Nordpolen - „Pommern, Ostseeküste und Masuren“ - Tagebuch einer Studienreise

1. Reisetag, Montag, 25. August 2014

Frühmorgens um 7.30 Uhr stand der moderne MAN-Reisebus HX-FR 650 mit unserem Busfahrer Reinhard Multhaupt am Busdepot der Firma Reifer in Warburg zur Abreise bereit – 9 Teilnehmer stiegen dort gleich ein,  in Rhoden wurden 14 Teilnehmer abge-holt und in Arolsen stiegen die letzten 15 Teilnehmer zu. Über Wolfhagen erreichten wir die Autobahn A 44 und fuhren auf der A 7 Richtung Hannover nach Norden.

Unsere kleine Besinnung zum Reisestart wurde mit dem Lied 140 aus unserem Liederbuch, das jeder Teilnehmer erhalten hatte, eröffnet: „Schön ist die Welt, drum Brüder, laßt uns reisen“. Psalm 92 wurde verlesen. Eine Auslegung von 1. Mose 24,2 ff „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben“ erinnerte an den Reiseaufbruch bei der Brautwerbung für Isaak – und schloss mit der Bitte um Geleit für unsere Studienreise. Lied LB 75 „Laß uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun“, ein Gebet aus dem „Evangelischen Pastorale“ (155) und ein Reisesegen schlossen unsere kleine Besinnung ab.

Bei starkem Nieselregen waren wir aufgebrochen, schon bei der ersten Rast an der Raststätte Harz kam die Sonne heraus und blieb uns die ganze Reise treu.
Mittagsrast hielten wir an der Raststätte Buckautal an der A 2 und erreichten
schließlich die Ausfahrt Königswusterhausen auf der südlichen A 10 und dort stieg das Berliner Ehepaar Lauschus zu. Nachmittags um 16.00 Uhr auf der Raststätte Buckowsee an der A 1 stiegen die letzten Reiseteilnehmer (Ehepaar Schael) aus Wusterhausen zu. Nun war unsere Reisegruppe komplett.

Hatte in den Vorbereitungen die Masuren-Literatur von Siegfried Lenz eine Rolle gespielt, so wurde nun unterwegs auf dem Weg nach Stettin aus „So zärtlich
war Suleyken“ die Einleitung zu diesem Buch und „Diskrete Auskunft über Masuren“ gelesen.

Der Grenzübertritt nach Polen war dank des Schengener Abkommens kein Problem (keine Kontrollen, nicht einmal Grenzposten). So erreichten wir dank des Navigationsgerätes unser Innenstadthotel „Radisson Blue“. Wir bewunderten die Fahrkünste von Reinhard Multhaupt durch enge Gassen rund um das Hotel, um die versteckte Buseinfahrt zu finden. Das sollte sich noch oft unterwegs wiederholen.

Schon im Foyer erwartete uns unser liebenswert freundlicher Guide (Jahrgang 1964), der „Darko“ genannt werden wollte, und half uns, unsere Zimmer zu finden und begleitete den Busfahrer zu dem versteckt liegenden Busparkplatz.

Nach einem hervorragenden Abendessen im separaten Speisesaal „Concerta 1“
blieben wir zu einer Vorstellungsrunde im Raum beisammen. Ich erinnerte als Reise-leiter an die früheren Gemeinde-Studienreisen (5 von Wettesingen aus, 5 von Rhoden aus und nun die 5. und letzte Reise im Ruhestand von Bad Arolsen). Ich versuchte, den Teilnehmern die Herkunft aus ihren jeweiligen Orten mit Hinweis auf unsere Begeg-nungen in meiner Zeit als Kreisjugenddiakon in Wolfhagen, in den Pfarrämtern in Wettesingen und Rhoden, Vakanzvertretungen in Volkmarsen – und familiär-freund-schaftlichen Bindungen zu auswärtigen Teilnehmern deutlich zu machen.

Nach einem anstrengenden Reisetag verabschiedeten wir uns um 21.00 Uhr zur wohlverdienten Nachtruhe.

2. Reisetag, Dienstag, 26.8.2014

7.00 Uhr Frühstück, 9.00 Uhr Kofferverladung – ein sonniger, frischer Morgen in
Stettin/Szczecin erwartete uns. Zunächst startete Darko mit uns eine Stadtrundfahrt: Hakenterrassen an der Oder. Bürgermeister Haken in Kolberg, war so beliebt, dass die Danziger ihn auch in Stettin haben wollten und diese Terrassen an der Oder nach ihm benannten. Stettin, die Hauptstadt Pommerns, hat 400 000 Einwohner. Altes Tor, moderne Philharmonie, Berliner Tor, Altes Rathaus und Hauptbahnhof schlossen sich an. Moderne Straßenbahnen, reger Verkehr. Darko machte uns auf die „Helmut“ genannten Straßenbahnen aufmerksam, die als Spende von Bundeskanzler Kohl von Stettinern so benannt werden.

Nach der Missionierung Pomerellens um 1100 durch Bischof Otto aus Bamberg
war die Hl. St. Peter-Kirche die erste polnisch-katholische Kirche im Land.
 

Am Stettiner Schloss  standen wir am Jagellonen-Denkmal von 1491. Wir besichtigten den Innenhof des Schlosses mit Uhrturm (Renovierungen 1736 und 1864) und ein Halb-relief von Bischof Otto an einer Seitenwand. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum Altstädter Rathaus mit seiner beeindruckenden Backsteinfassade, dem alten Ziehbrunnen davor und den hervorragend restaurierten und wieder aufgebauten Stadthäusern am Markt mit ihren barocken Fassaden. Das naheliegende Schloss erstrahlt nach gründlichen Renovierungen wieder in altem Glanz. Überall sind noch Restauratoren an der Arbeit.

Nach einer kurzen Pause (Darko: „noch ein paar „Slottchen“ für ein Bier hier-lassen“) ging es um 11.30 aus der Stadt heraus. Einige Informationen von Darko noch am Rande: Der Stettiner Hafen an der Oder liegt 65 km von der Ostsee ent-fernt. Der Sänger Karl Löwe stammt aus Stettin und Mendelssohn-Bartholdy hat in dieser Stadt seinen „Hochzeitsmarsch“ komponiert.

Nun folgte eine 300 km lange Reisestrecke nach Danzig. Bei einer Mittagspause
an einer Mc-Donalds-Raststätte (immer wieder die Suche nach Toiletten für die
Gruppe) wurde uns am Bus mit Kaffee aus der Bordküche und warmen Würstchen, die Herr Multhaupt bereithielt, leichte und schnelle Verpflegung gewährt.

Nun, auf ruhiger Fahrtstrecke, war Zeit und Muße für unsere kleine Tages- besinnung: Lied LB 85 „Gib uns Frieden jeden Tag“ regte an, an den Unfrieden zur Zeit überall in der Welt zu erinnern: die Gewalt- und Hassspirale, die unermesslich weiterläuft in Israel und im Gaza-Streifen, in der Ukraine, in Syrien, im Irak und in Afrika. Haben wir nicht aus zwei schrecklichen Weltkriegen gelernt? Psalm 91 „Wer unter dem Schirm des Höchsten wohnt...“, Losung 1. Sam. 2,2, Lehrtext 1. Kor. 3,11, Gebet von Sören Kierkegaard, LB 66 – Lied LB 72 „Hilf, Herr, meines Lebens“ und Segen schlossen unsere Andacht ab.

Dann startete Darko einen ersten kleinen Polnisch-Sprachkurs: Ja, Nein, danke,
bitte, guten Tag etc. Das war sehr lustig im Vor- und Nachsprechen. Frage eines beglückten Teilnehmers an Darko: „Haben alle Polen so viel Humor wie Sie?“ - Typische Antwort von Darko: „Ich kenne nicht alle Polen!“

Wir kamen durch Köslin/Koszalin, eine Kreisstadt mit 115.000 Einwohnern
und einer technischen Universität mit  30.000 Studenten!

Darko nannte weitere Zahlen: 1/3 der Fläche Polens sind Waldgebiete, vor allem auch im Gebiet der Kaschuben, das wir bald erreichen werden. Und das bei 312.000 qkm Fläche Polens im Gegensatz zu 359.000 qkm Deutschlands – bei 38 Millionen Einwohnern in Polen und 82 Millionen Einwohnern in Deutschland.  Die größten Städte Polens in der Reihenfolge ihrer Größe: Warschau (2 Mill.), Krakau (757.000), Lodz, das polnische Manchester (754.000), Breslau (640.000), Posen (560.000), Danzig, (460.000). und Stettin (415.000) Einwohner.

Polen ist (Darko) „quadratisch, praktisch, gut“: 680 km west-ost, 640 km nord-
süd. Große Flüsse: Weichsel 1.400 km, Oder 820 km, Warthe 808 km. Große Seen: Spirdingsee 113 qkm, Mauersee 104 qkm, Lebasee 82 qkm.

Zur Auflockerung während der langen Fahrt las der Reiseteilnehmer Karl Heinemann aus Rhoden plattdeutsche Gedichte von Professor Martin.

Von Tankstelle zu Tankstelle suchten Darko und Herr Multhaupt unterwegs nach DKV-Tankstellen, um die Toll-kollekt-Karte des Busses für Straßenbenutzungs-gebühren aufladen zu können. Unser Busfahrer wurde schon ganz unruhig und wollte keine Strafzahlungen riskieren. Bei der Rast in Lauenburg/Lebork gelang das endlich und Herr Multhaupt war spürbar erleichtert. Darko machte uns in diesem Ort auf ein großes Papst-Denkmal für Johannes Paul II, dem ehemaligen Kardinal Karel Wojtyla aus Krakau aufmerksam, der in Polen immer noch sehr verehrt wird.

Kurz vor 19.00 Uhr erreichen wir in Danzig/Gdansk das in der Innenstadt
gelegene schöne Hotel Wolne Miasto („Freie Stadt“), direkt an den Resten der alten Stadtmauer und neben dem historischen Zeughaus gelegen. Nach dem Abendessen im Hotel schwärmten wohl alle Teilnehmer noch einmal zu einem Stadtbummel aus, eine herrliche Stimmung bei sommerlichen Temperaturen mit Musikanten, Gauklern und vollbesetzten Straßencafes. Das Riesenrad hinter der Mottlau grüßt den Besucher. Die Marienkirche und das Rathaus sind herrlich beleuchtet – ein stimmungsvoller Abend schloss diesen Reisetag ab.

3. Reisetag, Mittwoch, 27.8.2014

Frühstück um 7.00 Uhr – Abfahrt um 9.00 Uhr – zum Orgelkonzert in der Olivakirche. Zunächst ging es mit dem Bus durch die Altstadt,  Wieder ein Denkmal für Johannes Paul II!,  Wir fuhren an der Danziger Werft mit dem Solidarnosc-Denkmal und dem neuen großen Stadion, das wie ein großer gelber Bernsteinklumpen aussieht, vorbei. Große lange Wohnhochhäuser aus der Zeit vor der politischen Wende säumen, gut restauriert, unseren Weg.

Pünktlich erreichten wir die ehemalige Zisterzienser-Abtei aus dem Jahre 1186, die heute Kathedrale ist. Herrlich ausgeschmückt, erwartete uns die Kathedrale zu einem 20-minütigen Orgelkonzert. Die Orgel war 1755 die größte Orgel der Welt mit 110 Registern und 7876 Pfeiffen, der Orgelprospekt ist aus Linde und dunkler Eiche gefertigt. Ein weiterer Orgelteil vorn vor dem Altarbereich kann mit der großen Orgel gekoppelt werden.  Das Konzert war in seiner Klangfülle einfach überwältigend. Wir bewunderten den beeindruckenden ehemaligen Hochaltar aus dem Jahre 1606 auf der linken Seite und den hellen Wolkenhimmel über dem Altarraum, aus dem 150 Engelfiguren herausschauen, jede individuell gestaltet.

Dann war es Zeit, unterwegs im Bus eine Tagesbesinnung zu halten: LB 63
„Laudato si“ nach dem Sonnengesang des Franziskus, Psalm 150 - „das große Halleluja“ wurde von mir in Verbindung zum eben gehörten brausenden Orgelklang in der Oliva-Kathedrale ausgelegt. „Wenn das Herz voll ist, geht der Mund über“ - solche Freude an Gottes Schöpfung können auch wir im Gebet und Dank zum Ausdruck bringen. Es folgte das Morgengebet eines afrikanischen Christen LB 98 „Ich werfe meine Freude an den Himmel“ und wir schlossen unsere Besinnung mit dem Kanon LB 10 „Laßt uns miteinander“ und dem Segen ab.

Wir erreichten das Ostseebad Zoppot/Sopot.  Nach dem Ausstieg aus dem Bus machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur großen, berühmten Mole. Wir kamen am Denkmal des Arztes Jean Haffner aus dem Elsaß vorbei, der 1823 Mole und Kurhaus anregte und damit der Bedeutung Zoppots zum großen Seebad zum Leben verhalf. Am Casinohotel an der Mole bewunderten wir die prachtvollen Gartenanlagen. Überhaupt hat uns auf der Reise die unglaubliche Sauberkeit in den Ortschaften, die gepflegten Parkanlagen und sauberen, frisch gemähten Straßenränder, auch auf den Nebenstraßen, beeindruckt. Bei uns zu Hause ist es in den Städten selten so sauber. Polen hat die EU-Mittel, mit denen es gefördert wurde, hervorragend eingesetzt und das Land zur Blüte gebracht.

Die berühmte, 500 Meter weit in die Ostsee reichende Mole war voller Leben.
Auf dem Rückweg durch die Stadt erlebten wir das beeindruckende Flair dieses
eleganten Seebades.

Zurück nach Danzig durchfuhren wir den Vorort Langfuhr, den Geburtsort des Schriftstellers Günter Grass. Der Bus setzte uns in der Stadt ab und wir erreichten um 14.00 Uhr ein Restaurant an der Mottlau, in dem uns Darko ein ganz besonderes  Gericht empfahl: („Mehlsuppe im Brottopf“), unglaublich schmackhaft.

Zu Fuß ging es dann zur Stadtführung durch das Krantor an der Mottlau, das gleich neben unserem Restaurant lag und die Frauengasse zur Marienkirche, der größten Backsteinkirche der Welt mit 87 Meter hohem Turm, Hallenkirche mit 107 Meter Länge, 66 Meter Breite und 37 Fenstern, sehr hell und freundlich. Das Fenster   im Altarraum hat allein 130 Quadratmeter Fläche, das Gewölbe ist 30 Meter hoch! Eine beeindruckende Größe. Darko erklärte ausführlich den großen Hochaltar und das Tabernakel, das im Verhältnis 1:10 der Turmhaube der Kirche nachgebildet ist und die große Astronomische Uhr. 1521 wurde hier in Danzig die erste evangelische Predigt gehalten und die Kirche blieb bis 1945 protestantisch. Im Krieg  brannte die Kirche aus, da aber 70% der Ausstattung vorsorglich ausgelagert wurden, ist vieles erhalten. Bei dem Brand schmolzen sogar die Ziegel des Turms. 25.000 Plätze faßt diese große Kirche.

Durch die Lange Gasse und das Goldene Tor ging es zum Rathaus und zum
Langen Markt und dem Neptunsbrunnen. In einem Juweliergeschäft, das kostbaren Bernsteinschmuck fertigt und anbietet, wurde uns die Entstehung des Bernsteins in seinen so verschiedenen Farben erklärt und demonstriert, wie man echten Bernstein von billigem Plastikschmuck unterscheiden kann: Plastigschmuck geht im Salzwasser unter, Bernstein schwimmt!

Das Abendessen nahmen wir nicht im Hotel, sondern in einem Restaurant an
der Mottlau ein – es gab als Spezialität Flundern. Darko, der ja in Danzig zu Hause ist, brachte seine Tochter mit, mit der er hier wohnt.

Der Abend klang aus mit einem Altstadtbummel durch das festlich beleuchtete
Danzig – ein Erlebnis besonderer Art!

4. Reisetag, Donnerstag, 28. August 2014

7.00 Uhr Frühstück, 9.00 Uhr Abfahrt – heute ging es durch die herrliche End-moränen¬landschaft mit Hügeln und durch Wälder in die Kaschubei.

Unsere tägliche Besinnung im Bus eröffnete ich mit einem Wort des Vaters von Hanne Gerke aus Rhoden, der immer dann, wenn seine Frau verreisen wollte, den Spruch zur Hand hatte: „Den Toren packt die Reisewut, zu Haus im Bett der Weise ruht!“ - aber wir gehören nicht zur trägen Sorte und wollen heute viel unternehmen und erleben. Lied LB 141 „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, LB 121 Psalm 8, Offenbarung der Herrlichkeit Gottes am Menschen (Schöpfungspsalm). Ich erinnerte an eigene Erfahrungen bei Bergtouren, wenn man einen Gipfel bestiegen hat und hinab schaut auf die kleine Welt und nur dankbar ausrufen kann: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst ...“ „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist Dein Name in allen Landen!“ Lied LB 62 „Großer Gott, wir loben dich“, Gebet LB 96 („Mit Dir, Herr, will ich meinen Tag beginnen“) und Segen schlossen unsere Besinnung ab.

Im Bus gab Darko einen Kurzabriß der bewegten polnischen Geschichte und zur Gegend, die wir durchfahren: Ostpreußen / polnischer Korridor / Gdynia / Freie Hansestadt Danzig. So durchfuhren wir Gdingen/Gdynia – eine der „Dreistädte“
Danzig-Gdingen-Zoppot. Hitler hatte den Ort in „Gotenhafen“ umbenannt. In der Nacht vom 29. zum 30.1.1945 lief aus Gdynia die „Wilhelm Gustloff“ mit 8000 bis 10.000 Menschen an Bord aus und wurde kurz hinter der Halbinsel Hela durch russische U-Boote versenkt. Die meisten Menschen kamen bei dieser Katastrophe um.

Bei einer Waldstelle auf dem Weg nach Schloß Krockow erinnerte Darko daran, dass hier von den Nationalsozialisten 12.000 Menschen ermordet wurden. Man hat später die Massengräber gefunden. Ja, überall holt uns die unheilvolle Geschichte der NS-Zeit ein!

Schließlich erreichten wir Schloß Krockow/Krokowa – das 1770 von Luisa von Krockow erbaute Herrenhaus, das heute wieder neu aufgebaut und zu einer europä.ischen Begegnungsstätte ausgebaut ist. Wir erfuhren dort die bewegende Geschichte zweier Brüder Krockow, die nach deutschem/polnischen Schulbesuch 1939 im deutschen/polnischen Heer Dienst taten und beide 1944 fielen. Albert Graf von Krockow (1913-2007) war der letzte Besitzer. Ausgezeichnet geschildert ist das Leben in pommerschen Herrenhäusern und der ländlichen Bevölkerung in den Büchern eines anderen Angehörigen dieser Familie: Christian Graf von Krockow, z.B. „Die Reise nach Pommern – Bericht aus einem verschwiegenen Land“.

Zur Mittagszeit erreichten wir Leba im Slowinski-Nationalpark (UNESCO-Bio-sphärenreservat). Am Zernowitz-See mit einem danebenliegenden Pumpspeichersee sahen wir das frühere Benediktinerinnen-Nonnenkloster Mierzyno liegen.

Auf dem Parkplatz hielten wir unsere Mittagspause mit der bewährten Bus-bedienung mit Kaffee und Würstchen durch unseren Busfahrer.

Dann ging es mit Elektrowagen mit Anhänger in flotter Fahrt 6 km am Binnensee entlang zur 50 Meter hohen Wanderdüne. Mit Darko`s Hilfe kamen selbst die gehbehinderten Teilnehmer auf die Düne hinauf. Zwischen 3-6 Metern jährlich wandert die Düne landeinwärts, durch eine besondere Meeressströmung auf dem flachen Ostseeboden begünstigt und begräbt alle Vegetation unter sich. Hier noch frisches Grün – weiter oben ragen nur kahle Baumstrünke in den Himmel. Das war einfach beeindruckend. Auf der weiten Dünenhochfläche fühlte man sich fast wie in der Sahara. Schön war die Dünung an der Ostsee und der frische Wind, der uns um die Ohren pfiff.

Um 16.00 Uhr saßen wir wieder im Bus und durchfuhren über Lauenburg/Leborg die Kaschubische Schweiz.
Schließlich erreichten wir Karthaus/Kartuzy. Wir wollten die Kirche des ehemaligen Karthäuser-Klosters besuchen, das ab 1380 400 Jahre dort bestand. Es war ein kontemplatives Leben, das die Mönche wie ein Schweigeorden führten. Sie lebten in 18 Eremitenhäusern, „Marienparadies“ genannt. Die Grundrisse solcher Häuser zwischen der Kirche und einem großen Friedhof konnten wir noch sehen. Leider wurde in der Kirche ein Gottesdienst gehalten, so dass wir nicht hinein konnten. Aber Darko zeigte uns aus einem Buch Abbildungen – z.B. ein Wandgemälde, das Gott darstellt mit einem Finger, der zum Himmel und einer anderen Hand, die hinunter zeigt – das soll bedeuten: „Du, Abt, bist für hier unten zuständig, vergiß nicht, dass ich der Herr bin!“ Die Weiterfahrt führte uns zu einem besonderen Höhepunkt in Zukowo. Eine Gaststätte erwartete uns. Schon am Eingang empfing uns volkstümlich-kaschubische Musik. Eine Trachtengruppe mit vier herrlich gekleideten Paaren, Musiker mit Geige,

Trompete, Gitarre, Flöte, Trommel und Teufelsgeige spielten für uns auf. Der Leiter begrüßte uns in tadellosem Deutsch. Während des Essens und in den Pausen zwischen Vorsuppe, Essen und Nachspeise tanzten die Paare typisch kaschubischen Volkstanz. Wir durften uns sogar selbst an der Teufelsgeige und einigen Rhytmusinstrumenten versuchen und mittanzen. Einige von uns probierten mutig eine Prise Schnupftabak. Ein herrlicher Abend! Auf der Rückfahrt nach Danzig ins Hotel sangen wir noch LB 101 „Abend ward, bald kommt die Nacht“ und schlossen mit LB 100 Luthers Abendsegen.

5. Reisetag, Freitag, 29. August 2014

7.00 Uhr Frühstück. 9.00 Uhr Kofferverladen im Bus. Abfahrt Richtung Marienburg. Kurz vor 10.00 Uhr überquerten wir die Weichsel und wir hielten unsere kleine Andacht im Bus: Wir sangen LB 65 „Lobet den Herren“ und hörten Psalm 27 „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“. In der Losung und dem Lehrtext geht es um das Warten und Hoffen: Jes. 8,17 „Ich will hoffen auf den Herrn ...“ und Rö. 8,25 „... wir warten in Geduld“. Beides macht unser Christsein aus. Zur Erinnerung: Beim Besuch der Wanderdüne in Leba prägte Darko angesichts der absterbenden Vegetation unter dem Nachdrängen des Sandes den Satz: „Das Leben steht aufs Messers Schneide!“ Zu diesem Gedanken folgte die Verlesung einer Kurzandacht aus dem Berndorfer Gemeindebrief, verfaßt von unserer Tochter, Pfarrerin Lehmann,  mit dem Titel; „Krone des Lebens“: „Aufstehen, Krone richten, weitermachen!“ Ein jüdisches Gebet (LB 16) und Segen schlossen unsere Andacht  ab.

Sehr bald erreichten wir die Marienburg, die größte Festung des Deutschen Ritterordens im Ostseeraum. Teilnehmer, die schon einmal dort waren, staunten über den Fortschritt der Restaurierungen. Die freundliche junge Burgführerin Johanna führte uns durch befestigte Eingänge in den Innenhof, in die Küche der Burg, die recht anschaulich das Leben damals auf der Burg zeigt, in den Speisesaal mit seinem eindrucksvollem Gewölbe und der Fußbodenheizung im Boden.  Darko hatte im Bus auf der Hinfahrt eine Video-Aufzeichnung über Bedeutung und Entstehung der Burg ablaufen lassen, so dass wir gut vorbereitet waren auf das, was wir jetzt zu sehen bekamen. Aus dem Speisesaal hatte man einen schönen Blick hinaus auf den Fluss Nogat, an dem die Burg liegt.
 

Beim Tordurchgang in den Inneren Hof bestaunten wir die Kanonenkugel-Sammlung im Umgang um die Burg und die mächtigen Tore. Den Innenhof prägt der Burgbrunnen, auf dessen spitzem Dach ein Pelikan sitzt, der sich mit dem Schnabel die Brust öffnet, um die Jungen mit seinem Blut zu füttern. Prächtiger Blick auf die Gebäude des Hochmeister¬palastes und den hohen Turm des Pallas. Kapitelsaal mit dem Sitz des Hochmeisters, Gang durch die Hochmeisterwohnung, Tresor und Schatzkammer und in die Kirche der Marienburg, die noch nicht restauriert ist und die gewaltige Kriegsschäden aufzeigt, die die Burg hinnehmen musste.

Für das Mittagessen hatte Darko im Gewölbesaal des Burgrestaurants ein einfaches Eintopfessen bestellt. Der Klang unseres gesungenen Tischgebetes: „Alle gute Gabe ...“ hallte durch den Saal mit seiner erstaunlichen Akustik.

Gegen 14.00 Uhr brachen wir zur Weiterreise auf. Darko erklärte den Grund einer Programmänderung: Die Schleusenanlagen am Oberlandkanal werden z.Zt. alle repariert, was einen Besuch ausschließt. Ich nutzte die Zeit und las aus Siegfried Lenz die „Liebesgeschichte“ - Darko machte uns unterwegs auf das Denkmal einer „Superkuh“ mit enormen Milchleistungen vor einer ehemaligen LPG aufmerksam. An anderer Stelle sahen wir am Straßenrand ein Kartoffeldenkmal. Der sandige Boden dieser Landschaft ist prächtig zum Kartoffelanbau geeignet, während hier  kein Weizen gedeiht, wie etwa auf dem „Pyritzer Weizacker“.  Christian Graf von Krockow berichtet in seinem Buch sehr eindrücklich davon, welcher Segen die Ein-führung der Kartoffel für die Landbevölkerung war, die vorher oft an der Grenze des Existenzminimums lebte und Hungersnöten ausgesetzt war.

Bei Elbing/Elblag durchfuhren wir eine Landschaft, die z.T. bis zu 8 Meter tiefer liegt als der Meeresspiegel. Sie wurde früher durch Windmühlen entwässert, ähnlich wie in Holland. Hier liegt auch der Oberlandkanal, der den Drossensee mit dem Frischen Haff verbindet. Nachdem Karl Heinemann noch einmal Geschichten in Rhoder Platt dargeboten hatte, erreichten wir schließlich Allenstein/Olsztyn,  die Hauptstadt von Ermland und Masuren.

Um 16.00 Uhr erwartete man uns zu einem Besuch des  Vereins der deutschen Minderheiten . Ich hatte diesen Besuch von der Agentur besonders erbeten. Als Ersatz für den ausgefallenen Besuch bei den Rollbergen des Oberlandkanals hatte die Agentur die Kosten für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen übernommen.

Drei Vertreter des Vereins berichteten von der Arbeit, die vor allem geprägt ist durch das Angebot von Deutschunterricht, Kontakte zu allen polnischen Verbänden und Institutionen. Eine ältere deutsche Dame, die in Allenstein verblieben war, stellte die Arbeit des Vereins vor. Die Vorsitzende, die angab, erst später wieder Deutsch gelernt zu haben (den Deutschen war ihre Sprache lange Zeit verboten), berichtete über die Vorstandsarbeit. Und ein engagierter Herr aus Westfalen, der seit Jahren Hilfslieferungen für Deutsche in Allenstein organisiert, berichtete von seiner Flucht als Jugendlicher und seine immer wieder neue Rückkehr nach Masuren. Seine Hilfe findet große Anerkennung, und die Kontakte zu den polnischen Behörden sind erfreu-lich gut.  Unsere lebendige Diskussion wollte gar nicht enden.

Schließlich bezogen wir gegen 18.30 Uhr das Innenstadthotel Warminski und nach dem Buffet-Abendbrot konnten die Teilnehmer die Stadt erkunden.

6. Reisetag, Sonnabend, 30. August 2014

Zum Frühstsück um 7.00 Uhr überraschten wir unsere Reiseteilnehmerin Ute Gerland mit einem Geburtstagsständchen und kleinem Geschenk. Um 9.00 Uhr brachen wir zu neuen Unternehmungen auf.

Darko gab Informationen zu Allenstein mit seinen 35.000 Studenten an der Universität. Er berichtete von der Erwartung, dass der polnische Präsident Donald Tusk wohl zum Ratspräsidenten der EU gewählt würde – eine große Ehre für Polen, aber ein Verlust für das Land, das er seit 8 Jahren erfolgreich regiert und vorangebracht hat.

Unsere kleine Tagesbesinnung im Bus eröffneten wir mit dem Lied LB 93, dem sonnigen Morgen entsprechend: „Die helle Sonn leucht jetzt herfür“. Der Morgen-psalm 19 (EB 112) „Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes“ regt zum Nachdenken an. Der Sonnenlauf auf der Erde erreicht wie ein Wunder Gottes nacheinander alle Völker und Nationen, wie es ein Weltgebetstagslied so wunderbar ausdrückt und bringt den Menschen das Wunder der Schöpfung nahe. Ein Rückblick auf eine ereignisreiche Reisewoche bietet sich an mit all den vielen Eindrücken, die wir erlebt haben – die hilfreichen Geister, die uns überall bei Tisch bedienten, die vielen Helfer, die uns überall Geleit gaben und mit ihrer Freundlichkeit begegneten. Das erfüllt uns mit Dank – Gott geht auch durch die nächsten Tage mit uns!  Luthers Morgensegen (LB 99) und der Kanon „Vom Aufgang der Sonne“ schlossen unsere Gedanken ab.

Schließlich erreichten wir in Hohenstein/Olsztynek („Klein-Allenstein“) das Freilichtmuseum Skansen. Es ist schon seit 100 Jahren bekannt und zeigt mit seinen Exponaten die Baustile des Ermlandes, von Masuren und dem Weichselland auf. 1910 entstand in Königsberg das erste Freilichtmusum. Ein großer Teil der Exponate von Königsberg wurden 1938 nach hier verlegt. Dieses „Freilichtmuseum für Volksbau- weisen“ zeigt auf 39 ha großem Grund eine Vielzahl von Häusern und Gehöften. Die Inneneinrichtungen und die Gärten sind so gepflegt, dass man den Eindruck hat, ihre Bewohner seien nur gerade zur Arbeit auf dem Feld unterwegs.

Eine junge Führerin erklärte uns auf lebendige und fröhliche Weise alle Exponate. Eine Erleichterung für uns war die Zweisprachigkeit der Hinweistafeln – auch in deutscher Sprache!: Wassermühlen – alte Zigeunerwagen – Laubenhäuser und eine alte Kirche mit prächtiger Innenausmalung. Wir sangen dort miteinander den Kanon: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“. Ein Pfarrhaus mit Wohnbereich und Amtsstube – eine Gaststätte mit Schankraum, Musikinstrumenten und einer alten Wagenremise – Bauernhäuser mit „schwarzer Küche“ (Abzug des Rauchs von der offenen Feuerstelle durch den Schornstein des riedgedeckten Dachs) Töpferei mit Brennofen, Windmühlen, Felder mit Leinenanbau und herrliche Bauern-gärten konnten wir bewundern.

Die Mittagspause mit Kaffee und Würstchen gestalteten wir, wie schon so oft, auf dem Parkplatz aus den Busvorräten. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir wieder Allenstein mit seiner Domherrenburg aus dem 14. Jahrhundert. Hier war der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus Verwalter der Burg. Sein Denkmal steht an zwei Stellen vor der Burg. Im Innenhof der Burg empfing uns Saxofon- und Gitarrenmusik mit Gesang von einem Musikfestival, das dort statt-fand. Wir bestiegen den Dachboden der Burg mit einer Ausstellung von Filmplakaten – bekannte polnische Regisseure mit ihrer Arbeit wurden uns vorgestellt.  In Vitrinen im Hauptgeschoß der Burg waren astronomische Arbeiten von Kopernikus und Geräte vorgestellt, die er für seine Arbeit benutzte.

Es schlossen sich eine Stadtführung zur Evangelischen Kirche und auf den Marktplatz an. Der Nachmittag war den Teilnehmern dann für eigene Stadt-erkundungen freigestellt. Um 19.00 Uhr gab es im Hotel das Abendessen.

7. Reisetag, Sonntag, 31. August 2014

7.00 Uhr Frühstück – 8.30 Kofferverstauen im Bus und Abreise.
Auf dem Weg nach Heilige Linde sangen wir zu unserer Morgenbesinnung Lied LB 91 „All Morgen ist ganz frisch und neu“, hörten den Psalm 100 (LB 114) vom Lobgesang des Volkes beim Einzug ins Heiligtum – dieser Psalm würde an diesem Sonntag landauf, landab überall in den Kirchen im Gottesdienst erklingen. Ich legte den Wochenspruch 1. Petr.5,5 aus: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade!“ und stellte eine Verbindung zum Evangelium des Sonntags vom Pharisäer und Zöllner im Tempel (Lk. 18) her, das in diesem Wochenspruch zusammengefasst ist. Eine Mahnung zur Toleranz, die uns heute nottut im Miteinander von Katholiken und Evangelischen, Muslimen und Juden! Ein Gebet mit Liedversen von Paul Gerhardt (EG 37) „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren …. und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren ...“ und Lied LB 67 „Nun danket alle Gott“ schlossen diese Besinnung ab.
    
Darko erklärte, daß das Ermland nach einer Volksgruppe der Pruzzen, der „Warmen“ genannt ist (poln. „Warmski“) und fügte eine nächste Lektion im Erlernen der polnischen Sprache an.
    
Dann erreichen wir die barocke Basilika im Wallfahrtsort Heilige Linde/Swieta Lipka. Vor dem Eintreten in die Kirche erklärte Darko die Legende, nach der ein zum Tode Verurteilter eine Marienfigur geschnitzt und an einer Linde befestigt habe. Eine solche Lindennachbildung steht heute in der Kirche. Hunderte Menschen ström-ten in die Kirche. Dort fand gerade die Sonntagsmesse statt. Nach dem Segen strebte Darko mit energischen Schritten, uns hinterherziehend, durch den Mittelgang in den Altarraum und stellte mit unserer Hilfe Bänke aus dem Seitenbereich für uns bereit, mit Blick auf die Barockorgel. Ein Glück! So hatten wir beste Plätze für das kleine Orgelkonzert, das uns erwartete.

An der 300 Jahre alten Barockorgel mit 40 Registern und 4.000 Pfeifen bot eine junge Ordensschwester 4 verschiedene Orgelstücke dar. Ein Augen- und Ohrenschmaus – denn passend zu den Musikstücken drehten sich Engel mit ihren Trompeten am Prospekt hin und her,  goldene Sterne drehten sich, Engel mit Glöck-chen bewegten sich und der Erzengel  Gabriel verbeugte sich vor der Mutter Maria an der Spitze des Orgelprospektes. Zuvor hatte ein Priester die versammelte Zuhörer-schaft zum Singen zweier Choräle aufgefordert (deutsch!): „Lobe den Herren“ und „Großer Gott, wir loben dich“. Eine Kollektensammlung beendete das Konzert.

Gegen Mittag erreichten wir Rastenburg/Ketrzyn zum Besuch der „Wolfsschanze“, das ehemalige Führerhauptquartier. Die Führung durch die ge-sprengte Bunkerstadt übernahm die alte Lehrerin Genoveva  und konnte nicht endend von der Dicke der Bunker, dem verarbeiteten Beton und Stahl erzählen. Ein er-schreckendes Bild von der Hybris und dem gigantischen Wahnsinn einer angeblichen Sicherheit vor Bombenangriffen der Gegner war vor uns ausgebeitet. Hitler war insgesamt 3 Jahre hier im Hauptquartier. Oberst Stauffenberg verübte hier am 20.7.1944 das misslungene Attentat auf Hitler. An den Grundmauern der damals zerstörten Kartenbaracke  erinnert ein aufgeschlagenes Buch an die Tat.  Am 25. Januar 1945 wurde die Bunkeranlage durch Pioniere mit Tonnen von Sprengstoff vergeblich gesprengt – von Anwohnern der Umgebung als ein  Erdbeben empfunden. Aber die gewaltigen Bunker stürzten nur um und zerbrachen. Bis heute sind diese Ruinen Mahnung für alle Besucher, dass  solche Schrecken sich nie wiederholen dürfen. Oft sind es die kleinen Dinge am Rande, die nachdenklich machen: z.B. die dürren Holzstecken, die Besucher unter die schräg stehenden Bunkerreste gestellt haben, als vergeblichen Versuch, sich gegen Macht zu stemmen.

Auf der Weiterfahrt kehrten wir zur Mittagspause in einem rustikalen Restaurant ein, das ehemals eine Mühle war – und aßen einen wunderbaren Eintopf, in kleinen Tontöpfchen serviert.

Über Ryn ging es weiter nach Nikolaiken/Mikolaijki.  Darko verlas die Geschich-te vom „Stinthengst“ eines ostpreußischen Dichters. Dieser große Fisch habe immer wieder beim Auftauchen die Fischerboote umgestürzt und die Fischer um ihren Fang gebracht. So taten sie sich zusammen und fingen ihn und wollten ihn töten. Doch dieser „Stinthengst“ drohte, allen Fischreichtum im See versiegen zu lassen. Da begnadigten sie ihn und legten ihn an einer Brücke in Nikolaiken an eine Kette.

Ein Springbrunnen in Hafennähe wird geziert von einer Bronceskulptur des Stinthengstes. Vom Hafen aus traten wir mit dem kleinen Ausflugsschiff „Sniadwy“ eine gut 1 ½ stündige Ausflugsfahrt auf den Spirdingsee an. Er ist mit 21 km Länge und 14 km Breite der größte der masurischen Seen, etwa 5-8 Meter tief. Viele Segler und Ausflugsboote waren an diesem Sonntag unterwegs. Zusammen mit dem Kapitän bot Darko landesstypische Spirituosen an: Bärenfang und Bisonwodka.

Um 18.00 Uhr erreichen wir das idyllisch am See gelegene Hotel Mazurski Dworek mit einer Unterbringung in vier kleinen Häusern, rund um einen Brunnenplatz, mit Blick auf den See gruppiert. Das Hotel gefiel uns so gut, das einige Teilnehmer sagten: Hier könnten wir länger bleiben! Mit dem Abendbrot im Hotel klang ein erlebnisreicherTag aus.

8. Reisetag, Montag, 1. September 2014

7.00 Uhr Frühstück, 8.00 Uhr Kofferverladen und Abfahrt, denn um 8.30 Uhr waren wir zum Abendmahlsgottesdienst in der Ev. Kirche in Nikolaiken verabredet. Schon vorab hatte ich über das Gustav-Adolf-Werk und die Kanzlei der Ev. Kirche augsbu-gischer Konfession in Warschau Kontakt mit dem Ev. Pfarrer Boguslaw Juroszek auf-genommen, der uns, in guter deutscher Sprache empfing und begrüßte. Leider musste er zu einem Schulanfängergottesdienst aufbrechen und konnte nicht bleiben,  aber ein Mitarbeiter der Gemeinde blieb bei uns.

Im Gottesdienst sangen wir „Er weckt mich alle Morgen“ (LB 94), „Gott gab uns Atem, damit wir leben“ (LB 86), „Unser Leben sei ein Fest“ (LB 69), „Wenn das Brot, das wir brechen“ (nach der Elisabeth-Legende LB 90) und „Verleih uns Frieden“ (LB 30). Psalm 121 wurde zu Beginn verlesen. Als Auslegung hatte ich 1. Kö. 19,5-8 gewählt – die Geschichte von Elia, der unter einem Wacholderbusch verzweifelt und sagt: „Es ist genug, Herr, so nimm nun meine Seele“ - der aber mit Wasser und Brot gestärkt wird für weitere Aufgaben: „Steh auf und iß, denn du hast einen großen Weg vor dir!“ So feierten wir in einer großen Runde um den Altar vereint das Abendmahl als Wegzehrung für unsere Reise und unser weiteres Leben. Werner Kepper teilte mit mir zusammen das Abendmahl aus.

Nach dem Gottesdienst berichtete der Gemeindemitarbeiter von der Gemeindearbeit in Nikolaiken: 250 Gemeindeglieder – lebendige Gemeinde- und Jugendarbeit - Seniorenheim mit 70 Plätzen – Behinderten- und Tagespflege – ein Gästehaus für Touristen.  Wir bedankten uns nach lebendiger Rückfrage und Aussprache mit einer Kollekte für die Gastfreundschaft dieser Diaspora-Gemeinde.

Auf der Weiterfahrt verlas ich aus Unterlagen des Gustav-Adolf-Werkes Angaben zur Größe der Ev. Kirche augsburgischer Konfession und der Reformierten Kirche in Polen. - Darko gab auf Rückfragen der Reiseteilnehmer Auskünfte über das Schulwesen in Polen.

Schließlich erreichten wir in Galkowo das Jagdhaus „Salon Dönhoff“. Dieses Jagdhaus stand ursprünglich beim heute verfallenen Gutshaus der Familie Lehndorf in Steinort und wurde 2007 hier in Galkowo wieder aufgebaut. Im Obergeschoß des weiträumigen Hauses ist ein Museum eingerichtet mit Dokumenten, Fotos, Bildern, Büchern der Marion Gräfin Dönhoff, einer Verwandten der Lehndorfs, die in einem Roman ihre Flucht mit ihrem Pferd von Masuren bis nach Westdeutschland beschrieb und als Journalistin und Mitredakteurin der „Zeit“ arbeitete.

Es empfing uns Frau Renate Marsch, eine ehemalige dpa-Korrospondentin, die mit der Gräfin befreundet war. Sie berichtete in lockerer Gesprächsrunde von der Entstehung dieser „Gedenkstätte“. Gräfin Dönhoff hat von dem Projekt gewusst und es gefördert, aber nicht mehr selbst erlebt. Frau Marsch spielte uns dann eine CD mit der Originalstimme der Gräfin „Jahreszeiten in Ostpreußen“ ab. Gräfin Dönhoff war sehr um die Aussöhnung von Polen und Deutschen bemüht, und so ist dieses Jagdhaus heute als eine Begegnungsstätte zu verstehen.
 

Auf der Weiterfahrt verlas Darko die Entstehungsgeschichte des Namens „Bärenfang“ und schließlich erreichten wir das Flüßchen Kruktyna. Wir bestiegen mit unserer Gruppe zu je 8-10 Personen Holzkähne zu einer Kahnstakenfahrt. Glasklares Wasser bis auf den Grund, viele Fische. Enten und Schwäne begleiteten unsere Fahrt stromauf, von den Stakenmännern sicher vorangetrieben. Es war absolut still im gewundenen Flusslauf der Krutyna im Wald. Die Stakenmänner geben gern Auskunft über Land und Leute und die Fischarten im Fluss – ein wunderbares Erlebnis. Es war ein richtiges Ausruhen nach aller Fülle der Eindrücke dieser Tage.  Nach einer Mittags-pause im Restaurant bewunderten wir das Angebot von Bunzlauer Porzellan in Ständen auf dem Vorplatz.

Darko spielte, von Siegfried Lenz selbst gesprochene Geschichten aus „So zärtlich war Suleyken“ ab; „Der Leseteufel“ -  „Füsilier in Kulkaken“ und „Das Bad in Wszcinsk“

Auf der Weiterfahrt kamen wir durch die Johannisburger Heide und durch Ortelsburg/Szczytno und Hohenstein/Olsztynek. Hier ganz in der Nähe liegt das Gebiet der Schlacht von Tannenberg – die erste Schlacht 1410, in der der deutsche Ritterorden unterlag,  die 2. Schlacht fand im 1. Weltkrieg unter Hindenburg statt.

Unterwegs auf der Weiterfahrt wurde eine CD mit dem Text von Agnes Miegel „Die Frauen von Nidda“ abgespielt, ein Bericht, der uns an die Wanderdüne von Leba erinnert, die Stück für Stück Land verschlingt und Leben vernichtet. Darko las vor aus Klaus Bednarz „Nahes und fernes Land – Begegnungen in Ostpreußen“. Er berichtet dort über den Ort seiner Vorfahren in Ukta an der Krutyna. Bednarz hat dort später ein Haus gekauft und dort gelebt. Das Buch enthält einen Bericht über einen Besuch im ehemaligen eigenen Bauernhaus („Das ist der Preis!“).

Schließlich erreichten wir um 19.00 Uhr Thorn/Torun, das von den Deutsch-ordensrittern gegründet wurde. Wir bezogen unser Hotel „Mercure Zentrum“ und machten uns nach dem Bezug unserer Zimmer zu Fuß auf den Weg zum altpolnischen
 

Restaurant in der Innenstadt, wo wir zu Abend aßen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Parkanlage vorbei, in deren Mitte ein Springbrunnen – besser gesagt, eine Brunneninstallation zu sehen war – mit immer wieder unterschiedlich wechselnden Farben angestrahlt, in Höhe und Intensität wechselnd, nach einer zugleich abgespiel-ten klassischen Musik gesteuert. Wir hätten dort stundenlang verweilen können!

9. Reisetag, Dienstag, 2. September 2014

7.00 Uhr Frühstück – 9.00 Uhr Einladen der Koffer in den Bus und Aufbruch zur Stadtbesichtigung von Thorn: Wieder vorbei an dem schönen Springbrunnen, diesmal ohne Beleuchtung und Musik – zum Gebäude der Universität. Auf 200.000 Einwohner Thorns kommen 50.000 Studenten! An der Stadtmauer entlang erlebten wir den „schiefen Turm von Thorn“ - ein weit nach innen geneigtes Gebäude. Und keiner von uns bestand den Test der Standhaftigkeit: rückwärts gegen die Mauer gelehnt, mit den Hacken fest an die Wand – und dann die Hände gehoben und ausgestreckt – alle fielen nach vorn um!
    
Immer wieder hatten wir schöne Tordurchblicke zur Weichsel, die hier mächtig breit strömt auf ihrem 1.340 km weiten Weg durchs Land. Wir sahen die Johanneskirche und herrlich alte Häuserfronten am Marktplatz, das alte Rathaus mit seinem Glockenspiel, das Esel- und Kopernikusdenkmal.  Auch der Froschbrunnen war beeindruckend. Dahinter steht eine Froschplagen-Legende, ähnlich der Geschichte vom Rattenfänger in Hameln – ein junger Musikant rettete damals die Stadt.
Beim weiteren Rundgang besichtigten wir die  Maria-Himmelfahrt-Kirche. Sie wurde von den Franziskanern als Hallenkirche  erbaut. Und schließlich führte unser Weg in das Geburtshaus von Kopernikus, heute Korpernikus-Museum. Bei der Innenführung fanden wir Bilder von Kopernikus, alte Stadtansichten aus dem 15. Jahrhundert, ein elektronisches Modell vom Planeten-Umlauf, das das heliozentrische Weltbild beschreibt, bei dem die Sonne im Mittelpunkt steht, Handzeichnungen von Kopernikus über seine astronomischen Arbeiten und Werkzeuge seines Handwerks. Das Handels-wesen von Thorn in früheren Zeiten wurde dokumentiert: Salz, Wachs und Teer.

In der sich anschließenden freien Zeit konnte jeder die Stadt noch einmal auf eigene Faust erkunden, die berühmten „Thorner Katharinchen“ und andere Backer-zeugnisse erwerben.

Auf der Weiterfahrt im Bus erzählt Darko noch einmal ausführlich die Legende zum Froschbrunnen: Mit einem Weichselhochwasser war die Stadt überschwemmt und mit dem Schlamm waren Frösche in die Stadt gelangt. Der Bürgermeister hatte dem-jenigen seine Tochter zur Frau versprochen, der die Stadt von der Froschplage befreien könnte. Ein junger Flößer spielte auf seinem Instrument und alle Frösche folgten ihm aus der Stadt hinaus und sprangen in die Sümpfe. Der junge Geiger auf dem Froschbrunnen dokumentiert den Ausgang der Geschichte.

Auf dem weiteren Weg im Bus unsere Tagesbesinnung: Lied LB 56 „Wohl denen, die da wandeln“, Psalm 145. Der Mittelvers im Psalm „Du gibst ihm Speise zu seiner Zeit“, uns bekannt als Tischgebet, regt an, darüber nachzudenken, was wir Christen in den Hungernöten unserer Zeit tun können, um Not zu lindern, zu spenden – aber auch fürbittend tätig zu werden und selbst keine Nahrung zu verschwenden. Lied LB 81 „Ich steh vor dir mit leeren Händen,  LB „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ und ein altchristliches Segensgebet schlossen unsere Besinnung ab.

Darko spielte unterwegs eine CD des Deutschen Steffen Möller (Sohn von  Pfr. Dr. Möller aus Wolfhagen) ein – mit dem Titel „Via Polonia“.

Schließlich erreichten wir nahe der Ortschaft Znin in Biskupin die Rekonstruk-tion einer 2.500 Jahre alten Wehrsiedlung. 1933 wurden Reste dieser Siedlung auf einer Halbinsel im See von einem Lehrer entdeckt und erforscht. Durch Entwässerung eines nahen Flussgeländes wurden Holzstümpfe freigelegt. Da der Lehrer von ähnlichen Entdeckungen in der Schweiz wusste, veranlasste er Archäologen aus Posen, sich der Sache anzunehmen. Bis 1970 – auch über die Kriegszeit hinweg, wurde dort ausgegraben und rekonstruiert. Ein hohes Eingangstor in einem Schutzwall führt in die kreisrunde Anlage. Zwei große riedgedeckte Langhäuser sind dort aufgebaut. Ursprünglich bestanden in dieser Siedlung 13 solcher Langhäuser.

Gegen 16.00 Uhr ging es weiter nach Gnesen/Gniezno.  Inzwischen hatte es angefangen zu regnen (der einzige Regeneinbruch auf unserer Reise!). Gnesen war lange Zeit Hauptstand Polens. Die Kathedrale, hoch auf einem Hügel gelegen, war die Krönungskirche der polnischen Könige. Dort steht das große Standbild von dem Primas Polens, Kardinal Wyschinski, der sich mit Erfolg dem Kommunismus widersetzt hatte. Er verstarb 1981 und ist in Warschau bestattet. Sein beharrlicher Wider-stand erklärt auch die ungebrochen starke Stellung der katholischen Frömmigkeit im Land – über kommunistische Zeiten hinweg.  Die Kathedrale konnten wir zwar besichtigen, die so berühmte Broncetür aus dem 12. Jahrhundert war jedoch versperrt. 

Kurz nach 17.00 Uhr brachen wir nach der Kirchenbesichtigung nach Posen auf. Unterwegs spielte Darko noch einmal Stücke von Siegfried Lenz mit der CD ein: „Die Reise nach Oletzko“ - die Geschichte von Paul Popp, der ein Paket Nägelchen braucht und in die nahe Stadt aufbrechen will, zusammen mit seinem Schwager Abromeit und dem halben Dorf, das loszieht. Und „Ein angenehmes Begräbnis“.

Spät erreichten wir unser NH-Hotel „Antonia Royal“ in Posem/Poznan  und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um in einem Restaurant unser Abend-brot einzunehmen.

10. Reisetag, Mittwoch, 3. September 2014

7.00 Uhr Frühstück – 9.00 Uhr Abfahrt mit dem Bus in die Stadt. Wegen des kurzen Weges entfiel eine Tagesbesinnung, wir sangen stattdessen im Bus LB 95 „Es tagt der Sonne Morgenstrahl“.

Bei unserer Stadtrundfahrt kamen wir am beeindruckenden Denkmal der vielen Aufstände in Polen vorbei – zwei mächtige Steinkreuze, die Querbalken mit den senkrechten Balken mit schweren Tauen umschlungen und zusammengehalten.
Dazu die Jahreszahlen der Aufstände: 1956-1981. Daneben ein stilisierter Adler.

Am Denkmal des polnischen Dichters Adam Mikiewicz und dem Kollegium Maximum der Universität vorbei überquerten wir auf dem Weg zur Dominsel die Warthe. Die Kathedrale auf der Dominsel, ein beeindruckender Backsteinbau, ist Peter und Paul gewidmet und wurde im Kriege schwer zerstört. In der Krypta hörten und sahen wir eine Video-Präsentation in deutscher Sprache über die Entstehungsphasen der Kathedrale und ihren Wiederaufbau nach dem Kriege.

Ein Zeichen polnischer Frömmigkeit wurde uns an der Reliquie an einer Seiten-wand deutlich, die unter Glas die Schwertspitze des Apostel Petrus zeigt, mit dem er dem Soldaten das Ohr abgeschlagen habe.

Zurück in die Stadt, schlenderten wir über den Rathausplatz mit seinen putzig bunten schmalen Häusern am Markt, sammelten uns am Bemberca-Brunnen. Menschen aus Bamberg haben im Raum Posen gesiedelt. Die Marktfrau auf dem Denkmalsbrunnen trägt Bamberger Tracht.

Und schließlich fanden wir endlich Zeit, auf den Stufen der Rathaustreppe unser Gruppenfoto zu machen.

Weiter ging es zur Pfarrkirche, von Jesuiten erbaut, mit dem Schulkomplex daneben und fanden uns pünktlich zu 12.00 Uhr wieder am Rathaus ein, um nach dem Glockenspiel beim Trompetersignal die beiden Ziegenböcke, Wahrzeichen Posens, aus der Luke treten und gegeneinander kämpfen zu sehen. Wir konnten sie auch an einem Broncedenkmal in der Stadt bewundern.

Dann schließlich kam die Stunde des Abschiedes von Darko, der uns nun verließ, um schon am Freitag eine neue Gruppe zu übernehmen. Er bedankte sich bei uns für unser Zuhören. Wir aber haben ihm zu danken für seine fachkundige Führung, seine fröhliche, freundliche und aufmerksame Art,  mit der er jeden aus der Gruppe immer im Blick hatte. Ein Beispiel dafür: Unsere zweitälteste Teilnehmerin, Frau Jung. Jemand fragte: „Wo ist Frau Jung?“ Da antwortet Darko prompt: „Wenn Sie die Frau Jung suchen, dann dürfen sie nicht zurückschauen, sie ist immer vorn!“  Das war sicherlich auch ein liebevoller Fingerzeig auf alle, die nicht so eifrig im Anschlusshalten waren.

Ja, wir haben ihn ins Herz geschlossen – und seine Liebe zu seinem Land ist uns zu Herzen gegangen und auf uns übergesprungen. Mit eriner Umarmung bedankte er r sich beim Reiseleiter und Mit Handkuß und Küsschen bei seiner „Schlussfrau“, Frau Gebauer, die immer dafür sorgte, dass die Gruppe komplett blieb und beim Busfahrer, der uns bei unserem Rundgang begleitete,  für seine sorgsame Fahrweise unterwegs.

Jeder aus der Gruppe ging dann am freien Nachmittag seine eigenen Wege, noch einmal durch die Stadt – oder ruhte im Hotel aus. Um 19.00 Uhr trafen wir uns dann zum Abendbrot.

11. Reisetag, Donnerstag, 4. September 2014

Ab 6.30 Uhr Frühstück, zu 8.00 Uhr Kofferverladen – und dann ging es auf die Heim-reise. Unsere letzte geistliche Besinnung auf unserer Reise eröffneten wir mit dem Lied LB 97 „Morgenglanz der Ewigkeit“ und mit der Losung Micha 7,19: „Er wird sich unser wieder erbarmen und alle unsere Sünden in die Tiefe des Meeres werfen!“ Ein starkes Bild – der Psalm 23 ist dazu wie eine Erklärung passend gewählt. Gott der gute Hirte, der uns nachgeht und der gute Wirt, der uns Gastrecht gewährt und es gut mit uns meint. Bei solchem Gott ist man gut aufgehoben.

Wir schlossen unsere Gedanken mit Gebet (LB 80) und dem Kanon LB 52 „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ ab.

Die Rückreise ist lang. So las ich von Siegfried Lenz aus seinem uns nun schon vertrauten Büchlein „Eine Kleinbahn namens Popp“ und „Der Mann im Apfelbaum“.

Karl Heinemann berichtete von seinen Studien zur Mundart von Texten, die er in der Bibliothek Brehm in Bad Arolsen fand über Maße und Gewichte – und übersetzte sie für uns ins Hochdeutsche.

Als wir die polnisch-deutsche Grenze über die Oder überquerten, sangen wir: „Ja, weil Frankfurt so groß ist, darum teilt man es ein, wohl in Frankfurt an der Oder und in Frankfurt am Main“.

Auf der ersten Raststätte auf der A 10 machten wir kurze Rast, die dem Bus-fahrer vorgeschrieben ist. Unser Mitreisender Heiner Lauschus, der mit seiner Frau nun bald aussteigen würde, formulierte seinen Dank an Reiseleitung, Gruppe und Bus-fahrer und Frau Dr. Schael bot das Gedicht dar: „Danzig liegt an der Kadaune“. Wir erinnerten uns dabei an das Lokal neben dem Krantor, wo Bilder an der Wand hingen und die Geschichte vom guten Schluck mit der Pflaume darstellten, die dann auch einige Teilnehmer unter großem Schütteln und Schaudern ausprobiert hatten.

Schon kurz nach 11.00 Uhr waren wir wieder an der Tankstelle der Ausfahrt Königswusterhausen, wo wir von den Ehepaaren Lauschus und Schael Abschied nahmen – beide Paare waren viel früher zu Hause als wir, trotz anschließender Bahn- und Taxenfahrt.
Unterwegs auf der A 9 erlebten wir kurzfristig Autobahnstau. Darko hätte in seiner unverwechselbaren Art kommentiert: „Die Autobahn ist bestaut“.

Dann setzte sich Herr Döhrer ans Mikrofon. Als Forstrat a.D. ist er bestens informiert über das Forstwesen in der Gegend, die wir durchfuhren. Er erklärte uns auch die vielen neuen breiten Wildbrücken über die Autobahnen, die nach EU-Richtlinie jetzt überall zum Artenschutz der Tiere  anzulegen sind (keine Inzucht durch abgesperrte Waldgebiete, die durch die Autobahn getrennt sind). Aber auch Besonderheiten von Forstpflege, Baumarten und Tagebaugebiete (Kupfer- und Kaligewinnung) in der ehemaligen DDR und geologische Gegebenheiten weiß er gut zu erklären.

Am Rastplatz Galgenberg hinter Nordhausen machten wir noch einmal Rast. Als wir den Grenzlandtunnel an der ehemaligen DDR-Grenze bei Heiligenstadt durch-fuhren, erklärte ich dann die Landschaft und Orte der Umgebung, denn nach der Flucht bin ich dort als Junge aufgewachsen.

Bevor die nächsten Reiseteilnehmer den Bus verließen, kurz vor Wolfhagen, sprach Herr Döhrer im Auftrag der Gruppe noch einen Dank an mich als Reiseleiter und Herrn Multhaupt als Fahrer aus.

Ich dankte der Gruppe für die gute Zusammenarbeit und dem Busfahrer für umsichtiges Fahren und gab bekannt, wie es mit einem Nachtreffen sein wird,  bei dem Erinnerungen ausgetauscht und von mir ein Filmbericht gegeben werden soll. Kurz vor 18.00 Uhr verabschiedeten wir in Wolfhagen das Ehepaar Kepper und nach gut 3000 km Busreise trafen wir um 18.00 Uhr auf dem Herkulesmarkt in Bad Arolsen ein – auch die weiteren Haltepunkte Rhoden und Warburg klappen wie geplant.


Das also ist mein Versuch, in einem Reisetagebuch die Eindrücke unserer Studienreise zu bündeln und zusammen zu fassen.

Mein Dank gilt der hervorragenden Betreuung durch Frau Matheis von der Agentur ECC-Studienreisen in der Planung und Abwicklung,  aber auch der Arbeit der Partneragentur in Polen, die unsere Wünsche gut umgesetzt haben und in enger Rücksprache und Zusammenarbeit mit unserem Guide alle Wege geebnet haben. Nicht vergessen werden soll auch ein Dank an die Mitarbeiterin Frau Schäfer im Kirchenkreisamt in Korbach für die gewissenhafte Abwicklung der Zahlungen für diese Reise.

Es war eine wunderbare Reise – Danke!

Bad Arolsen, 24. September 2014


(Eckart Gebauer, Pfarrer i.R.)