Durch die Wüste ins Gelobte Land

„Durch die Wüste ins Gelobte Land“ – Pilgerfahrt zu biblischen Stätten an beiden Ufern des Jordans

In den Sommerferien (25.07. – 04.08.2022) unternahm eine Gruppe mit insgesamt 28 Israel-Interessierten des Bistums Speyer – hauptsächlich ReligionslehrerInnen sowie Pastoral- und GemeindereferentInnen im Schuldienst – eine Pilger- und Studienfahrt nach Israel und Jordanien. Reiseleiterin Birgitta Greif stellte zusammen mit ECC-Studienreisen eine Reiseroute zusammen, die zu einer Vielzahl von biblischen Stätten an beiden Ufern des Jordans führte. Gestartet an der Mittelmeerküste (Jaffa und Tel Aviv), ging die Reise durch die Wüste Negev ans Rote Meer, über die Grenze nach Jordanien. Von dort aus kamen wir über Petra ans Tote Meer und schließlich in die Heilige Stadt Jerusalem.
Auf der Bildungsreise „gegen das Vergessen und zur Vergegenwärtigung historischer und biblischer Stätten des Alten und Neuen Testaments“ begleitete uns die israelische Reiseführerin Chefziba Hilger, die mit Ihrem enormen Wissen zu begeistern wusste und die Gruppe stets auf Kurs hielt.

 

Schon die erste Station war sinnbildlich für unser Reiseprogramm, das immer wieder zeigte, dass die Regionen auf beiden Seiten des Jordans sowohl für alttestamentliche als auch für neutestamentliche biblische Geschehnisse eine zentrale Rolle spielen. Ein abendlicher Spaziergang durch die bedeutende antike Hafenstadt Jaffa führte uns zu einem steinernen Walfisch, der an die Parabel des Propheten Jona erinnerte, welche hier lokalisiert wird. Jaffa war zugleich der Ort, an dem später der Apostel Petrus den ersten Heiden in die christliche Gemeinschaft aufnahm und damit den christlichen Glauben für die gesamte Menschheit öffnete.

Einen Einblick in die Geschichte Israels und des Judentums erhielten wir an ausgewählten Stationen in Tel Aviv. Nach einem kurzen Spaziergang entlang des „Wegs der Unabhängigkeit“ und durch das weiße Viertel mit deutscher Bauhaus-Architektur besuchten wir auch das kürzlich erweiterte „Museum des jüdischen Volkes“, in dem die 4000-jährige Geschichte der Juden auf innovative Weise dargestellt wird. Alle Teilnehmenden konnten hier ihr Wissen über die jüdische Religion mit all ihren verschiedenen Facetten vertiefen.

 

Weitere beeindruckende Erfahrungen brachten die Stationen in den Wüsten Negev, Zin und dem Wadi Rum. Dort berichtete ein Beduine vom Leben und den Sitten des bis heute existierenden Nomadenvolks. Bei einer Tasse Tee im Beduinenzelt wurde uns bewusst, welchen Stellenwert Gastfreundschaft, Gemeinschaft und Gespräche sowohl damals wie heute einnahmen und einnehmen.
Im Naturschutzpark Timna gab es neben faszinierenden Felsformationen vor allem ein Modell der transportablen „Stiftshütte“ der Israeliten zu bestaunen, wie sie im Buch Exodus beschrieben wird: auch während das israelische Volk hier in der Wüste umherzog, hatte die Bundeslade, das „Allerheiligste“, einen festen Platz, an dem Brandopfer dargebracht werden konnten – der Vorläufer des jüdischen Tempels.

An den unterschiedlichen Wüstenstationen – bei Temperaturen um die 40-45°C – wurde uns Teilnehmenden immer wieder bewusst: das Leben in der Wüste ist eine wirkliche Grenzerfahrung. Die schier grenzenlose Weite, der erhabene Anblick bizarrer Felsformationen und das nicht Vorankommen im brennend heißen Dünensand lassen uns Menschen klein und unscheinbar erscheinen. In der Stille und bei der unerbittlichen Hitze konnten sehr intensive Erfahrungen gemacht werden. Spirituelle Impulse, kurze Andachten und das gemeinsame Singen an verschiedenen Orten halfen uns innezuhalten und die biblischen Stätten mit unserem Glauben in Verbindung zu bringen.

Immer wieder wurde der Gruppe auch freie Zeit eingeräumt, um das Erlebte zu verarbeiten und nachwirken zu lassen. Das Baden im Roten Meer, ein Spaziergang entlang des Strandes in den Küstenstädten Eilat und Aqaba waren wertvolle Erholungsmomente – ebenso wie das „Schweben“ im Toten Meer inklusive dem obligatorischen Foto beim Zeitunglesen.

Einer der vielen Höhepunkte war die Besichtigung der Felsenstadt „Petra“ in Jordanien. Die Hauptstadt der Nabatäer und bedeutender Knotenpunkt an der Weihrauchstraße begeisterte die Gruppe mit ihren in den Sandstein gehauenen Grabmalen, Prachtbauten, Monumenten und sogar einem Amphitheater. Einige der Teilnehmenden wagten auch den schweißtreibenden Aufstieg mit über 1000 Stufen zum abgelegenen Kloster. Ein unvergesslicher Anblick! Das UNESCO-Weltkulturerbe gilt zu Recht als architektonisches Wunder und ist ein Zeugnis antiker Ingenieurskunst: kilometerlange, oberirdische Kanäle wurden in den Stein gemeißelt, um das lebensnotwendige Wasser aus den Quellen im Umkreis von 50km in die Stadt zu befördern und die Menschen – in Spitzenzeiten bis zu 40.000 Einwohner –  zu versorgen.

 

Überhaupt war Wasser ein immer wiederkehrendes Thema: so besuchten wir auch die Taufstelle Jesu am Jordan auf jordanischer Seite. Ein wichtiger und vereinender Ort für alle christlichen Glaubensrichtungen. Nirgendwo sonst ist die Grenze zwischen Israel und Jordanien so schmal und deshalb auch sehr gut bewacht. Dadurch überkam vielen aber nicht nur ein befreiendes, sondern gleichzeitig auch ein beklemmendes Gefühl an diesem so heiligen und bedeutsamen Ort!

Nicht fehlen durfte auch ein Besuch des nahegelegenen Bergs Nebo, von wo aus Mose das „Gelobte Land“ von Gott gezeigt bekam. Hier konnten wir bei guter Sicht über das gesamte Gebiet des Jordangrabens und des judäischen Berglandes schauen, bis hin nach Jerusalem.

In die Heilige Stadt Jerusalem führte uns schließlich auch unsere letzte Etappe. Auf den Spuren Jesu sahen wir das Stadttor, durch das er auf seinem Esel in die Stadt ritt und besuchten den Garten Gethsemane auf dem Ölberg. Wir folgten den Kreuzwegstationen auf der Via Dolorosa bis hin zur Grabeskirche. Ein beeindruckendes Gefühl, denn diese verbindet den Großteil der unzähligen christlichen Glaubensrichtungen, die alle einen fest zugewiesenen (und hart erkämpften) Platz innerhalb der Kirche haben.
Neben vielen weiteren Sehenswürdigkeiten war auch der Besuch der Klagemauer ein besonderes Erlebnis. Die letzten Überreste des zerstörten Jüdischen Tempels strahlten eine kaum zu beschreibende Wucht und Würde aus. Das Getümmel der jüdischen Pilger, ihre eindringlichen Klagegebete und der Anblick der „Zettelchen“ in jeder noch so kleinen Ritze der Mauer, werden sich wohl vielen ins Gedächtnis eingebrannt haben.
Um weitere unvergessliche Eindrücke der Stadt zu bekommen, diente ein Spaziergang auf der Stadtmauer. Von hier aus überblickte man das rege Treiben der Händler in den engen Gassen des riesigen Basars. Selbstverständlich stürzten wir uns mehr als einmal in das Getümmel und feilschten um den besten Preis.
Die Jerusalemer Altstadt – ein einmaliger Schmelztiegel der Kulturen und Religionen – versetzte uns immer wieder in Staunen. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem man in einem gut versteckten Nebenraum der Kirche des Armenischen Patriarchats köstliche, frische Falafel serviert bekommt, um sich dann im Anschluss direkt nebenan auf dem Dach des Österreichischen Hospizes zwischen Palmen und Kakteen eine Sachertorte als Nachtisch gönnen kann. Auf diesen und weitere Insider-Tipps unserer Reiseleitung Birgitta Greif war stets Verlass.

Insgesamt war die Reise für alle ein besonderes Erlebnis, das sicher unvergessen bleibt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig: hierher kommen wir gerne wieder! So bleibt uns nur zu hoffen, dass die unterschiedlichen Menschen und Religionen hier in Frieden miteinander leben und glauben können.

(von Marie-Christin Mayer und Sascha Reeb)