Kappadokien - Uralte Kulturlandschaft

Von Hethitern zu Türken
Vom Christentum zum Islam
Von Paulus zu Atatürk

Kulturreise
durch Zentral– & Süd-Anatolien
von Ankara bis Adana
(27. September bis 7. Oktober 2021)

 

Erster Tag, Montag, 27.September

Bahnhof Bern 07.32 Uhr:
Fast die ganze Gruppe besteigt den Zug Richtung Flughafen Zürich.
Der Zug ist sehr gut besetzt und so suchen sich die erwartungsvollen Reisenden und ihre Koffer ihren Platz irgendwo zwischen Bänken und Abteilen.

Schon die Zugfahrt führt uns durch sonnige Abschnitte und dann wieder durch bereits herbstlich-mystische Nebelvorhänge…

Nebel zieht dem Fluss entlang
Nein, dort hat die Sonne überhand.
Der Zug bewegt sich ohne Zögern
Auf seinen Schienen klar voran.
Flughafen Kloten,
für uns das erste Ziel
und Worblen- und Gürbetal vereint
gespannt auf das was kommt
auf das, was uns wartet in fremdem Land…

Doch dann gilt es zunächst die nötigen Papiere zu zücken …

… bevor wir Platz nehmen
und und uns anschnallen für
die Reise.

Von Zürich quer über den
Balkan nach Istanbul …
… und nach Umsteigen weiter
nach Ankara.

Türkei / Kappadokien: Wir sind bereit, wir kommen!

Ankara erwartet uns gross, eindrücklich.
Alles geht gut und wir landen alle mit unsern Koffern wohlbehalten in Ankara.
Dort werden wir von Ali, unserem lokalen Reiseführer, schon fast ungeduldig erwartet…

… und dann nehmen wir ein erstes Mal Platz in einem tollen Reisebus mit viel Bewegungsfreiheit

Um 21.00 Uhr Orstzeit treffen wir im Hotel ein, geniessen das erste Znacht und dann ab in die Zimmer zur ersten Nacht:
Pfuset alli guet!

Hanni

 

Zweiter Tag, Dienstag, 28. September

Mit «Günaydin!» (Guten Morgen! Der Tag soll dir hell sein!) begrüsst uns unser freundlicher Reiseleiter Ali zum ersten Besichtigungstag unserer Türkeireise. Nach dem leckeren Frühstück im Hotel Holiday Inn steigen wir in den Bus, gelenkt von unserem Chauffeur Serkan. Während wir durch die geschäftigen Strassen der Landeshauptstadt Ankara fahren, erzählt uns Christoph eine erste Anekdote von Nasreddin Hodscha, einem türkischen Till Eulenspiegel. Ausserdem erfahren wir, dass der Muezzin fünfmal am «Tag» zum Gebet ruft: kurz vor Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, am Abend und wenn es richtig finster wird.

Unser erstes Ziel ist das «Museum der Anatolischen Zivilisationen», auch «Archäologisches Museum Ankaras» oder «Hethitermuseum» genannt. Es wurde von Mustafa Kemal Atatürk gegründet und ist in einem alten Basargebäude untergebracht.
Die Ausstellung beginnt mit Funden aus der Steinzeit, mehr als 8000 Jahre vor Christus. Damals wurden Stiere und eine Fruchtbarkeitsgöttin verehrt (hier zu sehen auf einem Leopardenthron). Die Menschen lebten in Lehmhütten, die ohne Türen aneinander gebaut waren, Wand an Wand. Man stieg durch Öffnungen in den Dächern in die Häuser ein, geschlafen wurde zeitweise auf den Dächern. Es folgte die Bronzezeit mit den Hattiern, die noch keine Schrift kannten, aber schon wunderschöne Objekte aus Bronze,
Ton und Obsidian herstellten. Im 2. Jahrtausend vor Christus wanderten dann die Hethiter ein und bauten ihr grosses Reich in Anatolien mit der Hauptstadt Hattuscha auf (siehe Tag 3). Ihre Spezialität waren von Pferden gezogene Streitwagen. Es folgten die Epochen der Phrygier, der Römer mit griechischer Kultur, die Zeit der Byzantiner und die Einführung des Christentums, abgelöst durch die Seldschuken und den Islam, ... 

Nachdem uns Ali mit sehr vielen Informationen gefüttert hat, raucht uns allen der Kopf. Auch Ali selbst stellt fest, dass sein «Eiweisscomputer» ziemlich beansprucht ist und eine Pause braucht.

Nun machen wir uns auf den Weg zur Zitadelle aus byzantinischer Zeit. Wir spazieren durch die dortige Altstadt und machen Fotos. Von dort haben wir einen tollen Blick auf die Stadt mit fünf-sechs Millionen Einwohnern. Neben schicken Hochhäusern und schön herausgeputzten Quartieren sehen wir auch Plattenbauten und arme Viertel mit Hütten (Gecekondus), die von armen Einwanderern aus Ostanatolien «wie in einer Nacht» erstellt wurden. Heute werden sie vor allem von Flüchtlingen aus Syrien und anderen Ländern genutzt.

Beim Mittagspäuschen wird diskutiert, ob es auch «Gerstenwein» oder «Hopfenblütentee» gibt ;-) Auf jeden Fall gibt es Caj und türkischen Kaffee.

Im Zentrum Ankaras befinden sich neben den vielen Regierungsgebäuden auch römische Spuren, z.B. der Augustustempel. Von den Byzantinern wurde er zu einer bedeutenden Kirche in der Stadt umgewandelt.

Später fahren wir zum Mausoleum von Mustafa Kemal Atatürk. Es liegt auf einem Hügel und sieht von weitem aus wie ein antiker Tempel… Für unseren
Geschmack ist es sehr protzig und erinnert etwas an die Architektur der Nazis. (Tatsächlich wurde es in den 40er und 50er Jahren von einem deutschen Architekten geplant.) Doch circa 85% aller Türken verehren Atatürk sehr. Den anderen 15% geht der Personenkult zu weit, oder sie sind mit der nationalistischen und antikommunistischen Einstellung von Atatürk nicht einverstanden.

Am Abend sind wir privat eingeladen bei Bianca und Daniel Rousselot und ihren drei Kindern. Daniel ist Militärattaché der Schweiz, und Christoph hatte die älteste Tochter der Familie in Corona-Zeiten in Stettlen konfirmiert. Ihr Haus liegt ziemlich weit ausserhalb von Ankara in einem edlen Neubaugebiet. Wir werden sehr gastfreundlich empfangen, mehrere Köche bereiten uns ein köstliches türkisches Mahl, und auch die Weine sind vorzüglich. Das Ehepaar und die Kinder samt Hund sind sehr offen, erzählen uns über ihre Erfahrungen in der Türkei und beantworten geduldig unsere Fragen.

Müde und zufrieden geht’s ins Hotel. Einige nehmen noch einen Schlummertrunk an der Bar und Ruedi schafft es sogar ins gegenüberliegende Hochhaus, wo er ein paar beeindruckende Fotos von Ankara in der Nacht schiesst.

Renate und Lutz Dümbgen

 

Dritter Tag, Mittwoch, 29. September

Pünktlich um 05.35 Uhr weckt uns der Muezzin… Frühes Frühstück ist damit angesagt.

Es gibt heute wieder viel Spannendes zu sehen und ausserdem werden wir noch eine 3-stündige Fahrt haben bis zum heutigen Zielort Kayseri am Rande der Region Kappadokien. Ali hat uns schon gestern Abend prophezeit «wir werden unseren Bus lieben». Wie jeden Tag liest uns Christoph eine Geschichte von Nasreddin Hodscha vor, heute «Das gerechte Urteil».

Wir fahren nun durch die zentralantalolische Hochebene vulkanischen Ursprungs. Steppe, Dürre, abgeerntete Felder so weit das Auge reicht. Leider ist die Dürre nicht einfach so entstanden, der Mensch hat sie zur Steppe gemacht. Könnte man bewässern, wäre der sehr mineralhaltige Boden fruchtbar.

Auch in der Provinz wird gebaut, leider gibts auch viele verlassene Rohbauten, Fabriken und mitten darin eine kleine Moschee. Dann wieder ödes Land und grosse Trockenheit. Nur kurz zur Geschichte: Mit dem Vordringen der Hethiter über den Kaukasus wird Zentralanatolien Teil ihres Reiches, Hattusa wird das Zentrum. Die Hethiter hinterlassen viele Felsreliefs und in Stein gemeisselte Schriftzeugnisse. Weiterlesen könnt ihr im Reiseführer… Von der Witwe Tutenchamuns ist ein Keilschrift-Brief erhalten, in dem sie den hethitischen König anfragte, ob er nicht einen Sohn hätte, den sie heiraten könnte. Dieser hat zwei Gesandte geschickt um zu sondieren. Sie wurden umgebracht, weil die Ägypter keinen hethitischen Prinzen als neuen Pharao haben wollten.

Kurz vor Hattusa: Achtung!! Maskenalarm und angurten die Polizei steht draussen rum. Das hat ja geklappt wie am Schnürchen…. Fehlalarm sie wollten nichts von uns.

Kurz nach elf Besichtigung der Hethierhauptstadt, die uns zum Staunen bringt.

Ein grosser grüner Stein ist zu bewundern, der nicht von hier stammt - wohl ein Opferstein. Wir durchschreiten einen doppelt gesicherten Eingang! Allah… Allah…
Diese Anlage war den Gottheiten Arinna und dem Wettergott von Hatti geweiht. Es wird noch eifrig von den Archäologen und deren Helfern gearbeitet. Heute ist der letzte Arbeitstag für dieses Jahr, da es hier eisig kalt werden wird.

Um die Stadt vor bösen Geistern zu schützen entstand das Löwentor YERKAPI am südlichsten und höchsten Punkt der Stadt. Man hat darunter einen Tunnel gefunden – bis heute ein Rätsel, wofür er gebaut wurde. Die glaubwürdigste Erklärung ist, dass sie sich vor Belagerungen schützen wollten und so in die Oberstadt gelangen konnten.
"Die Zunge hat keinen Knochen man kann sagen was man will…"

Weiter geht’s zum Sphinxstor. Dieses wurden nach einem Brand um 1907 von den Deutschen restauriert und das Original wurde erst am 26.11.2011 ins Museum von Istanbul überführt. Weiter zum Königstor, zum Königsberg und zur Kammer A+B YAZILKAYA das grösste bekannte Felsheiligtum vermutlich für das Neujahrsfest, was eigentlich das Frühlingsfest war. Heute UNESCO-Weltkulturerbe.

In der Mittagspause erste grosse Verhandlungen durch Renate und Lutz am Souvenirstand … «Hoca sucht etwas im Garten, sein Nachbar fragt: Hoca
was suchts du, Hoca sagt: meinen Ring, Nachbar fragt wo hast du in verloren? Hoca sagt: im Schlafzimmer, Nachbar fragt wieso suchst du dann im Garten? Hoca sagt: da es hier mehr Licht hat…»

Am Nachmittag erreichen wir nach langer Fahrt Kayseri

Lisa Geisler

 

Vierter Tag, Donnerstag, 30. September

Nach einem kargen Frühstück fuhren wir mit dem Bus die wohl kürzeste Strecke dieser Reise. Wir besuchten die Armenische Kirche Krikor Lusavoric und dort wurden wir von Garo empfangen. Er ist einer der 5 Armenier in Kayseri. Im März während der Fastenzeit wird in dieser Kirche die Eucharistie gefeiert. Wir singen das Lied Laudate, was immer wieder schön klingt und berührt.
Im Vorhof der Kirche hat Ali uns über das Thema Armenier Vertreibung orientiert. Ali sprach sehr offen hinter verschlossenen Türen.

Nach einer kurzen Busfahrt besichtigen wir die Moschee Mahperi Hunat Hatun. Nach der Schuh- und Verhüllungsprozedur bestaunen wir die eher schlichte Moschee. Sie entspricht einer „Waldmoschee“, da sie viele Stützpfeiler hat, die an einem Wald erinnern. In der Hauptkuppel entziffern wir die 7 Namen von Mohammed und der ersten 6 Kalifen.
Wir bestaunen die Mihrab, die Gebetsnische, die nach Mekka gerichtet ist und der Minbar, die Stufenkanzel, wo der Imam zu den Gläubigern spricht. Vor der Moschee erklärt uns Ali die Bestattungszeremonie der Muslime. (Kinder, Frauen und Männer)

Nach einem einstündigen Aufenthalt mit «basarischem» Ambiente fahren wir zum Mittagessen und geniessen Manti. Mantı sind kleine mit Hackfleisch oder Linsen gefüllte Teigtaschen. In der türkischen Küche gelten Mantı als Spezialität der Provinz Kayseri und sie sind sehr, sehr lecker!

Die Weiterfahrt, mittlerweile in Kappadokien, führt uns zuerst nach Özkonak, einer der mehreren mysteriösen "unterirdischen Städte" mit ihrem Gewirr an Gängen unter der Erde. Diese lassen viele Fragen offen! Zu welchen Zwecken wurde diese Anlage gebaut? Ali meint die Antwort sei dehnbar oder elastisch! Wir kriechen durch die Gänge. In diesen Örtlichkeiten kann Lisa ihre Körpergrösse ideal einsetzen.
Die anschliessende Shoppingrunde im Souvenirladen war für die Besitzerin enorm ertragreich. Es wurden Taschen, Armketteli, Seifenbüchsli und Schals gekauft.
Der Pfiff von Ali hat das Geldausgeben brutal gestoppt.

Am Abend waren wir zu Gast bei einer Aufführung des Sema, dem mystischen „Tanz der Derwische“. Ein Ritual zum eins sein mit dem Gott / Allah. Der ekstatische Trancetanz, der im Mevlevi-Orden der Türkei ausgeübt wird, gilt als eine der körperlichen Methoden, in religiöse Ekstase zu verfallen und mit Gott in Kontakt zu kommen. Die besondere Kopfbedeckung der Mevlevi- Derwische heißt Sikke.
Die Sikke ist, neben dem Gewand, dem Flickenrock khriqa, der Bettelschale kashkul und der Gebetskette subha, Bestandteil der traditionellen Derwischtracht.
Wie auch die Tracht unterscheidet sich die Kopfbedeckung in den verschiedenen Derwisch- Bruderschaften.

Anschliessend ging es im Dunkeln weiter zu unserem Cave-Hotel in Ortahisar, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden.

Brigitte und Ingrid

 

Fünfter Tag, Freitag, 1. Oktober

«Kapadokya Balloons» holt die Ballonfahrer unserer Gruppe um 05.30 Uhr vor dem Hotel ab. Die Stimmung im Bus ist sehr gut und die Spannung und Vorfreude auf den Event gross. Im Finstern fahren wir teilweise auf unwegsamen Wegen und sehen überall, dass Heissluftballone bereit gemacht werden. Nach gut einer halben Stunde Fahrt erreichen wir den Abhebeort westlich von Avanos, in der Nähe des Kizilirmak.

Ein eingespieltes und professionelles Team macht den Ballon für uns startklar. Vor dem Start erhalten wir noch eine Instruktion zum Verhalten bei der Landung. Dann geht es los! Der Ballon gleitet wenige Meter über dem Boden in Richtung Süden. Fast zeitgleich sind andere Ballone vor uns gestartet. In der Dunkelheit erscheint die Umgebung grau.

Die Ballone am Himmel sind ein schöner Kontrast zur grauen Nacht und machen den Horizont zu einem riesigen Licht- und Farbspektakel. Mit der aufgehenden Sonne erscheint die Landschaft in den schönsten Farben.
Gemäss Mustafa, unserem Ballonführer, sind heute Morgen gut 100 Ballone gleichzeitig am Himmel zu sehen.

Nach einer gut einstündigen Ballonfahrt kehren wir mit ausgelassener Stimmung zum Hotel zurück, wo wir vom morgendlichen Erlebnis noch etwas gefangen sind.

Im Hotel können wir unseren «Heisshunger» am grossen Frühstücksbuffet stillen, das uns der «Kambodschaner» (der Koch des Hotels) vorbereitet hat.

Bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen starten wir die Wanderung durch einen Teil des Taubentals (Güverçin Vadisi).

 

Das Taubental ist ein grünes Tal, das wir zuerst durch einen Höhlengang durchqueren.  Dann wandern wir den Tufffelswänden entlang. In luftiger Höhe sind Höhlen mit Taubenschlägen zu entdecken, wo vereinzelt noch heute der Taubendung gesammelt wird.

Nach gut 1 ¼ h erreichen wir gegen Ende unserer Wanderung das «alte Ortahisar», wo die Bewohner früher in den Felsenwohnungen gelebt haben. Ein Merkmal, das man schon von weitem sieht, ist ein 90 m hoher Burgfelsen.
Nach einer Pause, bei der die meisten von uns einen Chai oder einen türkischen Kaffee geniessen, werden wir von Serkan mit dem Bus abgeholt.

Unser nächstes Ziel ist das Freilichtmuseum von Göreme.
Die ersten Christen kamen im 4. Jahrhundert
n.Chr. hierher und nutzten die Abgeschiedenheit des Orts, um ein ruhiges, in sich gekehrtes Leben zu führen. Sie bauten Wohnungen, aber auch Kirchen und Kapellen. Um 1100 entstanden die Yilanli und die Barbara-Kirche, im Laufe der Jahre kamen dann noch 7 weitere Felsenkirchen hinzu. Vor 1964 hat sich niemand um diesen kulturellen Schatz gekümmert. Er steht heute auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes.
In den Kirchen und Höhlen kann man byzantinische Wandmalereien und Fresken aus der Zeit bis zum Ende der Seldschukenzeit sehen.  Da Fresken sehr empfindlich sind und das Blitzlicht nicht vertragen, ist das Fotografieren in den Kirchen und Kapellen verboten. Bei fast allen Bildern wurden den dargestellten Personen die Augen weggekratzt.
Von den neun Kirchen und Kapellen haben wir folgende besucht
•      Die Apfelkirche
•      Die Sandalenkirche
•      Die Barbara Kirche und die Schlangenkirche
auch St. Onouphrios-Kirche (Bild u. links)
•      Die St. Basilius Kapelle (Bild u. rechts)

Das Mittagessen geniessen wir bei herrlicher Kulisse im Restaurant Sur Balık Avanos in Avanos am Kizilirmak.

 

Ausgeruht und gestärkt besuchen wir auf dem Rückweg nach Ortahisar das Pasaba Valley. Hier bestaunen wir die schönsten Feenkamine (oder auch Erdpyramiden).
Vor gut 20 Millionen Jahren wurden durch Vulkanausbrüche grosse Mengen an Staub, Asche und Gestein ausgespien. Aus den Staub- und Ascheablagerungen bildete sich eine Schicht aus weichem Tuffstein, die durch Wind- oder Wassererosion wieder abgetragen wurde. Dort, wo auf der Tuffschicht härteres und erosionsbeständigeres Gestein abgelagert wurde, blieb der darunter liegende Tuff teilweise von den Abtragungen verschont. So haben sich die Feenkamine herausgebildet. Diese turmähnlichen Tuffsteinformationen haben eine Höhe von bis zu 30 Metern und erinnern optisch an Spargelstangen oder an Phallussymbole.

Zum Abschluss des heutigen Tages machen wir noch einen Abstecher nach Zelve. Dies war früher ein Ort, der fast vollständig aus Höhlen bestand. Der Ort ist heute aber ein Freilichtmuseum.

Susanna und Ruedi Zimmermann

 

Sechster Tag, Samstag, 2. Oktober

Nach einem reichhaltigen Frühstück in unserem schönen Cave-/Höhlenhotel führte uns der Car Richtung Ürgüp. Es erwartete uns wieder eine eindrückliche Landschaft mit imposanten Tuffsteinformationen. Beim ersten Zwischenhalt bestaunten wir «Zeus mit den drei Grazien» und genossen die Weitsicht in die wundersame Gegend.

Weiter ging die Fahrt ins Derventtal. Bei einem Spaziergang besichtigten wir die imposanten Felsformationen. Das «Kamel» war dabei wohl das am meisten fotografierte Tier des Tages.

Natürlich durfte vor der Weiterfahrt ein Besuch im Basar nicht fehlen und einige Männer liessen sich zur allgemeinen Belustigung spontan türkische Kopfbedeckungen aufsetzen.

Danach ging die Fahrt weiter zum Kaffeehalt mit wunderbarer Sicht auf das Dorf Uchisar.
Dort gab es sogar zwei richtige Kamele zu bestaunen. Leider blieb keine Zeit für einen Ausritt auf den prächtig ausstaffierten Tieren, denn die Carfahrt ging weiter.

Ein Fotostopp mit Sicht ins rosarote Tal uferte in ein kulinarisches Schlemmen aus. Durften wir doch nach Herzenslust getrocknete Nüsse, Früchte und Gemüse versuchen. Alle kehrten vollgepackt mit allerlei Köstlichkeiten zum Car zurück.

Den Mittagshalt machten wir in einer riesigen Weingutkellerei in Uchisar. Das typisch türkische Essen verdauten wir bei einem Rundgang durch das Dorf. Nach einer weiteren Carfahrt besuchten wir die verlassene Felsensiedlung Çavuschin. Nach einem Erdbeben im Jahr 1953 mussten die Bewohner ihre Wohnungen in den Felsformationen verlassen, da alles unstabil wurde und es sich zeigte, dass der Fels Schwefeldioxid enthält.

Gegen Abend besichtigten wir die berühmte Teppichmanufaktur CINAR in Avanos. Beeindruckt beobachteten wir die Weberinnen bei der kniffligen Arbeit und staunten über die Vielfalt der hergestellten Teppiche. Nun wurde die ganze Reisegesellschaft in den oberen Stock geführt, wo uns eine imposant einstudierte Teppichvorführung erwartete. Etliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen präsentierten uns in einer tollen Show die einzigartigen, kostbaren Werke. Wer hätte da nicht gerne einen Teppich mit heimgenommen! Einige von uns wurden dann tatsächlich persönlich beraten und zu einem Kauf animiert. Alle Kauflustigen erfreuen sich bestimmt an ihren Kostbarkeiten und werden so immer wieder an unsere Türkeireise erinnert.

Gedicht von Christian:

Basartag
Ist der Schweizer auf n‘er Reise
achtet er immer sehr auf die Preise.                                 
Auf Turkish Basar wird das Feilschen geübt,
weil zu hohe Preise ja die Laune trübt.
Am heutigen Tage, das ist gar keine Frage,
soll das Geübte Früchte tragen.
Die Krönung des heutigen Tages war
der Besuch beim Teppichproduzent Cinar.
Mit allen Regeln der Kunst
appellierte er an unsere Vernunft,
das Geld in Teppiche zu investieren
und in die Schweiz zu importieren.

Irene und Christian Amacher

 

Siebter Tag, Sonntag, 3. Oktober

Unser Abschiedstag von Ortahisar (Cave Hotel) Höhlenzimmer! Unser Koch Mehmet mit Spitzname „Kambodschaner“ ist extra frühmorgens aufgestanden, um uns das traditionelle Gözleme (Fladenbrot) gefüllt mit verschiedenen Käse zu backen. Nach dem wunderbaren reichhaltigen Frühstück haben wir uns mit dem Gruppenfoto verabschiedet.

Als wir alle in den Car eingestiegen sind, hat uns Christoph wie üblich zwei Anekdoten von Nasreddin Hodja vorgelesen:

1) Der Nasreddin sass auf seinem Esel und über seine beiden Schultern hatte er je einen gerollten Teppich gelegt und die Leute haben den Kopf geschüttelt und gefragt, Nasreddin, weshalb trägst du die schweren Teppiche auf den Schultern, du könntest sie doch quer über den Esel legen, da sagte er, das arme Tier hat mit mir wohlgenährtem Hodja schon genug zu tragen, deshalb wollte ich ihn entlasten.

2) Eines Tages, als der Hodja zusammen mit einigen Freunden auf dem Weg nach Aksehir war, ritt er seinen Esel rückwärts. Seine Freunde fanden es sehr komisch und fragten ihn deshalb: Hodja, warum reitest du deinen Esel rückwärts? Er erwiderte: Wenn ich meinen Esel richtig herum reiten würde und vor euch her reiten würde, dann wäret ihr beleidigt. Wenn ihr vor mir reiten würdet, würde mir das auch nicht gefallen. Darum ist es das Beste, den Esel rückwärts zu reiten und euch im Auge zu behalten.

Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Hacibektas mit dem Mutterkloster der Bektasi-Derwische.

Beim Aussteigen sagte Ali: ich muss dringend irgendwie „WCISIEREN“ es sei dringend!

Das Kloster wurde im 13. Jahrhundert von Haçi Bektas Veli gegründet und ist jetzt ein Museum. Ali hat die Geschichte ausführlich dargelegt. Jedes Jahr
pilgern 600’000 Tausend Alewiten und Bektasi zum Hacibektas Kloster. Sie kommen zum (Semah)Tanzen und Singen sowie (Cem) Beten.

 

Nach der Besichtigung des Klosters sind wir noch zur Haci Bektas Veli Anatolien Kultur Stiftung gegangen und wurden von einem Dede empfangen, der über die Bektasi und Alewiten Auskunft gegeben hat. Wir konnten ihm dann noch Fragen stellen.

Weiterfahrt Richtung Konya mit Zwischenhalt im Ihlara-Tal. Wir sind durch den reizvollen Canyon marschiert, ca. zwei Stunden, der Canyon wurde in
Jahrtausenden durch den Melendiz Fluss geformt. Immer wieder sahen wir die versteckten Kirchen und Wohnungen von Christen, die im Tal eine letzte Zuflucht fanden.

Dann Weiterfahrt über die Hochebene Richtung Konya, mit Zwischenstopp bei der seldschukischen Karawanserei von Sutanhani.

Auf dem Weg nach Konya haben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang erlebt und sind im Dunkeln im Hotel Özkaymak angekommen. Hurtig ins Hotelzimmer und dann sofort zum Abendessen runter in den Speisesaal.

Ruedi und Hüso wollten noch ein Bier trinken gehen, aber es gab nirgends Alkohol. So sind sie dann noch auf den Kule Tower (Hochhaus) mit dem Lift 42 Stockwerke, 163m hochgefahren.

Iyi geceler iyi uykular!  - Zina und Hüso

 

Achter Tag, Montag, 4. Oktober

Wieder startet unsere Reise mit Nasreddin Hodcha. Dann kommen Erläuterungen von Ali: Konya war bis 1071 byzantinischer Bischofssitz. Die Apostelgeschichte nennt Konya in Bezug zu Paulus wegen der heiligen Thekla, die dank ihm Christin wurde und mit ihm weiterreiste.

Ab 1071 wurde Konya Hauptstadt des Sultanats der
anatolischen Seldschuken. Deren Einfluss auf die Architektur
sah man schön beim Torbogen der Karawanserei Sultan Hani.   

Seldschuken waren türkische Nomaden aus der Kasachensteppe. Sie wanderten bis zum Mittelmeer und wurden Herrscher über Anatolien, Irak, Persien = Reich der Gross-Seldschuken.
Die türkische Sprache ist in ganz Nordwest-Asien weit verbreitet, und allein in der Türkei gibt 42 ethnische Gruppen und entsprechend viele Sprachen und türkische Dialekte.

Besuch der Moschee aus dem 11.Jh.: Es hat viele römische Säulen, die hier wiederverwendet wurden. Leuchter für Oellampen. Gräber von Sultanen.

Unterwegs
vorbildliche Abfallsammelstelle             

Das Karaty-Museum war ehemals theologische Uni (Medresse) - grosse Kuppel mit offenem Loch, darunter war ein Wasserbecken, in dem sich nachts die Sterne spiegelten und so Astronomie gelehrt wurde.
- Beim Eingang Grab des Gründers Karaty. Die Leiche wurde in ein Tuch gewickelt unter dem Sarkophag in die Erde gelegt. Der Sarg ist grün, Farbe des Islam. Auf dem Sarg zeigt ein Kopf mit Turban die Kopfseite.
Vor Ort auch Museum für Fliesen. Viele Vitrinen mit diversen Arten von Kacheln. Der grosse Raum ist ganz mit blauen Kacheln geschmückt. Im Nebensaal auch Ausgrabungen der Kanalisation.

Bummel auf dem Zitadellenhügel:
-grosser Park auf dem Schutt der früheren Städte (Hethiter, Phrygier, Römer)
-hier steht die Hauptmoschee der Stadt, die Alaedin Moschee. Es ist gerade Gebetsstunde und wir werden die ganze Zeit beschallt.
-St. Pauluskirche ist die Kirche für die Christen der Stadt. Ist in den Händen der Schwestern
„Charles de Foucault“.
Wir fahren weiter zum Derwisch-Museum.
Der grüne Turm über dem Grab Rumis wird gerade renoviert und ist eingepackt.
Hier war das Kloster des Ordens der tanzenden Derwische. Gegründet wurde der Orden 1273 nach dem Tod von Rumi von seinen Anhängern.
Rumi (1207-73) floh aus Chorasan und kam mit seinem Vater 1228 nach Konya. Er war Mystiker und Poet, seine Texte sind für alle Religionen gültig. Nach seinem Tod am 17.12.2073 wurde ihm ein Mausoleum errichtet mit einem grünen Turm über seinem Grab. Anlage:
-Mausoleum mit dem Grab von Rumi (ist kaum zu sehen wegen der vielen Pilger) und vielen Gräbern anderer Derwische.  
-Ritualsaal mit Empore für Frauen, Nische für Musiker, beim Eingang Fliesen mit Namen von Ali und Mohamed, Schatulle mit Haar von Mohamed. Sultan Selim hatte alle Reliquien nach Istanbul gebracht und dafür Konya ein Haar des Mohamed geschenkt.
-Moschee
-Refektorium (ist geschlossen)
-Wohnblock. Die wichtigsten Derwische hatten
ein eigenes Zimmer.
- in der Mitte des Hofes die rituelle Waschanlag

Ich gehe zum falschen Ausgang hinaus und stehe auf einem grossen Platz vor der Selim Moschee. Kein Kaffee in Sicht (abgemacht war 11.45 vor dem Kaffee). Dieser Ausgang ist kein Eingang, ich kann nicht zurück. Ich versuche erfolglos Fritz anzurufen. Vielleicht ist ein sms besser, Versuch bei Hüssein….keine Reaktion. Telefon an Ruedi…endlich, er nimmt ab und kommt mit Ali, der die Torwächterin überzeugen kann, mich wieder einzulassen.

Mittagessen: Ali beschreibt die Spezialität des Hauses als Pizza. Wir sind alle gespannt, was kommt. Es sind ganz dünne, belegte Teigstücke auf einem langen Brett, sehr gut! - und jedermann kann von allen Sorten versuchen und die Hungrigeren alle Resten aufessen.

Wie alle Tage: das Mittagessen ist origineller als das Nachtessen.
Auf der Weiterfahrt nach Çatal Hüyük fahren wir über eine riesige Ebene, auf neuer, schnurgerader, leerer Autobahn mit Fata Morgana Effekt.

 

Çatal Hüyük
Hier wurde eine der ältesten Siedlungen der Welt ausgegraben.
2 Ausgrabungen sind zu besichtigen, geschützt unter Zelten. Bei der ersten sehen wir, wie eine Schicht über der anderen besiedelt wurde, in der Mitte ist die tiefste Stelle mit einem Haus von 7000 BC, also vor 9000 Jahren haben hier Leute gewohnt!
In der 2. Halle sieht man wie nahe aneinander die Mauern gebaut wurden. Der Eingang war auf dem Dach. Im Boden sind Löcher, dort wurden die Gebeine der Toten aufbewahrt. Mitten zwischen den Häusern eine andersfarbige Schicht war die Müllhalde.
Beim Ausgang sind einige nachgebaute Häuser zu sehen, mit Malereien von Panthern, grossen Vögeln, einem stilisierten Stier 

Die Siedlung muss recht gross gewesen sein, ausgegraben wurde erst wenig und zum Teil auch wieder zugedeckt. „Die Archäologie zerstört das, was sie sucht, indem sie es findet.“

Weiterfahrt nach Silifke. Um die Zeit zu verkürzen wird hinten im Car gesungen, aber die Worte fehlen und ab Handy lesen ist nicht ideal.
Bei Karaman sind wir auf der Höhe von 1039m, dann geht’s noch aufwärts über einen Pass von 1650m, in Mut sind wir bereits auf 314m. Entsprechend wechselt die Vegetation von Kontinental-Klima auf Mittelmeer-Klima. Hier hat es Palmen, Feigen, Oliven, Oleander und beim nächsten Halt haben wir 29 Grad. Wir fahren durch das Tal des Flusses Göksu, der eine schöne grüne Farbe hat. In ihm ist auf einem Kreuzzug der Kaiser Barbarossa ertrunken.

Dass wir auf die Besichtigung der Ruinen des Klosters Alahan verzichten ist wohl allen willkommen. In Mut Halt bei einer Tankstelle und Supermarkt mit einem vorbildlichen, supermodernen WC. Bei der Ankunft beim Hotel muss Serkan einmal mehr seine Fahrkunst beweisen, die Zufahrt ist SEHR eng!
Zum Nachtessen gibt es ein Superbuffet, alle können das
essen was sie gluschtet. Wir können noch lange draussen
sitzen, es ist schön warm und die Zikaden zirpen.

Georgette

 

Neunter Tag, Dienstag, 5. Oktober

Für Einige beginnt der Tag schon früh um sieben Uhr - nämlich mit einem
Morgenschwumm im angenehm warmen Meer (ca. 26 Grad). Herrlich!
Nach dem Morgenessen brechen wir auf. Christoph erfreut uns wieder mit zwei Anekdoten von Nasreddin Hodcha.

Als erstes besuchen wir Seleukia (Silifke), weil sich dort bereits seit dem 4. Jhdt (!) ein Wallfahrtsort der ersten christlichen weiblichen Märtyrerin – der Heiligen Thekla - befindet. Über der Höhle der Stadtgöttin Athena wurde eine Basilika erbaut und unweit davon eine grosse Wallfahrtskirche. Auch wenn das Leben der Thekla viele legendarische Züge aufweist, finde ich es interessant, wie sie als junge Frau selbständig entschied, ein eigenständiges
Leben zu führen. Dabei überwand sie viele Hindernisse und Gefahren. Sie soll gerade hier in Silifke während vielen Jahren missioniert, gepredigt und getauft haben – genau wie ihr Vorbild Paulus von Tarsus. Als Märtyrerin wurde sie verehrt, weil sie zweimal knapp und mit göttlicher Hilfe dem Tode entgangen sein soll... Wenn sie Reisen unternahm, sei sie oft als Mann verkleidet gewesen.
Aber.... wie so oft in der Kirchengeschichte wurde sie nur ganz zu Beginn als Apostelin verehrt, bald darauf wurde sie von den
männlichen Entscheidungsträgern der Kirche auf ihre Tugendhaftigkeit (Jungfrau!) und ihre Rolle als «Dienerin Gottes» reduziert. Mit dem Aufkommen der Marienverehrung verlor Thekla an Bedeutung, vor allem in der westlichen Kirche.

In Silifke wird ein grosses AKW gebaut, deshalb ist die Stadt in den letzten zehn Jahren enorm gewachsen.
Die Zitronen aus Silifke sollen die besten der ganzen Türkei sein.... und die Stadt ist bekannt für ihre besonderen Tänze, die ein Überbleibsel der nomadischen Lebensweise der ursprünglichen Bewohner sind. Die Tänzerinnen und Tänzer benutzen dabei eine Art Löffel, die in der Handhabung an die spanischen Kastagnetten erinnern.
Lange war Silifke eine bedeutende Hafenstadt, weil der schöne, grau-blaue Fluss «Göksu» beschiffbar und die Stadt gut geschützt war. - Im Jahre 1190 n. Chr. ertrank Kaiser Barbarossa während eines Kreuzzuges im Fluss Göksu nicht weit von Silifke.
Durch die Abholzung und die damit einhergehende Erosion weiter Teile des Taurusgebirges entstand im Flussdelta eine riesige, fruchtbare Schwemmebene.

Als nächstes steht die Besichtigung zweier grossen Karst-Einbrüche auf dem Programm. Im Volksmund werden die beiden Höhlen Himmel und Hölle genannt. Etwa die Hälfte der Gruppe nimmt die 450 Stufen hinab in die Schlucht auf sich und besichtigt die kleine Basilika. Zum Glück steht für den Aufstieg ein Lift zur Verfügung.

Vor dem Mittagessen besuchen wir den Granatapfelbrunnen, eine römische Badanlage. Wer von diesem Wasser trinkt, wird weise und lebt lange... und wer hässlich ist, wird schön! – Na dann!!!
Das schöne Mosaik zeigt die drei Grazien.

 

Ein weiteres Highlight ist das anschliessende Mittagessen in einem Restaurant direkt am Meer. Die Wellen des Mittelmeers schlagen beinahe bis zu unseren Tischen. Wir können den frischen Fisch auslesen, der vor Kurzem gefangen wurde... und ganz besonders gut sind die selbstgemachten Kartoffelchips, die zum Fisch gereicht werden. mmmmhh!

Entlang der Küsten und dem tiefblauen Meer geht’s Richtung Mersin.

Danach fahren wir weiter nach Tarsus, der Geburtsstadt von Paulus.
Kurz nach 16 Uhr kommen wir dort an. Tarsus war ebenfalls eine wichtige Handelsstadt, weil auch dieser Stadtfluss gut beschiffbar war. Paulus stammte aus einer wohlhabenden Zeltmacher-Familie und genoss eine gute Ausbildung. Die kosmopolitische Stadt hatte grossen Einfluss auf seine Weltsicht und seine Reisen. Wir besuchen die Ruinen des angeblichen Geburtshauses mit dem dazugehörigen Brunnen. Im Jahr 2013 wurde per Zufall in der Nähe eine antike Strasse freigelegt, die 6,5 m breit ist und noch die originalen Belagsteine aufweist. Dies gibt einen kleinen Eindruck davon, wie wohlhabend und schön die Stadt gewesen sein muss. Weiter geht’s nach Adana, der 2 Millionen-Einwohner-Metropole. Es gibt eine grosse Textilindustrie, grosse Fabrikanlagen, die Busse produziert, und vieles mehr... das moderne Tarsus sozusagen. Wir fahren durch einen buchstäblichen Wald von älteren und neueren Wohnblocks bis zu unserem Hotel, einem riesigen Kasten namens Sheraton Inn mit einer grandiosen Aussicht auf die Stadt.

Katrin Wittwer Frauenknecht

 

Zehnter Tag, Mittwoch, 6. Oktober

Guten Morgen Adana

Unseren letzten regulären Gruppenreisetag starten wir mit einem spektakulären Blick aus dem Hotelzimmer auf die Sabancı-Zentralmoschee:  Sie ist die zweitgrößte Moschee in der Türkei und eine der größten der Welt. Sie wurde im Jahr 1998 eröffnet.

Unser Programm für heute sieht wie folgt aus:
•      Besichtigung des neuen Museums von Adana.
•      Anschließend geht es nach Yumurtalik, die wichtige Hafenstadt des alten Kilikiens. Im 1. Jh. v.Chr. erlebte sie ihre glänzendste Zeit. Erhaltene Denkmäler der Stadt sind das Ayas-Schloss, der Suleymaniye-Turm und der Marco Polo-Pier. Marco Polo besuchte die Stadt zweimal auf seinen Reisen in den Osten.
•      Weiter geht es zum Vogelschutz- und Lagunengebiet „Yumurtalik Lagoon National Park“ und zum schönen Küstenort Karatas.

Schauen wir mal, was daraus wird...hähähähä!!!

Aber zuerst Morgenessen. WOW! Was für ein Buffet.
Über Croissants, Brioches, Bagels, "Kringel" bis zur frisch zubereiteten Eieromelette ist alles am Start. Beim vierten Anlauf wird auch unsere Bestellung von 2 Cappuccinos und 2 Çay geliefert. Das ist halt Trennkost: zuerst Essen, dann Trinken.
Achtung, die erste Zacke am fünften Stern wackelt.

Einschub
Türkisch für Anfänger (teaching by Ali): merhaba == Hallo == Eselsbrücke "Mehr haben auf Schwäbisch"!!!! ... hähähähä!!!

Als ersten Fixpunkt besuchen wir das Kulturhistorische Museum.

In alten Produktionshallen einer nicht mehr existierenden staatlichen Textilindustriefabrik ist die Ausstellung stimmungsvoll und super logisch aufgebaut.
Kurz nach dem Eingang des Museums stimmt uns Ali (im Bild unten links), anhand des Zeitstrahles, auf unseren Gang auf der Bühne der Zivilisationen ein.

Das Museum hat acht Räume für Exponate aus verschiedenen Perioden. In Raum A1 werden Stücke von der Vorgeschichte bis zur Bronzezeit präsentiert, in Raum A2 solche der Eisenzeit. Raum A3 ist der klassischen und hellenistischen Zeit gewidmet, die Räume A4 bis A6 mit zahlreichen Statuen und Büsten der römischen Epoche. Im Raum A7 sind Stücke aus byzantinischer bis islamischer Zeit ausgestellt. Der den anderen vorgelagerte Raum A0 ist Sarkophagen und Grabstelen vorbehalten. Sehr eindrucksvoll sind die Mosaike (Räume B2 und B3), welche über verglaste Brücken "begehbar" sind.

Nach einer ersten eineinviertelstündigen Runde durch das Museum stärken sich die einen im Garten bei einem Kaffee oder einer Cola.

Die anderen tauchen nochmal in die alten Zeiten ein (Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Archaik, Römer, Byzantinisch, Osmanisch, Hethitisch).

Check One:
Museum besucht → erledigt, war TOP! Danach machen wir uns auf den Weg nach Yumurtalik. Die Fahrt entlang von Baumwollfeldern dauert ca. 90 Minuten.

Ali erklärt uns, in zwei - drei Sätzen, ein paar Dinge bezüglich Pflücken und Qualität der Baumwollpflanze. Viele Baumwoll-Arten und -Sorten sind von Natur aus „ausdauernde“ Pflanzen und können bis zu 15 Jahre alt werden.

 

Als Kulturpflanze belässt man sie in der Regel aber nur für ein Jahr auf dem Feld, um den höchsten Ernteertrag zu erzielen.

In der Zwischenzeit sind wir am nächsten Tagesetappenziel angekommen.
Yumurtalik ist ein Badeort im Süden der Türkei und Hauptort des gleichnamigen Landkreises der Provinz Adana und liegt ca. 80 km von der Stadt Adana entfernt am Golf von İskenderun. Der Golf von İskenderun (türkisch İskenderun Körfezi, lateinisch Issicus sinus, altgriechisch ὁ Ἰσσοκὸς κόλπος) ist ein Golf im östlichen Mittelmeer an der türkischen Südküste. Er bildet den nordöstlichsten Punkt des Levantinischen Meeres. In der Antike lag an der Stelle des heutigen Yumurtalık der Ort Aigeai, im Mittelalter war der Name Ayas. Davon sind eine See- und eine Landburg sowie ein etwa einen Kilometer westlich am Meer liegender Turm erhalten.

Wir bahnen uns mit dem Bus den Weg bis ans Wasser bzw. bis zum Parkplatz für unseren Bus. Nach kurzem Spaziergang an der alten Stadtmauer entlang liefern sich Ali und der Muezzin ein stimmgewaltiges Duell um die Oberhand in Yumurtalik...

Hier am Meer wollen wir Mittagessen. - ABER ACHTUNG – ein Problem: Ali

kennt kein Restaurant hier vor Ort!
TROTZDEM kein Problem: Am Strand entdeckt Ali ein schönes Restaurant. 2 Sorten frischer Fisch, Lamm mager (Frau Doris’ Choice), Ali's Spezialhähnchen im Dürüm serviert. Was will man am letzten Tag denn mehr ;-)
Nach der WC-isierung aller gehts weiter in Richtung Karatas mit dem Vogelschutz- und Lagunengebiet „Yumurtalik Lagoon National Park“.
Das Essen hat allen gemundet. Die wenigen Reste, die übriggeblieben sind, können wir den beiden liebenswerten Junghunden verfüttern. Und auch die älteren Strandstreuner können wir damit glücklich machen.

Check Two: Yumurtalık unsicher gemacht → erledigt

Weiter geht die Reise auf engen Nebenstrassen an diversen Baumwollfeldern vorbei. Serkan stoppt mitten im Nirgendwo und alle strömen hinaus, um ein Baumwollfeld "in voller Blüte" zu bewundern - eine sogenannte "Serkan'sche Baumwollpause".
Nachdem wir ungefähr eine halbe (Baumwoll-)Unterhose am Stiel gepflückt haben, geht’s weiter Richtung Karatas.

Auf dem Weg dahin stoppen wir, auch wie geplant, beim Naturschutzgebiet. Bis 1990 befand sich an dieser Lage noch kein
Vogelschutzgebiet sondern diverseste Restaurants direkt am Meer. Diese
wurden demontiert und das Gebiet müdürlügisiert. Ob wir das Ganze begehen dürfen, muss durch den Müdürlügü – pardon durch den Parkwächter - mit seinem Ober-Müderlügü per Telefon besprochen werden.
Die Verhandlungen sind erfolgreich: unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen (keine Bäume fällen, keine Pflanze pflücken, zerklatscht bitte keine Moskitos, usw.) werden wir eingelassen. Was wir bis dahin nicht in Rechnung haben: Der Müdürlügü des Nationalparks hat mit seinem Telefon wohl gleichzeitig alle Mücken geweckt. Wieso wüssten diese sonst, dass wir hier sind!!??
Grosses persönliches Fazit nach dem Spaziergang im Park: Mücken stechen nur von hinten! Merken tut man es erst am nächsten Tag ;-)

Dann auf nach Karataş, endlich...über die Landstrasse zum letzten Programmpunkt des Tages. - Aber welche Enttäuschung - denn als wir die Schnellstrasse von Adana nach Karataş erreichen, biegt Serkan in Richtung Adana ab. Und keiner merkt’s...ausser der aufmerksame Schreiberling und die „Programmführer“. Oder...?
Karataş (türkisch für schwarzer Stein), eine Stadt direkt am Mittelmeer, am südlichsten Punkt der Çukurova-Tiefebene gelegen, muss ohne einen Besuch von uns weiter existieren.

Check Three: Karatas nicht besucht, Vogelschutz- und Lagunengebiet "Yumurtalik Lagoon National Park" erkundet, keinen Vogel gesehen, dafür einen rennenden Hüso und MÜCKEN à gogo--> alles erledigt, bis auf die Mücken

In der Abendsonne gleiten wir über die Strasse der Schwemmebene in Richtung Sheraton Grand in Adana. So geht unser letzter Reisetag langsam dem Ende entgegen.

Zwischennotiz des Endredaktors CJ:
Weshalb hat wohl Schreiberling E.F. an dieser Stelle den amüsanten Besuch einer namhaften Männergruppe beim "Kuaför" verschwiegen? Fotos dazu gäbe es nämlich einige! (Stichwort: "Incredible Hulk"!)

Wir haben noch ein gemeinsames Nachtessen (ich tippe auf: Kalbfleisch mit Sauce und Reis -- > lasse mich aber gerne überraschen) vor uns, wo eventuell die eine oder andere Tagesanekdote ausgetauscht oder nochmal aufgefrischt wird.

Es war eine schöne Reise mit euch! Bis bald... Seninle güzel bir yolculuktu! Yakında görüşürüz...

Erich Frauenknecht

Nachtrag Endredaktor CJ:
Über den Rückreisetag, Donnerstag, 7. Oktober, gibt es nur so viel zu berichten, dass wir nach nur 15 Min. Busfahrt am kleinen Flughafen Adana waren, uns viel zu schnell von Busfahrer Serkan (der noch heute über 800 km allein mit leerem Bus nach Izmir zu fahren hatte) und in Istanbul von Reiseleiter verabschieden mussten. Die vier Verlängerungstage eines guten Teils der Gruppe in Istanbul ergäbe ein weiteres Reisetagebuch!