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Gut ein Jahr ist es jetzt her, als sich 22 Lehramts-Studierende und Nachqualifikanten für das Fach katholische Religion zur 10-tägigen Studien- und Pilgerfahrt auf nach Israel machten. Unter der versierten Leitung von StD` i.K. Birgitta Greif erwarteten die Teilnehmer ein volles Programm mit den unterschiedlichsten Eindrücken auf den Spuren Jesu. Wir denken gerade in diesem Sommer, in dem das Reisen unter ganz anderen Vorzeichen steht, besonders gerne an dieses unvergleichliche Erlebnis zurück.
Das erste Abenteuer mussten wir alleine meistern – den Sicherheits-Check der Fluggesellschaft ELAL mit ausführlichen Befragungen und Taschenkontrollen. Unsere Chefin, Birgitta Greif, und Chefzi Hilger, die örtliche Reiseführerin, erwarteten uns dann am Flughafen in Tel Aviv um uns in den Norden zu begleiten. Von Nazareth aus starteten wir zum Berg Tabor – dem Ort der Verklärung des Herrn. „Dies ist mein geliebter Sohn“ – mit den Schriftworten begann unsere Pilgerreise mit einer Morgenandacht. Neben einer kleinen Kerze gab es ein Pilgerabzeichen für jeden – uns begleitet es heute noch am Wanderrucksack.
In Nazareth selbst besuchten wir einen Gewürz- und Kaffeeladen und tauchten so mit allen Sinnen in die uns fremde und doch aus biblischen Erzählungen vertraute Welt ein. Vorbei ging es am Marienbrunnen zur Verkündigungsbasilika, wo nach der römisch-katholischen Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschien.
Mit einer Bootsfahrt auf dem See Genezareth begann der nächste Tag. Es regte sich kein Lüftchen – in der stehenden Hitze befanden wir uns in derselben Situation, in der Jesu sich auf dem Schiff zu Ruhe bettete. Der biblische Sturm blieb uns erspart, obwohl er während der Schriftlesung doch von vielen heimlich herbeigesehnt wurde …
Zu Mittag gab es selbstverständlich Petersfisch (wollen wir doch alle Menschenfischer werden), bevor es weiter nach Kapernaum ging. Wir besuchten dort auch die Kirche, die über den Resten von Petrus‘ Wohnhauses errichtet wurde.
Am vierten Tag stand Massada auf dem Programm, die beeindruckende herodianische Felsenfestung mitten in der Wüste. Puh, hier war es wirklich sehr heiß! Es ließ sich kaum ein schattiges Plätzchen finden. Und wir mussten nur uns selbst bewegen und keine Steine oder gar körperlich arbeiten! Was mag wohl die Herrscher damals bewogen haben, sich in dieser unwirtlichen Umgebung eine so große Anlage errichten zu lassen?
Die erhoffte Abkühlung an der Badestelle am Toten Meer blieb aus, das Meerwasser war unglaublich warm! Viel länger als fürs obligatorische Foto „liegend mit Zeitung“ hielt man es kaum aus!
Mit dem Element Wassser begannen wir den fünften Tag in Qasr-al-Yahud, der neu zugänglichen Taufstelle direkt am Jordan mit einer Tauferinnungsfeier. In mitgebrachten kleinen Fläschchen füllten wir uns Jordan-Wasser für zuhause ab.
Weiter führte uns die Reise nach Jerusalem. Der Bus entließ uns bei der Davidstadt und wir liefen etwa 35 Minuten lang durch den uralten, engen, stockdunklen und mit Wasser gefüllten Hezekiah-Tunnel bis zum Siloah-Teich. Auch das war ein Erlebnis der besonderen Art. In Zeiten von Corona doppelt unvorstellbar, wie wir dicht an dicht durch die Gänge liefen. Sicherheitsabstand? Fehlanzeige! Ohne Vordermann hätte die Orientierung gefehlt.
Untergebracht im griechisch-kath. Gästehaus direkt in der Altstadt beim Jaffa-Tor erkundeten wir unter der fachkundigen Leitung von Chefzi Hilger die facettenreiche und geschichtsträchtige Stadt Jerusalem: Ölberg, Garten Getsemane, Mariengrab, Gartengrab, Antoniafestung, Via Dolorosa und Erlöserkirche. In der St.-Annen-Kirche nutzten auch wir die tolle Akustik und versuchten uns mit der Gruppe in einem spontanen deutschen Kanon („Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“). Die Grabeskirche war besonders beeindruckend: Vereint sie doch verschiedene Konfessionen unter einem Dach. Am Abend erlebten wir einen Sabbat-Gottesdienst in der „Großen Synagoge“ in der King-Georg-Street.
Am Sonntag feierten wir die Messe in der Dormitio-Abtei mit Pater Elias Pfiffi, der aus Hauenstein stammt. Ein weiteres Highlight in Jerusalem war natürlich der Besuch des Tempelbergs mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee. Hier gab es strenge Sicherheitskontrollen und auch auf die Einhaltung der Kleiderordnung (Frauen müssen unbedingt die Ellenbogen bedecken -die Beine sowieso) wird genauestens geachtet.
Gleich daneben herrschte reges Treiben an der Klagemauer. Dort gibt es (wie auch in der Synagoge) nach Geschlechtern getrennten Bereiche, der für Männer ist deutlich größer! Wir konnten gleich bei mehreren Bar-Mizwa-Feiern zuschauen. Die Prozessionen der gesamten Familie zur Klagemauer (hier noch vereint) erinnerten uns ein bisschen an Fronleichnam.
Weiter ging es zur Holocaust-Gedenkstätte Yas Vashem. Das sehr große Gelände beherbergt neben dem Holocaust History Museum z.B. auch die „Hall of Names“ und die Hall of Remembrance, das Children’s Memorial und die Allee der Gerechten. Während unseres dreistündigen Aufenthalts konnten wir uns nur einen Überblick über die Anlage verschaffen, die die dunklen Kapitel unserer Geschichte dokumentiert. Wir beendeten den Besuch mit persönlicher Andacht und gemeinsamem Totengedenken.
Anschließend fuhren wir weiter ins palästinensische Autonomiegebiet. Beim Anblick der Mauer kam uns sofort der „antifaschistischer Schutzwall“ Berlins in den Sinn. (Den Studierenden – alle nach 1989 geboren – war das anders.) In Bethlehem besuchten wir die Geburtskirche und die angrenzenden Katharinenkirche. Nächster Stopp war eine Kirche von aramäischen Christen. Der Messner sang uns das Vater-unser in Aramäisch vor. Nach dem Besuch der Milchgrotte kauften wir Souvenirs in einer Olivenholzwerkstatt, z.B. schöne Kreuze und Krippenfiguren.
Gestärkt dank der besten Falafel der Reise (Standard-Mittagessen während unserer Fahrt!) machten wir uns auf zu den Hirtenfeldern, wo wir in einer Felsenkapelle bei ca. 30 Grad eine Weihnachtsandacht feiern. Natürlich mit drei Strophen „Stille Nacht“. Unsere Reiseleiterin Birgitta Greif hatte für jeden eine Weihnachtskarte mitgebracht, die wir direkt aus Bethlehem an einen lieben Menschen verschicken konnten. Heute wissen wir: Sie kamen alle rechtzeitig zum Fest an!
Am letzten Tag unserer Reise besuchten wir auf dem Weg zum Flughafen noch die Knesseth, das israelischen Parlamentsgebäude und das Israel-Museum mit den Qumran-Schriftrollen. Dann hieß es für alle Abschied nehmen vom Heiligen Land mit vielen Eindrücken und einigen Souvenirs im Gepäck.
Ein Bericht von Silke und Ulf Weber