Eritrea ist auf der touristischen Landkarte im Prinzip nicht vorhanden. Weder gibt es Reiseangebote, noch wird Eritrea in der Wahrnehmung selbst vielgereister Kulturtouristen nicht als lohnendes Reiseziel eingeschätzt.
Vielmehr steht Eritrea, das wirtschaftlich und politisch isoliert ist, als ein armes und unsicheres Land, aus dem Menschen flüchten, weil es wenig Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung gibt und weil alle junge Menschen den National Service ableisten müssen, ein quasi kostenloser Staatsdienst, der zwischen 2 und 5 Jahre dauert unter unterschiedlichsten Bedingungen absolviert werden muss.
Trotzdem oder gerade deswegen waren die Teilnehmer unserer Inforeisegruppe sehr neugierig und trauten sich auf eine Reise in ein unbekanntes Land, das dennoch viel versprach: die Sabäer wagten den Sprung von Südarabien über das Rote Meer an die Küste nach Adulis bis ins eriträische Hochland, wo heute axumitische Siedlungen besucht werden können; Asmaras koloniale Vergangenheit der 10er-30er Jahre zeigt noch viele herrliche Bauten im Art Déco Stil; Keren ist eine quirlige Stadt, deren Tigre, Tigrinya und Bilen Bevölkerung überwiegend muslimisch ist. Der Vieh- und Kamelmarkt jeweils am Montag ist ein echtes Erlebnis. Von Asmara geht es 2500 m hinunter durch den Grüngürtel Filfil in die Hafenstadt Masswa, deren Altstadt und der Sommerpalast des Kaisers Haile Selassie Grenzkrieg mit Äthiopien 1990/99 leider teilweise zerstört wurde. Dennoch hat die Altstadt im ägyptisch-osmanischem Baustil noch immer viel Charme und Atmosphäre. Von Massawa aus kann man die axumitischen Ausgrabungen von Adulis besichtigen. Südlich von Asmara haben die Sabäer/Axumiter im Hochland die Stadt Cohaito erbaut, direkt an der Abbruchkante ins Tiefland, dem Ishka-Canyon. Ein weiterer ganz großer Höhepunkt ist die Fahrt mit der Dampfeisenbahn von Asmara hinab an Serpentinen, durch Tunnel und über Brücken, alles mit Dampf und einer 442 Mallet Dampflokomotive von 1939.
Eritrea liegt am Horn von Afrika, dort wo der afrikanische Graben aus dem Meer aufsteigt. Flora und Fauna sind sehr vielfältig und besonders für Ornithologen höchst interessant. Wenn man eine Studienreise nach Eritrea während des Timkatfestes im Januar oder während des Maskalfestes im September plant, kann man auch diese großen, besonderen orthodoxen Feste miterleben. Sogar auf den Dahlak-Inseln kommen Schnorchler und Taucher im Roten Meer auf ihre Kosten.
Ein äußerst spannendes, sicheres und wunderschönes Reiseziel mit netten und gastfreundlichen Menschen! Das administrative „Handling“ ist allerdings etwas anstrengend, angefangen von der Visabeschaffung bis zu den zahlreichen Genehmigungen im Land. Vor allem mangelt es im Land wegen knapper Güter, Infrastruktur und Embargo an einigen ansonsten für Reisende Selbstverständlichkeiten. So waren unsere Hotels alle sauber, aber es gab zum Teil kein warmes Wasser bzw. auch einmal gar kein Wasser. Mit Stromausfällen muss man genauso rechnen wie mit sehr dünnem Frühstück. Am Abend gab es immer ganz hervorragende Pasta, Pizza oder Fisch. Mittagessen waren nicht immer zu bekommen bzw. man musste zum Teil lange darauf warten. Besonders kompliziert ist die Beschaffung der Kohle für die Dampflokomotive. Bis Ende 2014 fuhr der Zug noch regelmäßig jeweils am Sonntag von Asmara nach Nefasit. Seitdem nur noch auf Anfrage für Sondergruppen, was mittlerweile aber auch sehr schwierig geworden ist. Vor unserer Gruppe fuhr der Zug das letzte Mal vor 4 Monaten, weil die Beschaffung der Kohle äußerst schwierig ist. Hier ist man auf eine gute und durchsetzungsfähige Agentur angewiesen, die das möglich macht!
Wer eine Gruppenreise nach Eritrea plant, muss seine Gruppe auf einen englisch sprachigen Guide einstellen. Vielleicht gibt es ja in Zukunft auch deutsch sprachige Reiseführer oder man nimmt eine/n in Deutschland lebenden Eriträer mit guten Landes- und Geschichtskenntnissen mit auf die Reise. Wegen der knappen Ressourcen, hoher Steuern, diverser Genehmigungen und zuletzt stark gestiegener Lebensmittelpreise im Land ist auch der Reisepreis mit bis € 2.500,-- p.P. bei 10 Tagen eine Herausforderung.
Eritrea ist ein Reiseziel für alle, die schon im Nachbarland Äthiopien gereist sind und eine Verbindung zur sabäischen bzw. axumitischen Kultur herstellen möchten. Es ist aber auch ein Reiseziel für all jene, die schon viel gereist sind und auf der Suche nach einem Reiseziel sind, wo der Tourismus noch nicht Fuß gefaßt hat. Und Eritrea ist ein Reiseziel für alle, die neugierig auf Menschen und Kulturen sind in einem Land, das dieses Jahr ihre 25-jährige Unabhängigkeit feiert und deren Bevölkerung wahrscheinlich nicht mehr sehr lange die Geduld und den Atem hat, die sehr schwierigen Verhältnisse zu tragen.
Sehr gerne berate ich Sie bei der Planung einer Reise nach Eritrea und übersende Ihnen unser Angebot. Das aktualisierte 10-tägige Reiseprogramm finden Sie auch im Online-Katalog auf dieser Webseite.
Die fotografischen Eindrücke unserer Reise finden Sie in unserer ECC-Fotogalerie.
Bei unserer zuverlässigen und engagierten Partneragentur in Asmara, bei unserem lokalen Reiseführer, Herrn Domprediger em. Hempel sowie bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern möchte ich mich ganz herzlich für das tolle Gelingen unserer Reise und das Miteinander bedanken und würde mich sehr freuen, Sie wieder auf einer unserer Informationsreisen für Gruppenverantwortliche begrüßen zu dürfen!
Mit herzlichen Grüßen
Guido Völkel