Informationsreisen für Gruppenverantwortliche

Inforeisen-Rückblicke

Informationsreise DSCHIBUTI + SOMALILAND – ein kurzer Rückblick!

Djibouti-City

Dschibuti: Abbé-See

Junge Frauen in Dschibuti

Dschibuti: Tadjoura

Dschibuti: Adaleh-Canyon

Somaliland: Kamelmarkt Hargeisa

Somaliland: Las Geel

Somaliland: Sheikh-Mountains

Dschibuti – 1. Teil der Reise

TEKTONISCH, diese Zuschreibung kam mir bei unserer Reise durch Djibouti (dt.: Dschibuti) immer wieder in den Sinn. 

TEKTONISCH zunächst im erdgeschichtlichen Sinn. Genau hier, südlich der Meerenge des Bab al Mandab, wo Rotes Meer in den Golf von Aden und in den Golf von Tadjoura übergehen, liegen die Afrikanische, die Arabische und die Somalische Platte und reißen Afrika auf einer Breite von 15-30 Kilometern auseinander. Der Ostarm des Großen Afrikanische Grabenbruchs beginnt genau hier und verläuft durch Äthiopien, Kenia, Tanzania bis Mosambik. Der Ostafrikanische Graben lässt hinter dem Golf von Ghoubbet den Assalsee auf 155 m unter dem Meerespiegel absinken. Das ist die tiefste Stelle in Afrika. Noch tiefer liegt nur das Tote Meer (-428 m) und der See Genezareth (-212 m), wo der Große Afrikanische Grabenbruch auch beginnt.

TEKTONISCH und in Bewegung ist auch die Gesellschaft. Das Volk der Afar und der Issa kann man als „Urbevölkerung“ bezeichnen, die schon immer hier und den umliegenden Regionen gelebt hat. Spricht man mit den (jungen) Einheimischen in den Städten, dann sind deren Eltern amharischer (Nordäthiopien) Abstammung oder gehören zum Volk der Oromo in Südäthiopien, sie kommen aus dem Jemen, aus Somalia oder auch aus Europa. Die Sprachenvielfalt ist entsprechend bunt. Unser Guide z.B. sprach aufgrund seiner Herkunft 7 Sprachen. Französisch und Arabisch sind die Amtssprachen, obwohl Somali und Afar als Muttersprachen am weitesten verbreitet sind. Antipathien zwischen den Stämmen und Völkern haben wir nicht wahrgenommen. 

TEKTONISCH ist Djibouti auch in geopolitischer und geostrategischer Hinsicht. In Ostafrika und auch über dem Roten Meer ist die Dichte an kriegerischen und/oder labilen Staaten recht hoch. Vor der Tür liegt eine der wichtigsten Seehandelsstraße der Welt und die wichtigste für den Asien-Europa Handel. 15% des weltweiten Seehandels führen vorbei am Horn von Afrika ins Rote Meer und durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer. Auch deshalb ist in Djibouti die Dichte an ausländischer Militärpräsenz besonders hoch. Neben den USA sind hier auch französische, italienische, japanische, deutsche und chinesische Soldaten stationiert. Bei Letzteren ist dies die einzige permanente Militärbasis außerhalb Chinas! All das macht Djibouti zu einem extrem wichtigen Partner in der Weltpolitik und zu einem relativ vermögenden, politisch stabilen und sicheren Staat. Wirtschaftlich spielt der Hafen von Djibouti ebenfalls eine enorm wichtige Rolle. Etwa 90% der Importgüter Äthiopiens werden über den Hafen von Dschibuti abgewickelt. Der 750 km lange Addis-Djibouti-Korridor (= die Route Nationale 1 in Djibouti und die A1 in Äthiopien) ist die zentrale Handelsroute für Äthiopien. Benzin, Diesel, Öl, Zement, Baustoffe, Generatoren, Textilien, Elektrogeräte, Getränke, Rohre, Stahl und Autos. Die Lastwagenkarawanen auf der nur 2-spurigen Straße nach Addis Abeba sind entsprechend beeindruckend. Handelswege und Lieferketten werden uns Besucher hier besonders anschaulich.

TEKTONISCH sind schließlich auch die Fluchtbewegungen. Unterwegs auf den Hauptstraßen sieht man junge Männer aus dem südlichen Äthiopien (Oromo-Gebiet) und aus Somalia auf der Straße in Richtung Norden laufen. In Tadjoura oder Obock warten sie dann auf die Schleuserboote, die allabendlich über die Meerenge in den Jemen fahren. Von dort aus geht es dann weiter nach Saudi-Arabien oder in die anderen Golfstaaten, wo man sein Glück sucht. Die andere, deutlich gefährlichere Flüchtlingsroute, führt durch Äthiopien, den Südsudan und Sudan bis nach Libyen und von dort weiter mit dem Boot nach Italien. Über die Hoffnungen und zum Teil auch bedrückenden Schicksale der Flüchtlinge haben wir im 2. Teil unserer Reise durch Somaliland mehr erfahren können.

Djibouti ist eine nach französischem Vorbild strukturierte Präsidialrepublik und erst seit 1972 unabhängig. 1862 hat Frankreich in der Region Obock Küstenland erworben und war ab 1896 schließlich Kolonialmacht über das Gebiet rund um den Golf von Ghouleb. 1946 erfolgte die Umwandlung der Kolonie in ein französisches Überseeterritorium. 1972 gewährte Frankreich dem Land eine Selbstverwaltung. Erster Präsident wurde Hassan Gouled Aptidon. Seit 1999 regiert sein Neffe Guelleh den Kleinstaat als Präsident. Zuletzt wurde er im Februar 2023 im Amt bestätigt. Auch wenn die politische Struktur Dschibutis eher formell demokratische Elemente hat und die Staatsorgane autoritär agieren – das Land sieht sich als stabilisierender Vermittler und Mediator in einer politisch unruhigen Region. 

Planung einer Studienreise und Gruppenreise nach Dschibuti

Logistisch ist eine Studienreise und Gruppenreise nach Dschibuti recht gut zu bewältigen. Der Staat mit einer Bevölkerung von gut 1 Mio. Menschen und einer Ausdehnung von ca. 250 km x 300 km ist so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings sind die Straßen in keinem besonders guten Zustand und man fährt zum Teil auf Pisten. Daher werden die Fahrten als Gruppe auch immer in Geländewagen durchgeführt. Die Übernachtungsorte sind in Djibouti-Stadt, am Abbé-See und in Tadjoura. Die Fahrtzeiten zwischen den 3 Orten dauert jeweils 4-5 Stunden.

Die Innenstadt von Djibouti-City ist trotz (oder wegen) ihrer maroden französischen Kolonialarchitektur äußerst sehenswert und interessant. Leider gilt in der Stadt aber ein strenges Fotografierverbot mit großen Fotoapparaten. Fotos mit Handys hingegen sind kein Problem. Auch die Außenbezirke mit dem großen Hafen, den 3 Freihäfen, diversen Fabrikanlagen und den Regierungsgebäuden sind interessant und im Kontext der Wirtschaftsstärke und des Handelsaustausches aufschlußreich.

Das nördlich am Golf liegende Tadjoura ist im Vergleich zu Djibouti-City klein und überschaubar. Die Stadt war Mitte des 18. Jh. ein bedeutender Umschlagplatz für den Skalvenhandel. Mit ihrer alten, französischen und auch osmanischen Struktur liegt Tadjoura an einer Corniche mit Geschäften, Marktständen, Cafés und einem kleinen Fischereihafen. Die Einheimischen sind sehr entspannt und weniger mißtrauisch als die in Djibouti-City. Sehr zu empfehlen ist im Anschluss ein Aufenthalt an der 10 km entfernten, sehr hübschen kleinen Bucht „Sable Blanc“, wo man schnorchelnd die Korallen- und Fischwelt entdecken und zum Mittagessen bleiben kann. Am Nachmittag ist dann ein Ausflug zu einigen Dörfern der Afar in die Berge möglich und schön.

Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt ist die Fahrt um den Golf von Ghouleb, wo unter anderem auch noch die Auswirkungen der Vulkanaktivitäten von 1993 mit 5 erloschenen Vulkanen zu sehen sind. Ein kurzer Abstecher führt dann zum Assalsee 155 m unter dem Meeresspiegel. Der Salzsee mit 75% Salzgehalt ist ein Must-See. 

Spannend und unbedingt lohnend ist auch die ca. 5 Stunden lange Fahrt durch aride Landschaft und Steinwüste zum Abbé-See an der äthiopischen Grenze. Die Besonderheit des Sees sind die ursprünglich durch Magma, unter Wasser entstandenen und durch Bakterien versteinerte Schlote, die heute am Rand des abgesunkenen Sees über Wasser zu bestaunen sind. Besonders schön bei Sonnenuntergang, und noch mehr bei Sonnenaufgang. Deswegen ist die Übernachtung am Abbé-See empfehlenswert und lohnend. Allerdings ist das Camp dort so einfach, dass man die Feldbetten in den beengten Strohhütten (nur leicht größer wie ein Igluzelt) am besten nach draußen stellt und unter freiem Sternenhimmel übernachtet.

Eine der (aus Sicht des Fremdenverkehrsamt) größten Hauptattraktionen sind die Walhaie, die zwischen November und Januar vor Dschibutis Küste Station machen, um ihre Jungtiere zu gebären. Die wundervollen Tiere kann man schnorchelnd oder tauchend aus nächster Nähe bewundern. Und natürlich bietet der Golf von Tadjoura als Verlängerung des Roten Meeres auch ganzjährig wunderbareMöglichkeiten zu schnorcheln und zu tauchen, so z.B. bei den Mouche-Inseln vor Djibouti-City.

Die Erdgeschichte, die Naturwunder des Afrikanischen Grabenbruchs, die bezaubernde Unterwasserwelt im Golf von Aden, die koloniale Vergangenheit und Architektur sowie das gesellschaftliche, wirtschaftliche und geopolitische Umfeld der gesamten Region machen eine Reise nach Dschibuti lohnend und hochspannend. Dschibuti ist politisch stabil und ein sicheres Reiseland. Die Einwohner betonen immer wieder die Einheit und den Zusammenhalt der Menschen, trotz unterschiedlichster Herkunft. 

Als Reisegruppe in Dschibuti muss man sich auf einen englischsprachigen Guide und auf englisch- oder französischsprachige Fahrer einstellen. Die Fahrten durchs Land werden in Toyota Landcruisern durchgeführt, 3 Gäste plus Fahrer. 

Die beste Reisezeit für Gruppenreisen und Studienreisen nach Dschibuti ist von Oktober bis Mitte April. Tagsüber erreichen die Temperaturen 30 Grad, nachts kühlt es auf 20 Grad ab. 

Die Fotos und die schönsten Eindrücke meiner Reise sind in der ECC-Fotogalerie Dschibuti eingestellt. Einen Reiseprogramm für eine Gruppenreise und Studienreisen Dschibuti/Djibouti finden Sie auf unserer Webseite. Gerne berate ich Sie bei der Planung einer eigenen und individuellen Gruppenreise nach Dschibuti. 

SOMALILAND – 2. Teil der Reise

Der 2. Teil unserer Reise führte ins benachbarte Somaliland. Nur 30 min dauerte der Flug mit Air Djibouti in die Hauptstadt Hargeisa. Somaliland oder Somalia? Hauptstadt Hargeisa, noch nie gehört? Kein Wunder, Somaliland ist eine autonome Region bzw. eine De-facto Entität von Somalia und dessen Hauptstadt Mogadischu. Bis zur Unabhängigkeit 1960 war Somaliland die Kolonie British-Somaliland. Weiter südlich entließ Italien als Kolonialmacht Italienisch-Somaliland ebenfalls 1960 in die Unabhängigkeit. Beide Länder taten sich nach deren Unabhängigkeit zur Republik Somalia zusammen, konnten aufgrund unterschiedlicher Stammes- und Clanzugehörigkeiten sowie wirtschaftspolitischer Differenzen aber nie auf einen Nenner kommen. 

Im somalischen Unabhängigkeitskrieg 1988 legten somalische Truppen aus Mogadischu Hargeisa in Schutt und Asche. 1990 wurde der somalische Präsident Barré gestürzt und Somalia zerfiel in einen Bürgerkrieg zwischen Regierung, Warlords und der ultraislamischen Al-Shabab Miliz. Die Instabilität hält bis heute an. Somaliland nutzte die Schwäche Mogadischus und erklärte sich 1991 als unabhängige, parlamentarische präsidentielle Demokratie. Die Wahlen verlaufen seitdem demokratisch, zuletzt im November 2024. Es gibt eine aktive Zivilgesellschaft und relativ freie Medien (im Vergleich zur Region). 

Dass Somaliland bis heute noch nicht als eigenständiger Staat anerkannt wurde, liegt an völkerrechtlichen, politischen und sicherheitsbezogenen Gründen der internationalen Staatengemeinschaften und der Afrikanischen Union. 

Wie auch immer, wir wagten jedenfalls eine 3-tägige Reise ins Unbekannte und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Unsere Stationen waren die Hauptstadt Hargeisa, der ehemaliger britische Verwaltungssitz Berbera am Golf von Aden, die Stadt Sheikh in den Golis-Bergen sowie die erst 2003 entdeckten prähistorischen Felszeichnungen von Laas Geel, die in Lage und Zustand ganz außergewönlich sind. 

Mindestens genauso interessant wie die Besichtigungen sind die Begegnungen mit den Menschen, die ihr armes Land mit Stolz und Beständigkeit voranbringen. Die Diskrepanz zwischen Eselskarren, die in der Hauptstadt Hargeisa noch zu sehen sind, und den digitalen Handy-Bezahlapps, ist überraschend. Die Generationenkluft der traditionell islamisch geprägten Gesellschaft zwischen den „Alten“ Konservativen und den „Jungen“ top gestylten TIK-TOKern und den ultrageschminkten TIK-TOKerinnen ist riesengroß. 

Die Motivation und der Drang der jungen Menschen ein neues Leben in Europa oder anderswo aufzubauen (die Jugendarbeitslosigkeit beträgt 75%) - mit allen Risiken einer Flucht - wurde in Gesprächen immer wieder angedeutet. Die Einblicke in diese somalisch geprägte Gesellschaft mit nomadischem Erbe, kollektiver Ehre und islamischer Identität wie auch der Eindruck über die politisch-wirtschaftliche Struktur des Landes, waren für uns hochinteressant. 

Planung einer Studienreise und Gruppenreise durch Somaliland

Logistisch lässt sich eine Gruppenreise nach Somaliland recht einfach planen. Anreise über Addis Abeba oder Dschibuti per Flug nach Hargeisa. 3 Übernachtungen sind für einen Schnupperbesuch völlig ausreichend. Hargeisa und Berbera sind nur 2 Stunden voneinander entfernt, die Straßen in bestem Zustand, deutlich besser als in Dschibuti. Die Hotels in der Hauptstadt sind mit 4* sehr ordentlich und gut, so auch die Restaurants. Das Strandhotel in Berbera hat den Charme einer Kaserne, ist aber in der Qualität der Zimmer ok. Eine Übernachtung in Berbera ist dennoch unbedingt lohnend, sowohl um in die nahegelegenen Berge zu fahren, als auch die Stimmung in Berbera selbst genießen zu können. Wer mehr möchte: in Somaliland bieten sich auch ornithologischen Erkundungen an. Die endemischen Vogelarten (z.B. der Somalibussard, die Somalidrossel, die Somali-Riesenlerche, die Finkenart Linaria Johannis, und zahlreiche andere) ziehen Vogelkenner aus aller Welt an, ein Geheimtipp. Diese Touren führen durchs gesamte Land dauern dann 8 Tage oder länger.

Die Fahrzeuge für Touristen sind meist Toyota Landcruiser, die trotz ihres Alters (1990er Jahre) gut in Schuss sind. Die Fahrer und Guides sprechen Englisch. Touristen gibt es im Land kaum bis gar nicht, so dass man von den Einheimischen freundlich und zurückhaltend begrüßt und/oder angesprochen wird. 

Bei den Fahrten muss man sich auf polizeiliche Begleitung einstellen. Diese ist für touristische Fahrten verpflichtend und hilfreich bei den Checkpoints, die man in Hargeisa und auf den Hauptstrecken passieren muss. Wir haben dies weniger als Schutz-Maßnahme für uns wahrgenommen, sondern eher als ABM-Maßnahme für den Polizisten. Dennoch, das Land achtet peinlich genau auf Sicherheit, um Verhältnisse, wie sie in Somalia herrschen, nicht aufkommen zu lassen. Alle Gesprächspartner betonen die Sicherheit im Land und unterstreichen den Frieden, der seit gut 30 Jahren im Land anhält.

Ein 3-tägiger Aufenthalt in Somaliland lässt sich im Anschluß an eine Reise nach Äthiopien oder Dschibuti ideal anhängen. Es ist eine ungewöhnliche, aber für uns äußerst lohnende Erfahrung gewesen. 

Gerne berate ich Sie bei der Planung einer Studienreise und Gruppenreise in das unbekannte Somaliland, einem Land im Aufbruch, auf dem Sprung zur politischen Anerkennung und damit zum wirtschaftlichen Aufschwung. Bei unserer Agentur und unserem netten, zuverlässigen und auskunftsfreudigen Fahrer Hassan, bedanke ich mich für die hervorragende Planung.

Die Fotos und Eindrücke der Reise finden Sie in der ECC-Fotogalerie. Einen Vorschlag für eine Reiseprogramm nach Somaliland finden Sie auf unserer Webseite. Gerne berate ich Sie bei der Planung einer Kulturreise und Reiseexpedition nach Somaliland. 

Ihr Guido Völkel