fertigkeit der Künstler der damaligen Zeit genutzt - die byzantinischen Meister für die Mosaikbilder (9000 m2) - die arabischen Meister für die geometrischen Muster im Marmorboden und die Streifen und Bänderornamente, für die Säulen die römischen Steinmetze. Die Kirche ist "Maria Himmelfahrt" geweiht. Die Mosaike zeigen in großen Bildern Szenen aus dem Alten Testament (Genesis) und die Heilungs- und Passionsgeschichten aus dem Neuen Testament. Die Apsis selber ist der älteste Teil der Kirche, die ursprünglich als Gebets- und Begräbnisstätte gebaut wurde - aber auch zur Repräsentation. Im Seitenschiff stehen die großen Sarkophage der Normannenkönige Wilhelm I. und Wilhelm II. und ihrer Ehefrauen. Neben dem Dom liegt der Kreuzgang des ehemaligen Klosters mit einer Seitenlänge von 47 m und vielen unterschiedlich gestalteten Marmorsäulen - glatt - gedreht - künstlerisch behauen oder mit Mosaik verziert. Sie zeigen auch die Symbole der vier Elemente - Luft - Wasser - Feuer - Erde. Jedes Kapitell ist anders - romanische Kunst mit Menschen und Bibelszenen, Akanthusblättern und Tieren.
Weiter ging die Fahrt in die Stadt Palermo. Sie ist nur 8 km entfernt. Auf der einen Seite liegt eine Bergkette wie eine Krone um Palermo, ein Sumpfgebiet dazwischen wurde von den Arabern durch unterirdische Kanäle trocken gelegt. Der Monte Pellegrino - nur 600 m hoch - liegt am Rande Palermos mit einer Wallfahrtskapelle und dem Grab der Heiligen Rosalia. Sie hat dort im 12. Jahrhundert als Einsiedlerin gelebt. 1624 ist sie den Menschen einer Novelle nach während einer Pestepidemie erschienen und hat ihnen geholfen. Am 14. Juli ist in jedem Jahr eine große Dankprozession für sie.
Palermo ist die Hauptstadt Siziliens mit ca. 1 Million Einwohnern und einem eigenen Parlament, das alle 5 Jahre neu gewählt wird und sich viel Unabhängigkeit von Rom vorbehalten hat. Das Parlament tagt im alten Normannenpalast, der 1130 als Königspalast erbaut wurde und von vielen späteren Generationen vergrößert und verändert wurde
Im Innern befindet sich die Cappella Palatina, die von Roger II. 1132 erbaut wurde - Vorbild des Domes von Monreale - auch hier als gotische dreischiffige Kirche gebaut mit vielen Mosaiken der Bilder aus dem Alten und dem Neuen Testament, den Säulen und dem segnenden Christus in der byzantinischen Apsis- -arabische Arabesken finden sich an den Wänden.
In der Nähe liegt die Kirche St.Johann, der Eremit - im 12. Jahrhundert erbaut - an der Stelle einer Moschee aus dem 10. Jh. - mit fünf roten Kuppeln und Fenstern, die einen leichten Spitzbogen haben - einem kleinen Kreuzgang und Bäumen aus verschiedenen Ländern. Hier in dieser kleinen Kirche halten wir unsere Kurzandacht.
Die Kathedrale wurde 1185 erbaut und in vielen Jahrhunderten verändert, auch sie steht auf einer ehemaligen Moschee, die ihrerseits eine frühchristliche Basilika als Ursprung hatte. Sie steht an der ältesten Straße von Palermo, dem heutigen Corso Vittorio Emanuele. Im 18. Jahrhundert wurde die Kathedrale barockisiert und mit einer großen Kuppel versehen und um 1800 wurden kleine Kuppeln in den Seitenschiffen hinzugefügt, um mehr Helligkeit zu bekommen. In einer Seitenkapelle stehen die Normannen- und die Staufergräber von Friedrich II. und seinen Eltern und anderer Stelle in einer silbernen Urne die Reliquien der Heiligen Rosalia. Im Hauptschiff der Kirche gibt es eine astronomische Sonnenuhr - durch eine kleine Öffnung in der Decke fällt einmal am Tage das Licht auf eine bestimmte Stelle am Fußboden auf ein Sternzeichen des Monats.
Zwei kleine Kirchen liegen fast nebeneinander - Die Kirche La Martorana, sie wurde ursprünglich 1143 im normannischen Stil von einem Admiral erbaut und später von außen barockisiert. In ihr hängt ein Mosaik, auf dem Roger II. von Christus gekrönt wird - das missfiel dem damaligen Papst und er exkommunizierte die Normannen.
Daneben steht die quadratische Kirche San Cataldo - auch aus dem 12. Jahrhundert mit drei arabischen roten Kuppeln. Im Innern findet man noch ein paar arabische Schriften und Fresken - auch diese Kirche wurde von einem Admiral erbaut - hierzu gehörte früher ein Nonnenkloster. In alter Zeit gab es in Palermo 300 Moscheen, die dann in 300 Kirchen verwandelt wurden, daher überall kleine Reste von den Vorgängerbauten.
Palermo hat flächenmäßig die größte Altstadt Europas mit vielen Gewürz-, Obst- und Gemüseständen. Es ist die 5. größte Stadt Italiens, große Adelspaläste verbreiten einen etwas musealen Charme. Als Abschluss des Tages und einer ausführlichen Freizeit in der Nähe des Teatro Massimo erleben wir die Aufführung eines Puppentheaters der Familie Arigento - 1893 gegründet - im 17. und 18. Jahrhundert erzählten die Spieler mit ihren Stabpuppen als Straßentheater die Geschichten der damaligen Welt. Heute geht das Handwerk verloren und existiert nur noch als Familienbetrieb in kleinem Maße für die Touristen.
Dienstag, 01.04.14
Ein fröhlicher Gesang am Bus vor dem Einsteigen vertreibt meine Sorgen wegen des Lufthansa-Streiks, der eine unbeschwerte Rückreise unserer Gruppe in Schwierigkeiten bringen kann. Die Sonne strahlt und verspricht eine wunderschöne 350 km lange Fahrt auf der Autobahn an der Küste entlang bis Taormina.
Unser erstes Ziel ist Cefalú, ein hübsches Städtchen, geschützt von einem eindrucksvollen 150 m hohen Felsen, auf dem noch Ruinen eines antiken Heiligtums zu finden sind. Roger II ließ den Ort wieder aufbauen, nachdem das ehemals arabische Fischerdorf bei der Eroberung durch die Normannen zerstört worden war. Wir sehen in der reizvollen Altstadt noch eine arabische funktionsfähige Wäscherei, bevor wir auf einer Terrasse über dem Meer den Gedichten lauschen, die uns eine Reisegefährtin bei einer bewegenden Andacht vorträgt.
Weiter geht es am Hafen vorbei zum Dom, dem frühesten normannischen Bauwerk auf Sizilien (1130 begonnen), das Roger als Mausoleum für die königliche Familie gedacht hatte, leider konnte es nicht fertig gestellt werden.
Hoch über der Altstadt ragt das eindrucksvolle Gebäude, das mit seinen Doppeltürmen und den Blendarkaden schon die Architektur der folgenden normannischen Bauwerke erkennen lässt. Das schmuckarme romanische Kirchenschiff lenkt einen mit Macht zur Apsis hin, wo uns wieder das herrliche Mosaik des segnenden Christus als Weltenherrscher in den Bann zieht. Seine gütigen Augen verfolgen einen in allen Richtungen und lassen die barocke Auskleidung des Chores vergessen. Die ehemals barocke Ausstattung des ganzen Kirchenschiffs hat man (glücklicherweise) wieder entfernt, sodass die Säulen und die Kapitelle aus Nordafrika erneut zur Geltung kommen.
Die Sarkophage der königlichen Familie ließ Friedrich II. in den Dom von Palermo bringen, wo wir sie neben seinem kaiserlichen Sarkophag sahen.
Unsere Fahrt geht durch zahlreiche Tunnel und über hohe Brücken vorbei an reizvollen Uferlandschaften bis vor Messina, wo wir Vulcano, eine der Liparischen Inseln sehen können. Domenica erzählt uns von den Schwierigkeiten, die lange geplante Brücke zwischen Kalabrien und Sizilien (den antiken Skylla und Charybdis), endlich zu vollenden, was für die Entwicklung der Insel von großem Vorteil wäre. Aber politische Interessen würden wohl die technischen Probleme überlagern.
An Messina vorbei, das in der Geschichte durch Krankheiten, gewaltige Erdbeben und Kriegsschäden oftmals nahezu zerstört wurde, kommen wir zu dem Ziel unseres heutigen Tages: Taormina, das auf einem Kalkfelsen erbaut wurde.
Schon in der Vorgeschichte war diese Stadt von den Sikulern besiedelt, später bauten die Griechen eine uneinnehmbare Inselfeste aus, danach wurde sie durch den Parteienkampf der Römer zerstört und gewann erst durch die Byzantiner wieder kurzfristig zentrale Bedeutung, bis sie endgültig von den Handelswegen abgeschlossen wurde und damit zu einem Dorf schrumpfte.
Ende des 18. Jahrhunderts war es der deutsche Baron von Gloeden, der den Ort „wieder zum Leben erweckte“, indem er die Schönheit dieses Ortes entdeckte. In dem Dumont-Führer steht: „Das Landschaftsbild, das sich von Taormina aus bietet, ist in seiner Schönheit schwer zu übertreffen“. Wir gehen mit Domenica durch den lebhaften Ort, erhalten im Info-Zentrum, das im Palazzo Corvaria untergebracht wurde, Infomaterial für die sich aus dem Streik ergebenden uns nun zugesprochenen zwei Verlängerungstage, und gehen dann mit dem Touristenstrom zum antiken Theater, dem berühmtesten Bauwerk Taorminas.
Domenica führt uns zunächst durch das Proscenium, zwei große Räume, deren erhöhte Wände vor der Arena von den Römern erbaut worden waren und die genutzt wurden, um den Zuschauerraum mit Tüchern zu bedecken. Weiter steigen wir außerhalb des Baues auf die Höhe der obersten Sitzreihen hinauf, sehen den Gang für die Tiere und den Wandelgang für die Theaterbesucher. Hier oben macht uns Domenica die fantastische Lage des Ortes in der eindrucksvollen Bergwelt und der Nähe zum Meer deutlich.
Wir nehmen Platz auf den oberen Sitzreihen des Theaters und können den Ausspruch Goethes nachvollziehen, der es als das schönste Theater der Welt bezeichnete. Eine römische Schaufassade mit Nischen und Säulenstellungen schließt die Arena nach hinten hin ab, lässt jedoch einen großen Spalt frei für den Ausblick auf die Stadt und die Landschaft, die bei gutem Wetter den Blick zum Ätna frei gibt. Die Schaufassade erklärt den Bau trotz der in den Hang eingebauten Zuschauerränge als römisches Theater, da die rein griechischen Theaterbauten, wie wir in Syrakus und Segesta gesehen haben, den Blick in die Ferne ermöglichen. Wir genießen die Atmosphäre dieses Baus und hören gern die Beschreibungen aus vergangener Zeit, die uns eine Reiseteilnehmerin vorliest.
Den Gang durch die Stadt können wir schon allein bewältigen (sofern unsere Kräfte reichen), nachdem uns Domenica bereits lohnende Ausflugsziele für die kommenden zwei Tage empfohlen hat, die wir dann je nach Lust und Laune durchführen können Zunächst aber gesellt sich Domenica nach der Freizeit wieder zu uns, als unser Bus bereit steht, um uns zu unserem Hotel in Giardini Naxos zu bringen. Zu unserer großen Überraschung, wird sie von einer großen Frau begleitet, die sie uns als ihre Mutter vorstellt. Als junges Mädchen war diese Hannoveranerin nach Sizilien gereist, um das Grab ihres gefallenen Bruders aufzusuchen. Hier in Taormina wurde sie von einem jungen Sizilianer angesprochen, ob sie sich vorstellen könne, für immer auf dieser schönen Insel zu bleiben. Das Wunder begann: Sie war von ihm genauso begeistert wie er von ihr und nach wenigen Monaten wurden sie ein Paar. Als sichtbares Zeichen für eine glückliche Verbindung steht Domenica vor uns, die auch noch einen Bruder und einige Neffen hat. Domenicas Vater, der mutige junge Sizilianer ist leider vor einigen Jahren verstorben.
Mittwoch, 2. April 2014
Signora Etna Umrundung des Parco Dell’Etna mit Fahrt zur Station Refugio Sapienza (Etna-Süd)
Um 8 Uhr ging es dann mit unserem Busfahrer Nino und unserer sizilianischen Reiseleiterin Domenica los, den Ätna, den größten aktiven Vulkan Europas, auch Mongibello genannt, und seine Umgebung zu erkunden.
„Signora Etna“ nennt Domenica den Berg aus Respekt; Nino nennt ihn „Mamma Etna“. Domenica erzählte, dass Signora Etna zur Zeit 3330 Meter hoch ist. Vier Hauptkrater sind aktiv; mehr als 200 Nebenkrater gibt es.
Vor etwa einer Million Jahren ist der Ätna in einer Meeresbucht entstanden. Seit der Antike sind zahlreiche Ätna-Ausbrüche überliefert. Die stärksten waren 475 v. Chr., 396 v. Chr., 36 v. Chr., 1329 und 1669. 1669 floss die Lava bis Catania und begrub die halbe Stadt unter sich. 1983 bewegten sich die Lavamassen auf Nicolosi zu; 1992 auf Zafferana Etnea. 2002/2003 wurde das Tourismus-Zentrum Etna-Nord samt Skiliften, Restaurants und Hotels von Lavamassen begraben.1971 entstand ein Südostkrater, der 2011 viele Aschewolken bis nach Catania schickte. Auch im Frühjahr 2013 gab es Ausbrüche mit Lavaströmen.
Domenica hatte schon auf unserer Fahrt nach Taormina von einem einstündigen Lava-„Hagel“-Schauer im November 2013 berichtet, den sie miterlebt hatte und als „grauselig“ bezeichnete. Überall in Taormina und Umgebung sehen wir auf den Straßen und in der Landschaft noch die Lavakörner liegen.
Die Etna-Umgebung gehört zu den wasserreichsten, fruchtbarsten und deswegen am dichtesten besiedelten Gebieten Siziliens. Die ständige Gefahr einer Eruption oder eines Erdbebens hat die Menschen nie abgeschreckt, am Ätna zu siedeln, denn vulkanische Erde ist sehr fruchtbar. Es dauert allerdings 200 Jahre, bis von Lava überströmter Boden wieder genutzt werden kann. Bis zu einer Höhe von etwa 500 Metern überwiegt Gemüseanbau. Zwischen 500 und etwa 1300 Metern findet man Orangen- und Zitronenbäume, Mandelbäume und Haselnusssträucher und auch Pistazienbäume. Auch Wein wird am Ätna angebaut und gekeltert. Oberhalb von etwa 1100 Metern gibt es bis zur Baumgrenze auf etwa 1900 Metern unter anderem erst Kastanienbäume und Steineichen, dann Buchen und Birken. Doch immer wieder tauchen in der Landschaft „Felder“ von Lavagestein auf.
In Randazzo stiegen wir für ein Stück unseres Weges in die Schmalspurbahn „Ferrovia Circumetnea“ ein. Vorher war noch Zeit für eine „passeggiata“ durch die Altstadt des Ortes mit seinen Kirchen (Kathedralen) und seinen Häusern aus Lavagestein.
Obwohl immer wieder von den Vulkanausbrüchen bedroht, erreichte die Lava den Ort nie.
Mit dem Zug ging es von Randazzo dann auf einer gut einstündigen Fahrt über Bronte nach Adrano. Wir hatten eine wunderbare Aussicht auf Signora Etna, die Lavamassen, auf kahle Pistazien- und grüne Mandelbäume und ins Tal.
Nino fuhr uns von Adrano aus zur „Frantoio Oleario“ (Ölmühle) Consoli von Adrano.
Der Familienbetrieb „Azienda Consoli“ besteht seit 1960. Er wird beliefert von den Oliven-Bauern der Umgebung, die sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben. Die Ernte der Oliven erfolgt ab September. Für einen Liter Öl benötigt man 7 bis 10 kg Oliven. Nach EU-Vorschrift darf für als „kalt gepresst“ bezeichnetes Öl die Temperatur von 27° C. nicht überschritten werden.
Von Signora Consoli und ihrer Tochter wurden uns in der Lagerhalle als Kostproben
in Olivenöl getauchte Weißbrotscheiben und auf verschiedene Art eingelegte Oliven angeboten.
Weiter ging es in Richtung der Ortschaft Nicolosi (700 Meter hoch), die mehrfach von Erdbeben und Ätna-Ausbrüchen zerstört wurde, und von dort hinauf zum Rifugio Sapienza auf mehr als 1900 Metern Höhe. Einige von uns blieben an dieser Basis-Station mit Blick auf
einen der „Crateri Silvestri“. Andere fuhren mit der Seilbahn, der „Funivia Dell‘Etna“, hinauf zur Station „La Montagnola“ in 2500 Metern Höhe. Auch diese Seilbahn wurde durch Aktivitäten des Vulkans mehrfach zerstört und wieder aufgebaut.
Oben erwarteten uns noch teilweise mit Schnee bedeckte Lava-Hänge, Tauwasserbäche und eine herrliche Sicht nach oben und unten. Einige genossen einen Cappuccino auf der Aussichtsterrasse. Am Bus erwartete uns Nino dann später mit einer großen Flasche Rotwein, von dem er jedem einen Becher einschenkte.
Nino brachte uns auch an diesem Tag voller neuer Eindrücke sicher zum Hotel zurück, wo wir etwa um 18 Uhr ankamen. Nun mussten wir nach einer Woche voll von zahlreichen schönen Erlebnissen mit herzlichem Dank von ihm und Domenica Abschied nehmen.
Um 19 Uhr erwartete uns das Abendessen: Gnocchi mit Käsesauce, danach Truthahnragout mit Kartoffeln und gratiniertem Blumenkohl und dann ein Dessert.“
Vom Balkon einer Mitreisenden aus bestaunten einige von uns dann noch den Feuerschein auf dem Ätna-Gipfel.>
Donnerstag den 03.04.2014
Wegen des Pilotenstreiks können wir erst zwei Tage später nach Deutschland zurückfahren. Die anfängliche Unsicherheit der Mitreisenden, wie man denn die Freizeit gestalten könne, legt sich bald, als wir erfahren, dass wir in unserem schönen Hotel in Giardini Naxos bleiben können. Die zwei zusätzlichen Tage werden wir gut nutzen.
Von unserem Ort Giardini Naxos bis Taormina fährt der Bus eine halbe Stunde. Geplant ist ein zusätzlicher Ausflug nach Taormina und am Freitag möchten wir eine kleine Wanderung von Castelmola nach Taormina anbieten. Alles ist gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen.
Jeder kann also seinen Tag gestalten wie er möchte und alle nehmen diesen Gedanken freudig auf. Wie von uns angedacht, fahren wir um 10.00 Uhr mit dem Bus nach Taormina. Sonniges Wetter und erwartungsfreudige Mitreisende begleiten uns. Nach einer halben Stunde erreichen wir das Busterminal. Geschäftiges Treiben in der Fußgängerzone von Taormina, das Leben findet hier auf den Straßen statt. Teure Geschäfte wechseln sich mit Kitschläden ab, für jeden ist etwas dabei. Wir schauen rechts und links in die Schaufenster und kaufen auch das Eine oder Andere.
Taormina hat einen bezaubernden, botanischen Garten. Exotische Bäume, exakt gestutzte Hecken, eine kleine Kakteensammlung und einen schönen Blick auf die Bucht bis Giardini Naxos. Wir sind sehr begeistert, verweilen in diesem Garten und genießen die Sonne. Die Gruppe teilt sich. Einige wollen bald zurück fahren, die anderen bleiben noch in Taormina.
In Giardini Naxos gibt es einen sehenswerten, archäologischen Park, die Ausgrabungsstätten auf Naxos, wo die ersten griechischen Siedler aus Euböa gesiedelt hatten. Eine kleine Gruppe unter der Leitung von Helga besucht diese Ausgrabung.
Vor dem Abendessen treffen wir uns im Garten des Hotels, trinken einen Marsala zusammen und singen. Viele gute Sänger sind in unserer Gruppe. Ein gelungener Tag geht zu Ende.>
Freitag den 04.04.2014
Ausflug nach Castelmola.
Wieder fahren wir mit dem Bus bis zum Terminal. Von dort geht es weiter bis Castelmola. Ein kleiner, pittoresker Ort auf einer Bergspitze oberhalb von Taormina. Gegen 12.00 Uhr erreichen wir unser Ziel. Leider hat es angefangen zu nieseln. Castelmola hat einen hübschen Ortskern, kleine verwinkelte Gassen und einen traumhaften Blick auf Taormina.
Der Einstieg unserer Wanderung ist schnell gefunden. Viele Natursteinstufen führen nach unten, die mit Lavasteinchen bedeckt sind. Das macht den Abstieg rutschig und alle müssen sehr aufpassen. Immer am Hang entlang durch die schöne, mediterrane Landschaft, begleitet vom Konzert der Vögel und den bunten Blumen am Wegrand erreichen wir nach einer guten Stunde Taormina. Als Belohnung gönnen wir uns ein leckeres Eis.
Der botanische Garten zieht uns magisch an. Mit den letzten Strahlen der Sonne genießen wir einfach diese schöne, friedliche Atmosphäre. Dann fahren wir mit dem Bus zurück.
Vor dem Abendessen nehmen wir einen kleinen Aperitif im Garten. Das gemeinsame Singen macht wieder Spaß.
Die Küche unseres Hotels hat sich heute beim Abendessen selbst übertroffen. Canneloni mit Füllung, Jägerhähnchen mit Beilage und zum Abschluss Eis, wie auf dem Traumschiff mit brennender Wunderkerze serviert. Sehr satt machen wir noch einen Verdauungspaziergang.
Sonnabend den 05.04.2014
Die Piloten streiken nicht mehr und es beginnt die Heimreise.
Heute ist Sonnabendsmarkt in Giardini Naxos. Es regnet etwas, das beeinträchtigt das Marktvergnügen und auch der Schirm behindert die Sicht auf die Stände. Italienische Märkte sind vielfältig und bunt. Bekleidung, Schuhe, Obst und Gemüse aber auch Second-Hand-Bekleidung wird auf dem Markt angeboten. Die Stände mit gebrauchter Kleidung sind von wühlenden Frauen belagert. Man merkt, dass den Italienern das Geld fehlt. Kurz vor Verlassen des Marktes habe ich noch eine praktische Tasche erworben. Prima Kauf.
Antonio holt uns um 12.00 Uhr mit dem Bus ab, um uns nach Catania zu bringen. Es ist eine gute Stunde Fahrt auf der Autobahn. Die Reiseleitung vor Ort hilft uns bei der Abfertigung am Schalter. Wir haben einen Direktflug bis Hannover. Alles geht ohne Probleme. In Hannover wartet Herr Just mit dem Reisebus und bringt uns nach Braunschweig.
Eine schöne und ereignisreiche Reise geht zu Ende.