Kulturreise nach SÜDAFRIKA und SWASILAND

„Niemand ist mit Hass auf einen Menschen wegen dessen Hautfarbe,
Hintergrund oder Religion geboren worden.“
(Nelson Mandela)

WIE DIE REISE GEPLANT WAR:

ECC-Studienreisen, Kirchliches und Kulturelles Reisen

SÜDAFRIKA UND SWAZILAND

13 Tage "Begegnungsreise im weiten Land zwischen Küste,
Wüste und Nationalparks"
23. September bis 5. Oktober 2019
Leitung: Prof. Dr. Martin Rösel und Prof. Dr. Klaus Hock, Rostock

1. Tag: Mo. 23.09.19
Linienflug mit EMIRATES von Hamburg über Dubai nach Johannesburg.

2. Tag: Di. 24.09.19
Am Vormittag Ankunft in Johannesburg und Begrüßung durch die südafrikanische Reise- führung. Fahrt nach Soweto, den dreißig South Western Townships, welche insbesondere im Jahr 1976 durch die massive Apartheidprotestbewegung Geschichte schrieben. Besich- tigung und Rundgang durch eines der Townships von Soweto, das einen Einblick in das Leben einer neuen, stolzen farbigen Generation Südafrikas gibt. Treffen mit einer örtlichen Jugendgruppe und Gelegenheit zum Mittagessen. Anschließend Besuch im Apartheid-Museum, in dem die Apartheid von ihrer Entstehung ab 1948 bis zu ihrer Beendigung 1994 mit Ausstellungsstücken, Texten, Fotografien, Plaka- ten und Filmen erläutert wird. Weiter geht es zum Hotel nach Pretoria. Abendessen und Übernachtung Pretoria.

3. Tag: Mi. 25.09.19
Am Vormittag Besichtigungen in Pretoria, der Verwaltungsstadt Südafrikas, mit vielen historischen Bauwerken aus dem 19. Jh. sowie den Union Buildings, dem Church Square und dem Kruger House. Anschließend Besichtigung des außerhalb der Stadt liegenden Vortrekker-Monuments, das an die Flucht der Buren - den Großen Treck – aus dem Kapland zwischen 1835 und 1841 erinnert. Spaziergang durch den Garden of Remembrance. Wei- ter geht es nach Johannesburg und Stadtrundfahrt durch die lebendige und exotische Met- ropole zum Carlton Center, von dessen Aussichtsplattform man einen schönen Rundblick über Johannesburg hat. Anschließend Fahrt zum Constituational Hill und zur Outreach Foundation und der deut- schen Gemeinde im Stadtteil Hillbrow. Die von der Evangelischen Lutherischen Kirche in Südafrika betriebene Outreach Foundation bietet ein Beratungs-angebot für MigrantInnen und Geflüchtete. Abendessen und Übernachtung Pretoria.

4. Tag: Do. 26.09.19
Besuch und Begegnung bei der Abasizikazi Home Based Care in Embalenhle in der Provinz Mpumalanga. In diesem Projekt werden u.a. HIV Positive Frauen unterstützt und deren Kinder in Haushaltsführung unterrichtet. Anschließend Weiterfahrt in das unabhängige Königreich Swaziland, das offiziell das Königreich eSwatini nennt. Der kleine Binnenstaat grenzt im Osten an Mosambik. Abendessen und Übernachtung Nähe Hawane Nature Resort.

5. Tag: Fr. 27.09.19
In der Hauptstadt Mbabane Besuch des Swazi Market, bekannt für sein reichhaltiges Angebot an traditionellem Kunsthandwerk. In Mbabane Gespräch mit dem lutherischen Bischof zur politischen Situation in Swaziland. Alternativ Besuch eines BfdW-Projektes, ein Staudamm-Umsiedlungsprojekt. Anschließend Besuch des Mantenga Kulturdorfes im Ezulwini Valley mit Einführung in Musik und Kultur der Swazis. Am Nachmittag Fahrt in das im Ezulwinital („Tal im Himmel“) gelegene Mlilwane Wildlife Sanctuary, das als ein privates Naturschutzreservat 1950 gegründet wurde. Im hügeligen Gelände, das zum Teil bewaldet ist, sind zahlreiche Tierarten zu sehen. Auf Wanderwegen kann man Antilopenarten, Zebras, Giraffen, Warzenschweine und unzählige Vogelarten beobachten, es gibt keine gefährlichen Raubtiere. In mehreren kleinen Seen befinden sich Krokodile und Flusspferde.
2 bis 3-stündige Wildbeobachtungsfahrt mit Geländefahrzeugen. Abendessen und Übernachtung Nähe Mlilwane Wildlife Sanctuary.

6. Tag: Sa. 28.09.19
Besuch der Fair Trade Candle Factory, die 1982 von zwei südafrikanischen Künstlern gegründet wurde und heute ihre Produkte in über 20 Länder exportiert. Weiterfahrt durch das Ezulwinital in Richtung Süden über die Grenze nach SÜDAFRIKA an die Ostküste von KwaZulu-Natal bis zum Hluhluwe-Umfolozi-Nationalpark.
Wildbeobachtungsfahrt in offenen Geländewagen durch den ältesten Park in Südafrika. Die vielfältige Vegetation des Parks bietet einen Lebensraum für die Big Five wie auch für viele andere Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien. Der Park ist vor allem bekannt für seine große Nashornpopulation. Nach der Wildbeobachtungsfahrt Ausfahrt aus dem Hluhluwe-Umfolozi-Nationalpark und Fahrt in den iSimangaliso-Wetland-Park nach St. Lucia, der seit 1999 zum Weltnaturerbe der UNESCO zählt und aus vielen kleinen Schutzgebieten mit subtropischer bis tropischer Vegetation besteht.
Abendessen und Übernachtung St. Lucia.

7. Tag: So. 29.09.19
2-stündige Bootsfahrt auf dem St. Lucia-See. In den Feuchtgebieten leben die größten Krokodilund Flussperferdbestände Südafrikas. Der St. Lucia-See mit einer Länge von 50 Kilometern liegt im Zentrum des Parks und ist der größte See Südafrikas.
Am Nachmittag Fahrt zur Südküste von KwaZulu-Natal nach Durban, der wichtigsten Ha- fenstadt Südafrikas mit ca. 3 Millionen Einwohnern. Unterwegs Stopp in Ekuphakamenie und Besuch der Nazareth Baptist Church.
Am späten Nachmittag/frühen Abend Besuch in der evangelisch-lutherischen Gemeinde von St. John’s in Durban und Gespräch mit Gemeindegliedern und dem Pfarrer. Abendessen und Übernachtung Durban.

8. Tag: Mo. 30.09.19
Besuch des Hare Krishna Tempel of Understanding und die große Moschee.
Weiterfahrt zum Phoenix Settlement, das Mahatma Gandhi für seine Anhänger und die Zeitung „Indian Opinion“ 1904 errichten ließ. Heute ist das Gelände eine Klinik für HIV posi- tiv und Aidskranke Afrikaner und Inder. Anschließend Stadtrundfahrt mit Strandpromenade und Besuch des Indischen Marktes. Besuch eines Frauenzentrums.
Optional: Falls zeitlich möglich, Besuch des Ushaka Marine World, einem riesigen Aquarium-Komplex mit Delphinarium und Robben Stadion.
Abendessen und Übernachtung Durban.

9. Tag: Di. 01.10.19
Fahrt nach Howick zum Besucherzentrum und Gedenkstätte Nelson Mandela Capture Site, wo Nelson Mandela 1962 verhaftet wurde. Weiter geht es zum 100 m hohen Wasserfall von Howick, dem höchsten von Südafrika.
Weiterfahrt durch das Tal der 1000 Hügel nach Hermannsburg und weiter nach Wartburg. Abendessen und Übernachtung Wartburg.

10. Tag: Mi. 02.10.19
Besuch der Schule von Hermannsburg und Gespräch mit einem deutschsprachigen Zuckerrohrfarmer. Abendessen und Übernachtung Wartburg.

11. Tag: Do. 03.10.19
Fahrt zur Giant‘s Castle Game Reserve, die zu den ältesten Naturschutz-Gebieten im Ukhahlamba-Drakensberg Park gehört. Der Park wurde zum Schutz der letzten Herden von Elenantilopen geschaffen, Afrikas größter Antilopenart, und soll den Lebensraum für be- stimmte Geierund Greifvogelarten sichern. Weiterfahrt zum Royal Natal Nationalpark am Rande der imposanten Drakensberge, die den östlichen Abschluss des südafrikanischen Binnenhochlands und gleichzeitig die natürliche Grenze von KwaZulu-Natal und Lesotho bilden.
Wanderung/Spaziergang auf gut ausgewiesenen Wegen zu den Felsmalereien der San-Buschmänner im Royal Natal Nationalpark.
Abendessen und Übernachtung Nördliche Drakensberge, Nähe Royal Natal National Park.

12. Tag: Fr. 04.10.19
Fahrt zum Golden Gate Nationalpark und Besuch eines Basotho-Dorfes. Das Bergvolk der Basotho siedelte sich Mitte des 19. Jh. auf der Flucht vor den Zulu in Lesotho und des- sen Randgebieten an. Anschließend Fahrt zum Flughafen nach Johannesburg. Linienflug mit EMIRATES von Johannesburg mit Umstieg in Dubai nach Hamburg.

13. Tag: Sa. 05.10.19
Ankunft in Hamburg.

 

MONTAG, 23.09.2019
ROSTOCK – HAMBURG – DUBAI – JOHANNESBURG

„Einem Menschen seine Menschenrechte verweigern bedeutet,
ihn in seiner Menschlichkeit zu missachten.“
(Nelson Mandela)

Fotoapparat, Dokumente, Unterlagen, Pass. Ich glaube vielen von uns verfolgten an diesem Montag morgen diese Gedanken. Hab ich alles? Verläuft die Reise wie geplant? Wir trafen uns alle am Hamburger Flughafen ,,Helmut Schmidt“. Nachdem wir eingecheckt wurden, hatten wir noch Zeit, bevor unser Flug um 16:25 starten sollte. Manche schlenderten noch etwas durch den zollfreien Raum, andere stießen mit einem Getränk auf die gemeinsame Zeit an, bevor wir zu diesem gigantischen Flugzeug gingen. Den ersten Flug erlebten wir in einer Boing 777, die die Airline Emirates flog. Das Zielk der ersten Etappe war Dubai. Ankunft dort sollte planmäßig um 00:50 sein. So bestiegen wir das Flugzeug und tauschten untereinander Sitzplätze, um die Gesellschaft der anderen zu genießen.
Noch während des Boardings gab man uns die tolle MenüKarte. Es gab einen Salat, Nürnberger Bratwurst mit Sauerkraut und Bratkartoffeln (es war Oktoberfestzeit!) oder eine Art Gulasch mit kleinen Knödeln und Rotkohl. Als Dessert wurde uns ein Apfel/Johannisbeerkuchen angeboten, dazu eine Auswahl von sämtlichen Getränken. Ich entschied mich für das zweite Angebot, und um 18 Uhr aßen wir Abendbrot. Gegen 20 Uhr wurde dann das Licht in der Maschine abgedunkelt und ein wunderschöner Sternenhimmel mit Sternbildern wurde an der Kabinendecke sichtbar. So begann die Nacht. Wer nicht schlafen konnte, hatte eine tolle Auswahl an Filmen und Musik über das Bordpro- gramm. Auch der Blick aus dem Fenster lohnte sich. Man konnte im Irak viele Städte sehen, die von der Dunkelheit der Wüste umgeben waren, selbst aber leuchteten – so etwa Erbil, Kirkuk und Bagdad.

Um 00:50 landeten wir dann in Dubai, dort mussten wir erstmal durch e ine Sicherheitskontrolle, bevor wir in den Abflugbereich des riesigen Terminals durften. Gemeinsam sammelten wir uns an unserem Gate und trafen dort unser letztes Gruppenmitglied, Burkhard Schmidt, der separat aus München angereist war. Danach schwärmten wir in verschiedene Richtungen wieder aus: In die Badezimmer, um sich ein wenig frisch zumachen; um sich etwas zu essen zu besorgen oder um sich einfach die Beine zu vertreten und dabei durch die Geschäfte des Flughafens zu flanieren. Wir hatten recht viel Zeit, da der nächste Flug nach Johannesburg erst um 04:05 Ortszeit ging. Ein paar von uns hatten Glück und ergatterten einen der wenigen Sitzplätze vor dem Gate.
Das nächste Emirates-Flugzeug in das wir stiegen war eine Maschine des Typs Airbus A380; sie hatte zwei Stockwerke, und die Größe der Kabine fiel unmittelbar auf. Sobald wir in der Luft waren, schliefen die meisten von uns ein. Etwa eine Stunde nach dem Start gab es noch ein paar belegte Brötchen als Snacks. Da wir um 10:15 landeten, war das Frühstück dementsprechend früh. Wir landeten pünktlich und konnten in einen aufregenden Tag starten.
(Lucy Rogalla)

 

DIENSTAG, 24.09.209
ANKUNFT IN JOHANNESBURG - SOWETO - PRETORIA

LEIDER NUR BILDER ZUR ERINNERUNG

Ich glaube, dass ein Christ auch politisch sein muss, wenngleich nicht parteipolitisch.
(Desmond Tutu)

Besuch am heritage day in der Kir- che Regina Mundi, Hector Pieterson-Mahnmal, Erinnerung an den Aufstand von 1976; Vilakazi-Street (N. Mandela und D. Tutu)

 

MITTWOCH, 25.09.2019
PRETORIA, JOHANNESBURG

DAS OMINÖSE 48. STOCKWERK

„Niemand wird mit dem Hass auf andere Menschen
wegen ihrer Hautfarbe, ethnischen Herkunft oder Religion geboren.
Hass wird gelernt.
Und wenn man Hass lernen kann, kann man auch lernen zu lieben.
Denn Liebe ist ein viel natürlicheres Empfinden im Herzen eines Menschen als ihr Gegenteil.“
(Nelson Mandela)

Am Mittwochmorgen war die erste Nacht in Südafrika überstanden, und die Rei- segruppe traf sich beim gemeinsamen Frühstück. Hier wurde festgestellt, dass einige aus der Gruppe am Abend zuvor noch ominöse Anrufe auf ihre Hotelzimmer bekamen, in denen gefragt wurde, ob man nicht noch Lust auf Party ma- chen habe. Nach der anstrengenden Anreise und dem straffen Programm am Vortag hatten sich aber offenbar alle dazu entschieden, lieber etwas Schlaf nachzuholen und die Party sausen zu lassen.
Beim Frühstück wurde unser Dozent Prof. Dr. Rösel nicht müde, die Studierenden daran zu erinnern, dass wir uns pünktlich 8 Uhr am Bus treffen. Besser noch 10 Minuten früher. Und da auf Studierende in Bezug auf irgendwelche Termine und Fristen bekanntermaßen immer Verlass ist, saßen alle pünktlich um 8 Uhr im Bus. Nur einer fehlte noch. Mit ganzen 10 Minuten Verspätung und unter großem Applaus aus der letzten Reihe traf dann auch Herr Rösel im Bus ein. Der Aufzug sei schuld an seiner Verspätung gewesen, immerhin musste er aus dem elften Stockwerk ganz nach unten fahren. Die Lehramtsstudierenden konnten darüber nur lachen – schließlich sind ihnen Dank des Lehrer_innenbildungszentrums im ‚Bebeltower‘ langsame und häufig auch störrische Aufzüge bestens bekannt und werden bei der Anreise zum nächsten Seminar automatisch mit eingeplant.
Nachdem die Gruppe nun vollständig war, ging es als erstes zu den Union Buildings, dem Sitz der südafrikanischen Regierung. Dort besuchten wir die mit 9m Höhe größte Mandela-Statue der Welt. Sie wurde am 16. Dezember, dem Tag der Versöhnung, enthüllt und beendete damit im Jahr 2013 die offizielle Staatstrauer um den am 5. Dezember 2013 verstorbenen Präsidenten Nelson Mandela. Den Künstlern dieser Bronzestatue war es damals nicht erlaubt, ihre Namen auf ihr Kunstwerk zu schreiben.

Doch an Kreativität mangelte es ihnen zum Glück nicht, und so setzten sie ihre ganz eigene Signatur – in Form eines Hasen direkt in das Ohr Mandelas. Nur mit dem Fernglas zu sehen, blieb dieser kleine Spaß zunächst unentdeckt. Doch wenige Wochen nach der Enthüllung wurde das Langohr im Ohr dann doch entdeckt und sorgte für so viel Unmut, dass es schließlich wieder entfernt wurde.

Der Bronzestatue von Mandela machte weder der Hase im Ohr noch der starke Wind an diesem Tag – der uns Reisende doch sehr an Rostock erinnerte – etwas aus. Sie lächelt immer noch mit ausgebreiteten Armen auf Südafrika.
Während unseres Besuches fand zu den Füßen der Mandela Statue auch ein stummer Protest der Khoi statt. Diese campierten dort laut unserer Reiseleiterin Monika bereits seit mehreren Wochen, um auf diese Art und Weise durchzuset- zen, dass auch ihre Sprache als offizielle Amtssprache Südafrikas anerkannt wird.

Nach dem windigen Besuch der Mandela-Statue ging es weiter zum Krugerhaus, benannt nach seinem ehemaligen Bewohner und Präsidenten der Südafrikani- schen Republik Paul Kruger. Doch bevor wir uns das Haus genauer ansehen konnten, mussten wir die Church Street überqueren – kein leichtes Unterfan- gen. Nach dem Motto „Lauf, sonst gehst du drauf“ überquerten die Rostocker mehr oder weniger elegant die stark befahrene Straße. Schafft man es unbe- schadet auf die andere Seite, wird man von zwei Löwenstatuen begrüßt, welche links und rechts am Eingang des Krugerhauses stehen. Ein Geschenk zu Krugers 71. Geburtstag. Das Haus selbst wurde damals aus Zement gebaut, welcher aufgrund der schlechten Qualität anstatt mit Wasser mit Hilfe von Milch angerührt wurde. Im Inneren des Hauses gibt es mehrere Zimmer zu sehen, die Empfangszimmer des Präsidenten und seiner Frau, zwei Büros, Esszimmer, Schlafzimmer, Speisekammer und Küche. Wenn noch vorhanden, wurden die originalen Möbelstücke der Familie Kruger verwendet, der Rest wurde mit gleichwertigen Stücken aus dieser Zeit ergänzt. Das Haus der Krugers war zu- dem das erste in Pretoria, welches an das Stromnetz angeschlossen wurde und elektrisches Licht besaß. Interessanterweise waren die Lichtschalter im Haus tatsächlich mit dem deutschen Wort „Licht“ beschriftet. Hinter dem Haus befindet sich noch der Zarsaal, in dem Krugers politische Laufbahn illustriert wird und persönliche Gegenstände, die Staatskutsche und ein Ochsenwagen ausge- stellt sind. Am Ende des Hinterhofes befindet sich noch ein Eisenbahnwaggon, welcher von Kruger unter anderem auf seinen amtlichen Besuchen und zu Fahr- ten nach Natal und Bloemfontein genutzt wurde.
Nach dem Krugerhaus fuhren wir zum Voortrekker-Denkmal außerhalb der Stadt. Dieses Monument wurde zu Ehren der Voortrekker errichtet, welche zwischen 1835 und 1854 die Kapkolonie verließen, um weitere Gebiete des heuti- gen Südafrikas zu besiedeln.

Der Bau erinnert an das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, welches dem Architekten Gerard Moerdijk als Vorlage gedient haben soll. Mit seinen 41m Höhe ist das Denkmal weit zu sehen, und der Anblick der Kuppel in der sogenannten Heldenhalle ist beeindruckend. An den Wänden der Halle wird auf 27 Marmorfriesen detailliert die Ge- schichte des Großen Trecks gezeigt. Unter der Halle befindet sich noch eine weitere, die Kenotaphhalle, in welche man durch eine kreisrunde Öffnung im Zentrum der Heldenhalle blicken kann. In ihrer Mitte befindet sich ein Sarkophag, der allerdings nur sym- bolisch dort aufgestellt wurde. Seine Auf- schrift „Ons vir jou Suid-Afrika“ bedeutet übersetzt „Wir für Dich, Südafrika“. Ein schöner architektonischer Kniff ist die Öff- nung in der Kuppel des Gebäudes. Jedes Jahr am 16. Dezember, dem Jahrestag der Schlacht am Blood River, steht die Sonne um 12 Uhr mittags so über dem Gebäude, dass sie durch die Öffnung direkt auf die Aufschrift des Sarkophags scheint. Ebenfalls beeindruckend und schön anzusehen sind die Paneele mit Stickereien, welche in dem Denkmal zu sehen sind und ebenfalls die Geschichte des großen Trecks zeigen. Wie unsere Reiseleiterin Monika uns mit- teilte, haben an diesen 15 Paneelen 9 Frauen 18 Jahre lang gearbeitet. Das nenne ich Ausdauer.
Apropos Ausdauer – wer gut zu Fuß war, konnte auch eine schmale Wendeltreppe besteigen, welche bis in die Kuppel reicht. Der Blick in die darunterliegende Halle, aber auch der Ausblick über die umliegende Landschaft ist sehr beeindruckend. Um das Denkmal herum befindet sich eine Mauer auf der Ochsenkarren abgebildet sind. Sie sollen an die Wagenburgen erinnern, welche die Voortrekker im Falle eines Angriffs errichteten. Das Voortrekker-Denkmal ist architektonisch sehr schön geplant, und die vielen Details und der durchdachte Aufbau ziehen einen in den Bann. Wer aus unserer Truppe davon allerdings nicht so begeistert wurde, konnte sich spätestens auf dem Rückweg zum Bus entweder in dem Andenkenladen oder im Café ordentlich austoben. Endlich eine Chance, Postkarten zu kaufen und für die Kaffeeliebhaber unter uns einen Kaffee zu trinken. Frisch eingedeckt mit Postkarten und anderen Andenken, sowie mit neuer Energie dank des Kaffees konnte es nun weitergehen. Nächster Halt, das Carlton Center in Johannesburg.

Das Gebäude ist bis heute der höchste Wolkenkratzer Afrikas und das dritt- höchste Gebäude Südafrikas. Von außen ist der Bau – wie alle Hochhäuser – nicht sehr schön anzusehen. Doch die Aussicht aus dem 50. Stockwerk auf Jo- hannesburg versprach atemberaubend zu sein. Nur muss man da erstmal hinkommen. Dank mehrerer Aufzüge sollte dies eigentlich kein Problem sein – was aber nicht für die Reisegruppe Rostock galt. Nach dem Motto „Niemand wird zu- rückgelassen“ quetschten wir uns alle in eine Kabine. Immerhin war sie für 27 Personen zugelassen, da sollten wir ja mit 20 Leuten locker reinpassen. Ganz so locker gepasst hat es dann aber nicht – es ist mir schleierhaft, wie da noch sieben weitere Personen hätten Platz finden sollen. Aber der Aufzug fuhr schnell, für den kurzen Weg ins 50te Stockwerk kann man sich auch mal zusammenquetschen. Es sei denn, man bleibt im 48ten Stock hängen. Da meldet sich langsam aber sicher auch beim letzten die Platzangst.

Und so hingen die 18 Leute der Reisegruppe Rostock zusammen mit ihren beiden Begleitern auf dem Weg nach oben kurz vor Erreichung des Ziels erst einmal in der Luft. Wir steckten fest. Auf dem Weg gen Himmel ging es für die Studierenden, Dozenten und Freunde der Theologischen Fakultät erst einmal nicht weiter. Böse Zungen mögen in diesem Moment gesagt haben, dass im Falle eines Absturzes wir schneller und bei weitem höher als nur das 50te Stockwerk weitkommen. Zielund lösungsorientiert wie wir Studierenden zweifellos sind, haben wir auch gleich wichtige Tipps und Hinweise ausgetauscht. „Sollte der Auf- zug abstürzen, muss man in die Knie gehen, damit man Beinbrüche vermeidet.“, „Wir sollten weniger reden und atmen, der Sauerstoff in der Kabine reicht nicht ewig.“, „Es ist wahrscheinlicher mit dem Flugzeug abzustürzen, als mit ei- nem Aufzug.“ - Dieser kleine Fakt meinerseits war in Anbetracht des uns noch bevorstehenden Rückfluges vielleicht nicht die beste Art der Beruhigung.
Und während wir alle auf unsere Weise versuchten, mit dieser Situation umzu- gehen, seien es nervöses Kichern und Witze oder stumme Gebete, nahm Reise- leiterin Monika Kontakt mit der Person auf, die sich hinter dem Notrufknopf des Aufzuges verbarg. „How many persons?“, fragte die körperlose Stimme und nachdem Monika ihr unsere Zahl genannt hatte, folgte nach einem Moment des Schweigens ein leises „Wow“. Offenbar hat die Frau auf der anderen Seite der Gegensprechanlage nicht erwartet, dass tatsächlich so viele Leute in einen Auf- zug passen. An dieser Stelle kann ich nicht umhin, noch einmal auf die Aufzugs- situation im Lehrerbildungszentrum in der August-Bebelstraße zu verweisen. Ein Geheimtipp für einsame Menschen auf der Suche nach engem Körperkontakt mit Fremden. Mit etwas Glück erwischt man auch dort einen der nicht seltenen Momente, in denen der Aufzug steckenbleibt. Aber zurück nach Südafrika. Nach gefühlt einer Stunde lief der Aufzug endlich wieder und wir erreichten das letzte Stockwerk. Tatsächlich waren es kaum 10 Minuten, die wir zusammen im Auf- zug festsaßen. Oben angekommen konnten wir nun den Blick über Johannes- burg genießen. Es stimmt, man kann sehr weit und in jede Himmelsrichtung von dort aus blicken. Für Großstadtfreunde mit Sicherheit ein Vergnügen die zahlreichen grauen Gebäude zu sehen und die winzig kleinen Autos von dort oben zu beobachten, wie sie sich durch den Straßenverkehr schlängeln. Nachdem wir nun ausgiebig die große Stadt betrachten konnten, sollte es wieder hinuntergehen. Vorausschauend gingen manche noch einmal auf die Toilette – nicht, dass man auf dem Rückweg abermals im Aufzug stecken bleibt und dann auch noch ein gewisses Bedürfnis hat. Die vorhandene Treppe nach unten, mit 13 der so mancher nach dem Fahrstuhlvorfall geliebäugelt hatte, war nämlich ge- sperrt. Die Beine konnte man aber trotzdem trainieren, waren die Toiletten doch so tief angebracht, dass keine längere Sitzung möglich war, wenn überhaupt eher eine längere Hockung.

Der Weg nach unten verlief dann aber doch problemlos, was möglicherweise daran lag, dass wir uns diesmal aufgeteilt hatten und in kleineren Gruppen gefahren sind. Nun stand als nächstes der Constitutional Court of South Africa auf dem Plan.
Das Verfassungsgericht ist das höchste Gericht Südafrikas in – wie der Name schon sagt – der Auslegung und Fragen zur Verfassung. Im Jahre 2004 wurde zu diesem Zweck ein neues Gebäude eingeweiht. Der Standort des Verfassungsgerichtes auf dem Gelände des Forts von Johannesburg, direkt neben der Außenmauer des ehemaligen Gefängnisses, war bewusst gewählt worden. Die Lage soll symbolisch für die Überwindung des Unrechtsstaates mit Hilfe der neuen Verfassung Südafrikas und der Abschaffung der Apartheid stehen. Ursprünglich war das Fort eine Militärbasis, welche auch während der Apartheid-Zeit als Untersuchungshaftanstalt genutzt wurde. Unter anderem waren dort Mahatma Gandhi, Nelson Mandela, Winnie Madikizela-Mandela und Albertina Sisulu inhaf- tiert. Das Gebiet des Forts liegt auf einem Hügel in der Nähe des Stadtzentrums. Durch den Sitz des Constitutional Courts wird dieser auch als Constitution Hill bezeichnet.

Im Gebäude selbst haben wir den Sitzungssaal besichtigen können, zudem gibt es eine Sammlung von ca. 200 Kunstwerken bedeutender südafrikanischer Künstler_Innen zu bestaunen.
Nun war auch dieser Punkt unseres vollen Tagesprogrammes abgehakt und so langsam aber sicher wurde die Reisegruppe Rostock hungrig. Schließlich war es mittlerweile nach 14 Uhr, und das Frühstück im Hotel schon eine Weile her. Doch eine Mittagspause war nicht eingeplant, sodass es gleich, trotz leisen Murrens seitens der Studierenden, zur nächsten Station ging.
Der Besuch der Outreach Foundation in Hillbrow ließ jedoch den Hunger schnell vergessen. Zu bewegend waren die Ausführungen von Robert Michel, dem Executive Director. Er erklärte uns die Aufgaben der Organisation, die Probleme mit denen sie täglich konfrontiert sind und die Lö- sungen und Hilfsangebote, welche die Outreach Foundation stellt. Jeder Mensch ist dort willkommen. Immigranten, Geflüchtete, Drogenabhängige, Kinder – jedem der hier nach Hilfe sucht, soll geholfen werden. Englisch-Kurse, Musikan- gebote, PC-Kurse und 6-wöchige Ausbildungen als Maurer, Tischler usw. sind nur einige Angebote der Foundation. Doch Robert Michel macht auch klar, dass sie nicht jedem helfen können. Auf einige von uns mochte er nach seiner jahrzehntelangen Arbeit angesichts der vielen Probleme resigniert gewirkt haben, doch ist seine Einschätzung weniger resigniert als realistisch: sie helfen in dem Rahmen, in dem es ihnen möglich ist. Man kann nichts an der Lage der Menschen dort ändern, dafür müssten u.a. die Fluchtursachen bekämpft werden, doch sie helfen den Menschen vor Ort und versuchen denjenigen, die bei ihnen nach Hilfe suchen, ein besseres Leben zu ermöglichen.

Nach der ersten Einführung führte uns Herr Michel noch über das Gelände der Foundation. Wir bekamen u.a. Einblicke in eine Klavierstunde, einem Englischkurs, einer Nähstube und – für uns alle sehr bewegend – in eine Musikstunde. Die Kinder und Jugend- lichen sangen gemeinsam mit ihren Lehrer_Innen Lieder für uns, die vermutlich jedem unter die Haut gingen. Als letztes wurden wir von einer sehr charismatischen Mitarbeiterin der Foundation noch in den kleinen angrenzenden Laden der Foundation geführt. Dort werden von den Mitgliedern und Besucher_Innen der Foundation selbstgenähte Taschen, Schürzen, Kissenbezüge und vieles mehr hergestellt und verkauft. Die Reisegruppe Rostock deckte sich ordentlich ein und nach unserem Besuch war der kleine Verkaufsraum wie leergefegt. Übrigens genauso wie der Tisch mit den uns angebotenen Kaffee und Keksen. Die Rückfahrt ins Hotel war geprägt von Gesprächen über die Foundation, deren Arbeit uns alle sehr berührt hatte. Ich denke, ich spreche für alle, dass der Besuch dort das Highlight des Tages war.
Zurück im Hotel in Pretoria kam dann auch der Hunger wieder zurück, und alle langten beim abendlichen Buffet ordentlich zu. Zumindest an meiner Seite der langen Tafel gab es niemanden, der nicht mindestens zwei randgefüllte Teller nebst Nachtisch verdrückte. Nach der allabendlichen Feedbackrunde fielen die meisten dann auch müde ins Bett. Ein paar wenige trafen sich noch in der Hotelbar, wo wir es uns noch auf ein oder zwei Gläser Rotoder Weißwein gemüt- lich machten. Aufgrund der intensiven Handynutzung einiger Studentinnen wur- de auch bald der bekannte Online-Dating-Dienst Tinder zum Gesprächsthema. Überrascht und gleichzeitig amüsiert durften die anwesenden Studentinnen feststellen, dass die mitreisenden Dozenten Hock und Rösel sich ziemlich gut mit dieser App auszukennen scheinen. Selbstverständlich aber nur durch Dokumentationen, wie die beiden gegenüber den Studentinnen versicherten. So kamen wir also noch in den seltenen Genuss, mit unseren Professoren für Reli- gionsgeschichte, Hebräisch und das Alte Testament über die Vor- und Nachteile von Tinder zu diskutieren. Das rege Interesse und die große Aufmerksamkeit, mit der die Studentinnen den Ausführungen ihrer Dozenten bei diesem Ge- sprächsthema lauschten, wünschten sich unsere Professoren mit Sicherheit auch in einigen ihrer Seminare. Nach und nach verabschiedete man sich dann auch aus dieser kleinen Runde, und gegen Mitternacht fielen dann auch die letzten müde ins Bett.
(Lisa-Marie Widmer)

 

DONNERSTAG, 26.09.2019
EMBALENHLE, HAWANE

DIAKONIE AUF SÜDAFRIKANISCH UND DURCHSICHTIGE WÄLDER

„Ein guter Kopf und ein gutes Herz
sind immer eine hervorragende Kombination."
(Nelson Mandela)

Nach den ersten beiden Übernachtungen und Besichtigungen in den fast miteinander verwobenen Städten Johannesburg und Pretoria starten wir morgens pünktlich um 8:00 Uhr. Die Freude auf neue Eindrücke und schönes, aber morgens noch kühles Wetter (7° C) wirken sich positiv auf die Stimmung aus. Bis nach Swasiland sollen wir heute reisen. Dichter Verkehr und Unfälle lassen uns allerdings wesentlich langsamer vorankommen als geplant: Nach zwei Stunden sind erst 15 km geschafft. Trotzdem: Heiterkeit auf den hinteren Plätzen und ein Erkunden des Fundus ́ gemeinsamen Liedguts. Dieser erweist sich trotz des „Ein-Strophen-Phänomens“ doch als recht passabel. Bei schließlich zügiger Fahrt durch die flache Landschaft südöstlich von Johannesburg berichtet Monika, wie man sich in Südafrika seit Jahren bemüht, die HIV-Krise zu überwinden. Es gibt inzwischen wirksamere Medikamente und eine breite, nachhaltige Auf- klärungskampagne, die bis in Medien – wie die „Sesamstraße“ – hinein reicht; Bischof Tutu ist ein Motor dieses Engagements. Trotzdem leidet die südafrikani- sche Gesellschaft weiterhin unter dieser Infektionskrankheit. Vor Erreichen der Stadt Sekunda, unserem ersten Ziel, verunsichern die Landschaftseindrücke: Immer wieder sieht man Kohleförderungsanlagen, Kraftwerke und verstörend verunreinigte Landschaft. Teilweise wirkt sie wie geschwärzt. Der Kohleabbau und die industrielle Erzeugung von benzinartigem Kraftstoff aus Kohle durch die Firma Sasol (6.500 Arbeitskräfte) bleiben nicht folgenlos.

Wie stark die ökologische Belastung dieser Region ist, in der 310.000 Menschen leben, wird uns allerdings erst beim Atmen außerhalb des Busses klar: Die Luft ist permanent mit Ruß belastet. Später erklärt Monika, dass in dieser Gegend neben den Anlagen zur Benzingewinnung 36 Kohlekraftwerke arbeiten, um die Stromversorgung von Johannesburg zu gewährleisten. Die Energiegewinnung durch regenerative Anlagen wird erst allmählich aufgebaut. Dass sich in Sekunda die negative ökologische Situation mit einer gesellschaftlichen Verrohung paart, wird uns beim Besuch des „ABASIZIKAZI Home Based Care“-Centers deutlich. In diesem Zent- rum, das 2005 mit Unterstützung niedersächsischer Gemeinden gegründet wur- de und zur Ev.-Luth. Kirche in Südafrika gehört, erwarten uns 12 Frauen und zwei Männer. Diese unterstützen in erster Linie Kinder und Jugendliche, die ein oder beide Elternteile durch eine HIV-Infektion verloren haben und nun allein in den Elternhäusern leben, bei der Bewältigung ihres Lebens. In erster Linie geht es um Hilfe zu regelmäßiger Ernährung, Versorgung mit Kleidung und Schulbesuch. Wie gefährdet dieser ist, zeigt sich daran, dass viele Mädchen während der Tage ihrer Periode wegen fehlender Hygieneartikel der Schule fernbleiben. In einer großen Aktion versucht man jetzt in Südafrika, waschbare Binden ein- zuführen, die 30 Rand pro Stück kosten. Aber diese Initiative steckt noch in den Anfängen. Die größte Gefährdung geht für Mädchen allerdings von den „Sugardaddies“ aus; Männer, die die Not von Mädchen und jungen Frauen rücksichts- los zur Befriedigung ihrer sexuellen Interessen ausnutzen. Die Skrupellosigkeit ist groß. Es kommt sogar dazu, dass Mädchen nach Vergewaltigungen ermordet werden. Die Gewaltrate ist aktuell so erschreckend, dass sich vor kurzem der südafrikanische Staatspräsident mit Appellen eingeschaltet hat. Manche Bemer- kungen unser Gastgeber/innen lassen auf Frustration schließen: „Eher gehe ich zu einem Löwen als zu einem Mann, um über Gewalt zu sprechen.“

Trotz des problembelasteten Alltags begegnen uns die Frauen mit freundlichem Interesse. Ein Besuch der lutherischen Kirche (ein vergleichsweiser schlichter Raum mit Gestühl, Altar und Kreuz) liefert den vielleicht stimmigen hermeneutischen Schlüssel zu ihrer Arbeit: An einer der Wände hängt ein einziges Bild. Eine eher kitschige Kreuzigungsszene. Auffällig ist, dass dieses Bild von der Blick- achse zwischen dem leidend am Kreuz hängenden Jesus und einer angstvoll zu ihm schauenden Frau bestimmt ist. Dieser Blickwechsel erinnert an den Vers aus dem 1. Brief des Johannes: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Vielleicht wissen sich die Frauen in ihrem Tun von dieser Einsicht gelegentlich getragen. Die Kirche war nur mit dem Bus zu erreichen. Auf der Rückfahrt über die Schotterstraße legt ein rhythmisch wiederkehrendes Geräusch und Geruckel den Verdacht nahe, dass sich ein Stein zwischen den Zwillingsreifen verklemmt hat. So war es. Die ziemlich aufwendige Behebung dieser Panne mit Hilfe von jungen Straßenarbeitern zeigt die Offenheit und Freundlich- keit der Menschen. Zurück im Care-Zentrum runden wechselseitiges Singen, Tee, Kaffee und Gebäck den Besuch ab.

Die herzliche Dankbarkeit für die mit unserem Besuch einhergehende Wahrnehmung und die Übergabe einer Spende lassen uns beeindruckt wieder ab- und weiterfahren. Durch diese geschundene Landschaft, die den Kohlekraftwerken schutzlos ausgeliefert ist.
Wegen des morgendlichen Staus und der Panne mit dem Stein liegt nun eine längere Fahrtstrecke vor uns. Im Laufe des Nachmittags ändert sich die Landschaft: Hügel und Wald vermitteln einen anderen Eindruck. Der Wald hat allerdings einen merkwürdigen Charakter: Er ist praktisch durchsichtig. Plantagenwald. Alle Bäume sind gleich groß und schematisch gepflanzt. Schnell wachsendes Holz für die Zellulosegewinnung. Ökologisch wiederum bedenklich. Nach Einbruch der Dunkelheit er- reichen wir die Grenze zwischen Südafrika und Swasiland. Ein Phänomen für uns frei von Grenzen lebende EU-Bürger/innen: Alle müssen mit dem Pass ausgestattet den Bus verlassen, zu Fuß zur Kontrolle und dann mit Stempel im Pass Südafrika verlassen und in Swasiland einreisen, wiederum nachdem der Pass einen Stempel erhalten hat. Eine Prozedur, die den Gedanken an ein Beschäftigungsförderungsprogramm aufkommen lässt. Nach wenigen Kilometern in Swasiland erreichen wir das Hawane Resort. Paarweise beziehen wir mit Dusche und WC ausgestattete Hütten. Pilzförmig und reetgedeckt. Wie schön dieses Domizil ist, werden wir erst am kommenden Morgen sehen. Abends erwartet uns ein spä- tes, mühsam warm gehaltenes Abendessen in einem Restaurant, das in einem Rundbau untergebracht ist. In der Mitte lodert ein offenes Kaminfeuer, das bei den wieder merklich gefallenen Temperaturen Wärme spendet. Die den Tag abschließende Reflexionsrunde gibt Raum, die Eindrücke über die negative ökologische Situation und die notvollen Lebensverhältnisse der Men- schen in Sekunda auszutauschen.

(Michael Ahme)

 

FREITAG, 27.09.2019
MBABANE, ESWATINI

KEIN BISCHOF, ABER WILDE TIERE

„Was im Leben zählt, ist nicht, dass wir gelebt haben.
Sondern, wie wir das Leben von anderen verändert haben.“
(Nelson Mandela)

Wir befinden uns seit gestern Abend im Königreich Eswatini, ehemals Swazi- land. Nach einem leckeren Frühstück in der idyllischen Hütte fuhren wir gestärkt nach Mbabanes Kathedrale zu Bischof Elliot Dlamini, mit dem wir um 10 Uhr einen Termin vereinbart hatten.

Nach kurzen Wegfindungsschwierigkeiten und einer ungeplanten und unerwarteten Stadtrundfahrt durch Mbabane, der Hauptstadt von Eswatini, fanden wir schließlich die gesuchte Kathedrale, dies dank der Hilfe eines freundlichen Mannes, der uns den Weg zeigte, indem er in den Bus einstieg und ein Stück mit uns mitfuhr. Vor Ort begrüßten uns drei Mitarbeiter der hiesigen Kathedrale. Der Bischof war leider am Vorabend unverhofft nach Südafrika abgereist, sodass wir ihn trotz unserer Terminabsprache nicht sprechen konnten. Unglücklicherweise be- fand sich auch der Schlüssel zur Kirche bei einem Mitglied, welches sich nicht in der Nähe aufhielt. Aus diesem Grund blieb das Gebäude verschlossen und eine Besichtigung war nicht möglich. Lediglich ein Blick durch eine Gittertür bot uns einen kleinen Einblick ins schlichte Kircheninnere.

Neben der Kathedrale befand sich eine von der Kirchengemeinde gegründete Grundschule. Die Mitarbeiter der Gemein- de berichteten uns, dass sie anfangs als Privatschule ge- führt worden war, bis der Staat die Organisation übernommmen hatte. Seitdem bezahlen die Eltern kein Schulgeld mehr, und der Staat zahlt der Schule einen bestimmten Betrag zum Unterhalt. Allerdings reicht diese Summe nicht für die notwendigen Renovierungsarbeiten aus. Zur Problematik kommt hinzu, dass die Schule kein Geld von den Eltern verlangen und nicht um Spenden bitten machen darf. Nach diesem kurzem Gespräch erhielten wir einen unbeschreiblichen Eindruck in den Schulalltag. Wir schauten in Klassenräume und in die Bibliothek hinein, ka- men ins Gespräch mit Schülern und Lehrern und konnten die Abläufe in der Pause beobachten (zum Beispiel die Ausgabe des warmen Mittagessens, Fußball spielen). Die Fächer (Englisch, Französisch, siSwati, Mathe, Sozialkunde, Sport, Agrarkultur / Hauswirtschaftslehre (gelehrt wird unter anderem Kochen und das Anpflanzen von Nutzpflanzen), Religion, Schönhandschrift) lehren die Lehrkräfte in englischer Sprache. Bis zum Alter von 15 Jahren besuchen die Kinder die Schule. Insgesamt befinden sich ca. 370 Schüler auf der Schule mit einer Klassenstärke von ca. 52 Schülern. Der Aufenthalt dort war unvergesslich. Zu sehen wie die Schüler und Lehrer lernen, arbeiten und spielen, wie der Alltag trotz Armut und Krankheit als ständigen Begleitern intakt wirkt und die Kinder fröhlich und herzlich bleiben.

Während der Fahrt durch das Land fiel uns die schöne grüne bewaldete Landschaft ins Auge.

Um 13 Uhr besuchten wir das Mantenga Kulturdorf im Ezulwini Valley. Hier führte uns eine zum Dorf angehörige junge Frau um die Häuser und informierte uns über die Traditionen (die Pflanzen des Heilers), die Regeln (im Haus der Harmonie und des Friedens dürfen Kinder nicht für ihre Untaten bestraft werden), die Gebräuche sowie den Aufbau des Dorfes, die Aufgabenbereiche jedes einzelnen (die Großmutter passt zum Beispiel auf die Kleinkinder auf bis diese sechs Jahre alt sind). Im Dorf sahen wir zum ersten Mal Meerkatzen. Diese Tiere sehen zwar niedlich aus, aber man sollte sie nicht unterschätzen. Elisa und Janna mussten sogar vor einer Meerkatze davonlaufen, weil diese hinter ihnen her war. Nach einem 75-minütigen Aufenthalt fuhren wir zur nicht weit entfernten Unterkunft, dem „Mlilwane Wildlife Sanctuary“. Am Tor angekommen liefen wir 3,5 km durch den Nationalpark zu unserer Unterkunft, die aus den traditionell afrikanischen Rundhütten bestand. Dabei sahen wir die unendliche Weite Afrikas und wilde Tiere wie Impalas, Warzenschweine und Zebras. Nachdem wir uns in unseren Hütten einquartiert und eine kurze Erquickungspause genommen hatten, ging es um 16:30 Uhr auf unsere erste Safari-Tour. Die zweistündige Safari durch den über 4500 ha großen Park war unsagbar schön – die grün bewachsene Ebene mit den Bergen im Hintergrund sehen und, Wildschweinen, Zebras, Gnus und verschiedenen Antilopenarten in freier Wildbahn begegnen zu dürfen. Den Sonnenuntergang erlebten wir auf einem Berg mit kleinen Snacks und Getränken. Ein unvergesslicher Tag ging zuerst mit singenden traditionellen Tanzeinlagen von Swazis in traditioneller Kleidung, gefolgt vom schmackhaften Abendessen zu Ende.

(Sharon Worrack)

 

SAMSTAG, 28.09.2019
HLUHLUWE, ST. LUCIA

IM ZEICHEN DER TIERE

Wenn man einen hohen Berg bestiegen hat,
stellt man fest, dass es noch viele andere Berge zu besteigen gibt.
(Nelson Mandela)

Samstag, der 28.09., stand unter dem Zeichen der Tiere. Lisa und ich starteten bereits 6.30 Uhr mit dem Frühstück und durften auch den Warzenschweinen am Feuer bei der Morgenroutine und ihrer Morgenmuffeligkeit zusehen. Dazu sei gesagt, dass auch Pumba es schwer hatte, sein Geschwisterkind und seine Mutti zu wecken. Es wirkte nahezu menschlich, als er zuerst liebevoll seine Schnute an seinen Verwandten rieb und sie langsam zum Aufwachen bewegen wollte, doch als die Variante nach 5 Minuten keinen Erfolg zeigte, wurde er energischer und nahezu wütend, aber auch das sollte nicht die Lösung sein.

Er gab schließlich einfach auf, legte sich direkt auf seine Mama und döste vor sich hin, bis ihnen gegen halb 8 Uhr die Sonne hoch genug stand und alle endlich das Feuer verlassen wollten. Zu dieser Zeit genossen wir unseren Kaffee und diverses vom Frühstücksbuffet, während wir uns mit den Pro- fessoren über den allgemeinen Studentenwahnsinn, angefangen von Alkohol im Kurs während der Weihnachtszeit bis hin zu dummen Fragen von Studentin A. „Was ist das für ein See zwischen Afrika und Europa?“ austauschten. Doch unsere multikulturelle Ader brachte uns auch dazu, schon morgens unsere Spanischkenntnisse zu trainieren.
Der erste Programmpunkt des Tages von 8.40 bis 9.40 Uhr und gleichzeitig der letzte Ort im Swaziland war das „Candle-Centre“ – ein großer Markt mit kleinen Läden, die ihre künstlerischen Werke anboten, ob aus Wachs oder auf Papier. Auf die Zeit in Südafrika bezogen waren wir an diesem Tag bereits in der Halbzeit, und so nutzten alle die Chance, alle notwendigen Souvenirs für die Lieben in der Heimat oder Andenken für sich selbst zu besorgen. Eine kleine statistische Erhebung ermittelte die meistgekauften Souvenirs unserer Gruppe: Karten mit kritischen und kreativen Motiven, Kerzen in allen tierischen Formen und Farben, Seife, Schmuck, eine Puppe und Rassel, Tücher oder auch scharfe Soßen. Es wurden daneben auch noch schwere Figuren gekauft, doch auch wenn diese in der statischen Erhebung nicht erfasst worden waren, waren sie spürbar vorhanden, als sie im Bus von der Ablage fielen.

Auf dem Weg zur Grenze nach Südafrika konnten wir felderweise Ananas sehen und auf die Zeit im Swaziland zurückblicken. Ich fand den letzten Ort, den „Candle Market“, nicht wirklich repräsentativ für meine persönlichen Eindrücke aus den vorherigen Tagen. Auf dem Markt waren die Händler teilweise unfreundlich oder sie setzten uns unter Druck, unbedingt etwas zu kaufen. Vorher schien mir, dass die Swazis trotz ihrer viel größeren Armut freundlicher sind.

Südafrika is calling back! Um 12:30 Uhr passierten wir ohne Probleme die Grenze bei Lavumisa. Auf der weiteren Fahrt gen St. Lucia nutzten die meisten im Bus die Möglichkeit, wieder ins WLAN zu gelangen um Lebenszeichen in die restliche Welt zu senden, da im Swaziland auch das sonst kostenfreie Internet im Bus nicht nutzbar war; kaum einer hatte im Hotel für das WLAN bezahlen wollen. Diese Überlastung zeigte sich an Verbindungsstörungen und langsamer Datenübertragung, aber trotz der Abhängigkeit aller Generationen (ja, das sollte wohl betont werden) zum Internet nutzte die letzte Reihe die Wartezeiten zum gemeinsamen Training älterer und legendärer Musikstücke – auch wenn nicht immer alle Strophen gesungen werden konnten. Der nächste Stopp, die zweite Safaritour, stand unter enormem Erwartungsdruck: die Big Five wollte man sehen und zusätzlich natürlich noch die Giraffe – unbedingt eine Giraffe!

Wir sahen Büffel, ein Nashorn ganz nah am Jeep, viele Impala- Antilopen, auch McDonalds des Busches ge- nannt, Warzenschweine, Geier und einen Adler. Laut Lucy sahen wir auch mehrfach Giraffen, doch leider musste der Guide das immer wieder verneinen – meist waren es Bäume. Nach dem Frust über die nicht vorhandene Giraffe wurde ein Hippo im Wasser erkannt, was vom Guide jedoch als getöteter Büffel identifiziert wurde. Daneben konnte man auch das Auge des Jägers, eines Kro- kodils, sehen.
Auch wenn wir nur zwei der Big Five in der Wildnis sehen konnten, war die Fahrt unfassbar interessant: So etwa die Tatsache, dass das Nashorn immer näher an uns herankam, da es nicht gut sehen, aber dafür ganz gut hören kann und eigentlich die gesamte Zeit Gras futtert, oder die wirklich vielen Fliegen auf ihm zu beobachten, auch die Madenhacker (die dunklen Vögel mit dem roten Schnabel) auf den Büffeln zu erleben und tatsächlich diese Symbiose beobachten zu können und dazu die Geschichten vom Guide zu hören. Er bestätigte die Darstellung aus der „lustigen Welt der Tiere“ (einem sehr empfehlenswerten Film für Kinder von 1974) im Hinblick auf die Marula-Frucht und die betrunkenen Tiere und erzählte von den Zerstörungen, die die Elefanten nach dem Kon- sum der gärenden Früchte anrichten. Von der zweiten Gruppe erfuhr ich, dass sie eine Giraffe gesehen haben (das haben wir Lucy sicherheitshalber natürlich nicht erzählt) sowie ein totes Nashorn, das von Wilderern getötet wurde, um an sein Horn zu gelangen.
Abends trafen wir im Hippo-Hotel in St. Lucia ein, wo wir Mädels hoch motiviert vom Balkon zum Pool schauten und so schnell wie möglich in die Badesachen schlüpfen wollten – auch wenn Lucy vor lauter Euphorie gegen die Balkontür lief, anstatt durch die geöffnete Seite zu gehen. In den Pool sprangen also ungefähr fünf Minuten später fünf Mädels, die mit ihrem Gegacker und der puren Freude auch Jan und Herrn Rösel ansteckten, mit in den Pool zu springen. Die Bewegung und Abkühlung nach dem vielen Sitzen im Bus und dem einsetzenden Rückbau unserer Muskulatur tat uns eindeutig allen gut.

Zum Abendbrot erwarteten uns ein Drei-Gänge-Menü und eine Auswahl vieler alkoholischer Getränke. Im Nachhinein sei zu warnen vor dem Erdbeer-Daiquiri, der es sehr in sich hatte und seine Farbe an die Konsumenten übertrug. Nach dem Essen versammelten wir uns zur Reflexionsrunde, die sich tiefergehend auf die Ambivalenzen der Erlebnisse bezog, die Diskrepanz zwischen arm und reich, zwischen der schönen Landschaft und den industriell angebauten Wäldern und zwischen der Faszination der besonderen Flora und Fauna und der Ausbeutung und Tötung der Tiere durch Wilderer.
(Elisa Skiba)

 

SONNTAG, 29.09.2019
ST. LUCIA-SEE – DURBAN

HIPPOS AM SONNTAG

Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen,
sondern ein Leben zu führen,
das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.
(Nelson Mandela)

Nach dem Frühstück in unserem Hotel in St. Lucia freuten wir uns darauf, dass Derick uns mit dem Bus abholte. Die Fahrt vom Hotel zum St. Lucia-See für eine Bootstour startete bereits um kurz vor Acht.

Neben uns waren nur die Crew-Mitglieder und ein paar wenige Touris- ten an Bord. Schon nach wenigen Minuten konnten wir einige Flusspferde beim Schwimmen be- obachten. Wenige Meter weiter lagen mehrere Alligatoren am Ufer. Über unse- ren Köpfen flogen Webervögel, dessen kunstvolle Hängenester wir an Bäumen sahen.

Im Anschluss an die Bootsfahrt setzen wir unsere Reise mit dem Bus fort. Wir besuchten einen kleinen Markt, auf dem wir handgemachte Souvenirs kaufen konnten.

Auf dem Weg Richtung Durban machten wir an einem Feldrand halt. Michael Ahme, der Pastor in der Nordkirche ist, hatte eine Andacht vorbereitet, die wir dort gemeinsam feierten. Das Thema der Andacht war „Engel“, anlässlich des Michaelistages.

Die mehrstündige Busfahrt bereicherte unsere Reiseleiterin Monika immer wie- der mit Informationen zu verschiedenen südafrikanischen Themen und Bräuchen. Interessant war unter anderem „Lobola“, der sogenannte Brautpreis, den der Bräutigam der Familie der Braut zahlen muss. Gemessen wird dieser Wert in der Anzahl von Kühen. Eine durchschnittliche südafrikanische Frau ist umgerechnet 15-20 Rinder, also etwa 4000 Euro wert. Dieser Preis ist von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise der Bildung, abhängig.

Bei einem von der Agentur organisierten Mittagessen trafen wir dann auf einen jungen Mann, der von seiner Bekehrung zur Nazareth Baptist Church Isaiah Shembes erzählte und einige der Riten ihres Gottesdienstes erläuterte. Leider war sein Englisch so schlecht zu verstehen, dass viele Fragen offen blieben.

Die Pracht des Indischen Ozean erblickten wir zum ersten Mal kurz vor Durban in Zimbali. In Durban angekommen, betrachteten wir aus dem Bus als erstes das WM-Stadion, welches 2009 kurz vor WM Beginn eröffnet wurde.

Nach dem Einzug ins Hotel endete der Abend in einem etwas ungeordneten, aber dennoch leckeren Abendessen in einem Schnellrestaurant im Erdgeschoss des Hotels und mit der anschließenden Feedbackrunde im leeren Frühstücksraum.

(Jan Minack)

 

MONTAG, 30.09.2019
DURBAN

KATHEDRALE – MOSCHEE – TEMPEL: DURBAN

„Sich ernsthaft um andere zu sorgen,
sowohl im privaten wie öffentlichen Leben,
würde uns der Welt, nach der wir uns so sehnen,
sehr viel näher bringen.“
(Nelson Mandela)

Um 8:30 verließen wir das Hotel und machten uns auf den Weg ins Zentrum von Durban zu unserem ersten Besuch beim Denis Hurley Centre. Unser Busfahrer ließ uns auf einem indischen Markt raus, der gar nicht so war, wie wir uns einen indischen Markt vorgestellt haben, sondern eher wie ein Gemüse-, Fleisch- und Fischmarkt.

Im Denis Hurley Centre angekommen, trafen wir den Direktor des Zentrums. Vor einer Statue von Bischof Denis Eugene Hurley, dem Gründer, begann er seine Führung durch die Einrichtung. Er nannte die Arbeit im Zentrum „voice for the voiceless“, was das Konzept, den Bedürftigen zu helfen, gut zusammen- fasst. Er zeigte uns die Küche, in der es täglich zwei Mahlzeiten für Obdachlose und Bedürftige in Durban gibt. Jeder kann kommen und dort essen, so essen dort Menschen aller Religionen zusammen. Auch unter den Köchen, von denen alle außer einer eh- renamtlich dort arbeiten, herrscht Religionsvielfalt und es wird halal gekocht. In der Klinik des Zentrums haben wir eine lange Schlange von Menschen gesehen, die darauf warteten, ärztliche Behandlung bekommen zu können. Viele Flüchtlinge können ohne Dokumente nicht in eine reguläre Klinik gehen und kommen deshalb ins Zentrum. Dort gibt es grundlegende medizinische Versorgung für jeden. Das Zentrum hat auch eine mobile Klinik.
Teil des Denis Hurley Centre ist die Emmanuel Kathedrale. Sie wurde 1904 im französischen Stil gebaut. Der europäische Stil und das Farbschema der Kathedrale haben uns sehr beeindruckt. In der Kathedrale befindet sich das Grab von Bischof Denis Hurley, an dem wir gemeinsam gebetet haben. Zum Abschluss haben wir etwas im Café des Zentrums getrunken, in dem nur Gehörlose arbeiten. Wir mussten also unsere Bestellung in Gebärdensprache aufgeben, was eine neue Erfahrung für uns war.

Unser zweiter Besuch war in einer Moschee. Von außen wirkte sie zunächst eher unscheinbar, aber innen erwartete uns ein prunkvolles Gebäude mit einem großen Brunnen zum Waschen vor dem Gebet und einem großen Saal mit rotem Teppich, in dem gebetet wird. 7.000 Menschen finden zum Beten Platz in dem Saal und freitags sei die Moschee meistens voll. In der Moschee wurde uns erklärt, wie ein Gebet abläuft, zu welchen Zeiten Muslime beten, die Abläufe der Bewegungen und was sie bedeuten, sowie welche Regeln es gibt. Auch über die anderen der fünf Säulen des Islams wurde uns erzählt, zum Beispiel über das Fasten und das Fastenbrechen. Über den Islam in Durban haben wir einiges erfahren, zum Beispiel, dass es keinen islamischen Verband der Moscheen gibt, aber einen Rat für gemeinsame Absprachen. Wir haben uns unterhalten über Islamophobie in Deutschland und Südafrika und haben über die aktuelle Situatuion in Europa erzählt.

Nach der Moschee sind wir zum Hare Krishna Tempel gefahren und haben dort bei einer Zeremonie zugesehen. Vor einem Schrein mit Statuen der Götter Krishna und Rama haben die Mitglieder der Hare-Krishna-Gemeinschaft immer wieder eine Melodie gesungen, die einigen von uns noch die gesamte Reise über im Kopf blieb. Nach der Zeremonie erzählte uns eine Frau, die Bücher im Tempel verkauft, etwas über die Religion und den Tempel.

Dass die Hare-Krishna-Gemeinde eine missionierende Gemeinde ist, merkte man, als ein Anhänger der Gemeinschaft dazu kam und uns mehrfach um unsere Telefonnummern für eine gemeinsame WhatsApp- Gruppe bat, was bei vielen von uns ein Gefühl der Bedrängung hervorgerufen hat. Neben dem Tempel haben wir unter einem großen Zelt Mittag gegessen. Der Koch des Tempels hat extra für unsere Gruppe eine große Portion vegetarisches Curry gekocht, welches sehr lecker war.

Anschließend sind wir in den Ortsteil Inanda zum Phoenix Settlement in Erinnerung an Mahatma Gandhi gefahren. Dort haben wir eine kleine Führung über das Gelände bekommen und konnten uns im Ghandi Museum und in dem Haus, in dem Gandhi jahrelang gelebt hat, umsehen. Das Phoenix Settlement erzählt von Gandhis Geschichte: seinen Anfängen, seiner Frau, der Geschichte von Satyagraha und vor allem seiner Arbeit in Südafrika; untermalt mit Bildern und Zitaten.

Zu guter Letzt sind wir zum J. L. Dube Interpretation Centre gefahren. Dort haben wir uns ein kleines Museum angesehen, dass die Geschichte von John Dube, dem Gründer und ehemaligen Präsidenten des African National Congress, erzählt. Das Museum ist auf dem Gelände der Ohlange School, die John Dube 1901 gegründet hat.

Dort hat Nelson Mandela am 27. April 1994 bei der ersten Wahl, an der Menschen aller Hautfarben teilnehmen durften, seine Stimme gegeben und hat an Dubes Grab die berühmten Worte „I have come to report Mr. President that South Africa is now free“ gesprochen.

Zum Abendessen sind wir nach diesem langen, aber interessanten und bewegenden Tag zur uShaka Marine World gefahren und haben neben einem riesigen Aquarium gegessen, bevor wir kaputt und müde zu unserem Hotel zurück gefahren sind.

(Lea Dellit)

 

DIENSTAG, 01.10.2019
DURBAN - PIETERMARITZBURG - WARTBURG

GANDHI IM ZUG UND MANDELA IM GEFÄNGNIS

Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land.
Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen.
Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt:
Wir hatten die Bibel und sie das Land.
(Desmond Tutu)

Am Morgen stand uns zum letzten Mal das reichhaltige Frühstück im Hotel von Durban zur Verfügung, wobei dem kundigen Auge beim Blick in den Frühstücksraum sofort auffiel, dass etwas nicht stimmte: Während sich Prof. Rösel an einem Tisch angeregt mit Herrn Ahme und Frau Harder unterhielt, saß Prof. Hock mehrere Tische entfernt allein und sah melancholisch auf den Ozean hinaus. Was der Grund für dieses Trennungsdrama war, wird womöglich für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben.

Gestärkt und bereit für neue Erlebnisse verabschiedeten wir uns jedenfalls vom Indischen Ozean und legten, bevor wir Durban verließen, noch einen Besuch bei der lutherischen Gemeinde St. Peter's ein, der laut Plan bereits zwei Tage vorher vorgesehen war. Pastor Helmut Straeuli empfing uns freundlich in sei- ner Kirche und gab uns einen interessanten Einblick in seine Arbeit als Pfarrer in Südafrika. Ein besonders emotionaler Moment ergab sich, als er von einem nicht lange zurückliegenden Überfall in der Kirche erzählte.

Nachdem er uns freundlicherweise noch einen Kaffee bereitet hatte, fuhren wir Richtung Nordwesten nach Pietermaritzburg, wobei Monika es wieder gelang, die längeren Fahrzeiten – jedenfalls für die Leute, die nicht schliefen - mit ihren zahlreichen Geschichten zu verkürzen. Diesmal ging es unter anderem um das Beschnei- dungsritual bei den Xhosa und Monikas eigene Begegnung mit Nelson Mandela. Letzterer soll- te auch später am Tag noch einmal Thema sein, doch in Pietermaritzburg stand zunächst Mahatma Gandhi im Mittelpunkt.

So führte unser erster Stopp uns zum Bahnhof, wo Gandhi seiner Hautfarbe wegen auf dem Weg von Durban nach Pretoria aus dem Zug geworfen wurde, was als wesentlich prägende Erfahrung für die Entwicklung seiner ethischen Haltung (Satyagraha) und seinen Kampf gegen Ungerechtigkeit gilt. Versinnbildlicht wurde dies durch eine Doppelbüste, die auf der einen Seite den jungen Gandhi als Anwalt zeigte, auf der anderen den älteren Gandhi, den wohl jeder zuerst vor Augen hat, wenn man an Gandhi denkt.

Ebenfalls in Pietermaritzburg legten wir noch eine kurze Besichtigung der Innenstadt ein, wo wir uns am Rathausgebäude vorbei den Weg zu einem weiteren Gandhi-Denkmal bahnten.

Die Fahrt ging weiter nach Howick, wo wir in einem kleinen, von Monika empfohlenen Lokal unsere Mittagspause einlegten. Die verbleibende Zeit nach dem Essen wurde dann von einigen für einen Rundgang durch das angrenzende Gartencenter genutzt, während andere den danebenliegenden Spielplatz stürmten.

Von dort war es nicht mehr weit zum Wasserfall von Howick, einem weiteren landschaftlichen Highlight der Reise. Die Aussichtsplattform bot einen idealen Blick auf den etwa 100 Meter hohen Wasserfall, was von der Gruppe als ideale Kulisse für Selfies identifiziert wurde.

Den letzten Programmpunkt des Tages bildete die nahe gelegene Gedenkstätte für Nelson Mandela, die an der Straße liegt, auf der er 1962 verhaftet wurde. Dabei bestand der erste Teil aus einem Museum, in dem man sich auf Schautafeln über Mandelas Leben kundig ma- chen konnte, und in dem wir, wie durchgängig auf der Reise, mal wieder zu wenig Zeit hatten um alles anzu- schauen. Das Gebäude verlassend, begaben wir uns auf einen Weg, der erneut auf Tafeln die wichtigsten Stationen von Mandelas Leben präsentiert. Ziel des Weges ist das aus stählernen, unterschiedlich geformten Stäben bestehende Mandela- Denkmal, dem man sich langsam über den zwischen zwei leichten Anhöhen lie- genden Weg nähert, und das bei frontaler Betrachtung Nelson Mandelas Gesicht zeigt. Zusammen mit der wunderschönen Landschaft bildet dies eine beeindruckende Kulisse, was Monika auch dazu veranlasste, uns an diesem Ort die südafrikanische Nationalhymne vorzuspielen.

Abschließend folgte die letzte Fahrt des Tages nach Wartburg, wo sich unser Hotel für die kommenden zwei Nächte befand, wobei wieder einmal, wie schon öfter, ein bisschen Herumfahren nötig war, bevor wir das Hotel fanden. Dort angekommen, zeigte sich die erste Überraschung in der Benennung der Zimmer. Diese haben nicht wie in jedem anderen Hotel Nummern, sondern tragen deutsche Ortsnamen, was selbst beim Personal für eine gewisse Verwirrung sorgte. So wurden Jan und ich einmal kreuz und quer durchs Hotel gelotst, bevor sich herausstellte, dass „Oldenburg“ in einem separaten Bungalow auf dem Hof liegt.

Beim Abendessen wurden die Erfahrungen des Tages und die Eindrücke zum Hotel ausgetauscht – so bekamen einige der Einrichtung und flackernder Lampen wegen ein Horrorfilm-Feeling, während andere (d.h. selbstverständlich vorrangig die Nutzer von Apple-Produkten) über WLAN-Probleme klagten. Nach dem Abendessen trafen wir uns zur üblichen Runde, bevor die Gruppe den A Abend entweder bei einem Getränk beisammensitzend oder mit ein paar Run- den Werwolf ausklingen ließ.

(Hannes Unverfehrt)

 

MITTWOCH, 02.10.2019
HERMANNSBURG

DEUTSCHES IN SÜDAFRIKA...

Sei nett zu den Weißen!
Sie brauchen dich, um ihre Menschlichkeit wieder zu entdecken.
(Desmond Tutu)

Der zehnte Tag unserer Reise, ein Mittwoch, verwöhnt uns mit wunderschönem sonnigen Frühlingswetter. Da die Abfahrt mit dem Bus erst für 10 Uhr angesetzt ist, bleibt nach dem Frühstück noch Zeit, die Sonne auf der Terrasse am Pool zu genießen und einige Postkarten zu schreiben.

Pünktlich geht die Fahrt dann los zu unserem ersten Programmpunkt, der Deutschen Schule in Hermannsburg. Auf dem Gelände angekommen, befahren wir eine breite, von baumbestandenen Rasenflächen gesäumte Straße. Jeweils etwas von der Straße zurückgesetzt liegen die Wohngebäude für Internatsschüler. Erkennbar sind sie an den Schildern direkt neben der Straße, die in deutscher Sprache verraten, welche Altersgruppe wo untergebracht ist. Jedes dieser Schilder ist mit dem Bild eines Eichenzweiges versehen, der unter dem Motto "Treu und Fest" auch das Schulwappen ziert. Allerdings sind aufgrund von Renovierungsarbeiten einige Gebäude derzeit unbewohnbar.

Vor dem Museum werden wir bereits erwartet. Der Schulleiter führt uns über das Gelände. Wir dürfen in den Essensraum, den Kindergarten und die Grundschule hineinschauen und erfahren nebenbei einiges über die Schüler, den Unterricht und den Lehrkörper. Dann sehen wir uns die Schulkapelle an, in der jeden Morgen eine Andacht stattfindet - je nach Wochentag auf Deutsch, Englisch oder Zulu.

Anschließend wird uns die Geschichte nähergebracht. Das Schulgelände ist nämlich auch der Ort, von dem aus die Missionare der Hermannsburger Mission ihre Arbeit starteten. In einer hinteren Ecke des Geländes ist sogar die erste Hütte, die sie bauten, erhalten. Sie besteht aus Lehm und umfasst zwei kleine Räume, in denen die elf Missionare kochten, aßen, schliefen und zusammenlebten. Vom erhöhten Platz der Hütte aus kann man, die Schule im Rücken, einiges Land übersehen. Als die Missionare bald ein größeres, richtiges Haus bauten, wurde sie als Backstube benutzt. Im großen Haus ist heute das Museum unter- gebracht, durch das wir in zwei Gruppen geführt werden. Hier sind neben In- formationstafeln auch viele Anschauungsstücke ausgestellt, die das Leben der deutschen Missionare bezeugen.

So finden sich zum Beispiel alte Instrumente der Blaskapelle, außerdem gibt es Schlafräume und die Küche zu bestaunen sowie Themenräume zur Menschheitsentwicklung und Geologie, dem traditionellen Leben der einheimischen Bevölkerung und natürlich ein Archiv, in dem alte Bücher und Schriften gesammelt und aufbewahrt werden. Im Café erwartet uns zum Abschluss der Führungen ein kleiner Imbiss mit Kuchen, Kaffee und Schmalzstullen.

Bei der Ausfahrt halten wir an der Hermannsburger Kirche an. Leider ist sie nicht geöffnet, doch direkt daneben liegt ein Friedhof, auf dem wir stattdessen einige Zeit verbringen. Es ist ein seltsames Gefühl, mit- ten in Südafrika auf einem Friedhof mit deutsch beschrifteten Grabsteinen zu ste- hen, der sich – außer vielleicht bezüglich der Vegetation – kaum von irgendeinem deut- schen Friedhof unterscheidet. Anhand der Namen auf den Grabsteinen kann man ganze Familiengeschichten nachvollziehen.

Von dort geht die Fahrt weiter zu einem deutschsprachigen Zuckerrohrfarmer. Wieder einmal ist diese Begegnung auch ein Zusammentreffen mit einer anderen Welt. Eine lange baumbestandene Auffahrt führt zum eingeschossigen Farmhaus, das von Beeten umgeben ist. Auf dem Rasen steht ein Hubschrauber, der für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln genutzt wird – später erfahren wir, dass er einem Nachbarn gehört.

Vom Farmer und seinem Sohn werden wir herzlich begrüßt. Dann dürfen wir alle auf einen mit Sitzbänken versehenen Traktoranhänger klettern und brechen zu einer Tour über die Felder auf. Noch bevor wir richtig losgefahren sind, zieht ein parkender LKW die Blicke auf sich, der mit verkohlten, dünnen langen Stangen beladen ist. Kurz darauf passieren wir das leere und verbrannte Feld, auf dem diese Stangen als Zuckerrohrpflanzen gewachsen sind. Damals hatten sie allerdings noch ihre Blätter, die lang und scharf wie Messer sind. Daher werden die Felder vor der Ernte in Brand gesteckt - die Pflanzen hinterher zu entblättern wäre viel aufwändiger und würde auch den Schnitt für die Arbeiter sehr erschweren.

Da sich der Zuckerrohranbau in Zukunft wohl nicht mehr richtig rentieren wird - der Markt wird mit billigerem Zuckerrohr aus Südamerika überflutet – hat die Familie vor einigen Jahren beschlossen, sich mit Macadamianüssen ein zweites Standbein aufzubauen. Inzwischen ist die Pflanzung der ersten Plantagen über fünf Jahre her und es können bereits Erträge eingefahren werden. Bevor wir uns das genauer ansehen, rumpeln wir vorerst weiter an den recht hügeligen Zuckerrohrfeldern entlang. Vier verschiedene Sorten der mehrjährigen Pflanze werden hier mit der Hilfe tatkräftiger Saisonarbeiter aus Lesotho angebaut. Die teilweise stark abschüssigen Felder sind von regelmäßigen Fahrgassen und nicht zu befahrenden Rasenstreifen durchzogen – diese sollen das Regenwasser bremsen und ableiten, damit bei Regenfällen nicht der gesamte Boden mitgeris- sen wird. Selbst von unserem erhöhten Standpunkt auf dem Anhänger reicht das Zuckerrohr über unsere Köpfe.

Bald darauf fahren wir an der Pumpenanlage vorbei und erreichen dann die Fel- der, auf denen die älteren Macadamia-Nussbäume stehen. Zur Anlage dieser Plantagen werden die Hänge in genau bemessenen Abständen terrassiert, sodass die Bearbeitung mit Maschinen stattfinden kann. Bei der Pflanzung der Jungbäume werden Bewässerungsschläuche immer gleich mitverlegt, an die dann in regelmäßigen Abständen kleine Sprinklerdüsen angeschlossen werden. Die gesamte Bewässerungsanlage eines jedes Feldes ist mit Sensoren zur Messung der Bodenfeuchte ausgestattet und kann über eine Smartphone-App gesteuert werden, die auch den jeweiligen errechneten Wasserbedarf des Fel- des anzeigt sowie die wöchentlich erforderliche Bewässerungsdauer - ein selbst für westeuropäische Verhältnisse sehr fortschrittliches System. Als Andenken dürfen wir uns alle eine Macadamianuss mit nach Hause nehmen.

Schließlich fahren wir zurück und setzen die Führung in den Hallen des Betriebs fort. Viele verschiedene Maschi- nen und Traktoren haben sich im Laufe der Zeit hier angesammelt, außerdem gibt es eine betriebseigene Landmaschinenwerkstatt. In einer anderen Halle werden die Schalen der Nüsse maschinell geöffnet und diese anschließend nach Qualität sortiert und zum Trocknen in großen Containern untergebracht, um später nach Amerika verschifft zu werden.

Inzwischen neigt sich der Nachmittag dem Ende entgegen und wir finden uns wieder auf dem Hof ein, wo später auch das Braai stattfinden soll. Einige Nachbarn und Freunde sind gekommen, und in der Garage wurden Bierzeltgarnituren aufgestellt – nach Sonnenuntergang wird es sehr schnell kalt draußen. Gemeinsam genießen wir das leckere Essen.

Beendet wird der Abend durch eine Andacht im Wohnzimmer der Gastgeber, begleitet von Musik auf der Heimorgel.

(Luise Gerber)

 

DONNERSTAG, 03.10.2014
DRAKENSBERGE

LEIDER NUR BILDER ZUR ERINNERUNG

„Ich verachte Rassismus, weil ich ihn für barbarisch halte,
egal ob er nun von einem schwarzen oder weißen Menschen kommt.“
(Nelson Mandela)

 

FREITAG, 04.10.2014
HEIMREISE

DER LETZTE TAG

„Bildung ist die mächtigste Waffe,
um die Welt zu verändern.“
(Nelson Mandela)

Bald kam der letzte Tag. Ein Sonnenmorgen ruft,
und schon liegt für uns alle der Abschied in der Luft.
Von Bergen das Frühstück umgeben,
manch einer möcht’ länger hier leben,
und bleiben noch ein bis zwei Tage,
verlockend wär’s ganz ohne Frage!
Doch pünktlich sind alle im Bus,
ein Morgenzitat gibt’s zum Schluss!
Zum Thema „Glück“ von Fontane was Kluges
von Franz etwas gleichen Bezuges:

So muß man leben!
Die kleinen Freuden aufpicken,
bis das große Glück kommt.
Und wenn es nicht kommt,
dann hat man wenigstens
die "kleinen Glücke" gehabt.
(Theodor Fontane)

Remember that when you leave this earth, you can take with you nothing that you have received – only what you have given: A full heart, enriched by honest service, love, sacri- fice, and courage.
(Franz von Assisi)

Vieles wäre zu erzählen von der Fahrt zwischen den Drakensbergen und dem Flughafen Johannesburg, von der Abfahrt, den Rindern auf der Straße und den weißen Kuhreihern, von einem letzten Blick hinüber auf das Amphitheater und die Dörfer auf den Hochebenen, den Pausen auf der N3 bei Steers in Harrismith und anderswo, vom spontanen Fotostop am Driekloof Dam, dem Dreischluchtenstaudamm, von den weiten trockenen Feldern, die auf den Regen warten, damit wieder Sonnenblumen oder Mais auf ihnen wachsen können, vom Vaal, den wir Punkt 12 Uhr auf dem Weg in die ehemalige Provinz ‚Transvaal’ überquerten ...

Durch Monika erfuhren wir, dass die dreierlei ‚Heidelberg’ in Südafrika ihren Namen dem Heidelberger Katechismus verdanken, und Dr. Ahme zeichnete den Weg der Reformierten und Lutheraner vom Marburger Religionsgespräch bis zur Leuenberger Konkordie nach.

Lang war die Fahrt; Monika verliest eine Nachricht aus Secunda: Der Geldumtausch unserer Euro-Spende hat geklappt! Sie erzählt noch manch Interessantes, zum Beispiel von Prinzesschen, der Storchendame, die über Jahre 10.000 km von einem Bauernhof in Deutschland zu einer Farm in Südafrika geflogen ist – und wieder zurück! (https://www.storchenhof-loburg.de/prinzesschen- 63.html; de.wikipedia.org/wiki/Prinzesschen) Gegen 15 Uhr sind wir am Flughafen Johannesburg und verabschieden uns herzlich von Monika und Derrick.

Am letzten Tag unserer Reise ist viel Dankbarkeit spürbar;
sie gilt den unglaublich vielen Eindrücken, den Begegnungen,
dem guten Miteinander, aber auch dem Umstand, dass niemandem von uns etwas Ernstliches zugestoßen ist –
und sie gilt nicht zuletzt Martin Rösel und Klaus Hock,
deren Konzeption und Vorbereitung wir diese unvergessliche Reise,
viel Lehrreiches und viele Denkanstöße
zu verdanken haben!

(Eckart Reinmuth)