Informationsreisen für Gruppenverantwortliche

Inforeisen-Rückblicke

Reise nach MADAGASKAR - ein kurzer Rückblick!

Antsirabe

Madegassiche Familie

Fianarantsoa

Katta-Lemuren

Nosy Iranja

Buckelwal im Kanal von Mosambik

Nosy Be

Isalo-Nationalpark

Warum nach Madagaskar reisen?

Madagaskar ist eine der größten Inseln der Welt und einer der letzten überhaupt, die von Menschen erschlossen wurde. Erst vor gut 1500 Jahren erreichten Siedler aus Ostafrika, aus Südasien und aus dem Nahen Osten, viel später dann die europäischen Handelsschifffahrer und Piraten, dann die Briten und Franzosen als Kolonialmacht die Insel. 18 verschiedene Stämme bildeten sich aus dieser Besiedlungsgeschichte heraus, Gesichter und Hautfarben, die man den verschiedensten Regionen der Welt zuordnen kann, erzählen davon. Die madegassische Sprache Malagasy ist dem Malayischen und Indonesischen sehr verwandt.

Das überwiegend christliche Madagaskar ist von katholischen und protestantischen Missionaren aller Couleur seit Anfang des 19. Jh. missioniert worden. Entsprechend bunt ist die Vielfalt der Kirche im Land, darunter z.B. die ca. 3 Mio. große und stark wachsenden lutherische Kirche, eine der ersten Kongregationen im Land. Madagaskar ist aber vor allem auch das Land der „Vorfahren“, eine gelebte und stark ausgeprägte Tradition der asiatischen Einwanderer. Beides, Animismus und christlicher Glaube harmonieren miteinander. Die Tatsache, dass sich Madagaskar vor 160 Mio. Jahren von Gondwana abgespaltet hat und seitdem ein relativ isoliertes Dasein führte, ließ Flora und Fauna zu heute unzähligen endemischen Spezies entwickeln. Darunter sind die insgesamt gut 100 unterschiedlichen Lemurenarten sowie die vier endemischen Baobabarten (von 6 weltweit) die touristischen Werbeträger Madagaskars Nr. 1.

Weil sich aufgrund politischer Instabilität und Korruption das Land in einer dauerhaften Wirtschaftskrise befindet und die Straßen-, Schienen und Fluginfrastruktur in einem wirklich kläglichen Zustand sind, wird Madagaskar relativ wenig bereist. Lediglich die im Nordwesten liegende Badeurlaubsinsel Nosy Be wird von europäischen Charterfluggesellschaften (aus Frankreich und Italien) angeflogen und von zahlreichen Badeurlaubern besucht.

Wenn man im Land des Mora-Mora (langsam-langsam) Einschränkungen im Verkehrsnetz in Kauf nimmt, findet man als Tourist und Reisender aber das nahezu verlorengegangene und selten gewordene Vergnügen einer Entdeckungsfahrt, bei der man nichts erwartet und von so vielem Unerwarteten überrascht wird.

Reiseroute in Madagaskar – von Antananarivo bis Tulear

Aufgrund der touristischen Infrastruktur und der Straßenverhältnisse ist eine Gruppenreise (für nicht mehr so ganz junge Teilnehmer) eigentlich nur von der Hauptstadt Antananarivo im Zentrum des Landes auf gut 1200 m Höhe, bis in den Südwesten des Landes nach Tulear möglich und sinnvoll. Die allerwichtigsten Sehenswürdigkeiten und der Charakter Madagaskars lassen sich auf dieser Route entlang der Hauptstraße und Verkehrsachse N7 am besten erfahren und erleben.

Erste Station und internationaler Flughafen ist die 4 Mio. Einwohner große Hauptstadt Antananarivo, ehemalige Residenzstadt der Könige, die sich in Lage und Stadtstruktur/-architektur weitläufig über mehrere Hügel zwischen einem Häusermeer und Reisfeldern erstreckt.
Die südlich der Hauptstadt gelegene und im Vergleich sehr beschauliche Stadt Antrasibe in Kolonialzeitatmosphäre auf 1500 m Höhe lässt sich am besten in einem Pousse-Pousse, den bunten Fahrradrikschas, erkunden. Am Nachmittag lohnt ein ausgedehnter Spaziergang durch die umliegenden Dörfer und Reisfelder. Nächste Station auf der Route ist der Ranomafana-Nationalpark, ein Regenwald, in dem einige der gut 100 Lemurenarten bei einer ca. 4-stündigen Wanderung/Pirsch (auch durch das Unterholz) beobachtet werden können. Eine weitere sehr interessante Stadt während der Fahrt in Richtung Süden ist Fianarantsoa, ehemalige Königsstadt und religiöses Zentrum Madagaskars. So viele Kirchen wie in Fianarantsoa gibt es nirgends sonst im Land. Die Altstadt und gleichzeitig auch Oberstadt auf einem Hügel ist besonders sehenswert. Hier befindet sich z.B. auch die lutherische Hochschule, in der ein Besuch bzw. eine Begegnung möglich ist. Weiter geht es in das flache, karge Horombe-Plateau ins Isalogebirge bei Ranohira auf ca. 1000 m Höhe. Mindestens einen vollen Tag Zeit für eine herrliche Wanderung durch die wildzerklüftete Gebirgslandschaft ist in dieser Gegend ein Muss. Das Wanderprofil ist bei 5-6 Stunden leicht bis mittel. Endpunkt der N7 ist die Hafenstadt Tulear/Toliana, in deren Nähe sich das Fischerdorf Ifaty befindet. In den netten, kleinen Hotels dort sollte man mind. 2-3 Nächte verbringen und den nahegelegenen privaten Baobab-Park sowie das Dorf Ifaty und die Stadt Tulear besichtigen. Darüber hinaus ist ein Walbeobachtungsausflug im Kanal von Mosambik sehr zu empfehlen. Die zwischen Juni und September vorbeiziehenden, ca. 15000 Buckelwale lassen sich nahe der Küste besonders gut beobachten. Dazu noch ein freier Tag zur Erholung ist nach der langen Strecke in den Süden bestimmt lohnend. Von Tulear geht es mit dem Flugzeug zurück nach Antananarivo zum 2. Teil des Besichtigungsprogramms in der Hauptstadt.

Diese Reiseroute umfasst inklusive An- und Abreise 14 Reisetage. Bei mehr Zeit und Budget könnte noch der Andisibe-Nationalpark ins Programm aufgenommen werden. Er liegt mit dem PKW/Bus ca. 5 Stunden östlich von Antananarivo. Man muss die Strecke hin und zurück fahren. Der Park, auch ein Regenwald wie der Ranomafana-Nationalpark, ist wunderschön und beheimatet weitere vier Lemurenarten. Eine Bootsfahrt bei der Vakona Forest Lodge am Nachmittag ist ebenfalls sehr lohnend.

Eine weitere Verlängerungsoption ist der Baobab-Wald an der Westküste bei Mondalava. Die 250 m lange Allee dieser 25-30 m hohen Affenbrotbäume findet sich als Sonnenuntergangsmotiv auf jedem Madagaskar-Prospekt und Reiseflyer. Ein echtes Highlight, aber sehr mühsam zu erreichen. Damit verbinden könnte man auch den Steinwald von Tsingy de Bemahara, ein weiteres Naturschauspiel und einzigartig auf der Welt. Für den Besuch dieser beiden Sehenswürdigkeiten müsste man allerdings weitere 6 Tage einplanen und Offroadpisten, Zeltübernachtungen bzw. einfachere Hotels in Kauf nehmen, was für Gruppenreisen mit älteren Teilnehmern schon herausfordernd ist.

Verlängern lässt sich eine Tour auch im Norden des Landes, d.h. bis zur Nordspitze Madagaskars in das französisch-kolonial geprägte Diego Suarez und weiter mit einer Rundtour zum Steinwalds von Red Tsingy und auf der Badeurlaubsinsel Nosy Be mit herrlichen Stränden und türkisfarbenen Wasser. Von Nosy Be ist ein Rückflug mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Frankfurt möglich. Nosy Be ist der touristische Hotspot von Madagaskar. Die meisten Touristen dort verbringen lediglich einen Badeurlaub ohne Madagaskar selbst zu bereisen.

Wenn man von den possierlichen Lemuren und den Baobabwäldern als vermeintliche Hauptattraktion des Landes absieht, reihen sich während der Fahrt von Antananarivo nach Tulear wunderbare Landschaften und (für uns Europäer) erstaunliche und überraschende Beobachtungen im Stundentakt aneinander. Das Landesinnere besteht aus fruchtbarem Hochland (1000-1500 m) mit Reisterrassen und Maniokbäumen, zahlreichen Nationalparks vom Regenwald bis hin zum kargen Isalo-Gebirge. Je weiter man in den Süden und Westen kommt, desto karger und wasserärmer wird die Umgebung. Vor allem ist es aber das sehr einfache Leben der Madegassen, das man überall beobachten kann. Alles wird mit einfachstem Werkzeug in Handarbeit erstellt, es gibt keine Maschinen. Kaum haben wir während Reisen durch die Länder Afrikas oder Südostasiens den Tagesablauf der Menschen so direkt und aus nächster Nähe beobachten können. Sehr hilfreich ist dabei die französische Sprache, die die meisten Madegassen sprechen und gerne Auskunft geben. Ein freundlicher Austausch mit Fragen zum Alltag ist überall möglich. Dabei sind die Madegassen überaus zurückhaltend und (fast) nie aufdringlich. Wir hatten nach 3 Wochen im Land keine unangenehmen oder gar gefährliche Situationen. Die Begegnungen mit den Menschen war das alles Überragende dieser Reise, das hätten wir so nicht erwartet.

Überrascht hat uns auch die exzellente Hotelqualität auf unserer Route. Gut bis sehr gut, bis hervorragend. Nicht zu große Hotels mit Charme, sehr guter (teils französischer) Küche und hervorragendem Service. Neben unserem Driver-Guide hatten wir praktisch bei jedem Besuch noch lokale Guides, die uns sehr engagiert durch die Parks, Städte, Dörfer und Sehenswürdigkeiten führten.

Planung und Organisation einer Gruppenreise nach Madagaskar

Der europäische Sommer bzw. der afrikanische Winter ist für eine Reise nach Madagaskar sehr empfehlendswert. Im Hochland ist es gut 20 Grad, bewölkt bis sonnig und kaum Regen. Nur 1x hat es im Ranomafana-Nationalpark, ein Regenwald, am Vormittag stark geregnet. An der Küste und auf Nosy Be fühlt man die 30 Grad wegen des angenehmen Windes und der geringen Luftfeuchtigkeit kaum. Im September/Oktober werden die Tage insgesamt sonniger und wärmer und schwüler. In der Regenzeit von Februar bis April sind Reisen nach Madagaskar nicht sinnvoll. Ab Mitte April bis Juni ist es herrlich grün, vielleicht die schönste Reisezeit.

Die flugtechnische Anbindung aus Deutschland beschränkt sich auf Ethiopian Airlines und Turkish Airlines, jeweils mit Umstieg in Addis oder Istanbul. Es ist zu hoffen, dass es bald weitere Flugverbindungen gibt, vielleicht sogar nonstop.

Eine Reise nach Madagaskar ist eine Entdeckungsfahrt und Zeitreise in eines der ärmsten Länder der Welt. Und dennoch, oder gerade deswegen, man begegnet unglaublich fleißigen, freundlichen und herzlichen Menschen. Die Städtearchitektur und Landschaftseindrücke sowie die endemische Fauna sind einfach herrlich und spektakulär. Ohne den einen ganz großen Höhepunkt oder DAS EINE UNESCO-Welterbe sind es die ständig wechselnden, nie langweilig werdenden Eindrücke, die die langen Fahrtstrecken wie in einem Diarama kurzweilig werden lassen.

Der Tourismus ist quantitativ auf einem sehr niedrigen Niveau, was das Reiseerlebnis und die Exklusivität für die Reisenden erheblich steigert – auch eine interessante Erfahrung! Keine Warteschlangen, keine Online-Buchungen, keine Eintrittsslots, keine Besuchermassen, keine Massenabfertigungen…, einfach herrlich.

Aber in Madagaskar lässt sich eben auch das Dilemma vieler afrikanischer Länder sehr deutlich erfahren. Reiches, fruchtbares und großes Land (mit nur knapp 30 Mio. Einwohnern), das aufgrund der politischen Strukturen nicht vom Fleck kommt. Korruption durchzieht den Alltag und die Gesellschaft auf allen Ebenen. Gelder aus dem Ausland versickern, anstatt z.B. das wirklich überschaubare Verkehrsnetz in Schuss zu halten und evtl. eine dritte ATR Turboprop Maschinen für die madegassische Fluggesellschaft zu kaufen. Im Moment wird das gesamte inländische Flugnetz von nur zwei (!) Turboprop Maschinen bewältigt, Wahnsinn! Für viele der Kinder gibt es nicht genügend Schulen bzw. keine Lehrer und Krankenhäuser haben kaum Medikamente, …die Liste der erforderlichen Investitionen ist lang. Darüber hinaus macht die durch Armut notwendige Entwaldung große Sorgen für die Zukunft.

Die jahrzehntelange Arbeit der ungezählten, in Madagaskar tätigen NGOs sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Eine Reise nach Madagaskar ist daher auch eine Auseinandersetzung mit den brennendsten Themen unserer Zeit und steht exemplarisch für so viele andere Länder und das Nord-Südgefälle.

Dennoch, Madagaskar ist in jeder Hinsicht beeindruckend, berührend, lehrreich, bereichernd, emotional, vielseitig, nichts für schwache Nerven, strapaziös, intensiv und in seinen vielfältigen Eindrücken kaum zu vermitteln.

Für Afrika-Erstreisende und junge Menschen eigentlich ein idealer Einstieg in einen Kontinent, von dem wir so viel lernen können. Und für junggebliebene Reisegruppen mit Interesse am Land und christlichem und sozialem Hintergrund eine ganz wunderbare und intensive Erfahrung, die sicherlich lange nachhallen wird.

Ich berate Sie gerne bei der Planung Ihrer Gruppenreise, Studienreise, Begegnungsreise nach Madagaskar und bedanke mich sehr bei unserem zuverlässigen und kompetenten Partneragentur in Antananarivo.

Die Fotos der Reise finden Sie in unserer Fotogalerie Madagaskar. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich dafür ein wenig Zeit nehmen, es lohnt sich.

Wenn Sie als Gruppenleiterin oder als Gruppenleiter eigene Gruppenreisen-Studienreisen planen, würde ich mich sehr freuen, Sie bei einer unseren nächsten Informationsreisen für Gruppenverantwortliche begrüßen zu dürfen.

Ihr Guido Völkel