Reisebericht einer Kultur-Gruppenreise zu den Inseln der Minoer
Kultur-Gruppenreise und Gemeindereise nach Kreta und Santorin
1. -11. Mai 2000
2. Reisetag
Dienstag, 2. Mai
Nachdem die “Group Becks 2000" während der Übernachtung im Hotel Santa Marina in Heraklion sich von den kleinen Mühen der Anreise am Vortag nach Kreta erholt und mit einem kräftigen Frühstück von dem reichhaltigen Büffet gestärkt hatte, trafen wir vor dem Hotel
- Karen Beijer, unsere ebenso charmante wie sachkundige und fürsorgliche Reiseführerin,
- Giorgios, den umsichtigen und gewandten Fahrer, und
- seinen etwas betagten, aber durchaus bequemen und meist gut gekühlten Reisebus.
Nach Vorstellung und Begrüßung fuhren wir im chaotischen Verkehrsgewühl der größten Stadt Kretas (130.000 Einwohner = 1/4 der kretischen Bevölkerung) zur Palastanlage von Knossos. Auf das ausgedehnte Gelände - Größe von etwa vier Fußball feldern - strömten mit uns Hunderte weiterer Touristen: Deutsche, Holländer, Franzosen, Italiener, Asiaten u. e. a.; das griechische Staatsvolk war durch das Aufsichts-personal vertreten.
Die Palastanlage von Knossos ist ein großartiges Zeugnis der minoischen Kultur, der ältesten Hochkultur auf europäischem Boden, und die größte der bislang ausgegrabenen Anlagen.
Von Alters her rankten sich Mythen um das Volk der Minoer, ihrer Herrscher und Götter (König Minos, Labyrinth, Theseussage, Ariadnefaden), aber Baureste aus der Bronzezeit des 2. vorchristlichen Jahrtausends wurden erstmals mit den von dem englischen Archäologen Arthur Evans am 23. März 1900 begonnenen Ausgrabungen südöstlich von Heraklion freigelegt. Eine frühe Besiedlung des Geländes konnte schon für die Jungsteinzeit (7000 - 3000 v. Chr.) nachgewiesen werden. Ein erster “Alter” Palast war um 2000 v. Chr. errichtet und ca. 300 Jahre später zerstört worden, wahrscheinlich durch eine Naturkatastrophe, und auf seinem Terrain wurde der “Neue” Palast erbaut, der möglicherweise im Zusammenhang mit dem Vulkanausbruch auf Santorin um 1450 v. Chr. der Zerstörung anheimfiel.
Das heutige Erscheinungsbild von Knossos unterscheidet sich von den anderen von uns besuchten minoischen Zentren insbesondere durch die - in der Fachwelt umstrittenen - Rekonstruktionen von Evans, die jedoch dem Laien mit den Wiederaufbauten von Räumen und deren Ausschmückung mit Fresken mehr Anschaulichkeit als bloße Grundmauern vermitteln und die dazu willkommene Fotomotive abgeben.
Unter der Führung von Karen sahen wir viele Zeugnisse der hoch stehenden Zivilisation der Minoer - zahlreiche Bäder mit wahrscheinlich z. T. kultischer Funktion, ein ausgeklügeltes Abwassersystem, Einrichtungen für die Belüftung und Beleuchtung der Gebäude, Werkstätten der Goldschmiede, Steinmetze oder Töpfer, Vorratsräume und große Vorratskrüge (mit um sie herum errichteten Gebäuden).
Die Mauern der bis zu drei Stockwerken hohen Gebäude wiesen durch Fachwerk Elastizität und damit eine gewisse Sicherheit bei Erdbeben auf. Nach den Funden war der Hauptpalast mit Stierhömem gekrönt, eine Art der Ausschmückung, die sich in Form der Zinnen von Burgen bis in das europäische Mittelalter erhalten hat.
Den Kem von Knossos bildete der über 100 qm große, gepflasterte und ungefähr in Nord-Süd-Richtung verlaufende Zentralplatz, dessen Längsachse in Richtung auf den Berg Juchtas (“Ruhender Zeus”) zeigt. Weiterhin gab es heute noch erkennbare Prozessions straßen und eine gepflasterte Straße, die zum Hafen hinunterführte.
Die hauptsächliche touristische Attraktion in Knossos ist der sogenannte Thronsaal mit prachtvoller Ausschmückung, in dem ein aus Alabaster gefertigter und heute im Museum befindlicher Thron gefunden wurde. Vor dem Eingang zum Thronsaal allerdings hatte sich eine so lange Schlange gebildet, daß die meisten unserer Gruppe, die sich entgegen der Empfehlung von Karen nicht an den Wartenden vorbeimogeln wollten, auf eine Besichtigung verzichteten.
Unter einem übergroßen Andrang von Besuehern litt auch die anschließende Führung von Karen durch das Archäologische Museum von Heraklion. Dort sind neben den Funden aus Knossos und anderer minoischer Stätten unzählige kulturelle Zeugnisse der gesamten kretischen Geschichte vom Neolithikum bis zur byzantinischen Epoche ausgestellt.
Zu den besonders bemerkenswerten Stücken zählen: die Stadtmosaiken, die Diskusscheibe aus Festos, bronzene Doppeläxte, der Stierkopf aus Speckstein, die drei Schlangengöttinnen oder -priesterinnen mit rafiniertem Dekollete, die Gold-Bienen aus Mallia und Edelsteinschmuck, feinste dünnwandige Keramik, Kupfertalente zu je 29 kg aus Hagia Triada (Zahlungsmittel!), fein geschnittene Siegel mit Darstellungen von.
Gottheiten, Tieren und Menschen und am meisten beeindruckend die (weitgehend restaurierten) Fresken wie die Stierakrobaten oder die “Delphine. - Eine Sonderausstellung, für die leider kaum Zeit blieb, widmete sich den kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kreta und Ägypten.
Nach einem individuellen Bummel durch die geschäftigen Straßen des Zentrums von Heraklion beschloß eine Rundfahrt durch die antike- hellenistische-römische-byzantinische-venezianische-türkische und moderne Stadt unseren ersten Studienreisetag.
Franz Mackholt
3. Reisetag
Mittwoch, 3. Mai
Auf der Fahrt in Richtung Süden gab Karen zunächst allgemeine Informatio nen über Kreta. Neben den Städten Iraklion mit 72.000 und Rethymnon mit 32.000 Einwohnern haben die übrigen Städte auf Kreta eine Einwohnerzahl zwischen 8.000 und 15.000. In den vielen Dörfern wohnen im Schnitt zwischen 100 und 1.000 Personen.
Ehe der Tourismus kam, lebten die Kreter von der Landwirtschaft, die bis heute der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Hauptfrüchte sind Oliven, Trauben und Gemüse, das vor allem an der Südküste - vielfach in Treibhäusern - angebaut wird. Wegen der hohen Erträge und des starken Exports auf das Festland wird Kreta der “Garten Griechenlands” genannt, Neu eingefuhrt wurde der Sultaninenanbau, der aber wegen einer sich stark ausbreitenden Rosinenkrankheit vielfach wieder durch Olivenpflanzungen ersetzt wird, Größtes von vier Hauptweinbaugebieten ist die Ebene von Knossos Es werden fast ausschließlich trokkene Weine gekeltert. Hauswein herstellung ist auf den Dörfern all gemein üblich. Trester wird zu Raki gebrannt. Protoraki dient zum Einreiben gegen alle möglichen Erkältungs- und rheumatischen Erkrankungen. Raki wird regelmäßig getrunken. Aber Karen legt Wert auf die Feststellung, daß die Kreter sich nur selten betrinken, weil sie zum Schnaps immer etwas essen. In den Bergen weiden fast eineinhalb Millionen Schafe und Ziegen (und machen meist alle Versuche zunichte, die kahlen Hänge wieder aufzuforsten). Der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte erfolgt meist über Genossenschaften. Inzwischen gibt es auch Probleme durch die EU-Mitgliedschaft. Das kann man z. B. sehen, wenn man in den städtischen Läden in Massen Sonnenblumen- und andere importierte Speiseöle sieht.
Während der Fahrt durch das Idagebirge wurden wir nicht nur auf den “Schlafenden Zeus” und einen Tafelberg aufmerksam gemacht, auf dem früher ein Heiligtum stand. Wir fuhren auch durch das “längste Dorf” Kretas mit Namen Agia Varvara, das wegen seiner Lage auch der Nabel Kretas heißt. Es ist u. a. wegen seines Kirschen- und Weinkohlanbaus bekannt. Während der Fahrt über die Idaausläufer mit Blick auf die Messara-Ebene (der größten und fruchtbarsten Tiefebene Kretas) beeindruckten die von niederländischen Investoren erbauten vielen Windkrafträder, die allerdings nach der Aussage Karens wirtschaftlich wenig bringen (wie zu vermuten war).
Wir fuhren an Agii Deka vorbei, einem Ort, in dem die Bewohner des antiken Gortys nach dem
Arabereinfall übersiedelten. Der Name bedeutet “Zehn Heilige” und erinnert daran, daß 250 n.
Chr. in Gortys zehn Priester von den Römern enthauptet worden waren, die später heiliggesprochen wurden. Bei den Ausgrabungen von Gortys hielten wir Andacht. Pfarrer Becks verwies im Hinblick auf die Besichtigung der Tituskathedrale daraufhin, daß - im Unterschied zu den “echten” Paulusbriefen im Neuen Testament der Titusbrief wie die beiden anderen Pastoralbriefe nicht von Paulus selbst, sondern aus nachapostolischer Zeit stammt. Interessant ist, daß dies schon früh anhand der Wortstatistik erkannt und durch die heutige begriffsgeschichtliche Ana lyse erhärtet wurde.
Anschließend wurde zunächst die Ruine der aus dem Anfang des 7. Jahrhunderts stammenden Titusbasilika besichtigt, die am Rand der antiken Stadt steht. Nach Gortys kam das Christentum
vermutlich schon im 1. Jahrhundert. Titus ließ sich in der Stadt nieder (Legende?), die zu jener Zeit Sitz des römischen Präfekten der vereinigten Provinz Kreta und Kyrenaika war.
In Gortys wurde auch der älteste Gesetzeskodex Europas gefunden, der aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt. Zwölf Steinblöcke sind in der Wand verbaut, die einmal die Sitze des kleinen römischen Theaters stützte. Dank dieser “Verwendung” durch die Römer sind sie erhalten geblieben. Inhalt des Kodex sind neben staatsrechtlichen vor allem ehe- und erbrechtliche Bestimmungen. Interessant waren auch die Reste der Stadt, bei der sich verschiedene u. a. ägyptische Einflüsse überlagern. Zu erkennen sind noch Agora und Straßen der seit dem 12. Jahrhundert unbewohnten Stadt. Hingewiesen wurden wir u. a. auf den Apollon-Pythius-Tempel, der mit vom Festland importierten Marmor gebaut worden war. Zu loben ist Karen wegen der häufig wiederholten Hinweise auf die Vorläufigkeit der archäologischen Deutungen, die immer wieder durch neue Ausgrabungen usw. ergänzt und bestätigt, aber ebenso gut auch revidiert werden können. Besonders zu erwähnen ist die berühmte Platane, unter der Zeus der Sage nach mit Europa drei Söhne gezeugt hat, darunter den Minos.
Bei der Weiterfahrt nach Phaistos gab es noch einige Informationen über die seit der Jungstein zeit ständig bewohnte Messara-Ebene. So sollen in Gortys die ältesten angeblich 800 Jahre alten Olivenbäume Kretas stehen. Nicht weit entfernt soll einer sogar 2.000 Jahre alt sein. Die kleinflüchtigen Olivensorten tragen alle zwei Jahre, wenn sie nicht bewässert werden. Die Früchte werden heruntergeschlagen und zur Ölgewinnung verwendet. Die großfruchtigen für den Direkt verzehr werden allerdings gepflückt.
Agia Triada (Heilige Dreifaltigkeit), das wir wegen des befürchteten Andrangs in Phaistos zuerst besuchten, ist nach einer Kirche aus byzantinischer Zeit benannt. Der minoische Name ist unbekannt. Über die Funktion dieser Siedlung unweit eines alten Hafens, der an der Bucht von Messara liegt und noch in römischer Zeit benutzt wurde, gibt es verschiedene Theorien. Nach einer handelt es sich um einen Sommerpalast aus minoischer Zeit, auf dem später ein weiterer Palast gebaut wurde. Agia Triada lieferte besonders wertvolle und reichhaltige Funde aus minoischer Zeit.
Anschließend wurde Phaistos besucht, der Fundort des berühmten Diskos mit der noch immer
nicht entzifferten Linear-A-Schrift. Angeblich von Minos gegründet, war der Palast etwa von
2000 bis 1400 v. Chr. von Minoem bewohnt. Der vermutlich dreietagige Bau ist 1844 entdeckt und
seit 1902 von Italienern ausgegraben worden. Er brachte zahlreiche Funde zutage. U. a. fiel ein
Metallschmelzofen sowie guterhaltene Alabasterplatten, die ein Lustralbad auskleideten, beson
ders auf. Der auf die Kamares-Grotte ausgerichtete Palast, der einige von den üblichen Grundris sen minoischer Paläste abweichende Besonderheiten aufweist, beherrschte die Messara-Ebene. Unterhalb des Palastes finden sich die Ruinen einer dazugehörigen Siedlung, von der offensicht lich auch die Bediensteten, Handwerker u.s.w. kamen, die im Palast arbeiteten.
Auf der Fahrt gab es wieder einige Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Neu war, daß - durch landwirtschaftliche Schulen gefordert - im Süden der Insel inzwischen ein erfolgreicher Avokado- und Kiwi-Anbau eingefuhrt wurde. Nach kurzer Fahrt erreichten wir Matala. Dort soll Zeus mit Europa an Land gegangen sein. In den 70er Jahren war es ein beliebter Hippiestand ort. Die (vielleicht) schon neolithischen Wohnhöhlen wurden von Aussteigem aus ganz Europa bewohnt, bis der Bereich von den Behörden zur archäologischen Zone erklärt wurde.
Auf dem Rückweg wurde schließlich noch das Kloster Panagia Kalyviani besucht, das der Muttergottes geweiht ist und in dem heute Waisen Aufnahme und eine gute Ausbildung finden. Besichtigt wurde die typisch orthodoxe Klosterkirche, und der Andenkenladen machte offen
sichtlich guten Umsatz. Zumindest sollte man das hoffen, weil sich das Kloster weitgehend von Spenden erhält.
Gerhard Drobig
4. Reisetag
Donnerstag, 4. Mai
Ein kühler Morgen. Es hat die Nacht über gestürmt und zeitweise geregnet. Das Meer ist aufgewühlt und trägt viele Schaumkronen. Was werden die Badegäste, die im Hotel zahlreich vertreten sind, wohl machen?
Wir fahren unverzagt wieder nach Osten. Die Oleandersträucher an der neuen Nationalstraße wachsen nicht etwa wild, sondern werden zur Zierde planmäßig angepflanzt. Sie sind dabei aufeublühen. Es geht an der Insel Dia vorbei, die aussieht wie ein im Wasser liegendes Krokodil. Bevor es aber Kreta verschlingen konnte, wurde ihm ein Zwieback (die kleine Insel Paximardi) vorgeworfen.
Nach der großen Kreuzung bei Agios Nikolaos fahren wir nach rechts in die Berge und direkt in den Sonnenschein. Wir besichtigen ein Juwel byzantinischer Kunst, die Kirche Panagia Kera, uns bereits bekannt vom Andachtsheftchen. Sie enthält relativ gut erhaltene Wandmalereien aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. In der Kuppel ist nicht wie üblich Christus als Pantokrator dargestellt, sondern Szenen von besonderer Bedeutung der griechisch-orthodoxen Kirche: Die Darstellung Marias im Tempel, die Taufe Jesu im Jordan, die Aufwerweckung des Lazarus und der Einzug Jesu am Palmsonntag in Jerusalem. In den zum Kirchenschiff überleitenden Zwickeln sind wie üblich die vier Evangelisten zu sehen. Die Darstellung der Höllenstrafen an der inneren Westwand ist besonders beeindruckend.
Dann besuchen wir das schöne und viel besuchte Weber- und Bergdorf Kritsä mit vielen Souvenirgeschäften, Cafes und Tavernen in der Hauptstraße. Man rechnet offenbar nicht mit schlechtem Wetter, denn es hängen viele Teppiche und Handarbeiten vor den Geschäften im Freien. Von den 23 Kirchen des Dorfes sehen wir einige, aber nur von außen.
Bei der Weiterfahrt, die uns zurück in den Verwaltungsbezirk Iraklion fuhrt, scheint unsere Reiseführerin schon zu ahnen, daß das Wetter heute nicht bei allem mitspielen wird: Sie gönnt uns eine Besichtigung von Agios Nikolaos vom Bus aus. Das Wetter ist dunstig und kühl, die Sonne blieb zurück in Kritsä. In der Bucht von Mirabello sehen wir in der Feme die Insel Spinalonga. Ihr nördlich vorgelagert ist die kleine Insel Kalidón. Sie war von 1913 bis 1957 der Veibannungsort für alle kretischen Leprakranken.
Wir kommen nach Malia und besichtigen die Grundmauern des minoischen Palastes mit der gleichen architektonischen Formenwelt wie Knossos - also Vorratsräume, West- und Zentralhof, Prozessionswege, eine theaterähnliche Schautreppe, Kultbäder und sog. Kapellen.
Manchmal brauchen wir den Regenschirm. Bei der anschließenden Fahrt durch den immer mehr ausufemden Badeort Malia - man ist dabei, im Hinblick auf die im Bau befindliche Umgehungsstraße jetzt schon riesige Hotels am Berghang zu errichten - schenkt uns Karen, unsere Führerin, je eine “endemische“ Banane.
Dann fahren wir auf einer atemberaubend angelegten Bergstraße hinauf zur fruchtbarsten Hochebene Kretas, die Lasithi-Hochebene in 800 m Höhe im Dikti-Gebirge. Zunächst haben wir noch herrliche Blicke auf Malia und das stürmische Meer. Dann kommen wir in Dunst, schließlich in Nebel, in dem wir noch ahnen, daß da am Wegrand eine Mühle stehen soll. Die Sichtweite beträgt schließlich nur noch 10 m. Wir kehren in eine Gaststätte ein, aber auch nach einer längeren Pause tritt keine Besserung ein. Deshalb verzichten wir auch auf eine Besichtigung der Tropfsteinhöhle Dikteon Andron, in der der Gottvater Zeus von Ziegen aufgezogen worden sein soll. Karen schenkt uns eine Ansichtskarte von der Lasithi-Hochebene und dann geht es den Berg wieder hinunter und zurück nach Traktion.
Was Wetterkundige ahnten, wurde Wahrheit: Die kältere Luft zeigte an, daß dem Sturmtief ein Hoch folgte. Außerdem soll es in Kreta im Mai durchschnittlich nur an zwei Tagen regnen. Diese hatten wir erlebt und es folgte in den nächsten Tagen herrlichstes Wetter.
Helmut Wolf
5. Reisetag
Freitag, 5. Mai
An diesem Tag fand die weiteste Busreise statt: von Iraklion bis in den Osten Kretas. - In
der Andacht zu den Herrnhuter Losungen wurde besonders auf die Gemeinschaft der Christen zur gegenseitigen Stärkung der einzelnen Personen hingewiesen. - Während der Fahrt auf der Nationalstraße 75 konnten wir immer wieder herrliche Ausblicke auf die Küstenlandschaft genießen; recht stark brandeten die Wellen gegen Felsen und Strände.
Frau Karen erzählte uns mancherlei Interessantes über Oliven. Man nimmt an, daß die Oliven von den Phöniziern nach Kreta gebracht wurden; die Bäume gedeihen auch auf sehr kargem Boden, treiben tiefe Wurzeln und bilden hartes Holz. Ziegen und Schafe verschmähen die Blätter. Auf Kreta gibt es etwa 30.000.000 Ölbäume. Aus den Oliven, die von Oktober bis März geerntet werden, können 120.0001 Öl gewonnen werden. Vom siebten Jahr an tragen die Bäume Früchte; die von bewässerten Bäumen gewonnenen Oliven sind die besten. Unreife grüne Oliven werden - besonders in Mittelkreta - mit Stäben von den Bäumen heruntergeschlagen; die reifen schwarzen Oliven fallen von selbst herunter und werden in Netzen aufgefangen oder einzeln aufgelesen. Das beste Öl - Säurewert 0,1 - 1,0% - wird durch das erste Pressen erzeugt und ist recht teuer; die weiteren Pressungen ergeben mindere Qualitäten, solches Öl kann dann zur Seifenherstellung oder zu technischen Zwecken verwendet werden. Studien haben ergeben, daß kretisches Öl bester Art gegen mancherlei Erkrankungen hilft, z. B. Herz-Kreislauf-Beschwerden, Osteoporo se, Diabetes. Viele Kreter - besonders die ältere Generation die regelmäßig Olivenöl und Rotwein konsumieren, bleiben lange gesund und erreichen ein hohes Alter.
Längst sind wir an Mallia vorbeigefahren und nähern uns der wirklich wunderschönen Mirabella-Bucht. Von fern sehen wir Neapolis und nehmen zur Kenntnis, daß hier um 1340 Pietro Filargo / Philaretos geboren wurde (?); 1409 wurde er vom Reformkonzil zu Pisa zum - anerkanten (!) Gegen- - Papst gewählt (Alexander V ), starb aber schon ein Jahr später.
Wie in fast jedem Ort stehen auch in Agios Nikolaos viele Häuser halbfertig an den We gen; sobald die betreffende Familie wieder et was Geld zur Verfügung hat, wird weiterge baut und so für das Alter vorgesorgt. Früher wurden viele Bauten illegal errichtet, jetzt kostet eine Baugenehmigung (um 120 m2 Wohnfläche) rund 15.000 Drachmen. Ein besonders eindrucksvolles Pilotprojekt entstand in Archanes am Juchtas, (wo ein weiterer sehr großer minoischer Palast ausgegraben wird); leider konnten wir das schönste Dorf Kretas nicht besuchen.
Vom Straßenrand aus blickten wir kurz auf Gournia; selbst aus großer Entfernung war die
minoische Stadtanlage deutlich zu erkennen. Dieser Ort war zwischen 3300 und 1100 v.
Chr. besiedelt - ein sehr frühes Beispiel europäischen Städtebaus! Der Name Gournia (=
Krüge) weist daraufhin, daß hier viele Gefäße gefunden wurden, die von Hirten als Tröge für
ihre Tiere genutzt wurden.
Auch auf den Inseln Psira und Mochlos, die wir im blauen Meer liegen sehen, wurden Überreste minoischer Siedlungen gefunden.
Endlich gelangten wir nach Sitia, einer sehr malerisch gelegenen Kleinstadt, dort gab es eine Pause zum Photographieren des Hafens, der dichtgedrängten weißen Häuser und der trutzigen venezianischen Festung Kasarma (= Waffenhaus) aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Der Ostzipfel Kretas birgt etliche Besonderheiten: Anbau eines guten Weines, Rosinen-Produktion, viele kleine Ikonostasien (mit “persönlichen Heiligen” und Öllämpchen), Mispeln, Feigen, Kakteen, Ginster und Oleander, Windräder in großer Anzahl, Dörfer in afrikanischem Stil bei Pale Kastro, auffallend rote Erde (Bauxit) und tiefe Schluchten. Endlich erreichten wir Zakros und durchwanderten das “Tal des Todes”, so wohl benannt nach den minoischen Begräb
nisstätten in den Felsenhöhlen. Nun konnte Kato Zakros besichtigt werden: ein minoischer
Palast mit der Hafenstadt, von wo aus Handel mit dem Orient und Ägypten betrieben wurde. Bemerkenswert sind der rechteckige Mittelhof, die Megara des Königs und der Königin, der Säulensaal, die Schatzkammer, ein Heiligtum, Werkstätten,Wasserbecken, Küche, Speisesaal, Kultbad, Hafenstraße, Metallschmelze.
Die nächste Station war Vai an der Nordostspitze der Insel, wo sich an der schönen Sandbucht der einzige Palmenhain Kretas befindet. Der Überlieferung nach haben Sarazenen im 9. Jahrhundert n. Chr. Dattelkerne nach dem Essen zurückgelassen, aus denen dann die Palmen wuch sen. Oder sollten gar Westafrikaner die Überbringer gewesen sein?
Kurz war schließlich noch der Besuch des ab gelegenen Klosters Toplou (türkisch “Kanone”). Der Bau wurde wahrscheinlich schon um 1340 errichtet, mehrmals zerstört, u. a. durch ein schweres Erdbeben 1612. Jetzt leben nur noch drei Mönche hier. Durch ein schönes Rundbogentor kommt man in einen Vorhof, danach in den malerisch-schönen Innenhof, der von dreistöckigen Gebäuden umgeben ist. Alte Inschriften - u. a. ein Vertrag zwischen zwei Städten aus vorchristlicher Zeit - sind erkennbar, und in der zweischiffigen Kirche wurden Fresken aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Besonders berühmt ist die Ikone des Johannes Komaros (um 1770), die in Miniaturmalerei zahlreiche Szenen aus der Bibel darstellt. Im Museum befindet sich eine reichhaltige Ikonensammlung. Weiterhin werden Erinnerungs stücke aus der Zeit der Befreiungskämpfe gegen Türken und Deutsche gezeigt. Während des 2. Weltkrieges beherbergte das Kloster eine alliierte Funkstation.
Die Rückfahrt nach Iraklion (etwa 150 km) dauerte recht lange. Der Speisesaal des Hotels war jedoch um 21.00 Uhr noch geöffiiet, so daß wir das Abendessen wie gewohnt einnehmen konnten.
Wolfgang Knörrlich
6. Reisetag
Samsstag, 6. Mai
Der Morgen war noch kühl, als wir gegen 9.00 Uhr von unserem Hotel Santa Marina in Iraklion aufbrachen Doch die Sonne lugte bereits zwischen den Resten der nächtlichen Schauerbewölkung hervor und versprach einen freund lich hellen Tag.
Zunächst führen wir auf der Nationalstraße in nordwestlicher Richtung, die wir jedoch schon bald wieder verließen, um in ein liebliches Seitental einzubiegen. Inmitten von Zitrusplantagen gelegen, erreichten wir schon bald den kleinen Ort Fódele, der für sich in Anspruch nimmt, der Ge burtsort des bekannten Malers EL Greco zu sein. Gerne hätten wir die schöne byzantinische Kuppelkirche mit ihren wertvollen Fresken von innen besichtigt, doch sie war leider geschlossen. Dafür aber war ein kleines El Greco-Museum zu besichtigen. Hier wurden Kopien wichti ger Gemälde des Meisters so präsentiert, daß die Farben eine besondere Leuchtkraft entfalteten und somit den Bildern starke Ausdruckskraft verliehen.
Was liegt näher, als inmitten einer solch schönen Natur eine Andacht zu halten und ein frohes Lied in den noch jungen Tag zu singen?
Weiter ging die Fahrt zu dem in 500 m Höhe gelegenen Arkadi Kloster, das im 5.Jht. unter Kaiser Arkadius, der dem Kloster auch seinen Namen gab, erbaut wurde. Die heutige zweischiffige Klosterkirche mit ihrer reich verzierten venezianischen Fassade stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.
Im Freiheitskampf der Griechen gegen die Türkenherrschaft 1866-69 erlangte das Kloster eine herausragende Bedeutung. Zu Beginn des Aufstandes hatten 700 Frauen und Kinder in dem Kloster Zuflucht ge sucht, außerdem befanden sich im Kloster 287 bewaffnete Männer, die versuchten, das Kloster zu verteidigen. Die türkische Übermacht aber war zu groß, so wurde das Kloster gestürmt. Die Türken metzelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. 36
junge Kämpfer, denen die Munition ausgegangen war, hatten im Refektorium Schutz gesucht.
Die Türken brachen jedoch die Türe auf und machten auch sie nieder. Als die noch Lebenden
merkten, daß alles verloren war, sprengten sie sich in einem Gewölbekeller, in dem das Arsenal
untergebracht war, selbst in die Luft, um nicht lebend in die Hände der Türken zu fallen. - Lag es an dem Gehörten oder an der mittagshitze, daß wir etwas beklommen waren, als wir das Kloster verließen?
Unser Ziel war nun Rethimnon, die driftgrößte Stadt Kretas. Sie liegt an der Nordküste zwi schen Iraklion und Chania. Wir machten einen Stadtrundgang und genossen das liebliche, leicht orientalische Flair dieses Ortes, der schon in der Antike bewohnt war. Seine Prägung aber bekam die Stadt durch Venezianer, die diese Stadt zur Hauptstadt einer der vier Verwaltungsbezirke Kretas machten. Die Festung Fortezza auf einem nahen Hügel und die Hafenanlage gehören zu den heraus ragenden, noch heute sichtbaren Bauwerken aus venezianischer Zeit. Auch in der Altstadt sind noch sehr schöne Baustrukturen aus jener Zeit zu bewundern wie den Rimondi-Brunnen. An die Türkenzeit erinneren einige Moscheen, die jedoch alle nicht mehr in Betrieb sind.
Die Freizeit am Ende des Stadtrundgangs nutzten einige zu Museumsbesuchen, z. B. im Archäologischen Museum oder auch im Schiffahrtsmuseum. Andere genossen ganz einfach in einer Hafentaveme bei einem Kaffee oder Eis die besondere Atmosphäre dieser bezaubernden Stadt. - Der Tag neigte sich und so verließen wir Rethimnon und fuhren nach Chania, wo wir unser neues Quartier bezogen.
Horst Thiedecke
7. Reisetag
Sonntag, 7. Mai
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir um 9.00 Uhr wohlausgeruht - die angekündigte abendlich/nächtliche Hochzeitsfeier im Hotel „Santa Marina“ störte uns kaum - zu unserem Rundgang durch die zweitgrößte Stadt Kretas: Chania. Sie liegt umgeben von einer grünen, fruchtbaren Landschaft an der Nordwest-Küste Kretas. Wir genossen den Blick auf die hochalpin anmutenden Gipfel der Weißen Berge, die noch Schneekappen trugen und denen sanfte Hügel und landwirt schaftlich genutzte Ebenen vorgelagert sind, schon bei der Anreise am Vortag.
Chania zeigte sich ganz sonntäglich, ohne Hektik, geprägt von der Kultur ihrer Bewohner in Jahrhunderten, in denen sie ihren Namen, der arabischen Ursprungs ist, wechselte: In der Antike hieß sie Kydonia, die Venezianer nannten sie La Canea. Die venezianischen und türkischen
Häuser in den schmalen Gäßchen der Altstadt sind mit viel Sinn fürs Schöne und Geschmack renoviert worden, - man fühlt sich ein wenig wie in Venedig.
Der sonntäglich griechisch-orthodoxe Gottesdienst in der Hauptkirche der Stadt (Isodia tis Panagias) ging gerade dem Ende zu, lebhaftes Ein- und Ausgehen erlaubte uns, in das weite Gotteshaus hineinzuschauen und den Erklärungen unserer Reiseleiterin zu lauschen.
Unser Stadtgang führte vorbei an der Agios Nikolaos-Kirche, die heute ebenfalls ein griechischorthodoxes Gotteshaus ist. Sie wurde in venezia nischer Zeit als Dominikanerkirche erbaut und später in eine Moschee verwandelt. Aus jener Epoche stammt das Minarett, das die Kirche zu einem Kuriosum macht: Sie ist die einzige weit und breit, die sowohl einen Kirchturm als auch ein Minarett besitzt! Sogar eine Janitscharen- Moschee von 1645 gibt es noch. Und wenn es nicht Sonntag gewesen wäre, hätten wir noch „Kretas schönste Markhalle“, erbaut 1913 nach dem Vorbild der Hallen von Marseille, von innen besichtigen können. Der Bummel durch die Altstadtgassen war faszinierend: Schmuck, Silberfiligran, nach alten Motiven gestaltete Webdecken und kunstvolle Schachbretter! In der Skridloff-Straße gibt es noch Schuhmacher, die sich auf die alte Kunst des Schaftstiefelmachens verstehen und gut verdienen, weil auch die jungen Kreter die kriegerische Tracht ihrer Vorväter an Festtagen tragen.
Das „Archäologische Museum“, das in einer renovierten Franziskanerkirche im gotischen Stil aus venezianischer Zeit untergebracht ist, gehörte zum „Programm“. Auch das „Historische Museum“, in dem die Geschichte Kretas im Mittelpunkt steht, und das „Nautische Museum“ in der Firkas-Bastion im Hafen, das Erinnerungs-stücke an die See schlachten von Salamis (480 v. Chr.) bis zum 2. Weltkrieg zeigt, hatten Anziehungskraft.
Mein eigene (körperliche) Kraft reichte jedoch nur bis zum Hafen, der von der Festung Firkas,
einem venezianischen Leuchtturm und einer schön geschwungenen Häuserfront umrandet
wird und mit einer Menge von Tavernen und Cafes einlädt. Unvergeßlich bleibt mir die malerische, erholsame Atmosphäre bei Raki und griechisch-türkischem Kaffee im bequemen Sessel.
Aber bald, am frühen Mittag, starteten wir (nun wieder alle beisammen) mit unserem Bus zu einem ganz anderen Ziel: zum Deutschen Soldatenfriedhof, etwa 20 km westlich Chania und ein Kilometer von dem Dorf Maleme an der Meeresküste entfernt.
Der Friedhof liegt auf einem sanft geneigten, unveränderten Hang und hat nur eine Terrasse zur Befestigung des Geländes. Über eine Zufahrtsstraße kurz hinter dem Dorf, durch Weinberge fahrend, erreichten wir den Friedhof. In einem offenen, überdachten Vorhof liegen die Namenbü cher der Gefallenen, an den Wänden hängen Bilder und Texte, die an das Kriegsgeschehen auf Kreta im 2. Weltkrieg erinnern. Nachdem am 1. September 1939 die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschiert war und dadurch die Kriegser klärung von England und Frankreich ausgelöst hatte, entschloss sich Hitler, die Insel Kreta am 21. April 1941 zu erobern, um die Ägäis gegen britische Aktionen im östlichen Mittelmeer zu sperren, die Angriffslinien für die Luftwaffe und die Marine gegen Nordafrika, Ägypten und Zypern zu verkürzen und die Flugplätze Maleme, Iraklion und Rethymnon zu verteidigen. In kürzester Zeit und mit geringsten Mitteln wurde das Unternehmen in die Hände der Luftflotte gelegt, die Fliegerkorps unter den Generälen Student und des Freiherm von Richthofen erhielten den Auftrag, mit Fallschirmjägern und Luftlande-truppen die Insel in Besitz zu nehmen und gegen etwaige Gegenangriffe zu halten, bis eine Ablösung durch Heeresteile erfolgen konnte.
Nach dieser Information führten uns die Plattenwege hinauf in die Höhe zu den ummauerten Gräberfeldern, die unter einem geschlossenen Teppich aus rot blühenden Mittagsblumen die Gefallenen bergen. Je zwei Grabsteine zeigen vier Namen und Daten der 4.465 deutschen Soldaten, die ihr Leben auf Kreta lassen mussten, außerdem sind inmitten der Gräberfelder auf Metalltafeln die Namen von 360 Gefallenen eingraviert, die nicht geborgen werden konnten. Ein 8 m hohes, weithin sichtbares schmiedeeisernes Hochkreuz erhebt sich über der Anhöhe. „Die Inbesitznahme der Höhe 107 oberhalb des Flugplatzes Maleme wurde nur durch den freiwilligen Rückzug der britischen Verteidiger möglich... Weil der Kampf um diese Höhe und um den Flugplatz so viele Opfer gefordert hatte, ist dies auch der richtige Platz für diesen deutschen Soldatenfriedhof.“
Tief beeindruckt und sehr nachdenklich bestiegen wir zur Weiterfahrt unseren Bus, der uns nun über die Ebene Alikianou hinauf zur Omalos- Hochebene fuhr. Die rund 25 km beschauliche Fahrt durch das men schenleere Weideland für Ziegen und Schafe brachte uns über 1200 m hoch bis zum Einstieg in die Sa-Maria-Schlucht. Dort beginnt an der Hyloskala, der Holztreppe, der Abstieg in die von hoch auftagenden Felsen umrahmte, an engster Stelle nur 3 m breite Schlucht. - Wir aber fanden hier oben die „geeignete Stelle“ unter Schatten spendenden Oli- venbäumen für unsere tägliche Besinnungsstunde mit dem Herrnhuter Losungen, an die sich unsere Gratulationswünsche zum Geburtstag von Frau Müller mit Lied und Kanon anschlossen. - Ein unvergeßlicher Tag ging zu Ende, Dank sei denen, die ihn geplant und geführt hatten: Herrn Pfarrer Becks und unserer hervorragenden Reiseleiterin!
Siglinde Herzog-Heltzel
8. Reisetag
Montag, 8. Mai
Vierzehn Mutige aus unserer Gruppe hatten sich entschlos sen, heute durch die 16 km lange Samaria-Schlucht, eine der wohl grandiosesten Schluchten Europas, zu wandern. Sie ist nur von Mai bis September begehbar. Es gibt mehrere Schluchten auf Kreta und manche werden ganz jährig von einem Bach durchflossen, andere nur z. Zt des Winterregens oder der Schneeschmelze.
Schon um 6.00 Uhr in der Früh, noch bei Dunkelheit, ging die Fahrt mit unserem Bus von Chania aus auf den Südrand der 1227 m hoch gelegenen Omalos-Hochebene. Sie liegt in den Weißen Bergen - Lefka Ori genannt - neben dem Ida- und Diktigebirge das drittgrößte. Kurz vor 7.00 Uhr zeichnete sich hinter den dunstigen Hügeln das Morgenlicht ab, und die Gegend wirkte noch sehr verschlafen. Doch kurz vor Ankunft ging strahlend die Sonne auf und wir Wanderer durften uns auf einen herrlichen Tag freuen.
Nach gut einer Stunde Fahrt kaum dem Bus entstiegen, empfing uns ein kalter, ja fast eisiger Wind. Schnell wurden sämtliche Knöpfe und Reißverschlüsse geschlossen, und wir warteten bibbernd auf das Abstiegssignal.
Ein stufenreicher, doch gut begehbarer Waldweg führte uns rasch in gut einer Stunde in die Schlucht hinunter. Schon jetzt nahmen uns die herrlichen Ausblicke und die wilde Bergschönheit gefangen. Man musste einfach fotografieren und nun war es allen auch gleich schon wieder wärmer. Das steilste Stück hatten wir nun gut überwunden und unseren ersten Rastplatz erreicht. Allmählich bekamen wir auch einen Eindruck von dem Schwierigkeitsgrad des Weges, war es doch überwiegend das Flußbett eines Sturzbaches mit großsteinigem oder großfelsigem Geröll, was begangen werden musste. Sicher eine Herausforderung für manche, denn z. T. war der Untergrund wackelig und es gab zu balancieren. Do erforderte der Wanderweg bis zum Ziel ständig unsere Aufmerksamkeit. Eine hilfreiche Hand wurde dabei manches Mal gerne angenommen. Links und rechts der Schlucht ragten fast bis zu 600 m hoch die schroffen und steilen Wände empor. An ihrer breitesten Stelle mißt die Schlucht ca. 300 m, an der engsten Stelle jedoch nur ca. 3,50 m. Doch diese wohl bekannteste Stelle war noch weit entfernt.
Neugierig ging es weiter, immer begleitet von der von mir besonders geliebten großartigen Bergwelt. So manch interessante Pflanze entdeckte ich am Wegesrand und empfand tiefe Dankbarkeit. Dankbar darüber, daß ein langgehegter Wunsch für mich Wirklichkeit wurde, diesen Teil Kretas kennenlemen zu dürfen.
Einer der nächsten Rastplätze war Risa Sikias und dann wieder nach einer weiteren Stunde Agios Nikolaos mit dem kleinen Kirchlein. Dort entdeckte ich hinter einer der Quellen, die durch die ganze Schlucht hindurch unseren Durst stillten, das kleinblütige Alpenveilchen in Weiß. Daneben in voller Blüte den Aronstab und eine Art Pfingstrose, die bereits verblüht war. Welch eine Pracht! Es wurden von einigen unserer Gruppe natürlieh viele, viele Bilder geschossen.
Bei zunehmender Temperatur stiefeiten wir weiter bis zum Rastplatz Samaria. Dort hatte man Maultiere stationiert, die eventuell Hilfsbe dürftigen zur Verfügung standen, den Weg aus der Schlucht auf dem Eselsrücken zu nehmen. Denn immer wieder gibt es wohl Leichtsinn und Überschätzung der eigenen Kräfte. Ein zügiges Durchschreiten besonders der engen und steilen Stellen war wegen der Steinschlaggefahr geraten. Und wie einige von uns zu sehen und zu hören bekamen, nicht ohne Grund. Kurz hinter der Trinkpause sah man noch die Überreste des “Alten Dorfes”. Immer wieder beein druckend diese Naturgewalten in Form von Felsverschiebungen, Auffaltungen und bizarren Baumriesen. Hier hatten wir gut die Hälfte des Weges zurückgelegt, so daß unsere Rast etwas länger ausfallen konnte.
Das nächste Ziel galt der “Eisernen Pforte”. Und immer bei den Pausenplätzen wurde aufein
ander gewartet. Man erkundigte sich nach dem Befinden des Einzelnen. Für mich war es ein fast
“besinnliches” gemeinsames Erlebnis draußen in der Allmacht Gottes: Von einigen fast schweigend und von anderen wiederum munter erzählend erwandert.
Immer spannender ging es der engsten Stelle entgegen. Auch immer mehr Wanderer schienen mittlerweile unterwegs. So war es gut empfohlen, recht früh gestartet zu sein. Genau an der Kaminstelle trafen wir dann auch auf die anderen Teilnehmer der “Becks-Gruppe”, die es vorgezogen hatten, vom Meer aus, also von dem Hafen- und Badeort Roumeli aus langsam in die Schlucht hinaufzuwandem. Auch diese Gruppe hielt gut zwei Stunden bei großer Wärme durch, da dieser Weg sich nun um die Mittagszeit schattenlos zeigte.
Alle waren wir nun bei unserem Sammelplatz im Restaurant “Kri-Kri” stolz über unsere Leistung und froh und glücklich, heil nach gut sechs Stunden angekommen zu sein. Der sahnige Joghurt mit Honig oder das Omelett, bzw. der griechische Kaffee schmeckten noch köstlicher als sonst. Endlich konnten sich auch unsere tapferen und müden Füße ausruhen. Auch unsere Guide Karen empfing uns strahlend und erleichtert, daß ein jeder den langen und hier und da auch schwierigen Weg ohne größere Blessuren überstanden hatte. Hatte sie doch nicht zuviel ver sprochen über diese atemberaubende Wandertour.
So gestärkt brachte uns und viele weitere Urlauber ein Schiff entlang der herrlichen Südküste nach Chora Sfakion, wo uns unser Bus aufnahm. Auf der Heimfahrt wurden wir noch auf die benachbarte “Imbros-Schlucht” aufmerksam gemacht. Es ging über Ammoedarios Petras nach Chania zurück, nicht jedoch ohne bei dieser Gelegenheit noch zwei Bergdörfer angefahren zu haben, um dort den inseltypischen Thymianhonig zu erwerben. Auch dabei war uns Karen sehr behilflich.
Bei deren Verabschiedung - leider unterwegs, weil dies für sie am Weg lag - wurde es trotzdem noch lustig, gab doch ein Mitreisender unserer Gruppe unserer Guide und uns noch nette “Interpretationen” über die Abkürzung “G R P” auf unserem Busschild zum Besten. Müde, doch sehr dankbar und bereichert an neuen Eindrücken kamen wir gegen 19.00 Uhr im Hotel an, wo wir von einigen unserer Gruppe, die sich tagsüber am Meer erholten, empfangen wurden.
Sicher wurde so mancher sich dieses wunderbaren geschenkten Tages bewußt und hat unterwegs stille Andacht für sich gehalten.
Ingrid Drüen
Der große Tag der Samaria-Schlucht! Hier scheiden sich die Geister, je nach physischer Leistungsfähigkeit: Sechzehn Leute wagen die “Long-Tour” brechen in nächtlicher Morgenstunde auf, um frühzeitig die Omalos-Hochebene zu erreichen, um den Einstieg vor dem großen Andrang der späteren Gruppen zu starten. - Sieben Leute bleiben im Hotel, um einen Strand- und Stadttag zu verbringen - Chania lockt und das Meer!
Sechs ziehen unter Karens Führung die “Lazy-Tour“ vor. Um 7 Uhr 3o Abfahrt vor dem Hotel Santa Marina in zwei Taxen nach Chania, zu einem Hotel, in dem die Gruppe wohnt, der wir uns anschließen sollen. Es liegt bei den Markthallen. So ist ein Blick auf den regen Fischmarkt möglich.
Wir Sieben schließen uns der Gruppe von Irina an (über 30 Leute) und steigen in einen komfortablen Bus (gut gefedert, mit Fußstützen, Netzen und Abstelltablett an den Sitzen!) nicht so spartanisch, wie der uns zugeteilte). So hatten wir unter der Führung von Irina und Karen eine
angenehme Fahrt. Wir verließen Chania in Richtung Rethimnon, bogen dann bei Vrisses nach Süden ab. In Vrisses kurzer Halt: Karen deponiert ihr Gepäck, es ist ihr letzter Tag mit unserer Gruppe. Weiter geht die Fahrt in Serpentinen durch die Hochebene Askifou, zwischendurch ein
Blick auf die Weißen Berge / Levki Ori. Irina erklärt die Landschaft. Hier gibt es seltene Tiere, vor allem Vögel und natürlich die kretischen Wildziegen, die sich selten den Touristen zeigen.
In den Dörfern gibt es als lukullische Spezialität Ziegenmilchjoghurt mit Thymianhonig. Aufenthalt im Gebirgsort Askifou. Auf der Weiterfahrt kurzer Fotostop, um eine türkische Festung im Libyschen Meer auf den Film zu bannen. Irina erzählt von den Freiheits kämpfen gegen die Türken, die in dieser Gebirgsgegend geschlagen wurden, nachdem sie das Kloster Arkadi vorher erobert hatten. Aus dieser Zeit stammt auch die Legende vom Heiligen Nanulis, “der jüngste Heilige Kretas”, wie uns vermittelt wird. (Leider konnte ich nichts Genaue res über ihn erfahren, trotz verschiedener Kretabücher.)
Der nächste Paßübergang ist bei dem Dorf Imbros, hier ist der Einstieg zur Imbros-Schlucht (7 km lang Wanderung 2 1/2 Stunden). Abwärts fuhrt die Straße wieder in Serpentinen nach Chora
Sfakion. Immer wieder grüßt uns goldener Ginster am Straßenrand, manchmal auch rosa Oleander. In Chora Sfakion besteigen wir das Schiff, das uns nach Agia Roumeli bringt (1 1/2 Stunden Fahrt). Karen führt uns zum Restaurant Krikri, dem Treffpunkt unserer Gruppe am Nachmittag.
Bei Agia Roumeli münden die Wildwasser der Samaria-Schlucht ins Libysche Meer, ein weites, helles Flußbett mit Schottersteinen, mühsam zu gehen, ohne Schatten weithin, aber anfangs gesäumt von blühendem Oleander. Auch seltene Blumen sind zu finden, z. B. die ungenießbare “Schlangenwurz”, “Drachenwurz” nannte sie Karen. Es ist ein mühsames Unterfangen in der heißen Mittagssonne der Long-Tour-Gruppe ent gegenzugeben. Vier von uns steuern trotz sengender Hitze das “Eiser ne Tor*‘ an, die engste Stelle der Schlucht. Zu zweit kehren wir nach 3/4 Stunde des Weges um, treffen auf Karen im Lokal “Krikri“, in dem wir uns unter schattigen Bäumen erholen, - wartend auf die Wanderer aus der Schlucht. Wer wird als erster kommen? Die Zeit zieht sich hin. Ca. 14 Uhr 30 treffen die ersten ein, an der Spitze Frau Knörrlich. Die Schönheit der Schlucht wird gerühmt. Trotz aller Anstrengungen habe sich die Wanderung sehr gelohnt. Wir sind froh, daß alle gesund zurück sind, es “geschafft“ haben.
Gemeinsam geht die Fahrt zurück: Mit dem Schiff von Agia Roumeli nach Chora Sfakion, von dort zurück mit dem Bus nach Chania. Es ist schön, diese Fahrt noch einmal zu erleben, nun in umgekehrter Weise. Die Serpentinenstraßen durch die Berge, die Ausblicke, z.B. auf Fraggiokastello (1371 nach der Eroberung der Insel von den Venezianern errichtet). Karen erklärt diesmal die Strecke, für die meisten neu, für uns eine willkommene Wiederholung. Bei Askifou halten wir kurz, um Thymian-Honig einzukaufen. In Vrisses ver abschieden wir Karin, die ihr Gepäck holt, mit einem Taxi zum Flugplatz fährt, um am nächsten Tag eine neue Gruppe zu übernehmen. Sie war uns eine gute, liebenswerte Führerin. Erfüllt von den Ereignissen eines reichen Tages treffen wir am Abend im Hotel in Santa Marina ein.
Elfriede Hamm
9. Reisetag
Dienstag, 9. Mai
Was erwartet uns nach einer Woche auf Kreta mit anfangs kalten, nun aber sommerlichen Temperaturen, und nach viel “Minoischem”?
Nun, wer immer gut zuhört und alles liest, wenn es ihm denn der Zimmernachbar zu lesen gibt, der weiß: Heute abend um 20.00 Uhr geht es mit der Fähre auf die Insel Santorin. Alle wissen: 12.00 Uhr Zimmerräumen, 14.30 Uhr Abfahrt mit dem Bus nach Heraklion, mit zu erwartendem Abendessen.
Dann taucht für die nächsten Stunden eine rothaarige Elisabeth aus der Schweiz auf, um uns zu begleiten. Wir dürfen gerade noch unsere Andacht halten mit Lied und Losung, bevor ihr uns ausgesprochen wohltuen der Redestrom einsetzt. Sie knüpft an: eine so echt protestantische Andacht im Bus habe sie noch nie erlebt, bei den Orthodoxen sei eben der Gottesdienst ganz anders, da sie aber mit einem Kreter verheiratet sei, besuche sie natürlich diese Gottesdienste. Als sie 1989 in ein Dorf nahe Heraklion gezogen sei mit ihrem Mann und dem noch in der Schweiz geborenen Sohn, habe es dort weder warmes Wasser noch Telefon im Haus gegeben. Die kretischen Dorfbewohner hätten sie genau beobachtet, wann sie im Cafe telefoniert, und wann sie in der Nacht heimgekommen sei. Dann gibt sie eine witzige Beschreibung ihrer Schwiegermutter, aber in großem Respekt! Von der jeweils anderen, fremden Küche allerdings mögen sie beide nicht alles probieren.
Zum heranwachsenden Sohn schildert sie das Schulwesen. Die Frage, ob wir schon etwas über
Olivenanbau gehört hätten, können wir bejahen. Schließlich steckt in unserem Gepäck längst das
“Extra Virgin” mit 0,1 - 1% Ac. Im Nu sind wir in Heraklion, laufen bergan zur Taverne “Klimataria”. Frau Winden - es wundert uns schon nicht mehr - kennt den Wirt, und es gibt eine rustikale
Mahlzeit: Vorspeise von verschiedenen Gemüsen und Kartoffeln, lauwarm, Salat, Fleischbällchen
mit Kräutern gewürzt, Reis, und als Dessert eine einheimische Orange, deren Ernte gerade ausläuft.
Am Quai angelangt, wissen weder Elisabeth noch Herr Becks, in welches der Schiffe wir gehören.
Aber es klärt sich rasch: in die Riesenfähre “El Greco”, die auf dem Weg nach Thessaloniki in Santorin anlegen soll. Nachdem die Passagiere und ihr Gepäck verstaut sind, befahren Laster, Kleinlaster und PKW das Schiff. Die ruhige See fahrt dauert vier Stunden, wir sitzen erst draußen, dann drinnen, mehrere Bars bieten alles zum Trinken, aber weniges zum Knabbern an. Die
Frage kursiert, wo das Schiff anlegen wird, in Athinios oder im alten Hafen von Phira. Und wie dann zum Hotel, 300 m über dem Meer, mit recht schweren Koffern? Herr Becks hat diesen Ausflug noch nie gemacht! Aber die Frage löst sich, als Diana mit dem Azubi aus Bogota und einem Luxusbus auf uns wartet. Irgendwann am 10. Mai liegen wir in einem wunderschönen Hotel in ebenso wunderschönen Zimmern und wissen noch gar nicht so recht, daß der Aufenthalt auf dieser Insel für viele von uns der Höhepunkt der Reise sein wird. - Doch nun bin ich still, denn Herr Haase wird weiter berichten.
Anke Becks
10. Reisetag
Mittwoch, 10. Mai
Der zehnte Tag begann im Hafen von Fira. Kurz vor Mittemacht hatte die Fähre angelegt. Die Insel, von den Alten liebevoll Kalliste (die Schöne) genannt, hielt ihre Reize im Dunkel verborgen. Die himmelan huschenden Lichter der Omnibusse, vom Meer aus wie Wetterleuchten über der Insel anzusehen, ließen den jähen Felsabfall zum Hafen ahnen. Bald wand sich auch unser Bus in die Höhe. In Fira war noch ein kurzer, steiler Fußweg zu nehmen; dann langten wir, ein wenig müde, im Santorini Palace an. Am Morgen sah alles anders aus. Die Schöne bot besonnt ihr Antlitz dar, weiß wie Schnee, und die blauen Augen hatte sie aufgeschlagen. Wir alle kannten Santorin schon lange vor unserer Ankunft - das Lieblingskind der Fotografen und Reiseprospekte. Doch in Wirklichkeit war es viel schöner, waren die weißen Mauern und Türmchen noch heller, die blau en Kuppeln und Tore noch leuchtender, als hätten sich Himmel und Meer hier vereint.
Auf den Besichtigungsfahrten erführen wir Näheres über die geheim nisvolle Insel, in der einige Archäologen ein letztes Stück des unterge gangenen Atlantis sehen.
Sie ist die südlichste der Kykladen, 73 qkm groß und mit einer längsten Ausdehnung von 72 km. Ihre Entstehung verdankt sie dem Vulkanismus, der hier durch das Zusammentreffen zweier Platten der Erdrinde hervor gerufen wird. Die sichelförmige Gestalt stellt den Rest einer größeren, annähernd runden Insel dar, die durch einen gewaltigen Vulkanausbruch um 1500 v. Chr. auseinanderbrach und in deren Mitte das Meer ein strömte. Der alte Umriß läßt sich noch ungefähr erkennen, wenn man einen Halbbogen vom Nordwesten Santorins über die Inseln Therasia
und Aspronissi zum Südwesten zieht. Bis heute hat die Vulkantätigkeit nicht aufgehört. So sind Jahrhunderte nach der großen Katastrophe aus dem Kratersee in der ehemaligen Inselmitte, der sog. Caldera, durch neue Eruptionen die Inseln Paläa Kameni und Nea Kameni entstanden. Auf Nea Kameni treten immer noch heiße Dämpfe aus, und das Wasser zwischen den beiden eng benachbarten Inseln ist 30 Grad warm. Die Berge, die die Caldera einrahmen, stürzen bis zu 300 m in die Tiefe. An ihren Abhängen läßt sich sehr gut die geologische Schichtung studieren: zuunterst schwarzes, dann rotes Eruptivgestein, darüber heller Bimsstein.
Umstritten ist, ob und inwieweit der große Vulkanausbruch mit dem raschen Untergang der minoischen Kultur auf Kreta zusammenhängt. Zwischen beiden Ereignissen liegt immerhin nach allem, was man bisher weiß, eine Zeitspanne von etwa 50 Jahren. Die durch den Ausbruch hervorgerufene Flutwelle hat sicherlich die Küsten Kretas verwüstet, aber kaum die Insel in ihrer Gesamtheit. Eine Theorie besagt, daß die Flutwelle die kretische Handelsflotte vernichtet und damit sehr bald zum Niedergang der zu jener Zeit stark vom Seehandel abhängigen kretischen Wirtschaft geführt haben könne. Nach einer ganz anderen Erklärung für das Ende der minoischen Kultur muss man schließlich suchen, wenn man der Meinung einiger Vulkanologen folgt, die den Ausbruch schon um das Jahr 1630 v. Chr. vermuten.
Nach dem verheerenden Vulkanausbruch blieb die Insel jahrhundertelang unbewohnt. Erste Anzeichen einer Neubesiedlung finden sich um 1300 v. Chr. Im neunten Jahrhundert v. Chr. wurde sie von den Dorern (Spartanern), die vom Peloponnes kamen, in Besitz genommen. Die Dorer gaben ihr nach dem Namen ihres Anführers Theras den Namen Thera. Der älteste, aus vordorischer Zeit überlieferte Name ist Strongyle (die Runde). Den späteren Namen Kalliste ersetzten die Kreuzritter durch Santorin, abgeleitet von der heiligen Irene (Sancta Irene). Er konnte jedoch die dorische Bezeichnung nicht ganz verdrängen, die bis heute neben der christli chen verwendet wird. Im Mittelalter wechselten die Besitzverhältnisse häufig. Lange Zeit stand die Insel unter venezianischer, von ausgehenden 16. Jahrhundert bis 1821 unter türkischer Herrschaft.
Die ältesten Zeugnisse menschlicher Siedlung auf Santorin stammen aus der Zeit um 3000 bis 2000 v. Chr. Zwischen 2000 und 1500 v. Chr. mehren sich die archäologischen Funde stark. Sie zeigen eine enge Ver bindung der alten Kultur der Kykladen mit der neueren der Minoer. Es kann aber nicht von einem Aufgehen Santorins in dieser neuen Kultur gesprochen werden. Dazu bleibt die Siedlungsweise und auch die hand werkliche Gestaltung in vielen Punkten zu selbständig. Vielmehr muss angenommen werden, dass die Insel ihre Autonomie bewahrt hat, wenn auch Kreta die Rolle des primus inter pares zugefallen sein mag.
Auf Santorin leben 10.000 Menschen ständig; dazu kommen im Som merhalbjahr etwa 15.000 Saisonkräfte von auswärts, die in der Touris- musbranche arbeiten. Die Hauptstadt ist Fira (vom dorischen Thera abgeleitet). Nicht weniger als 300 Kirchen finden sich auf der Insel. Die
älteste stammt aus dem 10. Jahrhundert. Auch die Kirchen sind überwie gend in den Farben der Insel, Weiß und Blau, gehalten. Meist handelt es sich um kleine und kleinste Privatkirchen. Viele sind heute geschlossen. Die Zahl der Priester ist auf 13 gesunken. In Fira befindet sich eine griechisch-orthodoxe Metropolitankirche sowie eine katholische Kirche und ein Nonnenkloster, außerdem eine weiterführende Schule (Lyzeum).
Grundlage der Ernährung waren bis in die jüngste Vergangenheit Land wirtschaft und Fischfang. Die mineralstoflreiche Vulkanerde fördert den Anbau von Getreide, Gemüse und Trauben.
Ziegen- und Schafherden versorgten die Bevölkerung mit Fleisch, Milch und Wolle. Im späten Mittelalter wurde sogar mit Erfolg Baumwolle angebaut. Gegenwärtig nimmt die landwirtschaftliche Betätigung auf der Insel ständig ab, da immer mehr einheimische Arbeitskräfte vom wach senden Tourismus, der leichtere Arbeit und besseres Einkommen bietet,
angezogen werden. Eine größere Rolle spielt noch der Anbau von Gemüse, besonders einer kleinen, wohlschmeckenden Tomatensorte, sowie von weißen Trauben. Die Trauben werden zu 90% zu Weißwein und zu 10% zu Rość-Wein verarbeitet. Zur Herstellung des Rość-Weins werden
die Trauben nach der Lese längere Zeit der Sonne ausgesetzt; dadurch nehmen sie die rosa Farbe an. Eine Kuriosität, die sich uns im Vorbeifahren bot, waren die zahllosen auf den Weinfeldem ausgelegten kleinen weißen Steine, die die Vögel angeblich davon abhalten, die Trauben aufeupicken, ohne daß es dafür eine plausible Erklärung gibt.
Aus den archäologischen Funden ergibt sich, daß bereits in minoischer Zeit ein beachtlicher Seehandel mit Nachbarinseln, vor allem mir Kreta, stattgefunden hat. So wurden Gegenstände aus Marmor gefunden, der auf Santorin nicht vorkommt. Die Dorer haben die Außenhandelsbezie hungen ausgebaut und bis zum griechischen Festland ausgedehnt. Um 630 v. Chr. haben sie sogar die Nordküste Afrikas erreicht und Kyrene, die heutige Cyrenaika, gegründet.
Gute Bademöglichkeiten bieten die schwarzsandigen Strände im Osten der Insel, vor allem im Gebiet von Monolithos, Kamaris und Perissa. Für einen Urlaubsaufenthalt sind das Frühjahr oder der Frühherbst die besten Jahreszeiten. Der Sommer ist wegen der großen Hitze und der Überfül
lung durch Touristen nicht zu empfehlen, auch der Winter nicht, da es dann empfindlich stürmisch und naßkalt werden kann und viele Häuser noch keine Heizung haben.
Von Natur aus leidet die Insel unter Wassermangel. Es fehlen Seen und oberirdische Wasserläufe. Das nicht gerade reichliche Regenwasser wird auf Dächern gesammelt und in Zisternen aufbewahrt. Zusätzlich muss Grundwasser aus Brunnen geschöpft werden. Außerdem wird Wasser auf dem Seeweg eingeführt, um insbesondere die Touristenströme im Sommer zu versorgen. Die Landwirtschaft kommt im allgemeinen ohne künstliche Bewässerung aus, da der poröse Bimsstein, der die Insel mit einer unterschiedlich dicken Schicht bedeckt, das Regenwasser schwammartig festhält.
Unsere erste Exkursion galt den Ausgrabungsstätten bei Akrotiri. 1967 haben hier die Grabungsarbeiten im großen Stil begonnen. In Anbetracht des verhältnismäßig kurzen Seewegs von Kreta nach Santorin hatten die Ausgräber zunächst einen weiteren minoischen Palast in der Tiefe vermutet. Zum Vorschein kamen aber unter einer 30 bis 35 in dicken Bimssteinschicht die Ruinen einer größeren Stadt aus der Zeit von 1600 bis 1500 v. Chr., die sich mit ihren krummen Straßen und Gassen, ihren unregelmäßig angelegten Plätzen und dem aus vielen Häusern sprechenden Wohlstand einer größeren Bevölkerung nicht unerheblich von der zentralen Organisation minoischer Paläste unterschied. Aus dem archäologischen Befund ist auch auf soziologische Unterschiede zu schließen: Santorin muss in jener Zeit mehr von einer städtischbürgerschaftlich organisierten Gesellschaft geprägt gewesen sein und weniger oder gar nicht von einer autokra tisch regierten wie in Kreta. Ein bemerkenswerter technischer Standard, der besonders in einem zentralen Wasser- und Abwassersystem zum Ausdruck kommt, sowie Vielfalt und Reichtum der Funde, die wir kurz darauf im Museum in Fira sehen konnten, vermitteln das Bild einer grossen Kulturblüte zu jener Zeit. In Akrotiri lebten vor der grossen Katastrophe schätzungsweise 5.000 bis 6.000 Einwohner. Bewohnt war die Stadt aber schon seit dem dritten bis zweiten Jahrhundert v. Chr., wie die ältesten Funde beweisen.
Die Ausgrabungen haben weder Skelette noch Schmuckstücke zutage gefordert. Das deutet darauf hin, daß die Bevölkerung den Vulkanausbruch, vielleicht aufgrund vorangegangener kleinerer Beben, vorausgesehen und versucht hat, sich mit ihrer wichtigsten Habe in Sicherheit zu bringen. Ob sie nach einer anderen Kykladeninsel oder nach Kreta ausgewichen ist oder außerhalb der Stadt das Unheil abwarten wollte und dann doch umgekommen ist, bleibt ungewiß.
Akrotiri war nicht das größte, aber wegen seines guten Erhaltungszustandes, insbesondere des teilweise noch bis zu mehreren Metern aufragenden Mauerwerks, das eindrucksvollste und anschaulichste Zeugnis aus kykladisch-minoischer Zeit, das uns auf der Reise begegnet ist. DerRundgang durch die alte Stadt führte an zwei- bis dreistöckigen Wohnhäusern vorbei, an Magazinen mit einer Fülle von Tongefäßen und an einer Mühle. Die Straßen waren gepflastert. An mehreren Stellen waren Reste der Kanalisation zu sehen, die unter der Straße die Abwässer aus den Häusern ableitete. Zum Bau der Häuser wurden unregelmäßige, für Hausecken, Tür- und Fensterrahmen sowie für anspruchsvollere Bauten insgesamt auch sorgfältig behauene Steine verwendet. In das Mauerwerk eingezogene Gerüste aus Holzbalken dienten - wie auf Kreta - der Elastizität und damit dem Schutz gegen leichtere Erdbeben. Die Häuser waren außen mit einem Gemenge aus Stroh und Lehm verputzt, innen mit (oftmals farbigem) Kalkmörtel. Im Erd geschoß lagen Vorratsräume und Werkstätten. Die Obergeschosse dienten als Wohnräume. Sie waren mit Wandmalereien geschmückt, die nach den bisherigen Grabungen in keinem Hause fehlen. Die wertvollsten werden in den Museen von Athen und Akrotiri aufbewahrt.
Malerisch war der Dreiecksplatz im westlichen Mittelteil des Ausgrabungsfeldes, der schon durch seine Form und seine begrenzten Maße den Eindruck mittelalterlicher Gemütlichkeit machte. Seine Nordwest-Seite, gewissermaßen die Hypotenuse des Dreiecks, wird von einem
stattlichen Bau eingenommen, in dem besonders kostbare Wandmalereien aufgefunden wurden.
Ein großer Freskenzyklus mit Segelschiffen, Ruderbooten und Kriegern hat dem Anwesen den Namen “Haus des Admirals“ gegeben. Nördlich davon liegt ein weiterer großer Bau, das “Haus der Damen“, das seinen Namen von den fast le bensgroßen Portrait-Fresken elegant gekleideter Frauen erhielt.
Im Gegensatz zur ehrfürchtgebietenden Wucht minoischer Paläste erschien uns Akrotiri seltsam
vertraut. Unser Weg führte hier weniger durch Ruinen als an alten Häusern vorbei, auf krummen Sträßchen und Gäßchen und über anheimelnde Plätze - und all das unter einer weiträumigen, vor Witterungseinflüssen schützenden Dachkonstruktion, die kaum merken ließ, daß die Dächer der Häuser längst eingestürzt waren. Wäre das alles unter der Bimssteinschicht unversehrt geblieben, hätte sich uns nicht viel anderes dargeboten als ein deutsches Stadtbild vor fünfhundert Jahren.
Doch die Steinplatten unter unseren Füßen waren vor dreieinhalbtausend Jahren verlegt worden.
2. Auf der Rückfahrt nach Fira machten wir Rast in Pyrgos, einem malerischen Bergdorf, dessen
Häuserreihen in immer engeren Ringen aufwärts steigen bis zu einem alten Kastell. Wer auf Kaffee oder Raki verzichten konnte, hatte Gelegen heit, treppauf durch den verwinkelten Ort bis zur Höhe zu eilen. Die Bauweise unterschied sich hier wie auch in Fira, das wir am nächsten Morgen ausgiebiger durchstreifen konnten, wenig von der in Akrotiri. Wir hatten damit das lebendige Akrotiri vor Augen. Lange Zeit war Pyrgos Hauptstadt der Insel. Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts ist es von Fira abgelöst worden.
3. Nächstes Ziel war das Archäologische Museum in Fira. Hier sind zahlreiche Funde aus der frühzeitlichen Besiedlung von Santorin zusammengetragen. Die ältesten Stückeaus der Zeit zwischen 3000 und 2000 v. Chr. waren einfachere Tonfiguren und Tongefäße sowie Faustkeile und Messer aus Feuerstein und Obsidian. Ab 2000 traten zu den Keramikerzeugnissen Gegenstände der Bronzezeit: Pfannen, Krüge, Werkzeuge (z.B. Messer und Zangen), Pfeilspitzen; eine zierliche Waage erinnerte geradezu an unsere Apotheken. Explosionsartig mehren sich die Funde in der Zeit um 1700 v. Chr. An Besonderheiten seien erwähnt: Tonbadewannen, Brustwarzenkannen, eine Reihe von gleich dekorierten, in der Größe aber abgestuften Krügen, die offenbar als Maße gedient haben, ein ausdrucksstarker, in den Farben erstaunlich erhaltener Toten-
klagesänger aus Ton sowie ein versteinerter Holztisch und Holzstuhl. Ein Unikat, die massiv-goldene Statuette eines Rehbocks ist erst 1999 in Akrotiri gefunden worden. Ob sie dort von den Bewohnern auf der Flucht vor der Katastrophe vergessen oder aus kultischen Gründen zu
rückgelassen wurde, ist ebenso wie ihre Herkunft unbekannt.
Unter den Wandmalereien heben sich heraus: zwei Fischer aus dem Haus des Admirals, die stolz mit erhobenen Händen ihren Fang präsentieren, ein kostbares Damenporträt und die großen Papyrus-Gewächse aus dem Haus der Damen, ferner - aus anderen Häusern in Akrotiri - die felsige Landschaft mit Lilien und Schwalben und schließlich die springenden blauen Affen, die Franz Marc vor hundert Jahren nicht viel anders gemalt hätte.
4. Die letzte Exkursion am Nachmittag führte nach AJt-Thera. Auf einem Felsrücken aus Kalkstein liegen in 360 in Höhe die Ruinen der antiken Stadt. Der Platz fällt nach allen Seiten steil ab, ist daher schwer zugänglich und leicht zu verteidigen. Auf der anderen Seite ermöglicht er
die weiträumige Beobachtung der südöstlichen Ägäis - für die neuen Inselherren, die Dorer, also ein hervorragender Stützpunkt. Die etwa 800 in lange und 160 in breite Anlage zeigt die Struktur, welche die Stadt in hellenistischer Zeit erhalten hat. Wir durchquerten die Stadt auf der gepflasterten Hauptstraße, die, von kleineren Straßen und Gassen gekreuzt, dem Verlauf des Bergrückens folgend vom nordwestlichen Ende der Stadt zum südöstlichen führt.
Gleich am Anfang war der aus dem Fels gehauene, von Artemidoros von Perge, einem Admiral Alexanders des Großen, gestiftete Tempelbezirk (Temenos) zu sehen. In die Felsfront sind Symbole der Götter gemeißelt.
denen das Heiligtum gewidmet war (Adler für Zeus, Löwe für Apoll und Delphin für Poseidon). Artemidoros hatte hier eine Residenz. Das alte Thera war hauptsächlich als Garnison von Bedeutung. Auf dem höchsten Punkt im Nordwesten liegen die Reste zweier großer Gebäude, die als Kommandantur und Gymnasion der Garnison bezeichnet werden. Ein langer Stufenweg führt von unten hinauf. Die Hauptstraße weitet sich im weiteren Verlauf zu einer Agora mit einer Breite von 17 bis 30 in aus. Westlich der Agora ziehen sich Tempel und öffentliche Bauten bis zum Berggipfel hinauf; die östliche, abfallende Seite ist den Wohnhäusern Vorbehalten. Als Baustoff wurde Kalkstein verwendet, der in nächster Nähe zu finden ist. Anders als in Akrotiri ist das Mauerwerk nur noch in geringer Höhe erhalten. Im Südwesten schließt sich an die Agora die königliche Säulenhalle an, ein rechteckiger Raum von 460 qm aus der Zeit des Augustus; an den Wänden waren Gesetzestafeln angebracht und das Dach wurde von zehn dorischen Säulen getragen, deren Schaftstümpfe noch zu sehen waren. Der weitere Straßenverlauf führte an einem in den abfallenden Hang eingebauten Theater vorbei, das im ersten Jahrhundert n. Chr. eine Umgestaltung im römischem Stil erfuhr.
Am südöstlichen Ende der Stadt befindet sich der heiligste Bezirk des alten Thera, der Platz der Gymnopädien, wo zu Ehren des Apollon Kameios, des dorischen Stammesgottes, im Spätsom mer bei Vollmond das höchste kultische Fest mit Tänzen und Gesängen nackter Jünglinge stattfand. An der Nordseite des Platzes steht der Tempel dieses Gottes. Südöstlich davon befindet sich das Gymnasion der Epheben. Hier fanden auch athletische Wettkämpfe statt. In die Mauer der südlichen Terrasse sind die Namen von Gewinnern eingeritzt, darunter jeweils ein Phallus als Symbol männlicher Kraft.
Am Ende der Stadtwanderung hielten wir, inmitten der alten Steine und der verwitterten Götter bilder, eine Weile inne und schauten hinauf zum höchsten Berg der Insel, dem Propheten Elias, der sich wie ein Hochaltar über Thera erhebt, und schauten auf der anderen Seite hinunter zu den
Stränden von Kamari und Perissa und weit darüber ins offene Meer hinaus. Ein unbeschreibliches Hochgefühl kam bei dem Anblick auf.
Am Abend versammelten wir uns alle auf der Hotelterrasse. Pfarrer Becks sprach Worte der Dankbarkeit und der Freude über den glücklichen Verlauf der Reise. Die Mitreisenden, die zum erstenmal zur Becks-Gruppe gefunden hatten, schlossen sich dem an. Neue und alte Teilnehmer hatten sich in den vergangenen Tagen gut kennen gelernt. Es gab viel zu erzählen, und vieles blieb noch unerzählt.
Bald wurde es dunkel. Der Große Wagen erschien am Himmel. Er wies den Weg nach Norden, und danach ließ sich leicht Nordwest anpeilen. Das war der Kurs, auf dem uns das Flugzeug am nächsten Tag nach Hause bringen sollte, immer weiter fort vom schönen Santorin.
Christoph Haase