Alte Hauptstädte und Naturwunder des Balkans

Kroatien - Bosnien-Herzegowina - Montenegro

vom 05. bis 14. Oktober 2012 unter Leitung von Brigitte Schiele
berichtet von den Teilnehmern

1. Tag:
Freitag, 05. Oktober 2012

Endlich  war  der  Abreisetag  gekommen.  Ab  6.30  h  wurden  wir  an  unseren  verschiedenen Einstiegsstellen abgeholt.

Die  Fahrt  nach  Frankfurt  verlief  problemlos,  und  so  erreichten  wir  pünktlich  den  Flughafen. Das Einchecken ging ebenfalls zügig voran, so dass dem Flug nach Zagreb nichts mehr im Wege  stand. Während  der kurzen Flugzeit wurde uns ein kleiner Imbiss serviert, der schon einen  Vorgeschmack  auf  die  kommenden  Tage  gab:  mit  Frischkäse  gefüllte  Teigtaschen, Burek, die uns auf unserer Reise als eine Spezialität des Landes immer wieder begegneten.

In  Zagreb  wurden  wir  von  unserem  Reiseleiter  Matija  begrüßt,  der  uns  noch  am  Flughafen die  Möglichkeit  gab,  Euro  in  Kuna  umzutauschen.  Anschließend  gingen  wir  zusammen  zum Bus,  wo  uns  unser  Busfahrer  Ivan  vorgestellt  wurde,  der  uns  in  die  Innenstadt  von  Zagreb fuhr.

Direkt  gegenüber  der  Kathedrale  Mariä  Himmelfahrt  waren  in  einem  Restaurant  Tische  für uns  reserviert.  Bei  dem  vorbestellten  Menü  bekamen  wir  einen  ersten  Eindruck  der kroatischen  Küche.  Als  Vorspeise  gab  es  zum  zweiten  Mal  an  diesem  Tag  Burek. Anschließend wurden uns die typischen Snicl, eine panierte Fleischrolle, gefüllt mit Schinken und Käse, serviert. Als Dessert gab es Apfelstrudel, zu dem uns wahlweise Kaffee oder Tee gereicht wurde.

Frisch    gestärkt    begrüßten    wir    nun    unseren    örtlichen    Reiseleiter,    der    uns    in    die beeindruckende Kathedrale Mariä Himmelfahrt führte.

Nach  dem  Kathedralenbesuch  spazierten  wir noch  kurz  zum  Grünmarkt  Dolac  und  danach gleich wieder zu unserem Bus, der uns in die Oberstadt  Gradec  fuhr,  von  wo  wir  zu  einem Stadtrundgang starteten.

Hierbei besichtigten wir die teils wunderschön restaurierten  Fassaden,  konnten  jedoch  auch einige  baufällige  Gebäude  in  Augenschein nehmen,  bevor  wir  zu  dem  beeindruckenden Regierungsviertel  und  dem  Markusplatz  mit der Markuskirche kamen.

Ebenfalls  eindrucksvoll  war  das  Steinerne Tor,  in  dessen  Inneren  sich  eine  kleine Kapelle  befindet.  Das  Gnadenbild  der Muttergottes mit Kind gilt als wundertätig und wurde  von  vielen  Gläubigen  besucht,  die Kerzen anzündeten und beteten.
Vorbei an der oberen Station der Zahnradbahn, die die Oberstadt mit der Shoppingmeile llica verbindet, ging es zu Fuß weiter hinunter zum Jelacic-Platz, auf dem an diesem  Tag  ein  Fest  stattgefunden  hat.  Hier  bekamen  wir  noch  kurz  Freizeit  und  konnten das  Treiben  auf  dem  Platz  beobachten,  bevor  wir  den  kurzen  Weg  zu  unserem  Bus zurücklegten.

Vor  uns  lag  der  Weg  zu  den  Plitvicer  Seen.  Durch  den  Freitagabendverkehr  ging  es zunächst  recht  schleppend  voran. Doch  bei der  Fahrt über Land  bekamen wir einen ersten Eindruck  von  Kroatien.  In  den  vom  Krieg  betroffenen  Landstrichen  konnte  man  zwischen restaurierten Häusern auch immer noch vom Krieg schwer beschädigte Gebäude sehen.

In  unserem  Hotel  an  den  Plitvicer  Seen  kamen  wir  erst  im  Dunkeln  an.  Nachdem  das Gepäck, leider ohne Fahrstuhl, in die Zimmer geschleppt war, hatten wir noch kurz Zeit, uns frisch  zu  machen,  bevor  es  zum  Abendessen  ging.  Als  die  leckere  Forelle  verspeist  war, zogen sich nach und nach alle in ihre Zimmer zurück, um sich für die Plitvicer Seen, die wir am nächsten Tag erkunden wollten, auszuruhen.
Barbara Schnaidt

2. Tag:
Samstag, 06. Oktober 2012

Nach  einer  ruhigen  Nacht,  die  wir  im  Plitvice  -  Jezera  Hotel  verbracht  haben,  machten  wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Eingang, wo uns ein Boot ein kurzes Stück über den Jezero Kozjac See zu unsrem ersten Rundweg bringen sollte.

Da wir noch etwas zu früh waren, konnte uns Matija noch an der großen Schautafel die Lage und  Besonderheiten  der  insgesamt  16  mit  Wasserfällen  verbundenen  Seen  erklären.  Die Plitvicer  Seen  sind  seit  1949  National-Park.  Sie  liegen  zwischen  dem  Massiv  Mala  Kapela und dem Plitvicer Gebirge. Hier trifft der poröse Kalkstein auf den härteren Dolomit, und so hat sich die wunderschöne Seenlandschaft gebildet

Der  erste  See,  der  auf  einer  Höhe  von  635  m  ü.M.  liegt,  wird  von  3  Quellen,  die  den schwarzen  und  den  weißen  Bach  bilden,  gespeist,  der  sich  dann  über  einen  Wasserfall  in den  nächsten  darunterliegenden  See  ergießt,  und  so  haben  sich  über  einen Höhenunterschied von über 200 m die 16 Seen gebildet.

Nach  der  kurzen  Überfahrt  treten  wir  in  eine  grüne  Wunderwelt  aus  Wald  und  Wasser  bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ein. Über schmale gepflegte Waldwege und gewundene  Holzstege  gehen  wir  vorbei  an  wunderschönen  stillen Seen  und über brüchiges poröses  Travertin-Gestein,  wo  rauschende  kleinere  und  größere  Wasserfälle  (28m)  über bärtige  Moose  in  die  Tiefe  stürzen  und  in  ihren  Wasserschleiern  gelöste  Minerale  aus Magnesium  und  Calcium  mitführen,  die  auf  meiner  Brille  kleine  weiße  Tüpfelchen zurücklassen.

Um  dieses  sensible  Ökosystem,  das  seit  1979  auch  Weltkulturerbe  ist,  zu  schützen,  ist  es verboten, in den Seen zu baden, im Park Blumen zu pflücken oder Tiere zu jagen. Der Park muss  in  den  Sommermonaten  eine  Million  Besucher  verkraften.  Im  Winter  ist  der  Park geschlossen.  Es  kann  in  dieser  Region  durch  das  raue  Bergklima  sehr  kalt  werden  bis  zu minus  20°C,  die  Seen  und  Wasserfälle  vereisen,  und  es  wäre  zu  gefährlich,  auf  den Holzplanken zu gehen.

Nachdem wir wieder an der Bootshaltestelle angelangt waren, mussten wir uns von zwei Mitreisenden vorläufig verabschieden,    für    die unsere nächste Wanderung zu beschwerlich werden würde. So wurde ein Rücktransfer zum Hotel arrangiert, so dass sie mit unserem Bus zu unserem   Treffpunkt   am Ende   unserer   nächsten Wanderung fahren konnten. Wir anderen stiegen  wieder  ins  Boot,  um  über  den  Kozjac-See  (Ziegen-See)  in  20  min.  zum Ausgangspunkt unsrer nächsten Tour zu gelangen. Der See ist zwar nicht der Größte, dafür aber  der  tiefste  der  16  Seen,  46m.  Wieder  an  Land,  legten  wir  erst  mal  eine Verschnaufpause ein, um auf einem riesigen Rastplatz, an dem auch schon die Grills für das Mittagessen angefeuert wurden, das eine oder andere Getränk zu uns zu nehmen.

Um die unteren Seen mit ihren hohen Klippen und mächtigen Wasserfällen, der höchste ist 78m  hoch,  zu  bestaunen,  mussten  wir  uns  erst  in  einem  kleinen  Anstieg  auf  den  schönen Höhenweg  begeben,  auf  dem  wir  immer  wieder  wunderschöne  Ausblicke  auf  die  hohen Klippen, die Wasserfälle und auf die in allen Blautönen glitzernden Seen hatten.

Langsam  kamen  wir  am  Ende  der  Seenkette  an.  Immer  wieder  leuchteten  uns  auf  dem lichten  Laubboden  das  Pink  der  kleinen  Berg-Alpenveilchen  entgegen,  was  natürlich  nicht nur die Fotografen entzückte.

Am Ausgang des Parks trafen wir wieder unseren Bus mit den beiden Mitreisenden. Dieser Vormittag an den Plitvicer-Seen war für uns alle ein wunderbares Erlebnis.

Wieder  im  Bus  haben  wir  nun  200  km  vor  uns,  um  über  einen  700m  hohen  Pass  an  die Küste über die Stadt Senj nach Opatija zu kommen, unsrem nächsten Ziel. Wir fahren durch die Region Lika vorbei an einem hohen Berg, der schon auf der bosnischen Seite bei der Stadt  Bihac  liegt.  Während  der  Fahrt  erzählt  uns  Matija  über  berühmte  Leute  der  Region z.B. einem bekannten Physiker oder auch über Titos 3. Ehefrau. Wir erfahren, was die Leute hier  auf  der  kargen  Hochebene  anbauen  und  ernten.  Sie  machen  Käse  aus  Schafs-  und Kuhmilch,  man  hat  Bienenvölker,  die  guten  Fichten-  und  Salbeihonig  produzieren,  ebenso wird  Pflaumenschnaps  gebrannt,  der  mit  Honig  oder  Kräutern  angesetzt  ist.  Außerdem  gibt es in der Gegend Forstwirtschaft, und man sieht auch Sägewerke, die das Holz verarbeiten. Riesige  Kohlfelder  ziehen  an  uns  vorüber.  In  einem  kleinen  Dorf  machen  wir  an  einem Verkaufsstand an der Straße eine kleine Rast, um all diese Köstlichkeiten wie Käse, Honig und  Schnaps  zu  verkosten  (und  natürlich  auch  zu  kaufen),  die  von  den  Bauern  angeboten werden.

Die  Gegend  war  auch Kriegsschauplatz  in  den 90-er  Jahren,  als  der jugoslawische Staat zerfiel.  Serbien  hatte  die Region  besetzt  und schwer  verwüstet.  Nach Kriegsende  war  die ganze  Infrastruktur  am Boden  zerstört,  es  gab keinen  Strom,  kein Wasser,  und  auch  die Straßen waren zerstört.

Heute  versucht  der  kroatische  Staat  wieder,  die  jungen  Familien  an  die  Region  zu  binden, indem  er  sie  beim  Bau  eines  Hauses  unterstützt.  Sie  müssen  das  Material,  wie  Holz  und Steine,  aber  sofort  verbauen.  Nur  den  Putz  bekommen  sie  vom  Staat  nicht  zur  Verfügung gestellt, deswegen sieht man auch immer noch viele unverputzte Häuser, weil oft das Geld für  die  Eigenfinanzierung  nicht  ausreicht.  Ebenso  zahlen  die  Bewohner  des  ehemaligen Krisengebiets weniger Steuern.

Langsam  verlassen  wir  die  Berge  und  kommen  endlich  an  die  Adria.  Entlang  der  Küste steuern  wir  unser  Ziel  an.  Vorbei  an  Weinbergen,  Fischerhäfen,  Industrieanlagen, Thunfischleitern. Im Dunst liegt die große Insel Krk, wo wir auch die neue Brücke sehen, die nächstes  Jahr  eröffnet  werden  soll,  vorbei  an  Schiffswerften,  Kokereien,  die  zum  Glück stillgelegt  sind,  so  dass  der  Wein  wieder  gut  wachsen  kann.  Wir  kommen  an  der  großen Festungsburg  der  Francopanen  vorbei,  Trsat,  die  auf  den  Mauern  einer  röm.  Wachtburg aufgebaut  wurde.  Als  Kind  habe  ich  mit  Begeisterung  das  Buch  der  Roten  Zora  und  ihrer Freunde  gelesen,  das  in  dieser  Gegend  spielte.  Nun  ist  es  nicht  mehr  weit.  Wir  sind  an Rijeka  vorbeigefahren,  der  drittgrößten  Stadt  an  der  Adria  und  endlich  in  Opatija angekommen, der reizvollen Luftkur- und Badestadt mit dem herrlichen k.u.k.-Charme.

Nachdem  wir  in  unserem  Hotel,  einer  sehr  schönen  Villa  der  vorletzten  Jahrhundertwende, eingecheckt  hatten,  machten  wir  uns  sofort  auf  eine  kleine  Stadtführung,  die  Matija  uns angeboten  hatte.  Durch  den  botanischen  Garten,  der  sich  direkt  neben  unsrem  Hotel befand,  gingen  wir  zur  Villa  Angiolina,  hier  befindet  sich  das  touristische  Museum.  Wie  die gekrönten  Häupter,  die  ausgangs  des  19.  Jahrhunderts  im  Kurpark  und  an  der  Promenade flanierten,  so  gingen  auch  wir  unter  Platanen  vorbei  an  hübschen  Hotels  und  Villen  aus dieser Epoche und genossen die Aussicht auf die Kvarner Bucht.

Viele Hochzeitspaare begegneten uns, vor und nach der Trauung in der kleinen Pfarrkirche, die neben einem früheren Frauenkloster noch übrig geblieben ist, daneben auch eine große vergoldete  Marienstatue  mit  vielen  Kerzen  davor.  Es  wurde  gesungen  und  getanzt,  und  es war eine fröhliche und gelöste Stimmung. Später nach dem Abendessen im Hotel zog es uns nochmal an die Promenade und in das quirlige Leben auf den nächtlichen Straßen von Opatija. Auf dem Rückweg trafen wir  auf  eine  Gruppe  Mitreisender  in  einem  kleinen  Weinstübchen  vis-ä-vis  unsres  Hotels, und zusammen  ließen wir den  Tag bei einem Gläschen Wein fröhlich ausklingen, nachdem wir  noch  einen  kleinen  Disput  mit  dem  etwas  verwirrten  Kellner  beim  Bezahlen  der  Zeche ausgefochten hatten.

3. Tag:
Sonntag, 07. Oktober 2012

Heute  beginnt  unser  Ausflug  pünktlich  um  8  Uhr,  das  Wetter  ist  sonntäglich  schön.  In rasanter  Fahrt  über  ein  gut  ausgebautes  Straßennetz  erreichen  wir  die  Schnellstraße  in Richtung  Pula,  fahren  durch  den  8  km  langen  Tunnel  und  sind  bald  inmitten  der  Halbinsel Istrien.  Nachdem  Frau  Schiele  uns  die  Losung  des  Tages  vorgelesen  hat,  singen  wir  das Lied  „Danke für  diesen guten  Morgen“.  Wir  fahren durch gebirgiges, dünn besiedeltes Land mit Laubwäldern, grünen Wiesen und bald auch an kleinen und größeren Weingärten vorbei. Die  Halbinsel,  die  wie  ein  Dreieck  ins  adriatische  Meer  ragt,  ist  ca.  100  km  lang  und  hat ungefähr  250  000  Einwohner.  Dieser  Landesteil  ist  von  Kroaten,  Slowenen  und  an  der
Westküste  von  einer  italienischen  Minderheit  besiedelt.  Istrien  ist  mit  seiner  Landwirtschaft und dem florierenden Tourismus die bestentwickelte Region Kroatiens.

Gegen  10  Uhr  erreichen  wir  unser  erstes  Tagesziel:  Pula,  das  kulturelle  und  wirtschaftliche Zentrum  der  Halbinsel  Istrien.  Die  Stadt  hat  heute  rund  53  000  Einwohner  und  steht  auf römischen Fundamenten   -   denn die   Römer   erkannten die  günstige  Lage  für einen Flottenstützpunkt    und für   ein   Amphitheater. Letzteres     ist     noch heute das Wahrzeichen der Stadt,  es  ist  132  m lang  und  64  m  breit und bot 23 000 Zuschauern Platz.

Vier  Türme  bilden  auch  heute  noch  die  Haupteingänge  für  5  000  Besucher  von Veranstaltungen  wie  zum  Beispiel  das  alljährlich  im  Sommer  stattfindende  internationale Filmfestival.

Pula  erlebte  eine  wechselhafte  Geschichte:  auf  die  Römer  folgten  die  Byzantiner,  Franken und  Venezianer.  Letztere  waren  vom  römischen  Amphitheater  so  angetan,  dass  sie erwägten, aus seinen Steinquadern eine Arena in Venedig aufzubauen! Nach der interessanten  Besichtigung,  auch der  geräumigen und sehr gut erhaltenen unterirdischen Flure der Gladiatoren, unternahmen wir einen Spaziergang durch die Altstadt. Wir gingen durch das Goldene Tor, über den Marktplatz mit den zwei ehemaligen Tempeln, vorbei an dem Haus, in dem der irische Schriftsteller James Joyce im Jahr 1904 insgesamt 6 Monate weilte, um hier österreichisch-ungarischen Marineoffizieren Englischunterricht zu erteilen. Eine  Tafel am Haus erinnert daran, außerdem sitzt er ganz entspannt vor dem Haus.

Im  19.  Jahrhundert  entwickelte  sich  Pula  zum  wichtigsten  Kriegshafen  der  österreichisch­ ungarischen Doppelmonarchie. 1908 hatte die Marine das erste U-Boot in diesem Hafen.

Gegen  11.30  Uhr  fahren  wir  weiter  auf  der  Küstenstraße  nach  Rovinj.  Vorbei  an Olivenhainen,    vielen    Trockenmauern    auf    Feldsteinen,    die    bereits    im    Mittelalter    als Grundstücksgrenze, Windschutz und Lebensraum für Kleintiere dienten.

Rovinj  entstand  auf  einer  kleinen  Insel,  den  vom  Festland  trennenden  Meereskanal  hatte man  bereits  im  18.  Jahrhundert  zugeschüttet.  An  der  höchsten  Stelle  wurde  die  mächtige Kirche  errichtet,  und  die  Wohnhäuser  baute  man  dicht  darum.  Es  ist  ein  ausgesprochen malerischer  Anblick  vom  Fischerhafen  auf  die  direkt  am  Wasser  stehenden  mehrstöckigen Häuser  mit  der  riesigen  Kirche  darüber.  Dazu  die  engen  Gassen  mit  den  Wäscheleinen  - dies  alles  erinnert  sehr  an  Italien.  Die  Barockkirche  der  heiligen  Euphemia  mit  dem  57  m hohen  Glockenturm  wurde  1736  auf  den  Grundmauern  zweier  Vorgängerbauten  errichtet. Die Legende berichtet, dass das Grabmal der Kirchenpatronin, die in Kleinasien gelebt haben soll und bereits 304 für ihren christlichen Glauben als Märtyrerin starb, vor über 1 000 Jahren an dieser Stelle an Land gespült worden sein soll.

Nach  der  Kirchenbesichtigung  spazieren  wir  durch  die  engen  Gassen,  vorbei  an  vielen kleinen ansprechenden Kunstgalerien mit bemerkenswerten Angeboten.

Die Mittagspause nutzte jeder nach seinen Bedürfnissen und seinem Appetit - das Angebot war vielseitig und gut.
14 Uhr fuhren wir zur Hafenstadt Porec. Interessant ist der Blick auf den Fjord, der sich in das Land eingräbt und dabei eine natürliche Grenze zwischen der östlichen Region Pula und der  westlichen  Region  um  Porec  bildet.  Hier  sehen  wir  auch  Anlagen  für  Fisch-  und Muschelzucht.

Porec  liegt  auf  einer  Landzunge  und  ist  Istriens  großer  Touristenort  mit  30  km Küstenpromenade,  100  000  Betten,  20  000  Einwohnern,  mehreren  Campingplätzen,  einer landwirtschaftlichen Fakultät und Weinkelterei.

Die  Stadt  wurde  schon  im  2.  Jahrhundert  vor  Christus  von  den  Römern  als  Militärlager angelegt. Das älteste Wohnhaus stammt aus dem 12. Jahrhundert, aus venezianischer Zeit.

Heute  sind  viele  Geschäfte  und  Handwerksbetriebe  in  albanischen  Händen.  Inmitten  der rechtwinkligen Straßen steht die Euphrasius-Basilika. Das ist ein großes, vorbildlich rekonstruiertes Bauwerk  aus dem 6. Jahrhundert, welches Bischof Euphrasius auf den Mauern eines älteren Baues  errichten ließ.  Die  Basilika gilt  als  eine  der am besten erhaltenen frühchristlichen  Kirchen  Europas.  Sie  wurde  von  der  UNESCO  zum  Weltkulturerbe  erklärt. Die dreischiffige Kirche schmücken vergoldete Mosaike über dem Altar, die zentrale Figur in der Kuppel der Hauptapsis ist die thronende Jungfrau mit Kind, ein frühes Beispiel für den Marienkult.  Weiterhin beachtenswert  sind  das Baptisterium  mit dem großen Taufbecken, die Mosaikfußböden im Anbau sowie der hohe Glockenturm. Um 16 Uhr fahren wir weiter - zwar in Richtung Opatija, aber noch nicht zurück.

Frau Schiele war der Meinung, wenn man bei Sonnenschein durch ein so reiches Weinland fährt, müsse man auch den Wein kosten. Eine wunderbare Idee!

In sonniger Lage, in 470 m Höhe hält unser Bus vor einem einladenden Weingut. Der junge freundliche Winzer hat die 5 ha große Anbaufläche 2009 als Familieneigentum erworben und erzeugt Merlot sowie den typischen istrischen Weißwein. Zur Verkostung bekommen wir drei Sorten:  Vino  Bazon  Malvariq  (2011),  Vino  Bazon  Rose  (2011)  und  Vino  Merlot  (2009). Unsere  Stimmung  stieg  von  Wein  zu  Wein,  der  uns  köstlich  mundete.  Danke  nochmals  für die gelungene Überraschung.

Bei  den  letzten  Sonnenstrahlen  besteigen  wir  nun  wieder  unseren  Bus,  und  Ivan  fuhr  uns sicher  zu  unserem  Hotel  nach  Opatija  zurück.  Die  beleuchtete  Stadt  in  der  Dunkelheit  war noch ein besonderes Erlebnis.
Barbara Tasch

4. Tag:
Montag, 08. Oktober 2012

Ein   Feiertag,   Unabhängigkeitstag,   1991   Loslösung   Kroatiens   von   der   Jugoslawischen Föderation.
Wer  Ohren  hat  zu  hören,  der höre  unsere Losung,  von Brigitte  Schiele vorgetragen  und in einer kleinen Andacht interpretiert.

Wir starteten pünktlich um 8 Uhr von Opatija, der idyllischen Stadt in Istrien. Zunächst führte unsere  Route  über  die  Autobahn  in  das  Berggebiet.  Eine  herrliche  Landschaft  mit  viel Tannenwald, Skimöglichkeiten im Winter, Tropfsteinhöhlen, reichlich Wild - auch Bären. Stauseen erzeugen 30% des Strombedarfes. Karl-May-Filme wurden auch in dieser Gegend gedreht.

Wegen  des  Borawindes,  einem  kalten  stürmischen  Fallwind,  mussten  wir  die  Autobahn verlassen  und  einen  65km  langen  Umweg  über  Nebenstraßen  machen.  Der  Borawind,  den es  nur  an  der  Küste  gibt,  also  südlich  des  Bergmassivs,  entwickelt  sich  durch  die Temperaturunterschiede an der Küste und im Bergland und kann für Schiffe und Autos sehr gefährlich werden, besonders in Schluchten.

Unser  Umweg  führte  uns  über  Gracec  und  Olvovac  durch  teils  sehr  fruchtbares  Gebiet,  es gibt  kaum  Industrie.  Aber  wir  passierten  auch  Gegenden,  die  jahrelang  isoliert  waren,  weil die  Hauptbrücke  zwischen  2  Meeresbuchten  im  Krieg  1991-95  zerstört  war  und  es  keine Elektrizität gab.

Dalmatien,  ein  Teil  Kroatiens,  erstreckt  sich  ungefähr  von  Zadar  bis  Dubrovnik.  Nach  dem 1.Weltkrieg  fiel  der  Küstenabschnitt  mit  Zadar  an  Italien,  erst  1947  kam  Dalmatien  zu Jugoslawien.

Während des Krieges 1991-95 wurden viele der alten Städte bombardiert.
Dalmatien  hat  eine  unglaublich  schöne  Küste.  Dalmatien  ist  nach  den  Dalmatern  benannt, dem  illyrischen  Volksstamm,  der  sich  hier  einst  niederließ.  Es  folgten  griechische  Händler, dann  die  Römer  und  schon  früh  die  Venezianer,  die  von  1420  bis  zur  Ära  Napoleons  das Zepter führten.

Zadar  liegt  auf  einer  schmalen  Landzunge  und  ist  auf  3  Seiten  vom  Wasser  umgeben. Dieser  natürliche  Schutz  wurde  im  16.Jahrhundert  von  den  Venezianern  durch  eine gewaltige Stadtmauer zur Abwehr der Osmanen verstärkt.

Der  ärgste  Angriff  kam  aus  der  Luft  von  den  Amis  1943-44  wegen  der  eventuellen Kriegsflotte.  Die  Stadt  lag  zu  3/4  in  Schutt  und  Asche,  dann  1991  noch  der  Überfall  der jugoslawischen  Volksarmee  mit  vielen  Toten.  Heute  sind  die  Kriegsspuren  beseitigt.  Zadar hat  noch  ein  Straßennetz  von  den  Römern,  hat  älteste  Uni  und  viel  italienisches  Flair. Unsere Besichtigung brachte uns zu einem Platz mit fünf Brunnen, einem anderen mit drei, dann zu der Kirche des hl. Simeon mit dem prächtigen silbernen Sarkophag von 1380, der die  Gebeine  des  Heiligen  enthalten  soll  und  im  Mittelalter  Pilger  aus  ganz  Europa  anzog. Über  die  lebhafte  Ulica  Siroka  ging  es  zum  großen  Platz  mit  Cafe  und  Kirche,  der Stadtwache  mit  Uhrturm  von  1798  und  zur  Donatuskirche,  einem  außergewöhnlichen Gotteshaus mit kreisförmigem Grundriss nach dem Vorbild in Aachen (Karl der Große).

Es  handelt  sich  um  den  größten  vorromanischen  Kirchenbau  Kroatiens,  der  im  9. Jahrhundert  von  den  Byzantinern  an  der  Stelle  des  römischen  Forums  errichtet  wurde.  Der Platz  vor  der  Kirche  ist  noch  mit  Trümmern  des  alten  Forums  übersät.  Neben  der Donatuskirche  steht  die  romanische  Kathedrale  Sveta  Stosija,  die  der  Heiligen  Anastasia gewidmet  ist.  Es  handelt  sich  bei  dem  3schiffigen  Gotteshaus  um  eine  Zweitversion, errichtet  nach  der  Zerstörung  durch  die  Ritter  des  4.  Kreuzzuges  1202,  angestiftet  vom venezianischen Dogen.

Den Abschluss der Besichtigung Zadars bildete die Meeresorgel an der Spitze der Halbinsel, wobei  durch  Wind  und  Wellen  harmonische  Klangbilder  erzeugt  werden.  Unmittelbar daneben  schalten  sich  bei  Sonnenuntergang  die  Lichter  des  "Sonnengrußes"  an,  einer runden  aus  Photovoltaik-Solarmodulen  bestehenden  Glasplatte  mit  22m  Durchmesser. Beide Installationen sind Werke des kroatischen Architekten Nikola Basic.
Wir  verließen  Zadar   und  fuhren  über  Biograd,  der  weißen  Stadt  am  Meer,  die  einst Königsstadt von Kroatien war.

Am  Straßenrand  entdeckten  wir  Plakate  mit  einem  Bild  von  Gotowina,  einem  General,  der von  Kroatien  als  Nationalheld  verehrt  wird,  in  Den  Haag  aber  2011  als  Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Das Urteil ist aber durch Revision/Einspruch noch nicht wirksam.
Kurz   vor   unserem   Ziel   in   Vodice   sahen   wir   zur   Bergseite   einen   großen   See,   ein Naturreservat, von dem aus schon zur Römerzeit ein Aquädukt nach Zadar gebaut wurde.

In Vodice waren wir im sehr guten Hotel „Olympia Vodice“ untergebracht, alle Zimmer hatten Balkon und Meerblick, auch das Abendessen in Buffetform war sehr gut mit großer Auswahl.
Inge Bartsch

5. Tag:
Dienstag, 09. Oktober 2012

Bei gutem, etwas wolkigem Wetter, war, wie jeden Morgen, 8 Uhr Abfahrt ab Hotel in Vodice. An einer Brücke mit schöner Aussicht machten wir einen Foto-Stopp.

Brigitte Schiele, unsere Gruppenleiterin, brachte uns die Losung des Tages näher:

„Gott hat uns vorherbestimmt, seine Kinder zu sein...Und so ist Musik die beste Gottesgabe, denn Gott predigt auch in der Kraft der Musik,..." so der Leitgedanke. Dazu stimmten wir das Lied ein: „Die güldne Sonne...“

Unser  kroatischer  Reiseleiter  Matija,  der  sein  Land  bestens  kennt,  erklärte:  Der Fluss Krka, seine Quelle liegt unterhalb der karstigen Berge, bildet einen See oberhalb von Skradin und nimmt  einen  sehr  unregelmäßigen  Verlauf.  Wasserfälle  und  Stromschnellen,  kleine Inselchen,  darin,  wie  wir  sehen  konnten,  auch  mit  Kloster,  prägen  den  Fluss,  der  -  auf gesamter  Länge  -  gesetzlich  geschützt  ist  -  und  als  Nationalpark  seit  1971  existiert.  Ein wilder  Fluss  -  im  Krka-Nationalpark  mit  45  m  Höhenunterschied  und  17  Kaskaden  -  eine Schönheit der Natur, wo das Wasser laut hinunterstürzt. Zunächst erlebten wir im Naturpark Skradin  eine  ruhige  Bootsfahrt  zu  den  Wasserfällen.  Im  Park  leben  Bergziegen,  Schwäne, auch  Wildtiere  wie  Luxe,  Mäuse,  Fledermäuse,  Wildkatzen,  Lurche,  Salamander,  sowie Fische, Vögel, Rehe, Schlangen, Brutvögel.

An  Vegetation  waren  auffallend  die  vielen  Mini-Alpenveilchen  zu  bewundern,  wilde  Feigen, Ragwurz,  Moose.  Der  Krka-Nationalpark  als  solcher  existiert  seit  1975.  Auf  dem  Gelände gibt  es  ein  Wasserkraftwerk,  noch  in  Betrieb,  wo  als  erstes  in  Europa  Strom  produziert wurde.  Wir  laufen  über  Stege  zwischen  den  Kaskaden,  auf  dem  Gelände  auch  eine  kleine Getreidemühle,  die  mit  Wasserkraft  mahlt(e),  auch  Schafwolle  wurde  dort  gewaschen,  eine kleine Kapelle steht dort, als Museum eingerichtet eine kleine Backstube, ein Webstuhl, eine Schmiede. Alles zählte zum dörflichen Leben, das bis in die 1970er Jahre dort existierte...

Viele  kleine  Wasserquellen,  die  aus  der  Erde  sprudeln,  Wasserrauschen  überall...  12  000  - 50 000 Liter/sec Süßwasser fließen durch, das Wasser wird unterwegs mit dem salzhaltigen Meerwasser vermischt.

Der  Fluss  Krka  bildet  die  Grenze  zwischen  Nord-  und  Mitteldalmatien,  mit  Sibenik  als Zentrum.  Früher  Industriestadt,  die  großer  Lieferant  war  für  die  USA,  heute  sind  alle Gesellschaften geschlossen. Der Handel mit den USA ist versiegt, daher leidet die Stadt an hoher Arbeitslosigkeit. Sibenik, wohin wir um die Mittagszeit kamen, ist die älteste Stadt aus dem  11.  Jh.,  die  keine  römischen  Wurzeln  hat,  sondern  von  Kroaten  gegründet  wurde.  In der Stadt gibt es viel zu sehen.

Von  unserer  lokalen  Stadtführerin  werden  wir  -  bei  Regen  -  durch  die  Altstadt  geführt. Sibenik,  früher  Hauptstadt  der  Venezianischen  Republik,  sei  eine  einzige  Festung  gewesen vor dem Einfall der Türken, die nie in die Stadt kamen. Drei mächtige Festungsanlagen als Schutz  vor  den  Türken  erinnern  an  diese  Zeit.  Sibenik  ist  auch  die  erste  Stadt  mit Wechselstrom.  Der  Hafen  zum  offenen  Meer,  die  Küste,  sei  geschützt  gewesen  durch vorgelagerte Inseln.

An  der  Krka-Flussmündung  im  Meer  befindet  sich  heute  eine  Muschelzucht;  entlang  der  20 km  langen  Küstenstraße  ein  Brückenbau  aus  dem  Jahre  1966,  wobei  die  Stadtmauern abgebaut wurden.

In  der  Altstadt gibt  es  50 Paläste  und alte  Häuser, 25 Kirchen, jeder    Stadtteil halte eine eigene  Kirche. Mit  der  Kirche war  auch  das Bildungswesen verbunden. Prächtig  ist  die Kathedrale des   hl   Jakob, ein Meisterwerk, gebaut und geplant vom besten Architekten der Stadt aus reinem Marmor, gebaut  ohne  Mörtel  in  einer  Art  Lego-System,  im  Baustil  eine  Mischung  aus  Spätgotik  und Renaissance,  105  Jahre  Bauzeit  -  heute  UNESCO-Weltkulturerbe,  jedoch  im  letzten  Krieg zerstört. Die Kirche wurde mit Hilfe der UNESCO und aus Frankreich wieder aufgebaut, die Kuppel  aus  weißen  Bausteinen  von  der  Insel  Brac  wieder  hergestellt.  Heute  bewacht  ein strenger  Aufseher  den  prächtigen  Sarkophag  des  Heiligen,  an  dem  die  Mutigen vorbeidefilieren  konnten.  1647  brach  die  Pest  in  der  Stadt  aus,  die  einen  großen  Teil  der Bevölkerung hinwegraffte. Die Venezianer bauten keine Wasserleitungen wie die Römer, die nie in der Stadt waren. Schutzpatron der Stadt ist der hl. Michael, verewigt neben anderen Heiligen  am  Vorplatz,  der  auch  Pranger  war,  heute  Rathaus,  reichlich  verziert  mit  Säulen, wie  trotz  Regen  zu  sehen  war.  Wir  kommen  zum  Bischofspalast  und  besichtigen  die prächtige Taufkapelle, in der viele Verzierungen nebst Heiligenfiguren bewundert und fotografiert werden konnten. Auch heute ist das Anwesen Bischofssitz - beherbergt auch ein Gefängnis.

Der Regen hielt uns davon ab, zur Festung der Stadt hinaufzusteigen, denn einen schönen Ausblick hätten wir an diesem Tag nicht haben können.

So ging es weiter in die mittelalterliche Stadt TROGIR, die, gegründet als griechische Siedlung auf künstlicher Insel, mit der gesamten Stadt UNESCO- Weltkulturerbe ist, einer kleinen Altstadt (ca. 800m x 60m) und einem großen Markt, wo 3 Brücken die Siedlung mit dem Festland verbinden. Der Dom des hl. Laurentius, mit Portal vom Dalmatiner Meister Radovan, sei als schönste romanische Kunst eingestuft.

Viele  romanische  Häuser  und  ehemalige  Paläste,  wie  kleine  Gassen,  prägen  die  Stadt,  die eine  der  ältesten  Siedlungen  der  dalmatinischen  Küste  ist  -  aufgrund  ihrer  komplizierten Geschichte - wo Griechen, Römer, ab dem 7. Jh. Kroaten, ungarische Fürsten, ab dem 18. Jh.  Österreich  das  Sagen  hatten,  danach  Franzosen,  ab  1918  zum  Königreich  Kroatien zählte, auch den letzten Krieg der neuen Geschichte erlebte - jedoch immer ohne Schäden davongekommen  sei.  Heute  ist  das  Wohnen  dort  teuer.  Immobilien  liegen  bei  4  000 EURO/m2, schade ist jedoch, dass die Besitzer nicht hier wohnen, nur nach den Regeln der UNESCO  renovieren.  13  Kirchen  und  2  Klöster  prägen  die  Stadt,  frühere  Festung  und Schutz  vor den  Türken  ist heute  Denkmal.  Sechs Nonnen leben im Benediktinerkloster, die Kirche der hl. Barbara ist die älteste der Stadt, daneben die kleine Kirche des hl. Sebastian - heute  Gedenkstätte  für  Kriegsopfer  aus  dem  letzten  Krieg.  Dort  bieten  uns  4  Sänger  äcapella Kirchenlieder zu Gehör.

Wir  gehen  zum  Rathausplatz aus  dem  16.  Jh.,  dort  eine Kirche,  3schiffige  Basilika, Gotik  bis  Renaissance  - Meisterwerk  mit  vielen  Figuren am  Portal,  Figuren  der  Arbeit, des  Lebens,  der  Zeit  -,  durch Laser  anschaulich  restauriert, mit Taufkapelle. Innen romanisch,      kleine      Fenster, Chorgestühl aus Nussbaumholz, 16. Jh. Großes Kruzifix aus dem 15. Jh., Kapellen-Nebenraum aus der Zeit der Renaissance mit vielen Engeln  im  Deckengewölbe  -  Schatzkammer  aus  dem  2.  Jh.  v.Chr.  mit  Darstellung  des antiken  Gottes  Kairos  -  Gott  der  Gunst  des  Augenblicks  -  (Gelegenheit  am  Schopf  packen als symbolischer Darstellung).

Wir fahren anschließend entlang der Bucht von Kastela, der früheren Straße der Kastelle, die bis Split ging. Als im 16. Jh. das Osmanische Reich seine Macht bis an die Grenze von Split und  zum  Kozjakgebirge  hatte  ausdehnen  können,  wo  der  Adel  und  die  Kirche  ihren Landbesitz  für gefährdet  hielten, und Patrizier  und  Bischöfe der  Spliter Gegend  entlang der Küste zahlreiche Kastelle bauen ließen, die nicht nur den Ernteertrag schützen sollten.

Heute ist diese Gegend dicht besiedelt, wie Matija erklärt, weil fruchtbar, jedoch haben viele Hausbesitzer ohne Regeln und ohne Genehmigung gebaut. Bis zu einem bestimmten Datum wird  nachträglich  genehmigt,  danach  erstellte  Gebäude  müssen  abgerissen  werden. Problem:  Baugenehmigungen  dauern  sehr  lange  -  viele  verlieren  die  Geduld  und  bauen daher  schwarz.  Die  Menschen  leben  dort  von  der  Landwirtschaft,  wie  in  früheren  Zeiten auch.

Wir kommen nach Solin in unser Nachtquartier. Früher war dies eine römische Siedlung -Stadt Salona - wo es heute noch alte Überreste gibt aus römischer Zeit. Dort sei auch der römische Kaiser Diokletian geboren, der als Christenverfolger in die Geschichte einging.

Einige Unermüdliche aus unserer Gruppe machten sich auf, vor dem Abendessen die Umgebung zu erkunden.
Erna Rebok

6.  Tag:
Mittwoch, 10. Oktober 2012
Wecken: 6.30
Abfahrt: 7.30

Split
Vom guten Frühstück gestärkt, fuhren wir nach Split, der Hauptstadt Dalmatiens, wo uns die Stadtführerin  Frau  Wesna  in  Empfang  nahm.  Split  ist  eine  bedeutende  Hafenstadt  und  Sitz der  katholischen  Erzdiözese  Split-Makarska.  Die  Ursprünge  der  Stadt  sind  auf  den Diokletianspalast  zurückzuführen.  Die  Innenstadt  von  Split  mit  dem  Palast  wurde  1979  von der  UNESCO  zum  Weltkulturerbe  erklärt.  Die  schöne  Uferpromenade  ist  mit  Palmen bepflanzt.

Hier gibt es auch das berühmte Cafe Genscher. In der Nähe befindet sich auch der größte offene Markt Kroatiens, wo Lebensmittel, Pflanzen, Kleidung und Schuhe verkauft werden.

Von  der  Uferpromenade  gingen  wir  am  Uhrturm,  der  aus  dem  13.  Jh.  stammt,  an venezianischen  und  im  Stil  der  Habsburger  erbauten  Häusern  vorbei  zum  Goldenen  Tor. Oberhalb des Tores steht die 8,30 m hohe Statue des Gregor v. Nihn. Die Berührung seines Zehs soll Glück bringen.

Am Goldenen Tor begann unser Rundgang durch den Diokletian-Palast, der nicht nur Palast sondern auch Ummauerung eines Teils der Altstadt (der alte römische Kern) ist.

Der  von  295  -  305  n.  Chr.  errichtete  Palast  ist  trotz  etlicher  Umgestaltungen  in  späteren Epochen  das  besterhaltene  Monument  der  römischen  Architektur  in  Dalmatien.  Er  hat 40.000 qm Grundfläche und ist durchgehend von knapp 20 m turmbewehrten und von einem See-  und  drei  Landtoren  unterbrochenen  Mauern  umgeben.  Die  Tore  tragen  alle  einen metallenen  Namen:  Goldtor,  Silbertor,  Eisentor  und  Kupfertor.  Die  einstigen  Thermen  und kaiserlichen  Räumlichkeiten  sowie  Empfangsräume  lassen  die  für  Diokletian  typische Mischung aus Repräsentation und Wehrhaftigkeit erahnen. Diokletian ließ den Palast für sich wegen  seiner  Rheumaerkrankung  und  der  dafür  guten  schwefelhaltigen  Quellen,  die  sich hier  befinden,  bauen.  Obwohl  die  Bäder  nicht  mehr  existieren,  strömt  heute  noch  Schwefel aus, so dass auf dem benachbarten Fischmarkt keine Fliege zu finden ist!

Sehenswert  ist  auch  der  Peristyl,  der  antike  Säulenhof,  der  als  kaiserliche  Empfangshalle diente.  Heute  befinden  sich  hier  kleine  Cafes.  Der  Palastkomplex  ist  heute  noch  bewohnt, überwiegend  von  Reichen.  Entlang  der  engen  Straßen  befinden  sich  kleine  Geschäfte  und Galerien.  Westlich  vom  Peristyl  öffnet  sich  ein  kleiner  Platz  mit  dem  ehemaligen Jupitertempel aus dem 6. Jh. Leider blieb nur das Deckengewölbe vollständig erhalten. Das Taufbecken ist aus dem 12. Jh. Neben dem Peristyl erhebt sich die Sveti Duje, die im 677. Jh.  auf  einem  achteckigen  Grundriss  errichtet  wurde.  Sie  diente  zunächst  als  Mausoleum des Kaisers Diokletian und seiner Frau und fungiert seit dem 10. Jh. als Bischofskathedrale.

Die    kaiserlichen    Sarkophage    wurden    zerstört.    Das    Portal    der    Kathedrale    ist    aus Walnussholz und enthält christliche Motive.

Während des Stadtrundganges erfuhren wir, dass die Stadtführerin Geburtstag hat.

Wir    sangen    ihr    „Happy    Birthday“,    worauf    sie    meinte,    es    sei    ihr    schönstes Geburtstagsgeschenk.

Wir hatten noch eine kurze Pause, um uns das Treiben auf dem Markt anzusehen.

Dubrovnik
Weiter  ging  die  200  km  lange  Fahrt  durch  eine  wunderschöne,  fruchtbare  Landschaft entlang der Küste. Hier wachsen Zitronen, Apfelsinen und Kiwis. Um 12.30 Uhr machten wir Pause  bei  den  6  Seen,  ein  sehr  schöner  Aussichtspunkt.  Hier  gab  es  endlich  mal ausreichend  Toiletten  und  sogar  einen  Supermarkt.  Unsere  Mittagspause  verbrachten  wir  in Neum  auf  bosnischem  Territorium.  Der  Korridor  von  Neum,  der  Bosnien-Herzegowina  einen Meereszugang  sichert,  wurde  dem  Osmanischen  Reich  von  der  Republik  Ragusa abgetreten,  als  durch  den  Frieden  von  Karlowitz  eine  Pufferzone  zwischen  osmanischem und venezianischem Territorium geschaffen wurde.

Pünktlich gegen 16 Uhr landeten wir zur Stadtführung in Dubrovnik, wo uns die Stadtführerin Frau  Rosana  in  Empfang  nahm.  Die  Stadt  Dubrovnik,  italienisch  und  deutsch  Ragusa genannt,  ist  eine  Stadt  in  der  südlichen  Exklave  Kroatiens  an  der  Adria.  Die  Stadt  wird aufgrund  ihrer  kulturellen  Bedeutung  und  der  Jahrhunderte  langen  politischen Sonderstellung  oft  auch  als  „Perle  der  Adria“  bezeichnet.  1979  wurde  die  gesamte  Altstadt von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Dieser  Ort  soll  in  vielen  Beziehungen  wegen  der  herrlichen  Landschaft  und  des  milden Klimas der angenehmste Dalmatiens sein, was wir auch selbst feststellen konnten.

Durch  das  Pile-Tor  in  der  gewaltigen  Stadtmauer  gingen  wir  zum  Platz  mit  dem  großen runden Onofrio-Brunnen von 1444, der über der Zisterne liegt, in der das Wasser aus einem 12 km langen Aquädukt gespeichert wurde.

Über die Flaniermeile, dem Stradun, gelangten wir zum Franziskanerkloster aus dem Jahr 1317, wo sich im Kreuzgang die älteste Apotheke Europas befindet.

Hier  sehen  wir  unter  den  Kunstschätzen  auch  eine  Perlenkette,  Die  Perlen  wurden  von Frauen, die nach einer durchlebten Nacht um Ablass baten, gespendet. Weiter ging es zum Rektorenpalast, in dem sich heute das Stadtmuseum befindet.

Der  Eingang  des  zwischen  1435  und  1463  entstandenen  Baus  ist  eine  großzügige  Loggia mit  skulptierten  Kapitellen.  Hier  erinnern  prunkvolle  Barock-  und  Rokoko-Säulen  an  die verflossene Bedeutung der Stadt.

Vorbei  an  Stadtcafes  gelangen  wir  zum  Uhrturm  und  dem  Rathaus.  Hier  steht  auch  die Rolandsäule von 1418, die sich am Vorbild des Rolands am Bremer Rathaus orientiert.

Hinter  der  Rolandsäule  steht  die  Blasiuskirche.  Am  selben  Platz  ist  auch  die  katholische Maria  Himmelfahrtskirche,  ein  barocker  Bau,  der  1713  wieder  aufgebaut  wurde. Bedeutendster  Besitz  der  Kathedrale  ist  eine  Himmelfahrt  Mariens  in  der  Apsis  hinter  dem Hauptaltar, die Tizian zugeschrieben wird.

Von  hier  ging  es  weiter  zum  alten  Hafen.  Auf  der  vorgelagerten  Insel  Lopud  und  in  der Vorstadt  Ploce  befinden  sich  Lazarette,  in  denen  erstmals  in  Europa  ab  dem  Jahr  1377 ankommende  Reisende  zum  präventiven  Schutz  der  Stadt  vor  der  Pest  40  Tage  isoliert  in Quarantäne verweilen mussten.

Leider war es zu spät zum Besuch der Stadtmauer, die 1940 m lang sowie 3 bis 6 m breit ist. Nach diesem eindrucksvollen Tag wurden wir mit dem sehr schönen Hotel Adria, von
dem wir einen sagenhaften Blick über Dubrovnik hatten, belohnt.

Renate König

7. Tag:
Donnerstag, 11. Oktober 2012
Fahrt nach Montenegro - Stadt Kotor (Weltkulturerbe)

Wie üblich, nach einem guten Frühstück, fuhren wir pünktlich um 8 Uhr von unserem Hotel in Dubrovnik los.
Kurze Zeit später erreichten wir einen Aussichtspunkt, von wo wir einen herrlichen Blick auf Dubrovnik hatten.

Frau Schiele las uns dann die Losung für diesen Tag: „Wasche dein Herz von Bosheit rein.“ Dazu einen Text aus dem Korinther-Brief, plus Lehrtext! Wir sangen das Lied „Aus meines Herzens Grunde...“ So gestärkt fuhren wir die kurvenreiche Straße zur Bucht von Kotor. Nach einer guten Stunde erreichten wir den Grenzübergang nach Montenegro. Ohne Probleme fuhren wir weiter und erreichten Kotor gegen 11.00 Uhr. Unterwegs luden zwei malerische Klosterinseln zum Fotografieren ein.

Das  fast  2.000  Jahre  alte  Kotor,  eine  alte  mediterrane  Handels-  und  Hafenstadt  und überregionales  Kulturzentrum  am  südöstlichen  Ende  der  Bucht  von  Kotor,  ist  berühmt  für seine  von  einer  eindrucksvollen  4,5  km  langen  Stadtmauer  umgebene  mittelalterliche Altstadt, die bis zu 15 Meter breiten und 20 Meter hohen Verteidigungsanlagen führen in eine Höhe von 260 Metern auf den Berg San Giovanni.

Durch ein Tor in der mächtigen Stadtmauer betraten wir Kotor; zunächst mussten wir ca. 45 Minuten  warten,  bis  unsere  Stadtführerin  Marina  eintraf.  Sichtlich  nervös  begann  sie  ihren Vortrag  über  die  Geschichte  der  Stadt,  über  die  vielen  Herrscher  der  vergangenen Jahrhunderte,  die  sich  in  der  Bucht  von  Kotor  festgesetzt  hatten,  so  zum  Beispiel  die Republiken  Dubrovnik  und  Venedig.  Durch  kriegerische  Auseinandersetzungen  Venedigs  mit Österreich  kam  die  Stadt  Kotor  im  Jahr  1797  zur  Habsburger  Monarchie.  Nach  dem  1. Weltkrieg  für  kurze  Zeit  zum  Königreich  Jugoslawien  und  nach  dem  2.  Weltkrieg  zur sozialistischen  Republik  Jugoslawien.  Seit  2006  ist  Montenegro  ein  selbständiger  Staat.  Die ersten Siedler dieser Bucht waren vor ca. 2.400 Jahren Illyrer und später Griechen.

Mit  Marina  gingen  wir  durch  die  Altstadt,  vorbei  an  schönen  Palästen  der  venezianischen und  habsburgischen  Epoche,  zur  romanischen  Kathedrale  des  Sveti  Tripun  aus  dem  12. Jahrhundert.  Wir  besichtigten  die  Kathedrale  und  die  Schatzkammer.  (Der  heilige  Tryphon, ein  griechischer  Märtyrer,  ist  der  Schutzpatron  der  Stadt  Kotor).  Unser  Weg  führte  uns  an weiteren  Kirchen  vorbei:  Kapelle  des  Sveti  Lukas,  byzantinisch,  Kirche  des  Sveti  Nikolas, serbisch-orthodox und der Kirche und dem Kloster der Heiligen Klara von Assisi etc.

Nach  unserem  Rundgang  mit  den  Besichtigungen  machten  wir  in  einem  gemütlichen  Fisch- Restaurant „Bastion“ unsere Mittagspause; das Essen dort war sehr gut.

Die heutige wirtschaftliche Grundlage der Stadt sind der Tourismus und die Muschelzucht.

Stadt Budva
Unser  nächstes  Ziel  war  die  kleine  Stadt  Budva.  Sie  gleicht  in  ihrer  Geschichte  der  Stadt Kotor. Auch sie wurde von Illyrern gegründet und später von Griechen bewohnt.

Die  berühmte  Altstadt  ist  von  einer  mittelalterlichen  Stadtmauer  umgeben  und  steht  unter Denkmalschutz.  Die  komplette  Altstadt  wurde  während  des  Erdbebens  1979  fast  vollständig zerstört und nach Plänen aus österreichischen Archiven Stein für Stein im venezianischen Stil rekonstruiert.

Ab dem Jahr 1442 gehörte Budva zur Republik Venedig, danach zum Osmanischen Reich. Nachdem die Osmanen verdrängt worden waren, zum Habsburger Reich.

Unser Gang durch die Altstadt führte uns als erstes zu den römischen Ruinen, dann zum Theaterplatz, auf dem jährlich Dichterlesungen stattfinden.

Wir  gingen  zur  Kirche  Johannes  des  Täufers,  katholisch,  der  Drei-Einigkeits-Kirche, orthodox,  und  zur  ältesten  Kirche  (sehr  klein)  „Maria  in  Punta“  aus  dem  8.  Jahrhundert; besichtigten  die  gewaltige  Festungsmauer  mit  Zitadelle,  erbaut  im  Jahr  1836  von  den Habsburgern.

Um die Rückfahrt nach Dubrovnik zu verkürzen, fuhren wir mit dem Bus bei Herceg-Novi auf eine Fähre.

Ankunft im Hotel Adria, müde und ziemlich verschnupft, haben wir uns gleich nach dem Abendessen zur Ruhe begeben.
Trotz dieser Widrigkeiten ein schöner Tag.
Rosemarie Heyden

8. Tag:
Freitag, 12. Oktober 2012
Tagesausflug auf die Insel Korcula

An den frühen Weckruf, Frühstück um 7.00 Uhr, Abfahrt um 8.00 Uhr, hatten wir uns inzwischen gewöhnt. Wir starteten bei wolkenverhangenem Himmel und fuhren mit unserem Bus der Küste entlang.

Unser erstes Ziel auf der Insel Peljesac war die Stadt Ston, zu deutsch Stein. Erste bekannte Bewohner waren die Illyrer, später die Griechen, anschließend die Römer. 1333 fiel die Halbinsel Peljesac an Dubrovnik. Um sich gegen Angriffe aus dem Westen und die dort vorhandenen Salinen zu schützen, ließ die Stadt Dubrovnik eine 6 km lange und steile Wehrmauer um Ston bauen. Mit den Salinen wurden jährlich mehr als 15.000 Dukaten verdient, eine Menge Geld. Die Salinen trugen somit früh zum Reichtum der Region bei.

Das „Weiße Gold des Meeres" lässt sich nicht überall gewinnen. Dazu muss das Wasser sehr sauber und natürlich salzhaltig sein. In flachen Becken, in denen es von der Sonne erwärmt wird, setzt der Verdampfungsprozess ein. Zurück bleiben Salzkristalle und Ablage­ rungen. Mit einem Holzrechen wird das Salz gepflügt und geerntet. Die Entlohnung in Ston erfolgte in Form von Salz.

Im Unterschied zur heutigen Zeit wurden die Bewohner früher zur Salzernte verpflichtet und wer sich weigerte, wurde bestraft. Auch heute wird in Ston noch in den Monaten Juli bis September Salz gewonnen. Und jeder freiwillige Helfer - Kost und Logis sind frei - bekommt ein Säckchen selbst geerntetes weißes Gold mit auf den Heimweg.

Zu unserem Erstaunen hörten wir, dass auf diesen zum Teil sehr steilen Mauern jährlich Marathonläufe abgehalten werden, und das im Sommer bei den dort herrschenden Temperaturen!

Wir machten einen Rundgang durch Ston und besichtigten natürlich auch die Salinen.

Anschließend fuhren wir weiter nach Orebic, vorbei an einer fruchtbaren Gegend und vielen Weinbergen, deren Trauben für den besten Rotwein Kroatiens sorgen, sowie an etlichen Olivenhainen. Im Meer sind sehr viele Fischarten zu finden, ebenso Delfine, denen ein munteres Sexleben nachgesagt wird.

In Orebic gingen wir auf die Fähre. Die Überfahrt zur Insel Korcula glich wegen des unru­ higen Meeres eher einer Schaukelpartie, die am Stadttor von Korcula, der malerischen Inselhauptstadt mit ihren dicken Wehrmauern, endete. Dort empfing uns die hiesige Reiseführerin. Leider regnete es, weshalb wir in die Kathedrale des heiligen Markus flüchteten, deren Hauptportal von zwei großen venezianischen Steinlöwen bewacht wird. Die Kathedrale, im Stil von Gotik und Renaissance, wurde aus dem weißen Korculaner Stein im 15. und 16. Jahrhundert erbaut. Unser erster Blick fiel auf einen ausgesprochen schönen Steinbaldachin. Am Hauptaltar entdeckten wir ein Gemälde des venezianischen Meisters Tintoretto, das die drei Schutzheiligen Korculas und Dalmatiens zeigt, den heiligen Markus, den heiligen Hieronymus und den heiligen Bartholomäus, der gleichzeitig Schutzpatron der Schiffsbauer ist. In der Kathedrale befinden sich ferner die Reliquien des heiligen Theodor.

Danach gingen wir zum Marco-Polo-Haus. Einer Insellegende zufolge wurde der berühmte Kaufmann und Asienreisende Marco Polo (1254 - 1324) in Korcula geboren. Marco Polo war bei einer Seeschlacht 1298 bei Korcula in genuesische Gefangenschaft geraten, dort diktierte er einem Mithäftling seine abenteuerlichen Berichte.

Dass er darin Venedig als seinen Geburtsort angab, sieht man auf Korcula nicht so eng, denn die heutige kroatische Insel stand ja einst unter venezianischer Herrschaft.

Weiter ging's durch die Hauptstraße, von der enge Gassen abzweigen, die sich gegenseitig vor Sonne und Wind schützen.

Unsere Stadtführerin berichtete, dass alljährlich im Sommer die „Moreska" in der Altstadt aufgeführt wird. Das ist ein Säbeltanz, bei dem Gut und Böse miteinander kämpfen. Er hatte seinen Ursprung in Spanien. Zunächst symbolisierte die Moreska den Sieg der Spanier über die Mauren, der Christen über die Moslems. Heute steht sie für den Sieg der Liebe und des Guten über das Böse. Dieser Tanz, den auch schon Kinder lernen und aufführen, gehört seit etwa 400 Jahren zum Brauchtum von Korcula und zieht viele Besucher an.

In einer einstündigen Pause konnten wir auf eigene Faust die Stadt Korcula erkunden und beispielsweise auf dem kleinen Marktplatz in einem Lokal landestypische Gerichte genießen.

Anschließend trafen wir uns am Stadttor, der Anlegestelle der Fähre, die uns wieder schaukelnd zurückbrachte. Unser Busfahrer Ivan erwartete uns bereits und somit ging's wieder in Richtung Dubrovnik. Unterwegs hielten wir an einem schönen Aussichtspunkt an, wo uns Ivan zu unserer Überraschung zu einem selbst gebrannten Mandarinenschnaps einlud, der wirklich vorzüglich schmeckte. - Damit die Fahrt nicht so eintönig verlief, legte Matija eine Folklore-CD seiner kroatischen Lieblingssängerin auf, die uns bei dem tristen Wetter etwas aufheitern sollte. Mir gefiel die Musik sehr gut.

An diesem Tag kamen wir erstmals früher zum Hotel zurück, das außerhalb der Stadt lag. Es war unser letzter Tag in Dubrovnik, weshalb sich einige aus der Gruppe spontan noch einmal zu einem Besuch dieser wunderschönen Stadt entschlossen. Daraufhin wurden zwei Shuttle- Busse geordert. Einige nahmen die Gelegenheit zu einem Gang auf der Mauer wahr, andere waren in der Stadt unterwegs und entdeckten in den romantischen Seitenstraßen bzw. Gassen viele schön gedeckte Tische der Restaurants mit hübschen Blumensträußen. Es ist uns wirklich schwergefallen, dieser Einladung zu widerstehen. Zum Trost genehmigten wir uns ein Eis, das auch lecker schmeckte. Ein anderer Teil der Gruppe erstand in den netten Geschäften noch ein paar Souvenirs.

Später ging's mit dem Linienbus zurück in die Nähe unseres Hotels; das letzte Stück mussten wir allerdings im Dunkeln zurücklegen.

Anschließend trafen wir uns zum Abendessen und stärkten uns am reichhaltigen Büffet. Nicht alle zogen sich dann gleich wieder in ihr Zimmer zurück, einige aus der Gruppe trafen sich danach in der Hotellounge und ließen den schönen und erlebnisreichen Tag bei einem guten Drink ausklingen.
Mit einem letzten Blick auf die traumhaft schön beleuchtete Stadt endete dieser Tag.

Christa Weckesser

9.  Tag:
Samstag, 13. Oktober 2012

Wie  fast  jeden Morgen  erfolgte der  Weckruf um 6:30h, dann hieß es raus aus den Federn und  marsch-marsch  alle  notwendigen  morgendlichen  Erledigungen  vor  dem  Frühstück  um 7:00  h  hinter  sich  bringen,  sowie  den  Koffer  fertig  gepackt,  möglichst  bereits  in  der Eingangslobby  stehend,  vorbereitet  haben.  Ordentlich  und  pünktlich,  wie  wir  „Deutschen“ nun  mal  sind,  waren  alle  Reiseteilnehmer  zur  Abfahrt  bereit;  auch  an  diesem  Tag  gut gestärkt  nach  einem  reichhaltigen  Frühstück  nach  dem  Motto:  auf  zu  neuen  Taten  und Zielen.  Es  lag  wieder  einmal  ein  langer  Tag  und  „einige“  Kilometer  vor  uns.  Unsere  Fahrt sollte uns am heutigen Tag vom Hotel Adria in Dubrovnik über Mostar nach Sarajevo führen, wobei  wir  in  Pocitelj,  einer  kleiner  Ansiedlung  aus  dem  15.  Jh.  mit  einer  Mischung  aus mittelalterlicher  und  muslimischer  Architektur  einen  kurzen  Zwischenstopp  einlegten. Während  der  Fahrt  durch  das  sehr  fruchtbare  Tal  der  Neretva  (228  km)  und  entlang  des Deltas  las  uns  Frau  Schiele  die  Losung  des  Tages  aus  dem  Matthäus-Evangelium,  das anschließend  gesanglich  von  den  Reisenden  durch  das  Morgenlied  umrahmt  wurde:  Danke für  diesen  guten  Morgen.  Übrigens  ist  der  Fluss  Neretva  bis  zur  Stadt  Metkovic  schiffbar. Von  9:15h  bis  9:30h  machten  wir  eine  kurze  Rast.  Kurz  danach  passierten  wir  die  Grenze von  Kroatien  nach  Bosnien-Herzegowina.  Bei  der  Grenzkontrolle  musste  Matija,  unser Reiseleiter,  die  Ausweise  von  allen  Reiseteilnehmern  einsammeln  und  prüfen  lassen.  Das Prozedere nahm jedoch nicht so viel Zeit in Anspruch wie erwartet, so dass wir unsere Fahrt nach  wenigen  Minuten  fortsetzen  konnten.  Stärkere  Bewölkung  bildete  sich  Richtung Metkovic und umso mehr wir uns ins Landesinnere bewegten. Die Fahrt von Metkovic nach Pocitelj  entlang  von  Mandarinenhainen,  die  jetzt  zur  Erntezeit  prächtig  vollhingen  mit erntefrischen Früchten, die teilweise zum Export produziert werden, war sehr schön.

Während unserer Reise durch verschiedene  Nationalitäten  erlebten  wir  3 unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, wobei     jede     ihre     nationale     Sprache zelebriert, z.B. bosniakisch, serbisch/kroatisch  bzw.  kroatisch/serbisch. Als  wir  Mostar,  das  man  auch  „Klein- Jerusalem"  nennt,  bei  Sonnenschein erreichten,  erwartete  uns  bereits  Adnan oder  Ado  genannt,  unser  Stadtführer.  Der Standort für den Reisebus war die Franziskanerkirche mit dem höchsten Campanile Bosniens, die aus dem 19. Jh. stammt mit einer der reichsten Bibliotheken. Ein kurzer geschichtlicher Abriss: Die Illyrer waren die frühesten Bewohner des Gebiets des heutigen  Bosnien  und  Herzegowina,  über  die  historische  Informationen  vorliegen.  Sie besiedelten  die  westliche  Hälfte  der  Balkanhalbinsel  und  damit  auch  Bosnien  in  der Bronzezeit (um 1200-1100 v. Chr.). Ende des 3. Jh. v. Chr. gelangte die illyrische Küste der Adria ins Blickfeld der Römer. Nach den römisch-illyrischen Kriegen (229-219 v. Chr.) stand die Küste unter dem Protektorat der Römischen Republik, während die Völker im Binnenland ihre Freiheit behielten. Unter Kaiser Augustus wurden die illyrischen Gebiete 12-9 v. Chr. in das  Römische  Reich  eingegliedert  und  die  Grenze  des  Imperiums  schließlich  bis  an  die Donau  vorverlegt.  Zunächst  waren  die  neuen  Territorien  in  einem  einzigen Verwaltungsbezirk  lllyricum  zusammengefasst.  Der  genaue  Verlauf  der  slawischen Landnahme auf dem Balkan seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts lässt sich im Detail nicht  rekonstruieren.  Um  620  waren  die  Slawen  vermutlich  in  den  größten  Teil  Bosniens vorgedrungen.  Die  Slawen  waren  in  Großfamilien,  Sippen  und  Stämmen  (Plemena) organisiert.  Oberhaupt  eines  Stammes  war  der  Źupan.  Die  soziale  Differenzierung  nahm  in der  neuen  Heimat  bald  zu  und  mit  der  Zeit  bildete  sich  der  Adel  heraus.  Damit zusammenhängend  waren  aber  die  Besitzungen  der  meisten  Adligen  sehr  klein,  und  viele von  ihnen  hatten  so  wenige  Knechte,  dass  sie  sich  selbst  an  der  Feldarbeit  beteiligen mussten.  Dieser  Kleinadel  hat  die  Geschichte  Bosniens  bis  zur  osmanischen  Eroberung entscheidend  mitgeprägt.  Nach  1080  waren  Mittel-  und  Ostbosnien  unter  König  Konstantin Bodin  wiederum  Teil  des  serbischen  Raszien.  Auch  nachdem  Kroatien  1102  durch Personalunion  an  die  Könige  von  Ungarn  gekommen  war,  blieb  Bosnien  ein  umstrittenes Land.  Weder  die  Kroaten  und  Ungarn  noch  die  Serben  konnten  ihre  Herrschaft  dort stabilisieren.  Im  12.  Jahrhundert  entstand  in  diesem  Machtvakuum  ein  mehr  oder  weniger eigenständiges  Fürstentum,  dessen  Bane  aber  nominell  Vasallen  der  Stephanskrone  oder des  Kaisers  in  Konstantinopel  waren.  1463  wurde  Jaice  von  den  Osmanen  eingenommen. Nach  mehreren  Jahren  des  Krieges  fielen  auch  die  letzten  Städte  im  Süden,  so  dass  die letzte     Königin     Katarina     Kosaća-Kotromanić     ins     Exil     gehen     musste.     Am     25. Oktober 1478 starb sie in Rom.

Bosnien  war  eine  der  wichtigsten  Provinzen  des  Osmanischen  Reiches,  da  es  die europäische  Grenze  des  Reiches  schützte.  Der  bosnische  Statthalter  des Sultans Beylerbey hatte sehr weitreichende Befugnisse und unumschränkte Gewalt über die Bewohner  des  Landes.  Um  ihre  Herrschaft  am  nordwestlichen  Rand  des  Reiches  zu stabilisieren, holten die Türken viele muslimische Siedler nach Bosnien.

Abgesehen  von  Albanien  war  Bosnien  das  Land auf  dem  Balkan,  in  dem  die  Islamisierung  unter den  Einheimischen  am  stärksten  war.  Allerdings waren  die  Muslime  bis  zum  Übergang  des Landes  an  Österreich-Ungarn  (1878)  immer  eine Minderheit.  Etwa  die  Hälfte  der  Bevölkerung waren im 17. Jahrhundert und danach orthodoxe Serben.  Dazu  kam  eine  wegen  der Unterdrückung  durch  die  Türken  immer  kleiner werdende katholische Minderheit. Nach ihrer Vertreibung  aus  Spanien  siedelten  sich  im  16.  Jahrhundert  auch  sephardische  Juden  in Bosnien an, da sie von den Osmanen nicht verfolgt wurden.

Nicht nur politisch sondern auch kulturell wurde Bosnien aber von den Muslimen dominiert. Im  16.  und  17.  Jahrhundert  erlebte  Bosnien-Herzegowina  eine  zweite,  orientalische Blütezeit.

Der  Berliner  Kongress  stellte  1878  die  osmanischen  Provinzen  Bosnien und  Herzegowina  unter  österreichisch-ungarische  Verwaltung  (der  Landesregierung  für Bosnien und die Herzegowina). Formal blieb Bosnien noch bis zur Annexion 1908 Teil des Osmanischen  Reiches.  Einen  beträchtlichen  Widerstand  von  Partisanen,  vor  allem muslimischer  unter  Hadschi  Loja,  wurde  Bosnien-Herzegowina  von  der  österreichisch­ ungarischen  Armee  besetzt.  Weil  man  sich  in  der  Donaumonarchie  nicht  entscheiden konnte, zu welcher Reichshälfte die Neuerwerbungen kommen sollten, wurde die Verwaltung dem  gemeinsamen  k.  u.  k.  Finanzministerium  übertragen.  Die  österreichischen  Beamten prägten  in  dieser  Zeit  den  Doppelnamen  Bosnien-Herzegowina,  der  bis  heute  die Bezeichnung  des  Landes  ist.  Nach  dem  letzten  verheerenden  Krieg  von  1992-1996  wurde die „Brücke von Mostar“ mit Unterstützung der UNO und finanzieller Hilfe aus dem Ausland wiederaufgebaut.  Die  sogenannte  „alte  Brücke“  ist  übrigens  älter  als  die  wiederaufgebaute. Unsere nächste Sehenswürdigkeit war die Moschee bzw. der Hof der Moschee, welches das Zentrum  der  Stadt  darstellt.  Vorbei  gingen  wir  auch  am  Hamam  (öffentliches  Bad  nur  für Männer) sowie an der Gerbermoschee (für Männer und Frauen zugänglich). Mostar hat ein sehr mediterranes Klima. Es besitzt ca. 100.000 Einwohner mit verschiedenen Nationalitäten,  darunter  auch  einige  Minderheiten.  Während der „Tito-Regierung“  war Mostar von  der  Waffenindustrie  beherrscht.  Hier  wurden  u.  a.  die  “MIG“-Kampfhubschrauber produziert. Während wir über die bekannteste Brücke Mostars hinweggingen, deren Pflaster für manchen Fußgänger etwas gewöhnungsbedürftig ist, machten die meisten von uns einige Schnappschüsse fürs konventionelle Fotoalbum oder das digitale Nachschlagewerk für zu Hause.

Wunderschöne  Ausblicke  eröffneten  sich  uns  aus  den  verschiedensten  Blickwinkeln.  Wir durchschritten  den  „kleinen  Basar“  von  Mostar,  und  auf  dem  Rückweg  nach  dem Besichtigungsprogramm  hatten  wir  ca.  1  Std.  Mittagspause,  in  der  jeder  von  uns  sich  ein nettes  Plätzchen  suchte,  um  sich  zu  stärken  und  die  eine  oder  andere  Spezialität  des Landes  sich  einzuverleiben.  Gestärkt  und  ein  wenig  ausgeruht  erreichten  wir  unseren  Bus gegen 14:30h, um unsere Fahrt in Richtung Sarajevo fortzusetzen. Es lagen immerhin noch einige  Kilometer  (rd.  150  km)  vor  uns  durch  eine  sehr  abwechslungsreiche  Region.  Die Straße, die sich durch die Bergmassive schlängelte, führte uns u. a. an einem 30 km langen Stausee vorbei.

Gegen 17:30h erreichten wir die Vororte von Sarajevo, die uns als ersten Eindruck ein sehr ernüchterndes Bild zeichneten. Solch eine Tristesse hatten wir, glaube ich sagen zu dürfen, nicht  erwartet,  nachdem  hier  1984  die  olympischen  Winterspiele  stattgefunden  hatten. Plattenbauten an Plattenbauten und fast alle in einem jämmerlichen Zustand. Bei dem einen oder  anderen  kam  die  Frage  auf,  dass  man  darin  überhaupt  wohnen  kann,  und  dazu kommen noch die Narben des letzten Krieges, in Form von Granateinschüssen etc.., einfach furchtbar für die Bevölkerung.

Unser  Busfahrer  und  der  Reiseleiter  fuhren  zielgerichtet  in  die  Innenstadt  und  fanden  auch sofort  unser  Hotel,  wobei  die  Haltemöglichkeit  für  den  Bus  zum  Ausladen  des  Gepäckes nicht  ideal  war.  Jedoch  unser  Fahrer  kam  auch  mit  dieser  Situation  zurecht,  wie  auf  der gesamten Reise er jede kleinere oder größere Schwierigkeit souverän gemeistert hat.

Das  letzte  Etappenziel  sowie  das  letzte  Hotel  auf  unserer  Route  hatten  wir  erreicht.  Ein modern  ausgestattetes  Domizil,  in  dem  die  Zimmer  teilweise  etwas  verwinkelt  gelegen waren. Nachdem wir das Gepäck auf den Zimmern verstaut hatten, machte sich das ein oder andere „kleine Grüppchen“ noch auf zu einer kurzen „Exkursion“ in das Zentrum der Stadt, das  einem  ein  ganz  anderes  Bild  vermittelte,  als  das  man  es  „äußerlich“  in  Augenschein nahm.  Ein  modernes  Sarajevo  mit  Geschäften  aller  Couleur  offenbarte  sich  uns,  als  wenn man  durch  eine  westlich  geprägte  Stadt  gehen  würde,  wobei  man  sich  auch  hinterfragen musste,  wie  die  Bevölkerung  in  solch  teilweise  teuren  Boutiquen  bzw.  Geschäften  bei  sehr geringen Einkommen einkaufen kann. Dieser erste Eindruck war sehr beeindruckend.

Nach  dem  abendlichen  Rundgang  kehrten  wir  in  unser  Quartier  zurück  und  konnten  uns alsbald  auf  ein  reichhaltiges  Buffet  beim  Abendessen  freuen.  Danach  freuten  wir  uns  nach einer  Einladung  von  Frau  Grüber  zu  einem  Umdruck,  und  so  klang  der  Abend  sehr harmonisch aus. Mit vielen neuen Eindrücken endete dieser Tag.

Corinna Schenk

10. Tag: Sonntag, 14.Oktober.2012

Leider begann dieser Tag nicht gut. Die Qualität des Frühstücks ließ doch sehr zu wünschen übrig.  Der  Kaffee  war  nicht  genießbar,  er  war  kalt  wie  auch  die  übrigen  Speisen,  die eigentlich hätten warm sein sollen. Lediglich das Brot war ordentlich.

Kurz vor 8:30, dem Starttermin unseres heutigen Programms, brachten wir unsere Koffer in das Hotelfoyer, wo sie später von unserem Busfahrer Ivan in den Bus geladen wurden. Die Stadtführung  konnte  pünktlich beginnen,  die  örtliche  Führerin  war schon  vor  der  Zeit  an  Ort  und Stelle.

Unsere  erste  Station  war  das  im Neo-Renaissance  Stil  erbaute Nationaltheater. Erbaut noch im 19. Jhdt.,  wurde  es  im  Jahre  1913  als Nationaltheater von Bosnien Herzegowina eröffnet. Wir erfuhren, dass  es  heutzutage  unter  anderem auch für das alljährlich stattfindende Filmfestival von Sarajewo genutzt wird. Weiter ging der Weg durchs Zentrum vorbei am Soldatenhaus, das ebenfalls noch aus dem 19. Jhdt. stammt. Zu Zeiten der K.u.K Monarchie diente es als Offizierskasino.

Ganz  in  der  Nähe  befindet  sich  die  neue,  serbisch­ orthodoxe  Kirche,  in  der  immer  noch  renoviert  wird. Erbaut   im   Jahre   1868,   wurde   sie   im   bosnisch­ serbischen  Krieg,  wie  viele  andere  Gebäude  auch, stark   beschädigt.   Äußerlich   waren   die   Schäden schon    weitgehend    beseitigt.    Im    Inneren    fehlten aufgrund  der Renovierungen  noch  zahlreiche  Ikonen der in diesen Kirchen üblichen Ikonostase.

Weiter  ging  es  zur  römisch  katholischen Kathedrale  mit  ihren  charakteristischen Zwillingstürmen.  Diese  haben  eine Höhe  von  43m.  Zwar  wollte  man ursprünglich  höher  bauen,  aber  die Türme  durften  nicht  höher  sein  als  das Minarett der in der Nähe liegenden Gazi Husrev  Beg  Moschee.  Zum  Bau  der Kathedrale  gibt  es  noch  eine interessante  Geschichte.  Die  Katholiken bekamen  Erlaubnis,  eine  Kirche  zu bauen, die auf eine Kuhhaut passte. Die Bauherren  waren  aber  schlau  und spalteten die Kuhhaut in so feine Schichten, dass doch eine ordentliche Fläche zustande kam.

Von innen konnten wir die Kathedrale nicht besichtigen, da bei unserem Besuch gerade eine Messe stattfand. Lediglich der Blick durch eine Glasscheibe war möglich.

Unser  nächster  Besichtigungspunkt  war  die  alte  Synagoge.  Ursprünglich  wurde  dieses Gotteshaus  im  Jahre  1581  erbaut.  Es  wurde  jedoch  mehrfach  stark  beschädigt,  unter anderem  im  zweiten  Weltkrieg.  Heute  befindet  sich  darin  ein  Museum  über  die  Geschichte der  Juden  in  Bosnien-Herzegowina.  Die  jüdische  Gemeinde  ist  inzwischen  stark geschrumpft, sie hat noch ca. 700 Mitglieder. Vor dem 2. Weltkrieg war sie noch ca. 10000 Mitglieder  stark.  Der  Weltkrieg  und  auch  der  bosnisch/serbische  Krieg  sorgten  für  diese starke Dezimierung.

Eine  Besonderheit  stellt  der  Uhrturm  Sahat  Kula dar,  der  sich  inmitten  der  Altstadt  befindet.  Er  ist sehr  hoch,  so  dass  man  seine  Zeitangabe  von weither sehen kann. Er stammt aus dem 17. Jhdt., der  osmanischen  Zeit  von  Sarajewo.  Die Besonderheit ist, dass die Zeiger der Uhr immer bei Sonnenuntergang  auf  der  12  stehen,  um  den gläubigen  Muslimen  anzuzeigen,  wann  die  richtige Zeit für die täglichen 5 Gebete ist.

Fast  jeder  wird  den  Namen  der  Stadt  Sarajewo schon gehört haben und zwar in Verbindung mit der Ermordung  des  österreichischen  Thronfolgers  am 28. Juni 1914, die dann der Auslöser für den ersten Weltkrieg  war.  Die  Stelle  dieser  Ermordung  war unser nächster  Besichtigungspunkt. Der Wagen des Prinzen  befand  sich  zum  Zeitpunkt  des  Schusses auf einer Brücke mit dem Namen Lateiner Brücke.

An der Stelle, von wo der Schuss abgefeuert wurde, ist eine Gedenktafel an der Wand eines Hauses  angebracht,  die  auf  die  Ereignisse  dieses  Tages verweist

Während   des   Kommunismus   wurde   der   Attentäter   in Jugoslawien   als   Held   verehrt.   Dies   äußerte   sich   unter anderem  darin,  dass  die  Brücke,  auf  der  der  Thronfolger starb,   den   Namen   des   Attentäters   trug:   Gavrilo-Princip- Brücke.  Heute  hat  die  Brücke  wieder  ihren  ursprünglichen
Namen: Lateiner Brücke.

Weiter ging es zur Gazi Husrev Beg Moschee. Gazi Husrev Beg    war    ein    Neffe    des    damaligen    Sultans    des Osmanischen  Reiches  und  Bey  (Beg),  also  so  eine  Art Statthalter in Bosnien.

Die  Stadt  Sarajewo  verdankt  ihm  viele  Bauwerke,  unter anderem die Moschee, die seinen Namen trägt. Sie stammt aus dem Jahre 1531 und wurde in seinem Namen und auf seine Kosten errichtet. Zu dem  Komplex  gehört  auch  der  Springbrunnen,  der  im  Hof  der  Moschee  für  die  vor  den Gebeten  notwendigen  rituellen  Waschungen  gebaut  wurde.  Auf  dem  Gelände  befindet  sich ebenfalls  die  Grabstätte  des  Gazi  Husrev  Beg.  Es  ist  das  43m  hohe  Minarett  dieser Moschee,  dessen  Höhe  von  den  Türmen  der  katholischen  Kathedrale  nicht  übertroffen werden durfte.

Weiter ging es zur Karawanserei Gazi Husrev Beg.

Auch  dieses  Gebäude  verdankt  die  Stadt  dem  Gazi  Husrev  Beg,  es  wurde  Ende  des  16. Jhdts.  aus  Mitteln  der  Schenkungen  des  Beg  errichtet.  Es  brannte  mehrfach  nieder,  wurde jedoch  immer  wieder  restauriert.  Heute  beherbergt  es  unter  anderem  ein  Restaurant  mit bosnischen Spezialitäten und ein Cafe.

Dann  ging  es  zur  alten  orthodoxen  Kirche.  Es  ist  nicht  bekannt,  wann  genau  diese  Kirche erbaut  wurde,  aber  man  nimmt  an  gegen  Ende  des  16.  Jhdts..  Auch  diese  Kirche  wurde mehrfach  zerstört  und  wieder hergerichtet.  Die  Ikonostase  ist  jedoch  weitgehend  erhalten. Eine  Besonderheit  dieser  Kirche  ist  schon  der  niedrige  Eingang,  der  fast  jeden  Besucher dazu zwingt, sich zu beugen, weil er sonst nicht hindurch kommt. Es befindet sich der Sarg eines  heiligen  Kindes  in  dieser  Kirche  und  eine  Legende  besagt,  dass  Frauen,  die  keine Kinder  bekommen  können,  unter  diesem  Sarg  durchgehen  sollen,  damit  ihre  Fruchtbarkeit wiederhergestellt wird.

Wir  versammelten  uns  dann  am Brunnen  Sibilj  und  vereinbarten diesen  Ort  als  Treffpunkt  nach der Mittagspause. Dieser Brunnen  stammt  ursprünglich  aus dem  18.  Jahrhundert  und  diente seit  jeher  dazu,  Reisenden kostenlos Wasser zu spenden.

Die  Mittagspause  nutzen  wir,  um etwas  zu  essen,  aber  auch,  um die Altstadt  noch etwas weiter zu erkunden. Sie erscheint wie ein Dorf innerhalb der Stadt. In früheren Jahrhunderten befand sich hier eines der Handelszentren  auf  dem  Balkan.  Auch  heute  sind  die  Straßen  von  zahlreichen  Geschäften und  Restaurants  gesäumt.  In  einer  engen  Gasse,  die  von  dem  zentralen  Platz  mit  dem Brunnen  ausgeht,  kann  man  in  Einzelfällen  noch  klassisches  Handwerk  beobachten.  Meist wird jedoch auch hier vorgefertigtes Zeug verkauft.

Nach der Mittagspause versammelten wir uns am Brunnen, um dann zur letzten Sehenswürdigkeit unseres Stadtrundgangs zu wandern: dem alten Rathaus. Dieses wurde im   Bosnien   Krieg   zerstört und   verbrannte   nebst   der dort untergebrachten Nationalbibliothek,  die  eine der   wertvollsten   auf   dem Balkan  war.  Inzwischen  ist das       Gebäude wieder weitgehend hergestellt, man hat es in dem alten Stil wieder restauriert. Der ermordete K.u.k. Thronfolger Franz­ Ferdinand und sein Gefolge besuchten dieses Rathaus am 28. Juni 1914 und starteten von hier aus zu der Fahrt durch die Stadt, die ihnen zum Verhängnis wurde.

In der Nähe des Rathauses wartete der Bus auf uns, wir stiegen ein und fuhren zum Tunnel am Flughafen, der als eine Art Denkmal an die Schrecken des Krieges erinnert.

Während des bosnischen Krieges kam es zu einer fast 4 Jahre währenden Belagerung der Stadt Sarajevo durch die Serben. Alle Verbindungswege nach draußen sowie die Strom- und Wasserversorgung  wurden  unterbrochen.  Um  nun  ein  Minimum  an  Versorgung  aufrecht  zu erhalten,  gruben  die  Bosniaken  einen  800m  langen  Tunnel  unter  dem  Flughafen  (der  war unter UN-Kontrolle). Er führte zu dem einzigen Gebiet außerhalb der Stadt, das nicht von den Serben kontrolliert wurde.

Heute  sind  20m  dieses  Tunnels  als  Denkmal  der  Öffentlichkeit  zugänglich,  und  wir  hatten Gelegenheit, uns ein Bild von der damaligen Mühsal zu machen.

Ein  letztes,  kurzes  Stück  brachte  uns  der  Bus  zum  Terminal  des  sehr  übersichtlichen Flughafens  von  Sarajevo,  auf  dem  nach  wie  vor  relativ  wenige  Flugzeuge  starten  und landen,  (während  unserer  Zeit  am  Tunnel  war  es  gerade  mal  ein  Flugzeug).  Wir verabschiedeten  den  Busfahrer,  während  unser  Führer  Matija  noch  mit  uns  nach  Zagreb flog.

Wir  hatten  eine  erlebnisreiche,  sehr  interessante  Reise  mit  vielen  Höhepunkten.  Bei  den Naturwundern  hinterließen  die  Plitvicer  Seen  einen  bleibenden  Eindruck,  die  Stadt  mit  dem eindrucksvollsten  Erscheinungsbild  war  sicherlich  Dubrovnik.  Mit  ca.  2200  Buskilometern sahen wir fast den kompletten Balkan.

Herzlichen Dank an alle, die zum guten Gelingen unserer Reise beigetragen haben.

Manfred Löher