Reise auf den Spuren der mesopotamischen Hochkultur

Braunschweiger Reisegruppe um Domprediger Joachim Hempel auf den Spuren Abrahams

Von Ingeborg Obi-Preuß

Eine Reise wie in einer Zeit­maschine: Auf den Spuren der mesopotamischen Hochkultur um 4000 vor Christus und gleichzeitig ein futuristischer Blick auf die Moderne von Morgen. Domprediger Joachim Hempel ist wieder einmal in die Wüste gezogen, nB- Fotograf Thomas Ammerpohl hat ihn begleitet.

Wir wollten uns der alten Schiff­ fahrtsstraße von Euphrat und Tig­ris  nähern“,  erzählt  Hempel  von der Idee.  Auch die  60. Domreise sollte wieder den Spuren der Bi­bel folgen. Diesmal stand die Geschichte  Abrahams  im Zentrum. „Wir wollten sehen, aus welchem Kulturhintergrund die Familie Abrahams aufgebrochen  war,  um ans Mittelmeer zu ziehen, um den Grundstock für das Volk Israel zu legen, aber auch für das Juden­tum, das Christentum und den Is­lam,“ sagt Hempel.

Nun liegen das damalige Mesopotamien mit den Flüssen Eu­phrat und Tigris zum großen Teil im heutigen Irak, der wegen der Sicherheitslage nicht besucht werden kann. Die 20 Braunschweiger wähl­ten eine Route von Kuwait über Bahrain, die  Vereinigten Arabi­schen Emirate bis in den Oman. Neben den biblischen Aspekten haben sich die Reisenden auf die fremde  Kulturgeschichte einge­lassen, auf den Zauber der Wüste. Hohe Berge haben sie überquert, subtropische  Vegetation  bewundert und vor allem - die Men­schen besucht. Traditionell ge­kleidete Frauen, viele hinter Ge­sichtsmasken verborgen,  gleich daneben junge Mädchen in Jeans und Turnschuhen. Unermesslicher Reichtum wechselte mit kargen Lebensumständen, einfache Hütten mit hochmodernen Glas­palästen.

Sie haben eine Braunschweigerin kennen gelernt, die seit vielen Jahren  im  Oman  einen  Botanischen Garten anlegt, und eine ru­mänische  Hotelfachfrau,  die in Bahrain  mit  einem eigenen  Restaurant ihr Glück gemacht hat.
„McDonalds und Coca Cola ge­ hört zum Stadtbild, nur  wenige Kilometer   außerhalb mutet das Leben an wie im Mittelalter“, be­schreibt  Hempel die  Gegensätze, „was die  Menschen  verbindet, ist ihr Stolz darauf, Araber zu sein“, erzählt er, „wir Besucher bleiben staunende Fremde.“

Augenblicke

Nizwa: Spektakulärer  Blick  auf die Sultan Qaboos Moschee im Oman. Wegen  der  wichtigen, geistlichen  und  politischen  Be­ deutung,  die  diese  Stadt  jahr­hundertelang  hatte,  war  sie  im Bewusstsein der Omanis  die heimliche Hauptstadt. Nizwa gehört zu den sehenswertes­ ten Orten des Omans.

Gastarbeiter:  Die  reichen Einheimischen  können andere für sich  arbeiten  lassen.  Wie  hier in  Abu  Dhabi  vor  allem  Menschen aus Pakistan und Indien.

Erst mal schauen: In den häufig sehr entlegenen Oasen reagie ren die Kinder auf die fremden Besucher  ein wenig schüch­tern.

Frisches Wasser

Falaj  -  das  sind  unterirdische Wasseradern,  die  durch  tief eingeschnittene  Felsspalten  an die  Oberfläche  kommen  und die Grundlage für ein Kanalsystem  bilden,  mit  dem  jeweils mehrere  kleinere  Dörfer  hin­ tereinander mit  Wasser  ver­ sorgt  werden. In  ihrer Nähe gibt es üppige Vegetation.

Gegensatz: Tradition und Moderne

Krasse  Gegensätze  zwischen Tradition  und  Moderne  bestimmen  das  Bild  der  arabischen Metropolen auf  der  Reiserou­te. Besonders in Kuweit (unser Foto)  ist  der  historische  Kern sehr klein, da fast alle traditio­nellen  Bauten  im  ersten  Golfkrieg  (1980  bis  1988)  zerstört wurden.  Andere  Städte  sind überhaupt erst durch das Ölge­ schäft  entstanden  und  haben somit  auch  keine  Vergangen­ heit zu bieten.

Braunschweiger Zeitung im Februar 2009