Informationsreisen für Gruppenverantwortliche

Inforeisen-Rückblicke

Informationsreise MARMARAMEER - ein kurzer Rückblick!

Troja

Edirne

Çanakkale an den Dardanellen

Istanbul

Vor dem Ausgrabungsgelände von Troja fragte mich ein türkischer Restaurantbesitzer, wann denn die deutschen Studienreisegäste wiederkämen und warum sie denn seit so vielen Jahren nicht mehr kommen. Eine Tatsache, die ich nicht leugnen konnte und deren Antwort ich als Reiseveranstalter nur zu gut kenne.

Auf einer privaten Informationsreise mit einer Kleingruppe in die Türkei wollten wir Erfahrungen und Wissen von vergangenen Reisen auffrischen, neu Errichtetes und Renoviertes kennenlernen.

Eine Reise entlang und um das Marmarameer bot sich an, weil uns die Stadt Edirne, die Dardanellen, Troja sowie Istanbul als Besichtigungsorte und als Vorbereitung einer Gruppenreise von der Westtürkei bis nach Kappadokien im Herbst wichtig sind.

Vom relativ neuen Flughafen, der 50 km westlich von Istanbul am Schwarzen Meer liegt, ging es direkt nach Edirne in das ehemals thrakische Gebiet der Türkei, recht nahe an der Grenze zu Bulgarien. Eine äußerst charmante Stadt, die zu Beginn der osmanischen Herrschaft neben Bursa zeitweise Hauptstadt war. Sie hat neben drei historischen Basaren und zahlreichen alten Gebäuden auch herrliche Moscheen, darunter eine des berühmten Baumeisters Sinan (UNESCO-Welterbe), die bulgarisch-orthodoxe Georgskirche sowie eine Synagoge (ehemals gab es 13!) zu bieten. Edirne wird bei Studienreisen in die Türkei (leider) fast nie angesteuert, weil es nicht auf der/den klassischen Route/n liegt, ist aber eine echte positive Überraschung.

Was Edirne als Durchgangsstation auf dem Landweg von Europa zum Bosporus war und ist, ist die Stadt Çanakkale an der Meeresenge der 80 km langen Dardanellen, die das Mittelmeer mit dem Marmarameer verbindet. Ein legendärer Ort, an dem sich seit der Antike bis in die Neuzeit dramatische Belagerungen und Schlachten abspielten. Zuletzt am 18. März 1915, als die Engländer erfolglos versuchten, dieses Nadelöhr zu durchbrechen (Schlacht von Gallipoli). Die Dardanellen lassen sich seit 2018 über eine 2,5 km lange Hängebrücke überqueren. Wir haben dennoch die Autofähre bei Eceabat bevorzugt!

Von Çanakkale ist es nicht weit nach Troja, jener Stadt, die von den Achäern nur mit einer List eingenommen werden konnte. Die Ilias von Homer erzählt einen nur 51-tägigen Ausschnitt der zehnjährigen Kriegshandlungen, an denen sich so viele mythologische „Nebenschauplätze“ mit Geschichten der Götterwelt und des menschlichen Daseins aneinanderreihen, dass die Ilias als erstes Zeugnis zur Grundlage der abendländischen Kultur geworden ist und über viele Jahrhunderte bis heute eine unerschöpfliche Quelle und Vorlage für Literatur, Musik, Film und Theater ist. So komplex die Ilias und ihr Inhalt, so verzweigt sind auch die Ausgrabungen von Troja, die von Heinrich Schliemann 1870 begonnen wurden und nach 50jähriger Grabungspause in den 1980er, 1990ern und 2000er Jahren unter deutscher Leitung des Tübinger Prähistoriker Manfred Korfmann fortgeführt wurden. Neun Schichten (Troja I bis IX) sind es, die in dem herrlich gelegenen Areal freigelegt wurden. Das 2019 eröffnete, hochmoderne Troja-Museum, didaktisch auf dem neuesten Stand, bietet einen vertiefenden und umfassenden Überblick der Geschichte mit sehr schönen Exponaten und Animationen.

45 Autominuten davon entfernt liegt Alexandria Troas, die Stadt, in der Paulus seine 3. Missionsreise nach Griechenland fortsetzte. Die Stelle des antiken Hafens kann man heute noch sehen, genauso wie Teile der antiken Stadt Troas, deren Ausmaße enorm gewesen sein müssen. Bis heute sind nur einige wenige Stellen freigelegt, dennoch hochspannend, weil das Ausgrabungsfeld unglaublich viel Potential für neue Entdeckungen bietet und kaum besucht wird.

Am 4. Tag unserer Kulturreise in die Türkei ging es nach Istanbul. Mit etwas mehr Zeit hätten wir noch einen Stopp am südlichen Marmarameer in Bursa einlegen können, der ersten Hauptstadt des Osmanischen Reichs. Eine ebenfalls hochinteressante und historisch äußerst wichtige Stadt. So sind wir aber die 300 km direkt von Çanakkale nach Istanbul gefahren und hatten den gesamten Nachmittag, sowie einen weiteren vollen Tag Zeit in der türkischen Metropole zwischen Marmarameer, Goldenem Horn und Bosporus.

Was macht man in 1½ Tagen in Istanbul? Meine Favoriten waren der 2-gleisige, alte Kopfbahnhof im historischen Zentrum, an dem einst der Orient Express von Paris Est kommend einfuhr; die kleine, aber feine Rüstüm Pascha Moschee, vom Stararchitekten Sinan im 16. Jh. erbaut; der Blick vom Stadtteil Üsküdar auf den Dolmabahçe-Palast sowie die Innenbesichtigung diesen Palastes; im historischen Zentrum, der Besuch der Irenenkirche, Ort des 2. Ökumenischen Konzils im Jahr 381, sowie die alte Stadtmauer am Goldenen Tor, auf dessen Turm man steigen kann und einen herrlichen Blick auf Reste der ehemals über 20 km langen Theodosianische Stadtmauer Istanbuls hat. Die von den Römern erbaute, und selbst nach heutigen Maßstäben unfassbar große Yerebatan-Zisterne, kann jetzt wieder besichtigt werden, ein Muss bei jedem Besuch. Die Eindrücke sind unerschöpflich, in Istanbul lässt sich immer wieder Neues und Überraschendes entdecken.

Planung einer Gruppenreise, Studienreise, Pilgerreise in die Türkei

Die Türkei ist logistisch so einfach zu bereisen, wie kaum ein anderes Reiseziel. Flugtechnisch perfekt von fast allen Flughäfen in Deutschland angebunden, gute und sehr gute Hotels in allen Kategorien und Preisklassen. Sehr gute Busse und Straßen. Und vor allem, ganz hervorragende, deutschsprechende Guides. Noch…, sollte man anfügen, denn die deutschsprechenden türkischen Guides haben ihr Handwerk in den Hochjahren des Kulturreisetourismus in der 1980er und 1990er Jahren erlernt. Aufgrund des Wegbleibens der Studienreisegruppen während der letzten gut 10 Jahre hat sich kein gleichwertiger Nachwuchs entwickelt und etablieren können. Das könnte sich in naher Zukunft auf kulturinteressierte Gruppen negativ auswirken.

Hervorheben muss man den in jeder Hinsicht hervorragenden Service in der Türkei und die Bereitschaft zur Dienstleistung. Ob in den Hotels, bei den Sehenswürdigkeiten, den Restaurants oder am Flughafen – wir Besucher wurden überall wie First Class Gäste behandelt.

Deshalb ist mir die Antwort auf die Frage des Restaurantbesitzers in Troja auch nicht sehr leichtgefallen. „Ja leider, es hängt mit der Politik in der Türkei zusammen und wir Deutsche sind in dieser Beziehung in den letzten Jahren sehr sensibel geworden“, sagte ich. Ich versprach aber auch, „wir kommen auf jeden Fall wieder, die Türkei ist ein zu wichtiges und großartiges Reiseland, um es als Studienreisende zu verpassen.“ Er schüttelte meine Hand und sagte strahlend: „Ich heiße alle deutschen Gäste herzlich willkommen!“

Ihr Guido Völkel