GOLD MARMOR und WEIN
Geschenke der Götter
THASOS - KA VALLA - PHILIPPI
Ein kleiner Reisebegleiter unserer Kultur-Gruppenreisen nach Griechenland
von Heinz Hutzelmeyer
20. bis 27. Mai 2004
Einführung
Unsere Reise fuhrt uns in ein Gebiet Griechenlands, das in der Geschichte der Neuzeit eine eigene Entwicklung hatte. Dabei beginnt die Neuzeit für Griechenland erst mit dem 9. Jhdt. Alsl 815 nach der napoleonischen Ära auf dem Wiener Kongress Europa neu geordnet wurde, war der ganze Balkan ein Teil des osmanischen Reiches. Er umfasste Bosnien, Serbien (bis Belgrad), die Walachei (bis Siebenbürgen) und Moldau (bis zum Pruth).
Durch den griechischen Befreiungskrieg 1821 - 1829 wurde durch die verbündeten Staaten England, Frankreich und Russland ein freier griechischer Staat geschaffen, zu dem allerdings nur die Peloponnes und Mittelgriechenland (bis zu einer Linie vom Golf von Arta zum Golf von Volos) und von den Inseln Euböa und die Kykladen gehörten. Verfassungsmäßig war es ein Königreich. Erster König wurde der Wittelsbacher Otto, der zweite Sohn König Ludwigs I. von Bayern. Als 1862 die Königswürde auf das dänische Haus Sonderburg-Glücksburg überging, kamen die Ionischen Inseln zu diesem Staatsgebiet, und bei dem Berliner Kongress 1878 wurde die Nordgrenze leicht verschoben (und umfasste nun auch die Stadt Volos mit).
1881 erhielten die Griechen dann endlich auch das rein hellenische Thessalien und die Stadt Arta. Die von uns besuchten Gebiete Makedonien und Thrakien kamen erst 1912/13 durch die beiden Balkankriege zu Griechenland (1. Balkankrieg: Montenegro, Serbien, Bulgarien und Griechenland gegen das osmanische Reich, 2. Balkankrieg: Serbien, Griechenland und Rumänien gegen Bulgarien). Nach Abschluss dieser Auseinandersetzungen umfasste Griechenland nun auch Epirus (mit Joannijna), den Großteil Makedoniens, Thrakien und von den Inseln Kreta, Samos, Ikaria, Chios, Lesbos, Lemnos, Samothrake und Thasos.
Der erste und der zweite Weltkrieg brachten keine Veränderung der Staatsgrenzen zwischen Griechenland und der Türkei, allerdings 1922 den für Griechenland so schmerzlichen „Bevölkerungsaustausch“: die griechischen Bevölkerungsgruppen mussten das türkische Staatsgebiet verlassen (das betraf vor allem die ganze kleinasiatische Küste), und die türkischen Gruppen mussten das griechische Gebiet räumen (das betraf vor allem Kreta). Ausgenommen von diesem Zwangsaustausch war nur Thrakien - und das werden wir auf einem unserer Ausflüge in manchen Orten erkennen.
Von Thessaloniki über Kavalla nach Thasos
Auf gut ausgebauter Straße geht es nach Osten. Südlich von uns (rechter Hand) liegt die Chalkidike, die Halbinsel, die wir mit ihrer Dreifingerform alle aus den Atlanten kennen. Sie hat ihren Namen von der Stadt Chalkis auf der Insel Euböa. Siedler von dieser Insel (aus Chalkis und Eretria) kamen als erste Griechen in dieses vorher wohl von thrakischen Stämmen bewohnte Gebiet. Links von uns liegen zwei größere Seen: der erste, der Korona-See, ist ein kleines Vogelparadies; am östlichen Ende des zweiten, des Volvi-Sees, liegt der Ort Rendina, das antike Arethusa, in dem Euripides begraben sein soll. Dieser große attische Tragiker war am Ende seines Lebens enttäuscht von Athen nach Makedonien gegangen und hatte seine letzten Lebensjahre dort verbracht. Die Athener haben sein Weggehen sehr bedauert, und als die Nachricht von seinem Tode kam, hat man bei den nächsten Dionysien, dem Fest, bei dem alljährlich der große Wettkampf der besten Tragiker war, seiner besonders gedacht; Sophokles, sein großer „Kollege“, kam in Trauerkleidung ins Theater.
Nun geht es eine Strecke am Meer entlang, bis wir zu der Mündung des Strymon kommen. Dort steht vor der Brücke unmittelbar neben der Straße das Monument eines Löwen. Dieser „Löwe von Amphipolis“, aus seinen Fragmenten wieder zusammengesetzt, stammt wahrscheinlich aus der Zeit Alexanders des Großen. Die antike Stadt Amphipolis selbst war eine Gründung der Athener und spielte zu Beginn des peloponnesischen Krieges, der großen Auseinandersetzung z wischen Athen und Sparta, eine Rolle.
Nach etwa 160 km kommen wir nach Kavalla. Mit dieser Stadt werden wir uns auf der zweiten Hälfte unserer Reise näher zu beschäftigen haben. Heute ist sie für uns nur der Ort, von dem aus wir übersetzen können auf die Insel Thasos. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Vom Festland zur Insel Thasos können wir entweder von dem Hafen der Stadt Kavalla aus fahren, oder von Keramoti aus, einem kleinen Fischerdorf, das einige Kilometer von Kavalla entfernt nach Osten zu liegt. In letzterem Falle müssen wir zwar einige Kilometer mehr mit dem Bus fahren, dafür ist die Zeit der Überfahrt kürzer und wir landen direkt im Hafen von Thasos, wie die größte Stadt der Insel heute heißt (früher Limenas). Bei den Schiffen handelt es sich um reine Fährschiffe, auf denen PKWs, Busse, LKWs und Passagiere übergesetzt werden können. Die Passagiere müssen allerdings aussteigen.
Von der Stadt Thasos aus haben wir dann noch etwa 40 Kilometer bis nach Potos, dem Ort, in dem unser Hotel liegt. Wenn das Wetter mitspielt und wir an der Ostküste entlangfahren, wird dies noch ein wunderschöner Abschluss dieses langen Tages werden.
Wir gehen durch den Ort - schmale Gassen mit schön getünchten Häusern - aufwärts zur großen Kirche der Panagia, der Allheiligen. Ich hoffe, dass wir hineinkommen; denn leider waren bei meinen letzten Besuchen fast alle Kirchen verschlossen und man bekam nur schwer den Schlüssel. Die vielen Kirchendiebstähle durch Fremde hatten dazu geführt. Vor der Kirche stehen große Bäume und eine starke Quelle sprudelt aus drei Quellköpfen.
Von der Kirche aus möchte ich mit den Gehfreudigen der Gruppe eine kleine Wanderung in die nächste Ortschaft machen. Sie ist nicht besonders anstrengend, dauert etwa 70 Minuten und bietet uns die Insel in ihrem schönsten Glanze. Wir steigen auf einem etwas steinigen Weg an den letzten Häusern des Ortes vorbei aufwärts und stoßen gleich in dichtem Wald auf einen Fahrweg, auf dem wir zuerst einmal nach links gehen. Dabei kommen wir in einem großen Bogen oberhalb der Ortschaft immer auf gleicher Höhe zu vielen Stellen, von denen aus wir die Häuser des Ortes malerisch unter uns liegen sehen, rings von Wald umgeben. Bevor wir wieder zur großen Asphaltstraße kommen, biegen wir rechts ab und wandern auf einem bequemen Waldweg durch einen wunderschönen Hochwald. Immer wieder öffnet sich nach vorne der Blick auf den höchsten Berg der Insel, den Ipsarion (1203 m). Kurz bevor unser schöner Weg endet, biegen wir links in einen schmalen Pfad ein, kommen an einer kleinen Waldkapelle vorbei und steigen langsam abwärts, bis wir etwas voraus und tiefer unser Ziel vor uns sehen, den Ort Potamia. Er hat seinen Namen von einem Bach, der ihn durchfließt und immer viel Wasser fuhrt. Der Blick über den Ort, den Wald ringsum bis hinunter zum Meer und hinauf zu den Bergen gehört mit zu dem Schönsten, was uns diese Insel bieten wird. Durch kleine Gassen mit ihren weißen Häusern, den roten Ziegeldächern und vielem Grün kommen wir zu einem kleinen Museum neben einer Kirche. Es enthält Werke des thasischen Bildhauers Polygnotos Bagis, der schon mit 14 Jahren in die USA auswanderte und es dort zu Ansehen brachte. Nach seinem Tode 1962 wurde laut Testament ein Großteil seiner Arbeiten in seinen Heimatort Potamia überfuhrt und dort ausgestellt. Ich habe mir dieses kleine Museum bei meinen Besuchen immer gerne angesehen.
Wir besteigen wieder unseren Bus und fahren abwärts Richtung Meer. Dort liegt der kleine Hafen von Potamia, Skala Potamias. Viele Hotels sind hier entstanden und es herrscht reger Touristenbetrieb. Weiter geht es nun an der Küste entlang. Der Wald tritt zurück, Ölbäume säumen die Straße, dazwischen kleine Ortschaften, Pensionen und kleine Hotels, da die Küste überall zum Baden einlädt. Auch wir machen an einem solchen möglichen Badeplatz halt, in Aliki. Aber nicht nur zum Baden - und zu einer Mittagspause - lädt diese Bucht ein. Hier in Aliki lag ein altes Heiligtum, das vom 7.Jhdt. vor bis zum 7. Jhdt. n.Chr. Bedeutung hatte. Die Reste von zwei antiken Tempeln, die wahrscheinlich den Dioskuren geweiht waren, die in der Antike immer dort angerufen werden, wo man um Bewahrung auf der Meerfahrt bat, liegen an einer kleinen Bucht. Nicht weit davon, oben auf einem kleinen Felsrücken, finden wir die Reste von zwei frühchristlichen Basiliken, die ihre Entstehung sicher der Tatsache zu verdanken haben, dass hier schon ein „heiliger Ort“ war. Unmittelbar hinter diesen Resten beginnt ein antiker.
Die Stadt Thasos
Der heutige Ausflug gilt der Stadt Thasos (oder Limenas oder Limin). Wir fahren zunächst denselben Weg wie am Vortag bis Panagia. Von dort geht es dann in weiten Kehren - an einem großen Marmorbruch vorbei - hinab nach Thasos. Wir werden uns die Stadtmauer mit ihren besonderen Toren betrachten, das Museum, die Agora, das Odeon, das Theater und die Akropolis. Selbstverständlich werden wir uns auch einen Bummel am Hafen entlang und durch die Hauptgeschäftsstraße leisten.
Das Museum gehört nicht zu den „großen Museen“, doch werden uns die Fundstücke ein gutes Bild davon geben, wie es einst auf der Agora und in den verschiedenen Heiligtümern ausgesehen hat.
Die Agora ist zwar erst in den 50er Jahren - von den Franzosen - ausgegraben worden, aber trotzdem hat sich das Grün schon vieles wieder zurückgeholt, so dass wir nicht über eine aufgeräumte und hergerichtete Ausgrabungsstätte gehen werden, sondern uns mitten in der Natur mit Resten der alten Zeit befinden. Ein bisschen allerdings muss man doch immer wieder ausschneiden, damit man durch das Gebüsch kommt, das die Agora umsäumt - vor allem auf dem Weg zu dem kleinen Odeon, einem hübschen Platz, um von der Geschichte der Stadt und mancher ihrer Persönlichkeiten zu erzählen.
Von der Agora aus fuhrt ein gut hergerichteter Treppenweg zum Theater. Die Bäume, die rings um das Halbrund der Sitzreihen stehen und Schatten spenden, verleihen diesem Ort einen besonderen romantischen Reiz.
Ein anderer Weg fuhrt von der Agora weiter an Resten der Stadtmauer(mit zwei Toren) entlang zu einer kleinen Landzunge mit einem Felsplateau, auf dem eine kleine Kapelle über den Resten einer christlichen Basilika steht.
Von dort und auch vom Theater aus fuhrt ein schattiger, manchmal etwas steiler Waldweg hinauf zur Akropolis. Durch die Mauern einer mittelalterlichen Burg, die die Gattelusi gebaut haben an dem Platz eines antiken Apollo - Tempels, kommt man zu der Basis des alten Athena - Tempels. Von dort hat man einen wunderschönen Ausblick auf die bewaldeten Hänge der Nordküste und hinunter auf die Stadt und den Hafen. Wer noch höher hinauf will, kann dann auf eine kleine Felsbastion steigen, auf der einst ein Heiligtum des Pan stand.
Theologos - Kastro - Limenaria
Unser Tagesausflug soll uns etwas mit dem Südteil der Insel vertraut machen. Die Reihenfolge, in der wir die oben genannten Ziele anfahren, möchte ich dabei noch offen lassen. Das klären wir besser an Ort und Stelle mit unserem einheimischen Reisebegleiter.
Theologos ist nur knapp 10 km von unserm Hotel entfernt und auf guter Straße rasch zu erreichen. Es liegt in einem Tal, einst mitten im Wald. Jetzt ist der Wald durch die Brände sehr geschädigt, die Ortschaft selbst aber blieb verschont. Das ist bei einer ganzen Reihe der kleinen einst im Wald gelegenen Orte der Fall. Die vielen Laubbäume, vor allem Platanen, die in und um die Orte stehen, boten hier offensichtlich guten Schutz.
Theologos hat etwas von einem Straßendorf an sich, denn es zieht sich an der Straße und einem Bach entlang hin und ist viel länger als breit. Es ist schön durch diesen Ort zu bummeln; denn viele Häuser zeigen noch den alten Stil mit Holzbalkonen und Außentreppen, die oft von Weinlaub und blühenden Pflanzen umrankt sind. Die Dächer sind vielfach noch mit grauen Steinschindeln gedeckt und verstecken sich etwas unter dem Laubdach vieler Bäume. Allerdings gibt es dazwischen immer mehr rote Ziegeldächer und alt und neu (aber nicht immer schön) stehen nebeneinander. Theologos ist ein junger Ort. Erst um 1750 wurde er gegründet, als die Angst vor Piraten die Bürger selbst aus der Hauptstadt Thasos vertrieb. Es war dann fast hundert Jahre der Hauptort der Insel, bis es 1840 von Panagia abgelöst wurde.
Unser Bummel wird uns zeigen, dass der Tourismus auch diesen Ort erreicht hat, er ist ein bisschen zum Vorzeigeort für dörfliches Wohnen geworden, und in den Sommermonaten gibt es abends dann die gewohnten „griechischen Abende“ mit ihren Programmen für die mit vielen Bussen hergebrachten Fremden. Wir sind in der Vorsaison da und werden dadurch von großem Rummel wahrscheinlich verschont bleiben und manches von der ursprünglichen Atmosphäre erleben. Ganz bestimmt in der einen oder anderen der kleinen Kirchen, vor allem in der Kirche des heiligen Dimitrios, die eine sehr schöne holzgeschnitzte Ikonenwand hat mit einer ganzen Reihe von bildhaften Darstellungen.
Während wir bei meinem ersten Besuch in Theologos 1984 nach einer Taverne fast suchen mussten, bieten sich heute eine ganze Reihe zum Teil sehr großer Restaurants an. Sollten wir in der Mittagszeit hier sein, werden wir bestimmt nicht Hunger leiden müssen. Die Spezialität in diesem Ort sind vor allem die Fleischgerichte, da hier in der Gegend noch die großen Schaf- und Ziegenherden zu finden sind.
Von Thasos nach Kavalla
Wir können uns Zeit lassen, bis wir von Thasos nach Kavalla, unseren nächsten Standort, übersetzen. Für das Programm dieses Tages wird es darauf ankommen, ob wir an den Vortagen etwas nicht so geschafft haben, wie wir wollten, und welche Wünsche wir uns noch erfüllen können. Ich möchte gern an einem der beiden letzten Tage auf der Insel die Möglichkeit zu einer kleinen Wanderung geben - darüber aber erst mit unserem einheimischen Reisebegleiter sprechen. Außerdem möchte ich gern Maries oder Kallirachi besuchen und das Kloster des heiligen Panteleimon oberhalb von Ano Prinos.
Maries ist ein Ort, der am weitesten im Innern der Insel zwischen den Bergen des Westens liegt. Von dort böte sich auch die Möglichkeit zu einer Wanderung.
Kallirachi liegt näher am Meer, an den Ausläufern der Berghänge, und über dem Ort, auf einer markanten kahlen Felsspitze, ist eine Kapelle, die der „Metamorphosis Sotirou“, der Verwandlung des Erlösers, geweiht ist. Von ihr aus hat man einen phantastischen Blick über die Westküste.
Das Kloster des heiligen Panteleimon steht mitten im Wald. Den Waldbrand hat die kleine Kirche unversehrt überstanden, während die bescheidenen Unterkunftsgebäude abgebrannt sind. Sie wurden in viel größerer und aufwendiger Art wieder aufgebaut. Das Kloster - ein Nonnenkloster - hatte in den letzten Jahren einen deutlichen Auftrieb. 1989 waren es nur zwei alte Frauen, die zusammen mit einem alten Popen die Kirche und den kleinen Klostergarten pflegten. 1992 war es eine ganze Reihe von Frauen, die dort lebten, und es wurde eifrig gebaut und ausgebessert.
Am Nachmittag werden wir Thasos verlassen. Unser Gepäck werden wir allerdings schon am Morgen vor der Abfahrt vom Hotel in unseren Bus verladen. Welchen Weg wir für die Überfahrt und den Transfer wählen, das wird das einheimische Reisebüro bestimmen. Möglich ist die Überfahrt mit der Fähre von der Stadt Thasos aus (nach Keramoti und dann mit dem Bus weiter nach Kavalla)oder von Skala Prinou aus direkt in den Hafen von Kavalla.
Untergebracht sind wir in Kavalla im Hotel Galaxi direkt am Hafen. Ich kenne dieses Haus von früheren Besuchen. Es hat einen Dachgarten, von dem aus man einen Blick auf den Hafen, auf die Festung und auf die Altstadt hat. Ich hoffe, dass dieser Dachgarten schon geöffnet hat (manche Hotels öffnen ihre Dachgärten erst ab 1 .Juni), dann haben Sie dort einen schönen Einstieg in unser neues Domizil.
Steigt man von dem Platz am Hafen halbrechts aufwärts, kommt man zu einem Aquädukt, von dem man annehmen möchte, dass er noch aus der Römerzeit stammt (sogar in Reiseführern können Sie das lesen). Bauen lassen aber hat ihn im 16. Jhdt. Sultan Suleiman der Prächtige. Noch manches andere aus der Türkenzeit wird bei dem Weg hinauf zum Kastell in der Altstadt lebendig, gehörte doch auch Kavalla noch bis 1913 zur Türkei. Mehmed Ali ist hier 1769 geboren, der es zum Vizekönig von Ägypten gebracht hat. An ihn erinnert an einem sehr schön hergerichteten Platz auf halber Höhe ein türkisches Haus. Es ist im Besitz der Arabischen Emirate und zu besichtigen. Auf dem Platz steht ein Reiterdenkmal dieses türkischen Herrschers (und das in einer griechischen Stadt!).
Steigt man dann weiter, so öffnet sich einem von den über weite Strecken erhaltenen Mauern des Kastells, das auf die byzantinische Zeit zurückgeht, ein weiter Blick über die Stadt, zu den ringsum liegenden Bergen und - besonders schön - hinab zum Hafen. Man erkennt auch gut, dass dieses Kastell auf einer Landzunge liegt, die sich ins Meer hinausschiebt, über eine Art kleinen Kamm mit den Hügeln des Hinterlandes verbunden ist und dadurch die Stadt in zwei Teile trennt. Wenn wir mit dem Bus auf einer Art Panoramastraße von Keramoti kommen, müssen wir über diesen kleinen Kamm fahren und dann hinunter zum Hafen. Doch wenn wir vom Kastell aus zu Fuß zu unserem Hotel zurückgehen, dann sollten wir noch, kurz bevor wir ganz unten sind - linkerhand zu einem Kaffee oder einer Erfrischung im Imaret einkehren. Diese Stiftung aus der Türkenzeit wirkt wie eine kleine Oase.
Bei unserem Ausflug nach Philippi müssen wir zuerst ein Stück auf der Straße fahren, die wir von Thessaloniki am ersten Tag gekommen sind. Sie gewinnt sofort an Höhe und von oben haben wir einen sehr schönen Blick zurück auf die Stadt. An einigen Stellen können wir beim Weiterfahren noch die alte römische via Egnatia mit ihrem Pflaster erkennen, die große Verbindungsstraße von Dyrrachium nach Konstantinopel. Bald schon biegen wir nach rechts ab nach Philippi.
Gegründet wurde dieser Ort zuerst von Thasos aus, das hier zur Sicherung seiner Goldminen im Pangaion-Gebirge eine Kolonie errichtete, der es den Namen Krenides („bei den Quellen“) gab. Der zweite Gründer war später der Makedonenkönig Philipp II., der Vater Alexanders desGroßen. Er nannte die Stadt nach seinem Namen. Und zum dritten Mal gründeten es die Römer als eine Siedlung für Veteranen ihrer Legionen. Damit haben wir schon einen kurzen Blick in die wandlungsreiche Geschichte dieser Stadt geworfen, deren Namen uns heute in zweierlei Hinsicht nicht unbekannt ist. Zum einen gehört er zu einem oft gebrauchten geflügeltem Wort: „Bei Philippi sehen wir uns wieder.“ , das das Traumbild des ermordeten Caesar zu seinem Mörder Brutus gesagt haben soll, und zum andern lernten wir den Namen im Religionsunterricht, als wir uns die Briefe des Paulus zu merken hatten: ein Brief an die Philipper
Hier bei Philippi fand im Jahr 42 v.Chr. die entscheidende Schlacht statt zwischen Cassius und Brutus, den beiden Caesarmödem, auf der einen Seite, und Antonius und Oktavianus, den Erben Caesars, auf der anderen Seite. Antonius und Oktavianus, der spätere Augustus, siegten, Brutus und Cassius fanden den Tod.
Hier in Philippi gründete Paulus die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden. Als er in Kleinasien in der Gegend von Troia war, hatte er in einem Traum einen Mann gesehen, der ihn bat, übers Meer zu kommen zu den Menschen in Europa. Über das damalige Neapolis, das heutige Kavalla, kam Paulus nach Philippi - und erlebte hier nicht nur Schönes.
Davon werden wir hören, wenn wir uns die Reste der Stadt anschauen. Sie lag an der via Egnatia, und auch heute sind die Ruinen durch eine moderne Straße durchschnitten. Wir kommen zuerst zu dem kleineren Teil am Fuße der einstigen Akropolis mit den Resten eines griechischen Theaters und einer Basilika. Wir überqueren dann die oben genannte Straße und besichtigen das
Vistonia - Abdera - Xanthi
Unser letzter Tagesausflug soll uns in das Gebiet von Thrakien führen. Bislang bewegten wir uns immer auf makedonischem Gebiet. Die Landschaft von Griechisch-Makedonien reicht von Epirus im Westen bis zum Nestos - Fluss östlich von Kavalla. Im Norden grenzt es an Jugoslawien und Bulgarien, im Süden bilden Thessalien und der Olymp die Grenze. In klassischer Zeit haben die südlich wohnenden Aeoler, Ionier und Dorer die Makedonen nicht als echte Griechen betrachtet. So durften z.B. Makedonen zuerst nicht an den olympischen Spielen teilnehmen. Dann bekam das Königshaus der Makedonen die Erlaubnis zur Teilnahme. König Philipp II. bemühte sich ganz besonders um kulturelle Kontakte, er holte Aristoteles als Lehrer für seinen Sohn Alexander an den makedonischen Königshof nach Pella und schon vorher war ja Euripides, einer der drei großen Tragödiendichter nach Makedonien gekommen. Nach dem Sieg Alexanders über die Griechen bei Chaironea aber gab es keine Zweifel mehr an dem Griechentum der Makedonen.
Dreizehn Regierungsbezirke (Nomoi) zählt heute Makedonien. Kavalla und das nördlich davon liegende Drama sind die beiden östlichsten. An sie schließen sich nach Osten die drei thrakischen Nomoi: Xanthi, Rodope (Regierungssitz Komotini) und Euros (Regierungssitz Alexandroupolis). Der Fluss Euros ist die Grenze zum europäischen Teil der Türkei.
Wir fahren von unserem Hotel aus über den Kamm, den wir vom Kastell aus gesehen haben, hinab zur Küste und kommen an vielen Fischlokalen vorbei; denn unsere Straße bleibt immer noch in Küstennahe.
Mit den Fischen ist es in Griechenland eine eigene Sache: Die Ägäis ist ziemlich leergefischt und durch die Dynamitfischerei (von Griechen und Türken) und durch die großen Schleppnetze sind auch die Brutstätten sehr dezimiert. So reicht der einheimische Fisch nicht aus, den Bedarf zu decken, die guten Sorten sind sehr teuer und es wird viel eingeführt. Kavalla und die thrakischen Küsten sind gegenüber den anderen Regionen etwas besser dran, da sie näher am Bosporus und den Dardanellen sind. Vom Schwarzen Meer zur Ägäis gibt es eine teilweise sehr kräftige Oberflächenströmung, die auch Fischschwärme mit in die Ägäis bringt.
Schon bald nachdem die Straße die Küste verlassen hat, kommt eine große Abzweigung nach Chrissoupolis und zum neuen Flugplatz. Seit etwa 20 Jahren existiert dieser neue Flugplatz, auf dem auch Chartermaschinen landen können, so dass Direktflüge aus verschiedenen Ländern möglich sind. Von Nürnberg allerdings gibt es noch keine Direktverbindung.
Kurz nach der Abzweigung überqueren wir den Nestos, den Grenzfluss zwischen Makedonien und Thrakien.
Wir nähern uns immer mehr den Bergen des Rhodopi-Gebirges und sehen bald links vor uns Xanthi, Regierungssitz des gleichnamigen Nomos, dessen Häuser sich zum Teil den Hang hinaufziehen. Das ist die Altstadt mit teilweise engen Gassen, typischen Häusern mit Holzbalkonen und über das Erdgeschoss herausragendem Obergeschoss. Bei einem Halt in der Stadt lädt dieser Teil zu einem Bummel ein. Zunächst aber fahren wir weiter nach Südosten. Nach 25 km kommen wir zu einem kleinen Hafen, nach Lagos. Hier werden vor allem landwirtschaftliche Produkte verladen; denn von hier nach Osten wird die Landschaft zwischen dem Meer und dem Rhodopegebirge immer flacher und weiträumiger und dient einer ausgeprägten Landwirtschaft. Wir fahren weiter über einen Damm. Rechts von uns ist das Meer, links eine große Lagune, einst eine Meeresbucht, die aber durch den Damm zur Lagune geworden ist. Sie ist der Brutplatz vieler Vogelarten. Kurz nach Lagos sehen wir rechts, nahe beim Ufer eine weißschimmernde Klosteranlage. Sie ist unser erstes Ziel. Auf einem breiten Steg können wir zu
Heimfahrt
Es wird eine kurze Nacht werden - falls der gegenwärtige Flugplan bleibt. Unsere Maschine soll in Thessaloniki um 8.55 Uhr starten. Das bedeutet, dass wir spätestens um 8.00 Uhr am Flughafen sein müssen. Also werden wir die Abfahrt auf 4.30 Uhr festlegen.
Dafür sind wir dann schon um 10.05 Uhr Ortszeit in Nürnberg. Wir werden in der Gepäckausgabe aufeinander warten und dann gemeinsam zu unserem Bus gehen, der vor dem Flughafen auf uns warten sollte. Mit ihm geht es dann zurück nach Bayreuth - und alle sprechen wieder Deutsch, es gibt Klöß und zum Frühstück Semmeln und Schwarzbrot. In unserm geistigen Gepäck aber haben wir - hoffentlich - viele schöne Erinnerungen.