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Unterwegs in Andalusien - Spuren eines reichhaltigen Erbes

Reisebericht und Tagebuch einer Gemeindereise, Kulturreise nach Andalusien

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Andalusien - Dies Land ist eine Jungfrau. Die Gewänder rings mit Frühlingsblumen bunt bestickt. Der Himmel liebt sie heiss, wie ein Andalusien - Verschwender, der sie mit seinen Gaben reich beglückt. Die Blitze sind der Schlag von seinem Herzen und seine Tränen spenden warmen Regen. Sie aber lächelt dir aus tausend Blütenkerzen  frisch verliebt entgegen. Ibn Sara 109
Das Paradies - Das Paradies liegt in Al Andalus. Seine Tage sind wie Lächeln. Und die Nächte, sie runden sich wie Lippen, dir zum Kuss. Ein jeder Duft ist eine Liebesflechte, wie sehne ich mich nach Al Andalus.

12Männer und 22 Frauenbrechen auf, die Schätze Andalusiens zu schauen.Dürstend nachWärme und Sonne,folgen sie ihrem Pfarrer ins Land der Wonne,wo Regen tropftvom Himmel,dem grauen!

Unsere sympathische Reiseführerin mit deutschen Wurzeln Nicola überzeugt mit fundierten Kenntnissen und bringt uns ihre Wahlheimat auf kompetente Art und Weise näher. Sie wird auch nicht müde, uns zu schildern, wie heiss es in Andalusien sein könnte, während wir uns in warme Pullis, bzw. Regenjacken hüllen und davon träumen, ihr „Heizöfeli“ umarmen zu dürfen ;-)

Alejandro: Sicherer ruhiger Fahrer mit anfänglichem Hang zu „abenteuerlichen Irrwegen“. „Böse Zungen“ aus dem Raume Utzigen (CH) behaupten gar, in Jerez de la Frontera habe er das Bus-Navi wahrscheinlich auf Fussgänger eingestellt ;-) Alejandro fährt uns von Torremolinos bis Jaen,

1. Tag:
Das war mal wieder so eine Nacht, wie gewohnt vor einer Abreise mit den lieben Stettlern. Aufschrecken, auf den Wecker sehen, Hustenpillen eingepackt? Aufstehen, nachsehen, ja, doch, weiterschlafen usw. – bis man endlich wirklich aufstehen darf und es losgeht!

Wir stehen oben an der Rolltreppe zur Halle 1, auf anderer Route gekommen, warten gespannt auf die Stettler. Kom- men sie wohl bald, ist doch schon Zeit? Was, wenn der Zug …..Aber da tauchen die meist schon vertrau- ten Gesichter auf, wie schön, von jetzt an geben wir alles „gsorget“ und trotten sehr behütet einfach mit. Wunderbar!

Ausser, dass bei Theo das Steinpilzmesserchen (5 cm lang) beanstandet wird, läuft der Flug, kleine Quiche und Getränk inklusive, ganz angenehm ab. So nun aussteigen in die spanische Sonne, sie scheint ja wirklich, aber Jacke anbehalten ist angesagt. Kommt schon noch, die Wärme, klar. Immerhin ist jetzt erst der erste schöne Tag nach drei Wochen Regen. Es begrüsst uns Nicola, die uns auf der ganzen Reise eine sehr umsichtige und kompetente Führerin sein wird. Auf geht’s in den Bus. Der ist sehr eng, aber das ist halt so ein Stadtbus, kommt schon besser!

Malagas langgezogener Strand vermittelt eine erste südliche Impression. Der Strand ist sehr grosszügig, aufgeschüttet, dem Meer abgerungen, auch der wundervolle, tropische Park, die Gärten von „Puerta Oscura“ und die Alcazaba (= maurische Festung). Wir machen eine erste Fotopause am Hafen. Er kann die grössten Kreuzfahrtschiffe aufnehmen, auch schon mal die Queen Mary. Malaga ist die zweitgrösste Stadt Andalusiens.

Wir fahren zu einem weiteren Aussichtspunkt aufwärts. Auf dem Gipfel der Anhöhe kann man das Meer, die Stadt, die Stierkampfarena, das Vergnügungsviertel mit dem Riesenrad, Teile der Burg Gibralfaro sehen. Wieder unten am Strand beginnt eine Stadtwanderung. Exotische Eindrücke vermitteln schon mal die grünen Aras in den Palmen, die Düfte der Zitrusblüten, orange leuchtende Naranjas, die riesigen Gummibäume.

An der Kathedrale erwartet uns der erste spanische Führer. Sein Deutsch perlt und brodelt ganz in rasant spanischer Manier daher, man gewöhnt sich dran. Die Kathedrale, genannt die „Einarmige“, wurde, nach Segnung der bestehenden Moschee! auf deren Grundriss auf- und weitergebaut, ab 1488. Wir betrachten Renaissancestil und Barock, ganz aus Steinen, Marmor und Jaspis aus der Provinz. Und Edelhölzer im Chorgestühl und Gold ….

Wir schicken an unsern Enkel ein Foto von einer der imposanten Seitenkapellen ganz in Gold gehalten mit der provozierenden Frage, was wohl der liebe Gott mit den Tonnen Gold anfangen sollte. Antwort: „Aber, er hat sich doch darüber gefreut, meinst du nicht?“

Aber das war ja erst der Anfang in Sachen Gold auf unserer Reise. Auf dem weiteren Spaziergang begegnen wir den Themen

  • Paradores = Hotelketten, die Hotels in historisch wertvollen Gebäuden führen.
  • Flamencoschule und Theater
  • Hammam (wäre auch was für uns gewesen, so zur Erholung!)
  • Das Geburtshaus des Wunderkindes Pablo Ruiz Picasso, seine Bronzestatue auf dem Plaza de la Merced erinnert uns an ihn. Der Besuch des Museums wird uns an dem Tag allerdings zu viel.
  • Gerom - die Römer haben in grossen Steinwannen in der Erde Fisch mit Salz angesetzt, das ergab offenbar eine Gourmetpaste, die hoch gehandelt wurde.

Der Bus führt uns nun zu unserem schönen Hotel am Meer in Torremolinos. Schnell noch ein kleines Schnuppern am gepflegten Strand, dann tolles Nachtessen mit Ausblick auf Palmen, Mauersegler und Meer.

2. Tag:
Gut geschlafen und gut gefrühstückt. Sonne und Wolken wechseln sich ab. Es könnte losgehen. Die Abfahrt verzögert sich, der Kofferservice funktioniert nicht. 08.46 Uhr, completto - ¡vamos! Nicola begrüsst uns herzlich zur Fahrt nach Ronda, durch die weissen Dörfer, nach El Puerto de Santa Maria am Atlan- tik, mit dem Ziel Jerez de la Frontera.

Christoph hat für jeden Tag passende Gedichte und Zitate gesucht, - heute u.a. von Pablo Picasso: „Es gibt den Maler der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, und es gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne macht.“ Schön ist die Legende vom Stier, welcher sich in den Mond verliebt … Als sie vonei- nander Abschied nehmen müssen, fallen die Tränen des Mondes zu Boden. So ent- standen die weissen Dörfer. Wir fahren der Costa del Sol entlang, zum Teil im Schneckentempo. Es hat Stau. Nicola gibt uns erste Informationen zu Land und Leuten, Briefmarken, Banken, Vorsicht Diebe, Tapas (Deckel), Bars, Zahlungsmodalitäten in Restaurants, Klima (das Leben wird dem Wetter angepasst), «Zigeuner» (Handleserinnen), weisse Dörfer (Sonne reflektieren), Pinsapo (Spanische Tanne, endemisch).

Langsam fahren wir ins Bergland, Richtung Ronda. Dunkle Wolken sind in Sicht. Es beginnt leicht zu regnen. Eine felsige Gegend mit Bäumen, Sträuchern, Mimosen, Schafen. Zu dieser Jahreszeit ist es grün, vor allem dieses Jahr, nach dem vielen Regen der letzten Wochen. Ronda lebt vom Tourismus, von Land- und Viehwirtschaft.

In Ronda fahren wir zum Busbahnhof. Vor dem Rundgang ist eine «hydraulische Pause» angesagt. Es treffen noch mehr Busse ein. Vor den aseos stehen die Touristen Schlange. Entweder um den Obolus für die Benutzung zu entrichten oder um Gepäck zu deponieren. Alles am gleichen «Guichet».

Wir werden von unserer Ortsführerin er- wartet. Sie zeigt uns die dreibogige Brücke Puente Nuevo, gleich daneben der Parador (spanische Hotelkette im Staatseigentum, oft historische Bausub- stanz). Wunderbarer Blick in die tiefe Schlucht des Guadalevin und ins grüne Umland. Schön wäre es, die Brücke von unten zu fotografieren. Weiter geht’s durch die Altstadt, vorbei am Placa A Los Viajeros Romanticos (Keramikwandbild), an Herrschaftshäusern zur Kirche Santa Maria la Mayor, welche ursprünglich eine Moschee war. Interessant sind die Balkone an der Vorderseite (für den Adel). Im Innern gibt’s heute infolge Reparaturarbeiten leider kein Licht. Ob es wohl morgen besser wäre? Mit der Zeit gewöhnen sich unsere Augen an die Dunkelheit. Besonders eindrücklich sind der Altar, der Leuchter mit 87'000 Kristallperlen aus Murano Glas, der Chor sowie die Semana-Santa Ikonen, welche nach den Oster- Prozessionen vor unseren Augen frisch eingekleidet werden. Wir staunen… und sin- gen zwei Lieder.

Neben der Kirche befindet sich das Rathaus (Ayuntamiento). Weiter geht es zur Stierkampfarena (Plaza de Toros de Ronda). Sie hat einen Durchmesser von 66 m, bietet Platz für ca. 6'000 Zuschauer und ist die älteste Arena Spaniens, wo die farbenblinden Stiere, Matadores, Toreros und Picadores aufeinandertreffen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, mitten in der Arena zu stehen. Das Kinderbuch „Ferdinand, der Stier“ kommt einem in den Sinn. 40 % der Spanier sind gegen Stierkämpfe, welche jedoch wirtschaftlich ein gewichtiger Faktor sind.

Es gibt eine kleine Mittagspause. Als 7er-Grüppchen machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Lokal. Wir sind wählerisch. Der Patrón vom „El Portón“ ist geschäftstüchtig. Sein kleines Lokal ist beinahe voll, trotzdem schiebt er Tische zusammen, damit wir Platz nehmen können. Mehr Leute gehen nicht mehr rein. Im Lokal hat es spanische Gäste, ein gutes Zeichen. Die Tapas und der Café solo sind gut.

Weiter geht’s mit dem Bus, entlang der Ruta de los Pueblos Blancos, vorbei an Olvera und Villamartin. Wir machen einen kurzen Fotohalt, mit Blick auf Arcos de la Frontera (Hauptort der weissen Dörfer) und die grosse Ebene.

Marianne verteilt das von Peter und ihr zusammengestellte Liederbuch der diesjährigen Reise. Von Zeit zu Zeit werden wir singen.

Wir nähern uns dem Sherry-Dreieck El Puerto de Santa Maria / Sanlúcar de Barrameda / Jerez de la Frontera. Nur Likörweine, die in einer dieser drei Städte produziert werden, dürfen die Herkunftsbezeichnung Sherry tragen. Nicola macht, im Hinblick auf die morgige Weinprobe, eine Einführung in die Thematik – Sorten (z. B. Fino, Manzanilla, Amontillado, Oloroso, Pedro Ximénez), Herstellung (Florhefe, Solera-Verfahren).

Kurz vor El Puerto de Santa Maria sehen wir grosse Windanlagen, Störche, Fischreiher, Flamingos, Salzwiesen. Wir besichtigen den Hafen. So schön habe ich mir das Hafengebiet nicht vorgestellt. Hier ist Osborne-Sherry zuhause, derjenige mit dem Toro-Symbol (für den Brandy «Veterano»).

Wir haben viel gesehen. Eine hydraulische Pause und etwas zu trinken tun Not – und wird uns gewährt. In der Altstadt sieht man sich wieder in der Cafeteria / Churreria. Doch, was sollen die zwei Wasserklosetts nebeneinander in einem Kabäuschen? Wer geht da wohl zu zweit zur Latrine? Für einige ist’s ein Fotosujet.

Auf unserem Spaziergang geht es weiter zum Castillo de San Marcos. Dieses Bauwerk ist ebenso eindrücklich wie die Iglesia Mayor Prioral. Auf beiden Bauwerken haben Störche ihre Nester gebaut. Wen wundert’s, auch in dieser Stadt gibt es einen Plaza de Toros. Wer hätte gedacht, dass dieser Ort, vom welchem Christoph Kolumbus (Christóbal Colón) zu seiner zweiten Reise nach Amerika aufgebrochen ist, sehenswert ist.

Um 19.45 Uhr fährt Alejandro Richtung Jerez de la Frontera. Einmal falsch abgebogen, und schon fahren wir einen „kleineren“ Umweg bis zur nächsten Ab- und Auf- fahrt. Wir nehmen es gelassen, schliesslich können wir sitzen und die Gegend geniessen. Trotzdem, - unsere Mägen knurren, besonders bei denjenigen, welche am Mittag nur ein halbes Sandwich gegessen haben. Die Zufahrt zum Hotel „Soho Boutique Jerez“ ist nicht einfach. Vermutlich ist das Bus-GPS für Fussgänger eingestellt. Unser Chauffeur beweist uns seine Fahrkünste.

Unser schönes Zimmer ist im Nebengebäude. Die Sitzgruppe befindet sich auf der Galerie. Keine Zeit, sie zu nutzen. Wir müssen, so wie wir sind, zum Nachtessen. Der Speisesaal befindet sich im Souterrain, wie so oft in Spanien. Man flüchtet in den heissen Sommermonaten gerne ins kühlere Untergeschoss. Das Essen wird serviert. Zum Abschluss des Tages genehmigen wir einen Fino in der Bar. Müde sinken wir ins Bett und schlafen unverzüglich ein – spätes Nachtessen hin oder her.

3. Tag:
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel „Los Jandalos“ besuchten wir die Sherry-Weinkellerei „Jose Estevez“ in Jerez de la Frontera. Schon der erste Eindruck der ganzen Anlage war überwäl- tigend. Die Gebäude in strahlendem Weiss, die Konturen goldbraun betont, vermitteln Reichtum und Autorität.

So wurden wir auch von der Señora empfangen. Die gebürtige Holländerin mit dem Temperament eines andalusischen Pferdes schilderte uns die Entstehung der Bodega Jose Estevez, welcher als Investor sein, mit „Sand“ verdientes Geld, in diesen Betriebszweig investierte. Dass er noch ein Gestüt und eine Kunstsammlung mit Bil- dern von Picasso und Dali besitzt, sei nur am Rande erwähnt.

Der Sherry Wein ist eine geschützte Marke und darf seit dem 1.1.1996 nur noch in dem Anbaudreieck San Puerto di St. Maria – Jerez – Sanlucar de Barrameda angebaut werden. Für die Kelterung des Weines werden die Rebsorten Polamino-Fino, Pedro Ximénez und Moscatel verwendet. Je nach dem Endprodukt sind die Anteile sehr unterschiedlich. Der Sherry ist auch nie der Wein eines Jahrgangs, sondern wird immer mit älteren Jahrgängen verschnitten. Das durchschnittliche Alter reicht von mindestens 3 Jahren (Fino) bis zu den V.O.R.S. zertifizierten Weinen von 30 Jahren.

Die Reifung des Weines erfolgt immer in Eichenfässern von ca. 600 Litern, welche aber nie ganz befüllt werden, damit sich eine Hefeschicht, der Flor, bilden kann. In der Bodega befinden sich immer vier Fassreihen übereinander, zuoberst der jüngste und zuunterst der älteste Wein. Die riesigen Hallen werden durch den kühlen Wind des Atlantiks auf natürliche Weise klimatisiert. Die Luftfeuchtigkeit wird mittels einer Vernebelungsanlage automatisch gesteuert. In einer Studie wurde festgestellt, dass klassische Musik eine positive Wirkung auf die Reifung des Weines hat. Somit werden nun die exklusiven Weine sogar mit Musik bezirzt.

Nach dem interessanten Rundgang durfte natürlich die Verkostung nicht fehlen. Uns wurden vier Weintypen vorgestellt:

  • Manzanilla

Manzanilla ist eine besondere Art des Fino, die aus dem Hafenort Sanlúcar de Barrameda stammt. Diese Fino-Variante reift ebenfalls unter Flor und stammt ausschliesslich aus dem Gebiet Sanlúcar de Barrameda. Aufgrund der hier vorherrschenden Atlantikwinde hat der Wein einen typischen, leicht salzigen und oft zartbitteren Geschmack. Der Alkoholgehalt beträgt in der Regel 15 % oder liegt leicht dar- über. Die optimale Trinktemperatur liegt bei 5–7 °C.

  • Amontillado

Diese körperreiche Variante entwickelt sich zunächst mehrere Jahre unter Flor. In diesem Stadium ist der Wein noch ein Fino mit etwa 15,5 % Alkoholgehalt. Der Fino entwickelt sich dann zum Amontillado, wenn durch ein Absterben der Florhefeschicht die Oxidation an der Luft einsetzt. Dieses Absterben kann auf zweierlei Weise geschehen:

  1. schlagartig, durch Hinzugabe von Alkohol auf 16 bis 18 % vol.
  2. allmählich, altersbedingt, meistens nach 10 bis 15 Jahren.

Im letzteren Fall spricht man von einem „echten Amon- tillado“. Die Farbe entwickelt sich je nach Alterung von bernsteinfarbenem Goldton über hellbraun bis hin zu mahagonifarben. Die Übergangsstadien werden als Fino Pasada, Fino-Amontillado und Amontillado-Fino bezeichnet. Das zarte und pikante Aroma erinnert an Haselnüsse und Mandeln. Ein echter Amontillado ist völlig trocken. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 16 und 22 % Vol. Es gibt jedoch auch gesüsste Varianten. Der Name Amontillado bedeutet wörtlich „nach Art de- rer von Montilla“. Die optimale Trinktemperatur liegt bei etwa 12–16 °C, je nach Alter und Süsse.

  • Oloroso

Ein Oloroso entsteht ohne Florschicht unter oxidativem Einfluss. Vom Aroma her ist ein Oloroso kräftiger als ein Fino und in der Regel komplexer als ein Amontillado. Grundsätzlich ist er trocken, bernstein- bis mahagonifarben mit einem duftigen Nussaroma (oloroso = „duftend“). Der Alkoholgehalt eines Oloroso beträgt zwischen 17 und 20 % vol. Neben der trocknen Variante gibt es auch nachgesüsste Sorten.

Die optimale Trinktemperatur liegt hier ebenfalls bei etwa 12–16 °C, je nach Alter und Süsse.

  • Cream

Cream ist in der Regel das Ergebnis eines guten Oloroso und eines natursüssen Weines oder rekti- fiziertem Traubensaftkonzentrats, die miteinander verschnitten werden. Ein Cream sollte dunkelrubin- rot sein und einen Alkoholgehalt von 16 bis 18 % vol. haben. Der Zuckergehalt liegt zwischen 115 und 140 g/l. Für mich persönlich war der Cream der wirkliche Favorit. Mit der Packlimite von 23 kg im Hinterkopf war der Einkauf jedoch eingeschränkt.

 

Besuch der Königlich-Andalusischen Reitschule:

Inmitten der Stadt, in einem wunderschönen Park eingebettet, liegt die königliche Reitschule. Von aussen hatte man es den Gebäuden nicht angesehen, was uns erwartet. Wir wurden durch die blitzblank gescheuerten Ställe geführt, wo uns die stolzen andalusischen Hengste gezeigt wurden.

Die Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre in Jerez de la Frontera ist eine Hofreitschule, an der in Form der Doma Clásica die Klassische Reitkunst praktiziert und gelehrt wird. Auf den Pferden werden Lektionen bis zur „Hohen Schule“ geritten. Dies ist die Dressur-Reitkunst mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Die Reitschule wurde 1973 auf private Initiative hin durch D. Álvaro Domecq Romero, einem Schüler an der Spanischen Hofreitschule in Wien, gegründet. 1987 erfolgte die offizielle Anerken- nung durch den König von Spanien.

Auf der anschliessenden Carfahrt nach Cadiz fuhren wir an Lagunen zur Salzgewinnung vorbei und konnten erste Flamingos entdecken. Nicola informierte uns dabei über die geschichtsträchtige Stadt Cadiz. Hier wurde im März 1812, am Tag des hei- ligen Pepe, die spanische Verfassung verkündet, die für die damaligen Verhältnisse sehr liberal gestaltet wurde. Diese historische Verfassung ist unter dem Namen „La Pepa“ bekannt. Lustigerweise nennen die Cadizer ihre neue grosse Brücke voller Stolz ebenfalls „La Pepa“.

Cadiz gilt als die älteste Stadt der iberischen Halbinsel, gegründet ca. 1100 v. Chr. von den Phöniziern. Sie war eine Handelsmetropole, weil der afrikanische Kontinent sehr nahe ist. Bereits in frühen Zeiten wurde hier das Studium der Gezeiten aufgenommen. Im Atlantik vor Cadiz wurde damals sogar das sagenumwobene Atlantis vermutet. Mit einer Stadtumrundung im Car durften wir ein erstes Mal die schöne Stadt erleben. Im hellen Licht der Costa de la Luz erstrahlte die wunderschöne Alt- stadt. Kein Wunder, dass die Einheimischen diesen Stadtteil „das Silbertässchen von Cadiz„ nennen.

Nach einer kurzen Mittagspause erkundeten wir die Altstadt zu Fuss, sahen das Ge- bäude wo „La Pepa“ verkündet wurde, bestaunten die zweifarbige Kirche, die zwei alten riesigen Gummibäume und genossen den Halt am Sandstrand. Einige liessen es sich natürlich nicht nehmen, kurz die Füsse in den Atlantik zu tauchen! Die Rückfahrt führte uns entlang des Strandes der Neustadt, wo wir wagemutige Wellenreiter auf ihren Surfbrettern beobachten konnten. Über die Autobahn, die durch eine riesige Ebene führte, erreichten wir müde unser Ziel Sevilla.

Doch das Hotel wurde noch nicht angepeilt, denn es hiess: „Aussteigen, Besichtigung der Plaza de España mit dem spanischen Pavillon der ibero-merikanischen Weltausstellung von 1929“. Muss das sein, dachten wohl etliche von uns! Wir waren nämlich schon arg schlapp vom langen Tag. Aber kaum betraten wir die Plaza de España, verflog unsere Müdigkeit, denn die Besichtigung übertraf alle Erwartungen.

Als Sevilla 1929 die ibero-amerikanische Ausstellung durchführte, wurden vorgängig im Maria Luisa Park viele Pavillons errichtet, so auch die riesige Plaza de España von Architekt Anibal Gonzales. Die Plaza umfasst ein halbkreisförmiges Gebäude mit einem Durchmesser von 200 m. Die Form symbolisiert eine Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien. Ausserdem zeigt die Öffnung des Halbkreises in Richtung Fluss, als Zeichen für den Weg, dem man folgen muss, um nach Amerika zu gelangen.

Am Bau der Plaza de España, der bereits 1924 begann, arbeiteten mehr als 1000 Arbeiter gleichzeitig. Die Fläche des Platzes beträgt 50`000 m2, von denen 19`000 m2 bebaut sind. Der Rest ist offen, mit einem imposanten Springbrunnen in der Mitte. Ringsum verläuft ein Kanal mit 4 Brücken, welche die vier alten Königreiche Spaniens symbolisieren. Das Gebäude ist reich versehen mit Klinkern, Keramiken und Marmor. An den Wänden befinden sich 48 bunte Kachelornamente mit Landkarten, historischen Begebenheiten und Stadtwappen. Diese Ornamente stellen die 48 spa- nischen Provinzen dar.

Alle Reiseteilnehmer kehrten zufrieden von der Besichtigung zum Car zurück. Nach einer kurzen Fahrt konnten wir im Hotel „Silken Al-Andalus“ einchecken und ein grosszügiges Buffet geniessen.

Buenos Dias, Amigo, Amor, die spanische Sprache klingt wie Balsam im Ohr. So süss wie die Sprache, so schön auch das Land, an allen Stätten ich Berauschendes vorfand. Ich hoffe, euch geht’s auch so, Señora y Señor.

4. Tag:
Wir reisen von Sevilla zurück nach Jerez de la Frontera und von da aus an die Küste nach Sanlucar de Barrameda. Mit einem kleineren Schiff fahren wir den Fluss Guadalquivir hinauf. Ein bitter kalter Fahrtwind weht uns entgegen. Sofort werden sämtliche, wenn überhaupt vorhande- nen, wärmenden Kleidungsstücke aus den Rucksäcken heraus befördert und ange- zogen, oder man sucht Zuflucht im Passagierraum.

Das mit Sträuchern bewachsene Ufer zieht langsam vorbei, und am Sandstrand sind Möwen und Strandvögel zu sehen. Nach einer halben Stunde legen wir an. Es erwarten uns zwei grüne Geländefahrzeuge mit den Nummern 41 und 44. Wir werden von Nicola in zwei Gruppen aufgeteilt und besteigen die uns zugewiesenen Jeeps. Unsere Gruppe steigt in das Fahrzeug mit der Nummer 44.

Die Fahrt geht los. Wir befahren als Erstes das Trockengebiet, wo verschiedene Wildtiere leben. Erwartungsvoll, die Kameras griffbereit, schauen wir zu den etwas trüben Fenstern hinaus. Bald meldet sich unser Führer per Mikrofon und beginnt mit seinen Erklärungen über Flora und Fauna. Seine Stimme wird mehr oder weniger vom Motorenlärm des Jeeps überlagert und er spricht – Hilfe, nur Spanisch! Zum Glück ist Nicola in unserem Fahrzeug! Nach kurzer Zeit gelingt es ihr, den Redefluss des Fahrers höflich zu stoppen und das Mikrofon zwecks Übersetzung zu übernehmen.

Weniger Glück hat die Gruppe in Jeep 41. Ihr Führer spricht nur spanisch, was nur wenige wirklich verstehen. Je schneller er gefahren sei, desto schneller habe er gesprochen, erzählen sie uns später. Unser Fahrzeug schüttelt und schaukelt uns über einen Sandweg durch lichten Wald, bestehend aus Schirmkiefern, Steineichen, Korkeichen und vorbei an verschiedenen Sträucherarten, blühenden Rosmarinbüschen und der einzigen, in Europa einheimischen Palmenart. Noch hat sich kein Tier blicken lassen.

Doch endlich! Hier, rechts hinten, ein Reh? Ein Hirsch? Das Fahrzeug verlangsamt, alle Köpfe schauen in die gleiche Richtung und es tönt: Klickklick, klick, klickklickklick- es ist ein Damhirsch, der sich entfernt. Da, rechts: Ein kleines Wildschwein spaziert zwischen den Büschen unweit des Weges. Auf der Rückfahrt zum Ausgangspunkt sind an zwei verschiedenen Orten Gruppen von Damhirschen am Wegrand beim Äsen und wir können sie aus dem stillstehenden Fahrzeug gut sehen. Klickklickklick, klickklickklick…Wenn es nur nicht so schnell vorbei wäre! Als Natur- begeisterte beobachte ich neidisch, wie eine Gruppe Touristen mit einem Führer den Wald zu Fuss erkundet.

Für den zweiten Teil der Besichtigung fahren wir zum Dünengürtel. Dem Sandstrand folgend sehen wir, was das Meer an Abfall angespült hat. Der Menge nach zu urteilen, könnte man vermuten, dass schon länger nicht mehr aufgeräumt worden ist. Keineswegs, der Strand würde zweimal pro Woche gesäubert, erklärt unser Führer. Wir sehen im Wasser Menschen in Neoprenanzügen herum waten und etwas vor sich her schieben. Das seien Muschelfischer, erläutert Nicola.

Endlich finden wir den zunächst verpassten Aufgang auf die Dünen und bezwingen mit dem schweren Fahrzeug den sandigen, weichen Boden im zweiten Anlauf. Unsere Mitreisenden erwarten uns schon. Endlich können wir uns in der schön wärmenden Sonne und der Stille der Natur (ohne Motorenlärm) die Beine vertreten. Nicola beschreibt uns dabei das Phänomen „Wanderdüne“.

Enttäuscht stelle ich fest, dass das unser letzter Besichtigungsort ist. Das Feuchtgebiet mit Naturlehrpfaden und Vogelbeobachtungsstationen zu besuchen, ist nicht vorgesehen. Nach kurzer Rückfahrt bringt uns ein kleines Boot über den Guadal- quivir zurück zum Ausgangspunkt. Infolge der fortgeschrittenen Ebbe ist der ur- sprüngliche Landungssteg bereits auf dem Trockenen. Das Mittagessen wird in Gruppen in verschiedenen kleinen Restaurants an der Uferpromenade eingenommen.

Wieder zurück in Sevilla haben wir wegen einer Programmänderung den Nachmittag frei. Hansueli und ich können eine kleine Gruppe für einen Abstecher in die Stadt gewinnen. Wir beabsichtigen, ein spezielles Bauwerk, „La Setas de la Encarnacion“, eine Holzkonstruktion in Form von vier Pilzen, zu besichtigen. Mit zwei Taxis lassen wir uns ins Stadtzentrum bringen. Per Lift gelangt man auf die „Pilze“ und hat eine

wunderbare Aussicht über die Stadt. Bei einem Apéro begiessen wir mit Elisabeth, Erich, Lis, Ruth und Marianne die gelungene Spritztour.

Der Guadalquivir

Wie schön ist dieser Fluss! Ich nahe seinen hellen Gewässern lieber als den Lippen schöner Frauen.

Er ist ein Armband, das auf grünen Auen die Blumen weiss wie Sternenmilch umquellen.

Dann wird er flach wie eine Silberschale,

die du zur Schau gelegt auf bunte Festgewänder.

Die Blütenzweige überneigen seine Ränder wie schöne Wimpern blaue Augopale.

Und wenn die müde Sonne ihn golden überspinnt, wird er dem Weine gleich, den ich geniesse,

bis Fluss und Licht und Wein ein Goldgewebe sind.

Leis` in den Blättern spielt die Abendbrise.

 

Ibn Chafadscha 1080

5. Tag:
Aufwachen in fremden Betten und zwar im Hotel „Silken al-Andalus Palace“. Es ist der 6. April, also muss es Sevilla sein, die Hauptstadt Andalusiens. Es ist für uns ein folgenschwerer Tag, weil wir uns zum Tagebuchschreiben eingeschrieben haben. Gekräftigt durch ein ausgedehntes Frühstück mit allerlei feinen Sachen wie Gipfeli und exotischen Früchten oder mit Ei und Jamón und Milchreisigem sollte dem nichts mehr im Wege stehen. Wir spitzen die Bleistifte und machen uns auf den Weg.

Zum Aufbruch gehen unsere herzlichen Glückwünsche an unser Geburtstagskind Marianne. Alles Liebe und Schöne. Wir hoffen, dass wir noch viele gemeinsame Reisen unternehmen können. Wir sind in einem Land unterwegs, dessen geschichtliche Entwicklung fasziniert. Andalusien hat laut Statistiken den Aufstieg zum Ferienparadies geschafft. Mehr noch als die Touristenscharen interessieren uns jedoch die Spuren vergangener Hochkulturen. Kelten, Iberer und Phönizier, Griechen, Karthager, Römer und Westgoten haben hier ihre Spuren hinterlassen. Da sind wir gerade am richtigen Ort.

Lebendig empfängt uns Fatima und beginnt mit ihren Exposés und lässt uns auch nicht in Ruhe, wenn die Aufmerksamkeit nachlässt. Los geht’s, bumm, bumm. Wir erweisen der Goethe-Statue bei der Opera unsere Reverenz und beginnen den Rundgang im Alcåzar mit seiner über tausendjährigen Geschichte. Paläste und Räumlichkeiten gewähren wichtigste Einblicke in die Ankunft der Taifa-Könige, das Almohaden-Kalifat, die Neuordnung unter Kastilien, etc.

In den Gärten im Renaissance-Stil bewundern wir die Vielfalt und die Harmonie der Anlagen. In schönster Aussicht, angeregt von Orangenblütendüften, stärken sich Irene und Christian mit einem Apfel. Ob der wohl aus dem steilen Kühhaus stammt?

Durch die Puerta del Lagarto / Eidechsenporte treten wir in die grösste gotische Kathedrale der Welt ein - der Architektur gewordene Triumph des Christentums, wie es in einem Reiseführer heisst. Die ursprüngliche Moschee wurde 1248 nach der Wiedereroberung der Stadt durch König Ferdinand III. zur Kathedrale geweiht. Der Aufstieg in die Giralda, dem ehemaligen Minarett der Moschee, war ein Erlebnis für sich.

Die Rundsicht vom Glockenturm aus ist beeindruckend, die Glocken im alten Mauerwerk erinnern an Hemingways „For Whom the Bell Tolls“.

Wieder zurück im Orangenhof, Überbleibsel aus islamischer Zeit, fragen wir uns, was da zwischen den Bäumen herumfliegt. Schwalben oder Mauersegler? Theo weiss Bescheid - und wir in der Zwischenzeit ebenfalls.

Hunger, - dagegen hilft ein feines Gazpacho andaluz im nahe gelegenen Café Patachón, das sich ebenfalls als nützlich erweist, um den Hydraulik-Haushalt zu regeln. Laut örtlicher Wahrnehmung gehört dieses Restaurant in die 1. Kategorie, weil gebrauchte Servietten bunt auf dem Boden verstreut sind.

Ein Spaziergang durch das jüdische Viertel Santa Cruz belohnt uns zum Abschluss mit einem Besuch in der Casa de Pilatos, ein Bauwerk der Mudéjar-Kunst. Treppauf, treppab die gotisch-arabischen plateresken Elemente bewundernd, setzen wir uns anschliessend zur Erholung im Hof unter die Bougainvilleas zu einem erfrischenden Schluck Wasser. Da kommt uns gerade recht, dass heute Abend Flamenco angesagt ist. Wir besuchen eine Aufführung im Flamencotanz Museum, nicht als Akteure sondern als Neugierige, die in der Einführung viel Wissenswertes erfahren über diese traditionelle Musik Spaniens, entstanden aus der Bewegung andalusischer Volksmusik mit der Musizierweise der Roma, eine Verschmelzung orientalischer und andalusischer Musik.

Die Tänzerinnen und Tänzer, feurig, händeklatschend und fingerschnalzend legen ein atemberaubendes Tempo hin. Sie werden vom Gitarren-Ensemble und den Zuschauern angefeuert. Bis zur Trance und Raserei kommt es nicht. Nahe daran war ich, glaube schon. Der anschliessende Besuch im Museum tut das seine, um unseren Wissensdrang zu befriedigen.

Ab geht’s Richtung Bus und Heimkehr ins „Silken al-Andalus“. Lutz zählt seine Schäfchen. Mit ihm, Mathematiker, haben wir die goldrichtige Wahl zum Gruppenchef getroffen. Er zählt und rechnet gschwind und zuverlässig und kommt immer auf das richtige Resultat. Im Hotel erwartet uns, zum Leidwesen Romys, ein sukkulentes Fischgericht. Dabei sinnieren wir über Sevilla und stimmen den Worten zu: „Quien no ha visto Seviglia, no ha visto maravilla“.

Und zum Schluss als Antwort auf Mani Matters „Dr sidi abdel assar vo el hama ...“ Oh, Sidi, wenn du fragst, wär da ischt unterwäge. Vo dere Gruppä chömmer dier beruehigt sägä, das syg en Karawane, ganz dyner Sehnsucht nachempfundä. Es handle sich derby um die Kamel vom Pfarrer Jungä.

6. Tag:
El Alma de Córdoba – die Seele Córdobas

Der Tag beginnt mit Regen und dem üblichen Gedränge am Frühstücksbuffet im „Silken al-Andaluz“. Um 9.15 h starten wir mit Sack und Pack Richtung Córdoba. Nur wenige Kilometer ausserhalb von Sevilla gibt’s bereits den ersten Zwischenhalt:

Wir besichtigen die römische Ruinen- stadt von Itálica. Die erste Siedlung wurde für die Veteranen des Krieges zwischen den Römern und Karthagern ca. 200 v.Chr. erbaut.

Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Trajan im Jahr 98 n.Chr. der erste rö- mische Kaiser wurde, der nicht gebür- tiger Römer war, sondern aus einer Provinz stammte. Tatsächlich wurde er in Itálica geboren. Auch sein Nachfolger, Kaiser Hadrian, stammte von dort und liess die Stadt prunkvoll ausbauen.

Neben den Statuen der Diana, der Venus und des Herkules bewundern wir die lebensechte Statue Kaiser Hadrians. Sein gut definiertes Sixpack steht heutigen Schönheitsansprüchen in nichts nach. Marianne findet heraus, dass auch Rückseiten manchmal beachtenswerte Perspektiven bieten...

Wir bestaunen die Überreste ausgedehnter Villen, die durchaus 1700 Quadratmeter umfassen konnten, sowie die sehr schönen und gut erhaltenen Mosaike, welche in schwarz-weiss oder in Farbe zu bestaunen sind.

Auch die Bäderanlagen und das Amphitheater (mit 160 x 137 m Ausdehnung mit einem Fassungsvermögen von 25'000 Zuschauern beinahe so gross wie das Kolosseum in Rom!) bringen uns zum Staunen. Die Grösse dieses Bauwerks gibt einen Hinweis auf die zeitweise Bedeutung der römischen Stadt. Übrigens: Frauen waren bei diesen «Brot-und-Spiele»-Anlässen nicht zugelassen. Mit der Eroberung der iberi- schen Halbinsel durch die Muselmanen im Jahr 711 verlor die Stadt endgültig an Be- deutung und geriet in Vergessenheit.

Weiterfahrt nach Córdoba. Unterwegs erzählt uns Nicola Interessantes über die Stromversorgung Spaniens. Erstaunlich, dass Spanien nur 22% des eigenen Strombedarfs decken kann, der Rest muss importiert werden. In den 40-er Jahren begann man grosse Stauseen zu bauen. Ab den 60-er Jahren experimentierte man mit Atomkraftwerken (es existierten deren sechs). Zwei davon wurden bereits abgebaut, eines sollte seit 2013 stillgelegt werden, es läuft jedoch weiter. In den 90-er Jahren investierte man in grossem Stil in alternative Energien, z.B. in Windkraftwerke. Seit 2004 wird auch die Sonnenenergie vorangetrieben (z.B. Sonnentürme, Parabolanla- gen). Mit 300 Sonnentagen pro Jahr wäre diese Energiegewinnung in Spanien effizient, würde man denken. Der grosse Wasserbedarf, den die regelmässige Reinigung ausgedehnter Anlagen bedingen würde, ist mit ein Grund, warum auch diese Art der Energiegewinnung ökologisch nicht unbedenklich ist.

Um 13 Uhr erreichen wir Córdoba, die Hauptstadt während der islamischen Zeit. Im 10. Jahrhundert war die Stadt eine der wichtigsten Metropolen der Welt (das westliche Mekka) mit bis zu einer Million Einwohnern.

Vor der Besichtigung legen wir eine Mittagspause ein und geniessen einmal mehr Tapas und andere feine Speisen. Wir könnten uns durchaus an diese Art von Leben und Essen gewöhnen! Da das Wetter gerade aufhellt und die Sonne scheint, schlägt unsere Córdoba-Führerin Isabel (No2) vor, zuerst den Stadtrundgang zu unternehmen.

Gesagt, getan. Wir flanieren durch die Altstadt und das jüdische Viertel. Typisch die engen Gassen, die schönen Patios, die vielen «Lädeli». Oh wie schön wäre es da, eine genüssliche Shopping-Tour einzuschalten – aber nein: keine Zeit! – So müssen wir all die schönen Töpfer- und Lederwaren und den filigranen Silberschmuck links liegen lassen. Stattdessen streicheln wir den Fuss der Statue von «Rambam», das soll Glück bringen! - Na dann: Viel Glück! - Mit richtigem Namen hiess Rambam Ben Maimun (1112-1185), bekannt wurde er unter dem Namen Maimonides. Der grosse spanisch-jüdische Denker hat unter anderem die Botschaft verbreitet, dass es nur einen Gott gäbe und dass deswegen Heilige Kriege völlig überflüssig seien. Lessing nahm in der Ringparabel (Nathan der Weise) diesen Gedanken auf. – Und er ist auch nach 900 Jahren aktueller denn je!

Und dann endlich: die Besichtigung der Mezquita steht auf dem Programm, zweifelsohne eines der Highlights unserer Reise. Die Ausmasse dieses grandiosen Bauwerks: 180 m x 140 m, total 21'400 m2. Zur damaligen Zeit war die Mezquita eine der grössten und bedeutendsten Moscheen der Welt, nachempfunden dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem und der Omaijaden-Moschee in Damaskus, aber doch auch ganz anders und neuartig, denn die Architekten nahmen auch andere Einflüsse und Baustile auf, so diente z.B. der römische Aquädukt Los Milagros in Mérida als Vorbild. Aber sie wandten auch ganz neue Methoden der Baukunst an.

Ebenso erstaunlich: die berühmten Hufeisenbögen sind eine rein spanische – und erstaunlicherweise keine arabische - Erfindung und stammen aus vorislamischer Zeit. Die Mezquita entstand auf Befehl von Abd ar-Rahman I. ab dem Jahr 786, seinem Sohn Hisham I. und Ab ar-Rahman II. innerhalb von 200 Jahren in mehreren Etappen. Mit dem letzten Ausbau bot die Halle Platz für 18'000 betende

Männer. Ausgangspunkt bildete die vorhandene westgotische Basilika «San Vicente», die eine Zeit lang von Muslimen und Christen gemeinsam genutzt wurde (!). Bald einmal wurde der Raum zu klein. Deshalb kauften die Muslime den Christen die Kir- che ab und begannen mit dem Bau der Moschee. Dieser schritt zügig voran, auch weil man alte Baumaterialien ratz-fatz rezyklierte: Materialien wie Kapitelle und Säulen aus der bestehenden Basilika, den umliegenden römischen Palästen und Ruinen wurden wieder verwendet. Es entstand eine einzigartige Moschee, deren Architektur jahrhundertelang zum Vorbild für andere Bauten wurde.

Moschee bedeutet «Ort, wo man sich niederwirft». Ja, dieser Ort ist zum Niederwerfen, zum Niederknien! So unglaublich schön und einzigartig! Ein Raum, der sich auf wundersame Weise nach allen Seiten öffnet und überdacht wird von all diesen rot- weissen Säulenbögen (856 an der Zahl, aus roten Lehmziegeln und weissem Kalkstein gefertigt), die an einen Palmenhain erinnern... oder an

ein «Zelt aus Stein», wie Isabel No2 es nennt. Und dieses sanfte Licht! Wir haben das grosse Glück, dass wir die Mezquita erleben mit vergleichsweise wenigen Besuchern. So bekommen wir zusätzlich ein Gefühl für die Erhabenheit des Raumes. Wir können uns alle kaum satt sehen. Auch die Gebetsnische (Mihrab) ist ausserge- wöhnlich, sie gilt als die schönste auf der ganzen Welt.

Seit 1236 gehört die Mezquita der Katholischen Kirche. Ab 1523 wurde in die beste- hende Moschee eine Kathedrale eingebaut, fünf Baumeister bissen sich während 243 Jahren die Zähne an diesem Vorhaben aus. Und es gelang, das neue Gebäude in das bestehende einzubauen, ohne dass die Säulenhalle zerstört wurde. Die Übergänge sind fliessend. Es gibt nur einen Ort, von wo aus man nur den Kirchenraum wahrnimmt, nicht aber die Moschee: vom Bischofsthron aus! Warum wurde dieses komplizierte Vorgehen gewählt? Inmitten von Feindesland erhebt sich das Kreuz! – Die Katholische Kirche war durch die Reformation und den Vormarsch der Türken in Bedrängnis geraten. Die Botschaft war mit dem Neubau klar: Das Kreuz erhebt sich über alle anderen! – Und deshalb erhebt sich die Kathedrale über die Mezquita, ist in reinem Weiss gehalten und lichtdurchflutet, ein krasser Gegensatz zur schummrigen Atmosphäre des Gebetsraums!

Wir jedenfalls sind froh, dass die Mezquita nicht wie sonst üblich dem Erdboden gleich gemacht wurde, um Platz zu schaffen für eine neue Kirche, sondern in ihrer Einzigartigkeit erhalten blieb. Gracias a Dios!

Halt die Klappe! – Nun wissen wir auch, woher dieser Spruch stammt: Die Kloster- brüder sassen im Gegensatz zu den Domherren auf Klappstühlen. Wenn sie aufstehen wollten, mussten sie den Sitz festhalten, damit er nicht gegen die Lehne knallte. Im hohen Kirchenraum machte dies jeweils einen Höllenlärm, der von den anderen Brüdern mit «Halt die Klappe» quittiert wurde, wenn einer die Klappe eben nicht fest- hielt.

Am späteren Nachmittag schreiten wir über die «Puente Romano», die römische Brücke zum «Torre de la Calahorra», wo wir das Museo Vivo de Al-Andaluz besuchen. Schön ge- machte Ausstellung! Von der Turm- spitze – eigentlich ist es keine Spitze, sondern eine beinahe quadratische, grosse Terrasse – geniesst man einen tollen Ausblick auf Córdoba auf der anderen Seite des Guadalquivirs.

Er lässt die einstige Herrlichkeit der Stadt erahnen. Leider ging Córdobas Stern bereits im frühen 11. Jh. durch die Radikalisierung des Islams und des Christentums unter und verlor an Bedeutung.

Nach dem Nachtessen in unserem etwas ausserhalb in einem Nest namens La Carlota gelegenen Hotel „El Pilar“ fahren wir noch einmal in die Stadt zurück, um an der Nachtführung in der Mezquita teilzunehmen. Auch das ein schönes und besonderes Erlebnis. Einziger Nachteil: die Besucher dürfen sich nicht frei bewegen, sondern werden gezielt von Punkt zu Punkt durchgeschleust. Die insgeheim erhoffte mys- tisch-sakrale Stimmung kann so leider nicht aufkommen. Trotzdem: Die Säulen er- strahlen dank der künstlichen Beleuchtung und der tollen Inszenierung nochmals in ihrer vollen Pracht.

Alles in allem ein unvergessliches Erlebnis!

El Alma de Córdoba – wir haben dich gespürt, du Seele Córdobas.

Heimatsehnsucht

Inmitten von Rusafa sah ich eine Palme, So weit im Westen, fern vom Palmenland!

Ich sprach, du gleichst mir, abgetrennt im Okzident Von allen Freunden, von den Söhnen meines Hauses.

Du wächst in einer Erde, wo du Fremdling bist, gleich mir am Ende dieser Welt, gleich mir so fern!

Abd Ar Rahman I. 760

 

 

Wir können nicht zurück

O Palmenbaum, Du bist verwaist wie ich

in einem Lande, da Du fern von deinesgleichen.

Du weinst, und Deine Blätter rauschen sich die Klagen zu, die mein Gemüt erweichen.

Du sprächest auch, wär` Sprache Dir beschieden, vom Euphrat und dem Palmenhain zu Haus.

Wir können nicht zurück. Der Hass der Abbassiden trieb mein Geschlecht in alle Welt hinaus.

Abd Ar Rahman I. 760

7. Tag:
Die Nacht war kalt im „El Pilar“. Das Frühstück ist für uns bereit wie für eine Familie, mit Kaffeekannen auf dem Tisch, - e Guete.

Wer noch Zeit hat, geht über die Strasse und bewundert die kleine private Stierkampfarena. Im Moment scheinen die vielen Störche die einzigen interessierten Zuschauer zu sein. Sie pflegen ihre Nester und schwirren hin und her.

Das Wort zum Tag im Bus: Rainer Maria Rilke nach seinem ersten Besuch der Mezquita: „Nicht mal die Kathedrale von Sevilla, die von unbestreitbarer Grossartigkeit ist, ging mir im Gefühl sehr nah, kein Vergleich mit der als Moschee erbauten Hauptkirche von Cordoba. Ich bin seit Cordoba von einer beinah rabiaten Antichristlichkeit, ich lese den Koran, er nimmt mir stellenweise eine Stimme an, in der ich so mit aller Kraft drinnen bin, wie der Wind in der Orgel.“

Nach kurzer, singender Busfahrt befinden wir uns an der Ausgrabungsstätte von Medina Azahara. Wir werden von einem sehr zutraulichen Fuchs begrüsst, ob er wohl hier wohnt?

Die Stadt wurde am Fusse der Sierra Morena, dem dunklen Gebirge, an wasserreichem Ort erbaut. Sie erhielt den schönen Namen „Stadt der Blume“. Benannt nach der Lieblingsfrau az-Zahara des Abd ar Rahman, der als erster das Kalifat ausgerufen hatte.

Die Stadt strotzte vor Prunk und Reichtum. Marmor gab es aus ganz unterschiedlichen Gegenden. Sogar aus Damaskus, dem Heimatland des Erbauers. War das Heimweh? Die Wände waren mit Juwelen, Elfenbein und Edelholz verziert.

Im Jahr 936 begann der Herrscher zu bauen, aber bereits im Jahr 1010 wurde alles zerstört, und das deutete auf das Ende des mächtigen Kalifats hin.

Heute kann man 5% der Stadt begehen, insgesamt sind erst 11% ausgegraben. Das Foto der Schreiberinnen entstand am Säuleneingang der in 48 Tagen hochgezogenen Moschee.

Liebesgedichte aus dem 10ten und 11ten Jahrhundert begleiten uns auf der Fahrt nach Baeza. Eine Stadt mit 16000 Einwohnern. An die 50 erhaltene Adelspaläste können nach wie vor bewundert werden.

Der römische Name Beatika, „die Glückliche“, führte zum heutigen Namen Baeza. Die Restaurierungsarbeiten dieser Stadt wurden so professionell gemacht, dass 1975 Baeza zur Musterstadt ernannt wurde. Durch die unendliche Weite der Oliven- bäume führt uns der Weg zur nächsten Unterkunft in Jaen. Einmal mehr kommen wir wohlbehütet an. Ein feines Nachtessen rundet den Tag ab!

8. Tag:
Mit deutscher Gründlichkeit bestens vorbereitet… (rb ;-)

– Frühstück im grossen, kühlen Keller – geschmackvoll in zartem Grün und ohne störende Fenster. Am Eingang fragt ein freundlicher Kellner alle Gäste auf Spanisch nach ihrer Zimmernummer mit erstaunlichen Resultaten: Von ratlosem Schweigen bis zu „Coffee please“ ;-) Mit Jesus am Steuer machen wir uns dann zuversichtlich auf den Weg.

Erstes Ziel ist das Castello de Santa Catalina. Diese Burg aus „maurischer“ Zeit galt lange als uneinnehmbar, bis sie von Ferdinand III. erobert wurde, der sie dann aus- baute. Nahe der Burg ist ein schöner Aussichtspunkt auf 911 m Höhe mit Blick auf die Stadt Jaén mit ihren dicht gedrängten Häusern, umgeben von Olivenplantagen und felsigem Gebirge.

Vor der Kathedrale kämpft Nicola wacker gegen die ambitionierte Strassen- kehrmaschine und versucht uns, die wesentlichen Fakten zu Kirche und vor allem Fassade zu erklären. Dabei erfahren wir, dass zu Francos Zeiten alle Frauen christliche Namen tragen mussten wie zum Beispiel Asuncion (Mariä Himmelfahrt), Pilar (Säule), Dolores (Schmerzen), Fatima und Lourdes (Wallfahrtsorte) und andere charmante Varianten. Die Männer wurden mit den Namen von Heiligen bedacht, z.B. José (Joseph), Juan (Johannes), Jesus.

Gebaut wurde die Kathedrale, wie könnte es anders sein, auf den Grundmauern einer Freitagsmoschee. Alle namhaften Künstler und Architekten aus Spanien wurden „eingeflogen“, um eine fünfschiffige Kathedrale zu erbauen. Diese stürzte allerdings mehrfach ein, und schliesslich begnügte man sich mit einem dreischiffigen Modell im Renaissance-Stil, das 1660 geweiht wurde. Das Innenleben ist typisch spanisch: Einfache Leute, die sich hierher verirrten, standen im Rascoro hinter dem riesigen Chorgestühl mit 122 Sitzen für den Klerus, immerhin mit Blick auf ein schönes Gemälde der Heiligen Familie und diverse Bildhauereien biblischer Szenen. In einer Kapelle bewundern wir ein schönes Gemälde mit Joseph, welcher den kleinen Jesus auf dem Arm trägt, eigentlich sehr emanzipiert und typisch spanisch. Für Katholiken ist aber ein Schweisstuch der heiligen Veronica der wichtigste Schatz dieser Kirche, der in einem Safe aufbewahrt und an besonderen Tagen verehrt wird.

Fast alle Darstellungen von Maria zeigen sie mit einem Sichelmond zu ihren Füssen, als Sinnbild der unbefleckten Empfängnis. Ursprung dieses Symbols sind Darstellungen von Osiris mit Stierhörnern als Symbol der Fruchtbarkeit. Auch eine Pieta mit dem verstorbenen Jesus auf Marias Schoss liegend und eine schwarze Madonna sind zu sehen.

Der zweite Teil des Tages stand ganz im Zeichen des Ölbaums. Die mediterrane Diät mit Olivenöl und anderen wunderbaren Bestandteilen ist nachweislich sehr gesund. Auch Spanierinnen und Spanier haben eine recht hohe Lebenserwartung. Wir vermuten, dass auch die regelmässige Siesta gut tut.

Spanien produziert jährlich 1'100'000 Tonnen Olivenöl, was 30,4% der Weltproduktion entspricht, die Hälfte davon kommt aus Andalusien. In ganz Spanien stehen circa 282,7 Millionen Ölbäume, alleine in Andalusien 175 Millionen – Annemarie und Hanni haben gestern nachgezählt! Die Provinz Jaen ist das grösste Olivenanbaugebiet der Welt. Die Olivenbäume wurden von den Phöniziern nach Spanien gebracht, da Boden und Klima ideal sind. Die Bäume haben Pfahlwurzeln, die etwa so lang sind wie der oberirdische Teil. Ab minus 3 Grad Celsius nehmen die Früchte Schaden, ab minus 8 Grad Celsius leidet oder stirbt der Baum. Eigentlich können Olivenbäume 2000 Jahre alt werden, aber hier werden sie nach 250 bis 300 Jahren durch Jüngere er- setzt, da die Produktion von Früchten nachlässt und als Zierbäume in die ganze Welt exportiert.

Die Erntezeit beginnt Mitte Oktober und endet Anfang April. Zunächst werden die grünen Speiseoliven geerntet, die in Salzlauge entbittert werden müssen. Reifere Oliven entwickeln lilafarbene Bäckchen und werden schliesslich schwarz. Ihr Ölgehalt ist dann deutlich höher. Traditionell werden sie mehr oder weniger behutsam von dem Bäumen geschlagen und in Netzen darunter aufgefangen, damit man sie nicht mit älteren Früchten und Abfällen vermischt. Heutzutage kommen auch Rüttelmaschinen zum Einsatz. Aber den Bäumen tun diese nicht gut. Auf jeden Fall ist die Olivenernte sehr arbeitsintensiv mit Tagelöhnern aus vielen Ländern, zum Beispiel Polen.

Für einen Liter Olivenöl benötigt man 4-5 kg Oliven. Ein Olivenbaum kann nach 6-7 Jahren beerntet werden und liefert pro Jahr ca. 60 kg Oliven.

Die gewaschenen Oliven werden zerkleinert, als Paste auf Bast- bzw. Nylonmatten verteilt und dann mit Schraubwinden (früher) bzw. hydraulisch gepresst. Anschliessend wird das Öl vom Wasser getrennt und gespeichert, früher in riesigen unterirdischen Amphoren, heute in Edelstahltanks. Alle Reste vom Wasser bis zu Blättern, Schalen und Fruchtfleisch werden bei Biowirtschaft vor allem als Dünger wiederverwertet; die Kerne neuerdings als Brennstoff für Heizungen. Olivenöl gibt es in drei Qualitätsstufen: virgen extra, virgen und lampante.

Bei der Verteilung der Anbauflächen herrscht ein grosses Missverhältnis: Etwa 3% der Produzenten verfügen über circa 60% des Bodens, entstanden durch die Belohnung des niederen Ritteradels im Mittelalter für erfolgreiche Kämpfe gegen die „Mauren“ in Form von Ländereien (Latifundios).

Die Wirtschaftskraft Andalusiens setzt sich zusammen aus 60% Dienstleistungen (inkl. Tourismus), 35% Landwirtschaft und nur wenig Industrie und Handwerk. Für die Olivenwirtschaft gab es schon drei grössere Krisen: In den 70er Jahren wurde Olivenöl mit Maschinenöl gepanscht. Ab den 90er Jahren wurde der Import von ausländischem Olivenöl in die EU gestattet. Im Jahr 2013 sollten die Subventionen der EU für die Olivenwirtschaft auslaufen. Mit Rücksicht auf die spanische Wirtschaftskrise wurde dies aber aufgeschoben. Eine vierte Krise steht bevor, denn Argentinien und China werden in grossem Stil in die Produktion von Olivenöl einsteigen.

Der Höhepunkt des Tages ist der Besuch der ältesten noch intakten Ölmühle im Mittelmehrraum, aufgebaut und betrieben von der Familie Nuñez de Prado in Baena. Ihre Spezialität ist die biologische und nachhaltige Produktion, mit Handlese statt Schütteln, und vor dem Kaltpressen durch Auffangen von Tropfen gewonnenem Olivenöl fior de aceite. Hier benötigt man etwa 10 kg Oliven für einen Liter Öl.

Nach einer kurzen Filmvorführung und Besichtigung der Anlagen werden wir mit vielfältigen an- dalusischen Spezialitäten in einem grossen, rustikalen und geschmackvollen Speisesaal (geheizt!) verwöhnt. Wir sitzen an runden Tischen und löschen unseren Durst mit frischem Bier und feinem Fino.

Danach begeben wir uns beschwingt-müde in den Bus auf den Weg nach Granada – mancher Gruppenchef sieht doppelt so viele Mitglieder wie sonst. Nach einer guten Stunde Fahrt sehen wir in der Ferne die frisch verschneite Sierra Nevada.

9. Tag:
H
eute stand ich in der Pflicht Zu schreiben den Tagesbericht, um Granada auf Papier zu bringen, hoffend, es würde mir gelingen. Um ja kein Detail zu verpassen Hielt ich mich in schmalen Gassen Stets an Nicola – so nah. Damit mir wirklich nichts entgeht…Doch es kam anders, wie ihr gleich seht.

Noch war uns Petrus gnädig gesinnt, was – wohlbemerkt - weniger die Temperatur, sondern den zur Stunde noch ausbleibenden Regen betraf, als wir am Morgen den Bus bestiegen in froher Erwartung der bevorstehenden Höhepunkte der Reise. Viel- leicht, weil wir von Jesus chauffiert wurden? Er brachte uns sicher hinauf zur Kirche San Nicolas, wo uns der herrliche Ausblick auf die Stadt und die eindrucksvolle Al- hambra so verzückte, dass sich die Gruppe sofort einig wurde, einen besseren Ort fürs Gruppenfoto würde es nicht mehr geben. Schnell platzierte Erich das Stativ am richtigen Platz, und es wurde in die Kamera gelächelt.

Beim Spaziergang durch die verwinkelten Gassen von Albaicin, dem Stadtteil, dessen orientalischem Charme jeder Besucher erliegt, lauschte ich Nicolas Worten. Ich erfuhr, wie wichtig die rund 50 Zisternen für die Stadt sind, die von der Königszisterne mit kostbarem Wasser gespeist werden und auch, dass die Häuser so nahe gebaut wurden, um die grösste Hitze fernzuhalten. (Hitze?? Irgendwie ein Fremdwort für mich, da meine vor Kälte klammen Finger beinahe den Bleistift nicht mehr halten konnten). Besonders gut gefielen mir die „Carmenes“, die Vorzeigehäuser des Viertels. Meist kleinere Bauten, von im Sommer üppigen Schatten spendenden Wein- und Blumenränken umgeben. „Carmen de la Encarnación“ oder „Carmen de la Al- cazaba“ prangt in geschwungenen blauen Buchstaben auf Keramiktafeln vor den Hauseingängen. Ich erfuhr, dass ihre Front stets auf die andere Seite des Flusses Rio Genil hinblickt, dort, wo die allgegenwärtige Alhambra thront. Diese Ausrichtung sei eine typische Eigenart dieser Wohnform, erklärte Nicola.

Bald tauchten die ersten typisch maurischen Läden auf, die Augen - insbesondere jene der weiblichen Teilnehmer - begannen zu glänzen, doch Nicolas strenger Befehl lautete - wohl wissend, dass es hier sonst Stunden dauern könnte - “Scheuklappen hoch!“ . Brav gehorchten wir, den Blick nach vorne richtend auf den Boden. Dabei entdeckten wir Wachsspuren der österlichen Prozession auf den kunstvoll in senkrecht gelegten schwarzen und hellen Steinböden der schmalen Gassen.

Mit der Empfehlung, wo die besten Tapas zu finden sind, entliess uns Nicola in die Mittagspause. Leider servierte man uns diese erst, nachdem Bier und Wein getrunken waren und wir „la cuenta“ verlangten. Unterdessen bewegten sich draussen mehr und mehr aufgespannte bunte Schirme und – man denke – es wurden sogar Handschuhe gekauft!

Gegen Kälte und Wasser geschützt, pünktlich um 13.30 Uhr wieder im Bus sitzend, wurde Jesus die Frage gestellt, ob er denn – im gar nicht so abwegigen Fall von Schnee - Ketten dabei habe. Christoph hätte sich gerne helfend bei deren Montage zur Verfügung gestellt. J

Nach Ankunft bei der Alhambra, dem meistfotografierten Bauwerk Spaniens, der meistbesuchten Touristenattraktion Europas und Weltkulturerbe, übergab uns Nicola mit den Worten: „Seid artig und folgt eurem Führer!“ an unsere örtlichen Experten Pepe und Fatima (oh ja, sie wussten extrem viel…..), nicht ohne uns eindringlich zu warnen, dass NICHTS berührt werden dürfe, denn dies hätte einen sofortigen Rauswurf zur Folge.

Pepe auf dem Fusse folgend, mit Knopf am Ohr und Rucksack am Bauch, Bleistift und Papier in der Hand, lauschte ich und schrieb, lauschte, schrieb, lauschte, schrieb…

Ich könnte wohl seitenweise schreiben, die unzähligen Stichworte in Sätzen formulierend. Doch ich verschone euch und begnüge mich damit, jene Informationen, die mich am meisten faszinierten, in Worte zu fassen:

Die Alhambra ist eine riesige Festung. Eine Stadt in der Stadt. Der ehemalige Königspalast, Palacio Nasrid, gilt als Höhepunkt der maurischen Architektur.

Über allem steht, dass die Alhambra verschiedene Religionen beherbergt. Der Baustil ist einmalig: Die Christen bauten für die Ewigkeit, Prunk und Grösse standen im Zentrum. Den Moslems bedeutete die Aussenfassade nichts, die wurde stets schlicht gehalten, innen jedoch entfaltete sich eine so dekorative, wunderschöne Kunst, die mir den Atem raubte… ihr alle habt es gesehen, mir fehlen die Worte dafür, ich sehe alles noch vor mir: Unvergesslich!

Was mich ebenfalls sehr faszinierte war die Art des Wasserzuflusses ins Wasserbecken im Myrtenhof, der elegant Wellenbildung verhindert und trotz ständigen Nachfüllens die spiegelglatte Oberfläche gewährleistet, sofern es nicht regnet! Wie wunder- bar hätte sich die Fassade des Torre de Comares in dem lang gestreckten Wasserbecken gespiegelt, von immergrünen Myrtenhecken gesäumt…. ohne Regen. Bedauerlich, welch zusätzliche Augenweide uns dadurch entgangen ist.

Das Zentrum mit dem Löwenbrunnen ist absolut einmalig, denn es sind hier Christen, Juden und Moslems vereint: Der Klosterhof im Stil eines christlichen Kreuzgangs, der Brunnen mit den 12 Löwen, welche die 12 Stämme Israels symbolisieren (Judentum), und die 124 Säulen aus weissem Marmor und schlankem Schaft (Islam).

Nach einer kurzen hydraulischen Pause (wer nicht musste, versuchte sich im vor Touristen überquellenden Souvenirladen vor Nässe und Kälte zu schützen) folgte ein Spaziergang zum Sommerpalast mit seinen Gärten, dem ‚Paradies auf Erden‘ (Zitat Pepe) bei strömenden Regen und eisigem Wind: Bunte Blumen, Obstbäume, gigantischer Blick auf die Alhambra… Tja, wie unsäglich bezaubernd wäre es erst gewesen, hätte die Sonne uns erwärmt!

Pepe überschüttete uns pausenlos mit seinem – in der Tat sehr fundierten – Wissen, und meine Finger wurden allmählich gefühllos, doch dank meinen Schirmherrinnen Marianne und Renate musste ich denselben nicht auch noch tragen, es sei euch heiss gedankt!

Ab jetzt bitte ich die werte Leserschaft um Nachsicht, denn meine säuberlich geführten Notizen wurden buchstäblich vom Winde verweht und auf dem nassen Boden verstreut.

Auf dem Rückweg in die Stadt (alle hatten es plötzlich sehr eilig) überhörte ich beflissentlich die Frage, ob ich nicht doch mal eine Glace möchte. Leise Hoffnung keimte auf, vielleicht würde jetzt die Zeit doch noch reichen für den einen oder andern Be- such in einem der zahlreichen Läden.

Doch Pepe schritt, gänzlich unbeeindruckt vom strömenden Regen, zielstrebig voraus in die Königskapelle, wo er uns zuerst das königliche Grabmal zeigte. Ich erinnere mich lediglich noch daran, dass Isabellas Kopf eine tiefere Wölbung ins Marmorkissen grub als jener von Ferdinand (ein intelligenter Kopf wiegt offenbar mehr). Für den Rest – und es war ein extrem umfangreicher Rest - bitte ich euch Leser um Wohlwollen und appelliere an eure eigene Erinnerung.

Aufgewärmt und frisch gestärkt durch das Abendessen genoss ich mit einem Teil der Gruppe einen (oder waren es mehrere?) Absacker an der Hotelbar. Leider erinnere ich mich nicht mehr, welcher Sherry durch meine Kehle rann, jedoch noch ganz genau, dass ein Glas Brandy in Andalusien etwa gleich gross ist wie bei uns ein Glas Burgunder, auch mengenmässig! Für mich als Weinliebhaberin glich dieses riesige Glas eher einem Burgunderglas. Ein Prosit auf möglichst viel Sonnenschein für den letzten Tag! Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. J

Der Guadalquivir fliesst

durch Orangen- und Olivenfelder.

Die zwei Flüsse Granadas sprudeln vom Schnee hinab zum Weizen.

Liebe, die verschwand und nie wiederkehrte!

Federico Garcia Lorca

10. Tag:
Abfahrt 9.15 Uhr, es ist kalt, es regnet, die Sierra Nevada im Nebel, da und dort leuchten Schneefelder durch den Nebel. Wir fahren durch eine weite Ebene, rechts und links der Strasse leuchten gelb die Senfblüten. Die Sierra Nevada ist das südlichste Skigebiet Europas, mit Gipfeln über 3000 m. Die Sierra Nevada ist Bio- sphärenreservat und heute z.T. Nationalpark. Die Sonne scheint nun hell. Wir umfahren die Sierra Nevada im Westen über eine Passstrasse: Puerto del Suspiro del Moro, der Pass des Maurenseufzers. Der letzte maurische Herrscher Boabdil, der in der Alhambra wohnte, musste 1492 ausziehen und ist mit seinen Leuten in dieses Bergtal Alpujarras geflüchtet. 1571 wurden die Mauren von den Christen auch hier vertrieben.

Wir fahren durch ein faszinierendes, weites Bergtal mit alten Terrassen von Mauren gebaut, heute der Wildnis überlassen. Kompakte weisse Dörfer verstreut in der weiten Berglandschaft. Olivenhaine, Mandelbäume, Kastanien. Es gibt auch Bewässerungssysteme, ähnlich wie bei uns im Wallis, auch diese von den Mauren gebaut. Die weissen Häuser haben alle ein Flachdach mit Erde bedeckt.

Viele Dörfer sind ausgestorben, einige leben vom Tourismus, Oliven und Mandelbäumen. Das Trocknen von Schweineschinken ist hier eine grosse Industrie. Wir fahren hinauf zum höchstgelegenen Dorf Spaniens: Trevelez, 1476 m ü. M. Etwa 50 m über dem Dorf liegt Schnee.

Hier besuchen wir das Secadero de Jamones. 200 000 Serrano Schinken über fünf Stockwerken hängen da. In Trevelez werden pro Jahr 5 Millionen Schinken von Schweinen, die aus ganz Spanien in dieses abgelegene Bergdorf geführt werden, getrocknet und in die weite Welt verschickt.

Nach einem Salzbad werden die Schinken in hohen Räumen durch natürlichen Luftzug 2 bis 5 Jahre lang (je nach Gewicht) getrocknet. Dass diese Schinken die weite Reise nach Trevelez machen, ist der reinen und trockenen Luft in diesem Bergdorf, und wohl auch dem unternehmerischen Geist der Dorfbewohner zu verdanken. Die Reifung der Schinken geht hier schneller als anderswo (2-5 Jahre) und es braucht weniger Meersalz.

Das Vorgehen: Einsalzen mit grobkörnigem Meersalz, Einschichten in Lagen: Salz / Schinken / Salz. Das Salz kann 3x verwendet werden. Dann mit Wasserhochdruck reinigen, Blut aus den Venen von Hand (mit dem Daumen) ausstreichen, mit Tüchern aufsaugen. Zur Trocknung aufhängen, mit Schmalz einfetten. Nach 6 Monaten nochmals waschen, mit Olivenöl einpinseln, damit der Schinken geschmeidig und saftig bleibt.

Die Etiketten auf dem Endprodukt sind mit dem Siegel der Königin Isabella versehen und mit einem blau-rot-schwarzen Band geschmückt. Erich und Katrin kaufen hier gleich einen ganzen Schinken.

Weiterfahrt zurück zur Passstrasse. Die Hälfte der Gruppe geht auf dem alten Fussweg von Bubion nach Pampaneira. Der alte steinige zum Teil steile Fussweg durch die wilde Landschaft, gesäumt von Kastanienbäumen erinnert mich stark an die alten Bergwege im Tessin.

In Pampaneira treffen wir den Rest der Gruppe. Ein Bergdorf mit weissen Häusern, einstöckig, mit erdbedecktem Flachdach. Auch hier gibt es eine Industrie: Schokolade aus Olivenöl, lecker, und gewobene Flickenteppiche.

Der Himmel blau. Terrassen, Kakteen, Steine , Felsen, Zypressen, Orangen, Feigen. Wildnis und Kultur im Einklang.

Dann hinunter ins Tal des Guadalquivir. Autobahn, eindrückliche Flusslandschaft, Orangen, Mango, Zitronen, Mispeln, Civimoia. Weil es hier so viele tropische Früchte gibt, wird die Küste auch Costa Tropical genannt.

Die Zivilisation nimmt überhand, doch es kommt die Weite, das Meer. Fahrt bis Torremolinos. Dann Hotel beziehen und spazieren im Sand am Meer.

 

Zum Schluss und zum Dank.

Der Pfarrer von Stettlen bei Bern, der reist mit Leuten sehr gern.

Was Hubers sehr freute, sie waren ja Leute

von Stettlen zwar nicht, doch von Bern.

 

11. Tag:
Die Koffer sind gepackt und berstend voll, - denn in den vergangenen Tagen wurden die Sherry-, Oli- venöl- und Schinkenvorräte mehrheitlich grosszügig aufgestockt! So lagern sie nun zwischen meist un- benutzten Frühlings-Shirts und Sonnenschutzmitteln.

Während ich aus taktischen (Gewichts-) Gründen meine „Irland-erprobten“ wasserdichten Schuhe im Rucksack verstaue, nehme ich befriedigt zur Kenntnis, dass diese nun auch den „andalusischen Stresstest“ bestanden haben, und meine bange Frage beim kürzlich erfolgten Kauf meiner Regenjacke – ob ich darin im frühlingshaften Andalusien nicht zu sehr schwitzen würde – hätte ich mir (im Nachhinein be- trachtet) getrost sparen können ;-)

Beim gemütlichen Frühstück mit Casaultas und Stalders „verrät“ uns Theo SEINEN Platz, wo er jeweils eine reiche Steinpilzernte „einfährt“. Psst nicht weitersagen: Bei Langnau i. E. steil nach oben, rechts unter der grossen …….

Emotionaler Abschied von Annemarie und Hanni, die gemeinsam noch ein paar sonnige Tage am Meer verbringen wollen, eine letzte Rückfrage Nicolas an die Gruppenchefs, - und wie die Tage zuvor weiss natürlich auch „Froschkönig“ E seine 4 „Fröschli“ K, 2x E und R wohlbehalten an Bord.

Ein letzter Blick zurück und Busfahrt zum Flughafen mit José Maria, womit nun – was unsere Chauffeure betrifft - die Heilige Fami- lie (Jesus, Maria, Josef) komplett ist ;-)

Nochmals eine emotionale Verabschiedung: Diesmal von Nicola, unserer kompetenten und sympathischen Reiseführerin, welche uns in kürzester Zeit ans Herz gewachsen ist, - und Christian hat aus gegebenem Anlass wieder einen humorvollen Limerick parat …

Ein weiterer Höhepunkt der beiden Wochen,

war der Ausflug in die Alpujarras, wo wir Schinken rochen.

Die Dörfer strahlten in ihrem Weiss dem reinen,

die Schweizer füllten die Taschen mit Feinem,

unserer Reiseleiterin Nicola blieb nur der Knochen.

Einchecken und Aufgabe der Koffer mit jeweils bangem Blick auf die Gewichtsanzeige, gefolgt von einem erleichterten Aufatmen …. ≤ 23 kg !!! Nur Erich & Elisabeth müssen ihre Habseligkeiten - und vor allem Neuerwerbungen - etwas umpacken.

Gate 52 D: Anstehen und warten … natürlich bei Economy Class und nicht bei Business Class, wie dies die meisten Christoph gleich tun. Jetzt heisst es halt die Reihe wechseln und sich ganz hinten anstellen. Die ersten werden die letzten sein ….lehrt uns doch schon die Bibel (Matth. 19.30) Stimmt’s Christoph?

Zwei Sitzplätze neben mir kämpft Marianne tapfer gegen ihre Flugangst an. Da will auch das lieb gemeinte Lavendelsäckli von Antonia nicht recht helfen, - und als Marianne auf ihrem Sitz eine lose Schraube entdeckt, flattern bereits die letzten Nerven.

„Nein“ meint die nette junge Stewardess, „diese Schraube ist nicht Bestandteil des Flugzeuges“, was Marianne aber nicht wirklich zu beruhigen vermag.

Gottseidank löst sich das Rätsel umgehend. Grosses Aufatmen von Reihe 26 – 28, die mysteriöse Schraube fehlt Erich …… an seiner Fotoausrüstung ;-)

Einem Start steht nun nichts mehr im Weg, wir heben ab. Beste Sicht aufs Meer. Sieht man da nicht Annemarie und Hanni im Badekleid winken? Leichte Turbulenzen, - Marianne leidet sichtlich und doppelt mit einem Beruhigungsbierchen nach. Nach ca. 2 Sd. Flugzeit verkündet der Pilot übers Mikrofon, dass rechterhand der Thunersee zu sehen sei. So “heimelig“, schon fast zuhause …..

Nach einer sauberen Landung heisst es Koffer fassen, bevor es eiligen Schrittes Richtung Bahnsteig geht, wo nur wenige Minuten später unser Zug einfährt. In Bern trennen sich unsere Wege definitiv. Grosses Gruppenkuscheln, Umarmen, Küssen ……. „Tschüss, ade, uf Wiederseh, uf Wiederseh!“

Schön war’s mit euch allen. Bis gli am 28. Mai in Stettlen zum gemütlichen Nach- treffen mit Erinnerungsaustausch bei Speis und Trank und Erichs Fotoschau ….

Wir möchten uns bei unseren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern sowie deren Teilnehmern ganz herzlich für die tollen und umfassenden Reiseberichte, Tagebücher, Gedichte und Gedanken zu den Reisen bedanken!